Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] *260 Lügen sagen, die allein davonlaufen. Sehr grosse, handgreifliche. *261 Lügen sind's. Mit dieser Redensart übersetzte man in einzelnen Kreisen oder Gegenden das L. S. (Loco sigilli), das sich unter Verordnungen u. s. w. fand. (Vgl. A. Ruge, Aus früherer Zeit, I, 60.) *262 Man findet keine Lüge in seinem Munde, ausgenommen, wenn er spricht. Holl.: Men vindt geene leugen in zijnen mond, als hij niet spreekt. (Harrebomee, II, 18.) *263 Man hat dich auf der Lug erdapt. Lat.: Cauda de vulpe testatur. (Chaos, 563.) *264 Sei es umb ein Lug hin oder her, rumb oder numb, es wird ihm das Zahnfleisch nit geschwellen. - Chaos, 561. *265 Seine Lügen hängen zusammen wie ein Bettlermantel. In Bezug auf einen ungeschickten Lügner. *266 Seine Lügen möchten die Fenster ausstossen. - Herberger, I, 672. Daher pflegt man auch, wo stark gelogen wird, zu rufen: Mach's Fenster auf. *267 Sie müssen Lügen predigen, sonst gibt man ihnen nichts. - Klosterspiegel, 80, 13. *268 Solt er an der ersten Lugen gestorben sein, so were er lange tod. - Agricola II, 146. *269 Wenn a ey der erste Lüge derwurgt wär', a wär' lange tudt. - Robinson, 313; Gomolcke, 1081. Die Engländer haben, um grosse Lügen zu bezeichnen, die Redensarten: That was laid on with a towel. That's a loud one. That's a lie with a witness. A lie with a latchet. That sticks in his throat. The dam of that was a whisker. (Bohn II, 64.) *270 Wenn du an der ersten Lüge erworgt wärst, dann hättest du nicht erst die heilige Taufe erhalten. (Kreis Nimptsch in Schlesien.) *271 Wenn er an einer Lüge ersticken könnte, so müsste er jetzt erstickt sein. Engl.: If a lie could have chocked him, that would have done it. (Bohn, II, 64.) *272 Wenn er mit Lügen bezahlen könnte, er wäre niemand einen Pfennig schuldig. Holl.: Hij zou niemand een' duit schuldig blijven, kon hij met leugens zijne schulden betalen. (Harrebomee, II, 18.) *273 Wenn es ihm an einer Lüge fehlte, er würde sie von der Strasse auflesen. Holl.: Hij zou wel eene leugen uit de straat nemen en werpen se iemand naar het hoofd. (Harrebomee, II, 18.) *274 Wenn jede seiner Lügen ein Ziegel wäre, man könnte einen babylonischen Thurm daraus bauen. - Parömiakon, 1331. Lugen. 1 Ham kan Neaman farther lucke, üs tu tha Teth. (Nordfries.) - Firmenich, I, 5, 57; Johansen, 73; für Amrum: Haupt, 364, 223. Man kann niemand weiter, ferner, tiefer (ein) lugen, in ihn hineinsehen, als bis zu den Zähnen. Sinn: Die tiefste Kenntniss, die wir von einem Menschen zu haben glauben und erlangen können, ist immer nur eine sehr oberflächliche. 2 Ein jeder lug in sein eigenes Töpfflein. - Herberger, II, 242. 3 Wo 's Luege ufhört, goht 's Greifen a. (Luzern.) *4 Er lueget uf eimol i sibe Häfe. - Sutermeister, 80. *5 Er luegkt wie 'ne Gans in Lojel1. (Elsass.) - Frommann, IV, 469, 96. 1) Auch Logel, Löüel, ein Tragfässchen, das mit ins Feld genommen wird. - D. h. er schielt. *6 Er luegt der zwäris wie e Gans uf e Bitzgi. - Sutermeister, 56. *7 Er luegt doppelzeilig (auch: schärbis, übereggs). - Sutermeister, 56. Diese Redensarten hat man in der Schweiz zur Bezeichnung eines Schielenden. Für denselben Zweck gebrauchen sie auch die folgenden: Er hät d' Auge de lätz Weg im Grind inne. Er ist en Schilibingg, en Schiliäugi, en Schiligüggi. Schad, dass er in Binätsch übere luegt. Er hät e grads