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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 165 Was hundert iar vnrecht ist gewesen, das wird nie kein stunde recht. - Agricola I, 63; Hollenberg, II, 6; Petri, II, 385; Luther, 73 u. 345; Kreittmayr, 35; Schottel, 1129a; Pistor., IX, 90; Graf, 95, 192; Ramann, Unterr., III, 33; Körte, 3138 u. 3929; Braun, I, 1629.

Deutscher Rechtsgrundsatz wider die römische Verjährungslehre. Was Unwissenheit, Schwäche oder Thorheit der Vorfahren zugelassen, was von diesen die Gewalt erzwungen oder die List erschlichen hat, kann Verstand und Kraft der Nachkommen immer ohne Ungerechtigkeit wieder abstellen. Gegenüber dem ewigen Recht der Völker und der Vernunft gilt keine Verjährung.

166 Was man im ganzen Jahr nicht denkt, wird oft im Augenblick gelenkt.

Wenn sich etwas von Bedeutung unversehens zutrug, pflegte Kaiser Ferdinand I. den Vers zu sagen: "Accidit in puncto quod non sperator in anno." Bei einer solchen Gelegenheit unterstand sich denn nun eines Tags einer seiner Räthe, der sich manches erlauben durfte, einzufallen: Perditur in puncto quod non reperatur in anno. (Es verliert sich in einem Augenblick, was in einem Jahr nicht kommt zurück.) Da erwiderte der Kaiser schnell: "Ein frommes Gebet und weise treue Räthe können diesem Begegniss sehr oft zuvorkommen."

167 Was man in einem Jahr kaum hofft, das bringt der Augenblick gar oft.

168 Was man in Jahren nicht konnt' erhoffen, hat der Augenblick getroffen.

Span.: Lo que no acerta en un anno, acerta en un rato. (Bohn I, 229.)

169 Was schon vor Jahr und Tag geschehn, das lass nicht wieder auferstehn.

Widerwärtige Dinge, die bereits vergessen sind, soll man nicht wieder auffrischen.

Lat.: Et post malam segetem serendum. (Seybold, 158.)

170 Was vorm Jahre niemand mochte, geht heuer reissend weg.

171 Wat ein Jar en Fickeln is, is det andere Jar en Swein. - Schambach, II, 413.

Was das eine Jahr ein Ferkel ist, ist das andere Jahr ein Schwein. Weniger in dem Sinne: Aus Kindern werden Leute, als um zu sagen: Ein Mensch, der erst einmal angefangen hat, ein ausschweifendes Leben zu führen, namentlich sich dem Trunke zu ergeben, kommt auf diesem Wege schnell weiter.

Holl.: Biggen worden ook zwijnen. (Harrebomee, I, 56b.)

172 Wegen eines einzigen unfruchtbaren Jahres muss man das Säen nicht einstellen.

173 Wei vor fiftig (funfzig) Joahren ritt, mot noa fiftig to faute goan. (Büren.)

174 Wenn auch das Jahr dreihundertfünfundsechzig Tage hat, so hat doch ein Tag nur vierundzwanzig Stunden.

175 Wenn das Jahr dahin, dann lobt man es.

176 Wenn die Jahre gerecht machten, so were der Teuffel der allerheiligst auff Erden. - Petri, II, 644.

177 Wenn in hundert Jahren einmal ein christlicher Mann aufsteht, so will ihn der Papst gleich todt haben.

178 Wenn man die gehörigen Jahre hat, soll man schreiten zur Heirath. (Chin.)

179 Wenn man funfzig Jahre alt ist, muss man die Hosenklappe zumachen und eine Flasche mehr trinken.

Frz.: L'an soixante et douze est grant temps qu'on se house. (Leroux, I, 61.)

180 Wer ein Jahr will lauten schlagen, der mus vier Jahr stellen. - Gruter, III, 105; Lehmann, II, 872, 171.

181 Wer hundert Jahr dent (dient), hett hundert Jahr Brot. (Rendsburg.)

182 Wer hundert Jahr Käm trinkt, wird alt. (Rendsburg.)

183 Wer im 1586. Jahr nicht stirbt, im 1587. nicht verdirbt, im 1588. nicht wird erschlagen, der wird von grossen Wundern wissen zu sagen. - Pistor., V, 34.

