Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
Grapke. * Dat schient mie ok ö godet Grapke to sönd. (Ostpreuss.) Von einem, der die Schnapsflasche liebt. Grapse (s. Groschel). * Etwas in die Grapse1 werfen. 1)Die Handlung des Grapsens, des schnellen Zugreifens mit ausgebreiteten Fingern. Auch wol die Hand, weil man damit grapset. Daher grosse Grapsen (Hände) haben. (Vgl. Campe, Wb., II, 441.) - Es in die Rapuse geben; etwas vor mehrere Personen zum Nehmen hinwerfen. Gras. 1 Ae mei Gräs, ä winjer Ha. (Siebenbürg.- sächs.) - Schuster, 57. 2 All bi lütjen kummt dat Gras ut'n Grund. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4057. 3 Aus Gras wird Heu, aus frischen Blumen Streu. Die Russen fügen hinzu: Aus einem schönen Mädchen ein altes Weib. (Altmann VI, 393.) 4 Aus schlechtem Grase wird kein gutes Heu. - Winckler, XVI, 49. It.: Di mal herba non si fa buon fieno. (Pazzaglia, 156, 2; Gaal, 1079; Bohn I, 92.) 5 Bäss det Gräss weiest, äss der Hast deit. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 180. "Scheint sich auf eine verlorene Volksdichtung zu beziehen." 6 Befeuchtet (begossen) Gras wächst am besten. - Eiselein, 256; Simrock, 4025. 7 Besser Gras als Heu. 8 Bis das Gras nachwächst, mittlerweile stirbt das Pferd. - Sailer, 209. Lat.: Multa cadunt inter calicem supremaque labra. (Gellius.) - (Binder II, 1910.) 9 Darna Gras, darna Quas; darna Gast, darna Quast. - Eichwald, 671. 10 Das Gras hat's gern nass. Die Russen sagen: Feuchtes Gras wächst schneller als trockenes. (Altmann VI, 398.) 11 Das Gras ist besser dran im Sturm als die Bäume. 12 Das Gras kann heute noch Heu werden. 13 Das Gras muss man nicht bei Morgenthauen, ein Mädchen nicht beim Kerzenlicht beschauen. Frz. Schweiz: Il ne fau pas vueeiti l'herba a la roja, et la fille a la tsandela. (Schweiz, II, 96, 4.) 14 Das Gras trägt keine Kornähren. Die Russen: Wenn das Gras Kornähren trüge, so würde das Roggenstroh ohne Aehren sein. 15 Das Grass einer Eln ist stets faul. - Eyering, III, 146. 16 Dem Gras im Februar und im Festschmuck den Frauen ist wenig zu trauen. 17 Ehe Gras wächst, verhungert der Gaul. - Eiselein, 257; Simrock, 4028. Engl.: While the grass grows, the steed starves. (Bohn I, 99; Gaal, 1251.) Frz.: En attendant les souliers d'un mort on va longtemps nu-pieds. Holl.: Al eert gras wast, so is die henxt doot. (Tunn., 2, 15.) It.: Caval non morire, che herba de venire. (Bohn I, 99.) Lat.: Tunc moriatur mannus, dum gramina protahit annus. (Fallersleben, 26.) 18 Ein Gras im Thau, ein Pferd im G'schirr, ein Frauenzimmer in den Kleidern sind drei sehr trogenliche1 Stücke. - Kirchhofer, 167. 1) Trogelig (truglich), auch trogahaft (trughaft) = trügerisch, trüglich, verfänglich zu schätzen. (Tobler, 154.) 19 Ein Maul voll Gras (Futter) fürs Vieh ist dem Bauer lieber als eine Schulstunde für seine Kinder. (Niederlausitz.) 