Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] *273 Mit kleyder vnd schuhen. - Tappius, 210a. Mit Haut und Haar, mit Stiefel und Sporen. *274 Neue Kleider über alte Filzläuse. *275 Sein Kleid ist mit Hasenfell gefüttert. - Körte, 3425. Vom Furchtsamen, Feigen. *276 Sein Kleid ist so modern, als ob er es bei der Plünderung Jerusalems erbeutet hätte. Holl.: Dat kleed is so nieuwerwetsch, alsof een pagie van Haman het gedragen had. (Harrebomee, I, 411b.) *277 Seine Kleider lernen Hebreisch. - Mathesy, 65b; Theatrum Diabolorum, 404a. Sie sind in der Leihanstalt, ursprünglich beim Juden verpfändet. *278 Sich mit fremden Kleidern decken. - Waldis, IV, 16. Kleiden. 1 Besser übel gekleidet, denn gar nackt. 2 Die sich leichtfertig kleidet, die trägt jhr Gesess feil. - Lehmann, 424, 43. 3 Einn ieden kleydt sein (eygen) that. - Franck, I, 52b; Eyering, II, 120; Gruter, I, 25; Petri, II, 199; Sprichwörterschatz, 175; Simrock, 10241; Körte, 5923. 4 Jeden kleidet seine That, drum sind die Benedictiner schwarz. - Klosterspiegel, 17, 23. 5 Jeder kleide sich nach seinem Stande. Böhm.: Oblec sochor, i sochor hezky bude. (Celakovsky, 214.) Frz.: A gens de village trompette de bois. 6 Kleid dich nach eeren. - Bullinger, 79b. 7 Kleide dich warm, füll' nicht den Darm, trink' mit Mass, dann kommst du spät unters Gras. Frz.: Vets-toi chaudement, mange echarsement, boi mediocrement et tu vivras longuement. (Kritzinger, 711a.) 8 Kleide dich wie ander Leut', und iss, was dir schmeckt, allezeit. "Wohin du ziehest, da halt dich eben, wie andere Leut im Lande leben." (Sutor, 612.) Lat.: Terram ad quam pergis, cape mores, quos ibi cernis. (Sutor, 612.) 9 Kleide eine Säule, sie sieht wie eine Fräule. Frz.: Tel est mal vetu qui est fourre de vertu. (Kritzinger, 711.) 10 Mancher ist übel gekleidet, der mit Tugend gefuttert ist. 11 So as ener sich kledt, so wat (wird) he veraccist1. (Mecklenburg.) - Frommann, VI, 226. 1) Gleichsam versteuert, auch ästimirt. 12 Was mich am besten kleid't, ist mein liebstes Kleid. Engl.: That suit is best, that best fits me. (Bohn II, 135.) Kleiderart. Die neuen (fremden) Kleiderarten stechen insgemein der Ehrbarkeit die Kehle ab. Kleiderordnung. *1 Das ist gegen alle Kleiderordnung. - Eiselein, 381; Braun, I, 1879. Es ist nicht erlaubt, nicht schicklich. Aus den Zeiten, in welchen die Regierungen es für geboten erachteten, die Kleidung durch Polizeibestimmungen, Kleiderordnungen genannt, zu regeln. Die Zeit hat bewiesen, wie wirkungslos dergleichen Polizeivorschriften sind. Von den sämmtlichen Kleiderordnungen, die in Deutschland ihrerzeit erschienen sind, ist nichts übrig geblieben, als die obige Redensart. Die Polizeiverbote haben sich machtlos erwiesen, wie gegen Kaffee und Taback, so gegen die Crinoline, die sogar die Strafreden des Pfarrers Dr. Luk. Osiander in Hamburg überlebt hat. Wie es solchen "papiernen Ordnungen" ergeht, spricht der alte Lauremberg in den Versen aus: "Die löbliche Kleider-Ordonantz