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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 1289 Mann, kumm na Hus, de Her Pastauer is da, un well'n Ossen sein (sehen). (Westf.)

1290 Mann läst manchen tauglichen (guten) Mann anstatt einer Henne vmbgehen. - Lehmann, 773, 23.

1291 Mann, nimm deine Hau', ernähre deine Frau! - Simrock, 6782; Venedey, 100; Körte, 4066.

1292 Mann ohne Bart ist Weiberart.

1293 Mann ohne Weib, Haupt ohne Leib; Weib ohne Mann, Leib und kein Haupt daran! - Venedey, 94; Braun, I, 2521.

Dän.: Mand uden hustru er hoved uden legem, qvinde uden huusbond legem uden hoved. (Prov. dan., 317.)

1294 Mann on Wiew sön en Liew; wenn se söck prögle, sönd et doch ehrer twei. - Frischbier2, 2534.

1295 Mann und Frau liegen so lange auf Einem Kissen, bis sie kriegen Ein Gewissen. - Bog. Goltz, Zur Charakteristik und Naturgeschichte der Frauen.

1296 Mann und Frau sind die nächsten Verwandten, wenn sie zwei Paar Beine übereinander legen. - Winckler, III, 23.

1297 Mann und Hund haben manche böse Stund'.

Dän.: Manden og den hund de have saa mangen ond stund. (Prov. dan., 409.)

1298 Mann und Hund machen die Rund', aber Katzen und Weiben sollen zu Hause bleiben.

Holl.: Mannen en honden, die doen de ronden, maar katten en wijfen moeten t' huis blijven. (Harrebomee, II, 62a.)

1299 Mann und Vorsatz halten Schritt.

1300 Mann und Weib haben (gemein) kein gezweites Gut zu ihrem Leib. - Eisenhart, 120; Eiselein, 446; Estor, III, 437; Hillebrand, 121, 168; Pistor., VIII, 54; Simrock, 6781; Runde, 603; Graf, 153, 64.

Von der Vormundschaft, die dem Manne über seine Ehefrau zusteht, indem er ihre Güter verwaltet und das Recht besitzt, den Nutzen davon zu ziehen, durch welches Verfügungsrecht sich diese Vormundschaft von allen unterscheidet. In Hindostan heisst es: Die beste Genossenschaft ist zwischen Mann und Weib. (Reinsberg I, 94.) Die Russen sagen: Mann und Frau sind eine Seele. Die Czechen: Was dem Mann theuer, ist der Frau heilig. Es soll durch das Sprichwort das enge Band, das zwischen Ehegatten besteht, angezeigt werden. Ferner ist nach demselben die Gewalt über die Kinder beiden Eheleuten gemein; beide gehören miteinander unter eine Gerichtsbarkeit und nach dem Kirchenrecht beide in eine gemeinschaftliche Pfarre. Es bezieht sich jedoch nicht auf Handlungen, die nicht aus dem Ehestande herfliessen, sondern von den Ehegatten als Staatsbürger begangen werden. (Vgl. auch Saphir's Marinirte Sprichwörter in seinen Humoristischen Abenden, Augsburg 1830.)

Mhd.: Man und weip ist ain laip. (Rössler, Stadtrecht von Brünn, III, 401.) - Ir habet wol vernommen daz, daz der man unt sein weip süln sein ein sele und ein leip. (Eraclius.) - Hie felschit sich daz alde wort, daz wart missemeilig dort, daz ein man und sein weip solden haben einen leip. (Georg.) - Daz si zwo sele unde ein leip waren, do si was sein weip. (Klage.) - Ein leip, zwo sele, daz ist, swa sich zwei gebent ze samen mit rechter e. (Reinm. Zw.) - Der wirt und ouch sein weip zwo selen und niur ein leip. (Altschwert.) - Diu was im nach sippe ein leip und zwo selen doch, alz ez ist gewonlich noch. (Martina.) - Ein leip, zwo sele, ein munt, ein muot. (Reinm. Zw.) (Zingerle, 97.)

