Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] zusammen bestehen kann. Die Spitze des Sprichworts geht wol aber auch gegen die Art und Weise, wie die kleinen Herren ihre sogenannten Rechte von Gottes Gnaden auszuüben pflegten. Frz.: Le service du maeitre demande plus d'exactitude que celui de Dieu. 8 Herrendienst, Gunst vnd geneigter Wille erbet nicht. - Petri, II, 376. 9 Herrendienst, Herrenlohn. - Sailer, 82. 10 Herrendieiist ist nicht stets Gewinst. Im Dienste grosser Herren macht man nicht stets sein Glück. 11 Herrendienst ist rund. (Wend. Lausitz.) -Oberschlesisch bei Reinsberg III, 123. 12 Herrendienst ist unsicher. Die Esten sagen: Die Dielen im Herrenhause sind glatt. (Reinsberg III, 123.) Böhm.: Panske sluzby jsou kulovate. (Celakovsky, 245.) Wend.: Knjejskje sluzby su kulejto. (Celakorsky, 245.) 13 Herrendienst macht in einer Stund aus Narren witzige Leut. - Opel, 373. 14 Herrendienst und Herrengunst erben nicht. It.: Servigio de' grandi non e eritaggio; chi troppo se ne fida, non e saggio. 15 Herren Dienst vnd goad erben nicht. - Lehmann, 128, 85. 16 Herrendienst vnd legelwein riechen vber nacht auss. - Mathesius, Sarepta, XXIIIIb. In Wien: Herrendienst oder ein Neigerl (Gläsl) Wein raucht über Nacht aus. 17 Herrendienste sind keine Ehegelübde. - Eisenhart, II, 2, 6; Pistor., III, 53; Graf, 41, 126; Simrock, 4625. Wenn nun auch, will das Sprichwort sagen, der Bediente zu seinem Herrn in einem engen und festen Dienstverbande steht, so ist dies Verhältniss doch nicht so beschaffen, dass es nicht, wenn der Herr dem Bedienten oder dieser jenem den Dienst aufkündigt, wieder aufgehoben werden könnte, da es sich auf einen einfachen Vertrag gründet, während Ehegelöbnisse Zusagen viel wichtigerer Art für die ganze Lebensdauer enthalten. 18 Herrndienst, Aprillen Wetter, Frawen Lieb, wie Rosenbletter. - Gruter, III, 49; Lehmann, II, 264, 29. 19 Herrndienst erbt nicht, lieber Kittel, reiss nicht. - Eyering, III, 14. 20 Wer bey Herrendienst ein Ganss isset, der muss bissweilen die Federn zollen. - Lehmann, 852, 18. 21 Wer Herrendienst entrathen kann, der ist ein glück- (oder dreimal) seliger Mann. "Woll dem, der sich mit Gott und ehren, ohn grosser Herren Dienst kan nehren; ja selig ist derselbig Mann, der Herrengunst entrathen kann." (Froschm., EVb.) Lat.: Dulce inexpertis cultura potentis amici expertus metuit. - Porro a Jove atque a fulmino. (Eiselein, 304.) 22 Wer sich in Herrendiensten todt arbeitet, den holt der Teufel. - Pistor., II, 34; Graf, 83; Simrock, 4624. Diese Ansicht setzten die Bauern den Scherereien der Gutsherren entgegen, wenn diese sagten: Weiden und Bauern müssen alle Jahre beschnitten werden. (S. Weide.) Uebrigens waren die Bauern mit der Hofarbeit so vertraut, dass dem Teufel nicht oft eine Beute geworden sein wird. Herrendreck. Herrendreck stinkt nicht. - Körte, 2799. Holl.: Heeren-drek stinkt niet. (Harrebomee, I, 295.) Herrenessen (Mahl). * Es ist ein Herrenessen. - Eiselein, 304. Bei den Römern: das Essen eines Pontifex Maximus. Frz.: Chere de commissaire. (Lendroy.) Lat.: Coena pontificalis. (Eiselein, 304; Faselius, 47.) Herrenfeuer. Herrenfeuer wärmt und brennt. - Eiselein, 302; Simrock, 4638; Braun, I, 1323; Reinsberg III, 123. Herrenflehen. Herrenflehen kommt theurer oft als Herrenbefehl zu stehen. (Poln.) Herrengebot. 