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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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50 Die Kirchen machen die Stadt berühmter als die Priester.

51 Drei Kirchen auf Einem Kirchhof, drei Schlösser auf Einem Berge, drei Städt' in Einem Thal ist der gantz Elsass überall. - Berckenmeyer, 228.

Nach Berckenmeyer (228) standen auf dem Kirchhofe zu Reichenweier drei Kirchen, zu Rappoltsweier drei Schlösser; und als die drei Städte in einem Thal nennt er Kaisersberg, Ammerwihr und Kimshaim.

52 Dremal um de Kark is so god as enmal drin. - Goldschmidt, 58.

Dreimal um die Kirche gehen, ist so gut, wie einmal hinein.

Holl.: Driemal rondom de kerk is zoo goed als eens daarin. (Harrebomee, I, 393b.)

53 Eine kleine Kirch' sei jedes Haus, nicht Böses darin und Gutes komme draus. - Hertz, 24.

Hausinschrift in Basel.

54 Es gehen viele in die Kirche, die nicht beten wollen.

Lat.: Non orat semper stans intra templa frequenter. (Binder II, 2205; Neander, 295.)

55 Es hat jeder eine Kirche in seiner Brust. - Reinsberg II, 2.

56 Es is selten a Kirchen, wo kan' Mess' g'lesen wird. (Steiermark.)

Selten ein Haus, in dem es keinen Zank gibt.

57 Es ist dafür g'sorgt, dass de Kirch im Dörfle bleibt. (Ulm.)

58 Es ist kein Kirch so klein, sie tregt jhr eigen Creutz. - Henisch, 622, 51.

59 Es ist keine Kirche so klein, des Jahres muss einmal Kirmess drin sein. - Simrock, 5696.

Böhm.: Neni toho kostelicka oby v nem jednou do roka posviceni nebylo. (Celakovsky, 388.)

60 Es ist keine Kirche so schön und keine Kutte so fromm, der Teufel hat auch sein Plätzlein drin. - Klosterspiegel, 9, 10.

61 Finster kirchen, lichte hertzen; helle kirchen, tunckel hertzen. - Luther's Ms., S. 3.

"Das gemein Sprichwort ist: die alten haben finstere Kirchen vnd lichte Hertzen gehabt, jetzt haben wir schön, gross Licht, gemahlte Kirchen, aber finstere Hertzen." (Aventin, CCCVIa.)

Dän.: Fordum vare mörke kirker, lyse hierter; trae kalke, gyldene praester. - Först vare faa stifter, kirker og klostere, men mange Christne, men nu mange anderledes. (Prov. dan., 345.)

62 Finstere Kirchen, lichte Herzen; hölzerne Kelche, goldene Pfaffen. - Eiselein, 377; Sailer, 234; Simrock, 5665; Körte, 3404 u. 4247.

D. h. in finstern Gebäuden der öffentlichen Gottesverehrung; aber eine finstere Kirche (Religionsgemeinschaft mit ihrem Glaubenssystem) dürfte sich wol kaum viel lichter Herzen zu erfreuen haben.

Frz.: Eveque d'or, crosses de bois; crosses d'or, eveque de bois. (Körte, 3404.)

63 Für der Kirchen Christi hat mancher frecher Reuber müssen absatteln. - Henisch, 599, 25; Petri, I, 40.

64 Gegen die herrschende Kirche ist jeder tolerant. - Altmann VI, 471.

Man verfolgt immer blos die Schwachen.

65 Goldene Kirchen, hölzerne Herzen. - Blum, 81; Pistor., X, 5; Simrock, 5666.

Wo trotz aller äussern Pracht, trotz der Mitwirkung aller schönen Künste zur Erhebung des Herzens für religiöse Weihe, wo trotz aller die Sinne berauschenden Ceremonien der Geist fehlt, der Geist der Wahrheit und des Lichts, da ist aller Gottesdienst eitel. Die Pracht der Kirchen, die das Sprichwort besonders im Auge hat, schreibt sich ganz besonders aus dem 11. Jahrhundert her. Ein Mönch von Chaisedieu, Namens Guinamand, war zu jener Zeit einer der grössten Künstler in der Sculptur; aber der einfach schöne Geschmack griechischer Baukunst war bereits dahin und Liebhaberei an Buntem und Ueberladenem hatte jenem den Rang abgewonnen. Noch im 18. Jahrhundert glaubte man, diejenigen Kirchen seien die wahrhaft schönsten, in denen eine Menge Goldes und Farben aller Art verschwendet waren. Als der bekannte Dichter D. Schubart von dem Prälaten von Ottobeuren in Schwaben gefragt wurde: "Nun, Herr Professor, wie gefällt ihnen unser Gotteshaus?" antwortete er daher: "Wie ein geputztes Bauernmädchen an der Kirchweih, die sich mit allerlei Spitzen und gefärbten Bändern umhängt hat." (Wagenseil, 285.)