Böhm.: Muz neprede, a bez kosile nechodi, a baba ac prede, predce dvou nenosi. (Celakovsky, 186.)

Frz.: Mari et femme ne font qu'un corps. (Masson, 243.)

Holl.: Man en wijf zijn twee zielen in een lijf. (Harrebomee, II, 62a.)

Lat.: Animae dimidium meae. - Una inquimus amina mea et huius. (Arist.) (Eiselein, 447.)

Schwed.: Qwinnan och mannen äro ett. (Törning, 127.)

1301 Mann und Weib haben kein verschieden (gezweit) Gut. - Graf, 153, 65.

Die deutschen Rechte kennen nur zwei Hauptarten der Ordnung ehelicher Vermögensrechte; entweder werden die Güter geeinigt und verbunden für alle Zukunft, auch über die Dauer der Ehe hinaus (Gütergemeinschaft) oder nur für die Dauer der Ehe (Güterverbindung). Die letztere Form ist die allgemeine, auf die sich wol auch das obige Sprichwort bezieht. Ehegatten haben für die Dauer ihres Lebens kein verschiedenes Gut. Das Sprichwort hat seine Quelle wol im Sachsenspiegel (I, 31, 1): Man unde wyf ne hebbet nein getveiet gut to irme live.

Holl.: Mann unde Wyf hebben geen verscheyden Goet. (Ant. Mathaeus, Paroemia belgica, Nr. 9.)

Schwed.: Man och qwinna hafwa obytt sins emellan. - Wänners gods bör wara odeelt. (Törning, 105.)

[Spaltenumbruch] 1302 Mann und Weib ist oin Leib, aber itt oin Wämpa. (Illeraichen.) - Birlinger, 526.

1303 Mann und Weib ist oin Leib, aber nitt oin Maga. (Saulgau.) - Birlinger, 526.

1304 Mann und Weib kommen auf halb und halb zusammen. - Graf, 153, 68.

1305 Mann und Weib sei ein Leib, sagte der Bauer; aber ich ha uff der Pust feir zwe missa zoal'n.

Holl.: Man en vrouw zijn een, zei Jochem; maar in de delftsche schuit betalen zij voor twee. (Harrebomee, II, 62a.)

1306 Mann und Weib sein e Thier; wenn sie sich aber keilen, denkt ma, 's sei 'ner (es sind ihrer) vier.

Holl.: Man en wijf zijn een, maar als ze zamen kijven, stellig twee. (Harrebomee, II, 62b.)

1307 Mann und Weib sind ein Leib. - Estor, I, 346; III, 438; Eisenhart, 113; Eiselein, 447; Hillebrand, 164; Pistor., VI, 95; Reyscher, V, 203; Petri, II, 470; Luther's Tischr., 402b; Sailer, 141; Schulze, 1; Simrock, 6778; Körte, 4068; Graf, 139, 1; Parömiakon, 2407 u. 2954; Braun, I, 2522; Reinsberg I, 93 u. 147.

In Ostfriesland: Mann un Weif is (sind) en Leif. (Hauskalender, I; Kern, 238.) "Aber selten", bemerkt jemand, "ausgenommen sie liegen einander in den Haaren, ein Kopf." Bei Gottsched (Versuch einer kritischen Dichtkunst) lesen wir: "Ein Mann und Weib sind nur ein Leib, pflegt man zu sagen; doch wird es klar, dass sie ein Paar, wenn sie sich schlagen."

Mhd.: Alse in got geboten hat, daz bede man unde weip sein als ein leip. (Kaiserchronik.) (Zingerle, 198.) Nach 1 Mos. 2, 24.

1308 Mann und Weib sind Ein Leib; aber ein Sinn findet sich selten darin.

1309 Mann und Weib sind ein Leib, sagte der Mann, als die Frau schalt, dass er einen Bittern getrunken hatte.

Er meinte, es sei ebenso gut, als wenn sie ihn getrunken hätte.