1 Herrengebot düert dre Dage un en Schoffteid1. - Frommann, VI, 282, 685.; Goldschmidt, 93; Bueren, 569; Hauskalender, II. 1) Der Tag des Arbeiters hat drei Ruhepunkte: Die Zeit des Frühstücks, des Mittags und des Vesperbrots. Der Arbeitstag wird dadurch in vier Theile getheilt und ein solcher Vierteltag heisst 'n Schuft (Schaff- [Spaltenumbruch] oder Schuftid: Schaffzeit). (Vgl. Brem. Wb., IV, 726; Schütze, IV, 87.) Mit diesem Sprichwort unterdrückt der oldenburger Landmann jede aufkeimende Opposition gegen neue, ihm unliebsame Anordnungen. Er meint, sie werden ohnehin nicht von Dauer sein. 2 Herrengebot gehet für Gottes gebot. - Petri, II, 376; Henisch, 1692, 29. 3 Herrengeb ot geht allen vor. - Pistor., VII, 94. 4 Herrengebot wehret drei Tage. - Petri, II, 376. *5 Es ist kein Herrengebot. Man kann's thun, man kann's auch lassen; es ist nicht so peinlich damit. Holl.: Het is geen heeren-gebod, men mag het doen en men mag het laten. (Harrebomee, I, 295.) Herrengeld. Herrengeld schreit vor aller Welt. - Eiselein, 304; Simrock, 4633. Herrengnade. 1 Herrengnad hat ein gross Maul, doch ihre Hände sind gar faul. Böhm.: Milost panska bez stedroty nech se klidi za ploty. (Celakovsky, 245.) Poln.: Laska panska bez datku nic nie jest. (Celakovsky, 245.) 2 Herrengnad währet nicht ewig. - Lehmann, II, 262, 18; Sutor, 72. Dän.: Herre-hyld er snart at spilde. - Herre-hyld og papiirs ild blasser snart ud. (Prov. dan., 282.) Lat.: Gratia regalis non est perpetualis. (Sutor, 72.) 3 Herrengnade erbet nicht. - Pistor., X, 31. Mit "Herrengunst oder Herrengnade" bezeichnete man im Mittelalter alle diejenigen Belehnungen mit Gütern an Hörige, welche nicht auf deren Nachkommen übergingen, sondern mit dem Tode jedes einzelnen Mannes immer an die Herrschaft zurückfielen oder den Bauern gar nur auf Ruf und Widerruf geliehen wurden, also zu jeder Zeit wieder entzogen werden konnten. Aus diesem Verhältniss erklären sich alle die Sprichwörter und Redensarten, in denen von der Unzuverlässigkeit der Herrengnade oder Herrengunst die Rede ist. Engl.: A king's favour is no inheritance. Frz.: Faveur des grands n'est pas heritage. 4 Herrengnade ist kein Schade. Dän.: Herre-hyldest er godt at have. (Prov. dan., 285.) 5 Herrengnade reitet auf Hasen. Poln.: Panska laska na zajacu jezdzi. (Lompa, 27.) 6 Herrngnade, Aprilwetter, Frawengonst. - Luther's Ms., 2. Herrengrille. Herrengrillen kosten (verzehren) Bauernschweiss. Frz.: Au monde n'a si grant dommage que de seigneur a fol courage. (Leroux, II, 76.) Herrengunst. 