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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Frz.: On ne peut pas sonner les cloches, et aller a la procession. (Lendroy, 1248.)

Span.: No se puede repicar, y andar a la procesion. (Cahier, 3680.)

56 Man muss eine Glocke neben der andern hören, um über das Geläute zu urtheilen.

57 Mit der grossen Glocke läutet man nicht alle Tage in die Kirche.

58 Soll die Glocke klingen, muss man den Klöppel schwingen.

59 Solt eine tolle Glock weise Leuth regieren? - Henisch, 1653, 37; Petri, III, 11.

60 Vornehme Glocken klingen nicht alle Tage.

Die Glocke im Palast der Senatoren in Rom z. B. darf nur dann erschallen, wenn der Carneval beginnt oder wenn - der Papst gestorben ist. (Altes und neues Rom, National-Zeitung, Berlin 1856, Nr. 267.)

61 Was die Glocke geschlagen hat, sieht man am Zeiger.

62 Was nützt eine silberne Glocke, wenn sie einen Fuchsschwanz zum Klöppel hat.

Auch die goldene Glocke gilt für misrathen, an der ein hölzerner Klöppel hängt. (Altmann V, 90.)

63 Wenn die Glock an einem Ort barstet, so klingt sie nicht mehr, und ist gantz vntuchtig. - Henisch, 1653, 59; Luther, 55; Petri, II, 643; Sailer, 54; Körte, 2199; Simrock, 3709.

Von gutem Ruf und gutem Namen gilt ein Gleiches.

64 Wenn die Glocke fertig, darf man den Klöppel nicht vergessen.

65 Wenn die Glocke lauten soll, muss der Glöckner am Strange ziehen, auch wenn der König gestorben ist.

Die Russen: Soll die Glocke tönen, will sie gezogen sein. (Altmann III, 410.)

66 Wenn die Glocke läutet, so versteht jeder, was er will.

Wenn man von fern den Klang der Glocken hört und die Veranlassung nicht kennt, kann man das Läuten auslegen wie man will. Die Franzosen haben dafür folgende Redensart: C'est le son des cloches, auxquelles on fait dire tout ce que l'on veut. (Bohn I, 41; Lendroy, 446.) Die Entstehung derselben soll folgende sein. M. de Faucheur, ein berühmter Kanzelredner des 17. Jahrhunderts, predigte einst in der reformirten Kirche zu Charenton sehr lebhaft gegen das Duell, und so überzeugend, dass der tapfere Marschall Laforce am Schluss der Predigt zum Herzog von Montmorence, der mit mehreren Offizieren ebenfalls derselben beigewohnt hatte, sagte, er habe genug Proben seines Muthes gegeben, er sei aber so lebhaft von der Wahrheit dessen, was Faucheur gesagt habe, überzeugt, dass er fürder jede Forderung ablehnen werde, worauf der Herzog erwiderte: "Die Sprache der Prediger (Priester, Geistlichen) ist wie der Klang der Glocken, die man sagen lässt, was man darin finden will." Es scheint jedoch, als sei hier nur ein bereits vorhandenes Sprichwort angewandt worden.

67 Wenn die Glocke nicht schwingt, hört man kein Geläut.

Holl.: Als de klok stil staat, hoort men geen geluid. (Harrebomee, I, 415.)

68 Wenn die grossen Glocken brummen (klingen), hört man die kleinen nicht. - Winckler, VII, 59.

Dän.: Naar de store klokker lyder, kand de smaae ikke höres. (Prov. dan., 350; Bohn I, 391.)

It.: Non si udono le campane picciole, quando le grandi suonano. (Gaal, 740.)

69 Wenn schon die grosse Glock gegossen ist, so fehlts doch allezeit noch am Klöpel. - Henisch, 1424, 23; Lehmann, 268, 51; Petri, II, 674; Sailer, 55.

70 Wer eine silberne Glocke giesst, soll keinen bleiernen Klöppel dazu nehmen. - Altmann V, 90.

71 Wer nur ein Glocke hört, hört numme ein' Ton. - Schweiz, I, 144, 59.

Wer nur immer dieselbe Ansicht vernimmt, wird einseitig in seinem Urtheil.

Frz.: Qui n'entend qu'une cloche n'entend qu'un son. (Leroux, I, 5; Bohn I, 50; Cahier, 390.)