20 Es ist viel grün Grass dürr worden. - Joach. Westphal, Hoffarts Teuffel (Eisleben 1565), 398a. 21 Es ist wol so ein grünes Grass zu dörrem Hew worden als das. - Eyering, II, 566. 22 Früh Gras, früh Heu. Holl.: Vroeg gras, vroeg hooi. (Bohn I, 341; Harrebomee, I, 258.) 23 Getrone Gras blievt en der Was. (Aachen.) - Firmenich, III, 233. Getretenes Gras bleibt im Wachsen. "Der Mensch enn Led dat selve det; legt Led em nier, he rieth (erhebt) sich wier." [Spaltenumbruch] 24 Gras in de Wen, Butter in de Kelder. (Franz. Flandern.) - Firmenich, III, 697, 5. Gras in der Weide gibt Butter im Keller. 25 Gras ist zu hew erkoren vnd solls auch auff dem stein verdorren. - Henisch, 1728, 19. 26 Gras ohne Wurzel verwelkt bald. Unbegründete Beschuldigungen und Nachreden können sich nicht lange halten. 27 Gras und Heu ist zweierlei. 28 Gräss wat im April wäst, stett im Mai fest. (Westf.) - Boebel, 90. 29 Grün grass wird auch Hew. - Lehmann, 775, 13. 30 Je fetter das Gras, je besser die Milch. Die Russen: Saftiges Gras wird mit der Zeit zu guter Milch. (Altmann VI, 475.) 31 Je höher das Gras, je näher die Sense (Sichel). - Fischer, Psalter, 238, 2. 32 Je höher das Grass gewachsen ist, je ehe mans abhawet. - Petri, II, 392; Henisch, 1728, 7. 33 Je mehr Gras, je mehr Milch. Dän.: Jo bedre graes-gang, jo grovere exne. (Prov. dan., 252.) 34 Kan auch Grass wachsen ohn Wasser? - Petri, II, 413. 35 Komm Gras, wenn Hengst todt ist. Zu späte Hülfe. 36 Langes Gras macht gross Heu. - Winckler, XVI, 46. 37 Lass 's Gras Heu geben und d' Stumpen Embd. - Kirchhofer, 361. 38 Lieber Gras zehren, als Almosen begehren. 39 Mancher bringt sein Gras theurer aus, als ein anderer seine Blumen. - Winckler, VI, 31. 40 Mancher hört das Gras wachsen und will das Magnificat1 verbessern. - Sailer, 234. 1) Den Lobgesang Mariä, den die Katholiken in der Vesper singen. 41 So manches Gras aus der Erde spriesst, so manche Gefahr aus Buhlschaft. - Simrock, 1394; Körte, 2408. 42 Ungewachsen Gras kann man nicht mähen. - Kirchhofer, 309. 43 Von kleinem gras wächst ein gros Vihe (Beest). - Henisch, 1727, 61; Petri, II, 581; Braun, I, 975; Simrock, 4029; Körte, 1410; Reinsberg III, 126. Der Gedanke, das Kleine als solches nicht zu verachten, denn es wirke sehr heilsam und sei eigentlich das Element, aus dem das Grosse sich aufbaue, wird sprichwörtlich sehr mannichfach ausgedrückt. Auf kleinem Feld wächst auch Korn. Von kleinen Spänen macht man gutes Feuer. In den kleinen Säcken sind die besten Gewürze. (Reinsberg III, 126.) Die Letten: Aus einem kleinen Korn wächst eine grosse Linde. Die Russen: Auf kleinen Pferden kann man auch reiten. 44 Weil das Gras wächst, stirbt das Pferd. - Winckler, VII, 35. Holl.: Eer het gras wast, is de hengst dood. (Bohn I, 317.) - Terwijl het gras groeit, sterven de paarden van honger. (Harrebomee, I, 257 u. 258.) It.: Mentre l'erba cresce il cavallo muore di fame. (Bohn I, 110.) 45 Wenn das Gras noch so hoch wächst, man kann kein Korn daraus dreschen. Die Russen: Wenn das Gras noch so hoch wächst, es gibt doch nur Heu. (Altmann VI, 484.) 