It.: Gran chiesa e poca divozione. (Bohn I, 100.)


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66 Grosse Kirchen, fette Pfaffen.

67 Grosse Kirchen, grosse Creutz. - Petri, II, 359; Henisch, 622, 65.

68 Grosse Kirchen, kleine Heiligen. - Eiselein, 376; Simrock, 5667; Braun, I, 1851.

69 Had de Keke an Hebeghe?1 woare, enee2? (Franz. Flandern.) - Firmenich, III, 697, 9.

1) Wäre die Kirche eine Herberge, ein Wirthshaus.

2) D. i. Gelt, ist es nicht so.

70 Ich gehe täglich in die Kirche, wann wird die Kirche zu mir kommen?

Die Neger in Surinam, um zu sagen: So oft schon habe ich dich besucht, wann wirst du einmal mich besuchen?

71 In alten Kirchen ist das beste Geleut. - Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 41.

Oft auch das meiste Geklingel.

72 In den kirchen kanst du nicht bessers finden, denn das die bild nicht scheyssen künden; wenn sye koth möchten von sich treyben, möcht nymands vor gestanck dorinn bleyben. - Werdea, Aiij.

73 In der kirch andächtig vnd mildt, in dem feld männlich vnd nicht zu wildt, am tisch züchtig vnd eingezogen, im beth freundlich, darnach der ruh gewogen. - Gartner, Dicteria prov. (Frankfurt 1585), Bl. 70b; Latendorf in Jahrb., S. 264; Lehmann, II, 279, 49; Sutor, 559.

Lat.: In templo fac sis humilis, campoque virilis, in mensa virgo, sed lecto rusticus esto. (Sutor, 559.)

74 In der kirch ist gewohnheit, kein warheit. - Lehmann, 318, 69.

75 In der Kirche gebetet von Herzensgrund, im Bade gesorgt, dass der Leib gesund. - Wenzig, S. 83.

76 In der Kirche gibt es wol viel Zuchtmeister, aber wenig Väter. - Petri, I, 61.

77 In der Kirche ist niemand schuldig um eigenen Lohn zu streiten. (S. Altar 8.) - Graf, 544, 60; Hug, 34.

78 In der Kirche lernt man die Leute nicht so gut kennen wie auf dem Markte. (S. Handel 26.)

79 In der Kirche spricht Gott zu uns durch die Predigt und wir zu ihm im Gebet.

Dän.: I kirken taler gud til os ved praddiken, og vi til hannem i bön og sang. (Prov. dan., 345.)

80 In der Kirche und im Wirthshause sind wir alle gleich. (Prag.) - Allg. Anzeiger der Deutschen, 1841, Nr. 119.

81 In der Kirche und in der Schenke sind die Leute gleich. (S. Schenke.)

Böhm.: V kostele a hospode pana neni. (Celakovsky, 326.)

82 In der Kirchen andechtig, zu Hoff prächtig, in Sachen richtig, bey Herrn vürsichtig, am Tisch frölich, im Bett freundlich; wer diese sechs stücke helt, derselb Gott vnnd Menschen gefelt. - Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 45; Petri, II, 402; Henisch, 1364, 38.

Böhm.: V kostele se modliti a v lazni zdravo jest se myti, na trhu potrebi kupovati a tobolky chovati. (Celakovsky, 262.)

It.: In chiesa co' santi, e all' osteria co' ghiotti. (Cahier, 2856.)

83 In der kleinsten Kirche bekommt man den vornehmsten Ablass. - Parömiakon, 121.

84 In der sichtbaren Kirche sind die wahren Christen fast unsichtbar. - Opel, 394.

85 In die Kirche gehört keine Krämerei.

Lat.: E templo gentes Christus percussit ementes. (Loci comm., 23.)

86 In die Kirche geht man, wenn man will; aufs Gericht (aufs Rathhaus), wenn man muss.

Böhm.: Do kostela kdy chces, a na radnici (pred soud) musis. (Celakovsky, 363.)

