Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 40 Der König kennt seine Leute. Holl.: De koning kent de zijnen. (Harrebomee, I, 431b.) 41 Der König soll erstlich mit seinem besen kehren vor seiner Thür. - Henisch, 312, 68. 42 Der König von Frankreich ist ein König der Esel, denn was er seinen Unterthanen auferlegt, das müssen sie thun; der König in England ist ein König der Leute, was er ihnen auferlegt, das genehmigen sie; aber der Kaiser ist ein König der Fürsten, die thun, was ihnen gefällt. - Zinkgref, I, 68; Blum, 389; Eiselein, 388; Reinsberg V, 6. Ein Ausspruch Kaiser Maximilian's I. Das obige Sprichwort kommt auch in folgender Fassung vor: Der König von Frankreich herrscht über Esel (denn sie tragen, was er ihnen aufbürden mag); der König von England über Engel (denn sie vollbringen gutwillig, was er ihnen anbefiehlt); der König von Spanien über Menschen (sie gehorchen ihm, aber nur in billigen Dingen); der deutsche Kaiser aber über Fürsten (denn sie thun, was ihnen beliebt). (Vgl. Luther und seine Zeit, von Th. König, Leipzig 1859, I, 1, 79, nach Zinkgref, I, 69.) Die ursprüngliche Form ist folgende: Der König in Frankreich ist Rex asinorum, der König von Spanien Rex hominum, der König von England Rex diabolorum, der Kaiser aber Rex Regum. (Deutsche Romanzeitung, Jahrg. 3, Hft. 39, S. 235; Hesekiel, 8.) In Frankreich lautet der Spruch: Der Kaiser von Deutschland ist König der Könige; der König von Spanien König der Leute, der König von Frankreich König der Esel, und der König von England König der Teufel (oder: ist König in der Hölle). (Reinsberg V, 6 u. 112.) 43 Der König von Frankreich stirbt nicht. - Pistor., VI, 12. Weil nach dem salischen Gesetz die weiblichen Nachkommen von der Regierung in Frankreich ausgeschlossen sind (daher das Sprichwort: Lilia non nent. Berckenmeyer, 74) und in Ermangelung männlicher, die Erbfolge auf die nächsten männlichen Verwandten des Königs übergeht, so ist das Land stets von einem Könige regiert, daher man sprichwörtlich gesagt hat, der König stirbt nicht. Lat.: Reges Galliae non moriuntur. (Berckenmeyer.) 44 Der König von Schottland wohnt nicht wie ein Bürger von Nürnberg. - Hesekiel, 14. 45 Der König von Schweden ist mit Tod und Teufel nach Deutschland kommen. - Pistor., VI, 17. Unter den Generalen, die Gustav Adolf mit nach Deutschland brachte, waren zwei, Namens Achatius Tod und Maximilian Teufel. Dies hat zu dem scherzhaften Sprichwort Veranlassung gegeben, dessen Entstehung und Leben in die Zeit des Dreissigjährigen Kriegs gehört. 46 Der König von Spanien ist Kanonicus zu Burgos. - Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791; Hesekiel, 47. 47 Der König wird so gut gestochen wie ein Gemeiner. - Parömiakon, 1978. Hinfälligkeit irdischer Grösse. Vom Kartenspiel entlehnt. 48 Der Könige und Fürsten Hof sind um Fried' und Gnade gesetzt. - Graf, 397, 611. Mhd.: Der chunig hof und der fürsten sind durch gnad gesezt. (Freiberg, IV, 585, 147.) 49 Des Königes zorn drücket nach. - Mathesy, 181a; Henisch, 757, 60. 50 Des Königs Brot ist besser als Helfdirgott. 51 Des Königs Diener sind Herren. Frz.: Sergent a roi, est peur a comte. (Cahier, 1568.) 52 Des Königs Freund ist, wer ihm die Wahrheit sagt. "Sie sind des Königs Freund, der ihm die Wahrheit aus der Lüge schält." (Bettina an Alexander von Humboldt, S. 363.) Da dies Geschäft weder zu den angenehmsten noch dankbarsten gehört, so ist der Andrang dazu nicht bedeutend. (S. Hof 139, 141, 143 u. a.) 53 Des Königs Gnade und Sonnenschein machen das Leben. Dän.: Kongens naade er som dag paa graesset. (Prov. dan., 422.) 54 Des Königs Hand reicht durchs ganze Land. Lat.: An nescis, longas regibus esse manus? 