wird gehalten weder halb noch gantz; der hohen Obrigkeyt Erlasse werden verlacht auf jeder Gasse." Von 1496-1577 beschäftisten sich die Reichstage mit Kleiderordnungen; man wollte, dass Stand und Würde eines jeden sofort am Kleide erkannt werde. Sehr viele dieser Kleiderordnungen gründeten sich auf die Polizeiordnung des Heiligen römischen Reichs vom Jahre 1548. (Vgl. Beiträge zur Geschichte des braunschweig-lüneburgischen Hauses und Hofes von C. E. von Malortie, Hannover, 1860 fg.) *2 Dat is (löpt) gegen de Klederordnung. - Schütze, II, 269. Kleidung. 1 An der kleidung kennt man den Thoren, wie den Esel bey den Ohren. - Gruter, III, 5; Lehmann, II, 35, 46. [Spaltenumbruch] 2 Aus der Kleidung, Lachen und Gang erkennt man einen Mann. - Sutor, 532. Lat.: Vestitus, risus, incessus arguunt hominis ingenium. (Sutor, 532; Seybold, 629.) 3 In kleidung vnnd Geberden soll man sich denen gleich halten, bey denen man lebt. - Lehmann, 422, 3. Böhm.: Jak ti hraji, tak skakej. - Jaky kde kroj, tak se stroj. (Celakovsky, 227.) 4 Kleydung ist der Mann, wer sie hat, der leg sie an. - Lehmann, II, 313, 37. 5 Köstliche Kleydung erfordert vil gelt vnd trägt doch wenig ein. - Henisch, 1474, 39; Petri, II, 428. 6 Man sihts an der Kleydung, was einer im Schild führet. - Lehmann, II, 403, 45. 7 Wer thut in der Kleidung prangen, hat den Teufel an ihm hangen. - Sutor, 634. Kleien (Subst.). 1 Der sich willig mischt vnder kleyen, fressen d sew. - Franck, I, 73b. 2 Gibt's auch Kleien? fragte die Sau, als sie beim Löwen zu Gast war. - Eiselein, 381; Hoefer, 869; Simrock, 5735. 3 Je besser die Kleien, je besser das Mehl. Die Russen: Wer die Kleien schilt, lästert das Mehl. (Altmann VI, 430.) 4 Kleien und Hundsmark gehören zusammen in ein Gebäck. 5 Mancher gibt (hält) Kleie für Mehl. Engl.: Fancy may bolt bran, and think it flour. (Bohn II, 92.) 6 Sind auch Kleien da? grunzte die Sau, als Jupiter sie zu Gast laden liess. - Reinsberg III, 60. "Die Welt thut wie die Sau in den alten Fabeln, da sie der Jupiter liess zu Gaste laden und seine Himmelspeise rühmen; da warff sie den Rüssel auff und sprach: Sind auch Kleyen da?" (Herberger, Herzpostille.) 7 Viel Kleien machen einen Haufen Krüsch und viel Nichtsnutze ein Kloster. - Klosterspiegel, 15, 15. 8 Viel Kleien, (und) wenig Mehl. - Reinsberg IV, 77. Engl.: Much bran and little meal. (Bohn II, 47.) - Much bruit, little fruit. (Gaal, 686.) It.: Molti pampini, e poc' uva. (Gaal, 686.) Port.: Muito fallar, pouco saber. (Bohn II, 74.) 9 Von Kleien wachsen die Sew, werden aber nit fett dauon. - Petri, II, 579; Simrock, 5736. 10 Von Kleyen wassen de Schwyne, averst se werden nig fett. - Körte, 3439. 11 Wä sich möschd onner de Kleien, wörd gefräss voan de Seien. (Trier.) - Laven, 194, 123; für Franken: Frommann, VI, 318, 229; hochdeutsch bei Simrock, 5734. 12 Wä sich onger de Kleie misch, dä wird van de Färke frässe. (Düren.) - Firmenich, I, 483, 38; für Aachen: Firmenich, I, 494, 156; für Steiermark: Firmenich, II, 765, 24; für Niederösterreich: Frommann, III, 390, 9; für Köln: Weyden, III, 12; für Schwaben: Nefflen, 469. 