1 Auf Herrengunst nicht bau', noch gutem Wetter trau', das Wetter nicht besteht und Herrengunst vergeht. - Schottel, 1143a; Sailer, 273; Henisch, 332, 70; Eiselein, 304; Lohrengel, I, 41. Die Isländer sagen: Herrengunst ist eine Zeit mild, die andere bringt sie Streit. Die polnischen Oberschlesier: Herrengunst reitet auf einem scheckigen Pferde. (Reinsberg III, 123.) Böhm.: Kdo si panskou lasku chvali, cimsi nejistym se sali. (Celakovsky, 244.) Dän.: Herregunst skal man agte högt, men ei forlade sig der paa. (Prov. dan., 212.) Lat.: Ex faxili causa dominus mutatur et aura. (Binder I, 1558; II, 1970; Eiselein, 304; Mone, Anzeiger, VII, 506; Zingerle, 66.) - Ridenti domino et coelo ne crede sereno, nam facili causa dominus mutatur et aura. (Philippi, II, 158; Gaal, 885.) Poln.: Kto laske panska szacuje, cos w sobie niepewnego czuje. (Celakovsky, 244.) 2 Besser keine Herrengunst erkoren, als Herrengunst verloren. Dän.: Det er undertiden bedre at forlade end forlaare en herres gunst. (Prov. dan., 285.) 3 Hea'ngunst is übe' Nacht aus. (Tirol.) - Frommann, VI, 35, 42. Böhm.: Panska laska jak zajeci chvost kratka. - Panska laska roste na zajecim chvoste. - Panska milost a vino v konvi drevene pres noc zvetraji. (Celakovsky, 244 u. 245.) 4 Hea'ngunst kost't Geld. (Innsbruck.) - Frommann, VI, 35, 43. 5 Herengunst is boalle Uemmegunst. (Westf.) 6 Herregonst, Aprölwedder, Olweiberdanz on Wesewater de daure nich lang. - Frischbier2, 1590. 7 Herregunst und Vogelg'sang isch gar schön, aber durt nit lang. (Solothurn.) - Schild, 62, 73.
[Spaltenumbruch] zusammen bestehen kann. Die Spitze des Sprichworts geht wol aber auch gegen die Art und Weise, wie die kleinen Herren ihre sogenannten Rechte von Gottes Gnaden auszuüben pflegten. Frz.: Le service du maître demande plus d'exactitude que celui de Dieu. 8 Herrendienst, Gunst vnd geneigter Wille erbet nicht. – Petri, II, 376. 9 Herrendienst, Herrenlohn. – Sailer, 82. 10 Herrendieiist ist nicht stets Gewinst. Im Dienste grosser Herren macht man nicht stets sein Glück. 11 Herrendienst ist rund. (Wend. Lausitz.) –Oberschlesisch bei Reinsberg III, 123. 12 Herrendienst ist unsicher. Die Esten sagen: Die Dielen im Herrenhause sind glatt. (Reinsberg III, 123.) Böhm.: Panské služby jsou kulovaté. (Čelakovský, 245.) Wend.: Knjejskje słužby su kulejto. (Čelakorský, 245.) 13 Herrendienst macht in einer Stund aus Narren witzige Leut. – Opel, 373. 14 Herrendienst und Herrengunst erben nicht. It.: Servigio de' grandi non è eritaggio; chi troppo se ne fida, non è saggio. 15 Herren Dienst vnd goad erben nicht. – Lehmann, 128, 85. 16 Herrendienst vnd legelwein riechen vber nacht auss. – Mathesius, Sarepta, XXIIIIb. In Wien: Herrendienst oder ein Neigerl (Gläsl) Wein raucht über Nacht aus. 17 Herrendienste sind keine Ehegelübde. – Eisenhart, II, 2, 6; Pistor., III, 53; Graf, 41, 126; Simrock, 4625. Wenn nun auch, will das Sprichwort sagen, der Bediente zu seinem Herrn in einem engen und festen Dienstverbande steht, so ist dies Verhältniss doch nicht so beschaffen, dass es nicht, wenn der Herr dem Bedienten oder dieser jenem den Dienst aufkündigt, wieder aufgehoben werden könnte, da es sich auf einen einfachen Vertrag gründet, während Ehegelöbnisse Zusagen viel wichtigerer Art für die ganze Lebensdauer enthalten. 