Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 3 Hüre is faster als Kop. - Bueren, 636; Hauskalender, III. 4 Hüür slöpt gen Ueür1. - Bueren, 513. 1) Ueür = Stunde. Miethe und Rente verschläft die Stunde nicht. (Vgl. Stürenburg, 295.) Huf. 1 Huff, säd Lietz, on hat die Kobbel ant Ohr. (Danziger Nehrung.) - Frischbier2, 1687. Huf, sagte Liez, und fasste die Stute beim Ohr. *2 Er ist unter den Huf gebracht. Unterworfen, widerstandslos gemacht. Hufe. 1 Die Hufen1 sind des Junkers Eigen und des armen Mannes Erbe. - Graf, 76, 79. 1) D. h. die Hufe, die Lehn- oder Zinsgüter. (S. Eigenschaft1.) Mhd.: Die hube sint myns jungherns eygen vnd des armen mannes erve. (Grimm, Weisth., III, 478.) 2 Eine halbe Hufe ist ein Wergeld (s. d.) werth. - Graf, 323, 293. So viel als jemand als Entschädigung für die Tödtung eines Menschen an dessen Familie zu zahlen habe. Mhd.: Ene halve hove is enis wergeldis wert. (Homeyer, I, 34.) 3 En volle Hov is enn guden Lackvagel. (Rendsburg.) *4 Das ist nicht auf seiner Hufe gewachsen. *5 Er isch 'em alte Hufe zue. (Solothurn.) - Schild, 70, 156. Er ist alt. Hufeisen. 1 Dem Hufeisen, welches klappert, fehlt ein Nagel. 2 Man muss die Hufeisen dranwagen, um das Pferd zu retten. 3 Vmb eines Huffeysens willen verdirbt offt ein Reitpferd. (S. Nagel.) - Lehmann, 263, 39; Eiselein, 323; Simrock, 4961; Braun, I, 1495; Reinsberg III, 19. *4 Ein Hufeisen in einen schwatzen. "Man muss sy vorhin mit gelt salben, denn werdend sy so lind, dz man ein rosseyssen in sy schwätzte." (Sendbrief, Satire gegen Murner, in Kloster, X, 365.) *5 Einem die Hufeisen abreissen. - Körte, 2967a. Ihm das Sterbesakrament reichen, aber auch: ihm das Amt nehmen. In Würzburg: Die Hufaisa senn'm abgarissa worn. Von den Pferden entlehnt, denen man noch vor dem Todtschlagen die Hufeisen abnimmt, damit sie der Abdecker nicht sich zueignet. (Sartorius, 77.) Die Redensart wird aber auch in dem Sinne angewandt: einen seines Amts entsetzen. Denn Mayer (I, 28) führt sie unter der Ueberschrift Amt auf und stellt sie mit der Redensart: Einen aus dem Sattel heben, zusammen. Auch Körte erwähnt sie in dieser Bedeutung. *6 Er hat 's Hufeisen verkehrt aufgeschlagen. - E. Willkomm, Der deutsche Bauer (Leipzig 1844), S. 35. *7 Er kann Hufeisen auseinanderreissen. *8 Er könnte wol Hufeisen verdauen. - Binder II, 1005; Eiselein, 323; Braun, I, 1469. Holl.: Hij zou wel een hoefijzer opeten. (Harrebomee, I, 309.) Lat.: Etiam Baetylum devoraret. (Seybold, 156.) *9 Se hett'n Hofeisen verlaur'n. - Sastrow's Leben von Mohnike, I, 23. *10 Sie hat ein Huffeysen abgeworffen (verloren). - Herberger, I, 2, 195; Körte, 2967b; Braun, I, 1497. Von unverheiratheten Frauenspersonen, die bereits ein Kind gehabt haben. In Würtemberg: Se hot a Huafeise verlaura. (Nefflen, 465.) Im Harz: Ae Hufeisen verlauren han. (Lohrengel, II, 4.) Frz.: Cette fille a fait faux bond a son honneur. (Lendroy, 184.) - Elle a fait un populo. (Kritzinger, 550a.) Elle a fait un pet a vingt ongles. (Körte, 2967; Kritzinger, 490a.) - Elle a laisse aller le chat au fromage. - Elle a perdu ses gants. Holl.: Zich een hoefijzer aandoen. (Harrebomee, I, 309.) *11 Sie hat ein Hufeisen abgeworffen vnd ist zum Kirschbaum geworden. - Herberger, II, 284. "Sie hat eins, zwei, drey Hufeisen abgeworffen." (Tantz-Teuffel im Theatrum Diabolorum, 220a.) Hufschlag. 1 Den Hufschlag hab' in guter Acht, so wirst du nicht leicht irr' gemacht. - Sutor, 611. Lat.: Trita via omnium tutissima. (Sutor, 61; Binder I, 1757; II, 3347; Fischer, 227, 42; Seybold, 609.) *2 Den Huwslag nit inbringen. (Büren.) Wenn selbst geringe Kosten eines Geschäfts durch den Erfolg nicht gedeckt werden. Hufschmied. 1 Es ist nicht jeder ein Hufschmied, der ein schwarzes Gesicht hat. - Burckhardt, 591. [Spaltenumbruch] 2 Wenn man einen Hufschmied verlässt, muss man das alte Eisen bezahlen. Die bisherige Rechnung. *3 Er ist bei einem Hufschmied in der Lehre gewesen und will Tanzschuhe machen. Gleichsam Menschen beschlagen. Die Aegypter sagen: Er hat als Hufschmied (Rossarzt) an den Eseln der Kurden gelernt. Da die Esel bei den Kurden sehr geachtete Thiere sind, so steht es unserm: "An dem Barte der Narren lernt man scheren", in einer Hinsicht entgegen. (Burckhardt, 753.) Der Sinn geht vielmehr dahin, dass es thöricht ist, etwas zu treiben, was man nicht gründlich gelernt hat. Pferde beschlagen ist etwas anders als Esel beschlagen, wie sich auch die Herstellung von Tanzschuhen wesentlich von der Verfertigung von Hufeisen unterscheidet. Hüfte. 1 Die Hüfte verwest von innen heraus. *2 Man muss ihn über den Hüften fassen. Hüftschmerz. An fremdem Hüftschmerz hinkt man nicht. Die Russen: Wer an fremder Hüfte lahmt, dessen Fussübel ist leicht zu heilen. (Altmann VI, 462.) Hügel. 1 Besser ein grüner Hügel als ein kahler Berg. 2 Der Hügel möchte gar zu gern ein Berg sein. Die Russen: Die Hügel sprechen am liebsten von den Bergen. (Altmann V, 128.) 3 Der Hügel nützt dem Bauer oft mehr als ein Berg. Die Russen sagen: Die Hügel geben dem Zar, was ihm die Berge versagen. Denn die höchsten Berge sind nicht stets die erzreichsten. 4 Der Hügel will mehr hochen als der Berg. Es steht übel, wenn sich die Niedern über die Höhern erheben. 5 Die hügel werffen die Berg nicht vmb. (S. Staude.) - Lehmann, 842, 5; Sailer, 207; Simrock, 4962. 6 Ein kleiner Hügel hat auch sein Thal. It.: Ogni monte ha la sua valle. (Bohn I, 116.) 7 Ein kleiner Hügel in der Ebene dünkt sich ein grosser Berg. - Schlechta, 66. Holl.: Op een vlak land noemt men een' kleinen heuvel al een' grooten berg. (Harrebomee, I, 307.) 8 Ein kleiner Hügel mit Erz (Gold) ist besser als ein grosser Sandberg. 9 Ein kleiner Hügel trägt oft mehr als ein grosser Berg. 10 Es gibt mehr Hügel als Berge. - Altmann VI, 395. 11 Man kann oft vor Hügeln den Berg nicht sehen. Die Russen: Die Hügel sind es oft, die den Berg verdecken. (Altmann VI, 475.) 12 Wer nur zum Hügel kommt, wird auch zum Berg gelangen. 13 Wer vor Hügeln erschrickt, darf keinen Berg besteigen. *14 Am Hügel versuchen wie sich der Berg ersteigt. - Altmann VI, 515. *15 Aus einem Hügel einen Berg machen. *16 Einen Hügel suchen und einen Berg finden. Aehnlich russisch Altmann VI, 520. Hugenot. * Er frisst todte Hugenotten in Pasteten. - Fischart. Nach dem Geschichtschreiber Thuanus (d. i. Jaques Auguste de Thou, geboren 1553 zu Paris, gestorben 1617), der auch das Edict von Nantes entworfen, hat der Name Hugenotten einen eigenthümlichen Ursprung. In der Stadt Tours herrschte nämlich der Aberglaube, dass der um das Jahr 997 verstorbene König Hugo nachts als Gespenst durch die Strassen ziehe und jedesmal durch das sogenannte Hugothor verschwinde. Nun versammelten sich die Calvinisten jener Stadt im Anfang stets gar heimlich und bei Nacht; überdies kamen sie gewöhnlich in einem bei dem Hugothor gelegenen Hinterhause zusammen. Deshalb nannte man sie in Tours spottweise "Hugenotten". In der Folge wurde aber der anfänglich nur in Tours gebräuchliche Spottname bald in ganz Frankreich auf die Calvinisten angewandt. Ueber andere Herleitungen des Namens vgl. Brockhaus' Conversations-Lexikon und Pierer's Universal-Lexikon. Hüglein. Wo die Hüglein niedrig sind, da steigt man gern über. Huhn (s. Henne). 1 Ae jeder muss seine Hihner salwer trampen. - Lohrengel, II, 5.
[Spaltenumbruch] 3 Hüre is faster als Kôp. – Bueren, 636; Hauskalender, III. 4 Hüür slöpt gên Ueür1. – Bueren, 513. 1) Ueür = Stunde. Miethe und Rente verschläft die Stunde nicht. (Vgl. Stürenburg, 295.) Huf. 1 Huff, säd Lietz, on hat die Kobbel ant Ohr. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1687. Huf, sagte Liez, und fasste die Stute beim Ohr. *2 Er ist unter den Huf gebracht. Unterworfen, widerstandslos gemacht. Hufe. 1 Die Hufen1 sind des Junkers Eigen und des armen Mannes Erbe. – Graf, 76, 79. 1) D. h. die Hufe, die Lehn- oder Zinsgüter. (S. Eigenschaft1.) Mhd.: Die hube sint myns jungherns eygen vnd des armen mannes erve. (Grimm, Weisth., III, 478.) 2 Eine halbe Hufe ist ein Wergeld (s. d.) werth. – Graf, 323, 293. So viel als jemand als Entschädigung für die Tödtung eines Menschen an dessen Familie zu zahlen habe. Mhd.: Ene halve hove is enis wergeldis wert. (Homeyer, I, 34.) 3 En volle Hov is enn guden Lackvagel. 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3 Hüre is faster als Kôp. – Bueren, 636; Hauskalender, III.
4 Hüür slöpt gên Ueür1. – Bueren, 513.
1) Ueür = Stunde. Miethe und Rente verschläft die Stunde nicht. (Vgl. Stürenburg, 295.)
Huf.
1 Huff, säd Lietz, on hat die Kobbel ant Ohr. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1687.
Huf, sagte Liez, und fasste die Stute beim Ohr.
*2 Er ist unter den Huf gebracht.
Unterworfen, widerstandslos gemacht.
Hufe.
1 Die Hufen1 sind des Junkers Eigen und des armen Mannes Erbe. – Graf, 76, 79.
1) D. h. die Hufe, die Lehn- oder Zinsgüter. (S. Eigenschaft1.)
Mhd.: Die hube sint myns jungherns eygen vnd des armen mannes erve. (Grimm, Weisth., III, 478.)
2 Eine halbe Hufe ist ein Wergeld (s. d.) werth. – Graf, 323, 293.
So viel als jemand als Entschädigung für die Tödtung eines Menschen an dessen Familie zu zahlen habe.
Mhd.: Ene halve hove is enis wergeldis wert. (Homeyer, I, 34.)
3 En volle Hov is enn guden Lackvagel. (Rendsburg.)
*4 Das ist nicht auf seiner Hufe gewachsen.
*5 Er isch 'em alte Hufe zue. (Solothurn.) – Schild, 70, 156.
Er ist alt.
Hufeisen.
1 Dem Hufeisen, welches klappert, fehlt ein Nagel.
2 Man muss die Hufeisen dranwagen, um das Pferd zu retten.
3 Vmb eines Huffeysens willen verdirbt offt ein Reitpferd. (S. Nagel.) – Lehmann, 263, 39; Eiselein, 323; Simrock, 4961; Braun, I, 1495; Reinsberg III, 19.
*4 Ein Hufeisen in einen schwatzen.
„Man muss sy vorhin mit gelt salben, denn werdend sy so lind, dz man ein rosseyssen in sy schwätzte.“ (Sendbrief, Satire gegen Murner, in Kloster, X, 365.)
*5 Einem die Hufeisen abreissen. – Körte, 2967a.
Ihm das Sterbesakrament reichen, aber auch: ihm das Amt nehmen. In Würzburg: Die Hufaisa senn'm abgarissa worn. Von den Pferden entlehnt, denen man noch vor dem Todtschlagen die Hufeisen abnimmt, damit sie der Abdecker nicht sich zueignet. (Sartorius, 77.) Die Redensart wird aber auch in dem Sinne angewandt: einen seines Amts entsetzen. Denn Mayer (I, 28) führt sie unter der Ueberschrift Amt auf und stellt sie mit der Redensart: Einen aus dem Sattel heben, zusammen. Auch Körte erwähnt sie in dieser Bedeutung.
*6 Er hat 's Hufeisen verkehrt aufgeschlagen. – E. Willkomm, Der deutsche Bauer (Leipzig 1844), S. 35.
*7 Er kann Hufeisen auseinanderreissen.
*8 Er könnte wol Hufeisen verdauen. – Binder II, 1005; Eiselein, 323; Braun, I, 1469.
Holl.: Hij zou wel een hoefijzer opeten. (Harrebomée, I, 309.)
Lat.: Etiam Baetylum devoraret. (Seybold, 156.)
*9 Se hett'n Hôfîsen verlûr'n. – Sastrow's Leben von Mohnike, I, 23.
*10 Sie hat ein Huffeysen abgeworffen (verloren). – Herberger, I, 2, 195; Körte, 2967b; Braun, I, 1497.
Von unverheiratheten Frauenspersonen, die bereits ein Kind gehabt haben. In Würtemberg: Se hôt a Huafeise verlaura. (Nefflen, 465.) Im Harz: Ae Hufeisen verlûren hân. (Lohrengel, II, 4.)
Frz.: Cette fille a fait faux bond à son honneur. (Lendroy, 184.) – Elle a fait un populo. (Kritzinger, 550a.) Elle a fait un pet à vingt ongles. (Körte, 2967; Kritzinger, 490a.) – Elle a laissé aller le chat au fromage. – Elle a perdu ses gants.
Holl.: Zich een hoefijzer aandoen. (Harrebomée, I, 309.)
*11 Sie hat ein Hufeisen abgeworffen vnd ist zum Kirschbaum geworden. – Herberger, II, 284.
„Sie hat eins, zwei, drey Hufeisen abgeworffen.“ (Tantz-Teuffel im Theatrum Diabolorum, 220a.)
Hufschlag.
1 Den Hufschlag hab' in guter Acht, so wirst du nicht leicht irr' gemacht. – Sutor, 611.
Lat.: Trita via omnium tutissima. (Sutor, 61; Binder I, 1757; II, 3347; Fischer, 227, 42; Seybold, 609.)
*2 Den Huwslag nit inbringen. (Büren.)
Wenn selbst geringe Kosten eines Geschäfts durch den Erfolg nicht gedeckt werden.
Hufschmied.
1 Es ist nicht jeder ein Hufschmied, der ein schwarzes Gesicht hat. – Burckhardt, 591.
2 Wenn man einen Hufschmied verlässt, muss man das alte Eisen bezahlen.
Die bisherige Rechnung.
*3 Er ist bei einem Hufschmied in der Lehre gewesen und will Tanzschuhe machen.
Gleichsam Menschen beschlagen. Die Aegypter sagen: Er hat als Hufschmied (Rossarzt) an den Eseln der Kurden gelernt. Da die Esel bei den Kurden sehr geachtete Thiere sind, so steht es unserm: „An dem Barte der Narren lernt man scheren“, in einer Hinsicht entgegen. (Burckhardt, 753.) Der Sinn geht vielmehr dahin, dass es thöricht ist, etwas zu treiben, was man nicht gründlich gelernt hat. Pferde beschlagen ist etwas anders als Esel beschlagen, wie sich auch die Herstellung von Tanzschuhen wesentlich von der Verfertigung von Hufeisen unterscheidet.
Hüfte.
1 Die Hüfte verwest von innen heraus.
*2 Man muss ihn über den Hüften fassen.
Hüftschmerz.
An fremdem Hüftschmerz hinkt man nicht.
Die Russen: Wer an fremder Hüfte lahmt, dessen Fussübel ist leicht zu heilen. (Altmann VI, 462.)
Hügel.
1 Besser ein grüner Hügel als ein kahler Berg.
2 Der Hügel möchte gar zu gern ein Berg sein.
Die Russen: Die Hügel sprechen am liebsten von den Bergen. (Altmann V, 128.)
3 Der Hügel nützt dem Bauer oft mehr als ein Berg.
Die Russen sagen: Die Hügel geben dem Zar, was ihm die Berge versagen. Denn die höchsten Berge sind nicht stets die erzreichsten.
4 Der Hügel will mehr hochen als der Berg.
Es steht übel, wenn sich die Niedern über die Höhern erheben.
5 Die hügel werffen die Berg nicht vmb. (S. Staude.) – Lehmann, 842, 5; Sailer, 207; Simrock, 4962.
6 Ein kleiner Hügel hat auch sein Thal.
It.: Ogni monte ha la sua valle. (Bohn I, 116.)
7 Ein kleiner Hügel in der Ebene dünkt sich ein grosser Berg. – Schlechta, 66.
Holl.: Op een vlak land noemt men een' kleinen heuvel al een' grooten berg. (Harrebomée, I, 307.)
8 Ein kleiner Hügel mit Erz (Gold) ist besser als ein grosser Sandberg.
9 Ein kleiner Hügel trägt oft mehr als ein grosser Berg.
10 Es gibt mehr Hügel als Berge. – Altmann VI, 395.
11 Man kann oft vor Hügeln den Berg nicht sehen.
Die Russen: Die Hügel sind es oft, die den Berg verdecken. (Altmann VI, 475.)
12 Wer nur zum Hügel kommt, wird auch zum Berg gelangen.
13 Wer vor Hügeln erschrickt, darf keinen Berg besteigen.
*14 Am Hügel versuchen wie sich der Berg ersteigt. – Altmann VI, 515.
*15 Aus einem Hügel einen Berg machen.
*16 Einen Hügel suchen und einen Berg finden.
Aehnlich russisch Altmann VI, 520.
Hugenot.
* Er frisst todte Hugenotten in Pasteten. – Fischart.
Nach dem Geschichtschreiber Thuanus (d. i. Jaques Auguste de Thou, geboren 1553 zu Paris, gestorben 1617), der auch das Edict von Nantes entworfen, hat der Name Hugenotten einen eigenthümlichen Ursprung. In der Stadt Tours herrschte nämlich der Aberglaube, dass der um das Jahr 997 verstorbene König Hugo nachts als Gespenst durch die Strassen ziehe und jedesmal durch das sogenannte Hugothor verschwinde. Nun versammelten sich die Calvinisten jener Stadt im Anfang stets gar heimlich und bei Nacht; überdies kamen sie gewöhnlich in einem bei dem Hugothor gelegenen Hinterhause zusammen. Deshalb nannte man sie in Tours spottweise „Hugenotten“. In der Folge wurde aber der anfänglich nur in Tours gebräuchliche Spottname bald in ganz Frankreich auf die Calvinisten angewandt. Ueber andere Herleitungen des Namens vgl. Brockhaus' Conversations-Lexikon und Pierer's Universal-Lexikon.
Hüglein.
Wo die Hüglein niedrig sind, da steigt man gern über.
Huhn (s. Henne).
1 Ae jeder muss seine Hihner salwer trampen. – Lohrengel, II, 5.
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