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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Man wird dann vielleicht nicht begreifen können, wie mit den bisherigen Hülfsmitteln noch ein Werk wie das Deutsche Sprichwörter-Lexikon, und noch dazu in einer kleinen Stadt oder gar auf dem Lande zu schaffen war. Doch liegt es mir fern, in die Schilderung der Schwierigkeiten, die mir oft bei einem einzelnen Artikel, ja bei einem einzelnen Sprichwort begegneten, einzugehen.

Seit dem Beginn des Drucks haben aber fortgesetzt Anregungen stattgefunden, wenn auch nicht mit gleichmässigem Erfolge; indess hat wol jede Einladung zur Mitwirkung jeder ausgegebenen Lieferung an irgendeinem Punkte zu irgendeiner Theilnahme veranlasst. In einzelnen Gauen unsers Vaterlandes haben die Ansprachen, aus dem Volksmunde zu sammeln, ausserordentlich günstig gewirkt.1 In andern blieben sie fast ganz wirkungslos. Dazu gehört leider Schlesien, das Land, in dem ich wohne und arbeite, selbst. Von den so und so viel tausend Lehrern haben sich, wie aus dem Verzeichniss der Mitarbeiter zu ersehen ist, etwa fünf oder sechs zu irgendeiner Theilnahme bewegen lassen, und doch erfordert das Sammeln keine grössern Opfer als den Gebrauch von Auge und Ohr, Bleistift und ein Blatt Papier.

Jeder Aufforderung zum Sammeln wird in der Regel die Antwort: Es gibt hier keine nicht bereits allbekannte Sprichwörter, oder eine ähnliche. Es dürfte aber keinen deutschen Gau geben, der eine so unvollkommene Sammlung seiner Sprichwörter aufzuweisen hat wie Schlesien; keinen, der ein so dürftiges Idiotikon besitzt wie Schlesien. Und dennoch hat fast jeder Ort einen Reichthum von Spracheigenheiten, von Sprichwörtern und Redensarten, von volksthümlichen Sitten, Gebräuchen, Aberglauben u. s. w. Aber alle Versuche, sie zu sammeln, bleiben, wie vor mir Prof. Weinhold u. a. erfahren haben, erfolglos.

Man möge diese Bemerkung besonders deshalb entschuldigen, weil die schlesischen Sprichwörter bei weitem nicht in der Vollständigkeit im Deutschen Sprichwörter-Lexikon erscheinen, als sie nach dem Reichthum, in welchem sie im Volksmunde vorhanden sind, vertreten sein könnten, und als man wol beanspruchen und erwarten dürfte, da der Herausgeber gerade in Schlesien lebt. Wenn es sich bestätigte, was vor einiger Zeit ein Reisender dem Verfasser als Merkwürdigkeit erzählte, dass er in der Bibliothek der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau vergeblich nach einem Exemplar des Deutschen Sprichwörter-Lexikon gefragt habe, so würde darin nur die Theilnahme für alles Schlesische ihren consequenten Ausdruck finden.

Wenn man dem Deutschen Sprichwörter-Lexikon das Zeugniss geben sollte, dass es in der einen oder andern Hinsicht an Werth gewonnen habe; so fühle ich mich vor allem denen zu besonderm Dank verpflichtet, die mich dabei in dieser oder jener Weise bei meiner Arbeit unterstützt haben. Es ist keine Lieferung ausgegeben worden, in der ich von dieser Unterstützung nicht Zeugniss geben konnte. Die grösste Anzahl derer, die Beiträge zum ersten Bande gegeben haben, sind dem Unternehmen ausdauernd treu geblieben, und an Stelle derer, die wir durch den Tod verloren haben oder die in ihrem Kreise Neues nicht fanden, haben sich andere Freunde gefunden, denen allen ich hier auf das verbindlichste danke und sie um weitere Unterstützung ersuche.

Was die Zahl der in diesem zweiten Bande enthaltenen Sprichwörter betrifft, so ist sie der des ersten Bandes im allgemeinen gleich. Der erste Band enthält (vgl. Vorrede, S. XI) in runder Zahl 45000 deutsche und 15000 sinnverwandte fremde Sprichwörter, und dies Zahlenverhältniss ist auch im zweiten Bande geblieben. Jede Lieferung bietet also durchschnittlich 3000 deutsche und 1000 fremde, zusammen 4000 Sprichwörter, und es ist mithin, was schon früher einmal angedeutet worden ist, das Deutsche Sprichwörter-Lexikon nicht blos die vollständigste, es ist auch beziehungsweise die wohlfeilste aller Sprichwörtersammlungen. Vor nicht langer Zeit hob ein Recensent im Magazin für die Literatur des Auslandes die 1867 in Stockholm erschienene vergleichende Sprichwörtersammlung von K. Marin rühmend hervor. Sie kostet 11/5 Thaler und enthält 532 Sprichwörter in fünf oder sechs Sprachen, während eine Lieferung des Deutschen Sprichwörter-Lexikon mehr als sechsmal so viel bietet, und zwar wohlgeordnet, mit Erklärung und einer die ganze Literatur umfassenden Citatenangabe versehen, viele nicht nur in mehrern Mundarten, sondern in sechs bis zehn Sprachen, sodass aus jeder unserer Lieferungen

1 Ich will hier nur an das erinnern, was Herr Lehrer Frischbier in Königsberg infolge der Anregung geleistet hat. Veranlasst durch meine Bitte um Beiträge wandte er sich an die Lehrer der Provinz Preussen, und stellte mir das eingegangene Material zur Verfügung. Später liess er es, nachdem es durch weitere Beiträge vervollständigt worden war, als eigene Sammlung unter dem Titel Preussische Sprichwörter und volksthümliche Redensarten (Königsberg 1864) erscheinen (vgl. das Vorwort dazu, S. 4). Das kleine Buch, welches 1142 Nummern enthält, ging in die Provinz und rief überall Ergänzungen hervor, sodass bald eine neue Auflage der Preussischen Sprichwörter und volksthümlichen Redensarten (Berlin 1865) erscheinen konnte, deren Nummer mit 4386 schliesst. Herr Frischbier hat aber damit seine Thätigkeit auf diesem Gebiet nicht für beendet angesehen; er hat, unterstützt von seinen wackern Amtsgenossen in der ganzen Provinz, gesammelt und herausgegeben Preussische Volksreime und Volksspiele (Berlin 1867); ein stattlicher Octavband von 296 Seiten. Diese Arbeit gab wieder zu neuen Sammlungen Veranlassung, die eben jetzt unter dem Titel Hexenspruch und Zauberbann. Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens in der Provinz Preussen (Berlin 1870, 167 Seiten) erschienen sind. Abgesehen davon, dass Herr Frischbier eine grosse Anzahl bisher noch nirgends gedruckter Sprichwörter seit dem Erscheinen der zweiten Auflage seiner Preussischen Sprichwörter gesammelt und mir für das Deutsche Sprichwörter-Lexikon zur Verfügung gestellt hat, arbeitet er weiter und zwar an einem vollständigen Idiotikon für die Provinz Preussen.
Der Gedanke liegt nahe, was unser Sprichwörterschatz, was unsere mundartliche und volksthümliche Literatur gewinnen würde, wenn statt der wenigen Lehrer in unserm Quellenverzeichniss jeder Lehrer in seinem Orte so sammelte, wie die Lehrer der Provinz Preussen gethan haben und thun, und wenn sich in jedem deutschen Lande Ein Mann wie Herr Frischbier fände, der das gesammelte Material ordnete und herausgäbe.

Man wird dann vielleicht nicht begreifen können, wie mit den bisherigen Hülfsmitteln noch ein Werk wie das Deutsche Sprichwörter-Lexikon, und noch dazu in einer kleinen Stadt oder gar auf dem Lande zu schaffen war. Doch liegt es mir fern, in die Schilderung der Schwierigkeiten, die mir oft bei einem einzelnen Artikel, ja bei einem einzelnen Sprichwort begegneten, einzugehen.

Seit dem Beginn des Drucks haben aber fortgesetzt Anregungen stattgefunden, wenn auch nicht mit gleichmässigem Erfolge; indess hat wol jede Einladung zur Mitwirkung jeder ausgegebenen Lieferung an irgendeinem Punkte zu irgendeiner Theilnahme veranlasst. In einzelnen Gauen unsers Vaterlandes haben die Ansprachen, aus dem Volksmunde zu sammeln, ausserordentlich günstig gewirkt.1 In andern blieben sie fast ganz wirkungslos. Dazu gehört leider Schlesien, das Land, in dem ich wohne und arbeite, selbst. Von den so und so viel tausend Lehrern haben sich, wie aus dem Verzeichniss der Mitarbeiter zu ersehen ist, etwa fünf oder sechs zu irgendeiner Theilnahme bewegen lassen, und doch erfordert das Sammeln keine grössern Opfer als den Gebrauch von Auge und Ohr, Bleistift und ein Blatt Papier.

Jeder Aufforderung zum Sammeln wird in der Regel die Antwort: Es gibt hier keine nicht bereits allbekannte Sprichwörter, oder eine ähnliche. Es dürfte aber keinen deutschen Gau geben, der eine so unvollkommene Sammlung seiner Sprichwörter aufzuweisen hat wie Schlesien; keinen, der ein so dürftiges Idiotikon besitzt wie Schlesien. Und dennoch hat fast jeder Ort einen Reichthum von Spracheigenheiten, von Sprichwörtern und Redensarten, von volksthümlichen Sitten, Gebräuchen, Aberglauben u. s. w. Aber alle Versuche, sie zu sammeln, bleiben, wie vor mir Prof. Weinhold u. a. erfahren haben, erfolglos.

Man möge diese Bemerkung besonders deshalb entschuldigen, weil die schlesischen Sprichwörter bei weitem nicht in der Vollständigkeit im Deutschen Sprichwörter-Lexikon erscheinen, als sie nach dem Reichthum, in welchem sie im Volksmunde vorhanden sind, vertreten sein könnten, und als man wol beanspruchen und erwarten dürfte, da der Herausgeber gerade in Schlesien lebt. Wenn es sich bestätigte, was vor einiger Zeit ein Reisender dem Verfasser als Merkwürdigkeit erzählte, dass er in der Bibliothek der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau vergeblich nach einem Exemplar des Deutschen Sprichwörter-Lexikon gefragt habe, so würde darin nur die Theilnahme für alles Schlesische ihren consequenten Ausdruck finden.

Wenn man dem Deutschen Sprichwörter-Lexikon das Zeugniss geben sollte, dass es in der einen oder andern Hinsicht an Werth gewonnen habe; so fühle ich mich vor allem denen zu besonderm Dank verpflichtet, die mich dabei in dieser oder jener Weise bei meiner Arbeit unterstützt haben. Es ist keine Lieferung ausgegeben worden, in der ich von dieser Unterstützung nicht Zeugniss geben konnte. Die grösste Anzahl derer, die Beiträge zum ersten Bande gegeben haben, sind dem Unternehmen ausdauernd treu geblieben, und an Stelle derer, die wir durch den Tod verloren haben oder die in ihrem Kreise Neues nicht fanden, haben sich andere Freunde gefunden, denen allen ich hier auf das verbindlichste danke und sie um weitere Unterstützung ersuche.

Was die Zahl der in diesem zweiten Bande enthaltenen Sprichwörter betrifft, so ist sie der des ersten Bandes im allgemeinen gleich. Der erste Band enthält (vgl. Vorrede, S. XI) in runder Zahl 45000 deutsche und 15000 sinnverwandte fremde Sprichwörter, und dies Zahlenverhältniss ist auch im zweiten Bande geblieben. Jede Lieferung bietet also durchschnittlich 3000 deutsche und 1000 fremde, zusammen 4000 Sprichwörter, und es ist mithin, was schon früher einmal angedeutet worden ist, das Deutsche Sprichwörter-Lexikon nicht blos die vollständigste, es ist auch beziehungsweise die wohlfeilste aller Sprichwörtersammlungen. Vor nicht langer Zeit hob ein Recensent im Magazin für die Literatur des Auslandes die 1867 in Stockholm erschienene vergleichende Sprichwörtersammlung von K. Marin rühmend hervor. Sie kostet 11/5 Thaler und enthält 532 Sprichwörter in fünf oder sechs Sprachen, während eine Lieferung des Deutschen Sprichwörter-Lexikon mehr als sechsmal so viel bietet, und zwar wohlgeordnet, mit Erklärung und einer die ganze Literatur umfassenden Citatenangabe versehen, viele nicht nur in mehrern Mundarten, sondern in sechs bis zehn Sprachen, sodass aus jeder unserer Lieferungen

1 Ich will hier nur an das erinnern, was Herr Lehrer Frischbier in Königsberg infolge der Anregung geleistet hat. Veranlasst durch meine Bitte um Beiträge wandte er sich an die Lehrer der Provinz Preussen, und stellte mir das eingegangene Material zur Verfügung. Später liess er es, nachdem es durch weitere Beiträge vervollständigt worden war, als eigene Sammlung unter dem Titel Preussische Sprichwörter und volksthümliche Redensarten (Königsberg 1864) erscheinen (vgl. das Vorwort dazu, S. 4). Das kleine Buch, welches 1142 Nummern enthält, ging in die Provinz und rief überall Ergänzungen hervor, sodass bald eine neue Auflage der Preussischen Sprichwörter und volksthümlichen Redensarten (Berlin 1865) erscheinen konnte, deren Nummer mit 4386 schliesst. Herr Frischbier hat aber damit seine Thätigkeit auf diesem Gebiet nicht für beendet angesehen; er hat, unterstützt von seinen wackern Amtsgenossen in der ganzen Provinz, gesammelt und herausgegeben Preussische Volksreime und Volksspiele (Berlin 1867); ein stattlicher Octavband von 296 Seiten. Diese Arbeit gab wieder zu neuen Sammlungen Veranlassung, die eben jetzt unter dem Titel Hexenspruch und Zauberbann. Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens in der Provinz Preussen (Berlin 1870, 167 Seiten) erschienen sind. Abgesehen davon, dass Herr Frischbier eine grosse Anzahl bisher noch nirgends gedruckter Sprichwörter seit dem Erscheinen der zweiten Auflage seiner Preussischen Sprichwörter gesammelt und mir für das Deutsche Sprichwörter-Lexikon zur Verfügung gestellt hat, arbeitet er weiter und zwar an einem vollständigen Idiotikon für die Provinz Preussen.
Der Gedanke liegt nahe, was unser Sprichwörterschatz, was unsere mundartliche und volksthümliche Literatur gewinnen würde, wenn statt der wenigen Lehrer in unserm Quellenverzeichniss jeder Lehrer in seinem Orte so sammelte, wie die Lehrer der Provinz Preussen gethan haben und thun, und wenn sich in jedem deutschen Lande Ein Mann wie Herr Frischbier fände, der das gesammelte Material ordnete und herausgäbe.
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Von den so und so viel tausend Lehrern haben sich, wie aus dem Verzeichniss der Mitarbeiter zu ersehen ist, etwa fünf oder sechs zu irgendeiner Theilnahme bewegen lassen, und doch erfordert das Sammeln keine grössern Opfer als den Gebrauch von Auge und Ohr, Bleistift und ein Blatt Papier. Jeder Aufforderung zum Sammeln wird in der Regel die Antwort: Es gibt hier keine nicht bereits allbekannte Sprichwörter, oder eine ähnliche. Es dürfte aber keinen deutschen Gau geben, der eine so unvollkommene Sammlung seiner Sprichwörter aufzuweisen hat wie Schlesien; keinen, der ein so dürftiges Idiotikon besitzt wie Schlesien. Und dennoch hat fast jeder Ort einen Reichthum von Spracheigenheiten, von Sprichwörtern und Redensarten, von volksthümlichen Sitten, Gebräuchen, Aberglauben u. s. w. Aber alle Versuche, sie zu sammeln, bleiben, wie vor mir Prof. Weinhold u. a. erfahren haben, erfolglos. Man möge diese Bemerkung besonders deshalb entschuldigen, weil die schlesischen Sprichwörter bei weitem nicht in der Vollständigkeit im Deutschen Sprichwörter-Lexikon erscheinen, als sie nach dem Reichthum, in welchem sie im Volksmunde vorhanden sind, vertreten sein könnten, und als man wol beanspruchen und erwarten dürfte, da der Herausgeber gerade in Schlesien lebt. Wenn es sich bestätigte, was vor einiger Zeit ein Reisender dem Verfasser als Merkwürdigkeit erzählte, dass er in der Bibliothek der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau vergeblich nach einem Exemplar des Deutschen Sprichwörter-Lexikon gefragt habe, so würde darin nur die Theilnahme für alles Schlesische ihren consequenten Ausdruck finden. Wenn man dem Deutschen Sprichwörter-Lexikon das Zeugniss geben sollte, dass es in der einen oder andern Hinsicht an Werth gewonnen habe; so fühle ich mich vor allem