18 Herrndienst, Aprillen Wetter, Frawen Lieb, wie Rosenbletter. – Gruter, III, 49; Lehmann, II, 264, 29. 19 Herrndienst erbt nicht, lieber Kittel, reiss nicht. – Eyering, III, 14. 20 Wer bey Herrendienst ein Ganss isset, der muss bissweilen die Federn zollen. – Lehmann, 852, 18. 21 Wer Herrendienst entrathen kann, der ist ein glück- (oder dreimal) seliger Mann. „Woll dem, der sich mit Gott und ehren, ohn grosser Herren Dienst kan nehren; ja selig ist derselbig Mann, der Herrengunst entrathen kann.“ (Froschm., EVb.) 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Aus diesem Verhältniss erklären sich alle die Sprichwörter und Redensarten, in denen von der Unzuverlässigkeit der Herrengnade oder Herrengunst die Rede ist. Engl.: A king's favour is no inheritance. Frz.: Faveur des grands n'est pas héritage. 4 Herrengnade ist kein Schade. Dän.: Herre-hyldest er godt at have. (Prov. dan., 285.) 5 Herrengnade reitet auf Hasen. Poln.: Pańska łaska na zającu jeździ. (Lompa, 27.) 6 Herrngnade, Aprilwetter, Frawengonst. – Luther's Ms., 2. Herrengrille. Herrengrillen kosten (verzehren) Bauernschweiss. Frz.: Au monde n'a si grant dommage que de seigneur à fol courage. (Leroux, II, 76.) Herrengunst. 1 Auf Herrengunst nicht bau', noch gutem Wetter trau', das Wetter nicht besteht und Herrengunst vergeht. – Schottel, 1143a; Sailer, 273; Henisch, 332, 70; Eiselein, 304; Lohrengel, I, 41. Die Isländer sagen: Herrengunst ist eine Zeit mild, die andere bringt sie Streit. Die polnischen Oberschlesier: Herrengunst reitet auf einem scheckigen Pferde. 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zusammen bestehen kann. Die Spitze des Sprichworts geht wol aber auch gegen die Art und Weise, wie die kleinen Herren ihre sogenannten Rechte von Gottes Gnaden auszuüben pflegten.
Frz.: Le service du maître demande plus d'exactitude que celui de Dieu.
8 Herrendienst, Gunst vnd geneigter Wille erbet nicht. – Petri, II, 376.
9 Herrendienst, Herrenlohn. – Sailer, 82.
10 Herrendieiist ist nicht stets Gewinst.
Im Dienste grosser Herren macht man nicht stets sein Glück.
11 Herrendienst ist rund. (Wend. Lausitz.) –Oberschlesisch bei Reinsberg III, 123.
12 Herrendienst ist unsicher.
Die Esten sagen: Die Dielen im Herrenhause sind glatt. (Reinsberg III, 123.)
Böhm.: Panské služby jsou kulovaté. (Čelakovský, 245.)
Wend.: Knjejskje słužby su kulejto. (Čelakorský, 245.)
13 Herrendienst macht in einer Stund aus Narren witzige Leut. – Opel, 373.
14 Herrendienst und Herrengunst erben nicht.
It.: Servigio de' grandi non è eritaggio; chi troppo se ne fida, non è saggio.
15 Herren Dienst vnd goad erben nicht. – Lehmann, 128, 85.
16 Herrendienst vnd legelwein riechen vber nacht auss. – Mathesius, Sarepta, XXIIIIb.
In Wien: Herrendienst oder ein Neigerl (Gläsl) Wein raucht über Nacht aus.