55 Des Königs Hand rührt dich, Gottes Hand heilt dich. "Le roi te touche, Dieu te guerri." Mit diesen Worten heilten die frühern Könige von Frankreich die Kröpfe. Nach Berckenmeyer (73 u. 86) sollen sie diese Kraft seit 499 besessen und im Jahre 1654 zu Rheims allein auf einmal[Spaltenumbruch] nicht weniger als 3000 Personen mit Kröpfen nicht etwa blos berührt, sondern curirt haben. Seit die französischen Fürsten von Volkes Gnaden regieren, haben sie diese Kraft verloren. Die Kreuzzeitung (nicht etwa in Schildberg, sondern in Berlin) vom 14. Dec. 1864 versichert ihren Lesern, indem sie ihnen die Geschichte von der Macht der Könige von Gottes Gnaden über die Kröpfe erzählt: "Das war durchaus kein dummer Aberglaube, sondern ein höchst löblicher Brauch, bei welchem das tiefe Gefühl der königlichen Würde und Pflicht sich so wirksam erwiesen hat." (Vgl. Die Verfassung, Berlin vom 31. Dec. 1864, Nr. 14.) Im Jahre 1824 erschien in Leipzig eine Schrift des Professors K. J. H. Windischmann, Ueber etwas das der Heilkunst noth thut, in welcher er behauptet: "Die Heilkunst könne nur im Glauben an den Heiland vollendet werden." 56 Des Königs Hand und Schwert ist Gottes Hand vnd Schwert. - Petri, II, 118. 57 Des Königs Sohn muss entweder ein König oder ein Narr sein. - Simrock, 5834; Körte, 3481. 58 Des Königs Spreu gilt mehr als anderer Leute Korn. - Simrock, 5835; Körte, 3479; Braun, I, 1930; Masson, 214. 59 Des Königs von Frankreich Mantel, des Pfalzgrafen Hosen, des Kurfürsten von Köln Rock und des Baierfürsten Bruch sind all gemacht von Einem Tuch. - Becker, 592. Ein Sprichwort aus den Zeiten, als das Elsass, schmählich von Deutschland verlassen, sich in verzweifelnder Ergebung dem Reichsfeinde ausantworten musste. 60 Des Königs Will' hat kein Ziel. - Grubb, 425. 61 Des Königs Wille ist Gesetz. Ist die kurze Verfassung des absoluten oder genauer des despotischen Staates; im Rechtsstaat gilt der Satz: Das Gesetz ist des Königs Wille. Frz.: Si veut le roi, si veut la loi. - Volonte de roi, n'a loi. (Cahier, 1565; Leroux, II, 75.) Lat.: Reges supra leges (sc. esse volunt). (Seybold, 524.) Span.: Por ser rey, se quiebra toda ley. (Bohn I, 241.) 62 Des Königs Worte sind Eid genug. - Klingen, 8b, 2; Graf, 28, 11. Nach der deutschen Rechtsanschauung war der König (Kaiser) nicht nur die Quelle des Rechts und der Macht, sondern auch der Finder der Wahrheit; er brauchte nicht zu schwören, denn sein Wort ist Wahrheit. (S. Wort.) 63 Des Königs Zorn ist ein Vorbote des Todes. - Spr. Sal. 16, 14; 19, 12 u. 20, 2. Böhm.: Bez krale neni zakona. - Caruv hnev, posel smrti. (Celakovsky, 318. u. 321.) Schwed.: Kongsord are dunnerslag. (Grubb, 424.) 64 Des Küniges grimm ist ain Bote des Todes, aber ain weiser Man wirt jn versünen. - Agricola II, 275; Sprichwort, 16, 44; Schulze, 69; Simrock, 12141a. Lat.: Indignatio regis nuncius mortis. (Leibniz, Scr. r. austr., I, 727.) 65 Des Küniges hertz ist in der hand des Herren, wie Wasserbäche, vnd er beuget es, wahin er will. - Agricola II, 255. Böhm.: Srdce kralovo v ruce bozi. (Celakovsky, 18.) Dän.: Kongens hierte er i herrens haand. (Prov. dan., 291.) 66 Die heiligen drei Könige bauen eine Brücke (Eis) oder schlagen sie ein. (Lüdinghausen.) - Boebel, 1. 67 Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern, die essen und trinken und zahlen nicht gern. (Schweiz.) Anfang des Goethe'schen Gedichts: Epiphanias (Werke, I, 93). In Ulm: Die heilig drei König mit ihrem Stearn, die fresset und saufet und zahlet net gearn. 68 Die Könige herrschen über die Völker und Gott über die Könige. Als Karl I. von England vor seinen Richtern stand, erklärte er, dass er nur Gott über seine Handlungen Rechenschaft zu geben habe, worauf ihm einer, derselben erwiderte, man werde ihn in kurzem hinschicken, damit er diese Rechenschaft ablegen könne. (Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 30.) Die Araber: Die Könige richten die Erde und die Weisen die Könige. (Cahier, 2348.) Frz.: Les rois dominent sur les peuples et Dieu sur les rois. (Kritzinger, 620a.) 69 Die Könige sind die Götter der Erde. 70 Ein gerechter König ist besser als ein frommer. Holl.: Als de koning een goed voorbeld geeft, regert hij gemakkelijk, maar nog gemakkelijker, als hij onpartijdig is. (Harrebomee, I, 431b.)
