Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
Hofarbeit. 1 Hofarbeit ist Todtschlag der Zeit. Von den Frondiensten. Menschen und Thiere wetteiferten miteinander darin, an einem Tage so wenig als möglich zu thun. *2 Eine Hofarbeit thun. Uneigentlich gezwungen, daher oberflächliche, schlechte Arbeit; scherzhaft auch wol von Verrichtungen, die mehr aus Anstandsrücksichten u. dgl. als aus Neigung geschehen. So nennt man es in der Niederlausitz - "Hofarbeit", wenn jemand auf Bällen wiederholt mit seiner Frau tanzen muss. Lat.: Bovi clitellas imponere. Hofart. 1 Hofart ist freundlich mit Blicken und den Teufel im Rücken. Dän.: Öientieneste er hofmands art. (Bohn I, 394.) 2 Hofart ist, Gold auf den Hosen und keins darin. Hofbauch. Hofbäuche wollen Hofbräuche. - Parömiakon, 242. Hofbescheid. 1 Hofbescheid ändern sich von gestern zu heut'. "Hofbescheid ... die sich bissweilen offt verendern." (Ayrer, III, 2023.) *2 Er hat einen Hofbescheid bekommen. Frz.: On lui a repondu en normand; on lui a donne de l'eau benite de la cour. (Starschedel, 408.) Hofblick. * Einem Hofblicke geben. - Mathesius, Postilla, II, CCVIa. Hofbraut. * Einem ein Hofbraut anbieten. "Saul, der falsche Mann, beut dem David auch ein Hofbraut an, und setzet jn an seinen tisch als einen lieben Eydmann." (Mathesius, Postilla, II, CCLXa.) Hofbrei. Hofbrei essen und Maul verbrennen sind zusammen wie Hahn und Hennen. - Parömiakon, 1920. Hofbube. Hoffbuben - böse Buben. - Petri, II, 381; Mathesius, Historia Jesu, LIIb. Hofbursche. Wenn die Hofburschen dem Teufel dienen, kann ein ehrlicher Gesell unserm Herrgott Vortrag halten. Zinkgref (I, 324) erzählt: "Bruder Deumling, ein Böhm, ging das gantz Jahr über nit in die Kirche, ausserhalb in der Fastnacht. Als er nun gefragt ward, warumb, sagte er: Jetzo hätte er den besten raum bei unserm Herr Gott, weil jetzo die Hof-Bursch und fast jederman dem Teuffel diente, sonsten liessen sie unsern Herrn Gott das gantze Jahr über nicht so viel der weil, dass er einen armen Narren und sein Gebet vor ihrem grossen Geträng und Uberlauff hören kündte." Hofcavalier. Hofcavalier seynd Luxusthier. Bogatzky in seiner Selbstbiographie sagt: "Ein gewöhnlicher, eitler Hofcavalier thue nichts und dürfe nichts thun, als essen, trinken und weltliche Dingo schwatzen." Hofdank. * Einen Hofdank verdienen. - Mathesy, 124a. Hofdiele. Hofdielen sind glatt. Das Leben am Hofe ist gefährlich. Hofdiener. Hoffediener sagen, wie man zu hoff gern höret. - Petri, II, 381; Henisch, 701, 1. Hofdienst. 1 De sick in'n Hofdenst to Dode quält, kumt nich in'n Himmel. - Goldschmidt, 88; Eichwald, 297; Frommann, IV, 141, 313; für Bremen: Köster, 255. Man hat auch kein Beispiel, dass sich jemand in diesem Dienst zu Tode gearbeitet hätte. Hoftage thun, heisst noch jetzt, halb müssig gehen. Damit die Frondienste nicht durch Härte unerträglich wurden, hatte man sie mit schützenden Bestimmungen umgeben. So konnte in der Ernte jeder dem Schneidtage vorstehen, wer eine Egge zur Saat leiten kann; der Schnitter muss nur tapfer genug sein, neun Halme auf dem Rücken zu zählen und mit der Sichel zu durchschneiden (Grimm, Weisth., II, 412), und ein Pflüger fährt so langsam, dass der Fink auf den Radfelgen seine Jungen zu ätzen vermag; gleichwol müssen die Fronder ordentlich beköstigt werden; erst wenn sie satt sind, ist der Dienst fertig. (Grimm, Weisth, II, 237.) Der Meier gibt schliesslich jedem beim Fortgehen einen Stab in die Hand. Thut er es nicht und der arme Mann fällt sich ein Bein entzwei, so muss er ihn in den Hof zurückführen und auf eigene Kosten arzneien lassen. (Grimm, Weisth., I, 685.) Manche Dienste waren auch[Spaltenumbruch] an sich nicht so anstrengender Art, um das Leben zu bedrohen. So mussten in einem Dorfe die Weiber abwechselnd der Gerichtsfrau und ihren Töchtern den Rücken kratzen und alle Morgen die Flöhe aus den Betten suchen. (Kindlinger, 209 fg.; Klingner, I, 138; Graf, 56.) 2 Hofdienst erbet nicht. - Mathesius, Postilla, I, LVa. 3 Hofdienst ist ein glänzendes Elend. - Kiesewetter, 6. 4 Hofdienst ist neiden, beugen und hoffen, und der Lohn Reue. Zuweilen wirft er auch wol etwas Besseres ab. Die Breslauer Volkszeitung (1857, Nr. 7 Sonntagsblatt) theilt mit, dass der Friseur der Königin Victoria von England ein Jahrgehalt von 2000 Pfd. St. erhält, obgleich sonst diejenigen, deren Beruf die Cultur des Kopfes ist, in der Regel nicht so gut bezahlt werden. 5 Hofdienst und Rang sind glänzender Zwang. 6 Wer Hofedienst sucht, hasst seine Freiheit. Lat.: Si curiam curas, pariet tibi curia curas. (Egeria, 269.) 7 Wer sich im Hofedienst zu Tode arbeitet, ist des Ausläutens nicht werth. Böhm.: Kdo se v panske praci (sluzbe) pretrhne, nezasluhuje, by mu zvonili. (Celakovsky, 133.) Hofesel. 1 Hofesel zu sein, ist mühe vnd arbeit. - Henisch, 940, 59; Heuseler, 340. Daher bat wol auch in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhundert sein zwanzig Jahre dienender, noch unbesoldeter Rath bei "dem betrübten Ableben des hochfürstlichen Leibelefanten um die vacante Elefantenstelle oder -Besoldung." (Annalen der leidenden Menschheit, 1799, Hft. 1, S. 404.) 2 Wo Hofesel nicht thet, so würde Hoffegaul vnd Hoffemaul nit so vberflüssig fressen vnd müssig gehen (und spielen). - Petri, II, 805; Heuseler, 340; Luther's Werke, VI, 166b. Hoffart. 1 Am besten geräth uns immer die stinkende Hoffart, sprach der Hofnarr, als eine Frau den Flor im Klostergarten rühmte. - Klosterspiegel, 63, 7. 2 An arme hoffart wischt der teifel den ars. - Manl., 183; Körte, 2902; Braun, I, 1425. "Wo hoffart ist beim armen man, wischt der Teuffel den hindern an." (Waldis, II, 28.) "An solche Hoffart saget man, wischet der Teufel seinen Hindern; denn es ist in der Warheit alles eine arme elende, stinkende Bettelhoffart." (Luther, Hauspostille, F. visit. Con. 1.) Mhd.: Armiu hochvart deist ein spot. (Spervogel.) - Armiu hochvart ist ein spot reiche demuot minnet got. (Freidank.) - Mich wundert armiu hochvart, und ist alter man unweis. (Murner.) (Zingerle, 70.) Holl.: Aan arme lieden hoovaardij vaagt de duivel zijn' aars. (Harrebomee, I, 333.) 3 An Hoffart wischet der Teuffel den Hindern. - Pauli, Postilla, III, 236a. 4 Arm Hoffart soll Eyer legen. "Wann einer will hoffertig seyn vnd nicht mehr hat zu brocken eyn, den trifft das gemeine Sprichwort dergegen die arm Hoffart soll eyer legen." - "Fand man doch anderes nichts zuletzt, denn dass sie geschissen hett ins Nest." (Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602.) 5 Arme Hoffart ist ein Spott, reiche Demuth liebet Gott. - Bacmeister, 18. 6 Auff hoffart kommet grosse plage nach gschrifft vnd aller weisen sage. Lat.: Est verum verbum, frangit Deus omne superbum. (Loci comm., 191.) 7 Aus Hoffart macht der Teufel Hoffars. - Fischart, Gesch. Holl.: Eens armen mans hoovaardij is niets waard. (Harrebomee, I, 333.) 8 Die Hoffart der lieben Christenheit ist braun vnd blaw vnd ein blutiger kopff. - Mathesius, Historia Jesu, XXIb. 9 Die Hoffart geht in Himmel, wie einer, der mit vberzwercher stang in die Kirch geht. - Lehmann, 394, 35. It.: La superbia non sta bene ne in cielo, no in terra. (Pazzaglia, 366, 1.) 10 Die Hoffart ist den Menschen angeboren. Und sie sitzt nicht blos in der Haut, sondern tiefer. Die Holländer sagen: De hoovaardij is in den mensch; was het in het varken, men zou het er uit snijden. (Harrebomee, I, 333.) 11 Die Hoffart ist so hoch erkorn, das sie alle Ketzer geborn. - Schütz, 321b.
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Hofarbeit. 1 Hofarbeit ist Todtschlag der Zeit. Von den Frondiensten. Menschen und Thiere wetteiferten miteinander darin, an einem Tage so wenig als möglich zu thun. *2 Eine Hofarbeit thun. Uneigentlich gezwungen, daher oberflächliche, schlechte Arbeit; scherzhaft auch wol von Verrichtungen, die mehr aus Anstandsrücksichten u. dgl. als aus Neigung geschehen. So nennt man es in der Niederlausitz – „Hofarbeit“, wenn jemand auf Bällen wiederholt mit seiner Frau tanzen muss. Lat.: Bovi clitellas imponere. Hofart. 1 Hofart ist freundlich mit Blicken und den Teufel im Rücken. Dän.: Øientieneste er hofmands art. (Bohn I, 394.) 2 Hofart ist, Gold auf den Hosen und keins darin. Hofbauch. Hofbäuche wollen Hofbräuche. – Parömiakon, 242. Hofbescheid. 1 Hofbescheid ändern sich von gestern zu heut'. „Hofbescheid ... die sich bissweilen offt verendern.“ (Ayrer, III, 2023.) *2 Er hat einen Hofbescheid bekommen. Frz.: On lui a répondu en normand; on lui a donné de l'eau bénite de la cour. 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Hofarbeit.
1 Hofarbeit ist Todtschlag der Zeit.
Von den Frondiensten. Menschen und Thiere wetteiferten miteinander darin, an einem Tage so wenig als möglich zu thun.
*2 Eine Hofarbeit thun.
Uneigentlich gezwungen, daher oberflächliche, schlechte Arbeit; scherzhaft auch wol von Verrichtungen, die mehr aus Anstandsrücksichten u. dgl. als aus Neigung geschehen. So nennt man es in der Niederlausitz – „Hofarbeit“, wenn jemand auf Bällen wiederholt mit seiner Frau tanzen muss.
Lat.: Bovi clitellas imponere.
Hofart.
1 Hofart ist freundlich mit Blicken und den Teufel im Rücken.
Dän.: Øientieneste er hofmands art. (Bohn I, 394.)
2 Hofart ist, Gold auf den Hosen und keins darin.
Hofbauch.
Hofbäuche wollen Hofbräuche. – Parömiakon, 242.
Hofbescheid.
1 Hofbescheid ändern sich von gestern zu heut'.
„Hofbescheid ... die sich bissweilen offt verendern.“ (Ayrer, III, 2023.)
*2 Er hat einen Hofbescheid bekommen.
Frz.: On lui a répondu en normand; on lui a donné de l'eau bénite de la cour. (Starschedel, 408.)
Hofblick.
* Einem Hofblicke geben. – Mathesius, Postilla, II, CCVIa.
Hofbraut.