184 Wer im xxiij iar nicht stirbt vnd im xxiiij nicht ertrinkt, vnd im xxv nicht wird erschlagen, der mag wol sagen von guten tagen. [Spaltenumbruch] - Agricola I, 240; Egenolff, 128b; Pistor., V, 54; Fabricius, 75.

Eine sprichwörtlich gewordene Prophezeiung aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, die sich auf die Jahre 1523-25 beziehen soll und von welcher schon Agricola behauptet, dass sie durch die in diesen Jahren stattgefundenen Ereignisse, z. B. den Bauernkrieg, vollkommen in Erfüllung gegangen sei, obgleich für 1524 eine Sündflut vorhergesagt war, die aber der Ausleger als völlig eingetroffen durch das im Bauernkrieg vergossene Blut erklärt. Dieser Aberglaube ist in der Folge vielmal und auch ums Jahr 1836 wieder aufgewärmt worden und hat stets Vertheidiger gefunden; denn es gibt zu allen Zeiten Propheten wie einfältige Leute, die an sie glauben.

Holl.: Wie in zijn 23e jaar niet sterft, in zijn 24e niet verdrinkt, en in zijn 25e niet wordt verslagen, die mag wel spreken van goede dagen. (Harrebomee, I, 351b; Bohn I, 343.)

185 Wer in Einem Jahr reich werden will, kommt in sechs Monaten an den Galgen.

Frz.: Qui veut etre riche au bout de l'an, sera pendu a la Saint-Jean. (Cahier, 1541.)

Holl.: Die binnen 't jaar wil alles vangen die megt wel voor den winter hangen. - Die rijk wil worden binnen een jaar, maakt, dat hij hangt binnen zes maanden. (Harrebomee, I, 349a u. 349b.)

It.: Qui queret irrichire ind' unu annu, morit in bator meses.

Span.: Quien en un anno quiere ser rico, al medio le ahorcan. (Cahier, 3685.)

186 Wer in Einem Jahre will reich werden, ist schon halb gefangen. - Winckler, XVIII, 21.

187 Wer in seinem dreissigsten1 Jahr nichts weiss, im vierzigsten nichts ist, im funfzigsten nichts hat, der lernt nichts, wird nichts und kommt zu nichts. - Simrock, 5298; Körte, 3137; Reinsberg I, 129; Braun, I, 1628.

1) Winckler (XIV, 80) beginnt mit dem zwanzigsten Jahre; ebenso Palatina, 1859, 338b.

Mhd.: Sun dreizic jar ein tore gar, der muoz ein narre fürbaz sein. (Winsbeke.) (Zingerle, 77.)

Böhm.: Kdo v tridcatem roce bez rozumu, a v ctyridcatem nebohat, tomu nelze ceho se docekat. (Celakovsky, 203.)

Engl.: He that is not handsome at twenty, not strong at thirty, not rich at forty, not wise at fifty, will never be handsome, strong, rich, or wise. (Gaal, 960.)

Holl.: Wie op zijn 30e jaar niets weet, op zijn 40e niets is en op zijn 50e niets heeft, die leert niets, wordt niets en komt tot niets.

It.: Che di venti non e, di trenta non sa, di quaranta non ha, mai non sara, ne mai sapra, ne mai avra. (Gaal, 960; Bohn I, 79.)

Poln.: Kto w dwudziestu leciech za leb niepojdzie, do smierci niepojdzie. (Celakovsky, 203.)

Span.: Quien a los veinte no entiende, a treinta no sabe y a cuarenta no tiene, ruin vejez le espera. - Quien a treinta no asesa, no comprara dehesa. (Bohn I, 246.)

Ung.: Ki tiz esztendös koraig nem artatlan, huszig nem szep, harminczig nem eros, negyvenig nem okos, ötvenig nem gazdag, hatvanig nem szent, azutan se lesz. (Gaal, 960.)

188 Wer in vier Jahren keinen Zins erhaust, an dem ist ein längeres Warten verloren. - Graf, 480, 679.

"Welicher in vier Jahren nit einen Zinss zuo bezahlen erhuset, das ein mehreres warten an ihmme verlohren." (Schauberg, I, 353.) Das Wort ist gegen die trotz eines rechtskräftigen Erkenntnisses noch seitens des Landesfürsten bewilligte Zahlungsfrist gerichtet und sagt: wer in vier Jahren seine Verbindlichkeiten nicht erfüllt, sie auch im fünften nicht erfüllen werde. (S. Quinquenellen.)