1310 Mann und Weib sind in gleicher Gewer. - Estor, III, 438; Hillebrand, 122; Graf, 153, 66.

Ihr beiderseitiges Vermögen ist für die Dauer der Ehe vereinigt, im Wesen aber getrennt. Nimmt man das Wort "Gewer" im Sinne von Besitz, so hat das Sprichwort den Sinn: Mann und Weib haben kein gezweites Gut. Fasst man es in der Bedeutung von Haus und Hof auf, so sagt es, dass Mann und Frau das gleiche Domicil, nämlich das des Mannes, haben. (Sachsenspiegel, I, 31, 2 u. 45, 2.)

1311 Mann und Weib soll Kindstheil nehmen. - Graf, 270, 250.

Vom Erbrecht überlebender Ehegatten, welches ihm neben den Kindern eingeräumt war. Meist war ihm ein Kopftheil bestimmt. Nach manchen Schweizerrechten erhält die Witwe wenn ein Kind oder zwei vorhanden sind, je ein Drittel. Meist bleiben sie aber beisammen und theilen gar nicht. (S. Frau 625 und Mutter.)

1312 Mann und Weib werden mit den Händen zusammengegeben, und mit den Füssen laufen sie wieder auseinander. (S. Hand 289.)

Die Chinesen sagen: Mann und Weib sind den Vögeln auf dem Felde ähnlich; des Nachts kommen sie in einerlei Gebüsch zusammen, aber am Morgen trennen sie sich voneinander. (Reinsberg I, 96.)

Dän.: Mand og qvinde gives sammen med haenderne, men med föd derne löbe de fra hinanden igien. (Prov. dan., 439.)

1313 Mann und Wein haben früh und abends andern Schein.

Frz.: On ne doibt juger d'homme ne de vin sans les esprouver soir et matin. (Leroux, II, 273.)

1314 Mann unn Fru is ens. (Rendsburg.)

1315 Mann vnd Weib offt die armuth zwingt vnd sie zu list vnnd lügen dringt. - Lehmann, 492, 20.

1316 Mann vör Mann 'n Vagel, säd' de Paster, un mi de gebraden Gos. - Hoefer, 812.

1317 Mann vör Mann 'n Vugel, äwwer de Köster (Küster) man 'n Lokfinken. (Lippe.)

Sagt z. B. der Vorsitzende bei einem Mahle, um auszudrücken, jeder solle ein volles Glas ganz austrinken oder von Bratvögeln, Würsten u. s. w. aus der umgehenden Schüssel ein ganzes Exemplar nehmen und verzehren, wenn auch für den Küster nur ein kleiner Rest übrigbleibe. Wol noch aus der Zeit der Reihentische.

1318 Mann vör Mann 'nen Vogel, seggt jene Mann un leggt sich dei Gans up'n Teller. (Mecklenburg.) - Raabe, 75.

[Spaltenumbruch] 1289 Mann, kumm na Hus, de Her Pastauer is da, un well'n Ossen sein (sehen). (Westf.)

1290 Mann läst manchen tauglichen (guten) Mann anstatt einer Henne vmbgehen.Lehmann, 773, 23.

1291 Mann, nimm deine Hau', ernähre deine Frau!Simrock, 6782; Venedey, 100; Körte, 4066.

1292 Mann ohne Bart ist Weiberart.

1293 Mann ohne Weib, Haupt ohne Leib; Weib ohne Mann, Leib und kein Haupt daran!Venedey, 94; Braun, I, 2521.

Dän.: Mand uden hustru er hoved uden legem, qvinde uden huusbond legem uden hoved. (Prov. dan., 317.)

1294 Mann on Wiew sön ên Liew; wenn se söck prögle, sönd et doch ehrer twei.Frischbier2, 2534.

1295 Mann und Frau liegen so lange auf Einem Kissen, bis sie kriegen Ein Gewissen.Bog. Goltz, Zur Charakteristik und Naturgeschichte der Frauen.

1296 Mann und Frau sind die nächsten Verwandten, wenn sie zwei Paar Beine übereinander legen.Winckler, III, 23.

1297 Mann und Hund haben manche böse Stund'.

Dän.: Manden og den hund de have saa mangen ond stund. (Prov. dan., 409.)