87 In die Kirche kann man einen nöthen, aber nicht zum Lieben und zum Beten.

88 In die Kirche will mancher nicht speien, aber er schmeisst aufs Altar. - Winckler, X, 59.

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50 Die Kirchen machen die Stadt berühmter als die Priester.

51 Drei Kirchen auf Einem Kirchhof, drei Schlösser auf Einem Berge, drei Städt' in Einem Thal ist der gantz Elsass überall.Berckenmeyer, 228.

Nach Berckenmeyer (228) standen auf dem Kirchhofe zu Reichenweier drei Kirchen, zu Rappoltsweier drei Schlösser; und als die drei Städte in einem Thal nennt er Kaisersberg, Ammerwihr und Kimshaim.

52 Drêmal um de Kark is so gôd as ênmal drin.Goldschmidt, 58.

Dreimal um die Kirche gehen, ist so gut, wie einmal hinein.

Holl.: Driemal rondom de kerk is zoo goed als ééns daarin. (Harrebomée, I, 393b.)

53 Eine kleine Kirch' sei jedes Haus, nicht Böses darin und Gutes komme draus.Hertz, 24.

Hausinschrift in Basel.

54 Es gehen viele in die Kirche, die nicht beten wollen.

Lat.: Non orat semper stans intra templa frequenter. (Binder II, 2205; Neander, 295.)

55 Es hat jeder eine Kirche in seiner Brust.Reinsberg II, 2.

56 Es is selten a Kirchen, wo kan' Mess' g'lesen wird. (Steiermark.)

Selten ein Haus, in dem es keinen Zank gibt.

57 Es ist dafür g'sorgt, dass de Kirch im Dörfle bleibt. (Ulm.)

58 Es ist kein Kirch so klein, sie tregt jhr eigen Creutz.Henisch, 622, 51.

59 Es ist keine Kirche so klein, des Jahres muss einmal Kirmess drin sein.Simrock, 5696.

Böhm.: Není toho kostelíčka oby v nĕm jednou do roka posvícení nebylo. (Čelakovsky, 388.)

60 Es ist keine Kirche so schön und keine Kutte so fromm, der Teufel hat auch sein Plätzlein drin.Klosterspiegel, 9, 10.

61 Finster kirchen, lichte hertzen; helle kirchen, tunckel hertzen.Luther's Ms., S. 3.

„Das gemein Sprichwort ist: die alten haben finstere Kirchen vnd lichte Hertzen gehabt, jetzt haben wir schön, gross Licht, gemahlte Kirchen, aber finstere Hertzen.“ (Aventin, CCCVIa.)

Dän.: Fordum vare mørke kirker, lyse hierter; træ kalke, gyldene præster. – Først vare faa stifter, kirker og klostere, men mange Christne, men nu mange anderledes. (Prov. dan., 345.)

62 Finstere Kirchen, lichte Herzen; hölzerne Kelche, goldene Pfaffen.Eiselein, 377; Sailer, 234; Simrock, 5665; Körte, 3404 u. 4247.

D. h. in finstern Gebäuden der öffentlichen Gottesverehrung; aber eine finstere Kirche (Religionsgemeinschaft mit ihrem Glaubenssystem) dürfte sich wol kaum viel lichter Herzen zu erfreuen haben.

Frz.: Évêque d'or, crosses de bois; crosses d'or, évêque de bois. (Körte, 3404.)

63 Für der Kirchen Christi hat mancher frecher Reuber müssen absatteln.Henisch, 599, 25; Petri, I, 40.

64 Gegen die herrschende Kirche ist jeder tolerant.Altmann VI, 471.

Man verfolgt immer blos die Schwachen.

65 Goldene Kirchen, hölzerne Herzen.Blum, 81; Pistor., X, 5; Simrock, 5666.

Wo trotz aller äussern Pracht, trotz der Mitwirkung aller schönen Künste zur Erhebung des Herzens für religiöse Weihe, wo trotz aller die Sinne berauschenden Ceremonien der Geist fehlt, der Geist der Wahrheit und des Lichts, da ist aller Gottesdienst eitel. Die Pracht der Kirchen, die das Sprichwort besonders im Auge hat, schreibt sich ganz besonders aus dem 11. Jahrhundert her. Ein Mönch von Chaisedieu, Namens Guinamand, war zu jener Zeit einer der grössten Künstler in der Sculptur; aber der einfach schöne Geschmack griechischer Baukunst war bereits dahin und Liebhaberei an Buntem und Ueberladenem hatte jenem den Rang abgewonnen. Noch im 18. Jahrhundert glaubte man, diejenigen Kirchen seien die wahrhaft schönsten, in denen eine Menge Goldes und Farben aller Art verschwendet waren. Als der bekannte Dichter D. Schubart von dem Prälaten von Ottobeuren in Schwaben gefragt wurde: „Nun, Herr Professor, wie gefällt ihnen unser Gotteshaus?“ antwortete er daher: „Wie ein geputztes Bauernmädchen an der Kirchweih, die sich mit allerlei Spitzen und gefärbten Bändern umhängt hat.“ (Wagenseil, 285.)