72 Wer weiss, was die Glocke geschlagen hat!

73 Wer weiss, wem morgen die Glocke läutet!

Böhm.: Zvon vola: kdo za kym! kdo za kym! (Celakovsky, 310.)

Ill.: Zvono kuca: ko za kim! ko za kim! (Celakovsky, 310.)

74 Wie die Glocke gegossen ist, so klingt sie.

Die Russen: Die Glocke ändert ihren Klang nicht, sie berste denn. (Altmann VI, 464.)

[Spaltenumbruch] 75 Wie die Glocke geläutet wird, so klingt sie.

Die Glocke kann nicht hell klingen, wenn sie dumpf geläutet wird. (Altmann V, 86.)

76 Wie die Glocke, so der Klöppel, wie der Topf, so der Löffel.

Holl.: Zoo de klok is, zoo de klepel, zoo de pot is, zoo de lepel. (Harrebomee, I, 416.)

77 Wie die Glocke, so der Klang. - Winckler, VI, 93.

Auch russisch Altmann VI, 463. - Abraham a Sancta Clara hat im Judas der Erzschelm folgende Zusammenstellung, eine Ergänzung zu Garn 21 bildend: Wie die Glocke, so der Klang, wie der Sänger, so der Sang; wie der Vogel, so das Ei, wie der Koch, also der Brei; wie der Schuster, so der Schuch, wie der Schreiber, so das Buch; wie der Arzt, also die Salb', wie die Kuh, also das Kalb; wie der Acker, so das Treid, wie die Wiesen, so die Weid'; wie der Tänzer, so der Tanz, wie die Braut, also der Kranz; wie der Baum, also die Birne, wie die Frau, also die Dirne; wie der Herr, so der Knecht, wie der Soldat, so das Gefecht; wie der Hirt, so die Rinder, wie die Aeltern, so die Kinder. (Parömiakon, 39.)

78 Wie man die Glocke anschlägt (giesst), so klingt sie. - Altmann V, 95.

79 Wie viel die Glocke geschlagen hat, weiss man erst, wenn sie aufgehört.

80 Wo die Glocke von Leder ist vnd der Klöppel ein Fuchsschwantz, da hört man den Klang nicht ferr. - Henisch, 1653, 61; Petri, II, 801; Simrock, 3712; Sailer, 105; Körte, 2200; für Holstein: Schütze, II, 301.

Von alles vertuschenden und nichts verbessernden Leisetretern und Schmeichlern.

Mhd.: Ein glock on klüpfel gibt nit thon, ob daz jm hangt ein fuchsschwantz schon. (Narrenschiff.) (Zingerle, 56.)

81 Wo die grossen Glocken läuten (dröhnen), hört man die kleinen nicht (tönen).

Böhm.: Kde velike zvony zvoni, tam se male neslysi. (Celakovsky, 173.)

82 Wo grosse Glocken fehlen, muss man die kleinen läuten.

Aehnlich russisch Altmann VI, 435.

83 Wo keine Klocke is, doa is ok kein Gelüd. (Büren.)

*84 All's an de grote Klock slaon. (Altmark.) - Danneil, 105.

*85 Aest un de greis Kloek hen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 173, 120.

Etwas an die grosse Glocke hängen, d. i. ausposaunen.

*86 Beide Glocken hören.

Beide Parteien vernehmen.

*87 Bi di het dat: Klock sla, Dag gah, Mahlteit kumm bald. (Mecklenburg.) - Günther II, 199, 33; Schiller, I, 7a.

Von einem Faulenzer. Bei dir heisst es: Glocke schlage, Tag geh', Mahlzeit komm.

*88 De hülfen Klocken1 goaht. (Büren.)

1) Die Dreschflegel.

*89 De Klocke is koppern, wenn man wat itt, so is 't Mahltid.

*90 Der Glocke mangelt noch der Klöppel.

*91 Die glock ist gegossen. - Zeytbuch, CCXXXVa; Luther's Ms., S. 10.

*92 Die Glocke ist sein bester Freund.

D. h. die, welche zum Essen ladet und den Feierabend verkündet, nicht die, so zur Arbeit ruft.

Holl.: Mijn beste vriend is de klok. (Harrebomee, I, 416.)

*93 Die Glocke läuten, ohne dass sie klingt.

Frz.: Qui bale (vanne) sans son, ressemble Babion. (Leroux, II, 27.)

Die Erklärung dieses französischen Sprichworts findet sich in Early Mysteries, and other latin poems of the twelfth and thirtheenth centuries etc. by Thomas Wright (London 1338).