Augemäs, aber e krumbi Luegi. Er gluss no em Jänsitige. Er ka i sibe Häfe koche und de Kriesine hüete. (Sutermeister, 56.) *8 Er luegt d'ruf wie der Düfel uff e-ne armi Seel'. (Solothurn.) - Schild, 77, 231. [Spaltenumbruch] *9 Er luegt d'ruf wie 'ne Habi (Habicht) uff 'nes Huen. (Solothurn.) - Schild, 77, 231. *10 Er luegt d'ruf wie-ne Häftlimacher. (Solothurn.) - Schild, 83, 299. *11 Er luegt dry wie sibe Tag Rägewätter. (Solothurn.) - Schild, 87, 341. Sieht unfreundlich aus. *12 Er luegt dry wie-ne er am ebige Gangwerch studiren thät. - Schild, 87, 342; Sutermeister, 56. Von einem, der sehr ernst und nachsinnend aussieht. Wie einer, der am ewigen Gangwerk, perpetuum mobile, studirt. *13 Er luegt d'r'y wie-n-en Oelgötz. (Solothurn.) - Schild, 87, 344. *14 Er luegt d'ry wie wenn er 's Oel verschüttet hätt'. (Solothurn.) - Schild, 87, 343; Sutermeister, 46. *15 Er luegt em i d' Kraft. - Sutermeister, 80. Fasst ihn ins Auge. *16 Er luegt i die ander Wält dure. - Sutermeister, 56 *17 Er luegt i die ander Wuche ine - is schön Wätter dure. - Sutermeister, 56. *18 Er luegt rächt is Krut ie. - Sutermeister, 56. *19 Er luegt se früntli drei as wien e hermetschwyler Klosterfrau. - Sutermeister, 47. *20 Er luegt über d' Kappe-n aus. - Sutermeister, 68. Von einem Hochmüthigen. *21 Er luegt use wie-n-e Mus us 'me Kuderbüzi1. (Solothurn.) - Schild, 87, 315; Sutermeister, 56. 1) Kuder = Werrich, Werch, Abgang vom Flachs beim Hecheln. (Stalder, II, 140.) Bügi oder Butzi vom Butz = Larve, verlarvtes Gesicht, daher Fastnachtsbutzi = vermummte Personen, Butzibou = Teufel, auch eine Art Knecht Ruprecht, um die Kinder zu schrecken. (Stalder, I, 251.) *22 Er luegt vo der Suppe-n-i d' Schnitz. (Solothurn.) - Schild, 37, 340; Sutermeister, 56. Er schielt. *23 Er luejt in d' ander Wuch. (Elsass.) - Frommann, IV, 469. *24 Er luejt in siwwe (sieben) Wuch. (Elsass.) - Frommann, IV, 469. *25 Er lugt wie eine Katze im Donnerwetter. Von denen, die sehr ängstlich aussehen. *26 Er lugt wie eine Kuh in eine neue Thür (oder: in ein altes Scheunthor). *27 Hi lucket, üüs an Kat uun Thonnerwedder. (Amrum.) - Haupt, VIII, 357, 100. *28 Hi lucket, üüs an Kü tu an nei Baasdör (Stallthür). (Amrum.) - Haupt, VIII, 357, 199. *29 Lucki üsch a Kat uun 't Thonnarweddar. (Nordfries.) - Johansen, 57. *30 Lucki üsch a Kü eftar a nei Baasder. (Nordfries.) - Johansen, 57. Lugen wie die Kuh nach der neuen Stallthür. *31 Lueged au wie er roth wird. - Sutermeister, 73. *32 Lug, dass dich nit beiss. - Franck, II, 21a. "Man brauchts wider die faulen, wie: Greiffs nit an, es ist ein scorpio, Greif nit in das loch, es ziehen die leut gantz hend herauss." *33 Lug'n wiera Bock. (Oberösterreich.) Finster, verdriesslich dreinschauen. *34 Sie lueget i frömd Häfe. - Sutermeister, 101. Sie liebäugelt. *35 We Luckin as frei. (Nordfries.) - Johansen, 57. Lugen, sehen ist frei. Lügen. 1 Al lücht de munt, dat herte endoet des nicht. - Tunn., 25. Lügt auch der Mund (s. d.), das Herz thut's nicht. (Cor non mentitur, licet os falsissima narret.) 2 Allein lügen am besten. - Lehmann, II, 26, 12; Simrock, 6645. 3 Bai lüget, dai drüget. (Iserlohn.) - Woeste, 73, 188. 4 Bai lüget, dai stielt; bai hort, dai snort. (Iserlohn.) - Woeste, 72, 180. 5 Böske lege ziert de Red. (Pillkallen.) - Frischbier2, 2480. 6 Das Liegen ist ein Haupt Sprach, die kan man aller Orthen. - Sutor, 475.
