Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 17 Der Kranke und der Gesund haben verschiedenen Mund. Dän.: En syg og sund har ey en mund. (Prov. dan., 420.) 18 Der Kranke weiss am besten, wo's ihn schmerzt (liegt). Die Russen: Der Kranke weiss besser, was ihm fehlt als der Arzt, der ihm das Recept schreibt. (Altmann IV, 431.) Böhm.: Neptej se lekare, ale nemocneho, kde ho boli. (Celakovsky, 299.) Poln.: Nie doktora pytaj, chorego pytaj, gdzie go boli. (Celakovsky, 299.) 19 Der Kranken Gunst stärkt des Arztes Kunst. 20 Der Kranken, Soldaten und Schiffer Leben ist schwer zu versichern. Frz.: Un malade est sur une planche, un febricitant est en bataille. (Leroux, I, 176.) 21 Die Krancken klagen den gesunden jhr leid. - Petri, II, 134; Henisch, 1583, 10. 22 Die Krancken vnd Gesunden haben vngleiche Stunden. - Petri, II, 28; Henisch, 1583; Lehmann, II, 315, 68; Eiselein, 393; Körte, 3529. Wer krank gewesen, weiss wie lang manche Krankheitsstunde wird. Die Russen: Des Kranken Tag besteht nicht aus zweimal zwölf Stunden, sondern aus zweimal zwölf Ewigkeiten. (Altmann VI, 442.) - Zwischen eins und zwei zählt der Kranke eine Ewigkeit. (Altmann VI, 446.) Holl.: Sieken ende ghesonde en hebben niet een stonde. (Harrebomee, I, 237.) Lat.: Eger et athleta sunt dispara sepe dicta. (Fallersleben, 794.) Schwed.: Siuk och sund har intet en mun. (Grubb, 718.) 23 Die Kranke frägt me. (Henneberg.) Die Kranken fragt man. Wenn man jemand fragt, ob er dies oder jenes möge, so pflegt er mit diesem Sprichwort zu antworten. 24 Die Kranken fragt man, den Gesunden gibt man. Sprichwörtliche Redensart auf die Frage, ob man jemand etwas zu essen vorsetzen dürfe. Jüd.-deutsch: A Kranken frägt män, a Gesünden git (gibt) man. (Warschau.) Auch: Blass, 177. Böhm.: Kemocnych se ptavaji, zdravym davaji. (Celakovsky, 48.) Poln.: Chorego pytaja, zdrowemu daja. (Celakovsky, 48.) 25 Die Kranken haben oft die besten Gedanken. 26 Ein Kranker, der Moschus bekommt, und ein Staat, der bei Erlanger borgt, sind ihrem Ende nahe. "Erlanger'sche Anleihen sind für Staaten, was Moschus für den Kranken ist." (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 442, S. 2522.) 27 Ein Kranker, der nicht parirt, wird zu Tode curirt. It.: L'ammalato disubbidiente rende il medico crudele. (Pazzaglia, 12.) 28 Ein Kranker hat sonderbare Gelüste. Böhm.: Kemocneho bricho byva dumyslnejsi nez doktorska hlava. (Celakovsky, 299.) 29 Ein Kranker ist gut (leicht) zu schlagen. - Simrock, 5915; Reinsberg II, 39. 30 Ein ungeduldiger Kranker macht einen ungeduldigen (strengen) Arzt. Lat.: Crudelem medicum intemperans aeger facit. (Philippi, I, 99.) 31 Einem Krancken ist das beth lieb. - Henisch, 343, 8. 32 Einem Kranken schmeckt alles bitter. Böhm.: Nemocnemu vse horko. - Chuti nemoceho never. (Celakovsky, 299.) Lat.: Aegrotanti omnia amara. (Seybold, 12.) 33 Einen Kranken mag man legen, wohin man will, es ist ihm auf dem weichsten Lager nicht wohl. 34 Einen Kranken trösten ist leicht, wenn man gesund ist. - Reinsberg IV, 103. 35 Einen Kranken trösten ist leichter als ihn heilen. Frz.: Il est bien aise aux sains de consoler les malades. (Leroux, I, 176.) 36 Eines Kranken Worte muss man nicht auf die Goldwage legen. It.: L'infermo ha liberta di dire il tutto. (Bohn I, 109.) 