Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] *159 Er hat ein Kalb angebunden. Hat sich übergeben (vomere). Wahrscheinlich ist diese Redensart von der Aehnlichkeit des damit verbundenen Lautes mit dem Blöken eines Kalbes entlehnt. (S. Kälbern.) Frz.: Degobiller. (Starschedel, 413.) - Faire restitution. (Kritzinger, 610b.) *160 Er hat mit einem fremden Kalbe gepflügt. - Richter 14, 18; Schulze, 12; Zehner, 600; Eiselein, 358; Braun, I, 1723; Reinsberg IV, 99; Hollenberg, III, 25; Lohrengel, I, 394. Ist von mir oder den Meinen heimlich mit Rath und That unterstützt worden. Ein näheres Verstündniss gewährt die Lesung der Geschichte Simson's (Richter 14, 18), obgleich mir nicht völlig klar ist, wie man mit einem Kalbe pflügen kann, was nirgends geschieht. Frz.: Labourer avec la genisse d'autrui. (Starschedel, 413.) Holl.: Hij ploegt met eens anders kalf. (Harrebomee, I, 376a.) *161 Er ist auch ein Kalb gewesen. *162 Er ist das Kalb noch nicht los. *163 Er ist das Kalb, womit die Schälke pflügen. Lat.: Stulti sapiens imitator. (Horaz.) ( Eiselein, 358.) *164 Er ist ein goldenes Kalb. Ein reicher Mann ohne Verstand. Frz.: C'est un veau d'or. (Kritzinger, 703b.) *165 Er ist (noch) ein (rechtes) Kalb. Von einem Menschen, der noch grün ist, der noch viel kindischen Uebermuth kundgibt, besonders in plumper Weise. (Grimm, V, 52b.) "Die Fastnacht macht manch toret kalb." (Fastnachtspiel.) "(Er) ist ein jungs unbesunnens kalb vnd hat fürwar sein Witz nit halb." (Ayrer, I b.) *166 Er ist von einem Kalbe genesen. Hat seinen Rausch ausgeschlafen. *167 Er macht (streift) Kälber. - Frischbier2, 1861. Er bricht sich. (Hennig, 113.) *168 Er verkauft das Kalb, ehe er die Kuh hat. *169 Es ist ein bahnsches Kalb. In der Nähe der pommerschen Stadt Bahn bezeichnet man damit einen ungeschlachten Menschen. (Schmidt, Jubelschrift, 3.) *170 Es ist ein (wahres) Kalb Mosis. (Breslau.) Ein Dummkopf. Holl.: Het i s een kalf Mozes. (Harrebomee, I, 375a.) - Het is een oud hokkeling, hij weet zich niet te behelpen. (Harrebomee, I, 314.) *171 Es ist noch ein (blosses, rechtes) Kalb. - Dähnert, 215a. "S thet wie ein neugeporen Kalb, hat sein sinn weder gar noch halb." (H. Sachs, IV, CII, 1.) Ein junger, kindisch muthwilliger, unerfahrener, tölpischer Mensch. Holl.: Het is een jong kalf. - Het is nog een regt kalf. *172 Es ist wieder ein Kalb auf dem Schragen. *173 He het dat Kalw in die Ogen slan. Wenn jemand eine Gefälligkeit, eine hülfreiche Hand auf plumpe Weise zurückstösst. *174 Ich möchte ihm keine Kälber zu erziehen geben, geschweige Menschen. Angeblich soll dies Wort zuerst Herder in Bezug auf Basedow gesagt haben. *175 Kalb und Kuh miteinander an den Mann bringen. - Grimmelshausen, Vogelnest, II. *176 Kälwer anbinnen oder maken. - Schiller, II, 5b; Dähnert, 215a. Sich erbrechen. *177 Oldes Kalw. - Boll, 176. Wenig schmeichelhafte Titulirung eines jungen Mädchens, da das Kalb Sinnbild der Albernheit ist; aber auch, wie Bolla. a. O. fortfährt, der albernen, ausgelassenen Lustigkeit. Und wenn einer solchen die Zügel schiessen, heisst es: "Der Sticken vör de Kälverstall iss weg", infolge dessen nämlich die Kälber mit ausgelassenen Sprüngen zum Stalle herauskommen; ferner des Unverstandes, daher: Kälvermat u. s. w. Kälber, wenn sie Nutzen bringen sollen, müssen vorsorglich behandelt werden; stösst daher jemand eine hülfreiche Haud auf plumpe Weise zurück, so heisst es von ihm: He het dat Kalv in die Ogen slan. Wer so betrunken ist, dass er von seinen Sinnen nicht mehr weiss, der kann nicht mehr "Ko und Kalv" unterscheiden. *178 Sein Kalb austreiben. - Frischbier, 367; Frischbier2, 1859; Hennig, 113. Sich mit allerhand Kurzweil belustigen, weil die Kälber, sobald sie ins freie kommen, sich in den lustigsten Sprüngen ergehen. *179 Sobald lernet das Kalb von der Kuh. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 384. *180 Uem dat Kalf de Ka. (S. Sattel und Wurst.) - Schuster, 1007. [Spaltenumbruch] *181 Wenn ihr nicht hättet mit meinem Kalbe gepflügt, ihr hattet das Räthsel nicht troffen. - Richter 14, 18; Schulze, 12. Lat.: Si non arassetis in vitula mea, non invenissetis propositionem meam. (Schulze, 12.) *182 Wer hat das Kalb ins Aug geschlagen? - Ayrer, V, 3237, 10. *183 Wie ein gestochenes kalb (aussehen). - Franck, II, 20b. *184 Wie ein schwarzes Kalb leuchten. - Campe, Wb., II, 866b. Von einer Sache, die schlecht in die Augen fällt. *185 Wie kommt dies Kalb zu seinem Gefährten. Kälbchen. Kanst die Kälbchen wol grasen. - Schottel, 1116a. In dem Sinne: Du verstehst es, dein Schäfchen zu scheren. Kalben. 1 Dem eine kalv der Ochs, dem andern weld de Koh nit kalven. (Köln.) - Weyden, II, 7. 