Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 33 Wenn man mit einem alten Karn gemach fähret, so daurt er lenger als ein Newer, mit dem man über Stock vnd Stein rumpelt. - Petri, II, 668; Lehmann, 9, 51; Herberger, I, 830. 34 Wer den Karren in den Dreck schiebt, der soll ihn auch wieder herausziehen. - Blum, 703; Gaal, 346; Hermann, I, 16; Eiselein, 362; Körte, 3281; Simrock, 5430; Braun, I, 1749. Um zu sagen: Der möge für seine Thorheit allein büssen, der sie begangen und nicht andern die Folgen derselben aufbürden. "Ich soite, woas ich nich birnt (euch nicht brennt), lescht nich. Wird dar a Korn an Kauth nefihren, mag an auch alleine ros zihn." (Keller, 168a.) It.: Chi ha intrigato la tela, la strighi. - Chi imbratta, spazzi. (Gaal, 345.) 35 Wer die Karre hat, der karrt. Holl.: Die den kruiwagen heeft, die kruit ze. (Harrebomee, I, 454b.) 36 Wer einen Karren umgeworfen, muss sehen, dass er einen Wagen aufhebt. 37 Wer einen Karren voll Schwestern hat, der hat einen Wagen voll Schwäger. 38 Wer hie Karren zeucht, der wird dort Wagen ziehen. - Petri, III, 14; Eiselein, 362. 39 Wer nicht an den Karren geschmiedet ist, den schändet er nicht. 40 Wer seinen Karren schmiert, hilft seinem Ochsen. 41 Wer sich in karren einsetzen lasst, den setzt man nimmer auss. - Franck, II, 185a; Gruter, I, 82; Petri, II, 759; Sutor, 411. Wer nach schwerer Arbeit trachtet, dem wird sie zutheil. 42 Wer sich vom Karren ausspannt, der sucht seine Ruh. Vom Zurücktritt aus dem öffentlichen ins Privatleben. 43 Wer zuvor den Karren gezogen, muss oft den Wagen ziehen. Wenn grössere Anstrengungen und schwerere Schicksale folgen. 44 Wie man den Karren schmiert, so fährt er. 45 Wo die Karren mehr sind (gelten) als die Wagen, da kann man sich mit Recht beklagen. - Parömiakon, 828. Wo die obenangestellt werden, die ihrem innern Werthe nach tief unter andern stehen sollten. *46 An Einem Karren mit jemand ziehen. Mit jemand gleiches Interesse haben oder gleiches Schicksal dulden müssen. Lat.: Idem jugum trahere. (Binder I, 685; II, 1358; Seybold, 226.) *47 Aus der Karre in den Wagen gespannt werden. D. h. in eine schlimmere, üblere Lage kommen. Der Karren wird meist vom Wagen unterschieden; dieser ist vierräderig und zweispännig, jener zweiräderig und einspännig. (Vgl. Grimm, V, 207 u. 224.) Wer vom zweispännigen Wagen (Karren) in den Besitz eines einspännigen gelangt, der verbessert sich allerdings seine Lage, wer aber früher in einen zweiräderigen Wagen gespannt gewesen ist und soll nun einen vierräderigen, weit schwerern ziehen, dessen Los ist schwerer geworden. " Hie muss er Bürd des Karren tragen, dort wirt er erst ziehen im Wagen." (Murner, Nsch., 47, in Kloster, I, 482.) "Ich fürcht, wir ziehind hie am karren und dort an des teufels wagen." (Eckstein, Rychsstag, in Kloster, VIII, 838.) "lch mag wol erst vom vnfal sagen, dass ich in meinen alten tagen von dem karren kum erst in den wagen." (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, X, 13.) *48 Da soll auch der Karren die Ochsen ziehen. Lat.: Currus bovem ducit (trahit). (Faselius, 56.) *49 Da steckt der Karren im Dreck. - Theatrum Diabolorum, 149b. "Nun leit der karn im Drecke alhie." (Hayneccius, Comedien, Almansor.) Frz.: Etre bien avant dans le bourbier. (Kritzinger, 85a.) *50 Dai es van der Kar fallen. (Iserlohn.) - Woeste, 81, 116. Unehelich geboren. *51 De Kar in'n Dreck schuw'n. - Kern, 1109; Eichwald, 947. *52 De Kar ut'm Dreck trecken. (Westf.) Sich aus widerwärtigen Verhältnissen befreien. *53 Den Karn in Koth führen (schieben). - Mathesy, 90a. Lat.: Plaustrum perculi. (Plautus.) (Philippi, II, 97.) [Spaltenumbruch] *54 Den Karren im Koht stecken lassen. - Friedemann, II, 97. *55 Den Karren schmieren. - Murner, Nb., 42. Eine Sache fördern, an seinem eigenen oder am Verderben anderer arbeiten. "Wo Einer yetz verderben will, so hilft man im fols zu dem zil, vnd schmiert am karren jedermann." (Kloster, IV, 750.) *56 Den Karren vor die Ochsen spannen. *57 Der Karren ist schon geschmiert, morgen fahren wir. - Eiselein, 362. *58 Der Karren ist sehr verführt. (Schwaben.) *59 Der muss den Karren heben. (Nürtingen.) *60 Die Karre geht gut. Beim Kartenspiel, wenn die Karten gut kommen. *61 Die Karre geht schief. *62 Die Karre steht still. *63 Een de Kare vör de Dör schuw'n. - Eichwald, 948. *64 Einen karren anlegen. "Als aber Johannes eine zeitlang gefangen war, feyret Herodias nicht, sondern leget einen Karren an mit dem Fuchs Herode; dass jhr Töchterlein u. s. w." (Mathesius, Postilla, CLXXXVIIIb.) *65 Er hat den Karren helfen in den Koth schieben, aber herausziehen mag er ihn nicht. *66 Er hat (sich) den Karren verfahren (in Dreck geschoben). Lat.: Haeret in luto. (Plautus.) (Binder II, 1278.) *67 Er hat die Karre ins Dickicht gezogen. Sich in Verlegenheit gebracht. "Wird nicht jeder Kritiker ausrufen: Er hat sich verrannt, hat die Karre in das Dickicht gezogen und nun lässt er sie stehen." (Holtei, Eselsfresser, I, 82.) *68 Er hat einen Karren umgeworfen und will einen Wagen wieder aufrichten. *69 Er hat seinen Karren aufs Trockne gebracht. - Mayer, I, 199. *70 Er ist auf den Karren zu lang und auf den Wagen zu kurz. Der Verbildete und daher in kein Verhältniss Passende. *71 Er ist von dem karren gefallen. (S. Grempelmarkt.) - Franck, II, 62a; Tappius, 69a; Körte, 5286a. In Deutschland klebte früher den unehelich geborenen Kindern ein Makel an, der ihnen oft, nach den verschiedenen Landesgesetzen mehr oder weniger in ihrem Fortkommen hinderlich werden, in ihren gesellschaftlichen Stellungen widerwärtig sein konnte. Die Hebräer dagegen versichern: Geld mache die Bastarde rein. Die Spanier sagen: In Castilien trägt das Pferd den Sattel, weil sie annehmen, dass es bei Kindern nicht auf den Stand der Mutter, sondern nur auf den des Vaters ankomme, um die unehelichen Kinder ebenso edel wie die ehelichen zu erzeugen. (Reinsberg VII, 50.) Holl.: Hij is achter van de kar gevallen. (Harrebomee, I, 382b.) *72 Er lässt den Karren im Dreck stehen. *73 Er lässt sich von einer Karre überfahren. Holl.: Hij laat zich door een' kordewagen overrijden. (Harrebomee, I, 455a.) *74 Es ist ein angelegter Karren. Die Sache ist verabredet. Frz.: C'est une partie faite a la main. (Kritzinger, 512.) *75 Hei is van dar Kar fallen. (Westf.) Ist unehelich geboren. *76 Hott 'r a Koarr'n in Dreck gefeihrt, so fihrt'n og wieder raus. - Gomolcke, 431; Robinson, 970. Habt ihr den Karren in den Dreck geführt, so führt ihn auch wieder heraus. *77 In de Kare gan. - Dähnert, 218b. Eines Verbrechens wegen in der Festung karren müssen. *78 Se hebben de Kare in den Dreck schaben, un weten se nig wedder herut to kriegen. - Dähnert, 218. Sie haben die Sache verdorben und wissen sich nun nicht zu helfen. *79 Seinen Karren ins Trockne schieben. Sein Gut in Sicherheit, sein Schäfchen ins Trockne bringen. Frz.: Mettre son bien a couvert. (Kritzinger, 187.) *80 Sie ziehen beide an einem Karren, der eine thut keuchen, der andere schnarren. (Leipzig.) *81 So vel as vun de Kar fallt. (Holst.) - Schütze, II, 207. *82 Vom Karren in (auf) den Wagen kommen. - Murner, Vom luth. Narren; in Kloster, X, 13.