It.: Gran chiesa e poca divozione. (Bohn I, 100.)


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66 Grosse Kirchen, fette Pfaffen.

67 Grosse Kirchen, grosse Creutz.Petri, II, 359; Henisch, 622, 65.

68 Grosse Kirchen, kleine Heiligen.Eiselein, 376; Simrock, 5667; Braun, I, 1851.

69 Had de Kêke an Hebèghe?1 woare, enee2? (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 697, 9.

1) Wäre die Kirche eine Herberge, ein Wirthshaus.

2) D. i. Gelt, ist es nicht so.

70 Ich gehe täglich in die Kirche, wann wird die Kirche zu mir kommen?

Die Neger in Surinam, um zu sagen: So oft schon habe ich dich besucht, wann wirst du einmal mich besuchen?

71 In alten Kirchen ist das beste Geleut.Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 41.

Oft auch das meiste Geklingel.

72 In den kirchen kanst du nicht bessers finden, denn das die bild nicht scheyssen künden; wenn sye koth möchten von sich treyben, möcht nymands vor gestanck dorinn bleyben.Werdea, Aiij.

73 In der kirch andächtig vnd mildt, in dem feld männlich vnd nicht zu wildt, am tisch züchtig vnd eingezogen, im beth freundlich, darnach der ruh gewogen.Gartner, Dicteria prov. (Frankfurt 1585), Bl. 70b; Latendorf in Jahrb., S. 264; Lehmann, II, 279, 49; Sutor, 559.

Lat.: In templo fac sis humilis, campoque virilis, in mensa virgo, sed lecto rusticus esto. (Sutor, 559.)

74 In der kirch ist gewohnheit, kein warheit.Lehmann, 318, 69.

75 In der Kirche gebetet von Herzensgrund, im Bade gesorgt, dass der Leib gesund.Wenzig, S. 83.

76 In der Kirche gibt es wol viel Zuchtmeister, aber wenig Väter.Petri, I, 61.

77 In der Kirche ist niemand schuldig um eigenen Lohn zu streiten. (S. Altar 8.) – Graf, 544, 60; Hug, 34.

78 In der Kirche lernt man die Leute nicht so gut kennen wie auf dem Markte. (S. Handel 26.)

79 In der Kirche spricht Gott zu uns durch die Predigt und wir zu ihm im Gebet.

Dän.: I kirken taler gud til os ved praddiken, og vi til hannem i bøn og sang. (Prov. dan., 345.)

80 In der Kirche und im Wirthshause sind wir alle gleich. (Prag.) – Allg. Anzeiger der Deutschen, 1841, Nr. 119.

81 In der Kirche und in der Schenke sind die Leute gleich. (S. Schenke.)

Böhm.: V kostele a hospodĕ pána není. (Čelakovsky, 326.)

82 In der Kirchen andechtig, zu Hoff prächtig, in Sachen richtig, bey Herrn vürsichtig, am Tisch frölich, im Bett freundlich; wer diese sechs stücke helt, derselb Gott vnnd Menschen gefelt.Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 45; Petri, II, 402; Henisch, 1364, 38.

Böhm.: V kostele se modliti a v lázni zdrávo jest se mýti, na trhu potřebí kupovati a tobolky chovati. (Čelakovsky, 262.)

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83 In der kleinsten Kirche bekommt man den vornehmsten Ablass.Parömiakon, 121.

84 In der sichtbaren Kirche sind die wahren Christen fast unsichtbar.Opel, 394.

85 In die Kirche gehört keine Krämerei.

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86 In die Kirche geht man, wenn man will; aufs Gericht (aufs Rathhaus), wenn man muss.

Böhm.: Do kostela kdy chceš, a na radnici (před soud) musíš. (Čelakovsky, 363.)