46 Wenn das Gras wächst, ist der Hengst (s. d.) todt. - Simrock, 4027; Körte, 2407; Braun, I, 974. Wenn's einem gut geht, stirbt man, sagen die Venetier, und die Bergamasken: Wenn das Nest fertig, ist die Elster todt. Die Basken: Als der Käfig fertig war, starb der Vogel. (Reinsberg IV, 33.) Dän.: Mens graesset groer, döer horse moderen. (Prov. dan., 254; Bohn I, 390.) 47 Wenn Gras wächst im Januar, wachst es schlecht im ganzen Jahr. - Boebel, 72; Orakel, 157; Simrock, 5207. Die ungewöhnlich milde Witterung im Januar ist auch ausserhalb Deutschlands verdächtig. So sangen die Toscaner: Wenn Januar im Hemde steht, der März vor Lachen berstet. Und: Wenn du im Januar den Specht hörst, so halte den Strohhaufen bereit (weil dann das Vieh lange mit Strohfutter fürliebnehmen muss). Die Mailänder: Wenn du im Januar die Mücken siehst, so schätze jeden Bissen. Die Franzosen: Schöne Tage im Januar betrügen einen im Februar. Die Bergamasken: Wenn der Januar nicht januart, so lässt der Februar [Spaltenumbruch]
Grapke. * Dat schient mie ok ö godet Grapke to sönd. (Ostpreuss.) Von einem, der die Schnapsflasche liebt. Grapse (s. Groschel). * Etwas in die Grapse1 werfen. 1)Die Handlung des Grapsens, des schnellen Zugreifens mit ausgebreiteten Fingern. Auch wol die Hand, weil man damit grapset. Daher grosse Grapsen (Hände) haben. (Vgl. Campe, Wb., II, 441.) – Es in die Rapuse geben; etwas vor mehrere Personen zum Nehmen hinwerfen. Gras. 1 Ae mî Gräs, ä winjer Hâ. (Siebenbürg.- sächs.) – Schuster, 57. 2 All bi lütjen kummt dat Gras ut'n Grund. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4057. 3 Aus Gras wird Heu, aus frischen Blumen Streu. Die Russen fügen hinzu: Aus einem schönen Mädchen ein altes Weib. (Altmann VI, 393.) 4 Aus schlechtem Grase wird kein gutes Heu. – Winckler, XVI, 49. It.: Di mal herba non si fa buon fieno. (Pazzaglia, 156, 2; Gaal, 1079; Bohn I, 92.) 5 Bäss det Gräss wîèst, äss der Hâst dît. 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Grapke.
* Dat schient mie ok ö godet Grapke to sönd. (Ostpreuss.)
Von einem, der die Schnapsflasche liebt.
Grapse (s. Groschel).
* Etwas in die Grapse1 werfen.
1)Die Handlung des Grapsens, des schnellen Zugreifens mit ausgebreiteten Fingern. Auch wol die Hand, weil man damit grapset. Daher grosse Grapsen (Hände) haben. (Vgl. Campe, Wb., II, 441.) – Es in die Rapuse geben; etwas vor mehrere Personen zum Nehmen hinwerfen.
Gras.
1 Ae mî Gräs, ä winjer Hâ. (Siebenbürg.- sächs.) – Schuster, 57.
2 All bi lütjen kummt dat Gras ut'n Grund. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4057.
3 Aus Gras wird Heu, aus frischen Blumen Streu.
Die Russen fügen hinzu: Aus einem schönen Mädchen ein altes Weib. (Altmann VI, 393.)
4 Aus schlechtem Grase wird kein gutes Heu. – Winckler, XVI, 49.
It.: Di mal herba non si fa buon fieno. (Pazzaglia, 156, 2; Gaal, 1079; Bohn I, 92.)