*94 Die Glocken tönen noch.

Die Sache ist noch nicht aus.

*95 Die grosse Glocke läuten.

Sich mit einer Sache unmittelbar an den wenden, der am meisten dabei zu sagen hat. Diese Redensart hat ihren Ursprung darin, dass in allen Domkirchen, Abteien und Klöstern an den feierlichen Festtagen, an denen der Bischof, Abt oder Prior zu amtiren verpflichtet war, die Einläutung zum Gottesdienste mittels der grössten Glocke erfolgte.

Frz.: Faire sonner la grosse cloche. (Lendroy, 744.) - S'adresser directement a Dieu plutot qu'a ses saints. (Starschedel, 401.)

[Spaltenumbruch] Frz.: On ne peut pas sonner les cloches, et aller à la procession. (Lendroy, 1248.)

Span.: No se puede repicar, y andar á la procesion. (Cahier, 3680.)

56 Man muss eine Glocke neben der andern hören, um über das Geläute zu urtheilen.

57 Mit der grossen Glocke läutet man nicht alle Tage in die Kirche.

58 Soll die Glocke klingen, muss man den Klöppel schwingen.

59 Solt eine tolle Glock weise Leuth regieren?Henisch, 1653, 37; Petri, III, 11.

60 Vornehme Glocken klingen nicht alle Tage.

Die Glocke im Palast der Senatoren in Rom z. B. darf nur dann erschallen, wenn der Carneval beginnt oder wenn – der Papst gestorben ist. (Altes und neues Rom, National-Zeitung, Berlin 1856, Nr. 267.)

61 Was die Glocke geschlagen hat, sieht man am Zeiger.

62 Was nützt eine silberne Glocke, wenn sie einen Fuchsschwanz zum Klöppel hat.

Auch die goldene Glocke gilt für misrathen, an der ein hölzerner Klöppel hängt. (Altmann V, 90.)

63 Wenn die Glock an einem Ort barstet, so klingt sie nicht mehr, und ist gantz vntuchtig.Henisch, 1653, 59; Luther, 55; Petri, II, 643; Sailer, 54; Körte, 2199; Simrock, 3709.

Von gutem Ruf und gutem Namen gilt ein Gleiches.

64 Wenn die Glocke fertig, darf man den Klöppel nicht vergessen.

65 Wenn die Glocke lauten soll, muss der Glöckner am Strange ziehen, auch wenn der König gestorben ist.

Die Russen: Soll die Glocke tönen, will sie gezogen sein. (Altmann III, 410.)

66 Wenn die Glocke läutet, so versteht jeder, was er will.

Wenn man von fern den Klang der Glocken hört und die Veranlassung nicht kennt, kann man das Läuten auslegen wie man will. Die Franzosen haben dafür folgende Redensart: C'est le son des cloches, auxquelles on fait dire tout ce que l'on veut. (Bohn I, 41; Lendroy, 446.) Die Entstehung derselben soll folgende sein. M. de Faucheur, ein berühmter Kanzelredner des 17. Jahrhunderts, predigte einst in der reformirten Kirche zu Charenton sehr lebhaft gegen das Duell, und so überzeugend, dass der tapfere Marschall Laforce am Schluss der Predigt zum Herzog von Montmorence, der mit mehreren Offizieren ebenfalls derselben beigewohnt hatte, sagte, er habe genug Proben seines Muthes gegeben, er sei aber so lebhaft von der Wahrheit dessen, was Faucheur gesagt habe, überzeugt, dass er fürder jede Forderung ablehnen werde, worauf der Herzog erwiderte: „Die Sprache der Prediger (Priester, Geistlichen) ist wie der Klang der Glocken, die man sagen lässt, was man darin finden will.“ Es scheint jedoch, als sei hier nur ein bereits vorhandenes Sprichwort angewandt worden.

67 Wenn die Glocke nicht schwingt, hört man kein Geläut.

Holl.: Als de klok stil staat, hoort men geen geluid. (Harrebomée, I, 415.)

68 Wenn die grossen Glocken brummen (klingen), hört man die kleinen nicht.Winckler, VII, 59.

Dän.: Naar de store klokker lyder, kand de smaae ikke høres. (Prov. dan., 350; Bohn I, 391.)

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70 Wer eine silberne Glocke giesst, soll keinen bleiernen Klöppel dazu nehmen.Altmann V, 90.

71 Wer nur ein Glocke hört, hört numme ein' Ton.Schweiz, I, 144, 59.

Wer nur immer dieselbe Ansicht vernimmt, wird einseitig in seinem Urtheil.

Frz.: Qui n'entend qu'une cloche n'entend qu'un son. (Leroux, I, 5; Bohn I, 50; Cahier, 390.)

72 Wer weiss, was die Glocke geschlagen hat!

73 Wer weiss, wem morgen die Glocke läutet!

Böhm.: Zvon volá: kdo za kým! kdo za kým! (Čelakovský, 310.)

Ill.: Zvono kuca: ko za kim! ko za kim! (Čelakovský, 310.)

74 Wie die Glocke gegossen ist, so klingt sie.

Die Russen: Die Glocke ändert ihren Klang nicht, sie berste denn. (Altmann VI, 464.)

[Spaltenumbruch] 75 Wie die Glocke geläutet wird, so klingt sie.

Die Glocke kann nicht hell klingen, wenn sie dumpf geläutet wird. (Altmann V, 86.)

76 Wie die Glocke, so der Klöppel, wie der Topf, so der Löffel.

Holl.: Zoo de klok is, zoo de klepel, zoo de pot is, zoo de lepel. (Harrebomée, I, 416.)

77 Wie die Glocke, so der Klang.Winckler, VI, 93.

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78 Wie man die Glocke anschlägt (giesst), so klingt sie.Altmann V, 95.

79 Wie viel die Glocke geschlagen hat, weiss man erst, wenn sie aufgehört.

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81 Wo die grossen Glocken läuten (dröhnen), hört man die kleinen nicht (tönen).

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82 Wo grosse Glocken fehlen, muss man die kleinen läuten.

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*85 Aest un de grîs Klôek hên. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 120.

Etwas an die grosse Glocke hängen, d. i. ausposaunen.

*86 Beide Glocken hören.

Beide Parteien vernehmen.

*87 Bi di hêt dat: Klock sla, Dag gah, Mahltît kumm bald. (Mecklenburg.) – Günther II, 199, 33; Schiller, I, 7a.

Von einem Faulenzer. Bei dir heisst es: Glocke schlage, Tag geh', Mahlzeit komm.

*88 De hülfen Klocken1 goaht. (Büren.)

1) Die Dreschflegel.

*89 De Klocke is koppern, wenn man wat itt, so is 't Mahltid.

*90 Der Glocke mangelt noch der Klöppel.

*91 Die glock ist gegossen.Zeytbuch, CCXXXVa; Luther's Ms., S. 10.

*92 Die Glocke ist sein bester Freund.

D. h. die, welche zum Essen ladet und den Feierabend verkündet, nicht die, so zur Arbeit ruft.

Holl.: Mijn beste vriend is de klok. (Harrebomée, I, 416.)

*93 Die Glocke läuten, ohne dass sie klingt.

Frz.: Qui bale (vanne) sans son, ressemble Babion. (Leroux, II, 27.)

Die Erklärung dieses französischen Sprichworts findet sich in Early Mysteries, and other latin poems of the twelfth and thirtheenth centuries etc. by Thomas Wright (London 1338).

*94 Die Glocken tönen noch.

Die Sache ist noch nicht aus.

*95 Die grosse Glocke läuten.

Sich mit einer Sache unmittelbar an den wenden, der am meisten dabei zu sagen hat. Diese Redensart hat ihren Ursprung darin, dass in allen Domkirchen, Abteien und Klöstern an den feierlichen Festtagen, an denen der Bischof, Abt oder Prior zu amtiren verpflichtet war, die Einläutung zum Gottesdienste mittels der grössten Glocke erfolgte.