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[[670]/0676] 50 Die Kirchen machen die Stadt berühmter als die Priester. 51 Drei Kirchen auf Einem Kirchhof, drei Schlösser auf Einem Berge, drei Städt' in Einem Thal ist der gantz Elsass überall. – Berckenmeyer, 228. Nach Berckenmeyer (228) standen auf dem Kirchhofe zu Reichenweier drei Kirchen, zu Rappoltsweier drei Schlösser; und als die drei Städte in einem Thal nennt er Kaisersberg, Ammerwihr und Kimshaim. 52 Drêmal um de Kark is so gôd as ênmal drin. – Goldschmidt, 58. Dreimal um die Kirche gehen, ist so gut, wie einmal hinein. Holl.: Driemal rondom de kerk is zoo goed als ééns daarin. (Harrebomée, I, 393b.) 53 Eine kleine Kirch' sei jedes Haus, nicht Böses darin und Gutes komme draus. – Hertz, 24. Hausinschrift in Basel. 54 Es gehen viele in die Kirche, die nicht beten wollen. Lat.: Non orat semper stans intra templa frequenter. (Binder II, 2205; Neander, 295.) 55 Es hat jeder eine Kirche in seiner Brust. – Reinsberg II, 2. 56 Es is selten a Kirchen, wo kan' Mess' g'lesen wird. (Steiermark.) Selten ein Haus, in dem es keinen Zank gibt. 57 Es ist dafür g'sorgt, dass de Kirch im Dörfle bleibt. (Ulm.) 58 Es ist kein Kirch so klein, sie tregt jhr eigen Creutz. – Henisch, 622, 51. 59 Es ist keine Kirche so klein, des Jahres muss einmal Kirmess drin sein. – Simrock, 5696. Böhm.: Není toho kostelíčka oby v nĕm jednou do roka posvícení nebylo. (Čelakovsky, 388.) 60 Es ist keine Kirche so schön und keine Kutte so fromm, der Teufel hat auch sein Plätzlein drin. – Klosterspiegel, 9, 10. 61 Finster kirchen, lichte hertzen; helle kirchen, tunckel hertzen. – Luther's Ms., S. 3. „Das gemein Sprichwort ist: die alten haben finstere Kirchen vnd lichte Hertzen gehabt, jetzt haben wir schön, gross Licht, gemahlte Kirchen, aber finstere Hertzen.“ (Aventin, CCCVIa.) Dän.: Fordum vare mørke kirker, lyse hierter; træ kalke, gyldene præster. – Først vare faa stifter, kirker og klostere, men mange Christne, men nu mange anderledes. (Prov. dan., 345.) 62 Finstere Kirchen, lichte Herzen; hölzerne Kelche, goldene Pfaffen. – Eiselein, 377; Sailer, 234; Simrock, 5665; Körte, 3404 u. 4247. D. h. in finstern Gebäuden der öffentlichen Gottesverehrung; aber eine finstere Kirche (Religionsgemeinschaft mit ihrem Glaubenssystem) dürfte sich wol kaum viel lichter Herzen zu erfreuen haben. Frz.: Évêque d'or, crosses de bois; crosses d'or, évêque de bois. (Körte, 3404.) 63 Für der Kirchen Christi hat mancher frecher Reuber müssen absatteln. – Henisch, 599, 25; Petri, I, 40. 64 Gegen die herrschende Kirche ist jeder tolerant. – Altmann VI, 471. Man verfolgt immer blos die Schwachen. 65 Goldene Kirchen, hölzerne Herzen. – Blum, 81; Pistor., X, 5; Simrock, 5666. Wo trotz aller äussern Pracht, trotz der Mitwirkung aller schönen Künste zur Erhebung des Herzens für religiöse Weihe, wo trotz aller die Sinne berauschenden Ceremonien der Geist fehlt, der Geist der Wahrheit und des Lichts, da ist aller Gottesdienst eitel. Die Pracht der Kirchen, die das Sprichwort besonders im Auge hat, schreibt sich ganz besonders aus dem 11. Jahrhundert her. Ein Mönch von Chaisedieu, Namens Guinamand, war zu jener Zeit einer der grössten Künstler in der Sculptur; aber der einfach schöne Geschmack griechischer Baukunst war bereits dahin und Liebhaberei an Buntem und Ueberladenem hatte jenem den Rang abgewonnen. Noch im 18. Jahrhundert glaubte man, diejenigen Kirchen seien die wahrhaft schönsten, in denen eine Menge Goldes und Farben aller Art verschwendet waren. Als der bekannte Dichter D. Schubart von dem Prälaten von Ottobeuren in Schwaben gefragt wurde: „Nun, Herr Professor, wie gefällt ihnen unser Gotteshaus?