1298 Mann und Hund machen die Rund', aber Katzen und Weiben sollen zu Hause bleiben.

Holl.: Mannen en honden, die doen de ronden, maar katten en wijfen moeten t' huis blijven. (Harrebomée, II, 62a.)

1299 Mann und Vorsatz halten Schritt.

1300 Mann und Weib haben (gemein) kein gezweites Gut zu ihrem Leib.Eisenhart, 120; Eiselein, 446; Estor, III, 437; Hillebrand, 121, 168; Pistor., VIII, 54; Simrock, 6781; Runde, 603; Graf, 153, 64.

Von der Vormundschaft, die dem Manne über seine Ehefrau zusteht, indem er ihre Güter verwaltet und das Recht besitzt, den Nutzen davon zu ziehen, durch welches Verfügungsrecht sich diese Vormundschaft von allen unterscheidet. In Hindostan heisst es: Die beste Genossenschaft ist zwischen Mann und Weib. (Reinsberg I, 94.) Die Russen sagen: Mann und Frau sind eine Seele. Die Czechen: Was dem Mann theuer, ist der Frau heilig. Es soll durch das Sprichwort das enge Band, das zwischen Ehegatten besteht, angezeigt werden. Ferner ist nach demselben die Gewalt über die Kinder beiden Eheleuten gemein; beide gehören miteinander unter eine Gerichtsbarkeit und nach dem Kirchenrecht beide in eine gemeinschaftliche Pfarre. Es bezieht sich jedoch nicht auf Handlungen, die nicht aus dem Ehestande herfliessen, sondern von den Ehegatten als Staatsbürger begangen werden. (Vgl. auch Saphir's Marinirte Sprichwörter in seinen Humoristischen Abenden, Augsburg 1830.)

Mhd.: Man und weip ist ain laip. (Rössler, Stadtrecht von Brünn, III, 401.) – Ir habet wol vernommen daz, daz der man unt sîn wîp süln sîn ein sêle und ein lîp. (Eraclius.) – Hie felschit sich daz alde wort, daz wart missemeilig dort, daz ein man und sîn wîp solden haben einen lîp. (Georg.) – Daz si zwô sele unde ein lîp wâren, dô si was sîn wîp. (Klage.) – Ein lîp, zwô sêle, daz ist, swâ sich zwei gebent ze samen mit rechter ê. (Reinm. Zw.) – Der wirt und ouch sîn wîp zwô sêlen und niur ein lîp. (Altschwert.) – Diu was im nâch sippe ein lîp und zwô sêlen doch, alz ez ist gewonlich noch. (Martina.) – Ein lîp, zwô sêle, ein munt, ein muot. (Reinm. Zw.) (Zingerle, 97.)

Böhm.: Muž nepřede, a bez košile nechodí, a bába ač přede, předce dvou nenosí. (Čelakovsky, 186.)

Frz.: Mari et femme ne font qu'un corps. (Masson, 243.)

Holl.: Man en wijf zijn twee zielen in één lijf. (Harrebomée, II, 62a.)

Lat.: Animae dimidium meae. – Una inquimus amina mea et huius. (Arist.) (Eiselein, 447.)

Schwed.: Qwinnan och mannen äro ett. (Törning, 127.)

1301 Mann und Weib haben kein verschieden (gezweit) Gut.Graf, 153, 65.

Die deutschen Rechte kennen nur zwei Hauptarten der Ordnung ehelicher Vermögensrechte; entweder werden die Güter geeinigt und verbunden für alle Zukunft, auch über die Dauer der Ehe hinaus (Gütergemeinschaft) oder nur für die Dauer der Ehe (Güterverbindung). Die letztere Form ist die allgemeine, auf die sich wol auch das obige Sprichwort bezieht. Ehegatten haben für die Dauer ihres Lebens kein verschiedenes Gut. Das Sprichwort hat seine Quelle wol im Sachsenspiegel (I, 31, 1): Man unde wyf ne hebbet nein getveiet gut to irme live.