[Spaltenumbruch] 40 Der König kennt seine Leute. Holl.: De koning kent de zijnen. (Harrebomée, I, 431b.) 41 Der König soll erstlich mit seinem besen kehren vor seiner Thür. – Henisch, 312, 68. 42 Der König von Frankreich ist ein König der Esel, denn was er seinen Unterthanen auferlegt, das müssen sie thun; der König in England ist ein König der Leute, was er ihnen auferlegt, das genehmigen sie; aber der Kaiser ist ein König der Fürsten, die thun, was ihnen gefällt. – Zinkgref, I, 68; Blum, 389; Eiselein, 388; Reinsberg V, 6. Ein Ausspruch Kaiser Maximilian's I. Das obige Sprichwort kommt auch in folgender Fassung vor: Der König von Frankreich herrscht über Esel (denn sie tragen, was er ihnen aufbürden mag); der König von England über Engel (denn sie vollbringen gutwillig, was er ihnen anbefiehlt); der König von Spanien über Menschen (sie gehorchen ihm, aber nur in billigen Dingen); der deutsche Kaiser aber über Fürsten (denn sie thun, was ihnen beliebt). (Vgl. Luther und seine Zeit, von Th. König, Leipzig 1859, I, 1, 79, nach Zinkgref, I, 69.) Die ursprüngliche Form ist folgende: Der König in Frankreich ist Rex asinorum, der König von Spanien Rex hominum, der König von England Rex diabolorum, der Kaiser aber Rex Regum. (Deutsche Romanzeitung, Jahrg. 3, Hft. 39, S. 235; Hesekiel, 8.) In Frankreich lautet der Spruch: Der Kaiser von Deutschland ist König der Könige; der König von Spanien König der Leute, der König von Frankreich König der Esel, und der König von England König der Teufel (oder: ist König in der Hölle). (Reinsberg V, 6 u. 112.) 43 Der König von Frankreich stirbt nicht. – Pistor., VI, 12. Weil nach dem salischen Gesetz die weiblichen Nachkommen von der Regierung in Frankreich ausgeschlossen sind (daher das Sprichwort: Lilia non nent. 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Im Jahre 1824 erschien in Leipzig eine Schrift des Professors K. J. H. Windischmann, Ueber etwas das der Heilkunst noth thut, in welcher er behauptet: „Die Heilkunst könne nur im Glauben an den Heiland vollendet werden.“ 56 Des Königs Hand und Schwert ist Gottes Hand vnd Schwert. – Petri, II, 118. 57 Des Königs Sohn muss entweder ein König oder ein Narr sein. – Simrock, 5834; Körte, 3481. 58 Des Königs Spreu gilt mehr als anderer Leute Korn. – Simrock, 5835; Körte, 3479; Braun, I, 1930; Masson, 214. 59 Des Königs von Frankreich Mantel, des Pfalzgrafen Hosen, des Kurfürsten von Köln Rock und des Baierfürsten Bruch sind all gemacht von Einem Tuch. – Becker, 592. Ein Sprichwort aus den Zeiten, als das Elsass, schmählich von Deutschland verlassen, sich in verzweifelnder Ergebung dem Reichsfeinde ausantworten musste. 60 Des Königs Will' hat kein Ziel. – Grubb, 425. 61 Des Königs Wille ist Gesetz. 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40 Der König kennt seine Leute.
Holl.: De koning kent de zijnen. (Harrebomée, I, 431b.)
41 Der König soll erstlich mit seinem besen kehren vor seiner Thür. – Henisch, 312, 68.
42 Der König von Frankreich ist ein König der Esel, denn was er seinen Unterthanen auferlegt, das müssen sie thun; der König in England ist ein König der Leute, was er ihnen auferlegt, das genehmigen sie; aber der Kaiser ist ein König der Fürsten, die thun, was ihnen gefällt. – Zinkgref, I, 68; Blum, 389; Eiselein, 388; Reinsberg V, 6.
