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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *53 In der Luft fischen.

Wer Unmögliches will. Wenn jemand bei obrigkeitlichen Aemtern ein ruhiges, in Vergnügungen ein glückliches, im Reichthum ein zufriedenes Leben sucht. Auch russisch Altmann VI, 514. Die Czechen: In der Luft Fische und im Wasser Vögel fangen. Und: Gimpel mit der Angel und Karpfen mit Vogelleim fangen. (Reinsberg IV, 70.)

Lat.: In aere piscari. (Plautus.) (Binder I, 714; II, 1397; Seybold, 233.)

Schwed.: Fiskia i luften är afwogt arbete. (Grubb, 209.)

*54 In der Luft kaufen. - Wurzbach II, 227.

Eine kaufmännische Redensart, die dann angewandt wird, wenn Kaufleute eine Frucht lange vor ihrer Reife, da sie noch am Baume hängt oder auf dem Halme steht, in speculirender Weise kaufen. (S. Stock.)

*55 In der Luft reiten müssen. - Graf, 344.

Mit dem Reiten in der Luft wurde im Mittelalter der Tod am Galgen bezeichnet, auch am "dürren Aste", am "nördlichen Baume".

*56 In der Luft rudern (schiffen).

Noch aus der Zeit, wo man dies für Hirngespinst hielt und daher das Zwecklose, Unnütze oder Unerreichbare damit bezeichnete. Die Perser sagen in demselben Sinne: Er bindet das Wasser mit Bindfaden. Die Engländer: Er macht Seile aus Sand. Die Illyrier: Er baut auf das Eis eine Stadt. Die Neugriechen: Er verbirgt die Sonne mit einem Siebe. (Reinsberg IV, 66.)

*57 In der Luft tanzen.

Am Galgen hängen.

Frz.: Danser sur rien.

*58 In die Luft reden.

Sodass die Rede keine Wirkung auf die Zuhörer macht.

Frz.: Il ne fait que battre l'air.

*59 Luft bekommen.

Von einem drückenden Uebel ganz oder doch zum Theil befreit werden.

*60 Luft haben.

"Also dass unter seinem Regiment die Banditen gar gute Luft hatten." (Gottfrid, 988b.)

*61 Man kann's nicht aus der Luft greifen.

*62 Nun ist die Luft klar.

Holl.: Nu is de lucht klaar. (Harrebomee, II, 39.)

*63 Stopp, luter Luft. (Pommern.)

Luter Luft; wie Auter = August, wird Luter = Ludwig, Louis, gebraucht, und durch den Zusatz von Luft, gewissermassen als Familienname, erinnert man sich, dass "Luter Luft", als Adjectiv und Substantiv, = lauter Luft bedeutet, wodurch die Zusammenstellung = Windbeutel wird.

*64 Verleihe Luft, Herr, oder ein Mädchen. (Alt-Pillau.)

*65 Verleihe Luft, o Herr, sonst beschiet öck mi. (Ostpreuss.)

*66 Von der Luft leben. - Eiselein, 435.

Sehr wenig oder gar nichts zu geniessen haben. Ein neuer Naturforscher meint, es werde eine Zeit kommen, wo wir alle von der aus comprimirter Luft genommenen Nahrung leben werden. Und warum wäre dies nicht möglich, da Stärkekörnchen in der Atmosphäre so reichlich vorhanden sind. (Vgl. den Artikel: Staub in der Gartenlaube, Leipzig 1859, S. 659.) Die Russen: Durch Luftkauen wird keiner satt. (Reinsberg IV, 78.)

Lat.: De vento vivere. (Binder II, 722; Novarin, 722.) - Rore pascitur. (Binder I, 1560; II, 2978; Erasmus, 876.)


Lüfte.

* He het Lüfte in'n Kopp. - Schiller, III, 5a; Strodtmann, 129.

Allerhand Kniffe. (S. Hundslüfte.)


Luftgriff.

* Luftgriffe thun. - Schottel, 1117a.


Lufthans.

Die Lufft-Hansen und Wind-Schützen bilden ihnen ein, sie können jedem die Federn stutzen (oder: jeden durch die Hechel ziehen und auss dem Weg räumen).

Lat.: Bellua deterior nulla est, ubi posse putarit, quam servi rabies in libera colla furentis. (Chaos, 957.)


Luftig.

*1 So lochtig as 'ne Alle. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 161, 108.

*2 So lochtig as 'ne Fuarskefuet (Froscharsch). - Frommann, V, 161, 108.


Lüftling.