Holl.: Mann unde Wyf hebben geen verscheyden Goet. (Ant. Mathaeus, Paroemia belgica, Nr. 9.)

Schwed.: Man och qwinna hafwa obytt sins emellan. – Wänners gods bör wara odeelt. (Törning, 105.)

[Spaltenumbruch] 1302 Mann und Weib ist oin Leib, aber itt oin Wämpa. (Illeraichen.) – Birlinger, 526.

1303 Mann und Weib ist oin Leib, aber nitt oin Maga. (Saulgau.) – Birlinger, 526.

1304 Mann und Weib kommen auf halb und halb zusammen.Graf, 153, 68.

1305 Mann und Weib sei ein Leib, sagte der Bauer; aber ich ha uff der Pust fîr zwê missa zoal'n.

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1306 Mann und Weib sein e Thier; wenn sie sich aber keilen, denkt ma, 's sei 'ner (es sind ihrer) vier.

Holl.: Man en wijf zijn één, maar als ze zamen kijven, stellig twee. (Harrebomée, II, 62b.)

1307 Mann und Weib sind ein Leib.Estor, I, 346; III, 438; Eisenhart, 113; Eiselein, 447; Hillebrand, 164; Pistor., VI, 95; Reyscher, V, 203; Petri, II, 470; Luther's Tischr., 402b; Sailer, 141; Schulze, 1; Simrock, 6778; Körte, 4068; Graf, 139, 1; Parömiakon, 2407 u. 2954; Braun, I, 2522; Reinsberg I, 93 u. 147.

In Ostfriesland: Mann un Wîf is (sind) en Lîf. (Hauskalender, I; Kern, 238.) „Aber selten“, bemerkt jemand, „ausgenommen sie liegen einander in den Haaren, ein Kopf.“ Bei Gottsched (Versuch einer kritischen Dichtkunst) lesen wir: „Ein Mann und Weib sind nur ein Leib, pflegt man zu sagen; doch wird es klar, dass sie ein Paar, wenn sie sich schlagen.“

Mhd.: Alse in got geboten hât, daz bêde man unde wîp sîn als ein lîp. (Kaiserchronik.) (Zingerle, 198.) Nach 1 Mos. 2, 24.

1308 Mann und Weib sind Ein Leib; aber ein Sinn findet sich selten darin.

1309 Mann und Weib sind ein Leib, sagte der Mann, als die Frau schalt, dass er einen Bittern getrunken hatte.

Er meinte, es sei ebenso gut, als wenn sie ihn getrunken hätte.

1310 Mann und Weib sind in gleicher Gewer.Estor, III, 438; Hillebrand, 122; Graf, 153, 66.

Ihr beiderseitiges Vermögen ist für die Dauer der Ehe vereinigt, im Wesen aber getrennt. Nimmt man das Wort „Gewer“ im Sinne von Besitz, so hat das Sprichwort den Sinn: Mann und Weib haben kein gezweites Gut. Fasst man es in der Bedeutung von Haus und Hof auf, so sagt es, dass Mann und Frau das gleiche Domicil, nämlich das des Mannes, haben. (Sachsenspiegel, I, 31, 2 u. 45, 2.)

1311 Mann und Weib soll Kindstheil nehmen.Graf, 270, 250.

Vom Erbrecht überlebender Ehegatten, welches ihm neben den Kindern eingeräumt war. Meist war ihm ein Kopftheil bestimmt. Nach manchen Schweizerrechten erhält die Witwe wenn ein Kind oder zwei vorhanden sind, je ein Drittel. Meist bleiben sie aber beisammen und theilen gar nicht. (S. Frau 625 und Mutter.)

1312 Mann und Weib werden mit den Händen zusammengegeben, und mit den Füssen laufen sie wieder auseinander. (S. Hand 289.)

Die Chinesen sagen: Mann und Weib sind den Vögeln auf dem Felde ähnlich; des Nachts kommen sie in einerlei Gebüsch zusammen, aber am Morgen trennen sie sich voneinander. (Reinsberg I, 96.)