13 Wer Kleien als Almosen vertheilt, dem wird's ein Windstoss auf dem Serat vergelten. - Burckhardt, 655. Serat ist die schmale Brücke, auf welcher die Moslemim über den Höllenschlund nach dem Eingange des Paradieses gehen. 14 Wer Kleien knetet, wird keine Semmeln backen. - Reinsberg VII, 91. 15 Wer sich vnder die kleien mengt, den fressen die sew gern. - Franck, I, 145a; II, 59a; Tappius, 64a; Egenolff, 333b; Petri, II, 764; Gruter, I, 83; III, 111; Henisch, 1214, 67; Schottel, 1115b; Lehmann, II, 878, 244; Froschm., k; Gaal, 1021; Sailer, 159; Eiselein, 381; Mayer, I, 177; Günther, 46; Siebenkees, 142; Körte, 3438; Braun, I, 1851; Reinsberg III, 146. Die Araber: Wer sich zu Kleie macht', den zertreten die Hühner. Die Russen: Wer sich ins Heu legt, an dem rupfen die Gäule. (Altmann VI, 505.) Sei Thon, und man wird dich kneten. Die Albaner: Mache dich nicht zur Brücke und zum Stege, damit Gute und Böse darübergehen. (Reinsberg III, 145 u. 146.) Die Neugriechen: Wer sich mit Kleien befasst, den picken die Hühner an. - Die schwächste Kraft richtet den zu Grunde [Spaltenumbruch] *273 Mit kleyder vnd schuhen. – Tappius, 210a. Mit Haut und Haar, mit Stiefel und Sporen. *274 Neue Kleider über alte Filzläuse. *275 Sein Kleid ist mit Hasenfell gefüttert. – Körte, 3425. Vom Furchtsamen, Feigen. *276 Sein Kleid ist so modern, als ob er es bei der Plünderung Jerusalems erbeutet hätte. Holl.: Dat kleed is so nieuwerwetsch, alsof een pagie van Haman het gedragen had. (Harrebomée, I, 411b.) *277 Seine Kleider lernen Hebreisch. – Mathesy, 65b; Theatrum Diabolorum, 404a. Sie sind in der Leihanstalt, ursprünglich beim Juden verpfändet. *278 Sich mit fremden Kleidern decken. – Waldis, IV, 16. 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*273 Mit kleyder vnd schuhen. – Tappius, 210a.
Mit Haut und Haar, mit Stiefel und Sporen.
*274 Neue Kleider über alte Filzläuse.
*275 Sein Kleid ist mit Hasenfell gefüttert. – Körte, 3425.
Vom Furchtsamen, Feigen.
*276 Sein Kleid ist so modern, als ob er es bei der Plünderung Jerusalems erbeutet hätte.
Holl.: Dat kleed is so nieuwerwetsch, alsof een pagie van Haman het gedragen had. (Harrebomée, I, 411b.)
*277 Seine Kleider lernen Hebreisch. – Mathesy, 65b; Theatrum Diabolorum, 404a.
Sie sind in der Leihanstalt, ursprünglich beim Juden verpfändet.
*278 Sich mit fremden Kleidern decken. – Waldis, IV, 16.
Kleiden.
1 Besser übel gekleidet, denn gar nackt.
2 Die sich leichtfertig kleidet, die trägt jhr Gesess feil. – Lehmann, 424, 43.
3 Einn ieden kleydt sein (eygen) that. – Franck, I, 52b; Eyering, II, 120; Gruter, I, 25; Petri, II, 199; Sprichwörterschatz, 175; Simrock, 10241; Körte, 5923.
4 Jeden kleidet seine That, drum sind die Benedictiner schwarz. – Klosterspiegel, 17, 23.
5 Jeder kleide sich nach seinem Stande.
Böhm.: Oblec sochor, i sochor hezký bude. (Čelakovsky, 214.)