189 Wer in zwanzig Jahren nicht wird schlank, und in dreissig Jahren nicht wird krank, und in fünfunddreissig Jahren nicht wird stark, und in vierzig Jahren nicht wird karg, und in fünfundvierzig Jahren nicht hat Muth, und in fünfundsechzig Jahren nicht hat Gut, und in fünfundsiebzig Jahren nicht wird weis', und in fünfundachtzig Jahren nicht wird greis, und in fünfundneunzig Jahren nicht gefangen, und in hundert Jahren nicht erhangen, und soll das alles überleben, so hat ihm Gott viel Glück gegeben. - Schaltjahr, II, 157.

190 Wer mir vorm Jahr das ganze Haupt anbot, der gibt mir heuer kaum ein Haar davon.

191 Wer mit achtzig Jahren Musik lernt, kann am jüngsten Tage aufspielen.

192 Wer mit sechzig Jahren eine junge Frau heirathet, ladet den Tod zu Gaste. - Sailer, 194.

[Spaltenumbruch] 165 Was hundert iar vnrecht ist gewesen, das wird nie kein stunde recht.Agricola I, 63; Hollenberg, II, 6; Petri, II, 385; Luther, 73 u. 345; Kreittmayr, 35; Schottel, 1129a; Pistor., IX, 90; Graf, 95, 192; Ramann, Unterr., III, 33; Körte, 3138 u. 3929; Braun, I, 1629.

Deutscher Rechtsgrundsatz wider die römische Verjährungslehre. Was Unwissenheit, Schwäche oder Thorheit der Vorfahren zugelassen, was von diesen die Gewalt erzwungen oder die List erschlichen hat, kann Verstand und Kraft der Nachkommen immer ohne Ungerechtigkeit wieder abstellen. Gegenüber dem ewigen Recht der Völker und der Vernunft gilt keine Verjährung.

166 Was man im ganzen Jahr nicht denkt, wird oft im Augenblick gelenkt.

Wenn sich etwas von Bedeutung unversehens zutrug, pflegte Kaiser Ferdinand I. den Vers zu sagen: „Accidit in puncto quod non sperator in anno.“ Bei einer solchen Gelegenheit unterstand sich denn nun eines Tags einer seiner Räthe, der sich manches erlauben durfte, einzufallen: Perditur in puncto quod non reperatur in anno. (Es verliert sich in einem Augenblick, was in einem Jahr nicht kommt zurück.) Da erwiderte der Kaiser schnell: „Ein frommes Gebet und weise treue Räthe können diesem Begegniss sehr oft zuvorkommen.“

167 Was man in einem Jahr kaum hofft, das bringt der Augenblick gar oft.

168 Was man in Jahren nicht konnt' erhoffen, hat der Augenblick getroffen.

Span.: Lo que no acerta en un año, acerta en un rato. (Bohn I, 229.)

169 Was schon vor Jahr und Tag geschehn, das lass nicht wieder auferstehn.

Widerwärtige Dinge, die bereits vergessen sind, soll man nicht wieder auffrischen.

Lat.: Et post malam segetem serendum. (Seybold, 158.)

170 Was vorm Jahre niemand mochte, geht heuer reissend weg.

171 Wat ein Jâr en Fickeln is, is det andere Jâr en Swîn.Schambach, II, 413.

Was das eine Jahr ein Ferkel ist, ist das andere Jahr ein Schwein. Weniger in dem Sinne: Aus Kindern werden Leute, als um zu sagen: Ein Mensch, der erst einmal angefangen hat, ein ausschweifendes Leben zu führen, namentlich sich dem Trunke zu ergeben, kommt auf diesem Wege schnell weiter.

Holl.: Biggen worden ook zwijnen. (Harrebomée, I, 56b.)

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178 Wenn man die gehörigen Jahre hat, soll man schreiten zur Heirath. (Chin.)

179 Wenn man funfzig Jahre alt ist, muss man die Hosenklappe zumachen und eine Flasche mehr trinken.

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180 Wer ein Jahr will lauten schlagen, der mus vier Jahr stellen.Gruter, III, 105; Lehmann, II, 872, 171.

181 Wer hundert Jahr dênt (dient), hett hundert Jahr Brot. (Rendsburg.)

182 Wer hundert Jahr Käm trinkt, wird alt. (Rendsburg.)

183 Wer im 1586. Jahr nicht stirbt, im 1587. nicht verdirbt, im 1588. nicht wird erschlagen, der wird von grossen Wundern wissen zu sagen.Pistor., V, 34.

184 Wer im xxiij iar nicht stirbt vnd im xxiiij nicht ertrinkt, vnd im xxv nicht wird erschlagen, der mag wol sagen von guten tagen. [Spaltenumbruch]Agricola I, 240; Egenolff, 128b; Pistor., V, 54; Fabricius, 75.

Eine sprichwörtlich gewordene Prophezeiung aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, die sich auf die Jahre 1523-25 beziehen soll und von welcher schon Agricola behauptet, dass sie durch die in diesen Jahren stattgefundenen Ereignisse, z. B. den Bauernkrieg, vollkommen in Erfüllung gegangen sei, obgleich für 1524 eine Sündflut vorhergesagt war, die aber der Ausleger als völlig eingetroffen durch das im Bauernkrieg vergossene Blut erklärt. Dieser Aberglaube ist in der Folge vielmal und auch ums Jahr 1836 wieder aufgewärmt worden und hat stets Vertheidiger gefunden; denn es gibt zu allen Zeiten Propheten wie einfältige Leute, die an sie glauben.

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188 Wer in vier Jahren keinen Zins erhaust, an dem ist ein längeres Warten verloren.Graf, 480, 679.

„Welicher in vier Jahren nit einen Zinss zuo bezahlen erhuset, das ein mehreres warten an ihmme verlohren.“ (Schauberg, I, 353.) Das Wort ist gegen die trotz eines rechtskräftigen Erkenntnisses noch seitens des Landesfürsten bewilligte Zahlungsfrist gerichtet und sagt: wer in vier Jahren seine Verbindlichkeiten nicht erfüllt, sie auch im fünften nicht erfüllen werde. (S. Quinquenellen.)

189 Wer in zwanzig Jahren nicht wird schlank, und in dreissig Jahren nicht wird krank, und in fünfunddreissig Jahren nicht wird stark, und in vierzig Jahren nicht wird karg, und in fünfundvierzig Jahren nicht hat Muth, und in fünfundsechzig Jahren nicht hat Gut, und in fünfundsiebzig Jahren nicht wird weis', und in fünfundachtzig Jahren nicht wird greis, und in fünfundneunzig Jahren nicht gefangen, und in hundert Jahren nicht erhangen, und soll das alles überleben, so hat ihm Gott viel Glück gegeben.Schaltjahr, II, 157.

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[[497]/0503] 165 Was hundert iar vnrecht ist gewesen, das wird nie kein stunde recht. – Agricola I, 63; Hollenberg, II, 6; Petri, II, 385; Luther, 73 u. 345; Kreittmayr, 35; Schottel, 1129a; Pistor., IX, 90; Graf, 95, 192; Ramann, Unterr., III, 33; Körte, 3138 u. 3929; Braun, I, 1629. Deutscher Rechtsgrundsatz wider die römische Verjährungslehre. Was Unwissenheit, Schwäche oder Thorheit der Vorfahren zugelassen, was von diesen die Gewalt erzwungen oder die List erschlichen hat, kann Verstand und Kraft der Nachkommen immer ohne Ungerechtigkeit wieder abstellen. Gegenüber dem ewigen Recht der Völker und der Vernunft gilt keine Verjährung. 166 Was man im ganzen Jahr nicht denkt, wird oft im Augenblick gelenkt. Wenn sich etwas von Bedeutung unversehens zutrug, pflegte Kaiser Ferdinand I. den Vers zu sagen: „Accidit in puncto quod non sperator in anno.“ Bei einer solchen Gelegenheit unterstand sich denn nun eines Tags einer seiner Räthe, der sich manches erlauben durfte, einzufallen: Perditur in puncto quod non reperatur in anno. (Es verliert sich in einem Augenblick, was in einem Jahr nicht kommt zurück.) Da erwiderte der Kaiser schnell: „Ein frommes Gebet und weise treue Räthe können diesem Begegniss sehr oft zuvorkommen.“ 167 Was man in einem Jahr kaum hofft, das bringt der Augenblick gar oft. 168 Was man in Jahren nicht konnt' erhoffen, hat der Augenblick getroffen. Span.: Lo que no acerta en un año, acerta en un rato. (Bohn I, 229.) 169 Was schon vor Jahr und Tag geschehn, das lass nicht wieder auferstehn. Widerwärtige Dinge, die bereits vergessen sind, soll man nicht wieder auffrischen. Lat.: Et post malam segetem serendum. (Seybold, 158.) 170 Was vorm Jahre niemand mochte, geht heuer reissend weg. 171 Wat ein Jâr en Fickeln is, is det andere Jâr en Swîn. – Schambach, II, 413. Was das eine Jahr ein Ferkel ist, ist das andere Jahr ein Schwein. Weniger in dem Sinne: Aus Kindern werden Leute, als um zu sagen: Ein Mensch, der erst einmal angefangen hat, ein ausschweifendes Leben zu führen, namentlich sich dem Trunke zu ergeben, kommt auf diesem Wege schnell weiter. Holl.: Biggen worden ook zwijnen. (Harrebomée, I, 56b.) 172 Wegen eines einzigen unfruchtbaren Jahres muss man das Säen nicht einstellen. 173 Wei vor fiftig (funfzig) Joahren ritt, mot noa fiftig to faute goan. (Büren.) 174 Wenn auch das Jahr dreihundertfünfundsechzig Tage hat, so hat doch ein Tag nur vierundzwanzig Stunden. 175 Wenn das Jahr dahin, dann lobt man es. 176 Wenn die Jahre gerecht machten, so were der Teuffel der allerheiligst auff Erden. – Petri, II, 644. 177 Wenn in hundert Jahren einmal ein christlicher Mann aufsteht, so will ihn der Papst gleich todt haben. 178 Wenn man die gehörigen Jahre hat, soll man schreiten zur Heirath. (Chin.) 179 Wenn man funfzig Jahre alt ist, muss man die Hosenklappe zumachen und eine Flasche mehr trinken. Frz.: L'an soixante et douze est grant temps qu'on se house. (Leroux, I, 61.) 180 Wer ein Jahr will lauten schlagen, der mus vier Jahr stellen. – Gruter, III, 105; Lehmann, II, 872, 171. 181 Wer hundert Jahr dênt (dient), hett hundert Jahr Brot. (Rendsburg.) 182 Wer hundert Jahr Käm trinkt, wird alt. (Rendsburg.) 183 Wer im 1586. Jahr nicht stirbt, im 1587. nicht verdirbt, im 1588. nicht wird erschlagen, der wird von grossen Wundern wissen zu sagen. – Pistor., V, 34. 