Ein Ausspruch Kaiser Maximilian's I. Das obige Sprichwort kommt auch in folgender Fassung vor: Der König von Frankreich herrscht über Esel (denn sie tragen, was er ihnen aufbürden mag); der König von England über Engel (denn sie vollbringen gutwillig, was er ihnen anbefiehlt); der König von Spanien über Menschen (sie gehorchen ihm, aber nur in billigen Dingen); der deutsche Kaiser aber über Fürsten (denn sie thun, was ihnen beliebt). (Vgl. Luther und seine Zeit, von Th. König, Leipzig 1859, I, 1, 79, nach Zinkgref, I, 69.) Die ursprüngliche Form ist folgende: Der König in Frankreich ist Rex asinorum, der König von Spanien Rex hominum, der König von England Rex diabolorum, der Kaiser aber Rex Regum. (Deutsche Romanzeitung, Jahrg. 3, Hft. 39, S. 235; Hesekiel, 8.) In Frankreich lautet der Spruch: Der Kaiser von Deutschland ist König der Könige; der König von Spanien König der Leute, der König von Frankreich König der Esel, und der König von England König der Teufel (oder: ist König in der Hölle). (Reinsberg V, 6 u. 112.)
43 Der König von Frankreich stirbt nicht. – Pistor., VI, 12.
Weil nach dem salischen Gesetz die weiblichen Nachkommen von der Regierung in Frankreich ausgeschlossen sind (daher das Sprichwort: Lilia non nent. Berckenmeyer, 74) und in Ermangelung männlicher, die Erbfolge auf die nächsten männlichen Verwandten des Königs übergeht, so ist das Land stets von einem Könige regiert, daher man sprichwörtlich gesagt hat, der König stirbt nicht.
Lat.: Reges Galliae non moriuntur. (Berckenmeyer.)
44 Der König von Schottland wohnt nicht wie ein Bürger von Nürnberg. – Hesekiel, 14.
45 Der König von Schweden ist mit Tod und Teufel nach Deutschland kommen. – Pistor., VI, 17.
Unter den Generalen, die Gustav Adolf mit nach Deutschland brachte, waren zwei, Namens Achatius Tod und Maximilian Teufel. Dies hat zu dem scherzhaften Sprichwort Veranlassung gegeben, dessen Entstehung und Leben in die Zeit des Dreissigjährigen Kriegs gehört.
46 Der König von Spanien ist Kanonicus zu Burgos. – Deutsche Romanzeitung, III, 46, 791; Hesekiel, 47.
47 Der König wird so gut gestochen wie ein Gemeiner. – Parömiakon, 1978.
Hinfälligkeit irdischer Grösse. Vom Kartenspiel entlehnt.
48 Der Könige und Fürsten Hof sind um Fried' und Gnade gesetzt. – Graf, 397, 611.
Mhd.: Der chunig hof und der fürsten sind durch gnad gesezt. (Freiberg, IV, 585, 147.)
49 Des Königes zorn drücket nach. – Mathesy, 181a; Henisch, 757, 60.
50 Des Königs Brot ist besser als Helfdirgott.
51 Des Königs Diener sind Herren.
Frz.: Sergent à roi, est peur à comte. (Cahier, 1568.)
52 Des Königs Freund ist, wer ihm die Wahrheit sagt.
„Sie sind des Königs Freund, der ihm die Wahrheit aus der Lüge schält.“ (Bettina an Alexander von Humboldt, S. 363.) Da dies Geschäft weder zu den angenehmsten noch dankbarsten gehört, so ist der Andrang dazu nicht bedeutend. (S. Hof 139, 141, 143 u. a.)
53 Des Königs Gnade und Sonnenschein machen das Leben.
Dän.: Kongens naade er som dag paa græsset. (Prov. dan., 422.)
54 Des Königs Hand reicht durchs ganze Land.
Lat.: An nescis, longas regibus esse manus?
55 Des Königs Hand rührt dich, Gottes Hand heilt dich.
„Le roi te touche, Dieu te guerri.“ Mit diesen Worten heilten die frühern Könige von Frankreich die Kröpfe. Nach Berckenmeyer (73 u. 86) sollen sie diese Kraft seit 499 besessen und im Jahre 1654 zu Rheims allein auf einmal
nicht weniger als 3000 Personen mit Kröpfen nicht etwa blos berührt, sondern curirt haben. Seit die französischen Fürsten von Volkes Gnaden regieren, haben sie diese Kraft verloren. Die Kreuzzeitung (nicht etwa in Schildberg, sondern in Berlin) vom 14. Dec. 1864 versichert ihren Lesern, indem sie ihnen die Geschichte von der Macht der Könige von Gottes Gnaden über die Kröpfe erzählt: „Das war durchaus kein dummer Aberglaube, sondern ein höchst löblicher Brauch, bei welchem das tiefe Gefühl der königlichen Würde und Pflicht sich so wirksam erwiesen hat.“ (Vgl. Die Verfassung, Berlin vom 31. Dec. 1864, Nr. 14.) Im Jahre 1824 erschien in Leipzig eine Schrift des Professors K. J. H. Windischmann, Ueber etwas das der Heilkunst noth thut, in welcher er behauptet: „Die Heilkunst könne nur im Glauben an den Heiland vollendet werden.“
