Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 65 Wer heirathen will, wähle ein Weib, das nie über einen Besenstiel hinausläuft. Ein junger reicher Mann sagte zu seinem Freunde: "Diesen Besenstiel bestimme ich, um mir eine Gattin zu wählen." Er hatte eine zahlreiche Gesellschaft, in der sich viel Jungfrauen befanden, bei sich, die er aus einem köstlichen Saale in ein nahes Gehölz führte. Auf dem Wege dahin lag der Besen, über den einige stolperten, andere schritten. Endlich kam ein Mädchen, die ihn aufhob und in eine Ecke des Gebäudes stellte. Diese wurde die wirthliche Gattin des jungen Mannes. Er hatte sich nicht getäuscht; die Ehe war eine glückliche. 66 Wer heirathet, eh' er klug ist, stirbt, eh' er reich ist. 67 Wer heirathet, hat das halbe Brot. Weil er es mit der Frau theilen muss. Kann nach dem Wortlaut auch wol heissen, dass die Frau bei vielen Arbeiten als Gehülfin das halbe Brot erwirbt. 68 Wer heirathet heut oder morgen, kauft sich ins Reich der Sorgen. 69 Wer heirathet, kehrt Haus und Leben um. Böhm.: Zeneni, zivota zmeneni. (Celakovsky, 382.) Poln.: Kto sie ozeni, to sie odmieni. (Celakovsky, 382.) 70 Wer heirathet nach Geld, verkauff die Freiheit in der Welt. Holl.: Als 't huwlijk is om 't gelletje, dan wordt het vaak een helletje. (Harrebomee, I, 347.) 71 Wer heirathet oder baut ein Haus, der zieht den Beutel aus. 72 Wer heirathet, spielt eine Terne in der Lotterie. 73 Wer heirathet, thut wohl, wer ledig bleibt, thut besser. - 1 Kor. 7, 38; Schulze, 261; Venedey, 93; Simrock, 4520; Körte, 2726; Braun, I, 1255. "Hast du viel Kind un wenig Brot im Haus, so hättest du ein kleine Freud; nimmst du eine, die kein Kind macht, so hättest du gerne Kind. Nimmst du eine hübsche, so begehren sie andere Lüt auch, un ist hart zu behüten, dass viel Lüt ihr begehren. Nimmst du eine ungestalt; es ist leidlich zu haben, das niemand begehrt. Also nimmst du ein reich Weib, so hast du ein Frauen ein Meister überkommen und ein ewig verweisen: du Bettler. Nimmst du eine arme, so ist es hart, wie du sie erziehst. Nimm ein Weib, sie sei wie sie wöl, so red sie wider dich. St.-Hieronymus spricht: Sie haben es von ihrem Ursprung, sie seynd gemacht von einer krummen Ripp, darum so krümmen sie sich zu allen dingen." (Einfälle, 241.) Die Spanier sagen: In den Krieg zu ziehen und sich zu verheirathen, kann man nicht anrathen. Und die Mailänder: Wohl thut, wer ein Weib nimmt, wer es nicht nimmt, besser. (Reinsberg I, 99.) 74 Wer heirathet, tritt eine lange Bussfahrt an. Die Baskin denkt dagegen: Zu Baygorri ist das Geschirr irden; als man mich dorthin verheirathen wollte, war es golden. Oder: Ich hatte den Zug ins Kloster, aber der Wind trägt mich fort zur Heirath. (Reinsberg I, 78.) Frz.: Qui se marie, se met en chemin pour faire penitence. (Gaal, 1673.) Lat.: Qui capit uxorem, capit absque quiete laborem, longum languorem, lacrymas, cum lite dolorem. (Gaal, 1676.) 75 Wer heirathet, um reich zu werden, löscht seinen Durst mit Salz- (oder See-) wasser. 76 Wer im Heirathen will Geld haben, der muss den Sack dazunehmen. 77 Wer jung heirathet, trägt (braucht) keine Greishosen. Beinkleider, wie sie alte Leute tragen, weil er auch jung stirbt. 78 Wer ni heirathet, genitt (geniesst) sin Leben man halw. (Rendsburg.) 79 Wer übel heirathet, dem wird der Ehestand lang. Span.: Quien mal casa, tarde enviuda. (Bohn I, 250.) 80 Wer übel heirathet, fühlt es all sein Lebtage. It.: Chi mal si marita non esce mai di fatica. - Chi mal una volta ei marita se ne risenta per tutta la vita. (Pazzaglia, 215, 6 u. 7.) 81 Wer will heirathen, muss haben Weinberge, drin zu spaten, ein Haus zu wohnen und Feld zu Bohnen. Span.: Antes de casar, ten casas en que morar, y tierras en que labrar, y vinnas en que podar. (Bohn I, 200.) 82 Wer will heirathen ohne Wehe, nehme seinesgleichen zur Ehe. Nach Stand, Vermögen, Bildung, Alter; doch verlangen die Sprichwörter, dass die Braut eine Reihe von [Spaltenumbruch] Jahren jünger sei. Die Polen bestimmen diesen Unterschied des Alters dahin, der Bauerjunge soll schon hinter dem Pfluge gehen, wenn das Mädchen geboren wird: Chlopiec za plugiem chodzi, dziewczyna sie rodzi, zan wydac sie godzi. (Lompa, 6.) 83 Wer zu heirathen geht in die Fern', wird betrogen oder möchte betrügen gern. 84 Willst du heirathen, so besinne dich fein, sonst bekommst du Essig für den Wein. - Parömiakon, 247. 