Frz.: A gens de village trompette de bois.
6 Kleid dich nach eeren. – Bullinger, 79b.
7 Kleide dich warm, füll' nicht den Darm, trink' mit Mass, dann kommst du spät unters Gras.
Frz.: Vets-toi chaudement, mange écharsement, boi médiocrement et tu vivras longuement. (Kritzinger, 711a.)
8 Kleide dich wie ander Leut', und iss, was dir schmeckt, allezeit.
„Wohin du ziehest, da halt dich eben, wie andere Leut im Lande leben.“ (Sutor, 612.)
Lat.: Terram ad quam pergis, cape mores, quos ibi cernis. (Sutor, 612.)
9 Kleide eine Säule, sie sieht wie eine Fräule.
Frz.: Tel est mal vêtu qui est fourré de vertu. (Kritzinger, 711.)
10 Mancher ist übel gekleidet, der mit Tugend gefuttert ist.
11 So as êner sich kledt, so wat (wird) he veraccist1. (Mecklenburg.) – Frommann, VI, 226.
1) Gleichsam versteuert, auch ästimirt.
12 Was mich am besten kleid't, ist mein liebstes Kleid.
Engl.: That suit is best, that best fits me. (Bohn II, 135.)
Kleiderart.
Die neuen (fremden) Kleiderarten stechen insgemein der Ehrbarkeit die Kehle ab.
Kleiderordnung.
*1 Das ist gegen alle Kleiderordnung. – Eiselein, 381; Braun, I, 1879.
Es ist nicht erlaubt, nicht schicklich. Aus den Zeiten, in welchen die Regierungen es für geboten erachteten, die Kleidung durch Polizeibestimmungen, Kleiderordnungen genannt, zu regeln. Die Zeit hat bewiesen, wie wirkungslos dergleichen Polizeivorschriften sind. Von den sämmtlichen Kleiderordnungen, die in Deutschland ihrerzeit erschienen sind, ist nichts übrig geblieben, als die obige Redensart. Die Polizeiverbote haben sich machtlos erwiesen, wie gegen Kaffee und Taback, so gegen die Crinoline, die sogar die Strafreden des Pfarrers Dr. Luk. Osiander in Hamburg überlebt hat. Wie es solchen „papiernen Ordnungen“ ergeht, spricht der alte Lauremberg in den Versen aus: „Die löbliche Kleider-Ordonantz wird gehalten weder halb noch gantz; der hohen Obrigkeyt Erlasse werden verlacht auf jeder Gasse.“ Von 1496-1577 beschäftisten sich die Reichstage mit Kleiderordnungen; man wollte, dass Stand und Würde eines jeden sofort am Kleide erkannt werde. Sehr viele dieser Kleiderordnungen gründeten sich auf die Polizeiordnung des Heiligen römischen Reichs vom Jahre 1548. (Vgl. Beiträge zur Geschichte des braunschweig-lüneburgischen Hauses und Hofes von C. E. von Malortie, Hannover, 1860 fg.)
*2 Dat is (löpt) gegen de Klêderordnung. – Schütze, II, 269.
Kleidung.
1 An der kleidung kennt man den Thoren, wie den Esel bey den Ohren. – Gruter, III, 5; Lehmann, II, 35, 46.
2 Aus der Kleidung, Lachen und Gang erkennt man einen Mann. – Sutor, 532.
Lat.: Vestitus, risus, incessus arguunt hominis ingenium. (Sutor, 532; Seybold, 629.)
3 In kleidung vnnd Geberden soll man sich denen gleich halten, bey denen man lebt. – Lehmann, 422, 3.
Böhm.: Jak ti hrají, tak skákej. – Jaký kde kroj, tak se stroj. (Čelakovsky, 227.)
4 Kleydung ist der Mann, wer sie hat, der leg sie an. – Lehmann, II, 313, 37.
5 Köstliche Kleydung erfordert vil gelt vnd trägt doch wenig ein. – Henisch, 1474, 39; Petri, II, 428.
6 Man sihts an der Kleydung, was einer im Schild führet. – Lehmann, II, 403, 45.
7 Wer thut in der Kleidung prangen, hat den Teufel an ihm hangen. – Sutor, 634.
Kleien (Subst.).