Dän.: Mand og qvinde gives sammen med hænderne, men med fød derne løbe de fra hinanden igien. (Prov. dan., 439.)

1313 Mann und Wein haben früh und abends andern Schein.

Frz.: On ne doibt juger d'homme ne de vin sans les esprouver soir et matin. (Leroux, II, 273.)

1314 Mann unn Fru is êns. (Rendsburg.)

1315 Mann vnd Weib offt die armuth zwingt vnd sie zu list vnnd lügen dringt.Lehmann, 492, 20.

1316 Mann vör Mann 'n Vâgel, säd' de Paster, un mi de gebraden Gôs.Hoefer, 812.

1317 Mann vör Mann 'n Vugel, äwwer de Köster (Küster) man 'n Lokfinken. (Lippe.)

Sagt z. B. der Vorsitzende bei einem Mahle, um auszudrücken, jeder solle ein volles Glas ganz austrinken oder von Bratvögeln, Würsten u. s. w. aus der umgehenden Schüssel ein ganzes Exemplar nehmen und verzehren, wenn auch für den Küster nur ein kleiner Rest übrigbleibe. Wol noch aus der Zeit der Reihentische.

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[[210]/0224] 1289 Mann, kumm na Hus, de Her Pastauer is da, un well'n Ossen sein (sehen). (Westf.) 1290 Mann läst manchen tauglichen (guten) Mann anstatt einer Henne vmbgehen. – Lehmann, 773, 23. 1291 Mann, nimm deine Hau', ernähre deine Frau! – Simrock, 6782; Venedey, 100; Körte, 4066. 1292 Mann ohne Bart ist Weiberart. 1293 Mann ohne Weib, Haupt ohne Leib; Weib ohne Mann, Leib und kein Haupt daran! – Venedey, 94; Braun, I, 2521. Dän.: Mand uden hustru er hoved uden legem, qvinde uden huusbond legem uden hoved. (Prov. dan., 317.) 1294 Mann on Wiew sön ên Liew; wenn se söck prögle, sönd et doch ehrer twei. – Frischbier2, 2534. 1295 Mann und Frau liegen so lange auf Einem Kissen, bis sie kriegen Ein Gewissen. – Bog. Goltz, Zur Charakteristik und Naturgeschichte der Frauen. 1296 Mann und Frau sind die nächsten Verwandten, wenn sie zwei Paar Beine übereinander legen. – Winckler, III, 23. 1297 Mann und Hund haben manche böse Stund'. Dän.: Manden og den hund de have saa mangen ond stund. (Prov. dan., 409.) 1298 Mann und Hund machen die Rund', aber Katzen und Weiben sollen zu Hause bleiben. Holl.: Mannen en honden, die doen de ronden, maar katten en wijfen moeten t' huis blijven. (Harrebomée, II, 62a.) 1299 Mann und Vorsatz halten Schritt. 1300 Mann und Weib haben (gemein) kein gezweites Gut zu ihrem Leib. – Eisenhart, 120; Eiselein, 446; Estor, III, 437; Hillebrand, 121, 168; Pistor., VIII, 54; Simrock, 6781; Runde, 603; Graf, 153, 64. Von der Vormundschaft, die dem Manne über seine Ehefrau zusteht, indem er ihre Güter verwaltet und das Recht besitzt, den Nutzen davon zu ziehen, durch welches Verfügungsrecht sich diese Vormundschaft von allen unterscheidet. In Hindostan heisst es: Die beste Genossenschaft ist zwischen Mann und Weib. (Reinsberg I, 94.) Die Russen sagen: Mann und Frau sind eine Seele. Die Czechen: Was dem Mann theuer, ist der Frau heilig. Es soll durch das Sprichwort das enge Band, das zwischen Ehegatten besteht, angezeigt werden. Ferner ist nach demselben die Gewalt über die Kinder beiden Eheleuten gemein; beide gehören miteinander unter eine Gerichtsbarkeit und nach dem Kirchenrecht beide in eine gemeinschaftliche Pfarre. Es bezieht sich jedoch nicht auf Handlungen, die nicht aus dem Ehestande herfliessen, sondern von den Ehegatten als Staatsbürger begangen werden. (Vgl. auch Saphir's Marinirte Sprichwörter in seinen Humoristischen Abenden, Augsburg 1830.) Mhd.: Man und weip ist ain laip. (Rössler, Stadtrecht von Brünn, III, 401.) – Ir habet wol vernommen daz, daz der man unt sîn wîp süln sîn ein sêle und ein lîp. (Eraclius.) – Hie felschit sich daz alde wort, daz wart missemeilig dort, daz ein man und sîn wîp solden haben einen lîp. (Georg.) – Daz si zwô sele unde ein lîp wâren, dô si was sîn wîp. (Klage.) – Ein lîp, zwô sêle, daz ist, swâ sich zwei gebent ze samen mit rechter ê. (Reinm. Zw.) – Der wirt und ouch sîn wîp zwô sêlen und niur ein lîp. (Altschwert.) – Diu was im nâch sippe ein lîp und zwô sêlen doch, alz ez ist gewonlich noch. (Martina.) – Ein lîp, zwô sêle, ein munt, ein muot. (Reinm. Zw.) (Zingerle, 97.) Böhm.: Muž nepřede, a bez košile nechodí, a bába ač přede, předce dvou nenosí. (Čelakovsky, 186.) Frz.: Mari et femme ne font qu'un corps. (Masson, 243.) Holl.: Man en wijf zijn twee zielen in één lijf. (Harrebomée, II, 62a.) Lat.: Animae dimidium meae. – Una inquimus amina mea et huius. (Arist.) (Eiselein, 447.) Schwed.: Qwinnan och mannen äro ett. (Törning, 127.) 1301 Mann und Weib haben kein verschieden (gezweit) Gut. – Graf, 153, 65. Die deutschen Rechte kennen nur zwei Hauptarten der Ordnung ehelicher Vermögensrechte; entweder werden die Güter geeinigt und verbunden für alle Zukunft, auch über die Dauer der Ehe hinaus (Gütergemeinschaft) oder nur für die Dauer der Ehe (Güterverbindung). Die letztere Form ist die allgemeine, auf die sich wol auch das obige Sprichwort bezieht. Ehegatten haben für die Dauer ihres Lebens kein verschiedenes Gut. Das Sprichwort hat seine Quelle wol im Sachsenspiegel (I, 31, 1): Man unde wyf ne hebbet nein getveiet gut to irme live. Holl.: Mann unde Wyf hebben geen verscheyden Goet. (Ant. Mathaeus, Paroemia belgica, Nr. 9.) Schwed.: Man och qwinna hafwa obytt sins emellan. – Wänners gods bör wara odeelt. (Törning, 105.) 1302 Mann und Weib ist oin Leib, aber itt oin Wämpa. (Illeraichen.) – Birlinger, 526. 1303 Mann und Weib ist oin Leib, aber nitt oin Maga. (Saulgau.) – Birlinger, 526. 1304 Mann und Weib kommen auf halb und halb zusammen. – Graf, 153, 68. 1305 Mann und Weib sei ein Leib, sagte der Bauer; aber ich ha uff der Pust fîr zwê missa zoal'n. Holl.: Man en vrouw zijn één, zei Jochem; maar in de delftsche schuit betalen zij voor twee. (Harrebomée, II, 62a.) 1306 Mann und Weib sein e Thier; wenn sie sich aber keilen, denkt ma, 's sei 'ner (es sind ihrer) vier. Holl.: Man en wijf zijn één, maar als ze zamen kijven, stellig twee. (Harrebomée, II, 62b.) 1307 Mann und Weib sind ein Leib. – Estor, I, 346; III, 438; Eisenhart, 113; Eiselein, 447; Hillebrand, 164; Pistor., VI, 95; Reyscher, V, 203; Petri, II, 470; Luther's Tischr., 402b; Sailer, 141; Schulze, 1; Simrock, 6778; Körte, 4068; Graf, 139, 1; Parömiakon, 2407 u. 2954; Braun, I, 2522; Reinsberg I, 93 u. 147. In Ostfriesland: Mann un Wîf is (sind) en Lîf. (Hauskalender, I; Kern, 238.) „Aber selten“, bemerkt jemand, „ausgenommen sie liegen einander in den Haaren, ein Kopf.“ Bei Gottsched (Versuch einer kritischen Dichtkunst) lesen wir: „Ein Mann und Weib sind nur ein Leib, pflegt man zu sagen; doch wird es klar, dass sie ein Paar, wenn sie sich schlagen.“ Mhd.: Alse in got geboten hât, daz bêde man unde wîp sîn als ein lîp. (Kaiserchronik.) (Zingerle, 198.) Nach 1 Mos. 2, 24. 1308 Mann und Weib sind Ein Leib; aber ein Sinn findet sich selten darin. 1309 Mann und Weib sind ein Leib, sagte der Mann, als die Frau schalt, dass er einen Bittern getrunken hatte. Er meinte, es sei ebenso gut, als wenn sie ihn getrunken hätte. 1310 Mann und Weib sind in gleicher Gewer. – Estor, III, 438; Hillebrand, 122; Graf, 153, 66. Ihr beiderseitiges Vermögen ist für die Dauer der Ehe vereinigt, im Wesen aber getrennt. Nimmt man das Wort „Gewer“ im Sinne von Besitz, so hat das Sprichwort den Sinn: Mann und Weib haben kein gezweites Gut. Fasst man es in der Bedeutung von Haus und Hof auf, so sagt es, dass Mann und Frau das gleiche Domicil, nämlich das des Mannes, haben. (Sachsenspiegel, I, 31, 2 u. 45, 2.) 1311 Mann und Weib soll Kindstheil nehmen. – Graf, 270, 250. Vom Erbrecht überlebender Ehegatten, welches ihm neben den Kindern eingeräumt war. Meist war ihm ein Kopftheil bestimmt. Nach manchen Schweizerrechten erhält die Witwe wenn ein Kind oder zwei vorhanden sind, je ein Drittel. Meist bleiben sie aber beisammen und theilen gar nicht. (S. Frau 625 und Mutter.) 1312 Mann und Weib werden mit den Händen zusammengegeben, und mit den Füssen laufen sie wieder auseinander. (S. Hand 289.) Die Chinesen sagen: Mann und Weib sind den Vögeln auf dem Felde ähnlich; des Nachts kommen sie in einerlei Gebüsch zusammen, aber am Morgen trennen sie sich voneinander. (Reinsberg I, 96.) Dän.: Mand og qvinde gives sammen med hænderne, men med fød derne løbe de fra hinanden igien. (Prov. dan., 439.) 1313 Mann und Wein haben früh und abends andern Schein. Frz.: On ne doibt juger d'homme ne de vin sans les esprouver soir et matin. (Leroux, II, 273.) 1314 Mann unn Fru is êns. (Rendsburg.) 1315 Mann vnd Weib offt die armuth zwingt vnd sie zu list vnnd lügen dringt. – Lehmann, 492, 20. 1316 Mann vör Mann 'n Vâgel, säd' de Paster, un mi de gebraden Gôs. – Hoefer, 812. 1317 Mann vör Mann 'n Vugel, äwwer de Köster (Küster) man 'n Lokfinken. (Lippe.) Sagt z. B. der Vorsitzende bei einem Mahle, um auszudrücken, jeder solle ein volles Glas ganz austrinken oder von Bratvögeln, Würsten u. s. w. aus der umgehenden Schüssel ein ganzes Exemplar nehmen und verzehren, wenn auch für den Küster nur ein kleiner Rest übrigbleibe. Wol noch aus der Zeit der Reihentische. 1318 Mann vör Mann 'nen Vogel, seggt jene Mann un leggt sich dei Gans up'n Teller. (Mecklenburg.) – Raabe, 75.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [210]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/224>, abgerufen am 23.11.2024.