2 Eim kalbet ein Ochs, da eim andern ein Kuh nit kalbt. - Gruter, III, 25; Lehmann, II, 146, 13; Frischbier2, 1862. *3 Dem kalwt uch en Uessen (Ochse). - Frommann, V, 32, 76. *4 Ihm kälbert der Ochs. - Binder II, 258; Germberg, X, 190. Kälberarzt. * Es ist ein kälberartzet. - Murner, Nb., 26; Theatrum Diabolurum, 173a. Im Sinne von Quacksalber, und kommt in Zusammenstellungen wie folgende vor: Simplicisten, Kälberärzt, Bader, Rattengifter, Medeakräutler, Klistierblaser, Starenstecher, Schlangenklemmer, Zahnbrecher. (Fischart, Gesch., 188b, in Kloster, VIII, 348.) "Kein rechtschaffner Arzt, sondern die Kälberdoktores, die einen Kranken mit einem Blick ermorden." (Philander, 1650, II, 520.) "Yetzt kompt mein herr der kälberarzt, wann ein armer kranker fartzt, so sagt er Auicenna sprech, das lung vnd leber zammen brech." (Murner, Nb., 26.) Kälberchen. Wenn die Kälberchen spielen, so gibt's schön Wetter. (Königsberg.) Spott, wenn erwachsene Leute, denen man Verstand zutraut, kalbern, alberne Streiche machen. Kälberdreck. Kälberdreck, armer Leute Hoffart und Gewalt, die verriechen bald. - H. Sachs (1590), I, 366a. Kälberei. Die grössten Kälbereien werden in Klöstern getrieben. - Klosterspiegel, 53, 9. Kälberfutter. * Kälberfutter bekommen (haben). - Murner, Nb., 11. "Daran ist schuldig vatter, muter, was gabent sie euch kelberfutter." Kälberhäute. Es komen ebenso uil kelberheutte zum marckt als ochsenheutte (kühhewt). - Agricola I, 514; Engeloff, 225b; Eyering, I, 564; II, 566; Gruter, I, 36; Petri, II, 281; Guttnstein, 94, 118; Parömiakon, 2720. In Würtemberg: Mer trait mainer Kälberhitut uf da Markt als Ochsahäut. (Nefflen, 463.) "Hierdurch wird bekennet, das der Tod nicht ansihet die Jugend oder das Alter." Lat.: Fata non servant ordinem inter senes et juvenes. - Mista senum et juvenum densantur funera. (Horaz.) (Seyhold, 174 u. 309.) Kälberjahre. * In den Kälberjahren sein. Kälbermass. Kalvermat und Kindermat möten olde Lüde weten. - Boll, 176. Das Kalb als Sinnbild des Unverstandes. Kälbern. 1 Kälbere, weil du ein Kalb bist. Freue dich deiner Jugend. "Der noch gelbschnablichten Jugend ziemt ein weidlicher Sprung, man kälbere, weil man ein Kalb ist." (Voss. Luise.) Das Wort "kälbern" kommt a) in dem Sinne von "Kalben" vor. (S. Glück 715 u. 716.) Es bezeichnet b) soviel wie Muthwillen treiben (vgl. Dähnert, 215, kalbern), gumpen, geil sein, scherzen, schäkern, kinhänseln, dalen, auch handgreifliches Liebeln, und c) heisst es soviel als sich übergeben, erbrechen. (S. Fuchs 370.) (Vgl. Grimm, V, 56.) *2 Er kälbert. - Dähnert, 213b. Muss sich übergeben, erbrechen. Bei Kälbern hat man wahrscheinlich den beim Speien oft vorkommenden [Spaltenumbruch] *159 Er hat ein Kalb angebunden. Hat sich übergeben (vomere). Wahrscheinlich ist diese Redensart von der Aehnlichkeit des damit verbundenen Lautes mit dem Blöken eines Kalbes entlehnt. (S. Kälbern.) Frz.: Dégobiller. (Starschedel, 413.) – Faire restitution. (Kritzinger, 610b.) *160 Er hat mit einem fremden Kalbe gepflügt. – Richter 14, 18; Schulze, 12; Zehner, 600; Eiselein, 358; Braun, I, 1723; Reinsberg IV, 99; Hollenberg, III, 25; Lohrengel, I, 394. Ist von mir oder den Meinen heimlich mit Rath und That unterstützt worden. Ein näheres Verstündniss gewährt die Lesung der Geschichte Simson's (Richter 14, 18), obgleich mir nicht völlig klar ist, wie man mit einem Kalbe pflügen kann, was nirgends geschieht. Frz.: Labourer avec la genisse d'autrui. (Starschedel, 413.) Holl.: Hij ploegt met eens anders kalf. (Harrebomée, I, 376a.) *161 Er ist auch ein Kalb gewesen. *162 Er ist das Kalb noch nicht los. *163 Er ist das Kalb, womit die Schälke pflügen. Lat.: Stulti sapiens imitator. (Horaz.) ( Eiselein, 358.) *164 Er ist ein goldenes Kalb. Ein reicher Mann ohne Verstand. Frz.: C'est un veau d'or. (Kritzinger, 703b.) *165 Er ist (noch) ein (rechtes) Kalb. Von einem Menschen, der noch grün ist, der noch viel kindischen Uebermuth kundgibt, besonders in plumper Weise. (Grimm, V, 52b.) „Die Fastnacht macht manch toret kalb.“ (Fastnachtspiel.) „(Er) ist ein jungs unbesunnens kalb vnd hat fürwar sein Witz nit halb.“ (Ayrer, I b.) *166 Er ist von einem Kalbe genesen. Hat seinen Rausch ausgeschlafen. *167 Er macht (streift) Kälber. – Frischbier2, 1861. Er bricht sich. (Hennig, 113.) *168 Er verkauft das Kalb, ehe er die Kuh hat. *169 Es ist ein bahnsches Kalb. In der Nähe der pommerschen Stadt Bahn bezeichnet man damit einen ungeschlachten Menschen. (Schmidt, Jubelschrift, 3.) *170 Es ist ein (wahres) Kalb Mosis. (Breslau.) Ein Dummkopf. Holl.: Het i s een kalf Mozes. (Harrebomée, I, 375a.) – Het is een oud hokkeling, hij weet zich niet te behelpen. (Harrebomée, I, 314.) *171 Es ist noch ein (blosses, rechtes) Kalb. – Dähnert, 215a. „S thet wie ein neugeporen Kalb, hat sein sinn weder gar noch halb.