85 Zum Heirathen und Duelliren gehört Muth. Der Pole sagt: Wer mit zweien sich schlägt, ist kühn, kühner noch, wer heirathet und hat nichts. (Reinberg I, 115.) 86 Zum Heirathen und Seefahren muss man die Worte sparen. - Faselius, 5; Simrock, 4515; Eiselein, 519. Lat.: Nulli consulendum est ducere uxorem, transmarinam facere peregrinationem et sequi militiam. (Eiselein, 519; Binder II, 2294.) *87 Bis du heirathest, ist alles besser. - Frischbier2, 1551. Sagt man beschwichtigend zu Kindern, wenn sie sich gestossen oder verwundet haben. *88 Den kannst du dir heirathen. Scherzwort der Mädchen in Bezug auf einen Buckeligen. Die Schles. Provinzialblätter (Jahrg. 6, 1867, S. 169 u. 218) haben eine Sammlung der sprichwörtlichen Redensarten begonnen, die man in Breslau (oder Schlesien) zur Bezeichnung der Buckeligen scherzhaft gebraucht, zu dem die obige gehört. Man sagt auch: Den kannst du mir (den werd' ich dir) zu Weihnachten schenken. Das ist ein Bild; ne, gar ein - Krüppelbild. Oder man ruft: Piccolomini (Anspielung auf picklich für buckelig) oder Kriegskasse (s. d.) und Ziethen. *89 Der will heirathen und hat nicht einmal einen Feuereimer. Neckwort in der Pfalz. Das unerlassliche Attribut der pfälzer Bürger ist der Feuereimer, ohne den ein dortiger Bürgermeister nicht einmal hat copuliren wollen: denn die erste Frage an den Bräutigam war nach dem Feuereimer. Daher das obige Neckwort. (Vgl. Bavaria, Die Pfalz und die Pfälzer, und Europa, Leipzig 1867, Nr. 200, S. 615.) *90 Er heirathet ein altes Weib, wenn er einen Pfennig gewinnen kann. Von einem, der alles für Geld thut. *91 Heirathen, mag's übel oder gut gerathen. Span.: Bien o mal, casado me han. (Bohn I, 205.) Heirathsbrot. * Sie kann das Heirathsbrot nicht backen und will Hochzeit machen. "In Oberösterreich muss die Braut das Heirathsbrot oder Hochzeitsstöri (s. d.) selbst backen. Die Brautleute bekommen davon und bewahren etwas davon auf. Im Innviertel heisst es Hochzeitstörie. Braut und Bräutigam bekommen je ein Anscherzl." (Baumgarten.) Heirathsgut. 1 Kein besser Heirathsgut als gesunder Leib und edel Muth. Böhm.: Malo mi po velkem vene, pakli jen pocestnost v zene. (Celakovsky, 411.) Poln.: Malo mi po wielkiem wienie, kiedy chota wielka w zenie. (Celakovsky, 411.) *2 En god Heirathsgod, dat Mütterliche. (Holst.) - Schütze, 104. *3 Manche tregt jr heyratsgut vnder den augen. (S. Jungfer.) - Franck, I, 68a; Lehmann, II, 140, 120; Simrock, 4525; Reinsberg I, 52. Heirathsmarsch. Wenn Heirathsmarsch getrommelt wird, treten alle (erwachsenen) Mädchen unters Gewehr. - Welt und Zeit, V, 230, 227. Heirathsthaler. Der Heirathsthaler gilt nur acht (vier) Groschen. (Pommern.) Heirathswerk. Heirathswerk ist ganz umsonst ohne des Himmels Huld und Gunst. Heirathswind. Wenn Heirathswind weht, die Liebe zum (ins) Kloster vergeht. Heiren. Zum Heiren gehören ihrer zwei. - Thelemann, 61. Heireri. Der Heireri sieht nit wohl, hört nit wohl und kann nit recht reden, drum muss er ein Pfarrer werden. - Simrock, 7783b. [Spaltenumbruch] 65 Wer heirathen will, wähle ein Weib, das nie über einen Besenstiel hinausläuft. Ein junger reicher Mann sagte zu seinem Freunde: „Diesen Besenstiel bestimme ich, um mir eine Gattin zu wählen.“ Er hatte eine zahlreiche Gesellschaft, in der sich viel Jungfrauen befanden, bei sich, die er aus einem köstlichen Saale in ein nahes Gehölz führte. Auf dem Wege dahin lag der Besen, über den einige stolperten, andere schritten. Endlich kam ein Mädchen, die ihn aufhob und in eine Ecke des Gebäudes stellte. Diese wurde die wirthliche Gattin des jungen Mannes. Er hatte sich nicht getäuscht; die Ehe war eine glückliche. 66 Wer heirathet, eh' er klug ist, stirbt, eh' er reich ist. 67 Wer heirathet, hat das halbe Brot. Weil er es mit der Frau theilen muss. Kann nach dem Wortlaut auch wol heissen, dass die Frau bei vielen Arbeiten als Gehülfin das halbe Brot erwirbt. 68 Wer heirathet heut oder morgen, kauft sich ins Reich der Sorgen. 69 Wer heirathet, kehrt Haus und Leben um. Böhm.: Ženĕní, života zmĕnĕní. (Čelakovsky, 382.) Poln.: Kto się oženi, to się odmieni. (Čelakovsky, 382.) 70 Wer heirathet nach Geld, verkauff die Freiheit in der Welt. Holl.: Als 't huwlijk is om 't gelletje, dan wordt het vaak een helletje. (Harrebomée, I, 347.) 71 Wer heirathet oder baut ein Haus, der zieht den Beutel aus. 72 Wer heirathet, spielt eine Terne in der Lotterie. 