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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 47 Der Hunger rafft weniger dahin als der Frass.

Span.: De hambre a nadie vi morir; de mucho comer, cien mil. (Cahier, 3312.)

48 Der Hunger räth nichts Gutes. - Seybold, 310.

49 Der Hunger regiert das Volk.

Engl.: Fame is in the keeping of the mob. (Bohn II, 353.)

50 Der Hunger sieht dem Esser mit Neid ins Maul. - Eiselein, 334.

Lat.: Edentulus vescentium dentibus invidet. (Eiselein, 334.)

51 Der Hunger sieht dem Fleissigen wol einmal zur Thür hinein, aber ins Haus darf er nicht kommen.

Frz.: La faim regarde a la porte de l'homme laborieux, mais elle n'ose pas entrer. (Bohn I, 28.)

Holl.: De honger kijkt bij den vlijtige wel eens de deur in, maar hij durft niet binnen komen. (Harrebomee, I, 323.)

52 Der Hunger sieht nicht auf die Schüssel, sondern hinein. (Wend. Lausitz.)

53 Der hunger treibt (jagt) den wolff auss dem busche (der Höhle, dem Holz, dem Walde). - Tappius, 93a; Henisch, 569, 21; Hollenberg, II, 56; Latendorf II, 8; Gerber, I, 766; Eiselein, 334; Simrock, 5096; Schlechta, 366; Braun, I, 1569; Reinsberg III, 87.

In Bedburg: Der Honger driev den Wolf us em Bösch.

Böhm.: Hlad je nestyda. - Hlad oci zaprodal. - Hlad vlka zene z lesa. - Hlad zene do sveta. (Celakovsky, 190 u. 191.)

Frz.: La faim chasse le loup du bois. (Celakovsky, 190; Kritzinger, 300a; Starschedel, 174 u. 411; Lendroy, 171; Bohn I, 28; Cahier, 646.)

It.: La fame caccia il lupo fuor del bosco. (Bohn I, 106; Gaal, 939.)

Krot.: Glad oci nema. - Pri gladu sram za tram. (Celakovsky, 191.)

Lat.: Esuriem patiens sylva lupus exit opaca. (Binder I, 441; II, 998; Buchler, 119; Gaal, 939; Seybold, 155; Eiselein, 334.)

Ung.: Ehseg a farkast is kihajtja a bokorbul. (Gaal, 939.)

54 Der hunger treibt den wolff ins dorff. - Franck, II, 75a; Körte, 5053; Reinsberg III, 86.

Frz.: La faim fait sortir le loup du bois. (Leroux, I, 117.)

Holl.: Hongher drijft den welf uten bos. (Tunn., 14, 18; Bohn I, 392; Harrebomee, I, 323.)

It.: La fama caccia il lupo dalla tana. (Fazzaglia, 119, 6.) - La fame caccia il lupo del bosco. (Bohn I, 106.)

Lat.: Fames pellit lupum e silvis. (Eiselein, 334.) - Quod lupus est fugiens nemus, hoc facit esuriens deus. (Fallersleben, 391.)

55 Der Hunger treibt den Wolff vber Schnee vnd Eyss. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 438; Simrock, 5097.

"Wenn sie der Hunger thut besthen, müssens wol vnser liedlein singen." (H. Sachs, I, XII, 1.) Die Polen: Hunger treibt nach Haus. Die Russen: Hunger treibt in die Welt. (Reinsberg III, 86.)

56 Der Hunger versüsst jedes Gericht, nur sich selber nicht.

Dän.: Hunger giör alting söd uden sig selv. (Prov. dan., 314.)

Lat.: Jucunda praeter se omnia efficit fames. (Philippi, I, 215.)

57 Der Hunger vertreibt die Liebe. - Reinsberg I, 115.

58 Des Hungers Regiment macht aller Kraft ein End'.

59 Ehe einer Hungers sterben solt, esse einer so Kässe vnd Wecken. - Gruter, III, 25; Lehmann, II, 146, 6.

60 Es muss ein grosser hunger im busche sein, wann ein wolff den andern jsset. - Tappius, 25a.

61 Et äs laicht Hanger ligde, wun em e Lam gefriessen huot. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 304.

62 Für den Hunger vnd Durst soll man essen vnd trincken vnd nicht zum wollust. - Henisch, 949, 10.

63 Hunger doit wei vor Minschen un Veih. - Schambach, II, 237.

Auch die Thiere soll man nicht Hunger leiden lassen.

64 Hunger erobert die stärkste Festung.

Engl.: Fame is the perfume of heroic deeds. (Bohn II, 353.)

It.: Dove regna la fame ivi si perde la fortezza. (Pazzaglia, 119, 3.)

[Spaltenumbruch] 65 Hunger frisst sich durch steinerne Mauern. - Reinsberg III, 84.

Holl.: Honger eet door steenen muren. (Harrebomee, I, 323; Bohn I, 329.)

66 Hunger fürchtet keinen Galgen.

Die Letten: Hunger kennt nur das Gebot: du sollst essen. Die Kleinrussen: Schuld betrübt, Hunger stiehlt. Hungrig wird auch der Patriarch stehlen. Die Italiener: Aus Hunger ist's erlaubt, das Gesetz zu umgehen. Die Basken: Der Hunger kennt niemand. (Reinsberg III, 87.)

Böhm.: Hlad se sibenice neboji. (Celakovsky, 189.)

Engl.: From fame to infamy is a beaten road. (Bohn II, 359.)

Lat.: Asinus esuriens fustem negligit.

67 Hunger gebiert Neid.

Dän.: Hunger og liden mad giör had. - Naar krybben en tom slaaes hestene. (Prov. dan., 314.)

68 Hunger geht vor Scham. - Gruter, III, 51; Lehmann, II, 269, 113.

Dän.: Hunger haver ingen skam. (Prov. dan., 314.)

69 Hunger hat kein Ekel. - Lehmann, II, 270, 124.

Die Letten: Man lernt Lehm essen, ehe man Hungers stirbt. (Reinsberg III, 84.)

Böhm.: Hlad vsechno ztravi. (Celakovsky, 189.)

70 Hunger im Haus, und der Durst schaut zum Fenster hinaus.

71 Hunger isst das Brot mit ungewaschner Hand.

Die Holländer: Hungrige Hunde essen wol beschmuzte Würste. Die Engländer: Hunger isst schmuzige Puddings. (Reinsberg III, 84.)

72 Hunger isst Kleienbrot für Torte.

73 Hunger isst schimmlig Brot für Kuchen.

Aehnlich sagen die Russen: Hunger sieht am Brote den Schimmel nicht. (Altmann VI, 394.)

Holl.: Honger ziet wel struif voor taarten aan. (Harrebomee I, 324.)

74 Hunger ist das beste Mittel gegen das Liebesfieber.

Der thebensche Philosoph Krates pflegte zu sagen: "Hunger heilt die Liebekranken; hilft er nicht, so thut's die Zeit, und sind beide ohne Wirkung, so hilft der Strick." (Einfälle, 95.)

75 Hunger ist der best koch. - Tappius, 93a; Franck, II, 75a; Lehmann, 269, 111; Gruter, III, 51; Hauer, M2; Latendorf II, 17; Mayer, I, 221; Lohrengel, I, 580; ostfriesisch im Hauskalender, I.

"Der Hunger ist der allerbeste Koch geacht, denn von ihm wird kein Speiss veracht." (Sutor, 154.) Auch in der Liebe ist Hunger der beste Koch. (Welt und Zeit, V, 358, 237.) Die Isländer: Hunger, Arbeit und Schweiss sind die besten Kräuter. Afrikanische Neger: Wenn ein Fussgänger etwas isst, schmeckt es gut. Die Antilope sagt: Wenn du ohne Ermüdung issest, schmeckt es nicht. (Reinsberg III, 83.)

Lat.: Esuriens stomachus fertur cocus optimus esse. (Sutor, 154.)

76 Hunger ist der best orator. - Franck, II, 75a.

77 Hunger ist der beste Koch; mag er's nicht, so isst er's doch.

"Hat man im allgemeinen die Gewohnheit, die Wissenschaften durch das Hungertuch aufzumuntern, so ist insbesondere der Hunger als das beste Reizmittel für Dichter (und ich möchte hinzusetzen: für Lehrer) betrachtet worden. Man hat den Versuch gemacht, ob sie nicht endlich im Stande sein werden, vom himmlischen Nektar und Ambrosia zu leben und das gemeine Essen und Trinken ganz zu entbehren, an welcher Probe dann freilich viele früher gestorben sind, als sie die Kunst erlernt hatten." (Welt und Zeit, IV, 4.)

78 Hunger ist der beste kriegsman. - Franck, II, 75a.

"Der Franzose wird mehr von einer Idee, der Engländer ganz und gar vom Hunger getrieben. Bei einem englischen Aufstande kreuzten die Männer erwartungsvoll die Arme und sprachen: >Den Hunger müsst ihr todtschiessen, nicht uns.<" (H. Heine, Vermischte Schriften, III, 52.)

79 Hunger ist der Künste Meister. - Reinsberg III, 86.

Er lehrt selbst die Thiere, sagen die Italiener. (Reinsberg III, 86.)

80 Hunger ist die best würtz. - Tappius, 93a; Petri, II, 386; Gruter, I, 308; Latendorf II, 17; Eiselein, 334; Sailer, 77; Simrock, 5083; Körte, 3067.

Böhm.: Hlad a prace vyborne koreni. (Celakovsky, 133.)

Dän.: Hunger er den beste urt paa maden. (Prov. dan., 314.)

Engl.: A good hunger is the best sauce. (Gaal, 935.)

Frz.: Il n'est sauce que d'appetit. (Gaal, 935; Cahier, 111; Kritzinger, 31b; Starschedel, 411.)

Holl.: Honger is de beste saus. (Harrebomee, I, 324.)

It.: Appetito non vuol salsa. - La principal salsa e la fame. (Pazzaglia, 119, 10.)

[Spaltenumbruch] 47 Der Hunger rafft weniger dahin als der Frass.

Span.: De hambre a nadie vi morir; de mucho comer, cien mil. (Cahier, 3312.)

48 Der Hunger räth nichts Gutes.Seybold, 310.

49 Der Hunger regiert das Volk.

Engl.: Fame is in the keeping of the mob. (Bohn II, 353.)

50 Der Hunger sieht dem Esser mit Neid ins Maul.Eiselein, 334.

Lat.: Edentulus vescentium dentibus invidet. (Eiselein, 334.)

51 Der Hunger sieht dem Fleissigen wol einmal zur Thür hinein, aber ins Haus darf er nicht kommen.

Frz.: La faim regarde à la porte de l'homme laborieux, mais elle n'ose pas entrer. (Bohn I, 28.)

Holl.: De honger kijkt bij den vlijtige wel eens de deur in, maar hij durft niet binnen komen. (Harrebomée, I, 323.)

52 Der Hunger sieht nicht auf die Schüssel, sondern hinein. (Wend. Lausitz.)

53 Der hunger treibt (jagt) den wolff auss dem busche (der Höhle, dem Holz, dem Walde).Tappius, 93a; Henisch, 569, 21; Hollenberg, II, 56; Latendorf II, 8; Gerber, I, 766; Eiselein, 334; Simrock, 5096; Schlechta, 366; Braun, I, 1569; Reinsberg III, 87.

In Bedburg: Der Honger driev den Wolf us em Bösch.

Böhm.: Hlad je nestyda. – Hlad oči zaprodal. – Hlad vlka žene z lesa. – Hlad žene do svĕta. (Čelakovsky, 190 u. 191.)

Frz.: La faim chasse le loup du bois. (Čelakovsky, 190; Kritzinger, 300a; Starschedel, 174 u. 411; Lendroy, 171; Bohn I, 28; Cahier, 646.)

It.: La fame caccia il lupo fuor del bosco. (Bohn I, 106; Gaal, 939.)

Krot.: Glad oči nema. – Pri gladu sram za tram. (Čelakovsky, 191.)

Lat.: Esuriem patiens sylva lupus exit opaca. (Binder I, 441; II, 998; Buchler, 119; Gaal, 939; Seybold, 155; Eiselein, 334.)

Ung.: Ehség a farkast is kihajtja a bokorbúl. (Gaal, 939.)

54 Der hunger treibt den wolff ins dorff.Franck, II, 75a; Körte, 5053; Reinsberg III, 86.

Frz.: La faim fait sortir le loup du bois. (Leroux, I, 117.)

Holl.: Hongher drijft den welf uten bos. (Tunn., 14, 18; Bohn I, 392; Harrebomée, I, 323.)

It.: La fama caccia il lupo dalla tana. (Fazzaglia, 119, 6.) – La fame caccia il lupo del bosco. (Bohn I, 106.)

Lat.: Fames pellit lupum e silvis. (Eiselein, 334.) – Quod lupus est fugiens nemus, hoc facit esuriens deus. (Fallersleben, 391.)

55 Der Hunger treibt den Wolff vber Schnee vnd Eyss.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 438; Simrock, 5097.

„Wenn sie der Hunger thut besthen, müssens wol vnser liedlein singen.“ (H. Sachs, I, XII, 1.) Die Polen: Hunger treibt nach Haus. Die Russen: Hunger treibt in die Welt. (Reinsberg III, 86.)

56 Der Hunger versüsst jedes Gericht, nur sich selber nicht.

Dän.: Hunger giør alting sød uden sig selv. (Prov. dan., 314.)

Lat.: Jucunda praeter se omnia efficit fames. (Philippi, I, 215.)

57 Der Hunger vertreibt die Liebe.Reinsberg I, 115.

58 Des Hungers Regiment macht aller Kraft ein End'.

59 Ehe einer Hungers sterben solt, esse einer so Kässe vnd Wecken.Gruter, III, 25; Lehmann, II, 146, 6.

60 Es muss ein grosser hunger im busche sein, wann ein wolff den andern jsset.Tappius, 25a.

61 Et äs laicht Hanger ligde, wun em e Lâm gefriessen huot. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 304.

62 Für den Hunger vnd Durst soll man essen vnd trincken vnd nicht zum wollust.Henisch, 949, 10.

63 Hunger doit wei vor Minschen un Veih.Schambach, II, 237.

Auch die Thiere soll man nicht Hunger leiden lassen.

64 Hunger erobert die stärkste Festung.

Engl.: Fame is the perfume of heroic deeds. (Bohn II, 353.)

It.: Dove regna la fame ivi si perde la fortezza. (Pazzaglia, 119, 3.)

[Spaltenumbruch] 65 Hunger frisst sich durch steinerne Mauern.Reinsberg III, 84.

Holl.: Honger eet door steenen muren. (Harrebomée, I, 323; Bohn I, 329.)

66 Hunger fürchtet keinen Galgen.

Die Letten: Hunger kennt nur das Gebot: du sollst essen. Die Kleinrussen: Schuld betrübt, Hunger stiehlt. Hungrig wird auch der Patriarch stehlen. Die Italiener: Aus Hunger ist's erlaubt, das Gesetz zu umgehen. Die Basken: Der Hunger kennt niemand. (Reinsberg III, 87.)

Böhm.: Hlad se šibenice neboji. (Čelakovsky, 189.)

Engl.: From fame to infamy is a beaten road. (Bohn II, 359.)

Lat.: Asinus esuriens fustem negligit.

67 Hunger gebiert Neid.

Dän.: Hunger og liden mad giør had. – Naar krybben en tom slaaes hestene. (Prov. dan., 314.)

68 Hunger geht vor Scham.Gruter, III, 51; Lehmann, II, 269, 113.

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69 Hunger hat kein Ekel.Lehmann, II, 270, 124.

Die Letten: Man lernt Lehm essen, ehe man Hungers stirbt. (Reinsberg III, 84.)

Böhm.: Hlad všechno ztráví. (Čelakovsky, 189.)

70 Hunger im Haus, und der Durst schaut zum Fenster hinaus.

71 Hunger isst das Brot mit ungewaschner Hand.

Die Holländer: Hungrige Hunde essen wol beschmuzte Würste. Die Engländer: Hunger isst schmuzige Puddings. (Reinsberg III, 84.)

72 Hunger isst Kleienbrot für Torte.

73 Hunger isst schimmlig Brot für Kuchen.

Aehnlich sagen die Russen: Hunger sieht am Brote den Schimmel nicht. (Altmann VI, 394.)

Holl.: Honger ziet wel struif voor taarten aan. (Harrebomée I, 324.)

74 Hunger ist das beste Mittel gegen das Liebesfieber.

Der thebensche Philosoph Krates pflegte zu sagen: „Hunger heilt die Liebekranken; hilft er nicht, so thut's die Zeit, und sind beide ohne Wirkung, so hilft der Strick.“ (Einfälle, 95.)

75 Hunger ist der best koch.Tappius, 93a; Franck, II, 75a; Lehmann, 269, 111; Gruter, III, 51; Hauer, M2; Latendorf II, 17; Mayer, I, 221; Lohrengel, I, 580; ostfriesisch im Hauskalender, I.

„Der Hunger ist der allerbeste Koch geacht, denn von ihm wird kein Speiss veracht.“ (Sutor, 154.) Auch in der Liebe ist Hunger der beste Koch. (Welt und Zeit, V, 358, 237.) Die Isländer: Hunger, Arbeit und Schweiss sind die besten Kräuter. Afrikanische Neger: Wenn ein Fussgänger etwas isst, schmeckt es gut. Die Antilope sagt: Wenn du ohne Ermüdung issest, schmeckt es nicht. (Reinsberg III, 83.)

Lat.: Esuriens stomachus fertur cocus optimus esse. (Sutor, 154.)

76 Hunger ist der best orator.Franck, II, 75a.

77 Hunger ist der beste Koch; mag er's nicht, so isst er's doch.

„Hat man im allgemeinen die Gewohnheit, die Wissenschaften durch das Hungertuch aufzumuntern, so ist insbesondere der Hunger als das beste Reizmittel für Dichter (und ich möchte hinzusetzen: für Lehrer) betrachtet worden. Man hat den Versuch gemacht, ob sie nicht endlich im Stande sein werden, vom himmlischen Nektar und Ambrosia zu leben und das gemeine Essen und Trinken ganz zu entbehren, an welcher Probe dann freilich viele früher gestorben sind, als sie die Kunst erlernt hatten.“ (Welt und Zeit, IV, 4.)

78 Hunger ist der beste kriegsman.Franck, II, 75a.

„Der Franzose wird mehr von einer Idee, der Engländer ganz und gar vom Hunger getrieben. Bei einem englischen Aufstande kreuzten die Männer erwartungsvoll die Arme und sprachen: ›Den Hunger müsst ihr todtschiessen, nicht uns.‹“ (H. Heine, Vermischte Schriften, III, 52.)

79 Hunger ist der Künste Meister.Reinsberg III, 86.

Er lehrt selbst die Thiere, sagen die Italiener. (Reinsberg III, 86.)

80 Hunger ist die best würtz.Tappius, 93a; Petri, II, 386; Gruter, I, 308; Latendorf II, 17; Eiselein, 334; Sailer, 77; Simrock, 5083; Körte, 3067.

Böhm.: Hlad a práce výborné koření. (Čelakovsky, 133.)

Dän.: Hunger er den beste urt paa maden. (Prov. dan., 314.)