“ antwortete er daher: „Wie ein geputztes Bauernmädchen an der Kirchweih, die sich mit allerlei Spitzen und gefärbten Bändern umhängt hat.“ (Wagenseil, 285.) It.: Gran chiesa e poca divozione. (Bohn I, 100.) 66 Grosse Kirchen, fette Pfaffen. 67 Grosse Kirchen, grosse Creutz. – Petri, II, 359; Henisch, 622, 65. 68 Grosse Kirchen, kleine Heiligen. – Eiselein, 376; Simrock, 5667; Braun, I, 1851. 69 Had de Kêke an Hebèghe?1 woare, enee2? (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 697, 9. 1) Wäre die Kirche eine Herberge, ein Wirthshaus. 2) D. i. Gelt, ist es nicht so. 70 Ich gehe täglich in die Kirche, wann wird die Kirche zu mir kommen? Die Neger in Surinam, um zu sagen: So oft schon habe ich dich besucht, wann wirst du einmal mich besuchen? 71 In alten Kirchen ist das beste Geleut. – Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 41. Oft auch das meiste Geklingel. 72 In den kirchen kanst du nicht bessers finden, denn das die bild nicht scheyssen künden; wenn sye koth möchten von sich treyben, möcht nymands vor gestanck dorinn bleyben. – Werdea, Aiij. 73 In der kirch andächtig vnd mildt, in dem feld männlich vnd nicht zu wildt, am tisch züchtig vnd eingezogen, im beth freundlich, darnach der ruh gewogen. – Gartner, Dicteria prov. (Frankfurt 1585), Bl. 70b; Latendorf in Jahrb., S. 264; Lehmann, II, 279, 49; Sutor, 559. Lat.: In templo fac sis humilis, campoque virilis, in mensa virgo, sed lecto rusticus esto. (Sutor, 559.) 74 In der kirch ist gewohnheit, kein warheit. – Lehmann, 318, 69. 75 In der Kirche gebetet von Herzensgrund, im Bade gesorgt, dass der Leib gesund. – Wenzig, S. 83. 76 In der Kirche gibt es wol viel Zuchtmeister, aber wenig Väter. – Petri, I, 61. 77 In der Kirche ist niemand schuldig um eigenen Lohn zu streiten. (S. Altar 8.) – Graf, 544, 60; Hug, 34. 78 In der Kirche lernt man die Leute nicht so gut kennen wie auf dem Markte. (S. Handel 26.) 79 In der Kirche spricht Gott zu uns durch die Predigt und wir zu ihm im Gebet. Dän.: I kirken taler gud til os ved praddiken, og vi til hannem i bøn og sang. (Prov. dan., 345.) 80 In der Kirche und im Wirthshause sind wir alle gleich. (Prag.) – Allg. Anzeiger der Deutschen, 1841, Nr. 119. 81 In der Kirche und in der Schenke sind die Leute gleich. (S. Schenke.) Böhm.: V kostele a hospodĕ pána není. (Čelakovsky, 326.) 82 In der Kirchen andechtig, zu Hoff prächtig, in Sachen richtig, bey Herrn vürsichtig, am Tisch frölich, im Bett freundlich; wer diese sechs stücke helt, derselb Gott vnnd Menschen gefelt. – Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 45; Petri, II, 402; Henisch, 1364, 38. Böhm.: V kostele se modliti a v lázni zdrávo jest se mýti, na trhu potřebí kupovati a tobolky chovati. (Čelakovsky, 262.) It.: In chiesa co' santi, e all' osteria co' ghiotti. (Cahier, 2856.) 83 In der kleinsten Kirche bekommt man den vornehmsten Ablass. – Parömiakon, 121. 84 In der sichtbaren Kirche sind die wahren Christen fast unsichtbar. – Opel, 394. 85 In die Kirche gehört keine Krämerei. Lat.: E templo gentes Christus percussit ementes. (Loci comm., 23.) 86 In die Kirche geht man, wenn man will; aufs Gericht (aufs Rathhaus), wenn man muss. Böhm.: Do kostela kdy chceš, a na radnici (před soud) musíš. (Čelakovsky, 363.) 87 In die Kirche kann man einen nöthen, aber nicht zum Lieben und zum Beten. 88 In die Kirche will mancher nicht speien, aber er schmeisst aufs Altar. – Winckler, X, 59.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [670]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/676>, abgerufen am 24.11.2024.