Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 9 Wan ein Kräutlein vor den Tod wäre, würde es theuer sein.

Lat.: Cum faex, cum fimus, cum res vilissima ximus unde superbimus, nescimus, quando perimus. (Sutor, 489.)

10 Wer 's Kräutlein zertritt, zertritt das Blümlein mit (oder: den freut das Blümlein nit).

Erst ein Kräutlein, dann ein Blümlein, sagen die Russen. (Altmann IV.)

11 Wüchs ein Kräutlein für den Tod, es wär fürwahr die Salb (Salbei) ohn Spott. - Schaltjahr, IV, 445.

*12 Das isch 's Chrütli. (Solothurn.) - Schild, 76, 217.

Verfehlter Mensch.

*13 Es ist ein gutes Kräutlein. - Schottel, 1118b.

*14 Ich kenne das Kräutlein.

Von ungezogenen Kindern und andern schlimmen Leuten.

Holl.: Ik ken dat kruit. (Harrebomee, I, 453a.)

*15 Ich kenne dich, Kreutle, ich kauff dich nit. - Eyering, II, 495.


Krautmarkt.

Auf dem Krautmarkt gilt ein Kopf so viel als der andere.

Aber im Weltleben ist es mit Menschenköpfen anders, diese werden gewägt, nicht gezählt; wenigstens von einer klugen Regierung und in schwierigen Angelegenheiten.


Krautpflanze.

Theure Krautpflanzen, wohlfeil Kraut.


Krautsalat.

Botz Kr ... autsalat unn Speck derzu. (Elsass.) - Frommann, II, 503.

Ein das Wort Kreuz (s. d. 171) Christi verhüllender Ausruf.


Krautschütz.

*1 Er war ein guter Krautschütz, wenn er ins Kraut schiss. - Fischart.

*2 Eytel Krautschützen vnnd Donat Schüler. - Nigrinus, Papistische Inquisition, o. O. 1582, S. 131.


Krautstaude.

Auf den Krautstauden wachsen keine Seidenwürmer. - Parömiakon, 1319.

Wenn man sich wundert, woher ein Armer die Mittel zur Bestreitung eines Aufwandes nimmt, der seine Einnahme weit überschreitet.


Krautweihe.

1 Krautweihe bringt das Salz in die Aepfel.

2 Krutwigge1 kuemt dat Salt2 in de Appeln. (Büren.) - Für Iserlohn: Woeste, 61, 61; Reinsberg VIII, 167.

1) Maria Himmelfahrt, den 15. August.

2) Der Wohlgeschmack.

3 Wann 't op Kriutwigge riegent, dann spinnet de Spinnen den Immen (Bienen) de Haide tau. (Marsberg.) - Firmenich, I, 321, 15; Reinsberg VIII, 166.

Am Marien- oder Himmelfahrtstage wird in den Kirchen Kraut gesegnet, das man bei heftigen Gewittern anzündet, in der Meinung, dadurch das Haus vor zündendem Blitzstrahl zu schützen.


Kravatte.

1 Eine hänfene Kravatte ist (hier) leicht zu haben. (Nordamerika.)

Wer in den Verdacht kommt, mit dem Feinde in strafbarer Beziehung zu stehen, kann leicht gehängt werden. Aus der Zeit des Kriegs der Union mit den Rebellenstaaten. (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 185, S. 1062.)

2 Ich kann die engen Kravatten nicht leiden, sagte der Dieb, als er sollte gehangen werden.

*3 Einem die Kravatte anlegen.

So sagt man in Breslau von solchen, welche die Geldverlegenheit anderer benützen, um sie zur Ausstellung von Wechseln zu zwingen, durch welche den Ausstellern gewissermassen der Hals zugeschnürt wird. Leute, die dies Geschäft betreiben, heissen Kravattenfabrikanten.


Kravattenfabrikant.

* Er ist ein Kravattenfabrikant. (S. Kravatte 3.) (Breslau.)

Verhüllend, euphemistisch für: Halszuschnürer. (Vgl. darüber den Artikel Im Schweinschen Keller, im Schles. Morgenblatt, 1864, Nr. 225.)


Krawall.

*1 Nur keinen Krawall!

*2 Was für ein Krawall ist das!

Wo Heinrich Koenig in seiner Selbstbiographie: Ein Stilleben, von den Tagen der Unruhe, der täglichen Aufläufe und Zerstörungen in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts spricht, fügt er hinzu: "die man, ich weiss nicht woher >Krawall< nannte." Weigand [Spaltenumbruch] (Deutsches Wb., I, 636) bemerkt: "Krawall ist ein aus den grossentheils rath- und thatlosen Aufständen des Herbstes 1830 herrührendes, nach einem dunkeln Sprachgefühl gebildetes Wort, welches ursprünglich nur landschaftlich und zwar im westlichen Mitteldeutschland üblich ward. Doch soll schon in den Sportelstatuten des Bischofs Hugo von Berri vom Jahre 1388 Charavall = Katzenmusik (?) vorkommen, welche Bedeutung auch provenzalisch caravil (Charivari) hat."


Kraxel.

* Einem 's Kraxel herabthun. - Zaupser, Idiot., Nachl., 25; Klein, I, 249.

Meister über ihn werden.


Kraxtepellen.

*1 Er ist aus Kraxtepellen, wo die Hunde mit dem Arsche bellen.

*2 Potz Kraxtepellen und heilig Kreuz. - Frischbier2, 1802.

Scherzhafte Fluchformel. Kraxtepellen ist ein Fischerdorf bei Germau, und Heiligenkreuz ein Kirchdorf im Samlande. (S. Gott 2609.)


Kreanen.

*1 Hei kreanet1 sik äs ne Hucke (Kröte) in der Mistfoerke. (Westf.)

1) Sik kreanen = sich in die Brust werfen, sich brüsten, eine stolze Haltung annehmen (wie eine Krähe oder Kranich.)

*2 Hei kreanet seik äs ne Lius op der Hoppenstange. (Büren.)


Kreatur.

1 Es ist kein böser Kreatur uff erden, dann eyn böses weib. - Tappius, 177b; Henisch, 617, 41.

Lat.: Foemina nihil pestilentius. (Tappius, 177a.)

2 Kein böser Creatur auf Erden ist, dann ein böses Weib voll arger List. - Lehmann, II, 311, 10.

3 Was einer Creatur gebrüst, am andern genug zu finden ist. - Henisch, 618, 17.


Krebs.

1 Auch der Krebs bleibt nicht immer in Einer Schere.

2 Das sind die Krebse in Wien gewohnt, sagte die Köchin, als man ihr sagte, sie nicht so langsam zu sieden.

3 Das sind geschälte Krebse, sagte der Bauer, als er Frösche auf den Markt brachte.

Holl.: Dat is eene andere sort van kreeften, zei de boer, en hij brogt kikvorschen ter markt. (Harrebomee, I, 400a.)

4 Dat is 'n anner Ort Krevt, säd' de Düwel, dor härr he sein Grossmoder in de Rüs (Reuse) fongen. - Hoefer, 1059; Dähnert, 252a.

Wenn der Ersatz ein ganz anderer ist, als man ihn erwartet hatte.

5 Den Krebs straft man nicht mit Ersäufen. - Simrock, 5935; Körte, 3543; Braun, I, 1995.

6 Der krebs ist kein guter Bottenläufer. - Petri, II, 98; Henisch, 470, 15.

7 Der Krebs ist nimmer tüchtig, zu gehen recht und richtig.

Lat.: Nunquam efficies, ut recte ingrediantur cancri. (Philippi, II, 56.)

8 Der Krebs wil einen Hasen erlauffen, die Kuh aus einem engster sauffen. - Egering, I, 503.

Von etwas ganz Unwahrscheinlichem und Ungereimtem. In den Fällen aber, wo der an Kräften Nachstehende den an Kunst und Talent Uebergeordneten, wo der Langsame z. B. durch List den Schnellern besiegt, sagten die Alten: Velocem tartus sequiter. (Erasm., 12.)

Lat.: Cancer leporem capit. (Erasm., 12.)

9 Die kleinen Krebse und Fische sind am besten, wenn man grosse nicht haben kann. - Simrock, 5936; Eiselein, 395; Braun, I, 1994.

10 Die Krebse bilden sich nichts darauf ein, dass sie roth auf den Tisch kommen.

Die Russen sagen ähnlich: Der Hermelin singt keine Psalmen, aus Freude darüber, dass sein Pelz vom Zaren so hoch geehrt wird. (Altmann VI, 386.)

11 Die Krebse haben den Magen im Kopfe.

"Van de Kriebse es bekannt dat egene Kopp der Mag se hant, en dat se ömmer gönt ophü (rückwärts). Wie steht es nun met mänge Lü, die grad els wie de Kriebse gönt, of auch höm (ihre) Mage Schold dra sönd." (Aachen.) (Firmenich, III, 134.)

12 Die Krebse sind das Kochen bei uns gewohnt, sagte die Köchin zur Frau, die sie wegen der Quälerei schalt.

[Spaltenumbruch] 9 Wan ein Kräutlein vor den Tod wäre, würde es theuer sein.

Lat.: Cum faex, cum fimus, cum res vilissima ximus unde superbimus, nescimus, quando perimus. (Sutor, 489.)

10 Wer 's Kräutlein zertritt, zertritt das Blümlein mit (oder: den freut das Blümlein nit).

Erst ein Kräutlein, dann ein Blümlein, sagen die Russen. (Altmann IV.)

11 Wüchs ein Kräutlein für den Tod, es wär fürwahr die Salb (Salbei) ohn Spott.Schaltjahr, IV, 445.

*12 Das isch 's Chrütli. (Solothurn.) – Schild, 76, 217.

Verfehlter Mensch.

*13 Es ist ein gutes Kräutlein.Schottel, 1118b.

*14 Ich kenne das Kräutlein.

Von ungezogenen Kindern und andern schlimmen Leuten.

Holl.: Ik ken dat kruit. (Harrebomée, I, 453a.)

*15 Ich kenne dich, Kreutle, ich kauff dich nit.Eyering, II, 495.


Krautmarkt.

Auf dem Krautmarkt gilt ein Kopf so viel als der andere.

Aber im Weltleben ist es mit Menschenköpfen anders, diese werden gewägt, nicht gezählt; wenigstens von einer klugen Regierung und in schwierigen Angelegenheiten.


Krautpflanze.

Theure Krautpflanzen, wohlfeil Kraut.


Krautsalat.

Botz Kr ... ûtsalat unn Speck derzu. (Elsass.) – Frommann, II, 503.

Ein das Wort Kreuz (s. d. 171) Christi verhüllender Ausruf.


Krautschütz.

*1 Er war ein guter Krautschütz, wenn er ins Kraut schiss.Fischart.

*2 Eytel Krautschützen vnnd Donat Schüler.Nigrinus, Papistische Inquisition, o. O. 1582, S. 131.


Krautstaude.

Auf den Krautstauden wachsen keine Seidenwürmer.Parömiakon, 1319.

Wenn man sich wundert, woher ein Armer die Mittel zur Bestreitung eines Aufwandes nimmt, der seine Einnahme weit überschreitet.


Krautweihe.

1 Krautweihe bringt das Salz in die Aepfel.

2 Krutwigge1 kŭemt dat Salt2 in de Appeln. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 61, 61; Reinsberg VIII, 167.

1) Maria Himmelfahrt, den 15. August.

2) Der Wohlgeschmack.

3 Wann 't op Kriutwigge riegent, dann spinnet de Spinnen den Immen (Bienen) de Haide tau. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 15; Reinsberg VIII, 166.

Am Marien- oder Himmelfahrtstage wird in den Kirchen Kraut gesegnet, das man bei heftigen Gewittern anzündet, in der Meinung, dadurch das Haus vor zündendem Blitzstrahl zu schützen.


Kravatte.

1 Eine hänfene Kravatte ist (hier) leicht zu haben. (Nordamerika.)

Wer in den Verdacht kommt, mit dem Feinde in strafbarer Beziehung zu stehen, kann leicht gehängt werden. Aus der Zeit des Kriegs der Union mit den Rebellenstaaten. (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 185, S. 1062.)

2 Ich kann die engen Kravatten nicht leiden, sagte der Dieb, als er sollte gehangen werden.

*3 Einem die Kravatte anlegen.

So sagt man in Breslau von solchen, welche die Geldverlegenheit anderer benützen, um sie zur Ausstellung von Wechseln zu zwingen, durch welche den Ausstellern gewissermassen der Hals zugeschnürt wird. Leute, die dies Geschäft betreiben, heissen Kravattenfabrikanten.


Kravattenfabrikant.

* Er ist ein Kravattenfabrikant. (S. Kravatte 3.) (Breslau.)

Verhüllend, euphemistisch für: Halszuschnürer. (Vgl. darüber den Artikel Im Schweinschen Keller, im Schles. Morgenblatt, 1864, Nr. 225.)


Krawall.

*1 Nur keinen Krawall!

*2 Was für ein Krawall ist das!

Wo Heinrich Koenig in seiner Selbstbiographie: Ein Stilleben, von den Tagen der Unruhe, der täglichen Aufläufe und Zerstörungen in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts spricht, fügt er hinzu: „die man, ich weiss nicht woher ›Krawall‹ nannte.“ Weigand [Spaltenumbruch] (Deutsches Wb., I, 636) bemerkt: „Krawall ist ein aus den grossentheils rath- und thatlosen Aufständen des Herbstes 1830 herrührendes, nach einem dunkeln Sprachgefühl gebildetes Wort, welches ursprünglich nur landschaftlich und zwar im westlichen Mitteldeutschland üblich ward. Doch soll schon in den Sportelstatuten des Bischofs Hugo von Berri vom Jahre 1388 Charavall = Katzenmusik (?) vorkommen, welche Bedeutung auch provenzalisch caravil (Charivari) hat.“


Kraxel.

* Einem 's Kraxel herabthun.Zaupser, Idiot., Nachl., 25; Klein, I, 249.

Meister über ihn werden.


Kraxtepellen.

*1 Er ist aus Kraxtepellen, wo die Hunde mit dem Arsche bellen.

*2 Potz Kraxtepellen und heilig Kreuz.Frischbier2, 1802.

Scherzhafte Fluchformel. Kraxtepellen ist ein Fischerdorf bei Germau, und Heiligenkreuz ein Kirchdorf im Samlande. (S. Gott 2609.)


Kreanen.

*1 Hei kreanet1 sik äs ne Hucke (Kröte) in der Mistfoerke. (Westf.)

1) Sik kreanen = sich in die Brust werfen, sich brüsten, eine stolze Haltung annehmen (wie eine Krähe oder Kranich.)

*2 Hei kreanet sîk äs ne Lius op der Hoppenstange. (Büren.)


Kreatur.

1 Es ist kein böser Kreatur uff erden, dann eyn böses weib.Tappius, 177b; Henisch, 617, 41.

Lat.: Foemina nihil pestilentius. (Tappius, 177a.)

2 Kein böser Creatur auf Erden ist, dann ein böses Weib voll arger List.Lehmann, II, 311, 10.

3 Was einer Creatur gebrüst, am andern genug zu finden ist.Henisch, 618, 17.


Krebs.

1 Auch der Krebs bleibt nicht immer in Einer Schere.

2 Das sind die Krebse in Wien gewohnt, sagte die Köchin, als man ihr sagte, sie nicht so langsam zu sieden.

3 Das sind geschälte Krebse, sagte der Bauer, als er Frösche auf den Markt brachte.

Holl.: Dat is eene andere sort van kreeften, zei de boer, en hij brogt kikvorschen ter markt. (Harrebomée, I, 400a.)

4 Dat is 'n anner Ôrt Krêvt, säd' de Düwel, dôr härr he sîn Grossmôder in de Rüs (Reuse) fongen.Hoefer, 1059; Dähnert, 252a.

Wenn der Ersatz ein ganz anderer ist, als man ihn erwartet hatte.

5 Den Krebs straft man nicht mit Ersäufen.Simrock, 5935; Körte, 3543; Braun, I, 1995.

6 Der krebs ist kein guter Bottenläufer.Petri, II, 98; Henisch, 470, 15.

7 Der Krebs ist nimmer tüchtig, zu gehen recht und richtig.

Lat.: Nunquam efficies, ut recte ingrediantur cancri. (Philippi, II, 56.)

8 Der Krebs wil einen Hasen erlauffen, die Kuh aus einem engster sauffen.Egering, I, 503.

Von etwas ganz Unwahrscheinlichem und Ungereimtem. In den Fällen aber, wo der an Kräften Nachstehende den an Kunst und Talent Uebergeordneten, wo der Langsame z. B. durch List den Schnellern besiegt, sagten die Alten: Velocem tartus sequiter. (Erasm., 12.)

Lat.: Cancer leporem capit. (Erasm., 12.)

9 Die kleinen Krebse und Fische sind am besten, wenn man grosse nicht haben kann.Simrock, 5936; Eiselein, 395; Braun, I, 1994.

10 Die Krebse bilden sich nichts darauf ein, dass sie roth auf den Tisch kommen.

Die Russen sagen ähnlich: Der Hermelin singt keine Psalmen, aus Freude darüber, dass sein Pelz vom Zaren so hoch geehrt wird. (Altmann VI, 386.)

11 Die Krebse haben den Magen im Kopfe.

„Van de Kriebse es bekannt dat egene Kopp der Mag se hant, en dat se ömmer gönt ophü (rückwärts). Wie steht es nun met mänge Lü, die grad els wie de Kriebse gönt, of auch höm (ihre) Mage Schold dra sönd.“ (Aachen.) (Firmenich, III, 134.)

12 Die Krebse sind das Kochen bei uns gewohnt, sagte die Köchin zur Frau, die sie wegen der Quälerei schalt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0805" n="[799]"/><cb n="1597"/>
9 Wan ein Kräutlein vor den Tod wäre, würde es theuer sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cum faex, cum fimus, cum res vilissima ximus unde superbimus, nescimus, quando perimus. (<hi rendition="#i">Sutor, 489.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer 's Kräutlein zertritt, zertritt das Blümlein mit (oder: den freut das Blümlein nit).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Erst ein Kräutlein, dann ein Blümlein, sagen die Russen. (<hi rendition="#i">Altmann IV.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wüchs ein Kräutlein für den Tod, es wär fürwahr die Salb (Salbei) ohn Spott.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schaltjahr, IV, 445.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Das isch 's Chrütli.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 76, 217.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Verfehlter Mensch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Es ist ein gutes Kräutlein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1118<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Ich kenne das Kräutlein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von ungezogenen Kindern und andern schlimmen Leuten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ik ken dat kruit. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 453<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Ich kenne dich, Kreutle, ich kauff dich nit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 495.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krautmarkt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Auf dem Krautmarkt gilt ein Kopf so viel als der andere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber im Weltleben ist es mit Menschenköpfen anders, diese werden gewägt, nicht gezählt; wenigstens von einer klugen Regierung und in schwierigen Angelegenheiten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krautpflanze.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Theure Krautpflanzen, wohlfeil Kraut.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krautsalat.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Botz Kr ... ûtsalat unn Speck derzu.</hi> (<hi rendition="#i">Elsass.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, II, 503.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein das Wort  Kreuz (s. d. 171) Christi verhüllender Ausruf.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krautschütz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er war ein guter Krautschütz, wenn er ins Kraut schiss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Eytel Krautschützen vnnd Donat Schüler.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nigrinus, Papistische Inquisition, o. O. 1582, S. 131.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krautstaude.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Auf den Krautstauden wachsen keine Seidenwürmer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1319.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man sich wundert, woher ein Armer die Mittel zur Bestreitung eines Aufwandes nimmt, der seine Einnahme weit überschreitet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krautweihe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Krautweihe bringt das Salz in die Aepfel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Krutwigge<hi rendition="#sup">1</hi> k&#x016D;emt dat Salt<hi rendition="#sup">2</hi> in de Appeln.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>) &#x2013; Für Iserlohn: <hi rendition="#i">Woeste, 61, 61; Reinsberg VIII, 167.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Maria Himmelfahrt, den 15. August.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Der Wohlgeschmack.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wann 't op Kriutwigge riegent, dann spinnet de Spinnen den Immen (Bienen) de Haide tau.</hi> (<hi rendition="#i">Marsberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 321, 15; Reinsberg VIII, 166.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Am Marien- oder Himmelfahrtstage wird in den Kirchen Kraut gesegnet, das man bei heftigen Gewittern anzündet, in der Meinung, dadurch das Haus vor zündendem Blitzstrahl zu schützen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kravatte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Eine hänfene Kravatte ist (hier) leicht zu haben.</hi> (<hi rendition="#i">Nordamerika.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer in den Verdacht kommt, mit dem Feinde in strafbarer Beziehung zu stehen, kann leicht gehängt werden. Aus der Zeit des Kriegs der Union mit den Rebellenstaaten. (<hi rendition="#i">Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 185, S. 1062.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ich kann die engen Kravatten nicht leiden, sagte der Dieb, als er sollte gehangen werden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Einem die Kravatte anlegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt man in Breslau von solchen, welche die Geldverlegenheit anderer benützen, um sie zur Ausstellung von Wechseln zu zwingen, durch welche den Ausstellern gewissermassen der Hals zugeschnürt wird. Leute, die dies Geschäft betreiben, heissen Kravattenfabrikanten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kravattenfabrikant.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Kravattenfabrikant.</hi> (S.  Kravatte 3.) (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Verhüllend, euphemistisch für: Halszuschnürer. (Vgl. darüber den Artikel Im Schweinschen Keller, im <hi rendition="#i">Schles. Morgenblatt, 1864, Nr. 225.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krawall.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Nur keinen Krawall!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Was für ein Krawall ist das!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wo <hi rendition="#i">Heinrich Koenig</hi> in seiner Selbstbiographie: <hi rendition="#i">Ein Stilleben,</hi> von den Tagen der Unruhe, der täglichen Aufläufe und Zerstörungen in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts spricht, fügt er hinzu: &#x201E;die man, ich weiss nicht woher &#x203A;Krawall&#x2039; nannte.&#x201C; <hi rendition="#i">Weigand</hi> <cb n="1598"/>
(<hi rendition="#i">Deutsches Wb., I, 636</hi>) bemerkt: &#x201E;Krawall ist ein aus den grossentheils rath- und thatlosen Aufständen des Herbstes 1830 herrührendes, nach einem dunkeln Sprachgefühl gebildetes Wort, welches ursprünglich nur landschaftlich und zwar im westlichen Mitteldeutschland üblich ward. Doch soll schon in den Sportelstatuten des Bischofs Hugo von Berri vom Jahre 1388 Charavall = Katzenmusik (?) vorkommen, welche Bedeutung auch provenzalisch caravil (Charivari) hat.&#x201C;</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kraxel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Einem 's Kraxel herabthun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zaupser, Idiot., Nachl., 25; Klein, I, 249.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Meister über ihn werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kraxtepellen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er ist aus Kraxtepellen, wo die Hunde mit dem Arsche bellen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Potz Kraxtepellen und heilig Kreuz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1802.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhafte Fluchformel. Kraxtepellen ist ein Fischerdorf bei Germau, und Heiligenkreuz ein Kirchdorf im Samlande. (S.  Gott 2609.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kreanen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Hei kreanet<hi rendition="#sup">1</hi> sik äs ne Hucke (Kröte) in der Mistfoerke.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Sik kreanen = sich in die Brust werfen, sich brüsten, eine stolze Haltung annehmen (wie eine Krähe oder Kranich.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Hei kreanet sîk äs ne Lius op der Hoppenstange.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kreatur.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist kein böser Kreatur uff erden, dann eyn böses weib.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 177<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 617, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Foemina nihil pestilentius. (<hi rendition="#i">Tappius, 177<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Kein böser Creatur auf Erden ist, dann ein böses Weib voll arger List.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 311, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Was einer Creatur gebrüst, am andern genug zu finden ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 618, 17.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Krebs.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auch der Krebs bleibt nicht immer in Einer Schere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Das sind die Krebse in Wien gewohnt, sagte die Köchin, als man ihr sagte, sie nicht so langsam zu sieden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Das sind geschälte Krebse, sagte der Bauer, als er Frösche auf den Markt brachte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is eene andere sort van kreeften, zei de boer, en hij brogt kikvorschen ter markt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 400<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Dat is 'n anner Ôrt Krêvt, säd' de Düwel, dôr härr he sîn Grossmôder in de Rüs (Reuse) fongen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 1059; Dähnert, 252<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn der Ersatz ein ganz anderer ist, als man ihn erwartet hatte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Den Krebs straft man nicht mit Ersäufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5935; Körte, 3543; Braun, I, 1995.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Der krebs ist kein guter Bottenläufer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 98; Henisch, 470, 15.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Der Krebs ist nimmer tüchtig, zu gehen recht und richtig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nunquam efficies, ut recte ingrediantur cancri. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 56.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Der Krebs wil einen Hasen erlauffen, die Kuh aus einem engster sauffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Egering, I, 503.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von etwas ganz Unwahrscheinlichem und Ungereimtem. In den Fällen aber, wo der an Kräften Nachstehende den an Kunst und Talent Uebergeordneten, wo der Langsame z. B. durch List den Schnellern besiegt, sagten die Alten: Velocem tartus sequiter. (<hi rendition="#i">Erasm., 12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cancer leporem capit. (<hi rendition="#i">Erasm., 12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Die kleinen Krebse und Fische sind am besten, wenn man grosse nicht haben kann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5936; Eiselein, 395; Braun, I, 1994.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Die Krebse bilden sich nichts darauf ein, dass sie roth auf den Tisch kommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen sagen ähnlich: Der Hermelin singt keine Psalmen, aus Freude darüber, dass sein Pelz vom Zaren so hoch geehrt wird. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 386.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Die Krebse haben den Magen im Kopfe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Van de Kriebse es bekannt dat egene Kopp der Mag se hant, en dat se ömmer gönt ophü (rückwärts). Wie steht es nun met mänge Lü, die grad els wie de Kriebse gönt, of auch höm (ihre) Mage Schold dra sönd.&#x201C; (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) (<hi rendition="#i">Firmenich, III, 134.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Die Krebse sind das Kochen bei uns gewohnt, sagte die Köchin zur Frau, die sie wegen der Quälerei schalt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[799]/0805] 9 Wan ein Kräutlein vor den Tod wäre, würde es theuer sein. Lat.: Cum faex, cum fimus, cum res vilissima ximus unde superbimus, nescimus, quando perimus. (Sutor, 489.) 10 Wer 's Kräutlein zertritt, zertritt das Blümlein mit (oder: den freut das Blümlein nit). Erst ein Kräutlein, dann ein Blümlein, sagen die Russen. (Altmann IV.) 11 Wüchs ein Kräutlein für den Tod, es wär fürwahr die Salb (Salbei) ohn Spott. – Schaltjahr, IV, 445. *12 Das isch 's Chrütli. (Solothurn.) – Schild, 76, 217. Verfehlter Mensch. *13 Es ist ein gutes Kräutlein. – Schottel, 1118b. *14 Ich kenne das Kräutlein. Von ungezogenen Kindern und andern schlimmen Leuten. Holl.: Ik ken dat kruit. (Harrebomée, I, 453a.) *15 Ich kenne dich, Kreutle, ich kauff dich nit. – Eyering, II, 495. Krautmarkt. Auf dem Krautmarkt gilt ein Kopf so viel als der andere. Aber im Weltleben ist es mit Menschenköpfen anders, diese werden gewägt, nicht gezählt; wenigstens von einer klugen Regierung und in schwierigen Angelegenheiten. Krautpflanze. Theure Krautpflanzen, wohlfeil Kraut. Krautsalat. Botz Kr ... ûtsalat unn Speck derzu. (Elsass.) – Frommann, II, 503. Ein das Wort Kreuz (s. d. 171) Christi verhüllender Ausruf. Krautschütz. *1 Er war ein guter Krautschütz, wenn er ins Kraut schiss. – Fischart. *2 Eytel Krautschützen vnnd Donat Schüler. – Nigrinus, Papistische Inquisition, o. O. 1582, S. 131. Krautstaude. Auf den Krautstauden wachsen keine Seidenwürmer. – Parömiakon, 1319. Wenn man sich wundert, woher ein Armer die Mittel zur Bestreitung eines Aufwandes nimmt, der seine Einnahme weit überschreitet. Krautweihe. 1 Krautweihe bringt das Salz in die Aepfel. 2 Krutwigge1 kŭemt dat Salt2 in de Appeln. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 61, 61; Reinsberg VIII, 167. 1) Maria Himmelfahrt, den 15. August. 2) Der Wohlgeschmack. 3 Wann 't op Kriutwigge riegent, dann spinnet de Spinnen den Immen (Bienen) de Haide tau. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 15; Reinsberg VIII, 166. Am Marien- oder Himmelfahrtstage wird in den Kirchen Kraut gesegnet, das man bei heftigen Gewittern anzündet, in der Meinung, dadurch das Haus vor zündendem Blitzstrahl zu schützen. Kravatte. 1 Eine hänfene Kravatte ist (hier) leicht zu haben. (Nordamerika.) Wer in den Verdacht kommt, mit dem Feinde in strafbarer Beziehung zu stehen, kann leicht gehängt werden. Aus der Zeit des Kriegs der Union mit den Rebellenstaaten. (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 185, S. 1062.) 2 Ich kann die engen Kravatten nicht leiden, sagte der Dieb, als er sollte gehangen werden. *3 Einem die Kravatte anlegen. So sagt man in Breslau von solchen, welche die Geldverlegenheit anderer benützen, um sie zur Ausstellung von Wechseln zu zwingen, durch welche den Ausstellern gewissermassen der Hals zugeschnürt wird. Leute, die dies Geschäft betreiben, heissen Kravattenfabrikanten. Kravattenfabrikant. * Er ist ein Kravattenfabrikant. (S. Kravatte 3.) (Breslau.) Verhüllend, euphemistisch für: Halszuschnürer. (Vgl. darüber den Artikel Im Schweinschen Keller, im Schles. Morgenblatt, 1864, Nr. 225.) Krawall. *1 Nur keinen Krawall! *2 Was für ein Krawall ist das! Wo Heinrich Koenig in seiner Selbstbiographie: Ein Stilleben, von den Tagen der Unruhe, der täglichen Aufläufe und Zerstörungen in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts spricht, fügt er hinzu: „die man, ich weiss nicht woher ›Krawall‹ nannte.“ Weigand (Deutsches Wb., I, 636) bemerkt: „Krawall ist ein aus den grossentheils rath- und thatlosen Aufständen des Herbstes 1830 herrührendes, nach einem dunkeln Sprachgefühl gebildetes Wort, welches ursprünglich nur landschaftlich und zwar im westlichen Mitteldeutschland üblich ward. Doch soll schon in den Sportelstatuten des Bischofs Hugo von Berri vom Jahre 1388 Charavall = Katzenmusik (?) vorkommen, welche Bedeutung auch provenzalisch caravil (Charivari) hat.“ Kraxel. * Einem 's Kraxel herabthun. – Zaupser, Idiot., Nachl., 25; Klein, I, 249. Meister über ihn werden. Kraxtepellen. *1 Er ist aus Kraxtepellen, wo die Hunde mit dem Arsche bellen. *2 Potz Kraxtepellen und heilig Kreuz. – Frischbier2, 1802. Scherzhafte Fluchformel. Kraxtepellen ist ein Fischerdorf bei Germau, und Heiligenkreuz ein Kirchdorf im Samlande. (S. Gott 2609.) Kreanen. *1 Hei kreanet1 sik äs ne Hucke (Kröte) in der Mistfoerke. (Westf.) 1) Sik kreanen = sich in die Brust werfen, sich brüsten, eine stolze Haltung annehmen (wie eine Krähe oder Kranich.) *2 Hei kreanet sîk äs ne Lius op der Hoppenstange. (Büren.) Kreatur. 1 Es ist kein böser Kreatur uff erden, dann eyn böses weib. – Tappius, 177b; Henisch, 617, 41. Lat.: Foemina nihil pestilentius. (Tappius, 177a.) 2 Kein böser Creatur auf Erden ist, dann ein böses Weib voll arger List. – Lehmann, II, 311, 10. 3 Was einer Creatur gebrüst, am andern genug zu finden ist. – Henisch, 618, 17. Krebs. 1 Auch der Krebs bleibt nicht immer in Einer Schere. 2 Das sind die Krebse in Wien gewohnt, sagte die Köchin, als man ihr sagte, sie nicht so langsam zu sieden. 3 Das sind geschälte Krebse, sagte der Bauer, als er Frösche auf den Markt brachte. Holl.: Dat is eene andere sort van kreeften, zei de boer, en hij brogt kikvorschen ter markt. (Harrebomée, I, 400a.) 4 Dat is 'n anner Ôrt Krêvt, säd' de Düwel, dôr härr he sîn Grossmôder in de Rüs (Reuse) fongen. – Hoefer, 1059; Dähnert, 252a. Wenn der Ersatz ein ganz anderer ist, als man ihn erwartet hatte. 5 Den Krebs straft man nicht mit Ersäufen. – Simrock, 5935; Körte, 3543; Braun, I, 1995. 6 Der krebs ist kein guter Bottenläufer. – Petri, II, 98; Henisch, 470, 15. 7 Der Krebs ist nimmer tüchtig, zu gehen recht und richtig. Lat.: Nunquam efficies, ut recte ingrediantur cancri. (Philippi, II, 56.) 8 Der Krebs wil einen Hasen erlauffen, die Kuh aus einem engster sauffen. – Egering, I, 503. Von etwas ganz Unwahrscheinlichem und Ungereimtem. In den Fällen aber, wo der an Kräften Nachstehende den an Kunst und Talent Uebergeordneten, wo der Langsame z. B. durch List den Schnellern besiegt, sagten die Alten: Velocem tartus sequiter. (Erasm., 12.) Lat.: Cancer leporem capit. (Erasm., 12.) 9 Die kleinen Krebse und Fische sind am besten, wenn man grosse nicht haben kann. – Simrock, 5936; Eiselein, 395; Braun, I, 1994. 10 Die Krebse bilden sich nichts darauf ein, dass sie roth auf den Tisch kommen. Die Russen sagen ähnlich: Der Hermelin singt keine Psalmen, aus Freude darüber, dass sein Pelz vom Zaren so hoch geehrt wird. (Altmann VI, 386.) 11 Die Krebse haben den Magen im Kopfe. „Van de Kriebse es bekannt dat egene Kopp der Mag se hant, en dat se ömmer gönt ophü (rückwärts). Wie steht es nun met mänge Lü, die grad els wie de Kriebse gönt, of auch höm (ihre) Mage Schold dra sönd.“ (Aachen.) (Firmenich, III, 134.) 12 Die Krebse sind das Kochen bei uns gewohnt, sagte die Köchin zur Frau, die sie wegen der Quälerei schalt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/805
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [799]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/805>, abgerufen am 23.11.2024.