Engl.: A good hunger is the best sauce. (Gaal, 935.)

Frz.: Il n'est sauce que d'appétit. (Gaal, 935; Cahier, 111; Kritzinger, 31b; Starschedel, 411.)

Holl.: Honger is de beste saus. (Harrebomée, I, 324.)

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[[456]/0462] 47 Der Hunger rafft weniger dahin als der Frass. Span.: De hambre a nadie vi morir; de mucho comer, cien mil. (Cahier, 3312.) 48 Der Hunger räth nichts Gutes. – Seybold, 310. 49 Der Hunger regiert das Volk. Engl.: Fame is in the keeping of the mob. (Bohn II, 353.) 50 Der Hunger sieht dem Esser mit Neid ins Maul. – Eiselein, 334. Lat.: Edentulus vescentium dentibus invidet. (Eiselein, 334.) 51 Der Hunger sieht dem Fleissigen wol einmal zur Thür hinein, aber ins Haus darf er nicht kommen. Frz.: La faim regarde à la porte de l'homme laborieux, mais elle n'ose pas entrer. (Bohn I, 28.) Holl.: De honger kijkt bij den vlijtige wel eens de deur in, maar hij durft niet binnen komen. (Harrebomée, I, 323.) 52 Der Hunger sieht nicht auf die Schüssel, sondern hinein. (Wend. Lausitz.) 53 Der hunger treibt (jagt) den wolff auss dem busche (der Höhle, dem Holz, dem Walde). – Tappius, 93a; Henisch, 569, 21; Hollenberg, II, 56; Latendorf II, 8; Gerber, I, 766; Eiselein, 334; Simrock, 5096; Schlechta, 366; Braun, I, 1569; Reinsberg III, 87. In Bedburg: Der Honger driev den Wolf us em Bösch. Böhm.: Hlad je nestyda. – Hlad oči zaprodal. – Hlad vlka žene z lesa. – Hlad žene do svĕta. (Čelakovsky, 190 u. 191.) Frz.: La faim chasse le loup du bois. (Čelakovsky, 190; Kritzinger, 300a; Starschedel, 174 u. 411; Lendroy, 171; Bohn I, 28; Cahier, 646.) It.: La fame caccia il lupo fuor del bosco. (Bohn I, 106; Gaal, 939.) Krot.: Glad oči nema. – Pri gladu sram za tram. (Čelakovsky, 191.) Lat.: Esuriem patiens sylva lupus exit opaca. (Binder I, 441; II, 998; Buchler, 119; Gaal, 939; Seybold, 155; Eiselein, 334.) Ung.: Ehség a farkast is kihajtja a bokorbúl. (Gaal, 939.) 54 Der hunger treibt den wolff ins dorff. – Franck, II, 75a; Körte, 5053; Reinsberg III, 86. Frz.: La faim fait sortir le loup du bois. (Leroux, I, 117.) Holl.: Hongher drijft den welf uten bos. (Tunn., 14, 18; Bohn I, 392; Harrebomée, I, 323.) It.: La fama caccia il lupo dalla tana. (Fazzaglia, 119, 6.) – La fame caccia il lupo del bosco. (Bohn I, 106.) Lat.: Fames pellit lupum e silvis. (Eiselein, 334.) – Quod lupus est fugiens nemus, hoc facit esuriens deus. (Fallersleben, 391.) 55 Der Hunger treibt den Wolff vber Schnee vnd Eyss. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 438; Simrock, 5097. „Wenn sie der Hunger thut besthen, müssens wol vnser liedlein singen.“ (H. Sachs, I, XII, 1.) Die Polen: Hunger treibt nach Haus. Die Russen: Hunger treibt in die Welt. (Reinsberg III, 86.) 56 Der Hunger versüsst jedes Gericht, nur sich selber nicht. Dän.: Hunger giør alting sød uden sig selv. (Prov. dan., 314.) Lat.: Jucunda praeter se omnia efficit fames. 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Die Letten: Hunger kennt nur das Gebot: du sollst essen. Die Kleinrussen: Schuld betrübt, Hunger stiehlt. Hungrig wird auch der Patriarch stehlen. Die Italiener: Aus Hunger ist's erlaubt, das Gesetz zu umgehen. Die Basken: Der Hunger kennt niemand. (Reinsberg III, 87.) Böhm.: Hlad se šibenice neboji. (Čelakovsky, 189.) Engl.: From fame to infamy is a beaten road. (Bohn II, 359.) Lat.: Asinus esuriens fustem negligit. 67 Hunger gebiert Neid. Dän.: Hunger og liden mad giør had. – Naar krybben en tom slaaes hestene. (Prov. dan., 314.) 68 Hunger geht vor Scham. – Gruter, III, 51; Lehmann, II, 269, 113. Dän.: Hunger haver ingen skam. (Prov. dan., 314.) 69 Hunger hat kein Ekel. – Lehmann, II, 270, 124. Die Letten: Man lernt Lehm essen, ehe man Hungers stirbt. (Reinsberg III, 84.) Böhm.: Hlad všechno ztráví. (Čelakovsky, 189.) 70 Hunger im Haus, und der Durst schaut zum Fenster hinaus. 71 Hunger isst das Brot mit ungewaschner Hand. Die Holländer: Hungrige Hunde essen wol beschmuzte Würste. Die Engländer: Hunger isst schmuzige Puddings. (Reinsberg III, 84.) 72 Hunger isst Kleienbrot für Torte. 73 Hunger isst schimmlig Brot für Kuchen. Aehnlich sagen die Russen: Hunger sieht am Brote den Schimmel nicht. (Altmann VI, 394.) Holl.: Honger ziet wel struif voor taarten aan. (Harrebomée I, 324.) 74 Hunger ist das beste Mittel gegen das Liebesfieber. Der thebensche Philosoph Krates pflegte zu sagen: „Hunger heilt die Liebekranken; hilft er nicht, so thut's die Zeit, und sind beide ohne Wirkung, so hilft der Strick.“ (Einfälle, 95.) 75 Hunger ist der best koch. – Tappius, 93a; Franck, II, 75a; Lehmann, 269, 111; Gruter, III, 51; Hauer, M2; Latendorf II, 17; Mayer, I, 221; Lohrengel, I, 580; ostfriesisch im Hauskalender, I. „Der Hunger ist der allerbeste Koch geacht, denn von ihm wird kein Speiss veracht.“ (Sutor, 154.) Auch in der Liebe ist Hunger der beste Koch. (Welt und Zeit, V, 358, 237.) Die Isländer: Hunger, Arbeit und Schweiss sind die besten Kräuter. Afrikanische Neger: Wenn ein Fussgänger etwas isst, schmeckt es gut. Die Antilope sagt: Wenn du ohne Ermüdung issest, schmeckt es nicht. (Reinsberg III, 83.) Lat.: Esuriens stomachus fertur cocus optimus esse. (Sutor, 154.) 76 Hunger ist der best orator. – Franck, II, 75a. 77 Hunger ist der beste Koch; mag er's nicht, so isst er's doch. „Hat man im allgemeinen die Gewohnheit, die Wissenschaften durch das Hungertuch aufzumuntern, so ist insbesondere der Hunger als das beste Reizmittel für Dichter (und ich möchte hinzusetzen: für Lehrer) betrachtet worden. Man hat den Versuch gemacht, ob sie nicht endlich im Stande sein werden, vom himmlischen Nektar und Ambrosia zu leben und das gemeine Essen und Trinken ganz zu entbehren, an welcher Probe dann freilich viele früher gestorben sind, als sie die Kunst erlernt hatten.“ (Welt und Zeit, IV, 4.) 78 Hunger ist der beste kriegsman. – Franck, II, 75a. „Der Franzose wird mehr von einer Idee, der Engländer ganz und gar vom Hunger getrieben. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [456]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/462>, abgerufen am 01.07.2024.