73 Wer heirathet, thut wohl, wer ledig bleibt, thut besser. – 1 Kor. 7, 38; Schulze, 261; Venedey, 93; Simrock, 4520; Körte, 2726; Braun, I, 1255. „Hast du viel Kind un wenig Brot im Hûs, so hättest du ein kleine Freud; nimmst du eine, die kein Kind macht, so hättest du gerne Kind. Nimmst du eine hübsche, so begehren sie andere Lüt auch, un ist hart zu behüten, dass viel Lüt ihr begehren. Nimmst du eine ungestalt; es ist leidlich zu haben, das niemand begehrt. Also nimmst du ein reich Weib, so hast du ein Frauen ein Meister überkommen und ein ewig verweisen: du Bettler. Nimmst du eine arme, so ist es hart, wie du sie erziehst. Nimm ein Weib, sie sei wie sie wöl, so red sie wider dich. St.-Hieronymus spricht: Sie haben es von ihrem Ursprung, sie seynd gemacht von einer krummen Ripp, darum so krümmen sie sich zu allen dingen.“ (Einfälle, 241.) Die Spanier sagen: In den Krieg zu ziehen und sich zu verheirathen, kann man nicht anrathen. Und die Mailänder: Wohl thut, wer ein Weib nimmt, wer es nicht nimmt, besser. (Reinsberg I, 99.) 74 Wer heirathet, tritt eine lange Bussfahrt an. Die Baskin denkt dagegen: Zu Baygorri ist das Geschirr irden; als man mich dorthin verheirathen wollte, war es golden. Oder: Ich hatte den Zug ins Kloster, aber der Wind trägt mich fort zur Heirath. (Reinsberg I, 78.) Frz.: Qui se marie, se met en chemin pour faire pénitence. (Gaal, 1673.) Lat.: Qui capit uxorem, capit absque quiete laborem, longum languorem, lacrymas, cum lite dolorem. (Gaal, 1676.) 75 Wer heirathet, um reich zu werden, löscht seinen Durst mit Salz- (oder See-) wasser. 76 Wer im Heirathen will Geld haben, der muss den Sack dazunehmen. 77 Wer jung heirathet, trägt (braucht) keine Greishosen. Beinkleider, wie sie alte Leute tragen, weil er auch jung stirbt. 78 Wer ni heirathet, genitt (geniesst) sin Leben man halw. (Rendsburg.) 79 Wer übel heirathet, dem wird der Ehestand lang. Span.: Quien mal casa, tarde enviuda. (Bohn I, 250.) 80 Wer übel heirathet, fühlt es all sein Lebtage. It.: Chi mal si marita non esce mai di fatica. – Chi mal una volta ei marita se ne risenta per tutta la vita. (Pazzaglia, 215, 6 u. 7.) 81 Wer will heirathen, muss haben Weinberge, drin zu spaten, ein Haus zu wohnen und Feld zu Bohnen. Span.: Antes de casar, ten casas en que morar, y tierras en que labrar, y viñas en que podar. (Bohn I, 200.) 82 Wer will heirathen ohne Wehe, nehme seinesgleichen zur Ehe. Nach Stand, Vermögen, Bildung, Alter; doch verlangen die Sprichwörter, dass die Braut eine Reihe von [Spaltenumbruch] Jahren jünger sei. Die Polen bestimmen diesen Unterschied des Alters dahin, der Bauerjunge soll schon hinter dem Pfluge gehen, wenn das Mädchen geboren wird: Chlopiec za plugiem chodzi, dziewczyna się rodzi, zań wydać sie godzi. (Lompa, 6.) 83 Wer zu heirathen geht in die Fern', wird betrogen oder möchte betrügen gern. 84 Willst du heirathen, so besinne dich fein, sonst bekommst du Essig für den Wein. – Parömiakon, 247. 85 Zum Heirathen und Duelliren gehört Muth. Der Pole sagt: Wer mit zweien sich schlägt, ist kühn, kühner noch, wer heirathet und hat nichts. (Reinberg I, 115.) 86 Zum Heirathen und Seefahren muss man die Worte sparen. – Faselius, 5; Simrock, 4515; Eiselein, 519. Lat.: Nulli consulendum est ducere uxorem, transmarinam facere peregrinationem et sequi militiam. (Eiselein, 519; Binder II, 2294.) *87 Bis du heirathest, ist alles besser. – Frischbier2, 1551. Sagt man beschwichtigend zu Kindern, wenn sie sich gestossen oder verwundet haben. *88 Den kannst du dir heirathen. Scherzwort der Mädchen in Bezug auf einen Buckeligen. Die Schles. Provinzialblätter (Jahrg. 6, 1867, S. 169 u. 218) haben eine Sammlung der sprichwörtlichen Redensarten begonnen, die man in Breslau (oder Schlesien) zur Bezeichnung der Buckeligen scherzhaft gebraucht, zu dem die obige gehört. Man sagt auch: Den kannst du mir (den werd' ich dir) zu Weihnachten schenken. Das ist ein Bild; nê, gar ein – Krüppelbild. Oder man ruft: Piccolomini (Anspielung auf picklich für buckelig) oder Kriegskasse (s. d.) und Ziethen. *89 Der will heirathen und hat nicht einmal einen Feuereimer. Neckwort in der Pfalz. Das unerlassliche Attribut der pfälzer Bürger ist der Feuereimer, ohne den ein dortiger Bürgermeister nicht einmal hat copuliren wollen: denn die erste Frage an den Bräutigam war nach dem Feuereimer. Daher das obige Neckwort. (Vgl. Bavaria, Die Pfalz und die Pfälzer, und Europa, Leipzig 1867, Nr. 200, S. 615.) *90 Er heirathet ein altes Weib, wenn er einen Pfennig gewinnen kann. Von einem, der alles für Geld thut. *91 Heirathen, mag's übel oder gut gerathen. Span.: Bien ó mal, casado me han. (Bohn I, 205.) Heirathsbrot. * Sie kann das Heirathsbrot nicht backen und will Hochzeit machen. „In Oberösterreich muss die Braut das Heirathsbrot oder Hochzeitsstöri (s. d.) selbst backen. Die Brautleute bekommen davon und bewahren etwas davon auf. Im Innviertel heisst es Hochzeitstörie. Braut und Bräutigam bekommen je ein Anscherzl.