37 Ene Kranken ärjert de Fleg an der Wank. - Firmenich, III, 516, 37. [Spaltenumbruch] 38 Es sind die schlimmsten Kranken, die nicht gesund werden wollen. Der Baske fragt: Wer wird sich Mühe geben, den zu heilen, der zum Vergnügen krank ist. Und die Russen sagen: Der wahre Kranke ist der, welcher nicht geheilt werden will. (Reinsberg III, 128; Altmann VI, 486.) 39 Ist der Kranke genesen, zahlt er ungern die Spesen. - Eiselein, 573; Simrock, 9696. Lat.: Aegro sanato frustra dices numerato. (Eiselein, 573.) 40 Je mehr Kranke, desto besser für den Arzt. It.: Quando l'infermo esclama il medico guadaena. (Pazzaglia, 217, 7.) 41 Kranke hören gern von frommen Dingen reden. Holl.: Der kranken gemoed is vromen tongen reden goed. (Harrebomee, I, 448.) 42 Kranke und Abgeordnete dürfen sagen, wie ihnen ums Herz ist. Frz.: Le malade a la liberte de tout dire. (Leroux, I, 176.) 43 Kranken und Gesunden schlagen nicht einerlei Stunden. - Winckler, XVII, 30. 44 Kranker, iss Spinat! (Breslau.) 45 Kranker, lache, und Armer, fahre Butter zu Markte. (Wend. Lausitz.) 46 Legt den Kranken wohin ihr wollt, so ist ihm doch nicht wohl. - Eiselein, 393; Simrock, 5907; Braun, I, 1932. 47 Man braucht keinen Kranken zu fragen, ob er gesund sein will. - Hollenberg, I, 17. Es versteht sich ganz von selbst, dass jeder das wünscht, was ihm gut und angenehm ist. Frz.: Faut-il demander a un malade, s'il veut la sante? (Gaal, 483; Lendroy, 574; Leroux, I, 176.) 48 Man darff keinen Kranken verlohren geben, weil ein Athem in ihm ist. - Herberger, Herzpostilla, I, 830. 49 Man kan nicht allen Krancken auss einer Büchsen geben. - Petri, II, 456; Henisch, 577, 20. 50 Man muss einem Kranken Zeit zur Genesung lassen. Aehnlich russisch Altmann VI, 496. 51 Man muss keinen Kranken aufdecken, wenn er schwitzt, und keinem Freund seine Fehler vorrücken, wenn er in Kummer sitzt. - Winckler, IV, 99. In Mailand sagt man sprichwörtlich: Wenn der Kranke die Decke herabreisst, kannst du den Sarg zurechtmachen. (Vgl. Fesfgebräuche in Oberitalien von Reinsberg in den Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 306.) 52 Man muss nicht den Kranken fragen, sondern den Arzt. Der Kranke versteht sich selber nicht, aber der Arzt versteht ihn. Wer einen Fehler an sich hat, merkt es nicht so als andere. Jüd.-deutsch: Frog den Räufe, nit den Chäule. (Kremm, 21.) 53 Man soll an keinem Kranken verzagen, so lange er noch Athem holen kann. - Simrock, 5912. Cicero, um auszusprechen, dass man noch immer nicht an dem Fortbestande der Republik zweifeln dürfe, sagte: "So lange der Kranke athmet, hofft er." 54 Mit Kranken ist's bald versehen. Lat.: Infirmis causa pusilla nocet. (Ovid.) (Philippi, II, 195.) 55 So lange der Kranke athmet, hofft er. Lat.: Aegroto, dum anima est, spes est. (Faselius, 7; Wiegand, 946.) 56 Um einen Kranken zu spediren, braucht man nicht lange zu studiren. It.: Non ha bisogna di grammatica il medico per far declinare. (Pazzaglia, 217, 6.) 57 Wann der kranck genass, war er böser dann er vor ie (nie) was. - Franck, I, 82a u. 145a; Egenollf, 341a; Gruter, I, 72. 58 Was dem Kranken schmeckt, schadet ihm nicht. In solcher Allgemeinheit wird wol kein Arzt diesen Satz unterschreiben. Aber wahr ist, dass sich schon mancher Kranke an Dingen gesund gegessen hat, nach denen er ein heftiges Verlangen zeigte, die man ihm unter andern Umständen nicht gegeben haben, ja die man für todtschädlich gehalten haben würde. 59 Was fragt der Kranke nach dem Kumis (Muttermilch), was der Verschmachtende nach der Bosa (Hirsebrei), wenn er von der Quelle trinkt! - Altmann III.