[Spaltenumbruch] 33 Wenn man mit einem alten Karn gemach fähret, so daurt er lenger als ein Newer, mit dem man über Stock vnd Stein rumpelt. – Petri, II, 668; Lehmann, 9, 51; Herberger, I, 830. 34 Wer den Karren in den Dreck schiebt, der soll ihn auch wieder herausziehen. – Blum, 703; Gaal, 346; Hermann, I, 16; Eiselein, 362; Körte, 3281; Simrock, 5430; Braun, I, 1749. Um zu sagen: Der möge für seine Thorheit allein büssen, der sie begangen und nicht andern die Folgen derselben aufbürden. „Ich soite, woas ich nich birnt (euch nicht brennt), lescht nich. Wird dar a Korn an Kauth nefihren, mâg an auch alleine ros zihn.“ (Keller, 168a.) It.: Chi ha intrigato la tela, la strighi. – Chi imbratta, spazzi. (Gaal, 345.) 35 Wer die Karre hat, der karrt. Holl.: Die den kruiwagen heeft, die kruit ze. (Harrebomée, I, 454b.) 36 Wer einen Karren umgeworfen, muss sehen, dass er einen Wagen aufhebt. 37 Wer einen Karren voll Schwestern hat, der hat einen Wagen voll Schwäger. 38 Wer hie Karren zeucht, der wird dort Wagen ziehen. – Petri, III, 14; Eiselein, 362. 39 Wer nicht an den Karren geschmiedet ist, den schändet er nicht. 40 Wer seinen Karren schmiert, hilft seinem Ochsen. 41 Wer sich in karren einsetzen lasst, den setzt man nimmer auss. – Franck, II, 185a; Gruter, I, 82; Petri, II, 759; Sutor, 411. Wer nach schwerer Arbeit trachtet, dem wird sie zutheil. 42 Wer sich vom Karren ausspannt, der sucht seine Ruh. Vom Zurücktritt aus dem öffentlichen ins Privatleben. 43 Wer zuvor den Karren gezogen, muss oft den Wagen ziehen. Wenn grössere Anstrengungen und schwerere Schicksale folgen. 44 Wie man den Karren schmiert, so fährt er. 45 Wo die Karren mehr sind (gelten) als die Wagen, da kann man sich mit Recht beklagen. – Parömiakon, 828. Wo die obenangestellt werden, die ihrem innern Werthe nach tief unter andern stehen sollten. *46 An Einem Karren mit jemand ziehen. Mit jemand gleiches Interesse haben oder gleiches Schicksal dulden müssen. Lat.: Idem jugum trahere. (Binder I, 685; II, 1358; Seybold, 226.) *47 Aus der Karre in den Wagen gespannt werden. D. h. in eine schlimmere, üblere Lage kommen. Der Karren wird meist vom Wagen unterschieden; dieser ist vierräderig und zweispännig, jener zweiräderig und einspännig. (Vgl. Grimm, V, 207 u. 224.) Wer vom zweispännigen Wagen (Karren) in den Besitz eines einspännigen gelangt, der verbessert sich allerdings seine Lage, wer aber früher in einen zweiräderigen Wagen gespannt gewesen ist und soll nun einen vierräderigen, weit schwerern ziehen, dessen Los ist schwerer geworden. „ Hie muss er Bürd des Karren tragen, dort wirt er erst ziehen im Wagen.