* Er ist ein Lüftling. - Frischbier2, 2474.


Luftschloss.

*1 Er hat immer Luftschlösser in der Arbeit. - Mayer, II, 78.

[Spaltenumbruch] *2 Luftschlösser bauen. - Hollenberg, II, 42; Mayer, II, 99; Eiselein, 435; Körte, 3957 u. 4978; Braun, I, 2400.

Unausführbare Dinge hoffen und anstreben. "In allem, was unser Wohl und Wehe betrifft, sollen wir die Phantasie im Zügel halten, also zuvörderst keine Luftschlösser bauen, weil diese zu kostspielig sind." (Schopenhauer, Parerga, I, 412.)

Engl.: To build castles in the air. (Bohn II, 151.)

Frz.: Batir (faire) des chateaux en Espagne. (Leroux, I, 191; Lendroy, 339; Bohn I, 18; Eiselein, 435.) (In Bezug auf die Reichthümer des ehemaligen spanischen Amerika.)

Holl.: Dat is een kapelletje in de maan. (Harrebomee, I, 381b.) - Hij bouwt kasteelen in Spanje. - Hij bouwt Luchtkasteelen. (Harrebomee, I, 384a.) - Hij timmert in de lucht. (Harrebomee, II, 39.)

It.: Far castelli in aria.

Lat.: Castra in Hispania. (Bovill, I, 23.) - Inania meditari.

Schwed.: Bygga luftslott. (Marin, 6.)


Luftschnappen.

* Er lebt vom Luftschnappen.

Ohne bestimmten Erwerb; der Bummler.


Luftspringer.

1 Für Luftspringer schickt Gott keine Engel.

2 Zwei Luftspringer können nicht auf demselben Seile tanzen.

Zwischen zweien, die dasselbe Gewerbe treiben, kommt schwer ein Vergleich zu Stande.


Luftsprung.

* Luftsprünge machen.

Engl.: He capers like a fly in a tar-box. (Bohn II, 50.)

Holl.: Hij maakt luchtsprongen. (Harrebomee, II, 39.)


Luftstreich.

1 Luftstreiche bluten nicht.

2 Luftstreiche schlagen den feind nicht. - Petri, II, 441.

*3 Einen Luftstreich thun.

Von erfolglosen Bestrebungen.

Lat.: Austrum perculi. (Plautus.) (Philippi, I, 52; Seybold, 49; Binder I, 116; II, 300.)


Lug.

1 Auf Lug und Trug folgt Gottes Fluch.

Böhm.: Lhare pan buh kare, jestli ne mrazem, tedy provazem. (Celakovsky, 67.)

Poln.: Lgarze pan bog karze, jesli nie mroz, m etedy powrozem. (Celakovsky, 67.)

Slow.: Lhara pan boh kara, jestli nerazem, tedy provazem. (Celakovsky, 67.)

2 Heute Lug, morgen Trug.

3 Lug, Betrug verlieren den Henkel wie den Krug.

Holl.: Op leugen en bedrog leeft men het gansche jaar. (Harrebomee, II, 18.)

4 Lug und Trug sind der Welt Acker, Wagen und Pflug. - Simrock, 6628; Körte, 3958; Masson, 237; Braun, I, 2403.

5 Lug verzett kein zan. - Henisch, 554, 54.

"Sagt man, wann ein alter bulet."

6 Wenn d' bim erste Lug es Füli g'gen hettist, so wärist scho en alts Ross. - Sutermeister, 73.

7 Wenn mer e Lug nid mit Lüge füttert, so crepirt er. (Luzern.)

8 Wo ist Lug, da ist Trug.

*9 Das ist en Lug wie-n es Haus. - Sutermeister, 74.

*10 Er ist aus Lug und Trug zusammengesetzt.

Holl.: Hij hangt met de leugens aan een. - Hij hangt van leugens aan elkander. (Harrebomee, II, 18.)

*11 Es ist lauter Lug und Trug. - Eiselein, 435.

Jüd.-deutsch: Lauter Scheker weschov. (Tendlau, 973.)

*12 Wenn er am erste Lug erstickt wär, er wär' en alte Chaib1. (Luzern.)

1) Ob Keib, Schimpfname in der Bedeutung von Aas? (Vgl. Stalder, II, 94.)

*13 Wenn er am erste Lug erstickt wär', er wär' längst verfult (oder: er lebte schon lange nicht mehr). (Luzern.)

*14 Wenn er bim erste Lug es Ross worde wär', er wär' e alte Gaul. (Luzern.)