5 Bäss det Gräss wîèst, äss der Hâst dît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 180.
„Scheint sich auf eine verlorene Volksdichtung zu beziehen.“
6 Befeuchtet (begossen) Gras wächst am besten. – Eiselein, 256; Simrock, 4025.
7 Besser Gras als Heu.
8 Bis das Gras nachwächst, mittlerweile stirbt das Pferd. – Sailer, 209.
Lat.: Multa cadunt inter calicem supremaque labra. (Gellius.) – (Binder II, 1910.)
9 Darna Gras, darna Quas; darna Gast, darna Quast. – Eichwald, 671.
10 Das Gras hat's gern nass.
Die Russen sagen: Feuchtes Gras wächst schneller als trockenes. (Altmann VI, 398.)
11 Das Gras ist besser dran im Sturm als die Bäume.
12 Das Gras kann heute noch Heu werden.
13 Das Gras muss man nicht bei Morgenthauen, ein Mädchen nicht beim Kerzenlicht beschauen.
Frz. Schweiz: Il ne fau pas vueîti l'herba à la rojà, et la fille a la tsandèla. (Schweiz, II, 96, 4.)
14 Das Gras trägt keine Kornähren.
Die Russen: Wenn das Gras Kornähren trüge, so würde das Roggenstroh ohne Aehren sein.
15 Das Grass einer Eln ist stets faul. – Eyering, III, 146.
16 Dem Gras im Februar und im Festschmuck den Frauen ist wenig zu trauen.
17 Ehe Gras wächst, verhungert der Gaul. – Eiselein, 257; Simrock, 4028.
Engl.: While the grass grows, the steed starves. (Bohn I, 99; Gaal, 1251.)
Frz.: En attendant les souliers d'un mort on va longtemps nu-pieds.
Holl.: Al eert gras wast, so is die henxt doot. (Tunn., 2, 15.)
It.: Caval non morire, che herba de venire. (Bohn I, 99.)
Lat.: Tunc moriatur mannus, dum gramina protahit annus. (Fallersleben, 26.)
18 Ein Gras im Thau, ein Pferd im G'schirr, ein Frauenzimmer in den Kleidern sind drei sehr trogenliche1 Stücke. – Kirchhofer, 167.
1) Trogelig (truglich), auch trogahaft (trughaft) = trügerisch, trüglich, verfänglich zu schätzen. (Tobler, 154.)
19 Ein Maul voll Gras (Futter) fürs Vieh ist dem Bauer lieber als eine Schulstunde für seine Kinder. (Niederlausitz.)
20 Es ist viel grün Grass dürr worden. – Joach. Westphal, Hoffarts Teuffel (Eisleben 1565), 398a.
21 Es ist wol so ein grünes Grass zu dörrem Hew worden als das. – Eyering, II, 566.
22 Früh Gras, früh Heu.
Holl.: Vroeg gras, vroeg hooi. (Bohn I, 341; Harrebomée, I, 258.)
23 Getrone Gras blievt en der Was. (Aachen.) – Firmenich, III, 233.
Getretenes Gras bleibt im Wachsen. „Der Mensch enn Lêd dat selve dêt; legt Lêd em nier, he rieth (erhebt) sich wier.“
24 Gras in de Wên, Butter in de Kelder. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 697, 5.
Gras in der Weide gibt Butter im Keller.
25 Gras ist zu hew erkoren vnd solls auch auff dem stein verdorren. – Henisch, 1728, 19.
26 Gras ohne Wurzel verwelkt bald.
Unbegründete Beschuldigungen und Nachreden können sich nicht lange halten.
27 Gras und Heu ist zweierlei.
28 Gräss wat im April wäst, stett im Mai fest. (Westf.) – Boebel, 90.
29 Grün grass wird auch Hew. – Lehmann, 775, 13.
30 Je fetter das Gras, je besser die Milch.
Die Russen: Saftiges Gras wird mit der Zeit zu guter Milch. (Altmann VI, 475.)