“ (H. Sachs, IV, CII, 1.) Ein junger, kindisch muthwilliger, unerfahrener, tölpischer Mensch. Holl.: Het is een jong kalf. – Het is nog een regt kalf. *172 Es ist wieder ein Kalb auf dem Schragen. *173 He het dat Kalw in die Ôgen slan. Wenn jemand eine Gefälligkeit, eine hülfreiche Hand auf plumpe Weise zurückstösst. *174 Ich möchte ihm keine Kälber zu erziehen geben, geschweige Menschen. Angeblich soll dies Wort zuerst Herder in Bezug auf Basedow gesagt haben. *175 Kalb und Kuh miteinander an den Mann bringen. – Grimmelshausen, Vogelnest, II. *176 Kälwer anbinnen oder maken. – Schiller, II, 5b; Dähnert, 215a. Sich erbrechen. *177 Oldes Kalw. – Boll, 176. Wenig schmeichelhafte Titulirung eines jungen Mädchens, da das Kalb Sinnbild der Albernheit ist; aber auch, wie Bolla. a. O. fortfährt, der albernen, ausgelassenen Lustigkeit. Und wenn einer solchen die Zügel schiessen, heisst es: „Der Sticken vör de Kälverstall iss weg“, infolge dessen nämlich die Kälber mit ausgelassenen Sprüngen zum Stalle herauskommen; ferner des Unverstandes, daher: Kälvermât u. s. w. Kälber, wenn sie Nutzen bringen sollen, müssen vorsorglich behandelt werden; stösst daher jemand eine hülfreiche Haud auf plumpe Weise zurück, so heisst es von ihm: He het dat Kalv in die Ogen slan. Wer so betrunken ist, dass er von seinen Sinnen nicht mehr weiss, der kann nicht mehr „Kô und Kalv“ unterscheiden. *178 Sein Kalb austreiben. – Frischbier, 367; Frischbier2, 1859; Hennig, 113. Sich mit allerhand Kurzweil belustigen, weil die Kälber, sobald sie ins freie kommen, sich in den lustigsten Sprüngen ergehen. *179 Sobald lernet das Kalb von der Kuh. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 384. *180 Uem dat Kâlf de Kâ. (S. Sattel und Wurst.) – Schuster, 1007. [Spaltenumbruch] *181 Wenn ihr nicht hättet mit meinem Kalbe gepflügt, ihr hattet das Räthsel nicht troffen. – Richter 14, 18; Schulze, 12. Lat.: Si non arassetis in vitula mea, non invenissetis propositionem meam. (Schulze, 12.) *182 Wer hat das Kalb ins Aug geschlagen? – Ayrer, V, 3237, 10. *183 Wie ein gestochenes kalb (aussehen). – Franck, II, 20b. *184 Wie ein schwarzes Kalb leuchten. – Campe, Wb., II, 866b. Von einer Sache, die schlecht in die Augen fällt. *185 Wie kommt dies Kalb zu seinem Gefährten. Kälbchen. Kanst die Kälbchen wol grasen. – Schottel, 1116a. In dem Sinne: Du verstehst es, dein Schäfchen zu scheren. Kalben. 1 Dem eine kalv der Ochs, dem andern weld de Koh nit kalven. (Köln.) – Weyden, II, 7. 2 Eim kalbet ein Ochs, da eim andern ein Kuh nit kalbt. – Gruter, III, 25; Lehmann, II, 146, 13; Frischbier2, 1862. *3 Dem kalwt uch en Uessen (Ochse). – Frommann, V, 32, 76. *4 Ihm kälbert der Ochs. – Binder II, 258; Germberg, X, 190. Kälberarzt. * Es ist ein kälberartzet. – Murner, Nb., 26; Theatrum Diabolurum, 173a. Im Sinne von Quacksalber, und kommt in Zusammenstellungen wie folgende vor: Simplicisten, Kälberärzt, Bader, Rattengifter, Medeakräutler, Klistierblaser, Starenstecher, Schlangenklemmer, Zahnbrecher. (Fischart, Gesch., 188b, in Kloster, VIII, 348.) „Kein rechtschaffner Arzt, sondern die Kälberdoktores, die einen Kranken mit einem Blick ermorden.“ (Philander, 1650, II, 520.) „Yetzt kompt mein herr der kälberarzt, wann ein armer kranker fartzt, so sagt er Auicenna sprech, das lung vnd leber zammen brech.“ (Murner, Nb., 26.) Kälberchen. Wenn die Kälberchen spielen, so gibt's schön Wetter. (Königsberg.) Spott, wenn erwachsene Leute, denen man Verstand zutraut, kalbern, alberne Streiche machen. Kälberdreck. Kälberdreck, armer Leute Hoffart und Gewalt, die verriechen bald. – H. Sachs (1590), I, 366a. Kälberei. Die grössten Kälbereien werden in Klöstern getrieben. – Klosterspiegel, 53, 9. Kälberfutter. * Kälberfutter bekommen (haben). – Murner, Nb., 11. „Daran ist schuldig vatter, muter, was gabent sie euch kelberfutter.“ Kälberhäute. Es komen ebenso uil kelberheutte zum marckt als ochsenheutte (kühhewt). – Agricola I, 514; Engeloff, 225b; Eyering, I, 564; II, 566; Gruter, I, 36; Petri, II, 281; Guttnstein, 94, 118; Parömiakon, 2720. In Würtemberg: Mer trait mainer Kälberhitut uf da Markt als Ochsahäut. (Nefflen, 463.) „Hierdurch wird bekennet, das der Tod nicht ansihet die Jugend oder das Alter.“ Lat.: Fata non servant ordinem inter senes et juvenes. – Mista senum et juvenum densantur funera. (Horaz.) (Seyhold, 174 u. 309.) Kälberjahre. * In den Kälberjahren sein. Kälbermass. Kalvermat und Kindermat möten olde Lüde weten. – Boll, 176. Das Kalb als Sinnbild des Unverstandes. Kälbern. 