[Spaltenumbruch] 17 Der Kranke und der Gesund haben verschiedenen Mund. Dän.: En syg og sund har ey en mund. (Prov. dan., 420.) 18 Der Kranke weiss am besten, wo's ihn schmerzt (liegt). Die Russen: Der Kranke weiss besser, was ihm fehlt als der Arzt, der ihm das Recept schreibt. (Altmann IV, 431.) Böhm.: Neptej se lékaře, ale nemocného, kde ho bolí. (Čelakovsky, 299.) Poln.: Nie doktora pytaj, chorego pytaj, gdzie go boli. (Čelakovsky, 299.) 19 Der Kranken Gunst stärkt des Arztes Kunst. 20 Der Kranken, Soldaten und Schiffer Leben ist schwer zu versichern. Frz.: Un malade est sur une planche, un fébricitant est en bataille. (Leroux, I, 176.) 21 Die Krancken klagen den gesunden jhr leid. – Petri, II, 134; Henisch, 1583, 10. 22 Die Krancken vnd Gesunden haben vngleiche Stunden. – Petri, II, 28; Henisch, 1583; Lehmann, II, 315, 68; Eiselein, 393; Körte, 3529. Wer krank gewesen, weiss wie lang manche Krankheitsstunde wird. 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Aber wahr ist, dass sich schon mancher Kranke an Dingen gesund gegessen hat, nach denen er ein heftiges Verlangen zeigte, die man ihm unter andern Umständen nicht gegeben haben, ja die man für todtschädlich gehalten haben würde. 59 Was fragt der Kranke nach dem Kumis (Muttermilch), was der Verschmachtende nach der Bosa (Hirsebrei), wenn er von der Quelle trinkt! – Altmann III.
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17 Der Kranke und der Gesund haben verschiedenen Mund.
Dän.: En syg og sund har ey en mund. (Prov. dan., 420.)
18 Der Kranke weiss am besten, wo's ihn schmerzt (liegt).
Die Russen: Der Kranke weiss besser, was ihm fehlt als der Arzt, der ihm das Recept schreibt. (Altmann IV, 431.)
Böhm.: Neptej se lékaře, ale nemocného, kde ho bolí. (Čelakovsky, 299.)
Poln.: Nie doktora pytaj, chorego pytaj, gdzie go boli. (Čelakovsky, 299.)
19 Der Kranken Gunst stärkt des Arztes Kunst.
20 Der Kranken, Soldaten und Schiffer Leben ist schwer zu versichern.
Frz.: Un malade est sur une planche, un fébricitant est en bataille. (Leroux, I, 176.)
21 Die Krancken klagen den gesunden jhr leid. – Petri, II, 134; Henisch, 1583, 10.
22 Die Krancken vnd Gesunden haben vngleiche Stunden. – Petri, II, 28; Henisch, 1583; Lehmann, II, 315, 68; Eiselein, 393; Körte, 3529.