31 Je höher das Gras, je näher die Sense (Sichel). – Fischer, Psalter, 238, 2.
32 Je höher das Grass gewachsen ist, je ehe mans abhawet. – Petri, II, 392; Henisch, 1728, 7.
33 Je mehr Gras, je mehr Milch.
Dän.: Jo bedre græs-gang, jo grovere exne. (Prov. dan., 252.)
34 Kan auch Grass wachsen ohn Wasser? – Petri, II, 413.
35 Komm Gras, wenn Hengst todt ist.
Zu späte Hülfe.
36 Langes Gras macht gross Heu. – Winckler, XVI, 46.
37 Lass 's Gras Heu geben und d' Stumpen Embd. – Kirchhofer, 361.
38 Lieber Gras zehren, als Almosen begehren.
39 Mancher bringt sein Gras theurer aus, als ein anderer seine Blumen. – Winckler, VI, 31.
40 Mancher hört das Gras wachsen und will das Magnificat1 verbessern. – Sailer, 234.
1) Den Lobgesang Mariä, den die Katholiken in der Vesper singen.
41 So manches Gras aus der Erde spriesst, so manche Gefahr aus Buhlschaft. – Simrock, 1394; Körte, 2408.
42 Ungewachsen Gras kann man nicht mähen. – Kirchhofer, 309.
43 Von kleinem gras wächst ein gros Vihe (Beest). – Henisch, 1727, 61; Petri, II, 581; Braun, I, 975; Simrock, 4029; Körte, 1410; Reinsberg III, 126.
Der Gedanke, das Kleine als solches nicht zu verachten, denn es wirke sehr heilsam und sei eigentlich das Element, aus dem das Grosse sich aufbaue, wird sprichwörtlich sehr mannichfach ausgedrückt. Auf kleinem Feld wächst auch Korn. Von kleinen Spänen macht man gutes Feuer. In den kleinen Säcken sind die besten Gewürze. (Reinsberg III, 126.) Die Letten: Aus einem kleinen Korn wächst eine grosse Linde. Die Russen: Auf kleinen Pferden kann man auch reiten.
44 Weil das Gras wächst, stirbt das Pferd. – Winckler, VII, 35.
Holl.: Eer het gras wast, is de hengst dood. (Bohn I, 317.) – Terwijl het gras groeit, sterven de paarden van honger. (Harrebomée, I, 257 u. 258.)
It.: Mentre l'erba cresce il cavallo muore di fame. (Bohn I, 110.)
45 Wenn das Gras noch so hoch wächst, man kann kein Korn daraus dreschen.
Die Russen: Wenn das Gras noch so hoch wächst, es gibt doch nur Heu. (Altmann VI, 484.)
46 Wenn das Gras wächst, ist der Hengst (s. d.) todt. – Simrock, 4027; Körte, 2407; Braun, I, 974.
Wenn's einem gut geht, stirbt man, sagen die Venetier, und die Bergamasken: Wenn das Nest fertig, ist die Elster todt. Die Basken: Als der Käfig fertig war, starb der Vogel. (Reinsberg IV, 33.)
Dän.: Mens græsset groer, døer horse moderen. (Prov. dan., 254; Bohn I, 390.)
47 Wenn Gras wächst im Januar, wâchst es schlecht im ganzen Jahr. – Boebel, 72; Orakel, 157; Simrock, 5207.
Die ungewöhnlich milde Witterung im Januar ist auch ausserhalb Deutschlands verdächtig. So sangen die Toscaner: Wenn Januar im Hemde steht, der März vor Lachen berstet. Und: Wenn du im Januar den Specht hörst, so halte den Strohhaufen bereit (weil dann das Vieh lange mit Strohfutter fürliebnehmen muss). Die Mailänder: Wenn du im Januar die Mücken siehst, so schätze jeden Bissen. Die Franzosen: Schöne Tage im Januar betrügen einen im Februar. Die Bergamasken: Wenn der Januar nicht januart, so lässt der Februar
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