Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
Joch. 1 Das Joch beuget den Halss. - Petri, II, 65. 2 Das Joch, dass die Kuh nit will, das wird auch das Kalb nit ziehen. - Lehmann, 169, 25. Wenn die Mutter nicht streng in Sitten ist, wird es auch die Tochter nicht sein wollen. 3 Ein glänzend Joch drückt auch. Gnadenehr' ist eitle Ehr'. 4 Ohne Joch lenkt der Ochs sich am bequemsten. Span.: El buey suelto bien se lame. (Cervantes, Don Quixote.) 5 Sind wir gleich im Joch, illuminir'n wir doch. (Halberstadt.) - Körte, 3189 u. 3971; Simrock, 5237; Venedey, 164; Wurzbach II, 211. Als Napoleon Deutschland, beherrschte, musste sein Geburtstag durch Illumination gefeiert werden. Da hatte nun einmal ein halberstädter Schuhflicker den naiven Einfall, den obigen, seitdem zum Sprichwort gewordenen Reim in einer dunkeln Gasse durch sein Fenster zu strahlen, bis die Polizei dem Witze ein Ende machte. 6 Wer beim Joche singt, mit dem Joche springt. Was man mit Lust macht, wird doppelt so leicht. 7 Wer das Joch in der Jugend schon getragen, dem wird es als Mann nicht schwer. Dän.: Det er got at have baaret aaget af ungdommen. (Prov. dan., 2.) 8 Wil jemand von dem Joch frey leben, der darff sich nicht darunt begeben. - Eyering, III, 562. 9 Wir ziehen all in einem joch. - Franck, II, 92b; Sailer, 119; Simrock, 1970. 10 Zwey gleich joch (Man vnd Weib) ziehen wol, vnd so ist das Ehbett frewdenvol. - Gruter, III, 119; Lehmam, II, 905, 27. *11 An demselben Joche ziehen. - Braun, I, 1661. Ein gleiches Geschäft mit jemand treiben, dasselbe Schicksal mit ihm theilen. Lat.: Idem egoque tuque ducimus pariter jugum. (Eiselein, 349.) - Idem jugum trahere. (Philippi, I, 185.) *12 Das Joch abschütteln. Von den Ochsen entlehnt, die noch nicht aus Joch gewöhnt sind. *13 Einen unters Joch bringen. Dän.: Legge klemme paa eens hals. (Prov. dan., 348.) *14 Er hat das Joch hingeworfen. - Eyering, III, 263. *15 Er ist unter dem Joche. - Körte, 3189a. Wer nicht nach seinem Willen handeln kann, sondern sich in die Befehle anderer fügen muss. Von den Zugthieren entlehnt. Lat.: Subjugus homo. (Erasm., 841a; Tappius, 181a.) *16 Er ladet sich das Joch auf den Hals. Holl.: Hij haalt zich het juk op den hals. (Harrebomee, I, 368a.) *17 Er will sich nicht unter das Joch begeben. Holl.: Hij kau zich kwalijk onder het juk begeven, (Harrebomee, I, 368a.) *18 Kicht an einem Joche ziehen. - Schottel, 1124b. Von einander Widerstrebenden, Entgegenarbeitenden, besonders uneinigen Eheleuten. *19 Sich ins Joch schicken. - Eiselein, 349; Braun, I, 1660. Lat.: Bos hic non comedat, qui jam juga ferre recusat. - Ferre jugum. - Nondum subacta ferre jugum valet cervice. (Eiselein, 349.) *20 Sie ziehen nicht in gleichem Joch. - Eyering, III, 309. *21 Wir ziehen am gleichen Joche. - Eiselein, 349. Holl.: Die twee trekken een juk. (Harrebomee, I, 368a.) Jochstecken. * Durch Gochstake rieden. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 173, 121. In unverständlichen Bildern reden. Jockel. Muss der Jockel in ofen, so schickt vnd bückt er sich. - Lehmann, 241, 26. Jödebrennen. * Zum Jödebrennen. D. i. Judas verbrennen. Jödebrennen und Todaustreiben, die beide im Beginnen des Frühlings zur Osterzeit stattfinden, stellen sinnbildlich den Kampf zwischen Sommer und Winter dar und sind Reste der heidnischen Maifeier. (S. Pfingstlümmel.) Jodocus. 1 Bläst Jodocus weisse Wölkchen in die Höh', sind's Winterblüten zu viel Schnee. - Bair. Hauskalender. [Spaltenumbruch] 2 Kommt Jodocus in heller Gestalt, macht er uns die Weihnacht kalt. Joffer. * Sei es de Joffer van den Haag, en drägt et beiste Kled alle Dag. (Aachen.) Joffer (kölnisch Juffer) = ein Edelfräulein und von Jungfrau (Jomfer), als der Benennung weiblicher Dienstboten, unterschieden. Joggeli. Joggeli wott gah Birli schütta, d' Birli wei nid falla. (Bern.) - Zyro, 16. Johann. 1 Der Johann ist mein, der Michel (29. Sept.) euer, sagt der Wiesenbauer zu seinen Arbeitern. (Memel.) - Boebel, 31. 2 Ein furchtsamer (blöder) Johann ist besser als ein todter. 3 Johann, schiessen sie noch? fragte der Lieutenant. (Neisse.) Spott auf sehr vorsichtige Krieger. Es wird erzählt, dass ein Offizier während eines Gefechts sich zurückgezogen und vorstehende frage an seinen Burschen gerichtet habe, um zu erfahren, ob noch Gefahr vorhanden sei. 4 Johann, spann an, de Katten vöran, de Hunnen vörop und denn na'n Blocksbarg henop. - Diermissen, 311. 5 Johann, spann an, dre Katten voran, dre Müse vörut, Johann, sett di up (oder: so fährt Johann to sin Brut). "Mit Katzen, wer da ackern will, der spann' die Mäus' voraus, so geht es alles wie ein Wind, so fängt die Katz' die Maus." (Wunderhorn, I, 211.) 6 Johann, spann dein Wagen an, un hal förn Dreling Semp. - Volkskalender, II. 7 Kord (Konrad) Johann maket biswylen en egen Nest. Welchen Vogel das Sprichwort hier mit dem Konrad Johann meint, ob Zaunkönig oder Kukuk, weiss ich nicht, ändert auch die Bedeutung des Sprichworts nicht. 8 Von Sanct Johann läuft die Sonne winteran. Auch die Czechen haben, dem neuen Kalender folgend, den Spruch: Von Johann dem Täufer an läuft die Sonne zum Winter und der Sommer zur Hitze; von Johann dem Evangelisten an kehrt die Sonne zum Sommer um und der Winter zu den Frösten. Dagegen behaupten die Russen, ihrem Kalender folgend: Mit Peter Athonsky (12. Juni) wendet sich die Sonne dem Winter und der Sommer der Hitze zu; mit Spiridion (12. Dec.), dem Sommerwender geht die Sonne dem Sommer und der Winter der Kälte zu. (Reinsberg VIII, 143.) *9 Johann (jüdisch: Meschores) mach' Wind. - Tendlau, 250. Um ein anmassendes Begehren mit Spott zurückzuweisen. Nicht wahr, ich bin dein Diener, dass ich dir aufwarten und Wind fächeln soll. *10 Sanct Johann's Segen trinken. - Eiselein, 228; Sandvoss, 59. In Wüurzburg: Johannis Säga trinke (Sartorius, 168), d. h. noch einmal zum Schluss trinken. In der Kirche versteht man unter Johannis Segen denjenigen Wein, der am Feste Johannis des Evangelisten, am 27. Dec., und bei feierlichen Hochzeiten nach der Trauung von dem Priester nach Vorschrift des Rituals gesegnet und dann von diesem den Gläubigen oder den Brautleuten, Zeugen und Hochzeitgästen in einem Kelche zum Trinken mit den Worten dargereicht wird: Bibite, amorem sancti Joannis in nomine Patris et Filii et Spiritus sancte. Amen. Es geschieht dies zur Erinnerung an den Evangelisten, dem der Heide Aristodemus einen Kelch mit vergiftetem Weine darreichte, um den Gott der Christen zu erproben. Das Gift verwandelte sich aber, nach der kirchlichen Sage, in eine Schlange und schadete dem Heiligen nicht. Darum heisst das letzte Glas, damit es nicht schaden möge, Johannis Segen. Der Johannissegen wird aber auch ausserhalb der Kirche getrunken und ist seinem Ursprung nach älter als die Kirche. "Beim Wirth saufts Brantwein, wie Johannissegen, nicht wahr, ihr Schelmengeschlechter, ehe ihr herkommt." (Vgl. Schmeller, II, 268; III, 429.) Waldis (I, 49, 21) : "Denn du mich gedenkst zu verführen, mit meiner Hant dein wangen schmieren vnd schencke mir Sanct Johanssegen, wie die wölff den lemmern pflegen." Der brachte mir Sanct Johanns Segen, das ist Sanct Johanns Minne. - Die alten Alemannen tranken, Columban's Nachricht zufolge, aus ihren grossen Bierkesseln Wuotan's Minne (Eiselein, 228; Grimm, Myth., 53), ein mit dem Zutrinken verwandter Gebrauch, der noch jetzt in den Rheinlanden und einigen andern Ländern herrscht. Ist ein lieber Gast oder Freund im Begriffe zu scheiden, so werden alle Gläser [Spaltenumbruch]
Joch. 1 Das Joch beuget den Halss. – Petri, II, 65. 2 Das Joch, dass die Kuh nit will, das wird auch das Kalb nit ziehen. – Lehmann, 169, 25. Wenn die Mutter nicht streng in Sitten ist, wird es auch die Tochter nicht sein wollen. 3 Ein glänzend Joch drückt auch. Gnadenehr' ist eitle Ehr'. 4 Ohne Joch lenkt der Ochs sich am bequemsten. Span.: El buey suelto bien se lame. (Cervantes, Don Quixote.) 5 Sind wir gleich im Joch, illuminir'n wir doch. (Halberstadt.) – Körte, 3189 u. 3971; Simrock, 5237; Venedey, 164; Wurzbach II, 211. Als Napoleon Deutschland, beherrschte, musste sein Geburtstag durch Illumination gefeiert werden. Da hatte nun einmal ein halberstädter Schuhflicker den naiven Einfall, den obigen, seitdem zum Sprichwort gewordenen Reim in einer dunkeln Gasse durch sein Fenster zu strahlen, bis die Polizei dem Witze ein Ende machte. 6 Wer beim Joche singt, mit dem Joche springt. 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In unverständlichen Bildern reden. Jockel. Muss der Jockel in ofen, so schickt vnd bückt er sich. – Lehmann, 241, 26. Jödebrennen. * Zum Jödebrennen. D. i. Judas verbrennen. Jödebrennen und Todaustreiben, die beide im Beginnen des Frühlings zur Osterzeit stattfinden, stellen sinnbildlich den Kampf zwischen Sommer und Winter dar und sind Reste der heidnischen Maifeier. (S. Pfingstlümmel.) Jodocus. 1 Bläst Jodocus weisse Wölkchen in die Höh', sind's Winterblüten zu viel Schnee. – Bair. Hauskalender. [Spaltenumbruch] 2 Kommt Jodocus in heller Gestalt, macht er uns die Weihnacht kalt. Joffer. * Sei es de Joffer van den Haag, en drägt et beiste Klêd alle Dag. (Aachen.) Joffer (kölnisch Juffer) = ein Edelfräulein und von Jungfrau (Jomfer), als der Benennung weiblicher Dienstboten, unterschieden. Joggeli. Joggeli wott gah Birli schütta, d' Birli wei nid falla. (Bern.) – Zyro, 16. Johann. 1 Der Johann ist mein, der Michel (29. Sept.) euer, sagt der Wiesenbauer zu seinen Arbeitern. (Memel.) – Boebel, 31. 2 Ein furchtsamer (blöder) Johann ist besser als ein todter. 3 Johann, schiessen sie noch? fragte der Lieutenant. (Neisse.) Spott auf sehr vorsichtige Krieger. Es wird erzählt, dass ein Offizier während eines Gefechts sich zurückgezogen und vorstehende frage an seinen Burschen gerichtet habe, um zu erfahren, ob noch Gefahr vorhanden sei. 4 Johann, spann an, de Katten vöran, de Hunnen vörop und denn na'n Blocksbarg henop. – Diermissen, 311. 5 Johann, spann an, drê Katten voran, drê Müse vörut, Johann, sett di up (oder: so fährt Johann to sin Brut). „Mit Katzen, wer da ackern will, der spann' die Mäus' voraus, so geht es alles wie ein Wind, so fängt die Katz' die Maus.“ (Wunderhorn, I, 211.) 6 Johann, spann dîn Wagen an, un hal förn Dreling Semp. – Volkskalender, II. 7 Kôrd (Konrad) Johann maket biswylen ên êgen Nest. 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In Wüurzburg: Johannis Säga trinke (Sartorius, 168), d. h. noch einmal zum Schluss trinken. In der Kirche versteht man unter Johannis Segen denjenigen Wein, der am Feste Johannis des Evangelisten, am 27. Dec., und bei feierlichen Hochzeiten nach der Trauung von dem Priester nach Vorschrift des Rituals gesegnet und dann von diesem den Gläubigen oder den Brautleuten, Zeugen und Hochzeitgästen in einem Kelche zum Trinken mit den Worten dargereicht wird: Bibite, amorem sancti Joannis in nomine Patris et Filii et Spiritus sancte. Amen. Es geschieht dies zur Erinnerung an den Evangelisten, dem der Heide Aristodemus einen Kelch mit vergiftetem Weine darreichte, um den Gott der Christen zu erproben. Das Gift verwandelte sich aber, nach der kirchlichen Sage, in eine Schlange und schadete dem Heiligen nicht. Darum heisst das letzte Glas, damit es nicht schaden möge, Johannis Segen. 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Dagegen behaupten die Russen, ihrem Kalender folgend: Mit Peter Athonsky (12. Juni) wendet sich die Sonne dem Winter und der Sommer der Hitze zu; mit Spiridion (12. Dec.), dem Sommerwender geht die Sonne dem Sommer und der Winter der Kälte zu. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 143.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Johann (jüdisch: Meschores) mach' Wind.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 250.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Um ein anmassendes Begehren mit Spott zurückzuweisen. Nicht wahr, ich bin dein Diener, dass ich dir aufwarten und Wind fächeln soll.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Sanct Johann's Segen trinken.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 228; Sandvoss, 59.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In Wüurzburg: Johannis Säga trinke (<hi rendition="#i">Sartorius, 168</hi>), d. h. noch einmal zum Schluss trinken. In der Kirche versteht man unter Johannis Segen denjenigen Wein, der am Feste Johannis des Evangelisten, am 27. Dec., und bei feierlichen Hochzeiten nach der Trauung von dem Priester nach Vorschrift des Rituals gesegnet und dann von diesem den Gläubigen oder den Brautleuten, Zeugen und Hochzeitgästen in einem Kelche zum Trinken mit den Worten dargereicht wird: Bibite, amorem sancti Joannis in nomine Patris et Filii et Spiritus sancte. Amen. Es geschieht dies zur Erinnerung an den Evangelisten, dem der Heide Aristodemus einen Kelch mit vergiftetem Weine darreichte, um den Gott der Christen zu erproben. Das Gift verwandelte sich aber, nach der kirchlichen Sage, in eine Schlange und schadete dem Heiligen nicht. Darum heisst das letzte Glas, damit es nicht schaden möge, Johannis Segen. Der Johannissegen wird aber auch ausserhalb der Kirche getrunken und ist seinem Ursprung nach älter als die Kirche. „Beim Wirth saufts Brantwein, wie Johannissegen, nicht wahr, ihr Schelmengeschlechter, ehe ihr herkommt.“ (Vgl. <hi rendition="#i">Schmeller, II, 268; III, 429.</hi>) <hi rendition="#i">Waldis (I, 49, 21)</hi> : „Denn du mich gedenkst zu verführen, mit meiner Hant dein wangen schmieren vnd schencke mir Sanct Johanssegen, wie die wölff den lemmern pflegen.“ Der brachte mir Sanct Johanns Segen, das ist Sanct Johanns Minne. – Die alten Alemannen tranken, <hi rendition="#i">Columban's</hi> Nachricht zufolge, aus ihren grossen Bierkesseln Wuotan's Minne (<hi rendition="#i">Eiselein, 228; Grimm, Myth., 53</hi>), ein mit dem Zutrinken verwandter Gebrauch, der noch jetzt in den Rheinlanden und einigen andern Ländern herrscht. Ist ein lieber Gast oder Freund im Begriffe zu scheiden, so werden alle Gläser </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[510]/0516]
Joch.
1 Das Joch beuget den Halss. – Petri, II, 65.
2 Das Joch, dass die Kuh nit will, das wird auch das Kalb nit ziehen. – Lehmann, 169, 25.
Wenn die Mutter nicht streng in Sitten ist, wird es auch die Tochter nicht sein wollen.
3 Ein glänzend Joch drückt auch.
Gnadenehr' ist eitle Ehr'.
4 Ohne Joch lenkt der Ochs sich am bequemsten.
Span.: El buey suelto bien se lame. (Cervantes, Don Quixote.)
5 Sind wir gleich im Joch, illuminir'n wir doch. (Halberstadt.) – Körte, 3189 u. 3971; Simrock, 5237; Venedey, 164; Wurzbach II, 211.
Als Napoleon Deutschland, beherrschte, musste sein Geburtstag durch Illumination gefeiert werden. Da hatte nun einmal ein halberstädter Schuhflicker den naiven Einfall, den obigen, seitdem zum Sprichwort gewordenen Reim in einer dunkeln Gasse durch sein Fenster zu strahlen, bis die Polizei dem Witze ein Ende machte.
6 Wer beim Joche singt, mit dem Joche springt.
Was man mit Lust macht, wird doppelt so leicht.
7 Wer das Joch in der Jugend schon getragen, dem wird es als Mann nicht schwer.
Dän.: Det er got at have baaret aaget af ungdommen. (Prov. dan., 2.)
8 Wil jemand von dem Joch frey leben, der darff sich nicht darunt begeben. – Eyering, III, 562.
9 Wir ziehen all in einem joch. – Franck, II, 92b; Sailer, 119; Simrock, 1970.
10 Zwey gleich joch (Man vnd Weib) ziehen wol, vnd so ist das Ehbett frewdenvol. – Gruter, III, 119; Lehmam, II, 905, 27.
*11 An demselben Joche ziehen. – Braun, I, 1661.
Ein gleiches Geschäft mit jemand treiben, dasselbe Schicksal mit ihm theilen.
Lat.: Idem egoque tuque ducimus pariter jugum. (Eiselein, 349.) – Idem jugum trahere. (Philippi, I, 185.)
*12 Das Joch abschütteln.
Von den Ochsen entlehnt, die noch nicht aus Joch gewöhnt sind.
*13 Einen unters Joch bringen.
Dän.: Legge klemme paa eens hals. (Prov. dan., 348.)
*14 Er hat das Joch hingeworfen. – Eyering, III, 263.
*15 Er ist unter dem Joche. – Körte, 3189a.
Wer nicht nach seinem Willen handeln kann, sondern sich in die Befehle anderer fügen muss. Von den Zugthieren entlehnt.
Lat.: Subjugus homo. (Erasm., 841a; Tappius, 181a.)
*16 Er ladet sich das Joch auf den Hals.
Holl.: Hij haalt zich het juk op den hals. (Harrebomée, I, 368a.)
*17 Er will sich nicht unter das Joch begeben.
Holl.: Hij kau zich kwalijk onder het juk begeven, (Harrebomée, I, 368a.)
*18 Kicht an einem Joche ziehen. – Schottel, 1124b.
Von einander Widerstrebenden, Entgegenarbeitenden, besonders uneinigen Eheleuten.
*19 Sich ins Joch schicken. – Eiselein, 349; Braun, I, 1660.
Lat.: Bos hic non comedat, qui jam juga ferre recusat. – Ferre jugum. – Nondum subacta ferre jugum valet cervice. (Eiselein, 349.)
*20 Sie ziehen nicht in gleichem Joch. – Eyering, III, 309.
*21 Wir ziehen am gleichen Joche. – Eiselein, 349.
Holl.: Die twee trekken één juk. (Harrebomée, I, 368a.)
Jochstecken.
* Durch Gôchstâke rieden. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 121.
In unverständlichen Bildern reden.
Jockel.
Muss der Jockel in ofen, so schickt vnd bückt er sich. – Lehmann, 241, 26.
Jödebrennen.
* Zum Jödebrennen.
D. i. Judas verbrennen. Jödebrennen und Todaustreiben, die beide im Beginnen des Frühlings zur Osterzeit stattfinden, stellen sinnbildlich den Kampf zwischen Sommer und Winter dar und sind Reste der heidnischen Maifeier. (S. Pfingstlümmel.)
Jodocus.
1 Bläst Jodocus weisse Wölkchen in die Höh', sind's Winterblüten zu viel Schnee. – Bair. Hauskalender.
2 Kommt Jodocus in heller Gestalt, macht er uns die Weihnacht kalt.
Joffer.
* Sei es de Joffer van den Haag, en drägt et beiste Klêd alle Dag. (Aachen.)
Joffer (kölnisch Juffer) = ein Edelfräulein und von Jungfrau (Jomfer), als der Benennung weiblicher Dienstboten, unterschieden.
Joggeli.
Joggeli wott gah Birli schütta, d' Birli wei nid falla. (Bern.) – Zyro, 16.
Johann.
1 Der Johann ist mein, der Michel (29. Sept.) euer, sagt der Wiesenbauer zu seinen Arbeitern. (Memel.) – Boebel, 31.
2 Ein furchtsamer (blöder) Johann ist besser als ein todter.
3 Johann, schiessen sie noch? fragte der Lieutenant. (Neisse.)
Spott auf sehr vorsichtige Krieger. Es wird erzählt, dass ein Offizier während eines Gefechts sich zurückgezogen und vorstehende frage an seinen Burschen gerichtet habe, um zu erfahren, ob noch Gefahr vorhanden sei.
4 Johann, spann an, de Katten vöran, de Hunnen vörop und denn na'n Blocksbarg henop. – Diermissen, 311.
5 Johann, spann an, drê Katten voran, drê Müse vörut, Johann, sett di up (oder: so fährt Johann to sin Brut).
„Mit Katzen, wer da ackern will, der spann' die Mäus' voraus, so geht es alles wie ein Wind, so fängt die Katz' die Maus.“ (Wunderhorn, I, 211.)
6 Johann, spann dîn Wagen an, un hal förn Dreling Semp. – Volkskalender, II.
7 Kôrd (Konrad) Johann maket biswylen ên êgen Nest.
Welchen Vogel das Sprichwort hier mit dem Konrad Johann meint, ob Zaunkönig oder Kukuk, weiss ich nicht, ändert auch die Bedeutung des Sprichworts nicht.
8 Von Sanct Johann läuft die Sonne winteran.
Auch die Czechen haben, dem neuen Kalender folgend, den Spruch: Von Johann dem Täufer an läuft die Sonne zum Winter und der Sommer zur Hitze; von Johann dem Evangelisten an kehrt die Sonne zum Sommer um und der Winter zu den Frösten. Dagegen behaupten die Russen, ihrem Kalender folgend: Mit Peter Athonsky (12. Juni) wendet sich die Sonne dem Winter und der Sommer der Hitze zu; mit Spiridion (12. Dec.), dem Sommerwender geht die Sonne dem Sommer und der Winter der Kälte zu. (Reinsberg VIII, 143.)
*9 Johann (jüdisch: Meschores) mach' Wind. – Tendlau, 250.
Um ein anmassendes Begehren mit Spott zurückzuweisen. Nicht wahr, ich bin dein Diener, dass ich dir aufwarten und Wind fächeln soll.
*10 Sanct Johann's Segen trinken. – Eiselein, 228; Sandvoss, 59.
In Wüurzburg: Johannis Säga trinke (Sartorius, 168), d. h. noch einmal zum Schluss trinken. In der Kirche versteht man unter Johannis Segen denjenigen Wein, der am Feste Johannis des Evangelisten, am 27. Dec., und bei feierlichen Hochzeiten nach der Trauung von dem Priester nach Vorschrift des Rituals gesegnet und dann von diesem den Gläubigen oder den Brautleuten, Zeugen und Hochzeitgästen in einem Kelche zum Trinken mit den Worten dargereicht wird: Bibite, amorem sancti Joannis in nomine Patris et Filii et Spiritus sancte. Amen. Es geschieht dies zur Erinnerung an den Evangelisten, dem der Heide Aristodemus einen Kelch mit vergiftetem Weine darreichte, um den Gott der Christen zu erproben. Das Gift verwandelte sich aber, nach der kirchlichen Sage, in eine Schlange und schadete dem Heiligen nicht. Darum heisst das letzte Glas, damit es nicht schaden möge, Johannis Segen. Der Johannissegen wird aber auch ausserhalb der Kirche getrunken und ist seinem Ursprung nach älter als die Kirche. „Beim Wirth saufts Brantwein, wie Johannissegen, nicht wahr, ihr Schelmengeschlechter, ehe ihr herkommt.“ (Vgl. Schmeller, II, 268; III, 429.) Waldis (I, 49, 21) : „Denn du mich gedenkst zu verführen, mit meiner Hant dein wangen schmieren vnd schencke mir Sanct Johanssegen, wie die wölff den lemmern pflegen.“ Der brachte mir Sanct Johanns Segen, das ist Sanct Johanns Minne. – Die alten Alemannen tranken, Columban's Nachricht zufolge, aus ihren grossen Bierkesseln Wuotan's Minne (Eiselein, 228; Grimm, Myth., 53), ein mit dem Zutrinken verwandter Gebrauch, der noch jetzt in den Rheinlanden und einigen andern Ländern herrscht. Ist ein lieber Gast oder Freund im Begriffe zu scheiden, so werden alle Gläser
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