denen zu besonderm Dank verpflichtet, die mich dabei in dieser oder jener Weise bei meiner Arbeit unterstützt haben. Es ist keine Lieferung ausgegeben worden, in der ich von dieser Unterstützung nicht Zeugniss geben konnte. Die grösste Anzahl derer, die Beiträge zum ersten Bande gegeben haben, sind dem Unternehmen ausdauernd treu geblieben, und an Stelle derer, die wir durch den Tod verloren haben oder die in ihrem Kreise Neues nicht fanden, haben sich andere Freunde gefunden, denen allen ich hier auf das verbindlichste danke und sie um weitere Unterstützung ersuche. Was die Zahl der in diesem zweiten Bande enthaltenen Sprichwörter betrifft, so ist sie der des ersten Bandes im allgemeinen gleich. Der erste Band enthält (vgl. Vorrede, S. XI) in runder Zahl 45000 deutsche und 15000 sinnverwandte fremde Sprichwörter, und dies Zahlenverhältniss ist auch im zweiten Bande geblieben. Jede Lieferung bietet also durchschnittlich 3000 deutsche und 1000 fremde, zusammen 4000 Sprichwörter, und es ist mithin, was schon früher einmal angedeutet worden ist, das Deutsche Sprichwörter-Lexikon nicht blos die vollständigste, es ist auch beziehungsweise die wohlfeilste aller Sprichwörtersammlungen. Vor nicht langer Zeit hob ein Recensent im Magazin für die Literatur des Auslandes die 1867 in Stockholm erschienene vergleichende Sprichwörtersammlung von K. Marin rühmend hervor. Sie kostet 11/5 Thaler und enthält 532 Sprichwörter in fünf oder sechs Sprachen, während eine Lieferung des Deutschen Sprichwörter-Lexikon mehr als sechsmal so viel bietet, und zwar wohlgeordnet, mit Erklärung und einer die ganze Literatur umfassenden Citatenangabe versehen, viele nicht nur in mehrern Mundarten, sondern in sechs bis zehn Sprachen, sodass aus jeder unserer Lieferungen 1 Ich will hier nur an das erinnern, was Herr Lehrer Frischbier in Königsberg infolge der Anregung geleistet hat. Veranlasst durch meine Bitte um Beiträge wandte er sich an die Lehrer der Provinz Preussen, und stellte mir das eingegangene Material zur Verfügung. Später liess er es, nachdem es durch weitere Beiträge vervollständigt worden war, als eigene Sammlung unter dem Titel Preussische Sprichwörter und volksthümliche Redensarten (Königsberg 1864) erscheinen (vgl. das Vorwort dazu, S. 4). Das kleine Buch, welches 1142 Nummern enthält, ging in die Provinz und rief überall Ergänzungen hervor, sodass bald eine neue Auflage der Preussischen Sprichwörter und volksthümlichen Redensarten (Berlin 1865) erscheinen konnte, deren Nummer mit 4386 schliesst. Herr Frischbier hat aber damit seine Thätigkeit auf diesem Gebiet nicht für beendet angesehen; er hat, unterstützt von seinen wackern Amtsgenossen in der ganzen Provinz, gesammelt und herausgegeben Preussische Volksreime und Volksspiele (Berlin 1867); ein stattlicher Octavband von 296 Seiten. Diese Arbeit gab wieder zu neuen Sammlungen Veranlassung, die eben jetzt unter dem Titel Hexenspruch und Zauberbann. Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens in der Provinz Preussen (Berlin 1870, 167 Seiten) erschienen sind. Abgesehen davon, dass Herr Frischbier eine grosse Anzahl bisher noch nirgends gedruckter Sprichwörter seit dem Erscheinen der zweiten Auflage seiner Preussischen Sprichwörter gesammelt und mir für das Deutsche Sprichwörter-Lexikon zur Verfügung gestellt hat, arbeitet er weiter und zwar an einem vollständigen Idiotikon für die Provinz Preussen. Der Gedanke liegt nahe, was unser Sprichwörterschatz, was unsere mundartliche und volksthümliche Literatur gewinnen würde, wenn statt der wenigen Lehrer in unserm Quellenverzeichniss jeder Lehrer in seinem Orte so sammelte, wie die Lehrer der Provinz Preussen gethan haben und thun, und wenn sich in jedem deutschen Lande Ein Mann wie Herr Frischbier fände, der das gesammelte Material ordnete und herausgäbe.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/5>, abgerufen am 24.11.2024.