Lüge.

1 Af a Lug ghead a Wadschn. (Steiermark.) - Firmenich, II, 766, 61.

2 Alle Lügen ersticken in der Wiegen.

Lat.: Mendacium non senescit. (Binder I, 1833; Schreger, 12.)

[Spaltenumbruch] *53 In der Luft fischen.

Wer Unmögliches will. Wenn jemand bei obrigkeitlichen Aemtern ein ruhiges, in Vergnügungen ein glückliches, im Reichthum ein zufriedenes Leben sucht. Auch russisch Altmann VI, 514. Die Czechen: In der Luft Fische und im Wasser Vögel fangen. Und: Gimpel mit der Angel und Karpfen mit Vogelleim fangen. (Reinsberg IV, 70.)

Lat.: In aëre piscari. (Plautus.) (Binder I, 714; II, 1397; Seybold, 233.)

Schwed.: Fiskia i luften är afwogt arbete. (Grubb, 209.)

*54 In der Luft kaufen.Wurzbach II, 227.

Eine kaufmännische Redensart, die dann angewandt wird, wenn Kaufleute eine Frucht lange vor ihrer Reife, da sie noch am Baume hängt oder auf dem Halme steht, in speculirender Weise kaufen. (S. Stock.)

*55 In der Luft reiten müssen.Graf, 344.

Mit dem Reiten in der Luft wurde im Mittelalter der Tod am Galgen bezeichnet, auch am „dürren Aste“, am „nördlichen Baume“.

*56 In der Luft rudern (schiffen).

Noch aus der Zeit, wo man dies für Hirngespinst hielt und daher das Zwecklose, Unnütze oder Unerreichbare damit bezeichnete. Die Perser sagen in demselben Sinne: Er bindet das Wasser mit Bindfaden. Die Engländer: Er macht Seile aus Sand. Die Illyrier: Er baut auf das Eis eine Stadt. Die Neugriechen: Er verbirgt die Sonne mit einem Siebe. (Reinsberg IV, 66.)

*57 In der Luft tanzen.

Am Galgen hängen.

Frz.: Danser sur rien.

*58 In die Luft reden.

Sodass die Rede keine Wirkung auf die Zuhörer macht.

Frz.: Il ne fait que battre l'air.

*59 Luft bekommen.

Von einem drückenden Uebel ganz oder doch zum Theil befreit werden.

*60 Luft haben.

„Also dass unter seinem Regiment die Banditen gar gute Luft hatten.“ (Gottfrid, 988b.)

*61 Man kann's nicht aus der Luft greifen.

*62 Nun ist die Luft klar.

Holl.: Nu is de lucht klaar. (Harrebomée, II, 39.)

*63 Stopp, luter Luft. (Pommern.)

Luter Luft; wie Auter = August, wird Luter = Ludwig, Louis, gebraucht, und durch den Zusatz von Luft, gewissermassen als Familienname, erinnert man sich, dass „Luter Luft“, als Adjectiv und Substantiv, = lauter Luft bedeutet, wodurch die Zusammenstellung = Windbeutel wird.

*64 Verleihe Luft, Herr, oder ein Mädchen. (Alt-Pillau.)

*65 Verleihe Luft, o Herr, sonst beschiet öck mi. (Ostpreuss.)

*66 Von der Luft leben.Eiselein, 435.

Sehr wenig oder gar nichts zu geniessen haben. Ein neuer Naturforscher meint, es werde eine Zeit kommen, wo wir alle von der aus comprimirter Luft genommenen Nahrung leben werden. Und warum wäre dies nicht möglich, da Stärkekörnchen in der Atmosphäre so reichlich vorhanden sind. (Vgl. den Artikel: Staub in der Gartenlaube, Leipzig 1859, S. 659.) Die Russen: Durch Luftkauen wird keiner satt. (Reinsberg IV, 78.)

Lat.: De vento vivere. (Binder II, 722; Novarin, 722.) – Rore pascitur. (Binder I, 1560; II, 2978; Erasmus, 876.)


Lüfte.

* He het Lüfte in'n Kopp.Schiller, III, 5a; Strodtmann, 129.

Allerhand Kniffe. (S. Hundslüfte.)


Luftgriff.

* Luftgriffe thun.Schottel, 1117a.


Lufthans.

Die Lufft-Hansen und Wind-Schützen bilden ihnen ein, sie können jedem die Federn stutzen (oder: jeden durch die Hechel ziehen und auss dem Weg räumen).

Lat.: Bellua deterior nulla est, ubi posse putarit, quam servi rabies in libera colla furentis. (Chaos, 957.)


Luftig.

*1 So lochtig as 'ne Alle. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 161, 108.

*2 So lochtig as 'ne Fuarskefuet (Froscharsch).Frommann, V, 161, 108.


Lüftling.

* Er ist ein Lüftling.Frischbier2, 2474.


Luftschloss.

*1 Er hat immer Luftschlösser in der Arbeit.Mayer, II, 78.

[Spaltenumbruch] *2 Luftschlösser bauen.Hollenberg, II, 42; Mayer, II, 99; Eiselein, 435; Körte, 3957 u. 4978; Braun, I, 2400.

Unausführbare Dinge hoffen und anstreben. „In allem, was unser Wohl und Wehe betrifft, sollen wir die Phantasie im Zügel halten, also zuvörderst keine Luftschlösser bauen, weil diese zu kostspielig sind.“ (Schopenhauer, Parerga, I, 412.)

Engl.: To build castles in the air. (Bohn II, 151.)

Frz.: Bâtir (faire) des châteaux en Espagne. (Leroux, I, 191; Lendroy, 339; Bohn I, 18; Eiselein, 435.) (In Bezug auf die Reichthümer des ehemaligen spanischen Amerika.)

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It.: Far castelli in aria.

Lat.: Castra in Hispania. (Bovill, I, 23.) – Inania meditari.

Schwed.: Bygga luftslott. (Marin, 6.)


Luftschnappen.

* Er lebt vom Luftschnappen.

Ohne bestimmten Erwerb; der Bummler.


Luftspringer.

1 Für Luftspringer schickt Gott keine Engel.

2 Zwei Luftspringer können nicht auf demselben Seile tanzen.

Zwischen zweien, die dasselbe Gewerbe treiben, kommt schwer ein Vergleich zu Stande.


Luftsprung.

* Luftsprünge machen.

Engl.: He capers like a fly in a tar-box. (Bohn II, 50.)

Holl.: Hij maakt luchtsprongen. (Harrebomée, II, 39.)


Luftstreich.

1 Luftstreiche bluten nicht.

2 Luftstreiche schlagen den feind nicht.Petri, II, 441.

*3 Einen Luftstreich thun.

Von erfolglosen Bestrebungen.

Lat.: Austrum perculi. (Plautus.) (Philippi, I, 52; Seybold, 49; Binder I, 116; II, 300.)


Lug.

1 Auf Lug und Trug folgt Gottes Fluch.

Böhm.: Lháře pán bůh káře, jestli ne mrazem, tedy provazem. (Čelakovský, 67.)

Poln.: Łgarze pan bóg karze, jeśli nie mroz, m etedy powrozem. (Čelakovský, 67.)

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2 Heute Lug, morgen Trug.

3 Lug, Betrug verlieren den Henkel wie den Krug.

Holl.: Op leugen en bedrog leeft men het gansche jaar. (Harrebomée, II, 18.)

4 Lug und Trug sind der Welt Acker, Wagen und Pflug.Simrock, 6628; Körte, 3958; Masson, 237; Braun, I, 2403.

5 Lug verzett kein zan.Henisch, 554, 54.

„Sagt man, wann ein alter bulet.“

6 Wenn d' bim erste Lug es Füli g'gen hettist, so wärist scho en alts Ross.Sutermeister, 73.

7 Wenn mer e Lug nid mit Lüge füttert, so crepirt er. (Luzern.)

8 Wo ist Lug, da ist Trug.

*9 Das ist en Lug wie-n es Hûs.Sutermeister, 74.

*10 Er ist aus Lug und Trug zusammengesetzt.

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*11 Es ist lauter Lug und Trug.Eiselein, 435.

Jüd.-deutsch: Lauter Scheker weschóv. (Tendlau, 973.)

*12 Wenn er am erste Lug erstickt wär, er wär' en alte Chaib1. (Luzern.)

1) Ob Keib, Schimpfname in der Bedeutung von Aas? (Vgl. Stalder, II, 94.)

*13 Wenn er am erste Lug erstickt wär', er wär' längst verfult (oder: er lebte schon lange nicht mehr). (Luzern.)

*14 Wenn er bim erste Lug es Ross worde wär', er wär' e alte Gûl. (Luzern.)


Lüge.

1 Af a Lug ghead a Wadschn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 61.

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[[126]/0140] *53 In der Luft fischen. Wer Unmögliches will. Wenn jemand bei obrigkeitlichen Aemtern ein ruhiges, in Vergnügungen ein glückliches, im Reichthum ein zufriedenes Leben sucht. Auch russisch Altmann VI, 514. Die Czechen: In der Luft Fische und im Wasser Vögel fangen. Und: Gimpel mit der Angel und Karpfen mit Vogelleim fangen. (Reinsberg IV, 70.) Lat.: In aëre piscari. (Plautus.) (Binder I, 714; II, 1397; Seybold, 233.) Schwed.: Fiskia i luften är afwogt arbete. (Grubb, 209.) *54 In der Luft kaufen. – Wurzbach II, 227. Eine kaufmännische Redensart, die dann angewandt wird, wenn Kaufleute eine Frucht lange vor ihrer Reife, da sie noch am Baume hängt oder auf dem Halme steht, in speculirender Weise kaufen. (S. Stock.) *55 In der Luft reiten müssen. – Graf, 344. Mit dem Reiten in der Luft wurde im Mittelalter der Tod am Galgen bezeichnet, auch am „dürren Aste“, am „nördlichen Baume“. *56 In der Luft rudern (schiffen). Noch aus der Zeit, wo man dies für Hirngespinst hielt und daher das Zwecklose, Unnütze oder Unerreichbare damit bezeichnete. Die Perser sagen in demselben Sinne: Er bindet das Wasser mit Bindfaden. Die Engländer: Er macht Seile aus Sand. Die Illyrier: Er baut auf das Eis eine Stadt. Die Neugriechen: Er verbirgt die Sonne mit einem Siebe. (Reinsberg IV, 66.) *57 In der Luft tanzen. Am Galgen hängen. Frz.: Danser sur rien. *58 In die Luft reden. Sodass die Rede keine Wirkung auf die Zuhörer macht. Frz.: Il ne fait que battre l'air. *59 Luft bekommen. Von einem drückenden Uebel ganz oder doch zum Theil befreit werden. *60 Luft haben. „Also dass unter seinem Regiment die Banditen gar gute Luft hatten.“ (Gottfrid, 988b.) *61 Man kann's nicht aus der Luft greifen. *62 Nun ist die Luft klar. Holl.: Nu is de lucht klaar. (Harrebomée, II, 39.) *63 Stopp, luter Luft. (Pommern.) Luter Luft; wie Auter = August, wird Luter = Ludwig, Louis, gebraucht, und durch den Zusatz von Luft, gewissermassen als Familienname, erinnert man sich, dass „Luter Luft“, als Adjectiv und Substantiv, = lauter Luft bedeutet, wodurch die Zusammenstellung = Windbeutel wird. *64 Verleihe Luft, Herr, oder ein Mädchen. (Alt-Pillau.) *65 Verleihe Luft, o Herr, sonst beschiet öck mi. (Ostpreuss.) *66 Von der Luft leben. – Eiselein, 435. Sehr wenig oder gar nichts zu geniessen haben. Ein neuer Naturforscher meint, es werde eine Zeit kommen, wo wir alle von der aus comprimirter Luft genommenen Nahrung leben werden. Und warum wäre dies nicht möglich, da Stärkekörnchen in der Atmosphäre so reichlich vorhanden sind. (Vgl. den Artikel: Staub in der Gartenlaube, Leipzig 1859, S. 659.) Die Russen: Durch Luftkauen wird keiner satt. (Reinsberg IV, 78.) Lat.: De vento vivere. (Binder II, 722; Novarin, 722.) – Rore pascitur. (Binder I, 1560; II, 2978; Erasmus, 876.) Lüfte. * He het Lüfte in'n Kopp. – Schiller, III, 5a; Strodtmann, 129. Allerhand Kniffe. (S. Hundslüfte.) Luftgriff. * Luftgriffe thun. – Schottel, 1117a. Lufthans. Die Lufft-Hansen und Wind-Schützen bilden ihnen ein, sie können jedem die Federn stutzen (oder: jeden durch die Hechel ziehen und auss dem Weg räumen). Lat.: Bellua deterior nulla est, ubi posse putarit, quam servi rabies in libera colla furentis. (Chaos, 957.) Luftig. *1 So lochtig as 'ne Alle. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 161, 108. *2 So lochtig as 'ne Fuarskefuet (Froscharsch). – Frommann, V, 161, 108. Lüftling. * Er ist ein Lüftling. – Frischbier2, 2474. Luftschloss. *1 Er hat immer Luftschlösser in der Arbeit. – Mayer, II, 78. *2 Luftschlösser bauen. – Hollenberg, II, 42; Mayer, II, 99; Eiselein, 435; Körte, 3957 u. 4978; Braun, I, 2400. Unausführbare Dinge hoffen und anstreben. „In allem, was unser Wohl und Wehe betrifft, sollen wir die Phantasie im Zügel halten, also zuvörderst keine Luftschlösser bauen, weil diese zu kostspielig sind.“ (Schopenhauer, Parerga, I, 412.) Engl.: To build castles in the air. (Bohn II, 151.) Frz.: Bâtir (faire) des châteaux en Espagne. (Leroux, I, 191; Lendroy, 339; Bohn I, 18; Eiselein, 435.) (In Bezug auf die Reichthümer des ehemaligen spanischen Amerika.) Holl.: Dat is een kapelletje in de maan. (Harrebomée, I, 381b.) – Hij bouwt kasteelen in Spanje. – Hij bouwt Luchtkasteelen. (Harrebomée, I, 384a.) – Hij timmert in de lucht. (Harrebomée, II, 39.) It.: Far castelli in aria. Lat.: Castra in Hispania. (Bovill, I, 23.) – Inania meditari. Schwed.: Bygga luftslott. (Marin, 6.) Luftschnappen. * Er lebt vom Luftschnappen. Ohne bestimmten Erwerb; der Bummler. Luftspringer. 1 Für Luftspringer schickt Gott keine Engel. 2 Zwei Luftspringer können nicht auf demselben Seile tanzen. Zwischen zweien, die dasselbe Gewerbe treiben, kommt schwer ein Vergleich zu Stande. Luftsprung. * Luftsprünge machen. Engl.: He capers like a fly in a tar-box. (Bohn II, 50.) Holl.: Hij maakt luchtsprongen. (Harrebomée, II, 39.) Luftstreich. 1 Luftstreiche bluten nicht. 2 Luftstreiche schlagen den feind nicht. – Petri, II, 441. *3 Einen Luftstreich thun. Von erfolglosen Bestrebungen. Lat.: Austrum perculi. (Plautus.) (Philippi, I, 52; Seybold, 49; Binder I, 116; II, 300.) Lug. 1 Auf Lug und Trug folgt Gottes Fluch. Böhm.: Lháře pán bůh káře, jestli ne mrazem, tedy provazem. (Čelakovský, 67.) Poln.: Łgarze pan bóg karze, jeśli nie mroz, m etedy powrozem. (Čelakovský, 67.) Slow.: Lhára pan bóh kárà, jestli nĕrázem, tedy provazem. (Čelakovský, 67.) 2 Heute Lug, morgen Trug. 3 Lug, Betrug verlieren den Henkel wie den Krug. Holl.: Op leugen en bedrog leeft men het gansche jaar. (Harrebomée, II, 18.) 4 Lug und Trug sind der Welt Acker, Wagen und Pflug. – Simrock, 6628; Körte, 3958; Masson, 237; Braun, I, 2403. 5 Lug verzett kein zan. – Henisch, 554, 54. „Sagt man, wann ein alter bulet.“ 6 Wenn d' bim erste Lug es Füli g'gen hettist, so wärist scho en alts Ross. – Sutermeister, 73. 7 Wenn mer e Lug nid mit Lüge füttert, so crepirt er. (Luzern.) 8 Wo ist Lug, da ist Trug. *9 Das ist en Lug wie-n es Hûs. – Sutermeister, 74. *10 Er ist aus Lug und Trug zusammengesetzt. Holl.: Hij hangt met de leugens aan een. – Hij hangt van leugens aan elkander. (Harrebomée, II, 18.) *11 Es ist lauter Lug und Trug. – Eiselein, 435. Jüd.-deutsch: Lauter Scheker weschóv. (Tendlau, 973.) *12 Wenn er am erste Lug erstickt wär, er wär' en alte Chaib1. (Luzern.) 1) Ob Keib, Schimpfname in der Bedeutung von Aas? (Vgl. Stalder, II, 94.) *13 Wenn er am erste Lug erstickt wär', er wär' längst verfult (oder: er lebte schon lange nicht mehr). (Luzern.) *14 Wenn er bim erste Lug es Ross worde wär', er wär' e alte Gûl. (Luzern.) Lüge. 1 Af a Lug ghead a Wadschn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 61. 2 Alle Lügen ersticken in der Wiegen. Lat.: Mendacium non senescit. (Binder I, 1833; Schreger, 12.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [126]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/140>, abgerufen am 25.11.2024.