17 Herrendienste sind keine Ehegelübde. – Eisenhart, II, 2, 6; Pistor., III, 53; Graf, 41, 126; Simrock, 4625.
Wenn nun auch, will das Sprichwort sagen, der Bediente zu seinem Herrn in einem engen und festen Dienstverbande steht, so ist dies Verhältniss doch nicht so beschaffen, dass es nicht, wenn der Herr dem Bedienten oder dieser jenem den Dienst aufkündigt, wieder aufgehoben werden könnte, da es sich auf einen einfachen Vertrag gründet, während Ehegelöbnisse Zusagen viel wichtigerer Art für die ganze Lebensdauer enthalten.
18 Herrndienst, Aprillen Wetter, Frawen Lieb, wie Rosenbletter. – Gruter, III, 49; Lehmann, II, 264, 29.
19 Herrndienst erbt nicht, lieber Kittel, reiss nicht. – Eyering, III, 14.
20 Wer bey Herrendienst ein Ganss isset, der muss bissweilen die Federn zollen. – Lehmann, 852, 18.
21 Wer Herrendienst entrathen kann, der ist ein glück- (oder dreimal) seliger Mann.
„Woll dem, der sich mit Gott und ehren, ohn grosser Herren Dienst kan nehren; ja selig ist derselbig Mann, der Herrengunst entrathen kann.“ (Froschm., EVb.)
Lat.: Dulce inexpertis cultura potentis amici expertus metuit. – Porro a Jove atque a fulmino. (Eiselein, 304.)
22 Wer sich in Herrendiensten todt arbeitet, den holt der Teufel. – Pistor., II, 34; Graf, 83; Simrock, 4624.
Diese Ansicht setzten die Bauern den Scherereien der Gutsherren entgegen, wenn diese sagten: Weiden und Bauern müssen alle Jahre beschnitten werden. (S. Weide.) Uebrigens waren die Bauern mit der Hofarbeit so vertraut, dass dem Teufel nicht oft eine Beute geworden sein wird.
Herrendreck.
Herrendreck stinkt nicht. – Körte, 2799.
Holl.: Heeren-drek stinkt niet. (Harrebomée, I, 295.)
Herrenessen (Mahl).
* Es ist ein Herrenessen. – Eiselein, 304.
Bei den Römern: das Essen eines Pontifex Maximus.
Frz.: Chère de commissaire. (Lendroy.)
Lat.: Coena pontificalis. (Eiselein, 304; Faselius, 47.)
Herrenfeuer.
Herrenfeuer wärmt und brennt. – Eiselein, 302; Simrock, 4638; Braun, I, 1323; Reinsberg III, 123.
Herrenflehen.
Herrenflehen kommt theurer oft als Herrenbefehl zu stehen. (Poln.)
Herrengebot.
1 Herrengebot düert drê Dage un ên Schofftîd1. – Frommann, VI, 282, 685.; Goldschmidt, 93; Bueren, 569; Hauskalender, II.
1) Der Tag des Arbeiters hat drei Ruhepunkte: Die Zeit des Frühstücks, des Mittags und des Vesperbrots. Der Arbeitstag wird dadurch in vier Theile getheilt und ein solcher Vierteltag heisst 'n Schuft (Schaff-
oder Schuftid: Schaffzeit). (Vgl. Brem. Wb., IV, 726; Schütze, IV, 87.) Mit diesem Sprichwort unterdrückt der oldenburger Landmann jede aufkeimende Opposition gegen neue, ihm unliebsame Anordnungen. Er meint, sie werden ohnehin nicht von Dauer sein.
2 Herrengebot gehet für Gottes gebot. – Petri, II, 376; Henisch, 1692, 29.
3 Herrengeb ot geht allen vor. – Pistor., VII, 94.
4 Herrengebot wehret drei Tage. – Petri, II, 376.
*5 Es ist kein Herrengebot.
Man kann's thun, man kann's auch lassen; es ist nicht so peinlich damit.
Holl.: Het is geen heeren-gebod, men mag het doen en men mag het laten. (Harrebomée, I, 295.)
Herrengeld.
Herrengeld schreit vor aller Welt. – Eiselein, 304; Simrock, 4633.
Herrengnade.