“ (Murner, Nsch., 47, in Kloster, I, 482.) „Ich fürcht, wir ziehind hie am karren und dort an des teufels wagen.“ (Eckstein, Rychsstag, in Kloster, VIII, 838.) „lch mag wol erst vom vnfal sagen, dass ich in meinen alten tagen von dem karren kum erst in den wagen.“ (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, X, 13.) *48 Da soll auch der Karren die Ochsen ziehen. Lat.: Currus bovem ducit (trahit). (Faselius, 56.) *49 Da steckt der Karren im Dreck. – Theatrum Diabolorum, 149b. „Nun leit der karn im Drecke alhie.“ (Hayneccius, Comedien, Almansor.) Frz.: Être bien avant dans le bourbier. (Kritzinger, 85a.) *50 Dai es van der Kar fallen. 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Beim Kartenspiel, wenn die Karten gut kommen. *61 Die Karre geht schief. *62 Die Karre steht still. *63 Een de Kare vör de Dör schuw'n. – Eichwald, 948. *64 Einen karren anlegen. „Als aber Johannes eine zeitlang gefangen war, feyret Herodias nicht, sondern leget einen Karren an mit dem Fuchs Herode; dass jhr Töchterlein u. s. w.“ (Mathesius, Postilla, CLXXXVIIIb.) *65 Er hat den Karren helfen in den Koth schieben, aber herausziehen mag er ihn nicht. *66 Er hat (sich) den Karren verfahren (in Dreck geschoben). Lat.: Haeret in luto. (Plautus.) (Binder II, 1278.) *67 Er hat die Karre ins Dickicht gezogen. Sich in Verlegenheit gebracht. „Wird nicht jeder Kritiker ausrufen: Er hat sich verrannt, hat die Karre in das Dickicht gezogen und nun lässt er sie stehen.“ (Holtei, Eselsfresser, I, 82.) *68 Er hat einen Karren umgeworfen und will einen Wagen wieder aufrichten. *69 Er hat seinen Karren aufs Trockne gebracht. – Mayer, I, 199. *70 Er ist auf den Karren zu lang und auf den Wagen zu kurz. 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33 Wenn man mit einem alten Karn gemach fähret, so daurt er lenger als ein Newer, mit dem man über Stock vnd Stein rumpelt. – Petri, II, 668; Lehmann, 9, 51; Herberger, I, 830.
34 Wer den Karren in den Dreck schiebt, der soll ihn auch wieder herausziehen. – Blum, 703; Gaal, 346; Hermann, I, 16; Eiselein, 362; Körte, 3281; Simrock, 5430; Braun, I, 1749.
Um zu sagen: Der möge für seine Thorheit allein büssen, der sie begangen und nicht andern die Folgen derselben aufbürden. „Ich soite, woas ich nich birnt (euch nicht brennt), lescht nich. Wird dar a Korn an Kauth nefihren, mâg an auch alleine ros zihn.“ (Keller, 168a.)
It.: Chi ha intrigato la tela, la strighi. – Chi imbratta, spazzi. (Gaal, 345.)
35 Wer die Karre hat, der karrt.
Holl.: Die den kruiwagen heeft, die kruit ze. (Harrebomée, I, 454b.)
36 Wer einen Karren umgeworfen, muss sehen, dass er einen Wagen aufhebt.
37 Wer einen Karren voll Schwestern hat, der hat einen Wagen voll Schwäger.
38 Wer hie Karren zeucht, der wird dort Wagen ziehen. – Petri, III, 14; Eiselein, 362.
39 Wer nicht an den Karren geschmiedet ist, den schändet er nicht.
40 Wer seinen Karren schmiert, hilft seinem Ochsen.
41 Wer sich in karren einsetzen lasst, den setzt man nimmer auss. – Franck, II, 185a; Gruter, I, 82; Petri, II, 759; Sutor, 411.
Wer nach schwerer Arbeit trachtet, dem wird sie zutheil.
42 Wer sich vom Karren ausspannt, der sucht seine Ruh.
Vom Zurücktritt aus dem öffentlichen ins Privatleben.
43 Wer zuvor den Karren gezogen, muss oft den Wagen ziehen.
Wenn grössere Anstrengungen und schwerere Schicksale folgen.
44 Wie man den Karren schmiert, so fährt er.
45 Wo die Karren mehr sind (gelten) als die Wagen, da kann man sich mit Recht beklagen. – Parömiakon, 828.
Wo die obenangestellt werden, die ihrem innern Werthe nach tief unter andern stehen sollten.
*46 An Einem Karren mit jemand ziehen.
Mit jemand gleiches Interesse haben oder gleiches Schicksal dulden müssen.
Lat.: Idem jugum trahere. (Binder I, 685; II, 1358; Seybold, 226.)
*47 Aus der Karre in den Wagen gespannt werden.
D. h. in eine schlimmere, üblere Lage kommen. Der Karren wird meist vom Wagen unterschieden; dieser ist vierräderig und zweispännig, jener zweiräderig und einspännig. (Vgl. Grimm, V, 207 u. 224.) Wer vom zweispännigen Wagen (Karren) in den Besitz eines einspännigen gelangt, der verbessert sich allerdings seine Lage, wer aber früher in einen zweiräderigen Wagen gespannt gewesen ist und soll nun einen vierräderigen, weit schwerern ziehen, dessen Los ist schwerer geworden. „ Hie muss er Bürd des Karren tragen, dort wirt er erst ziehen im Wagen.“ (Murner, Nsch., 47, in Kloster, I, 482.) „Ich fürcht, wir ziehind hie am karren und dort an des teufels wagen.“ (Eckstein, Rychsstag, in Kloster, VIII, 838.) „lch mag wol erst vom vnfal sagen, dass ich in meinen alten tagen von dem karren kum erst in den wagen.“ (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, X, 13.)
*48 Da soll auch der Karren die Ochsen ziehen.
Lat.: Currus bovem ducit (trahit). (Faselius, 56.)
*49 Da steckt der Karren im Dreck. – Theatrum Diabolorum, 149b.
„Nun leit der karn im Drecke alhie.“ (Hayneccius, Comedien, Almansor.)
Frz.: Être bien avant dans le bourbier. (Kritzinger, 85a.)
*50 Dai es van der Kar fallen. (Iserlohn.) – Woeste, 81, 116.
Unehelich geboren.
*51 De Kar in'n Dreck schuw'n. – Kern, 1109; Eichwald, 947.
*52 De Kar ut'm Dreck trecken. (Westf.)
Sich aus widerwärtigen Verhältnissen befreien.
*53 Den Karn in Koth führen (schieben). – Mathesy, 90a.
Lat.: Plaustrum perculi. (Plautus.) (Philippi, II, 97.)
*54 Den Karren im Koht stecken lassen. – Friedemann, II, 97.
*55 Den Karren schmieren. – Murner, Nb., 42.
Eine Sache fördern, an seinem eigenen oder am Verderben anderer arbeiten. „Wo Einer yetz verderben will, so hilft man im fols zu dem zil, vnd schmiert am karren jedermann.“ (Kloster, IV, 750.)
*56 Den Karren vor die Ochsen spannen.
*57 Der Karren ist schon geschmiert, morgen fahren wir. – Eiselein, 362.
*58 Der Karren ist sehr verführt. (Schwaben.)
*59 Der muss den Karren heben. (Nürtingen.)
*60 Die Karre geht gut.
Beim Kartenspiel, wenn die Karten gut kommen.
*61 Die Karre geht schief.
*62 Die Karre steht still.
*63 Een de Kare vör de Dör schuw'n. – Eichwald, 948.
*64 Einen karren anlegen.
„Als aber Johannes eine zeitlang gefangen war, feyret Herodias nicht, sondern leget einen Karren an mit dem Fuchs Herode; dass jhr Töchterlein u. s. w.“ (Mathesius, Postilla, CLXXXVIIIb.)
*65 Er hat den Karren helfen in den Koth schieben, aber herausziehen mag er ihn nicht.
*66 Er hat (sich) den Karren verfahren (in Dreck geschoben).
Lat.: Haeret in luto. (Plautus.) (Binder II, 1278.)
*67 Er hat die Karre ins Dickicht gezogen.
Sich in Verlegenheit gebracht. „Wird nicht jeder Kritiker ausrufen: Er hat sich verrannt, hat die Karre in das Dickicht gezogen und nun lässt er sie stehen.“ (Holtei, Eselsfresser, I, 82.)
*68 Er hat einen Karren umgeworfen und will einen Wagen wieder aufrichten.
*69 Er hat seinen Karren aufs Trockne gebracht. – Mayer, I, 199.
*70 Er ist auf den Karren zu lang und auf den Wagen zu kurz.
Der Verbildete und daher in kein Verhältniss Passende.
*71 Er ist von dem karren gefallen. (S. Grempelmarkt.) – Franck, II, 62a; Tappius, 69a; Körte, 5286a.
In Deutschland klebte früher den unehelich geborenen Kindern ein Makel an, der ihnen oft, nach den verschiedenen Landesgesetzen mehr oder weniger in ihrem Fortkommen hinderlich werden, in ihren gesellschaftlichen Stellungen widerwärtig sein konnte. Die Hebräer dagegen versichern: Geld mache die Bastarde rein. Die Spanier sagen: In Castilien trägt das Pferd den Sattel, weil sie annehmen, dass es bei Kindern nicht auf den Stand der Mutter, sondern nur auf den des Vaters ankomme, um die unehelichen Kinder ebenso edel wie die ehelichen zu erzeugen. (Reinsberg VII, 50.)
Holl.: Hij is achter van de kar gevallen. (Harrebomée, I, 382b.)
*72 Er lässt den Karren im Dreck stehen.
*73 Er lässt sich von einer Karre überfahren.
Holl.: Hij laat zich door een' kordewagen overrijden. (Harrebomée, I, 455a.)
*74 Es ist ein angelegter Karren.
Die Sache ist verabredet.
Frz.: C'est une partie faite à la main. (Kritzinger, 512.)
*75 Hei is van dar Kâr fallen. (Westf.)
Ist unehelich geboren.
*76 Hott 'r a Koarr'n in Dreck gefîhrt, so fihrt'n og wieder raus. – Gomolcke, 431; Robinson, 970.
Habt ihr den Karren in den Dreck geführt, so führt ihn auch wieder heraus.
*77 In de Kare gân. – Dähnert, 218b.
Eines Verbrechens wegen in der Festung karren müssen.
*78 Se hebben de Kare in den Dreck schaben, un weten se nig wedder herut to kriegen. – Dähnert, 218.
Sie haben die Sache verdorben und wissen sich nun nicht zu helfen.
*79 Seinen Karren ins Trockne schieben.
Sein Gut in Sicherheit, sein Schäfchen ins Trockne bringen.
Frz.: Mettre son bien à couvert. (Kritzinger, 187.)
*80 Sie ziehen beide an einem Karren, der eine thut keuchen, der andere schnarren. (Leipzig.)
*81 So vêl as vun de Kâr fallt. (Holst.) – Schütze, II, 207.
*82 Vom Karren in (auf) den Wagen kommen. – Murner, Vom luth. Narren; in Kloster, X, 13.
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