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[[864]/0892] Frz.: On ne peut pas sonner les cloches, et aller à la procession. (Lendroy, 1248.) Span.: No se puede repicar, y andar á la procesion. (Cahier, 3680.) 56 Man muss eine Glocke neben der andern hören, um über das Geläute zu urtheilen. 57 Mit der grossen Glocke läutet man nicht alle Tage in die Kirche. 58 Soll die Glocke klingen, muss man den Klöppel schwingen. 59 Solt eine tolle Glock weise Leuth regieren? – Henisch, 1653, 37; Petri, III, 11. 60 Vornehme Glocken klingen nicht alle Tage. Die Glocke im Palast der Senatoren in Rom z. B. darf nur dann erschallen, wenn der Carneval beginnt oder wenn – der Papst gestorben ist. (Altes und neues Rom, National-Zeitung, Berlin 1856, Nr. 267.) 61 Was die Glocke geschlagen hat, sieht man am Zeiger. 62 Was nützt eine silberne Glocke, wenn sie einen Fuchsschwanz zum Klöppel hat. Auch die goldene Glocke gilt für misrathen, an der ein hölzerner Klöppel hängt. (Altmann V, 90.) 63 Wenn die Glock an einem Ort barstet, so klingt sie nicht mehr, und ist gantz vntuchtig. – Henisch, 1653, 59; Luther, 55; Petri, II, 643; Sailer, 54; Körte, 2199; Simrock, 3709. Von gutem Ruf und gutem Namen gilt ein Gleiches. 64 Wenn die Glocke fertig, darf man den Klöppel nicht vergessen. 65 Wenn die Glocke lauten soll, muss der Glöckner am Strange ziehen, auch wenn der König gestorben ist. Die Russen: Soll die Glocke tönen, will sie gezogen sein. (Altmann III, 410.) 66 Wenn die Glocke läutet, so versteht jeder, was er will. Wenn man von fern den Klang der Glocken hört und die Veranlassung nicht kennt, kann man das Läuten auslegen wie man will. Die Franzosen haben dafür folgende Redensart: C'est le son des cloches, auxquelles on fait dire tout ce que l'on veut. (Bohn I, 41; Lendroy, 446.) Die Entstehung derselben soll folgende sein. M. de Faucheur, ein berühmter Kanzelredner des 17. Jahrhunderts, predigte einst in der reformirten Kirche zu Charenton sehr lebhaft gegen das Duell, und so überzeugend, dass der tapfere Marschall Laforce am Schluss der Predigt zum Herzog von Montmorence, der mit mehreren Offizieren ebenfalls derselben beigewohnt hatte, sagte, er habe genug Proben seines Muthes gegeben, er sei aber so lebhaft von der Wahrheit dessen, was Faucheur gesagt habe, überzeugt, dass er fürder jede Forderung ablehnen werde, worauf der Herzog erwiderte: „Die Sprache der Prediger (Priester, Geistlichen) ist wie der Klang der Glocken, die man sagen lässt, was man darin finden will.“ Es scheint jedoch, als sei hier nur ein bereits vorhandenes Sprichwort angewandt worden. 67 Wenn die Glocke nicht schwingt, hört man kein Geläut. Holl.: Als de klok stil staat, hoort men geen geluid. (Harrebomée, I, 415.) 68 Wenn die grossen Glocken brummen (klingen), hört man die kleinen nicht. – Winckler, VII, 59. Dän.: Naar de store klokker lyder, kand de smaae ikke høres. (Prov. dan., 350; Bohn I, 391.) It.: Non si udono le campane picciole, quando le grandi suonano. (Gaal, 740.) 69 Wenn schon die grosse Glock gegossen ist, so fehlts doch allezeit noch am Klöpel. – Henisch, 1424, 23; Lehmann, 268, 51; Petri, II, 674; Sailer, 55. 70 Wer eine silberne Glocke giesst, soll keinen bleiernen Klöppel dazu nehmen. – Altmann V, 90. 71 Wer nur ein Glocke hört, hört numme ein' Ton. – Schweiz, I, 144, 59. Wer nur immer dieselbe Ansicht vernimmt, wird einseitig in seinem Urtheil. Frz.: Qui n'entend qu'une cloche n'entend qu'un son. (Leroux, I, 5; Bohn I, 50; Cahier, 390.) 72 Wer weiss, was die Glocke geschlagen hat! 73 Wer weiss, wem morgen die Glocke läutet! Böhm.: Zvon volá: kdo za kým! kdo za kým! (Čelakovský, 310.) Ill.: Zvono kuca: ko za kim! ko za kim! (Čelakovský, 310.) 74 Wie die Glocke gegossen ist, so klingt sie. Die Russen: Die Glocke ändert ihren Klang nicht, sie berste denn. (Altmann VI, 464.) 75 Wie die Glocke geläutet wird, so klingt sie. Die Glocke kann nicht hell klingen, wenn sie dumpf geläutet wird. (Altmann V, 86.) 76 Wie die Glocke, so der Klöppel, wie der Topf, so der Löffel. Holl.: Zoo de klok is, zoo de klepel, zoo de pot is, zoo de lepel. (Harrebomée, I, 416.) 77 Wie die Glocke, so der Klang. – Winckler, VI, 93. Auch russisch Altmann VI, 463. – Abraham a Sancta Clara hat im Judas der Erzschelm folgende Zusammenstellung, eine Ergänzung zu Garn 21 bildend: Wie die Glocke, so der Klang, wie der Sänger, so der Sang; wie der Vogel, so das Ei, wie der Koch, also der Brei; wie der Schuster, so der Schuch, wie der Schreiber, so das Buch; wie der Arzt, also die Salb', wie die Kuh, also das Kalb; wie der Acker, so das Treid, wie die Wiesen, so die Weid'; wie der Tänzer, so der Tanz, wie die Braut, also der Kranz; wie der Baum, also die Birne, wie die Frau, also die Dirne; wie der Herr, so der Knecht, wie der Soldat, so das Gefecht; wie der Hirt, so die Rinder, wie die Aeltern, so die Kinder. (Parömiakon, 39.) 78 Wie man die Glocke anschlägt (giesst), so klingt sie. – Altmann V, 95. 79 Wie viel die Glocke geschlagen hat, weiss man erst, wenn sie aufgehört. 80 Wo die Glocke von Leder ist vnd der Klöppel ein Fuchsschwantz, da hört man den Klang nicht ferr. – Henisch, 1653, 61; Petri, II, 801; Simrock, 3712; Sailer, 105; Körte, 2200; für Holstein: Schütze, II, 301. Von alles vertuschenden und nichts verbessernden Leisetretern und Schmeichlern. Mhd.: Ein glock on klüpfel gibt nit thon, ob daz jm hangt ein fuchsschwantz schon. (Narrenschiff.) (Zingerle, 56.) 81 Wo die grossen Glocken läuten (dröhnen), hört man die kleinen nicht (tönen). Böhm.: Kde veliké zvony zvoní, tam se malé neslyší. (Čelakovský, 173.) 82 Wo grosse Glocken fehlen, muss man die kleinen läuten. Aehnlich russisch Altmann VI, 435. 83 Wo keine Klocke is, doa is ok kein Gelüd. (Büren.) *84 All's an de grôte Klock slaon. (Altmark.) – Danneil, 105. *85 Aest un de grîs Klôek hên. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 120. Etwas an die grosse Glocke hängen, d. i. ausposaunen. *86 Beide Glocken hören. Beide Parteien vernehmen. *87 Bi di hêt dat: Klock sla, Dag gah, Mahltît kumm bald. (Mecklenburg.) – Günther II, 199, 33; Schiller, I, 7a. Von einem Faulenzer. Bei dir heisst es: Glocke schlage, Tag geh', Mahlzeit komm. *88 De hülfen Klocken1 goaht. (Büren.) 1) Die Dreschflegel. *89 De Klocke is koppern, wenn man wat itt, so is 't Mahltid. *90 Der Glocke mangelt noch der Klöppel. *91 Die glock ist gegossen. – Zeytbuch, CCXXXVa; Luther's Ms., S. 10. *92 Die Glocke ist sein bester Freund. D. h. die, welche zum Essen ladet und den Feierabend verkündet, nicht die, so zur Arbeit ruft. Holl.: Mijn beste vriend is de klok. (Harrebomée, I, 416.) *93 Die Glocke läuten, ohne dass sie klingt. Frz.: Qui bale (vanne) sans son, ressemble Babion. (Leroux, II, 27.) Die Erklärung dieses französischen Sprichworts findet sich in Early Mysteries, and other latin poems of the twelfth and thirtheenth centuries etc. by Thomas Wright (London 1338). *94 Die Glocken tönen noch. Die Sache ist noch nicht aus. *95 Die grosse Glocke läuten. Sich mit einer Sache unmittelbar an den wenden, der am meisten dabei zu sagen hat. Diese Redensart hat ihren Ursprung darin, dass in allen Domkirchen, Abteien und Klöstern an den feierlichen Festtagen, an denen der Bischof, Abt oder Prior zu amtiren verpflichtet war, die Einläutung zum Gottesdienste mittels der grössten Glocke erfolgte. Frz.: Faire sonner la grosse cloche. (Lendroy, 744.) – S'adresser directement à Dieu plutôt qu'à ses saints. (Starschedel, 401.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [864]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/892>, abgerufen am 25.11.2024.