* Einem ein Hofbraut anbieten.
„Saul, der falsche Mann, beut dem David auch ein Hofbraut an, und setzet jn an seinen tisch als einen lieben Eydmann.“ (Mathesius, Postilla, II, CCLXa.)
Hofbrei.
Hofbrei essen und Maul verbrennen sind zusammen wie Hahn und Hennen. – Parömiakon, 1920.
Hofbube.
Hoffbuben – böse Buben. – Petri, II, 381; Mathesius, Historia Jesu, LIIb.
Hofbursche.
Wenn die Hofburschen dem Teufel dienen, kann ein ehrlicher Gesell unserm Herrgott Vortrag halten.
Zinkgref (I, 324) erzählt: „Bruder Deumling, ein Böhm, ging das gantz Jahr über nit in die Kirche, ausserhalb in der Fastnacht. Als er nun gefragt ward, warumb, sagte er: Jetzo hätte er den besten raum bei unserm Herr Gott, weil jetzo die Hof-Bursch und fast jederman dem Teuffel diente, sonsten liessen sie unsern Herrn Gott das gantze Jahr über nicht so viel der weil, dass er einen armen Narren und sein Gebet vor ihrem grossen Geträng und Uberlauff hören kündte.“
Hofcavalier.
Hofcavalier seynd Luxusthier.
Bogatzky in seiner Selbstbiographie sagt: „Ein gewöhnlicher, eitler Hofcavalier thue nichts und dürfe nichts thun, als essen, trinken und weltliche Dingo schwatzen.“
Hofdank.
* Einen Hofdank verdienen. – Mathesy, 124a.
Hofdiele.
Hofdielen sind glatt.
Das Leben am Hofe ist gefährlich.
Hofdiener.
Hoffediener sagen, wie man zu hoff gern höret. – Petri, II, 381; Henisch, 701, 1.
Hofdienst.
1 De sick in'n Hofdênst to Dode quält, kumt nich in'n Himmel. – Goldschmidt, 88; Eichwald, 297; Frommann, IV, 141, 313; für Bremen: Köster, 255.
Man hat auch kein Beispiel, dass sich jemand in diesem Dienst zu Tode gearbeitet hätte. Hoftage thun, heisst noch jetzt, halb müssig gehen. Damit die Frondienste nicht durch Härte unerträglich wurden, hatte man sie mit schützenden Bestimmungen umgeben. So konnte in der Ernte jeder dem Schneidtage vorstehen, wer eine Egge zur Saat leiten kann; der Schnitter muss nur tapfer genug sein, neun Halme auf dem Rücken zu zählen und mit der Sichel zu durchschneiden (Grimm, Weisth., II, 412), und ein Pflüger fährt so langsam, dass der Fink auf den Radfelgen seine Jungen zu ätzen vermag; gleichwol müssen die Fronder ordentlich beköstigt werden; erst wenn sie satt sind, ist der Dienst fertig. (Grimm, Weisth, II, 237.) Der Meier gibt schliesslich jedem beim Fortgehen einen Stab in die Hand. Thut er es nicht und der arme Mann fällt sich ein Bein entzwei, so muss er ihn in den Hof zurückführen und auf eigene Kosten arzneien lassen. (Grimm, Weisth., I, 685.) Manche Dienste waren auch
an sich nicht so anstrengender Art, um das Leben zu bedrohen. So mussten in einem Dorfe die Weiber abwechselnd der Gerichtsfrau und ihren Töchtern den Rücken kratzen und alle Morgen die Flöhe aus den Betten suchen. (Kindlinger, 209 fg.; Klingner, I, 138; Graf, 56.)
2 Hofdienst erbet nicht. – Mathesius, Postilla, I, LVa.
3 Hofdienst ist ein glänzendes Elend. – Kiesewetter, 6.
4 Hofdienst ist neiden, beugen und hoffen, und der Lohn Reue.
Zuweilen wirft er auch wol etwas Besseres ab. Die Breslauer Volkszeitung (1857, Nr. 7 Sonntagsblatt) theilt mit, dass der Friseur der Königin Victoria von England ein Jahrgehalt von 2000 Pfd. St. erhält, obgleich sonst diejenigen, deren Beruf die Cultur des Kopfes ist, in der Regel nicht so gut bezahlt werden.
5 Hofdienst und Rang sind glänzender Zwang.
6 Wer Hofedienst sucht, hasst seine Freiheit.
Lat.: Si curiam curas, pariet tibi curia curas. (Egeria, 269.)
7 Wer sich im Hofedienst zu Tode arbeitet, ist des Ausläutens nicht werth.
Böhm.: Kdo se v panské práci (službĕ) přetrhne, nezasluhuje, by mu zvonili. (Čelakovsky, 133.)
Hofesel.
1 Hofesel zu sein, ist mühe vnd arbeit. – Henisch, 940, 59; Heuseler, 340.
Daher bat wol auch in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhundert sein zwanzig Jahre dienender, noch unbesoldeter Rath bei „dem betrübten Ableben des hochfürstlichen Leibelefanten um die vacante Elefantenstelle oder -Besoldung.“ (Annalen der leidenden Menschheit, 1799, Hft. 1, S. 404.)
2 Wo Hofesel nicht thet, so würde Hoffegaul vnd Hoffemaul nit so vberflüssig fressen vnd müssig gehen (und spielen). – Petri, II, 805; Heuseler, 340; Luther's Werke, VI, 166b.
Hoffart.
1 Am besten geräth uns immer die stinkende Hoffart, sprach der Hofnarr, als eine Frau den Flor im Klostergarten rühmte. – Klosterspiegel, 63, 7.
2 An arme hoffart wischt der teifel den ars. – Manl., 183; Körte, 2902; Braun, I, 1425.
„Wo hoffart ist beim armen man, wischt der Teuffel den hindern an.“ (Waldis, II, 28.) „An solche Hoffart saget man, wischet der Teufel seinen Hindern; denn es ist in der Warheit alles eine arme elende, stinkende Bettelhoffart.“ (Luther, Hauspostille, F. visit. Con. 1.)
Mhd.: Armiu hôchvart deist ein spot. (Spervogel.) – Armiu hôchvart ist ein spot rîche dêmuot minnet got. (Freidank.) – Mich wundert armiu hôchvart, und ist alter man unwîs. (Murner.) (Zingerle, 70.)
Holl.: Aan arme lieden hoovaardij vaagt de duivel zijn' aars. (Harrebomée, I, 333.)
3 An Hoffart wischet der Teuffel den Hindern. – Pauli, Postilla, III, 236a.
4 Arm Hoffart soll Eyer legen.
„Wann einer will hoffertig seyn vnd nicht mehr hat zu brocken eyn, den trifft das gemeine Sprichwort dergegen die arm Hoffart soll eyer legen.“ – „Fand man doch anderes nichts zuletzt, denn dass sie geschissen hett ins Nest.“ (Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602.)
5 Arme Hoffart ist ein Spott, reiche Demuth liebet Gott. – Bacmeister, 18.
6 Auff hoffart kommet grosse plage nach gschrifft vnd aller weisen sage.
Lat.: Est verum verbum, frangit Deus omne superbum. (Loci comm., 191.)
7 Aus Hoffart macht der Teufel Hoffars. – Fischart, Gesch.
Holl.: Eens armen mans hoovaardij is niets waard. (Harrebomée, I, 333.)
8 Die Hoffart der lieben Christenheit ist braun vnd blaw vnd ein blutiger kopff. – Mathesius, Historia Jesu, XXIb.
9 Die Hoffart geht in Himmel, wie einer, der mit vberzwercher stang in die Kirch geht. – Lehmann, 394, 35.
It.: La superbia non stà bene nè in cielo, nò in terra. (Pazzaglia, 366, 1.)
10 Die Hoffart ist den Menschen angeboren.
Und sie sitzt nicht blos in der Haut, sondern tiefer. Die Holländer sagen: De hoovaardij is in den mensch; was het in het varken, men zou het er uit snijden. (Harrebomée, I, 333.)
11 Die Hoffart ist so hoch erkorn, das sie alle Ketzer geborn. – Schütz, 321b.
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