“ (Baumgarten.) Heirathsgut. 1 Kein besser Heirathsgut als gesunder Leib und edel Muth. Böhm.: Málo mi po velkém vĕnĕ, pakli jen počestnost v ženĕ. (Čelakovsky, 411.) Poln.: Mało mi po wielkiém wienie, kiedy chota wielka w żenie. (Čelakovsky, 411.) *2 En gôd Heirathsgôd, dat Mütterliche. (Holst.) – Schütze, 104. *3 Manche tregt jr heyratsgut vnder den augen. (S. Jungfer.) – Franck, I, 68a; Lehmann, II, 140, 120; Simrock, 4525; Reinsberg I, 52. Heirathsmarsch. Wenn Heirathsmarsch getrommelt wird, treten alle (erwachsenen) Mädchen unters Gewehr. – Welt und Zeit, V, 230, 227. Heirathsthaler. Der Heirathsthaler gilt nur acht (vier) Groschen. (Pommern.) Heirathswerk. Heirathswerk ist ganz umsonst ohne des Himmels Huld und Gunst. Heirathswind. Wenn Heirathswind weht, die Liebe zum (ins) Kloster vergeht. Heiren. Zum Heiren gehören ihrer zwei. – Thelemann, 61. Heireri. Der Heireri sieht nit wohl, hört nit wohl und kann nit recht reden, drum muss er ein Pfarrer werden. – Simrock, 7783b. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0247" n="[241]"/><cb n="481"/> 65 Wer heirathen will, wähle ein Weib, das nie über einen Besenstiel hinausläuft.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein junger reicher Mann sagte zu seinem Freunde: „Diesen Besenstiel bestimme ich, um mir eine Gattin zu wählen.“ Er hatte eine zahlreiche Gesellschaft, in der sich viel Jungfrauen befanden, bei sich, die er aus einem köstlichen Saale in ein nahes Gehölz führte. Auf dem Wege dahin lag der Besen, über den einige stolperten, andere schritten. Endlich kam ein Mädchen, die ihn aufhob und in eine Ecke des Gebäudes stellte. Diese wurde die wirthliche Gattin des jungen Mannes. Er hatte sich nicht getäuscht; die Ehe war eine glückliche.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">66 Wer heirathet, eh' er klug ist, stirbt, eh' er reich ist.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">67 Wer heirathet, hat das halbe Brot.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Weil er es mit der Frau theilen muss. Kann nach dem Wortlaut auch wol heissen, dass die Frau bei vielen Arbeiten als Gehülfin das halbe Brot erwirbt.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">68 Wer heirathet heut oder morgen, kauft sich ins Reich der Sorgen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">69 Wer heirathet, kehrt Haus und Leben um.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Ženĕní, života zmĕnĕní. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 382.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Kto się oženi, to się odmieni. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 382.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">70 Wer heirathet nach Geld, verkauff die Freiheit in der Welt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als 't huwlijk is om 't gelletje, dan wordt het vaak een helletje. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 347.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">71 Wer heirathet oder baut ein Haus, der zieht den Beutel aus.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">72 Wer heirathet, spielt eine Terne in der Lotterie.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">73 Wer heirathet, thut wohl, wer ledig bleibt, thut besser.</hi> – <hi rendition="#i">1 Kor. 7, 38; Schulze, 261; Venedey, 93; Simrock, 4520; Körte, 2726; Braun, I, 1255.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Hast du viel Kind un wenig Brot im Hûs, so hättest du ein kleine Freud; nimmst du eine, die kein Kind macht, so hättest du gerne Kind. Nimmst du eine hübsche, so begehren sie andere Lüt auch, un ist hart zu behüten, dass viel Lüt ihr begehren. Nimmst du eine ungestalt; es ist leidlich zu haben, das niemand begehrt. Also nimmst du ein reich Weib, so hast du ein Frauen ein Meister überkommen und ein ewig verweisen: du Bettler. Nimmst du eine arme, so ist es hart, wie du sie erziehst. Nimm ein Weib, sie sei wie sie wöl, so red sie wider dich. St.-Hieronymus spricht: Sie haben es von ihrem Ursprung, sie seynd gemacht von einer krummen Ripp, darum so krümmen sie sich zu allen dingen.“ (<hi rendition="#i">Einfälle, 241.</hi>) Die Spanier sagen: In den Krieg zu ziehen und sich zu verheirathen, kann man nicht anrathen. Und die Mailänder: Wohl thut, wer ein Weib nimmt, wer es nicht nimmt, besser. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 99.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">74 Wer heirathet, tritt eine lange Bussfahrt an.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Baskin denkt dagegen: Zu Baygorri ist das Geschirr irden; als man mich dorthin verheirathen wollte, war es golden. Oder: Ich hatte den Zug ins Kloster, aber der Wind trägt mich fort zur Heirath. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 78.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui se marie, se met en chemin pour faire pénitence. (<hi rendition="#i">Gaal, 1673.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui capit uxorem, capit absque quiete laborem, longum languorem, lacrymas, cum lite dolorem. (<hi rendition="#i">Gaal, 1676.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">75 Wer heirathet, um reich zu werden, löscht seinen Durst mit Salz- (oder See-) wasser.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">76 Wer im Heirathen will Geld haben, der muss den Sack dazunehmen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">77 Wer jung heirathet, trägt (braucht) keine Greishosen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Beinkleider, wie sie alte Leute tragen, weil er auch jung stirbt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">78 Wer ni heirathet, genitt (geniesst) sin Leben man halw.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">79 Wer übel heirathet, dem wird der Ehestand lang.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Quien mal casa, tarde enviuda. (<hi rendition="#i">Bohn I, 250.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">80 Wer übel heirathet, fühlt es all sein Lebtage.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi mal si marita non esce mai di fatica. – Chi mal una volta ei marita se ne risenta per tutta la vita. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 215, 6 u. 7.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">81 Wer will heirathen, muss haben Weinberge, drin zu spaten, ein Haus zu wohnen und Feld zu Bohnen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Antes de casar, ten casas en que morar, y tierras en que labrar, y viñas en que podar. (<hi rendition="#i">Bohn I, 200.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">82 Wer will heirathen ohne Wehe, nehme seinesgleichen zur Ehe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Nach Stand, Vermögen, Bildung, Alter; doch verlangen die Sprichwörter, dass die Braut eine Reihe von <cb n="482"/> Jahren jünger sei. Die Polen bestimmen diesen Unterschied des Alters dahin, der Bauerjunge soll schon hinter dem Pfluge gehen, wenn das Mädchen geboren wird: Chlopiec za plugiem chodzi, dziewczyna się rodzi, zań wydać sie godzi. (<hi rendition="#i">Lompa, 6.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">83 Wer zu heirathen geht in die Fern', wird betrogen oder möchte betrügen gern.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">84 Willst du heirathen, so besinne dich fein, sonst bekommst du Essig für den Wein.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 247.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">85 Zum Heirathen und Duelliren gehört Muth.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Der Pole sagt: Wer mit zweien sich schlägt, ist kühn, kühner noch, wer heirathet und hat nichts. (<hi rendition="#i">Reinberg I, 115.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">86 Zum Heirathen und Seefahren muss man die Worte sparen.</hi> – <hi rendition="#i">Faselius, 5; Simrock, 4515; Eiselein, 519.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nulli consulendum est ducere uxorem, transmarinam facere peregrinationem et sequi militiam. (<hi rendition="#i">Eiselein, 519; Binder II, 2294.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*87 Bis du heirathest, ist alles besser.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1551.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sagt man beschwichtigend zu Kindern, wenn sie sich gestossen oder verwundet haben.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*88 Den kannst du dir heirathen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Scherzwort der Mädchen in Bezug auf einen Buckeligen. Die <hi rendition="#i">Schles. Provinzialblätter (Jahrg. 6, 1867, S. 169 u. 218)</hi> haben eine Sammlung der sprichwörtlichen Redensarten begonnen, die man in Breslau (oder Schlesien) zur Bezeichnung der Buckeligen scherzhaft gebraucht, zu dem die obige gehört. Man sagt auch: Den kannst du mir (den werd' ich dir) zu Weihnachten schenken. Das ist ein Bild; nê, gar ein – Krüppelbild. Oder man ruft: Piccolomini (Anspielung auf picklich für buckelig) oder Kriegskasse (s. d.) und Ziethen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*89 Der will heirathen und hat nicht einmal einen Feuereimer.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Neckwort in der Pfalz. Das unerlassliche Attribut der pfälzer Bürger ist der Feuereimer, ohne den ein dortiger Bürgermeister nicht einmal hat copuliren wollen: denn die erste Frage an den Bräutigam war nach dem Feuereimer. Daher das obige Neckwort. (Vgl. <hi rendition="#i">Bavaria, Die Pfalz und die Pfälzer, und Europa, Leipzig 1867, Nr. 200, S. 615.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*90 Er heirathet ein altes Weib, wenn er einen Pfennig gewinnen kann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Von einem, der alles für Geld thut.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*91 Heirathen, mag's übel oder gut gerathen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Bien ó mal, casado me han. (<hi rendition="#i">Bohn I, 205.</hi>)</p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Heirathsbrot.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Sie kann das Heirathsbrot nicht backen und will Hochzeit machen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„In Oberösterreich muss die Braut das Heirathsbrot oder Hochzeitsstöri (s. d.) selbst backen. Die Brautleute bekommen davon und bewahren etwas davon auf. Im Innviertel heisst es Hochzeitstörie. Braut und Bräutigam bekommen je ein Anscherzl.“ (<hi rendition="#i">Baumgarten.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Heirathsgut.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Kein besser Heirathsgut als gesunder Leib und edel Muth.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Málo mi po velkém vĕnĕ, pakli jen počestnost v ženĕ. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 411.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Mało mi po wielkiém wienie, kiedy chota wielka w żenie. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 411.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 En gôd Heirathsgôd, dat Mütterliche.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) – <hi rendition="#i">Schütze, 104.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Manche tregt jr heyratsgut vnder den augen.</hi> (S. Jungfer.) – <hi rendition="#i">Franck, I, 68<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, II, 140, 120; Simrock, 4525; Reinsberg I, 52.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Heirathsmarsch.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn Heirathsmarsch getrommelt wird, treten alle (erwachsenen) Mädchen unters Gewehr.</hi> – <hi rendition="#i">Welt und Zeit, V, 230, 227.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Heirathsthaler.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Heirathsthaler gilt nur acht (vier) Groschen.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Heirathswerk.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Heirathswerk ist ganz umsonst ohne des Himmels Huld und Gunst.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Heirathswind.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn Heirathswind weht, die Liebe zum (ins) Kloster vergeht.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Heiren.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Zum Heiren gehören ihrer zwei.</hi> – <hi rendition="#i">Thelemann, 61.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Heireri.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Heireri sieht nit wohl, hört nit wohl und kann nit recht reden, drum muss er ein Pfarrer werden.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 7783<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[241]/0247]