1 Der sich willig mischt vnder kleyen, fressen d sew. – Franck, I, 73b.
2 Gibt's auch Kleien? fragte die Sau, als sie beim Löwen zu Gast war. – Eiselein, 381; Hoefer, 869; Simrock, 5735.
3 Je besser die Kleien, je besser das Mehl.
Die Russen: Wer die Kleien schilt, lästert das Mehl. (Altmann VI, 430.)
4 Kleien und Hundsmark gehören zusammen in ein Gebäck.
5 Mancher gibt (hält) Kleie für Mehl.
Engl.: Fancy may bolt bran, and think it flour. (Bohn II, 92.)
6 Sind auch Kleien da? grunzte die Sau, als Jupiter sie zu Gast laden liess. – Reinsberg III, 60.
„Die Welt thut wie die Sau in den alten Fabeln, da sie der Jupiter liess zu Gaste laden und seine Himmelspeise rühmen; da warff sie den Rüssel auff und sprach: Sind auch Kleyen da?“ (Herberger, Herzpostille.)
7 Viel Kleien machen einen Haufen Krüsch und viel Nichtsnutze ein Kloster. – Klosterspiegel, 15, 15.
8 Viel Kleien, (und) wenig Mehl. – Reinsberg IV, 77.
Engl.: Much bran and little meal. (Bohn II, 47.) – Much bruit, little fruit. (Gaal, 686.)
It.: Molti pampini, e poc' uva. (Gaal, 686.)
Port.: Muito fallar, pouco saber. (Bohn II, 74.)
9 Von Kleien wachsen die Sew, werden aber nit fett dauon. – Petri, II, 579; Simrock, 5736.
10 Von Kleyen wassen de Schwyne, averst se werden nig fett. – Körte, 3439.
11 Wä sich möschd onner de Kleien, wörd gefräss voan de Seien. (Trier.) – Laven, 194, 123; für Franken: Frommann, VI, 318, 229; hochdeutsch bei Simrock, 5734.
12 Wä sich onger de Kleie misch, dä wird van de Färke frässe. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 38; für Aachen: Firmenich, I, 494, 156; für Steiermark: Firmenich, II, 765, 24; für Niederösterreich: Frommann, III, 390, 9; für Köln: Weyden, III, 12; für Schwaben: Nefflen, 469.
13 Wer Kleien als Almosen vertheilt, dem wird's ein Windstoss auf dem Serát vergelten. – Burckhardt, 655.
Serát ist die schmale Brücke, auf welcher die Moslemim über den Höllenschlund nach dem Eingange des Paradieses gehen.
14 Wer Kleien knetet, wird keine Semmeln backen. – Reinsberg VII, 91.
15 Wer sich vnder die kleien mengt, den fressen die sew gern. – Franck, I, 145a; II, 59a; Tappius, 64a; Egenolff, 333b; Petri, II, 764; Gruter, I, 83; III, 111; Henisch, 1214, 67; Schottel, 1115b; Lehmann, II, 878, 244; Froschm., k; Gaal, 1021; Sailer, 159; Eiselein, 381; Mayer, I, 177; Günther, 46; Siebenkees, 142; Körte, 3438; Braun, I, 1851; Reinsberg III, 146.
Die Araber: Wer sich zu Kleie macht', den zertreten die Hühner. Die Russen: Wer sich ins Heu legt, an dem rupfen die Gäule. (Altmann VI, 505.) Sei Thon, und man wird dich kneten. Die Albaner: Mache dich nicht zur Brücke und zum Stege, damit Gute und Böse darübergehen. (Reinsberg III, 145 u. 146.) Die Neugriechen: Wer sich mit Kleien befasst, den picken die Hühner an. – Die schwächste Kraft richtet den zu Grunde
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