1 Kälbere, weil du ein Kalb bist. Freue dich deiner Jugend. „Der noch gelbschnablichten Jugend ziemt ein weidlicher Sprung, man kälbere, weil man ein Kalb ist.“ (Voss. Luise.) Das Wort „kälbern“ kommt a) in dem Sinne von „Kalben“ vor. (S. Glück 715 u. 716.) Es bezeichnet b) soviel wie Muthwillen treiben (vgl. Dähnert, 215, kalbern), gumpen, geil sein, scherzen, schäkern, kinhänseln, dalen, auch handgreifliches Liebeln, und c) heisst es soviel als sich übergeben, erbrechen. (S. Fuchs 370.) (Vgl. Grimm, V, 56.) *2 Er kälbert. – Dähnert, 213b. Muss sich übergeben, erbrechen. Bei Kälbern hat man wahrscheinlich den beim Speien oft vorkommenden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0560" n="[554]"/><cb n="1107"/> *159 Er hat ein Kalb angebunden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Hat sich übergeben (vomere). Wahrscheinlich ist diese Redensart von der Aehnlichkeit des damit verbundenen Lautes mit dem Blöken eines Kalbes entlehnt. (S. Kälbern.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Dégobiller. (<hi rendition="#i">Starschedel, 413.</hi>) – Faire restitution. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 610<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*160 Er hat mit einem fremden Kalbe gepflügt.</hi> – <hi rendition="#i">Richter 14, 18; Schulze, 12; Zehner, 600; Eiselein, 358; Braun, I, 1723; Reinsberg IV, 99; Hollenberg, III, 25; Lohrengel, I, 394.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ist von mir oder den Meinen heimlich mit Rath und That unterstützt worden. Ein näheres Verstündniss gewährt die Lesung der Geschichte Simson's (<hi rendition="#i">Richter 14, 18</hi>), obgleich mir nicht völlig klar ist, wie man mit einem Kalbe pflügen kann, was nirgends geschieht.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Labourer avec la genisse d'autrui. (<hi rendition="#i">Starschedel, 413.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij ploegt met eens anders kalf. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 376<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*161 Er ist auch ein Kalb gewesen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*162 Er ist das Kalb noch nicht los.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*163 Er ist das Kalb, womit die Schälke pflügen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Stulti sapiens imitator. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) ( <hi rendition="#i">Eiselein, 358.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*164 Er ist ein goldenes Kalb.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein reicher Mann ohne Verstand.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un veau d'or. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 703<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*165 Er ist (noch) ein (rechtes) Kalb.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Von einem Menschen, der noch grün ist, der noch viel kindischen Uebermuth kundgibt, besonders in plumper Weise. (<hi rendition="#i">Grimm, V, 52<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) „Die Fastnacht macht manch toret kalb.“ (<hi rendition="#i">Fastnachtspiel.</hi>) „(Er) ist ein jungs unbesunnens kalb vnd hat fürwar sein Witz nit halb.“ (<hi rendition="#i">Ayrer, I <hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*166 Er ist von einem Kalbe genesen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Hat seinen Rausch ausgeschlafen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*167 Er macht (streift) Kälber.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1861.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er bricht sich. (<hi rendition="#i">Hennig, 113.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*168 Er verkauft das Kalb, ehe er die Kuh hat.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*169 Es ist ein bahnsches Kalb.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In der Nähe der pommerschen Stadt Bahn bezeichnet man damit einen ungeschlachten Menschen. (<hi rendition="#i">Schmidt, Jubelschrift, 3.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*170 Es ist ein (wahres) Kalb Mosis.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Ein Dummkopf.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het i s een kalf Mozes. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 375<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) – Het is een oud hokkeling, hij weet zich niet te behelpen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 314.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*171 Es ist noch ein (blosses, rechtes) Kalb.