56 Des Königs Hand und Schwert ist Gottes Hand vnd Schwert. – Petri, II, 118.
57 Des Königs Sohn muss entweder ein König oder ein Narr sein. – Simrock, 5834; Körte, 3481.
58 Des Königs Spreu gilt mehr als anderer Leute Korn. – Simrock, 5835; Körte, 3479; Braun, I, 1930; Masson, 214.
59 Des Königs von Frankreich Mantel, des Pfalzgrafen Hosen, des Kurfürsten von Köln Rock und des Baierfürsten Bruch sind all gemacht von Einem Tuch. – Becker, 592.
Ein Sprichwort aus den Zeiten, als das Elsass, schmählich von Deutschland verlassen, sich in verzweifelnder Ergebung dem Reichsfeinde ausantworten musste.
60 Des Königs Will' hat kein Ziel. – Grubb, 425.
61 Des Königs Wille ist Gesetz.
Ist die kurze Verfassung des absoluten oder genauer des despotischen Staates; im Rechtsstaat gilt der Satz: Das Gesetz ist des Königs Wille.
Frz.: Si veut le roi, si veut la loi. – Volonté de roi, n'a loi. (Cahier, 1565; Leroux, II, 75.)
Lat.: Reges supra leges (sc. esse volunt). (Seybold, 524.)
Span.: Por ser rey, se quiebra toda ley. (Bohn I, 241.)
62 Des Königs Worte sind Eid genug. – Klingen, 8b, 2; Graf, 28, 11.
Nach der deutschen Rechtsanschauung war der König (Kaiser) nicht nur die Quelle des Rechts und der Macht, sondern auch der Finder der Wahrheit; er brauchte nicht zu schwören, denn sein Wort ist Wahrheit. (S. Wort.)
63 Des Königs Zorn ist ein Vorbote des Todes. – Spr. Sal. 16, 14; 19, 12 u. 20, 2.
Böhm.: Bez krále není zákona. – Carův hnĕv, posel smrti. (Čelakovsky, 318. u. 321.)
Schwed.: Kongsord åre dunnerslag. (Grubb, 424.)
64 Des Küniges grimm ist ain Bote des Todes, aber ain weiser Man wirt jn versünen. – Agricola II, 275; Sprichwort, 16, 44; Schulze, 69; Simrock, 12141a.
Lat.: Indignatio regis nuncius mortis. (Leibniz, Scr. r. austr., I, 727.)
65 Des Küniges hertz ist in der hand des Herren, wie Wasserbäche, vnd er beuget es, wahin er will. – Agricola II, 255.
Böhm.: Srdce královo v ruce boži. (Čelakovsky, 18.)
Dän.: Kongens hierte er i herrens haand. (Prov. dan., 291.)
66 Die heiligen drei Könige bauen eine Brücke (Eis) oder schlagen sie ein. (Lüdinghausen.) – Boebel, 1.
67 Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern, die essen und trinken und zahlen nicht gern. (Schweiz.) Anfang des Goethe'schen Gedichts: Epiphanias (Werke, I, 93).
In Ulm: Die heilig drei König mit ihrem Stearn, die fresset und saufet und zahlet net gearn.
68 Die Könige herrschen über die Völker und Gott über die Könige.
Als Karl I. von England vor seinen Richtern stand, erklärte er, dass er nur Gott über seine Handlungen Rechenschaft zu geben habe, worauf ihm einer, derselben erwiderte, man werde ihn in kurzem hinschicken, damit er diese Rechenschaft ablegen könne. (Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 30.) Die Araber: Die Könige richten die Erde und die Weisen die Könige. (Cahier, 2348.)
Frz.: Les rois dominent sur les peuples et Dieu sur les rois. (Kritzinger, 620a.)
69 Die Könige sind die Götter der Erde.
70 Ein gerechter König ist besser als ein frommer.
Holl.: Als de koning een goed voorbeld geeft, regert hij gemakkelijk, maar nog gemakkelijker, als hij onpartijdig is. (Harrebomée, I, 431b.)
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