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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 7 Zu Hall' sind die Huren all. (S. Abtschwind.) - Pistor., II, 138.

8 Zu Halle in dem Sachsenland und Montpellier im franschen Land ist der schönste Weiberstand. - Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.


Haller.

* Hei steit up'n Häller. (Westf.)

Ist in einer gefährlichen Lage. Haller oder Häller (von hal, dürre) ist ein trockener Ast.


Haller (Name).

* E dänt wä Haller äm Weisskirch. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 176, 195.

Die vorzüglich in Schässburg übliche Redensart bezieht sich auf Weisskirch, eine Stunde von Schässburg. Man sagt hier, der erste Besitzer Haller habe als Abgeordneter der Stadt den Ort für Schässburg von dem Fürsten erbitten sollen, habe ihn aber für sich erbeten.


Hallo.

Maok man nich so väöl Hallo davon. (Altmark.) - Danneil, 74.

Mache nicht so viel Aufsehens und Lärm davon.


Halm.

1 Am Halm erkennt man noch, wie gross die Aehre war. - Simrock, 124.

2 Jeder Halm hat wol eine Aehre, aber nicht jede Aehre hat Körner.

3 Kurtze Halm, viel Korn; kurtze Büsche, eitel Dorn. - Petri, II, 430; Henisch, 569, 25.

4 Mancher will den Halm fischen und lässt die Bäusch1 schwimmen. (Eifel.)

1) Gebund Stroh.

5 Von Einem Halme kommt ein grosses Feuer. - Simrock, 4237; Braun, I, 1065.

6 Wenn man den reifen Halm schüttelt, so fallen die Körner heraus.

Frz.: De gerbe remuee chet le grain. (Bohn I, 15.)

*7 Du lysest die helmer auss dem stroe. - Tappius, 114a; Körte, 2543a.

Unnütze Arbeit.

*8 Einem den Halm durchs Maul ziehen. (S. Hälmlein 1.) - Sutor, 925; Braun, I, 1064.

*9 Einen in die Halme nehmen.

Geht ein Fremder in der Schweiz bei einem Erntefelde vorüber, so wird er von den Arbeitern "in die Halmen genommen". Man umfängt ihn unversehens mit einer Schlinge von Halmen, bindet ihm auch wol einen Halm an den Rockknopf und hält ihn so lange fest, bis er sich loskauft, was auch dem Bauer oder der Bäuerin geschieht, wenn sie nur zum Besuch aufs Feld kommen. (Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 594.)

*10 Er muss sich mit Junker Halm behelfen.


Hälmchen.

* Das Hälmchen ziehen. - Eiselein, 274.

Etwas durchs Los entscheiden; wer den kürzern Halm zieht, hat verloren. (S. Gräslein 3.)

Frz.: Tire (jouer) la courte -buche. (Kritzinger, 185a.) Tirons a la courte-paille. (Kritzinger, 184b.)


Hälmlein.

1 Lass dir das Helmlein nicht durch das Maul ziehen. - Petri, II, 432.

2 Wer ein Hälmlein scheut, muss nicht auf die Wiese gehen.

Die Russen: Wer das Rauschen der Halme nicht vertragen kann, der baue sich nicht inmitten eines Grasangers an. (Altman VI, 440.)

*3 Einem das helmlein durch das maul streichen. (S. Euter 2.) - Franck, II, 11b; Tappius, 14a; Eyering, I, 313, 316 u. 721; Pauli, Schimpff, XXIXb; Eiselein, 274; Körte, 2543.

Jemand angenehme Dinge versprechen, um ihn für irgendeinen, ihm meist zum Nachtheil gereichenden Zweck zu gewinnen. Nach einer Ansicht von den Hühnern, die den Pips haben, entlehnt, die man lockt, um sie zu haschen und ihnen eine Feder zur Heilung der Krankheit durch den Schnabel zu ziehen, und die kommen, weil sie aus den Geberden des Lockenden auf eine Speisung schliesen. Nach Eiselein: "Von einem Kinderspiele hergenommen, da man dem Neuling Rispen übers Kreuz zwischen die obern und untern Lippen und Zähne legt, wo dann beim schnellen Herausziehen der Halmen die Köpfe der Rispen im geschlossenen Munde bleiben". Bei Schottel (1117b) heisst es: "Sie wissen jhm, wo er vorm Garn nicht mehr gewesen, das Hälmlein artig durch das Maul zu ziehen."

Frz.: Faire la barbe a quelqu'un. - On lui a passe la plume par le bec. (Kritzinger, 515b; Eiselein, 274.)

Lat.: Os sublinere.

[Spaltenumbruch] *4 Einem das Helmlin bieten. - Murner, Schelmz.

*5 Einem das Helmlin fürziehen. - Murner, Nb., 55.

Täuschen, lügen. - "Die vns ziehen das helmlin für, vnd vil bas liegen kündt dann wir." (Kloster, IV, 780.)

*6 Er geht eim helmlin nach vnnd verzehrt ein gantze Schüt. - Eyering, II, 232.

*7 Er streicht jedem ein Hälmlein durchs Maul. - Mayer, II, 96.

Weiss jedem was Angenehmes zu sagen.

*8 'S Halml durchs Maul streichen. - Zaupser, Idiot., 35.

Schmeicheln.


Hals.

1 Am runzeligen Halse trauert die Perle.

2 Auf den Hals treten (schlagen) oder auf den Nacken ist eins.

Holl.: Het is al een, sla mij aan den nek of aan den hals. (Harrebomee, I, 274.)

3 Aus einem verzagten Halse kommt kein fröhlicher Gesang (kein lustig Lied). (S. Arsch 4.)

4 De de Hals tobreckt, de häft de Benen gen Schuld geven. (Ostfries.)

5 Der Hals ist bald trocken, wenn er umsonst singen soll.

Böhm.: Boli hrdlo zpivat darmo. (Celakovsky, 128.)

6 Der Hals ist eine enge Strasse und fährt Haus und Hof durch.

Dän.: Der sjunker meget godt for halse. - Det gaaer alt igiennem huus hals. (Prov. dan., 246 u. 269.)

7 Der Hals ist nicht weit vom Kopfe.

Dän.: Hvo der slaaer een paa halsen, han slaaer ham ikke langt fra hovedet. (Bohn I, 377.)

8 Der Hals muss oft für den Kopf büssen.

Böhm.: Krk hlavu nesni. (Celakovsky, 91.)

9 Der kann leicht den Hals brechen, der schon über einen Strohhalm stolpert.

Span.: Quien en una piedra dos veces tropieza, no es maravilla se quiebre la cabeza. (Bohn I, 248.)

10 Ein abgeschnittener Hals lässt sich nicht ersetzen.

It.: Tutto s'accommoda eccetto l'osso del collo. (Bohn I, 129.)

11 Ein kranker Hals kann übel singen und schlingen.

Poln.: Boli gardlo, spiewac darmo. (Oberschles.) (Lompa, 6.)

12 Einen Hals brechen ist schlimmer als zwei Beine. - Altmann VI, 404.

13 Es ist gleichviel an den Halss oder an den Nacken geschlagen. - Petri, II, 263.

14 Et is de Hals no nit, hadde de Fru seggt, doa was ear de Boen (Boden) ut der Oelgekruke gan. (Büren.)

15 Für einen steifen Hals ist jeder Schlagbaum zu niedrig.

16 Hals um Hals, Zahn um Zahn.

Böhm.: Hrdlo za hrdlo. (Celakovsky, 129.)

17 Is Hals und gilt Hals.

Was Hals, Schlund gegessen, das soll er auch gelten, zahlen. Das Sprichwort kommt in einem Predigtmärlein vor. (Vgl. Pfeiffer's Germania, III, 416, 9.)

18 Iss hals, trinck hals, bezahl hals. - Petri, III, 8; Henisch, 364, 24.

19 Je steifer der Hals, desto mehr Beulen der Kopf. - Sprichwörtergarten, 73.

Holl.: Hoe edeler hals, hoe buigzamer. - Hoe edeler hals, hoe buigzamer knie. (Harrebomee, I, 275.)

20 Jeder schlägt auf seinen Hals und nicht auf sein Gut. - Graf, 222, 276.

Der Erbe soll nicht verpflichtet sein, die Schulden des Erblassers über dessen Nachlass hinaus zu tilgen. (S. Gut 231.) In Lüneburg: Islik sleyt up sinen Hals und nicht up sinen Guth. (Kraut, 75, 93.)

21 Man mag niemand den Hals verlangen, der zahlen kann. - Graf, 321, 254.

Dies Sprichwort spricht dafür, dass das deutsche Recht jedem gestattete, wenn er die Mittel dazu besass, ein Verbrechen mit Gut zu büssen.

Altfries.: Nene monne ne motma thene hals vrthingia alsa fir sare fella muge. (Richthofen, 169, 12.)

22 Mit dem Halse bezahlt man alles. - Eisenhart, 505; Hertius, III, 7; Hillebrand, 196, 280; Pistor., X, 51; Eiselein, 274; Simrock, 4238; Graf, 341, 343.

Dies Sprichwort handelt nicht blos von Geldstrafen (s. Tod), sondern auch vom Schadenersatz. Man wollte damit sagen, dass die Erben des Missethäters,

[Spaltenumbruch] 7 Zu Hall' sind die Huren all. (S. Abtschwind.) – Pistor., II, 138.

8 Zu Halle in dem Sachsenland und Montpellier im franschen Land ist der schönste Weiberstand.Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.


Haller.

* Hei steit up'n Häller. (Westf.)

Ist in einer gefährlichen Lage. Haller oder Häller (von hal, dürre) ist ein trockener Ast.


Haller (Name).

* E dänt wä Haller äm Weisskirch. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 195.

Die vorzüglich in Schässburg übliche Redensart bezieht sich auf Weisskirch, eine Stunde von Schässburg. Man sagt hier, der erste Besitzer Haller habe als Abgeordneter der Stadt den Ort für Schässburg von dem Fürsten erbitten sollen, habe ihn aber für sich erbeten.


Hallo.

Maok man nich so väöl Halló davon. (Altmark.) – Danneil, 74.

Mache nicht so viel Aufsehens und Lärm davon.


Halm.

1 Am Halm erkennt man noch, wie gross die Aehre war.Simrock, 124.

2 Jeder Halm hat wol eine Aehre, aber nicht jede Aehre hat Körner.

3 Kurtze Halm, viel Korn; kurtze Büsche, eitel Dorn.Petri, II, 430; Henisch, 569, 25.

4 Mancher will den Halm fischen und lässt die Bäusch1 schwimmen. (Eifel.)

1) Gebund Stroh.

5 Von Einem Halme kommt ein grosses Feuer.Simrock, 4237; Braun, I, 1065.

6 Wenn man den reifen Halm schüttelt, so fallen die Körner heraus.

Frz.: De gerbe remuée chet le grain. (Bohn I, 15.)

*7 Du lysest die helmer auss dem stroe.Tappius, 114a; Körte, 2543a.

Unnütze Arbeit.

*8 Einem den Halm durchs Maul ziehen. (S. Hälmlein 1.) – Sutor, 925; Braun, I, 1064.

*9 Einen in die Halme nehmen.

Geht ein Fremder in der Schweiz bei einem Erntefelde vorüber, so wird er von den Arbeitern „in die Halmen genommen“. Man umfängt ihn unversehens mit einer Schlinge von Halmen, bindet ihm auch wol einen Halm an den Rockknopf und hält ihn so lange fest, bis er sich loskauft, was auch dem Bauer oder der Bäuerin geschieht, wenn sie nur zum Besuch aufs Feld kommen. (Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 594.)

*10 Er muss sich mit Junker Halm behelfen.


Hälmchen.

* Das Hälmchen ziehen.Eiselein, 274.

Etwas durchs Los entscheiden; wer den kürzern Halm zieht, hat verloren. (S. Gräslein 3.)

Frz.: Tire (jouer) la courte -buche. (Kritzinger, 185a.) Tirons à la courte-paille. (Kritzinger, 184b.)


Hälmlein.

1 Lass dir das Helmlein nicht durch das Maul ziehen.Petri, II, 432.

2 Wer ein Hälmlein scheut, muss nicht auf die Wiese gehen.

Die Russen: Wer das Rauschen der Halme nicht vertragen kann, der baue sich nicht inmitten eines Grasangers an. (Altman VI, 440.)

*3 Einem das helmlein durch das maul streichen. (S. Euter 2.) – Franck, II, 11b; Tappius, 14a; Eyering, I, 313, 316 u. 721; Pauli, Schimpff, XXIXb; Eiselein, 274; Körte, 2543.

Jemand angenehme Dinge versprechen, um ihn für irgendeinen, ihm meist zum Nachtheil gereichenden Zweck zu gewinnen. Nach einer Ansicht von den Hühnern, die den Pips haben, entlehnt, die man lockt, um sie zu haschen und ihnen eine Feder zur Heilung der Krankheit durch den Schnabel zu ziehen, und die kommen, weil sie aus den Geberden des Lockenden auf eine Speisung schliesen. Nach Eiselein: „Von einem Kinderspiele hergenommen, da man dem Neuling Rispen übers Kreuz zwischen die obern und untern Lippen und Zähne legt, wo dann beim schnellen Herausziehen der Halmen die Köpfe der Rispen im geschlossenen Munde bleiben“. Bei Schottel (1117b) heisst es: „Sie wissen jhm, wo er vorm Garn nicht mehr gewesen, das Hälmlein artig durch das Maul zu ziehen.“

Frz.: Faire la barbe à quelqu'un. – On lui a passé la plume par le béc. (Kritzinger, 515b; Eiselein, 274.)

Lat.: Os sublinere.

[Spaltenumbruch] *4 Einem das Helmlin bieten.Murner, Schelmz.

*5 Einem das Helmlin fürziehen.Murner, Nb., 55.

Täuschen, lügen. – „Die vns ziehen das helmlin für, vnd vil bas liegen kündt dann wir.“ (Kloster, IV, 780.)

*6 Er geht eim helmlin nach vnnd verzehrt ein gantze Schüt.Eyering, II, 232.

*7 Er streicht jedem ein Hälmlein durchs Maul.Mayer, II, 96.

Weiss jedem was Angenehmes zu sagen.

*8 'S Halml durchs Maul streichen.Zaupser, Idiot., 35.

Schmeicheln.


Hals.

1 Am runzeligen Halse trauert die Perle.

2 Auf den Hals treten (schlagen) oder auf den Nacken ist eins.

Holl.: Het is al een, sla mij aan den nek of aan den hals. (Harrebomée, I, 274.)

3 Aus einem verzagten Halse kommt kein fröhlicher Gesang (kein lustig Lied). (S. Arsch 4.)

4 De de Hals tobreckt, de häft de Bênen gên Schuld geven. (Ostfries.)

5 Der Hals ist bald trocken, wenn er umsonst singen soll.

Böhm.: Bolí hrdlo zpívat darmo. (Čelakovsky, 128.)

6 Der Hals ist eine enge Strasse und fährt Haus und Hof durch.

Dän.: Der sjunker meget godt for halse. – Det gaaer alt igiennem huus hals. (Prov. dan., 246 u. 269.)

7 Der Hals ist nicht weit vom Kopfe.

Dän.: Hvo der slaaer een paa halsen, han slaaer ham ikke langt fra hovedet. (Bohn I, 377.)

8 Der Hals muss oft für den Kopf büssen.

Böhm.: Krk hlavu nesní. (Čelakovsky, 91.)

9 Der kann leicht den Hals brechen, der schon über einen Strohhalm stolpert.

Span.: Quien en una piedra dos veces tropieza, no es maravilla se quiebre la cabeza. (Bohn I, 248.)

10 Ein abgeschnittener Hals lässt sich nicht ersetzen.

It.: Tutto s'accommoda eccetto l'osso del collo. (Bohn I, 129.)

11 Ein kranker Hals kann übel singen und schlingen.

Poln.: Boli gardło, śpiewać darmo. (Oberschles.) (Lompa, 6.)

12 Einen Hals brechen ist schlimmer als zwei Beine.Altmann VI, 404.

13 Es ist gleichviel an den Halss oder an den Nacken geschlagen.Petri, II, 263.

14 Et is de Hals no nit, hadde de Fru seggt, doa was ear de Boen (Boden) ut der Oelgekruke gan. (Büren.)

15 Für einen steifen Hals ist jeder Schlagbaum zu niedrig.

16 Hals um Hals, Zahn um Zahn.

Böhm.: Hrdlo za hrdlo. (Čelakovsky, 129.)

17 Is Hals und gilt Hals.

Was Hals, Schlund gegessen, das soll er auch gelten, zahlen. Das Sprichwort kommt in einem Predigtmärlein vor. (Vgl. Pfeiffer's Germania, III, 416, 9.)

18 Iss hals, trinck hals, bezahl hals.Petri, III, 8; Henisch, 364, 24.

19 Je steifer der Hals, desto mehr Beulen der Kopf.Sprichwörtergarten, 73.

Holl.: Hoe edeler hals, hoe buigzamer. – Hoe edeler hals, hoe buigzamer knie. (Harrebomée, I, 275.)

20 Jeder schlägt auf seinen Hals und nicht auf sein Gut.Graf, 222, 276.

Der Erbe soll nicht verpflichtet sein, die Schulden des Erblassers über dessen Nachlass hinaus zu tilgen. (S. Gut 231.) In Lüneburg: Islik sleyt up sinen Hals und nicht up sinen Guth. (Kraut, 75, 93.)

21 Man mag niemand den Hals verlangen, der zahlen kann.Graf, 321, 254.

Dies Sprichwort spricht dafür, dass das deutsche Recht jedem gestattete, wenn er die Mittel dazu besass, ein Verbrechen mit Gut zu büssen.

Altfries.: Nene monne ne motma thene hals vrthingia alsa fir sare fella muge. (Richthofen, 169, 12.)

22 Mit dem Halse bezahlt man alles.Eisenhart, 505; Hertius, III, 7; Hillebrand, 196, 280; Pistor., X, 51; Eiselein, 274; Simrock, 4238; Graf, 341, 343.

Dies Sprichwort handelt nicht blos von Geldstrafen (s. Tod), sondern auch vom Schadenersatz. Man wollte damit sagen, dass die Erben des Missethäters,

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[[140]/0146] 7 Zu Hall' sind die Huren all. (S. Abtschwind.) – Pistor., II, 138. 8 Zu Halle in dem Sachsenland und Montpellier im franschen Land ist der schönste Weiberstand. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551. Haller. * Hei steit up'n Häller. (Westf.) Ist in einer gefährlichen Lage. Haller oder Häller (von hal, dürre) ist ein trockener Ast. Haller (Name). * E dänt wä Haller äm Weisskirch. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 195. Die vorzüglich in Schässburg übliche Redensart bezieht sich auf Weisskirch, eine Stunde von Schässburg. Man sagt hier, der erste Besitzer Haller habe als Abgeordneter der Stadt den Ort für Schässburg von dem Fürsten erbitten sollen, habe ihn aber für sich erbeten. Hallo. Maok man nich so väöl Halló davon. (Altmark.) – Danneil, 74. Mache nicht so viel Aufsehens und Lärm davon. Halm. 1 Am Halm erkennt man noch, wie gross die Aehre war. – Simrock, 124. 2 Jeder Halm hat wol eine Aehre, aber nicht jede Aehre hat Körner. 3 Kurtze Halm, viel Korn; kurtze Büsche, eitel Dorn. – Petri, II, 430; Henisch, 569, 25. 4 Mancher will den Halm fischen und lässt die Bäusch1 schwimmen. (Eifel.) 1) Gebund Stroh. 5 Von Einem Halme kommt ein grosses Feuer. – Simrock, 4237; Braun, I, 1065. 6 Wenn man den reifen Halm schüttelt, so fallen die Körner heraus. Frz.: De gerbe remuée chet le grain. (Bohn I, 15.) *7 Du lysest die helmer auss dem stroe. – Tappius, 114a; Körte, 2543a. Unnütze Arbeit. *8 Einem den Halm durchs Maul ziehen. (S. Hälmlein 1.) – Sutor, 925; Braun, I, 1064. *9 Einen in die Halme nehmen. Geht ein Fremder in der Schweiz bei einem Erntefelde vorüber, so wird er von den Arbeitern „in die Halmen genommen“. Man umfängt ihn unversehens mit einer Schlinge von Halmen, bindet ihm auch wol einen Halm an den Rockknopf und hält ihn so lange fest, bis er sich loskauft, was auch dem Bauer oder der Bäuerin geschieht, wenn sie nur zum Besuch aufs Feld kommen. (Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz, in Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 594.) *10 Er muss sich mit Junker Halm behelfen. Hälmchen. * Das Hälmchen ziehen. – Eiselein, 274. Etwas durchs Los entscheiden; wer den kürzern Halm zieht, hat verloren. (S. Gräslein 3.) Frz.: Tire (jouer) la courte -buche. (Kritzinger, 185a.) Tirons à la courte-paille. (Kritzinger, 184b.) Hälmlein. 1 Lass dir das Helmlein nicht durch das Maul ziehen. – Petri, II, 432. 2 Wer ein Hälmlein scheut, muss nicht auf die Wiese gehen. Die Russen: Wer das Rauschen der Halme nicht vertragen kann, der baue sich nicht inmitten eines Grasangers an. (Altman VI, 440.) *3 Einem das helmlein durch das maul streichen. (S. Euter 2.) – Franck, II, 11b; Tappius, 14a; Eyering, I, 313, 316 u. 721; Pauli, Schimpff, XXIXb; Eiselein, 274; Körte, 2543. Jemand angenehme Dinge versprechen, um ihn für irgendeinen, ihm meist zum Nachtheil gereichenden Zweck zu gewinnen. Nach einer Ansicht von den Hühnern, die den Pips haben, entlehnt, die man lockt, um sie zu haschen und ihnen eine Feder zur Heilung der Krankheit durch den Schnabel zu ziehen, und die kommen, weil sie aus den Geberden des Lockenden auf eine Speisung schliesen. Nach Eiselein: „Von einem Kinderspiele hergenommen, da man dem Neuling Rispen übers Kreuz zwischen die obern und untern Lippen und Zähne legt, wo dann beim schnellen Herausziehen der Halmen die Köpfe der Rispen im geschlossenen Munde bleiben“. Bei Schottel (1117b) heisst es: „Sie wissen jhm, wo er vorm Garn nicht mehr gewesen, das Hälmlein artig durch das Maul zu ziehen.“ Frz.: Faire la barbe à quelqu'un. – On lui a passé la plume par le béc. (Kritzinger, 515b; Eiselein, 274.) Lat.: Os sublinere. *4 Einem das Helmlin bieten. – Murner, Schelmz. *5 Einem das Helmlin fürziehen. – Murner, Nb., 55. Täuschen, lügen. – „Die vns ziehen das helmlin für, vnd vil bas liegen kündt dann wir.“ (Kloster, IV, 780.) *6 Er geht eim helmlin nach vnnd verzehrt ein gantze Schüt. – Eyering, II, 232. *7 Er streicht jedem ein Hälmlein durchs Maul. – Mayer, II, 96. Weiss jedem was Angenehmes zu sagen. *8 'S Halml durchs Maul streichen. – Zaupser, Idiot., 35. Schmeicheln. Hals. 1 Am runzeligen Halse trauert die Perle. 2 Auf den Hals treten (schlagen) oder auf den Nacken ist eins. Holl.: Het is al een, sla mij aan den nek of aan den hals. (Harrebomée, I, 274.) 3 Aus einem verzagten Halse kommt kein fröhlicher Gesang (kein lustig Lied). (S. Arsch 4.) 4 De de Hals tobreckt, de häft de Bênen gên Schuld geven. (Ostfries.) 5 Der Hals ist bald trocken, wenn er umsonst singen soll. Böhm.: Bolí hrdlo zpívat darmo. (Čelakovsky, 128.) 6 Der Hals ist eine enge Strasse und fährt Haus und Hof durch. Dän.: Der sjunker meget godt for halse. – Det gaaer alt igiennem huus hals. (Prov. dan., 246 u. 269.) 7 Der Hals ist nicht weit vom Kopfe. Dän.: Hvo der slaaer een paa halsen, han slaaer ham ikke langt fra hovedet. (Bohn I, 377.) 8 Der Hals muss oft für den Kopf büssen. Böhm.: Krk hlavu nesní. (Čelakovsky, 91.) 9 Der kann leicht den Hals brechen, der schon über einen Strohhalm stolpert. Span.: Quien en una piedra dos veces tropieza, no es maravilla se quiebre la cabeza. (Bohn I, 248.) 10 Ein abgeschnittener Hals lässt sich nicht ersetzen. It.: Tutto s'accommoda eccetto l'osso del collo. (Bohn I, 129.) 11 Ein kranker Hals kann übel singen und schlingen. Poln.: Boli gardło, śpiewać darmo. (Oberschles.) (Lompa, 6.) 12 Einen Hals brechen ist schlimmer als zwei Beine. – Altmann VI, 404. 13 Es ist gleichviel an den Halss oder an den Nacken geschlagen. – Petri, II, 263. 14 Et is de Hals no nit, hadde de Fru seggt, doa was ear de Boen (Boden) ut der Oelgekruke gan. (Büren.) 15 Für einen steifen Hals ist jeder Schlagbaum zu niedrig. 16 Hals um Hals, Zahn um Zahn. Böhm.: Hrdlo za hrdlo. (Čelakovsky, 129.) 17 Is Hals und gilt Hals. Was Hals, Schlund gegessen, das soll er auch gelten, zahlen. Das Sprichwort kommt in einem Predigtmärlein vor. (Vgl. Pfeiffer's Germania, III, 416, 9.) 18 Iss hals, trinck hals, bezahl hals. – Petri, III, 8; Henisch, 364, 24. 19 Je steifer der Hals, desto mehr Beulen der Kopf. – Sprichwörtergarten, 73. Holl.: Hoe edeler hals, hoe buigzamer. – Hoe edeler hals, hoe buigzamer knie. (Harrebomée, I, 275.) 20 Jeder schlägt auf seinen Hals und nicht auf sein Gut. – Graf, 222, 276. Der Erbe soll nicht verpflichtet sein, die Schulden des Erblassers über dessen Nachlass hinaus zu tilgen. (S. Gut 231.) In Lüneburg: Islik sleyt up sinen Hals und nicht up sinen Guth. (Kraut, 75, 93.) 21 Man mag niemand den Hals verlangen, der zahlen kann. – Graf, 321, 254. Dies Sprichwort spricht dafür, dass das deutsche Recht jedem gestattete, wenn er die Mittel dazu besass, ein Verbrechen mit Gut zu büssen. Altfries.: Nene monne ne motma thene hals vrthingia alsa fir sare fella muge. (Richthofen, 169, 12.) 22 Mit dem Halse bezahlt man alles. – Eisenhart, 505; Hertius, III, 7; Hillebrand, 196, 280; Pistor., X, 51; Eiselein, 274; Simrock, 4238; Graf, 341, 343. Dies Sprichwort handelt nicht blos von Geldstrafen (s. Tod), sondern auch vom Schadenersatz. Man wollte damit sagen, dass die Erben des Missethäters,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [140]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/146>, abgerufen am 23.11.2024.