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 215<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„S thet wie ein neugeporen Kalb, hat sein sinn weder gar noch halb.“ (<hi rendition="#i">H. Sachs, IV, CII, 1.</hi>) Ein junger, kindisch muthwilliger, unerfahrener, tölpischer Mensch.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is een jong kalf. – Het is nog een regt kalf.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*172 Es ist wieder ein Kalb auf dem Schragen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*173 He het dat Kalw in die Ôgen slan.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wenn jemand eine Gefälligkeit, eine hülfreiche Hand auf plumpe Weise zurückstösst.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*174 Ich möchte ihm keine Kälber zu erziehen geben, geschweige Menschen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Angeblich soll dies Wort zuerst <hi rendition="#i">Herder</hi> in Bezug auf Basedow gesagt haben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*175 Kalb und Kuh miteinander an den Mann bringen.</hi> – <hi rendition="#i">Grimmelshausen, Vogelnest, II.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*176 Kälwer anbinnen oder maken.</hi> – <hi rendition="#i">Schiller, II, 5<hi rendition="#sup">b</hi>; Dähnert, 215<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sich erbrechen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*177 Oldes Kalw.</hi> – <hi rendition="#i">Boll, 176.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenig schmeichelhafte Titulirung eines jungen Mädchens, da das Kalb Sinnbild der Albernheit ist; aber auch, wie <hi rendition="#i">Boll</hi>a. a. O. fortfährt, der albernen, ausgelassenen Lustigkeit. Und wenn einer solchen die Zügel schiessen, heisst es: „Der Sticken vör de Kälverstall iss weg“, infolge dessen nämlich die Kälber mit ausgelassenen Sprüngen zum Stalle herauskommen; ferner des Unverstandes, daher: Kälvermât u. s. w. Kälber, wenn sie Nutzen bringen sollen, müssen vorsorglich behandelt werden; stösst daher jemand eine hülfreiche Haud auf plumpe Weise zurück, so heisst es von ihm: He het dat Kalv in die Ogen slan. Wer so betrunken ist, dass er von seinen Sinnen nicht mehr weiss, der kann nicht mehr „Kô und Kalv“ unterscheiden.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*178 Sein Kalb austreiben.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier, 367; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1859; Hennig, 113.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sich mit allerhand Kurzweil belustigen, weil die Kälber, sobald sie ins freie kommen, sich in den lustigsten Sprüngen ergehen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*179 Sobald lernet das Kalb von der Kuh.</hi> – <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 384.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*180 Uem dat Kâlf de Kâ.</hi> (S. Sattel und Wurst.) – <hi rendition="#i">Schuster, 1007.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1108"/> *181 Wenn ihr nicht hättet mit meinem Kalbe gepflügt, ihr hattet das Räthsel nicht troffen.</hi> – <hi rendition="#i">Richter 14, 18; Schulze, 12.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Si non arassetis in vitula mea, non invenissetis propositionem meam. (<hi rendition="#i">Schulze, 12.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*182 Wer hat das Kalb ins Aug geschlagen?</hi> – <hi rendition="#i">Ayrer, V, 3237, 10.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*183 Wie ein gestochenes kalb (aussehen).</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 20<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*184 Wie ein schwarzes Kalb leuchten.</hi> – <hi rendition="#i">Campe, Wb., II, 866<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von einer Sache, die schlecht in die Augen fällt.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*185 Wie kommt dies Kalb zu seinem Gefährten.</hi> </p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kälbchen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Kanst die Kälbchen wol grasen.</hi> – <hi rendition="#i">Schottel, 1116<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In dem Sinne: Du verstehst es, dein Schäfchen zu scheren.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kalben.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dem eine kalv der Ochs, dem andern weld de Koh nit kalven.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) – <hi rendition="#i">Weyden, II, 7.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Eim kalbet ein Ochs, da eim andern ein Kuh nit kalbt.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 25; Lehmann, II, 146, 13; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1862.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Dem kalwt uch en Uessen (Ochse).</hi> – <hi rendition="#i">Frommann, V, 32, 76.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Ihm kälbert der Ochs.</hi> – <hi rendition="#i">Binder II, 258; Germberg, X, 190.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kälberarzt.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein kälberartzet.</hi> – <hi rendition="#i">Murner, Nb., 26; Theatrum Diabolurum, 173<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Im Sinne von Quacksalber, und kommt in Zusammenstellungen wie folgende vor: Simplicisten, Kälberärzt, Bader, Rattengifter, Medeakräutler, Klistierblaser, Starenstecher, Schlangenklemmer, Zahnbrecher. (<hi rendition="#i">Fischart, Gesch., 188<hi rendition="#sup">b</hi>, in Kloster, VIII, 348.</hi>) „Kein rechtschaffner Arzt, sondern die Kälberdoktores, die einen Kranken mit einem Blick ermorden.“ (<hi rendition="#i">Philander, 1650, II, 520.</hi>) „Yetzt kompt mein herr der kälberarzt, wann ein armer kranker fartzt, so sagt er Auicenna sprech, das lung vnd leber zammen brech.“ (<hi rendition="#i">Murner, Nb., 26.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kälberchen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn die Kälberchen spielen, so gibt's schön Wetter.</hi> (<hi rendition="#i">Königsberg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Spott, wenn erwachsene Leute, denen man Verstand zutraut, kalbern, alberne Streiche machen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kälberdreck.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Kälberdreck, armer Leute Hoffart und Gewalt, die verriechen bald.</hi> – <hi rendition="#i">H. Sachs (1590), I, 366<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kälberei.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die grössten Kälbereien werden in Klöstern getrieben.</hi> – <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 53, 9.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kälberfutter.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Kälberfutter bekommen (haben).</hi> – <hi rendition="#i">Murner, Nb., 11.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Daran ist schuldig vatter, muter, was gabent sie euch kelberfutter.“</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kälberhäute.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es komen ebenso uil kelberheutte zum marckt als ochsenheutte (kühhewt).</hi> – <hi rendition="#i">Agricola I, 514; Engeloff, 225<hi rendition="#sup">b</hi>; Eyering, I, 564; II, 566; Gruter, I, 36; Petri, II, 281; Guttnstein, 94, 118; Parömiakon, 2720.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In Würtemberg: Mer trait mainer Kälberhitut uf da Markt als Ochsahäut. (<hi rendition="#i">Nefflen, 463.</hi>) „Hierdurch wird bekennet, das der Tod nicht ansihet die Jugend oder das Alter.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fata non servant ordinem inter senes et juvenes. – Mista senum et juvenum densantur funera. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Seyhold, 174 u. 309.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kälberjahre.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* In den Kälberjahren sein.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kälbermass.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Kalvermat und Kindermat möten olde Lüde weten.</hi> – <hi rendition="#i">Boll, 176.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Das Kalb als Sinnbild des Unverstandes.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kälbern.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Kälbere, weil du ein Kalb bist.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Freue dich deiner Jugend. „Der noch gelbschnablichten Jugend ziemt ein weidlicher Sprung, man kälbere, weil man ein Kalb ist.“ (<hi rendition="#i">Voss. Luise.</hi>) Das Wort „kälbern“ kommt a) in dem Sinne von „Kalben“ vor. (S. Glück 715 u. 716.) Es bezeichnet b) soviel wie Muthwillen treiben (vgl. <hi rendition="#i">Dähnert, 215,</hi> kalbern), gumpen, geil sein, scherzen, schäkern, kinhänseln, dalen, auch handgreifliches Liebeln, und c) heisst es soviel als sich übergeben, erbrechen. (S. Fuchs 370.) (Vgl. <hi rendition="#i">Grimm, V, 56.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er kälbert.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 213<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Muss sich übergeben, erbrechen. Bei Kälbern hat man wahrscheinlich den beim Speien oft vorkommenden </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[554]/0560]
*159 Er hat ein Kalb angebunden.
Hat sich übergeben (vomere). Wahrscheinlich ist diese Redensart von der Aehnlichkeit des damit verbundenen Lautes mit dem Blöken eines Kalbes entlehnt. (S. Kälbern.)
Frz.: Dégobiller. (Starschedel, 413.) – Faire restitution. (Kritzinger, 610b.)
*160 Er hat mit einem fremden Kalbe gepflügt. – Richter 14, 18; Schulze, 12; Zehner, 600; Eiselein, 358; Braun, I, 1723; Reinsberg IV, 99; Hollenberg, III, 25; Lohrengel, I, 394.
Ist von mir oder den Meinen heimlich mit Rath und That unterstützt worden. Ein näheres Verstündniss gewährt die Lesung der Geschichte Simson's (Richter 14, 18), obgleich mir nicht völlig klar ist, wie man mit einem Kalbe pflügen kann, was nirgends geschieht.
Frz.: Labourer avec la genisse d'autrui. (Starschedel, 413.)
Holl.: Hij ploegt met eens anders kalf. (Harrebomée, I, 376a.)
*161 Er ist auch ein Kalb gewesen.
*162 Er ist das Kalb noch nicht los.
*163 Er ist das Kalb, womit die Schälke pflügen.
Lat.: Stulti sapiens imitator. (Horaz.) ( Eiselein, 358.)
*164 Er ist ein goldenes Kalb.
Ein reicher Mann ohne Verstand.
Frz.: C'est un veau d'or. (Kritzinger, 703b.)
*165 Er ist (noch) ein (rechtes) Kalb.
Von einem Menschen, der noch grün ist, der noch viel kindischen Uebermuth kundgibt, besonders in plumper Weise. (Grimm, V, 52b.) „Die Fastnacht macht manch toret kalb.“ (Fastnachtspiel.) „(Er) ist ein jungs unbesunnens kalb vnd hat fürwar sein Witz nit halb.“ (Ayrer, I b.)
*166 Er ist von einem Kalbe genesen.
Hat seinen Rausch ausgeschlafen.
*167 Er macht (streift) Kälber. – Frischbier2, 1861.
Er bricht sich. (Hennig, 113.)
*168 Er verkauft das Kalb, ehe er die Kuh hat.
*169 Es ist ein bahnsches Kalb.
In der Nähe der pommerschen Stadt Bahn bezeichnet man damit einen ungeschlachten Menschen. (Schmidt, Jubelschrift, 3.)
*170 Es ist ein (wahres) Kalb Mosis. (Breslau.)
Ein Dummkopf.
Holl.: Het i s een kalf Mozes. (Harrebomée, I, 375a.) – Het is een oud hokkeling, hij weet zich niet te behelpen. (Harrebomée, I, 314.)
*171 Es ist noch ein (blosses, rechtes) Kalb. – Dähnert, 215a.
„S thet wie ein neugeporen Kalb, hat sein sinn weder gar noch halb.“ (H. Sachs, IV, CII, 1.) Ein junger, kindisch muthwilliger, unerfahrener, tölpischer Mensch.
Holl.: Het is een jong kalf. – Het is nog een regt kalf.
*172 Es ist wieder ein Kalb auf dem Schragen.
*173 He het dat Kalw in die Ôgen slan.
Wenn jemand eine Gefälligkeit, eine hülfreiche Hand auf plumpe Weise zurückstösst.
*174 Ich möchte ihm keine Kälber zu erziehen geben, geschweige Menschen.
Angeblich soll dies Wort zuerst Herder in Bezug auf Basedow gesagt haben.
*175 Kalb und Kuh miteinander an den Mann bringen. – Grimmelshausen, Vogelnest, II.
*176 Kälwer anbinnen oder maken. – Schiller, II, 5b; Dähnert, 215a.
Sich erbrechen.
*177 Oldes Kalw. – Boll, 176.
Wenig schmeichelhafte Titulirung eines jungen Mädchens, da das Kalb Sinnbild der Albernheit ist; aber auch, wie Bolla. a. O. fortfährt, der albernen, ausgelassenen Lustigkeit. Und wenn einer solchen die Zügel schiessen, heisst es: „Der Sticken vör de Kälverstall iss weg“, infolge dessen nämlich die Kälber mit ausgelassenen Sprüngen zum Stalle herauskommen; ferner des Unverstandes, daher: Kälvermât u. s. w. Kälber, wenn sie Nutzen bringen sollen, müssen vorsorglich behandelt werden; stösst daher jemand eine hülfreiche Haud auf plumpe Weise zurück, so heisst es von ihm: He het dat Kalv in die Ogen slan. Wer so betrunken ist, dass er von seinen Sinnen nicht mehr weiss, der kann nicht mehr „Kô und Kalv“ unterscheiden.
*178 Sein Kalb austreiben. – Frischbier, 367; Frischbier2, 1859; Hennig, 113.
Sich mit allerhand Kurzweil belustigen, weil die Kälber, sobald sie ins freie kommen, sich in den lustigsten Sprüngen ergehen.
*179 Sobald lernet das Kalb von der Kuh. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 384.
*180 Uem dat Kâlf de Kâ. (S. Sattel und Wurst.) – Schuster, 1007.
*181 Wenn ihr nicht hättet mit meinem Kalbe gepflügt, ihr hattet das Räthsel nicht troffen. – Richter 14, 18; Schulze, 12.
Lat.: Si non arassetis in vitula mea, non invenissetis propositionem meam. (Schulze, 12.)
*182 Wer hat das Kalb ins Aug geschlagen? – Ayrer, V, 3237, 10.
*183 Wie ein gestochenes kalb (aussehen). – Franck, II, 20b.
*184 Wie ein schwarzes Kalb leuchten. – Campe, Wb., II, 866b.
Von einer Sache, die schlecht in die Augen fällt.
*185 Wie kommt dies Kalb zu seinem Gefährten.
Kälbchen.
Kanst die Kälbchen wol grasen. – Schottel, 1116a.
In dem Sinne: Du verstehst es, dein Schäfchen zu scheren.
Kalben.
1 Dem eine kalv der Ochs, dem andern weld de Koh nit kalven. (Köln.) – Weyden, II, 7.
2 Eim kalbet ein Ochs, da eim andern ein Kuh nit kalbt. – Gruter, III, 25; Lehmann, II, 146, 13; Frischbier2, 1862.
*3 Dem kalwt uch en Uessen (Ochse). – Frommann, V, 32, 76.
*4 Ihm kälbert der Ochs. – Binder II, 258; Germberg, X, 190.
Kälberarzt.
* Es ist ein kälberartzet. – Murner, Nb., 26; Theatrum Diabolurum, 173a.
Im Sinne von Quacksalber, und kommt in Zusammenstellungen wie folgende vor: Simplicisten, Kälberärzt, Bader, Rattengifter, Medeakräutler, Klistierblaser, Starenstecher, Schlangenklemmer, Zahnbrecher. (Fischart, Gesch., 188b, in Kloster, VIII, 348.) „Kein rechtschaffner Arzt, sondern die Kälberdoktores, die einen Kranken mit einem Blick ermorden.“ (Philander, 1650, II, 520.) „Yetzt kompt mein herr der kälberarzt, wann ein armer kranker fartzt, so sagt er Auicenna sprech, das lung vnd leber zammen brech.“ (Murner, Nb., 26.)
Kälberchen.
Wenn die Kälberchen spielen, so gibt's schön Wetter. (Königsberg.)
Spott, wenn erwachsene Leute, denen man Verstand zutraut, kalbern, alberne Streiche machen.
Kälberdreck.
Kälberdreck, armer Leute Hoffart und Gewalt, die verriechen bald. – H. Sachs (1590), I, 366a.
Kälberei.
Die grössten Kälbereien werden in Klöstern getrieben. – Klosterspiegel, 53, 9.
Kälberfutter.
* Kälberfutter bekommen (haben). – Murner, Nb., 11.
„Daran ist schuldig vatter, muter, was gabent sie euch kelberfutter.“
Kälberhäute.
Es komen ebenso uil kelberheutte zum marckt als ochsenheutte (kühhewt). – Agricola I, 514; Engeloff, 225b; Eyering, I, 564; II, 566; Gruter, I, 36; Petri, II, 281; Guttnstein, 94, 118; Parömiakon, 2720.
In Würtemberg: Mer trait mainer Kälberhitut uf da Markt als Ochsahäut. (Nefflen, 463.) „Hierdurch wird bekennet, das der Tod nicht ansihet die Jugend oder das Alter.“
Lat.: Fata non servant ordinem inter senes et juvenes. – Mista senum et juvenum densantur funera. (Horaz.) (Seyhold, 174 u. 309.)
Kälberjahre.
* In den Kälberjahren sein.
Kälbermass.
Kalvermat und Kindermat möten olde Lüde weten. – Boll, 176.
Das Kalb als Sinnbild des Unverstandes.
Kälbern.
1 Kälbere, weil du ein Kalb bist.
Freue dich deiner Jugend. „Der noch gelbschnablichten Jugend ziemt ein weidlicher Sprung, man kälbere, weil man ein Kalb ist.“ (Voss. Luise.) Das Wort „kälbern“ kommt a) in dem Sinne von „Kalben“ vor. (S. Glück 715 u. 716.) Es bezeichnet b) soviel wie Muthwillen treiben (vgl. Dähnert, 215, kalbern), gumpen, geil sein, scherzen, schäkern, kinhänseln, dalen, auch handgreifliches Liebeln, und c) heisst es soviel als sich übergeben, erbrechen. (S. Fuchs 370.) (Vgl. Grimm, V, 56.)
*2 Er kälbert. – Dähnert, 213b.
Muss sich übergeben, erbrechen. Bei Kälbern hat man wahrscheinlich den beim Speien oft vorkommenden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |