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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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6 Ein Küchlein, das nicht kommt, wenn die Mutter ruft, hat der Geier bald geholt.

Holl.: Het kuiken, dat niet komen wil, als de klokken klokt, mag wel door den havik verslonden worden. (Harrebomee, I, 456a.)

7 Es kommt wol auch ein schwarz Küchlein aus einem weissen Ei.

Dän.: Ofte kommer en sort unga af at hvidt aeg. (Prov. dan., 349.)

8 Es will manch Küchlein auffliegen und kann kein Stämmchen finden.

9 Junge Küchlein, weiche Schnäblein.

Kinder können nicht viel ausstehen.

10 Junge Küken hewt weke Billen (Schnäbel). (Büren.)

11 Kleine Küicken haben weiche Schnibben. - Petri, II, 423.

12 Kücken könnt keine Eier leggen, en old Hohn het dar genog mit to dohn. (Oldenburg.)

13 Küken un Kinner könnt eaten ümmer. (Büren.)

14 Lever en halv Küken im Pütt as en gans im Dopp. - Schütze, II, 93.

Das Gewisse ist dem Ungewissen vorzuziehen.

15 Man muss die Küchlein nicht verkaufen, ehe die Henne sie ausgebrütet hat.

16 Man soll die Küchlein nicht zählen, bevor sie ausgekrochen sind. - Reinsberg IV, 24.

17 Spintrige Kuiken hett liuter sualle Füötte (oder: Aese). (Hamm.)

Verwöhnte und schwächliche Menschen klagen über allerlei Gebrechen.

18 Weke Küken hebben weke Nibben. - Schiller, III, 14b.

19 Wer sich zum Küchlein macht, der wird dem Habicht zur Beute.

Holl.: Die zich als een kieken aanstelt, zal vroeg of laat van den havik weggerukt en verslonden worden. (Harrebomee, I, 455b.)

20 Willst keine bösen Küchlein han, so schlag' die Eier in die Pfann'.

Holl.: Sla de eijers in de pan, dan komen er geen kwa kuikens van. (Harrebomee, I, 178.)

*21 Wo die Küchlein sind, dahin richtet die Glucke ihre Augen.

Frz.: La ou sont les poussins la poule a les yeux. (Bohn I, 30.)

*22 Das Küchlein über dem Tisch holen, da man die Schuhe unter das Bett stellt.

Sich als Gäste einschleichen und die Hausfrau verführen. "Das Küchlein holen", eine frühere Volkssitte.

*23 Dat is'n mall Küken. - Kern, 742.

Ein Bruder Lustig, wenn nicht gar Liederlich.

*24 Dat Küken will woll klöger wäsen as 't Hohn. (Strelitz.) - Firmenich, III, 73, 99.

*25 Dat was en dull Küken. - Dähnert, 259b.

Es war ein muthwilliger Junge.

*26 Er glaubt, es sey nur Küchlein essen. - Ayrer, II, 955, 21.

Ob hier junge Hühner oder kleine Kuchen gemeint sind, das weiss ich nicht.

*27 Er zählt die Küchlein, ehe die Eier gelegt sind.

Holl.: Hij telt zijne kiekens, eer de eijers gelegd zijn. (Harrebomee, I, 456a; Bohn I, 327.)

*28 Es soll ein Küchlein sein, es ist aber noch ein ungelegt Ei.

Holl.: Hij gelooft reeds een kieken te wezen, daar hij nog een ongelegd ei is. (Harrebomee, I, 456a.)

*29 Es wird nicht Küchleins essen sein. - Ayrer, II, 1346, 4.

*30 He is 't lev Küken. - Kern, 741.

Vom jüngsten Kinde, welches insbesondere von der Mutter mit grosser Sorgfalt gepflegt wird.

*31 Hei kann kein Kuiken öewer den Süll böiren1. (Werl.) - Firmenich, I, 350, 2.

1) Schwelle heben. - Von jemand, der sehr schwach und kraftlos ist.

*32 Ich kenne meine Küchlein. - Reinsberg IV, 143.

*33 Kriegen wir Küchlein, wann wir Hühnerköpfe pflanzen? - Reinsberg IV, 149.

Charakterisirung oder Abweisung einer dummen Frage.

*34 Trett de Küche (Küchlein) ni daut. (Köln.) - Firmenich, I, 477, 279.

Sagt man zu jemand, der sehr spät aufsteht. In Pommern: Trett mi de Kücken nig dod. (Dähnert, 259b.)

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Küchlein (Placenta).

*1 Lutherische Küchlein backen. - Murner, Vom luth. Narren.

".... Doch hören sie in allen sachen, wie man sackman gern wolt machen, die klöster brechen, das sie krachen; das nennt man lutherisch küchlein bachen." (Kloster, X, 123.)

*2 Man wird dir kein Küchlein bachen. - Ayrer, II, 1392, 6.

*3 Man wird euch Küchlein von Saumehl backen.


Kuddelmuddel.

* Du möckst luter Kuddelmuddel. (Pommern.)

Machst lauter Wirrwarr, richtest Verwirrung an u. s. w. in Geschäften, im Bericht über Geschehenes; aber auch durch Klatscherei angerichtetes "Rührei", Unfriede und Ungemüthlichkeit. Muddeln, ähnlicher Begriff wie buddeln = umwühlen, eine Art Diminutiv von mullen, was der Mullworm (Maulwurf) thut, der nach der plattdeutschen Volksnaturgeschichte zu den Würmern gehört. Zu Mullen oder Mollen gehört mollig oder mullig, wie zu walen gehört wälig, verwandt in der Bedeutung die Adjectiva (angenehme Stimmung machend und in angenehmer Stimmung bis zur Ueppigkeit) wie es die Verba (wühlen, wälzen) sind. (Fr. Hasenow.)


Kudel.

* Kudel, ies Pörsel de heeme? - Robinson, 455; Gomolcke, 702.


Kudeln.

* He kudelt sich to Dod. - Frommann, II, 222.

Latendorf (a. a. O.) bemerkt: "Das Wort kudeln ist mir immer mit Bezug auf Kranksein begegnet." Man sagt: kudeln und kranken. Sie kudelt sich wol so hin. He hätt'n ganzes Joahr kudelt. Das Wort enthält die Vorstellung des Wälzens. Im Bremer Wb. wird kueln als hamburgisch für kugeln aufgeführt.


Kufe.

1 Sind die Kufen leer, muss man zum Fass gehen.

Aehnlich russisch Altmann VI, 397.

2 Was einmal in der Kufe war, darf man nicht wieder zum Kessel tragen. - Graf, 253, 170.

Es wird als Betrug verboten, geringes Pelzwerk zu färben und dann für kostbares, oder aufgefärbte Stoffe für neue zu verkaufen.

Mhd.: Dat eyns is gesteken in der jupe, dar na sal men des nicht weder tragen tu dem kessel. (Ludewig, XI, 628.)

*3 Dir will ich die Kufe lenken. - Klix, 33.


Küfer.

1 Er darff keine Küffer kauffen, sein Weib gibt ihm genug. - Sutor, 458.

Hier Wortspiel, an keifen erinnernd.

Lat.: Mulieri ne credas, ne mortuae quidem. (Sutor, 458.)

2 Rombedebomp ins Küfers Haus gugget drei Husara 'raus; den Mädlen schnidt ma d' Brüstlen 'raus, de Bueba macht ma Käpplen draus. (Wurmlingen.) - Birlinger, 1116.

3 Wenn der Küffer die Reiffen zu hart antreibt, so müssen sie springen. - Lehmann, 936, 23.


Kugel.

1 Die Kugel ist durch die Kirche. (Holl.)

Um anzudeuten, dass etwas nicht mehr ungesehen gemacht werden kann. Wol daher, weil man im Kriege die kirchlichen Gebäude so viel als möglich zu schonen suchte und dass man, wenn diese angegriffen wurden, auch noch weniger andererseits Nachsicht zu erwarten hatte.

2 Die Kugel laufft noch, es darff wol noch mehr Kegel geben. - Lehmann, 174, 44 u. 752, 53; Eiselein, 399; Simrock, 6012; Braun, I, 2047.

3 Eine Kugel bleibt eine Kugel, wenn man auch ein paar Sandkörner darauf streut.

4 Eine Kugel, die in den Spiegel soll, musst du aus eigener Büchse schiessen.

5 Eine silberne Kugel nützt mehr als tausend eiserne.

6 Es drehen sich nicht alle Kugeln gleich schnell.

"Die geistige Erdkugel", sagt L. Börne (Pariser Briefe), "dreht sich alle Jahrhunderte nur einmal um die Sonne." Man soll daher bei Arbeiten auf dem Gebiete des geistigen Lebens die Geduld nicht verlieren.

7 Für den keine Kugel gegossen ist, den trifft auch keine.

8 Iss keine Kugel, brauchst du keinen Branntwein. (S. Kuchel 1.) - Tendlau, 66 u. 712; Blass, 10.

9 Ist die Kugel aus der Karthaune, so gehört sie dem Teufel. - Illustr. Familienjournal, I, 213b.

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6 Ein Küchlein, das nicht kommt, wenn die Mutter ruft, hat der Geier bald geholt.

Holl.: Het kuiken, dat niet komen wil, als de klokken klokt, mag wel door den havik verslonden worden. (Harrebomée, I, 456a.)

7 Es kommt wol auch ein schwarz Küchlein aus einem weissen Ei.

Dän.: Ofte kommer en sort unga af at hvidt æg. (Prov. dan., 349.)

8 Es will manch Küchlein auffliegen und kann kein Stämmchen finden.

9 Junge Küchlein, weiche Schnäblein.

Kinder können nicht viel ausstehen.

10 Junge Küken hewt wêke Billen (Schnäbel). (Büren.)

11 Kleine Küicken haben weiche Schnibben.Petri, II, 423.

12 Kücken könnt kîne Eier leggen, en old Hohn het dar genog mit to dohn. (Oldenburg.)

13 Küken un Kinner könnt eaten ümmer. (Büren.)

14 Lêver en halv Küken im Pütt as en gans im Dopp.Schütze, II, 93.

Das Gewisse ist dem Ungewissen vorzuziehen.

15 Man muss die Küchlein nicht verkaufen, ehe die Henne sie ausgebrütet hat.

16 Man soll die Küchlein nicht zählen, bevor sie ausgekrochen sind.Reinsberg IV, 24.

17 Spintrige Kuiken hett liuter sualle Füötte (oder: Aese). (Hamm.)

Verwöhnte und schwächliche Menschen klagen über allerlei Gebrechen.

18 Wêke Küken hebben wêke Nibben.Schiller, III, 14b.

19 Wer sich zum Küchlein macht, der wird dem Habicht zur Beute.

Holl.: Die zich als een kieken aanstelt, zal vroeg of laat van den havik weggerukt en verslonden worden. (Harrebomée, I, 455b.)

20 Willst keine bösen Küchlein han, so schlag' die Eier in die Pfann'.

Holl.: Sla de eijers in de pan, dan komen er geen kwâ kuikens van. (Harrebomée, I, 178.)

*21 Wo die Küchlein sind, dahin richtet die Glucke ihre Augen.

Frz.: Là où sont les poussins la poule a les yeux. (Bohn I, 30.)

*22 Das Küchlein über dem Tisch holen, da man die Schuhe unter das Bett stellt.

Sich als Gäste einschleichen und die Hausfrau verführen. „Das Küchlein holen“, eine frühere Volkssitte.

*23 Dat is'n mall Küken.Kern, 742.

Ein Bruder Lustig, wenn nicht gar Liederlich.

*24 Dat Küken will woll klöger wäsen as 't Hohn. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 99.

*25 Dat was ên dull Küken.Dähnert, 259b.

Es war ein muthwilliger Junge.

*26 Er glaubt, es sey nur Küchlein essen.Ayrer, II, 955, 21.

Ob hier junge Hühner oder kleine Kuchen gemeint sind, das weiss ich nicht.

*27 Er zählt die Küchlein, ehe die Eier gelegt sind.

Holl.: Hij telt zijne kiekens, eer de eijers gelegd zijn. (Harrebomée, I, 456a; Bohn I, 327.)

*28 Es soll ein Küchlein sein, es ist aber noch ein ungelegt Ei.

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*29 Es wird nicht Küchleins essen sein.Ayrer, II, 1346, 4.

*30 He is 't lêv Küken.Kern, 741.

Vom jüngsten Kinde, welches insbesondere von der Mutter mit grosser Sorgfalt gepflegt wird.

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1) Schwelle heben. – Von jemand, der sehr schwach und kraftlos ist.

*32 Ich kenne meine Küchlein.Reinsberg IV, 143.

*33 Kriegen wir Küchlein, wann wir Hühnerköpfe pflanzen?Reinsberg IV, 149.

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*34 Trett de Küche (Küchlein) ni dût. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 279.

Sagt man zu jemand, der sehr spät aufsteht. In Pommern: Trett mi de Kücken nig dôd. (Dähnert, 259b.)

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Küchlein (Placenta).

*1 Lutherische Küchlein backen.Murner, Vom luth. Narren.

„.... Doch hören sie in allen sachen, wie man sackman gern wolt machen, die klöster brechen, das sie krachen; das nennt man lutherisch küchlein bachen.“ (Kloster, X, 123.)

*2 Man wird dir kein Küchlein bachen.Ayrer, II, 1392, 6.

*3 Man wird euch Küchlein von Saumehl backen.


Kuddelmuddel.

* Du möckst luter Kuddelmuddel. (Pommern.)

Machst lauter Wirrwarr, richtest Verwirrung an u. s. w. in Geschäften, im Bericht über Geschehenes; aber auch durch Klatscherei angerichtetes „Rührei“, Unfriede und Ungemüthlichkeit. Muddeln, ähnlicher Begriff wie buddeln = umwühlen, eine Art Diminutiv von mullen, was der Mullworm (Maulwurf) thut, der nach der plattdeutschen Volksnaturgeschichte zu den Würmern gehört. Zu Mullen oder Mollen gehört mollig oder mullig, wie zu walen gehört wälig, verwandt in der Bedeutung die Adjectiva (angenehme Stimmung machend und in angenehmer Stimmung bis zur Ueppigkeit) wie es die Verba (wühlen, wälzen) sind. (Fr. Hasenow.)


Kudel.

* Kudel, ies Pörsel de heeme?Robinson, 455; Gomolcke, 702.


Kudeln.

* He kudelt sich to Dod.Frommann, II, 222.

Latendorf (a. a. O.) bemerkt: „Das Wort kudeln ist mir immer mit Bezug auf Kranksein begegnet.“ Man sagt: kudeln und kranken. Sie kudelt sich wol so hin. He hätt'n ganzes Joahr kudelt. Das Wort enthält die Vorstellung des Wälzens. Im Bremer Wb. wird kueln als hamburgisch für kugeln aufgeführt.


Kufe.

1 Sind die Kufen leer, muss man zum Fass gehen.

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2 Was einmal in der Kufe war, darf man nicht wieder zum Kessel tragen.Graf, 253, 170.

Es wird als Betrug verboten, geringes Pelzwerk zu färben und dann für kostbares, oder aufgefärbte Stoffe für neue zu verkaufen.

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*3 Dir will ich die Kufe lenken.Klix, 33.


Küfer.

1 Er darff keine Küffer kauffen, sein Weib gibt ihm genug.Sutor, 458.

Hier Wortspiel, an keifen erinnernd.

Lat.: Mulieri ne credas, ne mortuae quidem. (Sutor, 458.)

2 Rombedebomp ins Küfers Haus gugget drei Husara 'raus; den Mädlen schnidt ma d' Brüstlen 'raus, de Bueba macht ma Käpplen draus. (Wurmlingen.) – Birlinger, 1116.

3 Wenn der Küffer die Reiffen zu hart antreibt, so müssen sie springen.Lehmann, 936, 23.


Kugel.

1 Die Kugel ist durch die Kirche. (Holl.)

Um anzudeuten, dass etwas nicht mehr ungesehen gemacht werden kann. Wol daher, weil man im Kriege die kirchlichen Gebäude so viel als möglich zu schonen suchte und dass man, wenn diese angegriffen wurden, auch noch weniger andererseits Nachsicht zu erwarten hatte.

2 Die Kugel laufft noch, es darff wol noch mehr Kegel geben.Lehmann, 174, 44 u. 752, 53; Eiselein, 399; Simrock, 6012; Braun, I, 2047.

3 Eine Kugel bleibt eine Kugel, wenn man auch ein paar Sandkörner darauf streut.

4 Eine Kugel, die in den Spiegel soll, musst du aus eigener Büchse schiessen.

5 Eine silberne Kugel nützt mehr als tausend eiserne.

6 Es drehen sich nicht alle Kugeln gleich schnell.

„Die geistige Erdkugel“, sagt L. Börne (Pariser Briefe), „dreht sich alle Jahrhunderte nur einmal um die Sonne.“ Man soll daher bei Arbeiten auf dem Gebiete des geistigen Lebens die Geduld nicht verlieren.

7 Für den keine Kugel gegossen ist, den trifft auch keine.

8 Iss keine Kugel, brauchst du keinen Branntwein. (S. Kuchel 1.) – Tendlau, 66 u. 712; Blass, 10.

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[[831]/0837] 6 Ein Küchlein, das nicht kommt, wenn die Mutter ruft, hat der Geier bald geholt. Holl.: Het kuiken, dat niet komen wil, als de klokken klokt, mag wel door den havik verslonden worden. (Harrebomée, I, 456a.) 7 Es kommt wol auch ein schwarz Küchlein aus einem weissen Ei. Dän.: Ofte kommer en sort unga af at hvidt æg. (Prov. dan., 349.) 8 Es will manch Küchlein auffliegen und kann kein Stämmchen finden. 9 Junge Küchlein, weiche Schnäblein. Kinder können nicht viel ausstehen. 10 Junge Küken hewt wêke Billen (Schnäbel). (Büren.) 11 Kleine Küicken haben weiche Schnibben. – Petri, II, 423. 12 Kücken könnt kîne Eier leggen, en old Hohn het dar genog mit to dohn. (Oldenburg.) 13 Küken un Kinner könnt eaten ümmer. (Büren.) 14 Lêver en halv Küken im Pütt as en gans im Dopp. – Schütze, II, 93. Das Gewisse ist dem Ungewissen vorzuziehen. 15 Man muss die Küchlein nicht verkaufen, ehe die Henne sie ausgebrütet hat. 16 Man soll die Küchlein nicht zählen, bevor sie ausgekrochen sind. – Reinsberg IV, 24. 17 Spintrige Kuiken hett liuter sualle Füötte (oder: Aese). (Hamm.) Verwöhnte und schwächliche Menschen klagen über allerlei Gebrechen. 18 Wêke Küken hebben wêke Nibben. – Schiller, III, 14b. 19 Wer sich zum Küchlein macht, der wird dem Habicht zur Beute. Holl.: Die zich als een kieken aanstelt, zal vroeg of laat van den havik weggerukt en verslonden worden. (Harrebomée, I, 455b.) 20 Willst keine bösen Küchlein han, so schlag' die Eier in die Pfann'. Holl.: Sla de eijers in de pan, dan komen er geen kwâ kuikens van. (Harrebomée, I, 178.) *21 Wo die Küchlein sind, dahin richtet die Glucke ihre Augen. Frz.: Là où sont les poussins la poule a les yeux. (Bohn I, 30.) *22 Das Küchlein über dem Tisch holen, da man die Schuhe unter das Bett stellt. Sich als Gäste einschleichen und die Hausfrau verführen. „Das Küchlein holen“, eine frühere Volkssitte. *23 Dat is'n mall Küken. – Kern, 742. Ein Bruder Lustig, wenn nicht gar Liederlich. *24 Dat Küken will woll klöger wäsen as 't Hohn. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 99. *25 Dat was ên dull Küken. – Dähnert, 259b. Es war ein muthwilliger Junge. *26 Er glaubt, es sey nur Küchlein essen. – Ayrer, II, 955, 21. Ob hier junge Hühner oder kleine Kuchen gemeint sind, das weiss ich nicht. *27 Er zählt die Küchlein, ehe die Eier gelegt sind. Holl.: Hij telt zijne kiekens, eer de eijers gelegd zijn. (Harrebomée, I, 456a; Bohn I, 327.) *28 Es soll ein Küchlein sein, es ist aber noch ein ungelegt Ei. Holl.: Hij gelooft reeds een kieken te wezen, daar hij nog een ongelegd ei is. (Harrebomée, I, 456a.) *29 Es wird nicht Küchleins essen sein. – Ayrer, II, 1346, 4. *30 He is 't lêv Küken. – Kern, 741. Vom jüngsten Kinde, welches insbesondere von der Mutter mit grosser Sorgfalt gepflegt wird. *31 Hei kann kein Kuiken öewer den Süll böiren1. (Werl.) – Firmenich, I, 350, 2. 1) Schwelle heben. – Von jemand, der sehr schwach und kraftlos ist. *32 Ich kenne meine Küchlein. – Reinsberg IV, 143. *33 Kriegen wir Küchlein, wann wir Hühnerköpfe pflanzen? – Reinsberg IV, 149. Charakterisirung oder Abweisung einer dummen Frage. *34 Trett de Küche (Küchlein) ni dût. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 279. Sagt man zu jemand, der sehr spät aufsteht. In Pommern: Trett mi de Kücken nig dôd. (Dähnert, 259b.) Küchlein (Placenta). *1 Lutherische Küchlein backen. – Murner, Vom luth. Narren. „.... Doch hören sie in allen sachen, wie man sackman gern wolt machen, die klöster brechen, das sie krachen; das nennt man lutherisch küchlein bachen.“ (Kloster, X, 123.) *2 Man wird dir kein Küchlein bachen. – Ayrer, II, 1392, 6. *3 Man wird euch Küchlein von Saumehl backen. Kuddelmuddel. * Du möckst luter Kuddelmuddel. (Pommern.) Machst lauter Wirrwarr, richtest Verwirrung an u. s. w. in Geschäften, im Bericht über Geschehenes; aber auch durch Klatscherei angerichtetes „Rührei“, Unfriede und Ungemüthlichkeit. Muddeln, ähnlicher Begriff wie buddeln = umwühlen, eine Art Diminutiv von mullen, was der Mullworm (Maulwurf) thut, der nach der plattdeutschen Volksnaturgeschichte zu den Würmern gehört. Zu Mullen oder Mollen gehört mollig oder mullig, wie zu walen gehört wälig, verwandt in der Bedeutung die Adjectiva (angenehme Stimmung machend und in angenehmer Stimmung bis zur Ueppigkeit) wie es die Verba (wühlen, wälzen) sind. (Fr. Hasenow.) Kudel. * Kudel, ies Pörsel de heeme? – Robinson, 455; Gomolcke, 702. Kudeln. * He kudelt sich to Dod. – Frommann, II, 222. Latendorf (a. a. O.) bemerkt: „Das Wort kudeln ist mir immer mit Bezug auf Kranksein begegnet.“ Man sagt: kudeln und kranken. Sie kudelt sich wol so hin. He hätt'n ganzes Joahr kudelt. Das Wort enthält die Vorstellung des Wälzens. Im Bremer Wb. wird kueln als hamburgisch für kugeln aufgeführt. Kufe. 1 Sind die Kufen leer, muss man zum Fass gehen. Aehnlich russisch Altmann VI, 397. 2 Was einmal in der Kufe war, darf man nicht wieder zum Kessel tragen. – Graf, 253, 170. Es wird als Betrug verboten, geringes Pelzwerk zu färben und dann für kostbares, oder aufgefärbte Stoffe für neue zu verkaufen. Mhd.: Dat eyns is gesteken in der jupe, dar na sal men des nicht weder tragen tu dem kessel. (Ludewig, XI, 628.) *3 Dir will ich die Kufe lenken. – Klix, 33. Küfer. 1 Er darff keine Küffer kauffen, sein Weib gibt ihm genug. – Sutor, 458. Hier Wortspiel, an keifen erinnernd. Lat.: Mulieri ne credas, ne mortuae quidem. (Sutor, 458.) 2 Rombedebomp ins Küfers Haus gugget drei Husara 'raus; den Mädlen schnidt ma d' Brüstlen 'raus, de Bueba macht ma Käpplen draus. (Wurmlingen.) – Birlinger, 1116. 3 Wenn der Küffer die Reiffen zu hart antreibt, so müssen sie springen. – Lehmann, 936, 23. Kugel. 1 Die Kugel ist durch die Kirche. (Holl.) Um anzudeuten, dass etwas nicht mehr ungesehen gemacht werden kann. Wol daher, weil man im Kriege die kirchlichen Gebäude so viel als möglich zu schonen suchte und dass man, wenn diese angegriffen wurden, auch noch weniger andererseits Nachsicht zu erwarten hatte. 2 Die Kugel laufft noch, es darff wol noch mehr Kegel geben. – Lehmann, 174, 44 u. 752, 53; Eiselein, 399; Simrock, 6012; Braun, I, 2047. 3 Eine Kugel bleibt eine Kugel, wenn man auch ein paar Sandkörner darauf streut. 4 Eine Kugel, die in den Spiegel soll, musst du aus eigener Büchse schiessen. 5 Eine silberne Kugel nützt mehr als tausend eiserne. 6 Es drehen sich nicht alle Kugeln gleich schnell. „Die geistige Erdkugel“, sagt L. Börne (Pariser Briefe), „dreht sich alle Jahrhunderte nur einmal um die Sonne.“ Man soll daher bei Arbeiten auf dem Gebiete des geistigen Lebens die Geduld nicht verlieren. 7 Für den keine Kugel gegossen ist, den trifft auch keine. 8 Iss keine Kugel, brauchst du keinen Branntwein. (S. Kuchel 1.) – Tendlau, 66 u. 712; Blass, 10. 9 Ist die Kugel aus der Karthaune, so gehört sie dem Teufel. – Illustr. Familienjournal, I, 213b.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [831]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/837>, abgerufen am 23.11.2024.