1 Herrengnad hat ein gross Maul, doch ihre Hände sind gar faul.
Böhm.: Milost panská bez štĕdroty nech se klidí za ploty. (Čelakovský, 245.)
Poln.: Łaska pańska bez datku nic nie jest. (Čelakovský, 245.)
2 Herrengnad währet nicht ewig. – Lehmann, II, 262, 18; Sutor, 72.
Dän.: Herre-hyld er snart at spilde. – Herre-hyld og papiirs ild blasser snart ud. (Prov. dan., 282.)
Lat.: Gratia regalis non est perpetualis. (Sutor, 72.)
3 Herrengnade erbet nicht. – Pistor., X, 31.
Mit „Herrengunst oder Herrengnade“ bezeichnete man im Mittelalter alle diejenigen Belehnungen mit Gütern an Hörige, welche nicht auf deren Nachkommen übergingen, sondern mit dem Tode jedes einzelnen Mannes immer an die Herrschaft zurückfielen oder den Bauern gar nur auf Ruf und Widerruf geliehen wurden, also zu jeder Zeit wieder entzogen werden konnten. Aus diesem Verhältniss erklären sich alle die Sprichwörter und Redensarten, in denen von der Unzuverlässigkeit der Herrengnade oder Herrengunst die Rede ist.
Engl.: A king's favour is no inheritance.
Frz.: Faveur des grands n'est pas héritage.
4 Herrengnade ist kein Schade.
Dän.: Herre-hyldest er godt at have. (Prov. dan., 285.)
5 Herrengnade reitet auf Hasen.
Poln.: Pańska łaska na zającu jeździ. (Lompa, 27.)
6 Herrngnade, Aprilwetter, Frawengonst. – Luther's Ms., 2.
Herrengrille.
Herrengrillen kosten (verzehren) Bauernschweiss.
Frz.: Au monde n'a si grant dommage que de seigneur à fol courage. (Leroux, II, 76.)
Herrengunst.
1 Auf Herrengunst nicht bau', noch gutem Wetter trau', das Wetter nicht besteht und Herrengunst vergeht. – Schottel, 1143a; Sailer, 273; Henisch, 332, 70; Eiselein, 304; Lohrengel, I, 41.
Die Isländer sagen: Herrengunst ist eine Zeit mild, die andere bringt sie Streit. Die polnischen Oberschlesier: Herrengunst reitet auf einem scheckigen Pferde. (Reinsberg III, 123.)
Böhm.: Kdo si panskou lásku chválí, čímsi nejistým se šálí. (Čelakovský, 244.)
Dän.: Herregunst skal man agte høgt, men ei forlade sig der paa. (Prov. dan., 212.)
Lat.: Ex faxili causa dominus mutatur et aura. (Binder I, 1558; II, 1970; Eiselein, 304; Mone, Anzeiger, VII, 506; Zingerle, 66.) – Ridenti domino et coelo ne crede sereno, nam facili causa dominus mutatur et aura. (Philippi, II, 158; Gaal, 885.)
Poln.: Kto łaskę pańska szacuje, coś w sobie niepewnego czuje. (Čelakovský, 244.)
2 Besser keine Herrengunst erkoren, als Herrengunst verloren.
Dän.: Det er undertiden bedre at forlade end forlaare en herres gunst. (Prov. dan., 285.)
3 Hea'ngunst is übe' Nacht aus. (Tirol.) – Frommann, VI, 35, 42.
Böhm.: Panská láska jak zaječí chvost krátká. – Panská láska roste na zaječím chvostĕ. – Pańská milost a vino v konvi dřĕvĕnĕ přes noc zvĕtrají. (Čelakovský, 244 u. 245.)
4 Hea'ngunst kost't Geld. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35, 43.
5 Herengunst is boalle Uemmegunst. (Westf.)
6 Herregonst, Aprölwedder, Ôlwîberdanz on Wêsewater de dûre nich lang. – Frischbier2, 1590.
7 Herregunst und Vogelg'sang isch gar schön, aber durt nit lang. (Solothurn.) – Schild, 62, 73.
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