[Spaltenumbruch] *260 Lügen sagen, die allein davonlaufen. Sehr grosse, handgreifliche. *261 Lügen sind's. Mit dieser Redensart übersetzte man in einzelnen Kreisen oder Gegenden das L. S. (Loco sigilli), das sich unter Verordnungen u. s. w. fand. (Vgl. A. Ruge, Aus früherer Zeit, I, 60.) *262 Man findet keine Lüge in seinem Munde, ausgenommen, wenn er spricht. Holl.: Men vindt geene leugen in zijnen mond, als hij niet spreekt. (Harrebomée, II, 18.) *263 Man hat dich auf der Lug erdapt. Lat.: Cauda de vulpe testatur. (Chaos, 563.) *264 Sei es umb ein Lug hin oder her, rumb oder numb, es wird ihm das Zahnfleisch nit geschwellen. – Chaos, 561. *265 Seine Lügen hängen zusammen wie ein Bettlermantel. In Bezug auf einen ungeschickten Lügner. *266 Seine Lügen möchten die Fenster ausstossen. – Herberger, I, 672. 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*260 Lügen sagen, die allein davonlaufen.
Sehr grosse, handgreifliche.
*261 Lügen sind's.
Mit dieser Redensart übersetzte man in einzelnen Kreisen oder Gegenden das L. S. (Loco sigilli), das sich unter Verordnungen u. s. w. fand. (Vgl. A. Ruge, Aus früherer Zeit, I, 60.)
*262 Man findet keine Lüge in seinem Munde, ausgenommen, wenn er spricht.
Holl.: Men vindt geene leugen in zijnen mond, als hij niet spreekt. (Harrebomée, II, 18.)
*263 Man hat dich auf der Lug erdapt.
Lat.: Cauda de vulpe testatur. (Chaos, 563.)
*264 Sei es umb ein Lug hin oder her, rumb oder numb, es wird ihm das Zahnfleisch nit geschwellen. – Chaos, 561.
*265 Seine Lügen hängen zusammen wie ein Bettlermantel.
In Bezug auf einen ungeschickten Lügner.
*266 Seine Lügen möchten die Fenster ausstossen. – Herberger, I, 672.
Daher pflegt man auch, wo stark gelogen wird, zu rufen: Mach's Fenster auf.
*267 Sie müssen Lügen predigen, sonst gibt man ihnen nichts. – Klosterspiegel, 80, 13.
*268 Solt er an der ersten Lugen gestorben sein, so were er lange tod. – Agricola II, 146.
*269 Wenn a ey der erste Lüge derwurgt wär', a wär' lange tudt. – Robinson, 313; Gomolcke, 1081.
Die Engländer haben, um grosse Lügen zu bezeichnen, die Redensarten: That was laid on with a towel. That's a loud one. That's a lie with a witness. A lie with a latchet. That sticks in his throat. The dam of that was a whisker. (Bohn II, 64.)
*270 Wenn du an der ersten Lüge erworgt wärst, dann hättest du nicht erst die heilige Taufe erhalten. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)
*271 Wenn er an einer Lüge ersticken könnte, so müsste er jetzt erstickt sein.
Engl.: If a lie could have chocked him, that would have done it. (Bohn, II, 64.)
*272 Wenn er mit Lügen bezahlen könnte, er wäre niemand einen Pfennig schuldig.
Holl.: Hij zou niemand een' duit schuldig blijven, kon hij met leugens zijne schulden betalen. (Harrebomée, II, 18.)
*273 Wenn es ihm an einer Lüge fehlte, er würde sie von der Strasse auflesen.
Holl.: Hij zou wel eene leugen uit de straat nemen en werpen se iemand naar het hoofd. (Harrebomée, II, 18.)
*274 Wenn jede seiner Lügen ein Ziegel wäre, man könnte einen babylonischen Thurm daraus bauen. – Parömiakon, 1331.
Lugen.
1 Ham kan Neaman farther lucke, üs tu tha Teth. (Nordfries.) – Firmenich, I, 5, 57; Johansen, 73; für Amrum: Haupt, 364, 223.
Man kann niemand weiter, ferner, tiefer (ein) lugen, in ihn hineinsehen, als bis zu den Zähnen. Sinn: Die tiefste Kenntniss, die wir von einem Menschen zu haben glauben und erlangen können, ist immer nur eine sehr oberflächliche.
2 Ein jeder lug in sein eigenes Töpfflein. – Herberger, II, 242.
3 Wo 's Luege ufhört, goht 's Greifen a. (Luzern.)
*4 Er lueget uf eimol i sibe Häfe. – Sutermeister, 80.
*5 Er luègkt wie 'ne Gans in Lojel1. (Elsass.) – Frommann, IV, 469, 96.
1) Auch Logel, Löüel, ein Tragfässchen, das mit ins Feld genommen wird. – D. h. er schielt.
*6 Er luegt der zwäris wie e Gans uf e Bitzgi. – Sutermeister, 56.
*7 Er luegt doppelzîlig (auch: schärbis, übereggs). – Sutermeister, 56.
Diese Redensarten hat man in der Schweiz zur Bezeichnung eines Schielenden. Für denselben Zweck gebrauchen sie auch die folgenden: Er hät d' Auge de lätz Weg im Grind inne. Er ist en Schilibingg, en Schiliäugi, en Schiligüggi. Schad, dass er in Binätsch übere luegt. Er hät e grads Augemäs, aber e krumbi Luegi. Er gluss no em Jänsitige. Er ka i sibe Häfe koche und de Kriesine hüete. (Sutermeister, 56.)
*8 Er luegt d'ruf wie der Düfel uff e-ne armi Seel'. (Solothurn.) – Schild, 77, 231.
*9 Er luegt d'ruf wie 'ne Habi (Habicht) uff 'nes Huen. (Solothurn.) – Schild, 77, 231.
*10 Er luegt d'ruf wie-ne Häftlimacher. (Solothurn.) – Schild, 83, 299.
*11 Er luegt dry wie sibe Tag Rägewätter. (Solothurn.) – Schild, 87, 341.
Sieht unfreundlich aus.
*12 Er luegt dry wie-ne er am ebige Gangwerch studiren thät. – Schild, 87, 342; Sutermeister, 56.
Von einem, der sehr ernst und nachsinnend aussieht. Wie einer, der am ewigen Gangwerk, perpetuum mobile, studirt.
*13 Er luegt d'r'y wie-n-en Oelgötz. (Solothurn.) – Schild, 87, 344.
*14 Er luegt d'ry wie wenn er 's Oel verschüttet hätt'. (Solothurn.) – Schild, 87, 343; Sutermeister, 46.
*15 Er luegt em i d' Kraft. – Sutermeister, 80.
Fasst ihn ins Auge.
*16 Er luegt i die ander Wält dure. – Sutermeister, 56
*17 Er luegt i die ander Wuche ine – is schön Wätter dure. – Sutermeister, 56.
*18 Er luegt rächt is Krut ie. – Sutermeister, 56.
*19 Er luegt se früntli drî as wien e hermetschwyler Klosterfrau. – Sutermeister, 47.
*20 Er luegt über d' Kappe-n ûs. – Sutermeister, 68.
Von einem Hochmüthigen.
*21 Er luegt use wie-n-e Mus us 'me Kuderbüzi1. (Solothurn.) – Schild, 87, 315; Sutermeister, 56.
1) Kuder = Werrich, Werch, Abgang vom Flachs beim Hecheln. (Stalder, II, 140.) Bügi oder Butzi vom Butz = Larve, verlarvtes Gesicht, daher Fastnachtsbutzi = vermummte Personen, Butzibou = Teufel, auch eine Art Knecht Ruprecht, um die Kinder zu schrecken. (Stalder, I, 251.)
*22 Er luegt vo der Suppe-n-i d' Schnitz. (Solothurn.) – Schild, 37, 340; Sutermeister, 56.
Er schielt.
*23 Er luejt in d' ander Wuch. (Elsass.) – Frommann, IV, 469.
*24 Er luejt in siwwe (sieben) Wuch. (Elsass.) – Frommann, IV, 469.
*25 Er lugt wie eine Katze im Donnerwetter.
Von denen, die sehr ängstlich aussehen.
*26 Er lugt wie eine Kuh in eine neue Thür (oder: in ein altes Scheunthor).
*27 Hi lucket, üüs an Kât uun Thonnerwedder. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 100.
*28 Hi lucket, üüs an Kü tu an nei Baasdör (Stallthür). (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 199.
*29 Lucki üsch a Kât uun 't Thonnarweddar. (Nordfries.) – Johansen, 57.
*30 Lucki üsch a Kü eftar a nei Baasder. (Nordfries.) – Johansen, 57.
Lugen wie die Kuh nach der neuen Stallthür.
*31 Lueged au wie er roth wird. – Sutermeister, 73.
*32 Lug, dass dich nit beiss. – Franck, II, 21a.
„Man brauchts wider die faulen, wie: Greiffs nit an, es ist ein scorpio, Greif nit in das loch, es ziehen die leut gantz hend herauss.“
*33 Lug'n wiera Bock. (Oberösterreich.)
Finster, verdriesslich dreinschauen.
*34 Sie lueget i frömd Häfe. – Sutermeister, 101.
Sie liebäugelt.
*35 We Luckin as frei. (Nordfries.) – Johansen, 57.
Lugen, sehen ist frei.
Lügen.
1 Al lücht de munt, dat herte endoet des nicht. – Tunn., 25.
Lügt auch der Mund (s. d.), das Herz thut's nicht. (Cor non mentitur, licet os falsissima narret.)
2 Allein lügen am besten. – Lehmann, II, 26, 12; Simrock, 6645.
3 Bai lüget, dai drüget. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 188.
4 Bai lüget, dai stielt; bai hort, dai snort. (Iserlohn.) – Woeste, 72, 180.
5 Böske lêge ziert de Red. (Pillkallen.) – Frischbier2, 2480.
6 Das Liegen ist ein Haupt Sprach, die kan man aller Orthen. – Sutor, 475.
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