184 Wer im xxiij iar nicht stirbt vnd im xxiiij nicht ertrinkt, vnd im xxv nicht wird erschlagen, der mag wol sagen von guten tagen. – Agricola I, 240; Egenolff, 128b; Pistor., V, 54; Fabricius, 75. Eine sprichwörtlich gewordene Prophezeiung aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, die sich auf die Jahre 1523-25 beziehen soll und von welcher schon Agricola behauptet, dass sie durch die in diesen Jahren stattgefundenen Ereignisse, z. B. den Bauernkrieg, vollkommen in Erfüllung gegangen sei, obgleich für 1524 eine Sündflut vorhergesagt war, die aber der Ausleger als völlig eingetroffen durch das im Bauernkrieg vergossene Blut erklärt. Dieser Aberglaube ist in der Folge vielmal und auch ums Jahr 1836 wieder aufgewärmt worden und hat stets Vertheidiger gefunden; denn es gibt zu allen Zeiten Propheten wie einfältige Leute, die an sie glauben. Holl.: Wie in zijn 23e jaar niet sterft, in zijn 24e niet verdrinkt, en in zijn 25e niet wordt verslagen, die mag wel spreken van goede dagen. (Harrebomée, I, 351b; Bohn I, 343.) 185 Wer in Einem Jahr reich werden will, kommt in sechs Monaten an den Galgen. Frz.: Qui veut être riche au bout de l'an, sera pendu à la Saint-Jean. (Cahier, 1541.) Holl.: Die binnen 't jaar wil alles vangen die megt wel vóór den winter hangen. – Die rijk wil worden binnen een jaar, maakt, dat hij hangt binnen zes maanden. (Harrebomée, I, 349a u. 349b.) It.: Qui queret irrichire ind' unu annu, morit in bator meses. Span.: Quien en un año quiere ser rico, al medio le ahorcan. (Cahier, 3685.) 186 Wer in Einem Jahre will reich werden, ist schon halb gefangen. – Winckler, XVIII, 21. 187 Wer in seinem dreissigsten1 Jahr nichts weiss, im vierzigsten nichts ist, im funfzigsten nichts hat, der lernt nichts, wird nichts und kommt zu nichts. – Simrock, 5298; Körte, 3137; Reinsberg I, 129; Braun, I, 1628. 1) Winckler (XIV, 80) beginnt mit dem zwanzigsten Jahre; ebenso Palatina, 1859, 338b. Mhd.: Sun drîzic jâr ein tore gar, der muoz ein narre fürbaz sîn. (Winsbeke.) (Zingerle, 77.) Böhm.: Kdo v třidcátém roce bez rozumu, a v čtyřidcátem nebohat, tomu nelze čeho se dočekat. (Čelakovský, 203.) Engl.: He that is not handsome at twenty, not strong at thirty, not rich at forty, not wise at fifty, will never be handsome, strong, rich, or wise. (Gaal, 960.) Holl.: Wie op zijn 30e jaar niets weet, op zijn 40e niets is en op zijn 50e niets heeft, die leert niets, wordt niets en komt tot niets. It.: Che di venti non è, di trenta non sà, di quaranta non ha, mai non sarà, nè mai saprà, nè mai avrà. (Gaal, 960; Bohn I, 79.) Poln.: Kto w dwudziestu leciech za łeb niepójdzie, do šmierci niepójdzie. (Čelakovský, 203.) Span.: Quien á los veinte no entiende, á treinta no sabe y á cuarenta no tiene, ruin vejez le espera. – Quien á treinta no asesa, no comprarà dehesa. (Bohn I, 246.) Ung.: Ki tiz esztendös koráig nem ártatlan, húszig nem szép, harminczig nem erős, negyvenig nem okos, ötvenig nem gazdag, hatvanig nem szent, azután se lesz. (Gaal, 960.) 188 Wer in vier Jahren keinen Zins erhaust, an dem ist ein längeres Warten verloren. – Graf, 480, 679. „Welicher in vier Jahren nit einen Zinss zuo bezahlen erhuset, das ein mehreres warten an ihmme verlohren.“ (Schauberg, I, 353.) Das Wort ist gegen die trotz eines rechtskräftigen Erkenntnisses noch seitens des Landesfürsten bewilligte Zahlungsfrist gerichtet und sagt: wer in vier Jahren seine Verbindlichkeiten nicht erfüllt, sie auch im fünften nicht erfüllen werde. (S. Quinquenellen.) 189 Wer in zwanzig Jahren nicht wird schlank, und in dreissig Jahren nicht wird krank, und in fünfunddreissig Jahren nicht wird stark, und in vierzig Jahren nicht wird karg, und in fünfundvierzig Jahren nicht hat Muth, und in fünfundsechzig Jahren nicht hat Gut, und in fünfundsiebzig Jahren nicht wird weis', und in fünfundachtzig Jahren nicht wird greis, und in fünfundneunzig Jahren nicht gefangen, und in hundert Jahren nicht erhangen, und soll das alles überleben, so hat ihm Gott viel Glück gegeben. – Schaltjahr, II, 157. 190 Wer mir vorm Jahr das ganze Haupt anbot, der gibt mir heuer kaum ein Haar davon. 191 Wer mit achtzig Jahren Musik lernt, kann am jüngsten Tage aufspielen. 192 Wer mit sechzig Jahren eine junge Frau heirathet, ladet den Tod zu Gaste. – Sailer, 194.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [497]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/503>, abgerufen am 23.07.2024.