Wer krank gewesen, weiss wie lang manche Krankheitsstunde wird. Die Russen: Des Kranken Tag besteht nicht aus zweimal zwölf Stunden, sondern aus zweimal zwölf Ewigkeiten. (Altmann VI, 442.) – Zwischen eins und zwei zählt der Kranke eine Ewigkeit. (Altmann VI, 446.)
Holl.: Sieken ende ghesonde en hebben niet een stonde. (Harrebomée, I, 237.)
Lat.: Eger et athleta sunt dispara sepe dicta. (Fallersleben, 794.)
Schwed.: Siuk och sund har intet en mun. (Grubb, 718.)
23 Die Kranke frägt me. (Henneberg.)
Die Kranken fragt man. Wenn man jemand fragt, ob er dies oder jenes möge, so pflegt er mit diesem Sprichwort zu antworten.
24 Die Kranken fragt man, den Gesunden gibt man.
Sprichwörtliche Redensart auf die Frage, ob man jemand etwas zu essen vorsetzen dürfe.
Jüd.-deutsch: A Kranken frägt män, a Gesünden git (gibt) man. (Warschau.) Auch: Blass, 177.
Böhm.: Kemocných se ptávají, zdravým dávají. (Čelakovsky, 48.)
Poln.: Chorego pytają, zdrowemu daja. (Čelakovsky, 48.)
25 Die Kranken haben oft die besten Gedanken.
26 Ein Kranker, der Moschus bekommt, und ein Staat, der bei Erlanger borgt, sind ihrem Ende nahe.
„Erlanger'sche Anleihen sind für Staaten, was Moschus für den Kranken ist.“ (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 442, S. 2522.)
27 Ein Kranker, der nicht parirt, wird zu Tode curirt.
It.: L'ammalato disubbidiente rende il medico crudele. (Pazzaglia, 12.)
28 Ein Kranker hat sonderbare Gelüste.
Böhm.: Kemocného břicho bývá důmyslnĕjší než doktorská hlava. (Čelakovsky, 299.)
29 Ein Kranker ist gut (leicht) zu schlagen. – Simrock, 5915; Reinsberg II, 39.
30 Ein ungeduldiger Kranker macht einen ungeduldigen (strengen) Arzt.
Lat.: Crudelem medicum intemperans aeger facit. (Philippi, I, 99.)
31 Einem Krancken ist das beth lieb. – Henisch, 343, 8.
32 Einem Kranken schmeckt alles bitter.
Böhm.: Nemocnému vše hořko. – Chuti nemocého nevĕř. (Čelakovsky, 299.)
Lat.: Aegrotanti omnia amara. (Seybold, 12.)
33 Einen Kranken mag man legen, wohin man will, es ist ihm auf dem weichsten Lager nicht wohl.
34 Einen Kranken trösten ist leicht, wenn man gesund ist. – Reinsberg IV, 103.
35 Einen Kranken trösten ist leichter als ihn heilen.
Frz.: Il est bien aisé aux sains de consoler les malades. (Leroux, I, 176.)
36 Eines Kranken Worte muss man nicht auf die Goldwage legen.
It.: L'infermo ha libertà di dire il tutto. (Bohn I, 109.)
37 Ene Kranken ärjert de Flêg an der Wank. – Firmenich, III, 516, 37.
38 Es sind die schlimmsten Kranken, die nicht gesund werden wollen.
Der Baske fragt: Wer wird sich Mühe geben, den zu heilen, der zum Vergnügen krank ist. Und die Russen sagen: Der wahre Kranke ist der, welcher nicht geheilt werden will. (Reinsberg III, 128; Altmann VI, 486.)
39 Ist der Kranke genesen, zahlt er ungern die Spesen. – Eiselein, 573; Simrock, 9696.
Lat.: Aegro sanato frustra dices numerato. (Eiselein, 573.)
40 Je mehr Kranke, desto besser für den Arzt.
It.: Quando l'infermo esclama il medico guadaena. (Pazzaglia, 217, 7.)
41 Kranke hören gern von frommen Dingen reden.
Holl.: Der kranken gemoed is vromen tongen reden goed. (Harrebomée, I, 448.)
42 Kranke und Abgeordnete dürfen sagen, wie ihnen ums Herz ist.
Frz.: Le malade a la liberté de tout dire. (Leroux, I, 176.)
43 Kranken und Gesunden schlagen nicht einerlei Stunden. – Winckler, XVII, 30.
44 Kranker, iss Spinat! (Breslau.)
45 Kranker, lache, und Armer, fahre Butter zu Markte. (Wend. Lausitz.)
46 Legt den Kranken wohin ihr wollt, so ist ihm doch nicht wohl. – Eiselein, 393; Simrock, 5907; Braun, I, 1932.
47 Man braucht keinen Kranken zu fragen, ob er gesund sein will. – Hollenberg, I, 17.
Es versteht sich ganz von selbst, dass jeder das wünscht, was ihm gut und angenehm ist.
Frz.: Faut-il demander à un malade, s'il veut la santé? (Gaal, 483; Lendroy, 574; Leroux, I, 176.)
48 Man darff keinen Kranken verlohren geben, weil ein Athem in ihm ist. – Herberger, Herzpostilla, I, 830.
49 Man kan nicht allen Krancken auss einer Büchsen geben. – Petri, II, 456; Henisch, 577, 20.
50 Man muss einem Kranken Zeit zur Genesung lassen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 496.
51 Man muss keinen Kranken aufdecken, wenn er schwitzt, und keinem Freund seine Fehler vorrücken, wenn er in Kummer sitzt. – Winckler, IV, 99.
In Mailand sagt man sprichwörtlich: Wenn der Kranke die Decke herabreisst, kannst du den Sarg zurechtmachen. (Vgl. Fesfgebräuche in Oberitalien von Reinsberg in den Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 306.)
52 Man muss nicht den Kranken fragen, sondern den Arzt.
Der Kranke versteht sich selber nicht, aber der Arzt versteht ihn. Wer einen Fehler an sich hat, merkt es nicht so als andere.
Jüd.-deutsch: Frog den Räufe, nit den Chäule. (Kremm, 21.)
53 Man soll an keinem Kranken verzagen, so lange er noch Athem holen kann. – Simrock, 5912.
Cicero, um auszusprechen, dass man noch immer nicht an dem Fortbestande der Republik zweifeln dürfe, sagte: „So lange der Kranke athmet, hofft er.“
54 Mit Kranken ist's bald versehen.
Lat.: Infirmis causa pusilla nocet. (Ovid.) (Philippi, II, 195.)
55 So lange der Kranke athmet, hofft er.
Lat.: Aegroto, dum anima est, spes est. (Faselius, 7; Wiegand, 946.)
56 Um einen Kranken zu spediren, braucht man nicht lange zu studiren.
It.: Non ha bisogna di grammatica il medico per far declinare. (Pazzaglia, 217, 6.)
57 Wann der kranck genass, war er böser dann er vor ie (nie) was. – Franck, I, 82a u. 145a; Egenollf, 341a; Gruter, I, 72.
58 Was dem Kranken schmeckt, schadet ihm nicht.
In solcher Allgemeinheit wird wol kein Arzt diesen Satz unterschreiben. Aber wahr ist, dass sich schon mancher Kranke an Dingen gesund gegessen hat, nach denen er ein heftiges Verlangen zeigte, die man ihm unter andern Umständen nicht gegeben haben, ja die man für todtschädlich gehalten haben würde.
59 Was fragt der Kranke nach dem Kumis (Muttermilch), was der Verschmachtende nach der Bosa (Hirsebrei), wenn er von der Quelle trinkt! – Altmann III.
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