65 Wer heirathen will, wähle ein Weib, das nie über einen Besenstiel hinausläuft.
Ein junger reicher Mann sagte zu seinem Freunde: „Diesen Besenstiel bestimme ich, um mir eine Gattin zu wählen.“ Er hatte eine zahlreiche Gesellschaft, in der sich viel Jungfrauen befanden, bei sich, die er aus einem köstlichen Saale in ein nahes Gehölz führte. Auf dem Wege dahin lag der Besen, über den einige stolperten, andere schritten. Endlich kam ein Mädchen, die ihn aufhob und in eine Ecke des Gebäudes stellte. Diese wurde die wirthliche Gattin des jungen Mannes. Er hatte sich nicht getäuscht; die Ehe war eine glückliche.
66 Wer heirathet, eh' er klug ist, stirbt, eh' er reich ist.
67 Wer heirathet, hat das halbe Brot.
Weil er es mit der Frau theilen muss. Kann nach dem Wortlaut auch wol heissen, dass die Frau bei vielen Arbeiten als Gehülfin das halbe Brot erwirbt.
68 Wer heirathet heut oder morgen, kauft sich ins Reich der Sorgen.
69 Wer heirathet, kehrt Haus und Leben um.
Böhm.: Ženĕní, života zmĕnĕní. (Čelakovsky, 382.)
Poln.: Kto się oženi, to się odmieni. (Čelakovsky, 382.)
70 Wer heirathet nach Geld, verkauff die Freiheit in der Welt.
Holl.: Als 't huwlijk is om 't gelletje, dan wordt het vaak een helletje. (Harrebomée, I, 347.)
71 Wer heirathet oder baut ein Haus, der zieht den Beutel aus.
72 Wer heirathet, spielt eine Terne in der Lotterie.
73 Wer heirathet, thut wohl, wer ledig bleibt, thut besser. – 1 Kor. 7, 38; Schulze, 261; Venedey, 93; Simrock, 4520; Körte, 2726; Braun, I, 1255.
„Hast du viel Kind un wenig Brot im Hûs, so hättest du ein kleine Freud; nimmst du eine, die kein Kind macht, so hättest du gerne Kind. Nimmst du eine hübsche, so begehren sie andere Lüt auch, un ist hart zu behüten, dass viel Lüt ihr begehren. Nimmst du eine ungestalt; es ist leidlich zu haben, das niemand begehrt. Also nimmst du ein reich Weib, so hast du ein Frauen ein Meister überkommen und ein ewig verweisen: du Bettler. Nimmst du eine arme, so ist es hart, wie du sie erziehst. Nimm ein Weib, sie sei wie sie wöl, so red sie wider dich. St.-Hieronymus spricht: Sie haben es von ihrem Ursprung, sie seynd gemacht von einer krummen Ripp, darum so krümmen sie sich zu allen dingen.“ (Einfälle, 241.) Die Spanier sagen: In den Krieg zu ziehen und sich zu verheirathen, kann man nicht anrathen. Und die Mailänder: Wohl thut, wer ein Weib nimmt, wer es nicht nimmt, besser. (Reinsberg I, 99.)
74 Wer heirathet, tritt eine lange Bussfahrt an.
Die Baskin denkt dagegen: Zu Baygorri ist das Geschirr irden; als man mich dorthin verheirathen wollte, war es golden. Oder: Ich hatte den Zug ins Kloster, aber der Wind trägt mich fort zur Heirath. (Reinsberg I, 78.)
Frz.: Qui se marie, se met en chemin pour faire pénitence. (Gaal, 1673.)
Lat.: Qui capit uxorem, capit absque quiete laborem, longum languorem, lacrymas, cum lite dolorem. (Gaal, 1676.)
75 Wer heirathet, um reich zu werden, löscht seinen Durst mit Salz- (oder See-) wasser.
76 Wer im Heirathen will Geld haben, der muss den Sack dazunehmen.
77 Wer jung heirathet, trägt (braucht) keine Greishosen.
Beinkleider, wie sie alte Leute tragen, weil er auch jung stirbt.
78 Wer ni heirathet, genitt (geniesst) sin Leben man halw. (Rendsburg.)
79 Wer übel heirathet, dem wird der Ehestand lang.
Span.: Quien mal casa, tarde enviuda. (Bohn I, 250.)
80 Wer übel heirathet, fühlt es all sein Lebtage.
It.: Chi mal si marita non esce mai di fatica. – Chi mal una volta ei marita se ne risenta per tutta la vita. (Pazzaglia, 215, 6 u. 7.)
81 Wer will heirathen, muss haben Weinberge, drin zu spaten, ein Haus zu wohnen und Feld zu Bohnen.
Span.: Antes de casar, ten casas en que morar, y tierras en que labrar, y viñas en que podar. (Bohn I, 200.)
82 Wer will heirathen ohne Wehe, nehme seinesgleichen zur Ehe.
Nach Stand, Vermögen, Bildung, Alter; doch verlangen die Sprichwörter, dass die Braut eine Reihe von
Jahren jünger sei. Die Polen bestimmen diesen Unterschied des Alters dahin, der Bauerjunge soll schon hinter dem Pfluge gehen, wenn das Mädchen geboren wird: Chlopiec za plugiem chodzi, dziewczyna się rodzi, zań wydać sie godzi. (Lompa, 6.)
83 Wer zu heirathen geht in die Fern', wird betrogen oder möchte betrügen gern.
84 Willst du heirathen, so besinne dich fein, sonst bekommst du Essig für den Wein. – Parömiakon, 247.
85 Zum Heirathen und Duelliren gehört Muth.
Der Pole sagt: Wer mit zweien sich schlägt, ist kühn, kühner noch, wer heirathet und hat nichts. (Reinberg I, 115.)
86 Zum Heirathen und Seefahren muss man die Worte sparen. – Faselius, 5; Simrock, 4515; Eiselein, 519.
Lat.: Nulli consulendum est ducere uxorem, transmarinam facere peregrinationem et sequi militiam. (Eiselein, 519; Binder II, 2294.)
*87 Bis du heirathest, ist alles besser. – Frischbier2, 1551.
Sagt man beschwichtigend zu Kindern, wenn sie sich gestossen oder verwundet haben.
*88 Den kannst du dir heirathen.
Scherzwort der Mädchen in Bezug auf einen Buckeligen. Die Schles. Provinzialblätter (Jahrg. 6, 1867, S. 169 u. 218) haben eine Sammlung der sprichwörtlichen Redensarten begonnen, die man in Breslau (oder Schlesien) zur Bezeichnung der Buckeligen scherzhaft gebraucht, zu dem die obige gehört. Man sagt auch: Den kannst du mir (den werd' ich dir) zu Weihnachten schenken. Das ist ein Bild; nê, gar ein – Krüppelbild. Oder man ruft: Piccolomini (Anspielung auf picklich für buckelig) oder Kriegskasse (s. d.) und Ziethen.
*89 Der will heirathen und hat nicht einmal einen Feuereimer.
Neckwort in der Pfalz. Das unerlassliche Attribut der pfälzer Bürger ist der Feuereimer, ohne den ein dortiger Bürgermeister nicht einmal hat copuliren wollen: denn die erste Frage an den Bräutigam war nach dem Feuereimer. Daher das obige Neckwort. (Vgl. Bavaria, Die Pfalz und die Pfälzer, und Europa, Leipzig 1867, Nr. 200, S. 615.)
*90 Er heirathet ein altes Weib, wenn er einen Pfennig gewinnen kann.
Von einem, der alles für Geld thut.
*91 Heirathen, mag's übel oder gut gerathen.
Span.: Bien ó mal, casado me han. (Bohn I, 205.)
Heirathsbrot.
* Sie kann das Heirathsbrot nicht backen und will Hochzeit machen.
„In Oberösterreich muss die Braut das Heirathsbrot oder Hochzeitsstöri (s. d.) selbst backen. Die Brautleute bekommen davon und bewahren etwas davon auf. Im Innviertel heisst es Hochzeitstörie. Braut und Bräutigam bekommen je ein Anscherzl.“ (Baumgarten.)
Heirathsgut.
1 Kein besser Heirathsgut als gesunder Leib und edel Muth.
Böhm.: Málo mi po velkém vĕnĕ, pakli jen počestnost v ženĕ. (Čelakovsky, 411.)
Poln.: Mało mi po wielkiém wienie, kiedy chota wielka w żenie. (Čelakovsky, 411.)
*2 En gôd Heirathsgôd, dat Mütterliche. (Holst.) – Schütze, 104.
*3 Manche tregt jr heyratsgut vnder den augen. (S. Jungfer.) – Franck, I, 68a; Lehmann, II, 140, 120; Simrock, 4525; Reinsberg I, 52.
Heirathsmarsch.
Wenn Heirathsmarsch getrommelt wird, treten alle (erwachsenen) Mädchen unters Gewehr. – Welt und Zeit, V, 230, 227.
Heirathsthaler.
Der Heirathsthaler gilt nur acht (vier) Groschen. (Pommern.)
Heirathswerk.
Heirathswerk ist ganz umsonst ohne des Himmels Huld und Gunst.
Heirathswind.
Wenn Heirathswind weht, die Liebe zum (ins) Kloster vergeht.
Heiren.
Zum Heiren gehören ihrer zwei. – Thelemann, 61.
Heireri.
Der Heireri sieht nit wohl, hört nit wohl und kann nit recht reden, drum muss er ein Pfarrer werden. – Simrock, 7783b.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |