Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 44 Gewohnheit hat grosse Kraft. 45 Gewohnheit hat leichte Bürde. - Henisch, 1608, 51; Petri, II, 338; Körte, 2155; Simrock, 3635. It.: La catena non teme del fumo. (Gaal, 723.) Ung.: Minden tereh szokassal megkönnyedik. (Gaal, 723.) 46 Gewohnheit ist der Natur Meister. Mhd.: Gewonheit is reicher danne nataure. (Titurel.) (Zingerle, 55.) Lat.: Regina rerum omnium est consuetudo. (Lehmann, 314, 2.) 47 Gewohnheit ist der Verstand der Menge. 48 Gewohnheit ist die beste Deuterin des Rechts. - Graf, 12, 156; Klingen, 29a, 2. 49 Gewohnheit ist ein eisern Pfaid (Hemd, Kleid), wer sie auszieht, thut sich leid. - Gaal, 724; Simrock, 3637; Mayer, I, 192; Parömiakon, 464, 473, 477, 479, 516 u. 1846; Graf, 11, 134. Die Gewohnheit übt in so vielen Millionen gleich verbildeter Köpfe eine Macht aus, gegen die eine Opposition des freigeborenen und ungebundenen Genius sich kaum erheben kann, aber dennoch erheben soll. Böhm.: Zvyk ma zeleznou kosili. (Celakovsky, 221.) Frz.: Les habitudes contractees dans la jeunesse se quittent difficilement. Krain.: Navada ima zelezno srajco. (Celakovsky, 221.) 50 Gewohnheit ist eine leichte Bürde. - Lehmann, 314, 3. 51 Gewohnheit ist grosso Gewalt. - Graf, 11, 133. 52 Gewohnheit lindert alle Dinge (alles). - Simrock, 3636; Graf, 11, 137; Körte, 2356; Braun, I, 814. Wer sich zehn Jahre quälen lässt, ist im elften der Qualen gewohnt. "Gewohnheit ist dem Narrenfuss ein trockner Wassersteg, dem Weisen aber sperrt er oft des Stromes Segelweg." (W. Müller.) Dän.: Vane og venners samtale formilder sorg. (Prov. dan., 520.) 53 Gewohnheit macht alle Dinge leicht. It.: L'uso fa facile ogni difficolta. (Pazzaglia, 360, 2.) 54 Gewohnheit macht das Hinken (Rauchen) schön. - Sprichwörtergarten, 246. 55 Gewohnheit macht den Fehler schön. 56 Gewohnheit macht gute Arbeiter. 57 Gewohnheit macht harte Füsse. Holl.: Gewoonte maakt eelt (of: harde voeten). (Harrebomee, I, 236.) 58 Gewohnheit macht Schafkötel zu englisch Gewürz. Die Heiligkeit der Jaguirs und Fakirs in Hindostan besteht darin, dass sie alle ihre Speisen mit Kuhmist würzen. (Oettinger, Onkel Zebra, Leipzig 1846, S. 767.) 59 Gewohnheit nimmt den besten Speisen den Geschmack. 60 Gewohnheit, sagte die alte Frau zum Aal, da zog sie ihm die Haut ab. - Hoefer, 296. 61 Gewohnheit verdrängt ein Recht. - Graf, 12, 151; Klingen, 14b, 1. Frz.: Convenances (coutumes) vainquent loy. (Leroux, II, 206.) 62 Gewohnheit wächst mit den Jahren. - Simrock, 3638; Braun, I, 813; Graf, 11, 132; Eiselein, 236. Lat.: Taurum tollet, qui vitulum sustulerit. (Eiselein, 236.) 63 Gewohnheit will Recht sein (haben). - Simrock, 3639; Graf, 11, 130; Körte, 2160; Braun, I, 816; Petri, II, 338. Frz.: La coautume est souvent un grand tyran. (Kritzinger, 186a.) 64 Gewohnheit will Recht werden. Span.: Costumbre hace ley. (Bohn I, 210.) 65 Gewonheit billigt alle ding, aber nit allzeit mit recht. - Henisch, 1608; Petri, II, 388; Graf, 11, 136. 66 Gewonheit bricht Aid vnnd Eisen. - Lehmann, 318, 68. 67 Gewonheit ist die andere Natur. - Luther, 372; Henisch, 1608; Petri, II, 338; Gruter, III, 44; Lehmann, II, 229, 116 u. 237, 55; Eyering, II, 666; Parömiakon, 2524; Bücking, 328; Hollenberg, I, 40; Bremser, 9; Lohrengel, I, 316; Simrock, 3633; Schlechta, 305; Eiselein, 236; Kirchhofer, 155; Körte, 2158; Braun, I, 815; Reinsberg VII, 77. Die Araber sagen, sie sei die fünfte Natur, wobei sie die vier bekannten Temperamente voraussetzen. (Burckhardt, 133.) In Aegypten nennt man sie auch die Zwillingsschwester der Natur. (Burckhardt, 448; Reinsberg -II, 57.) [Spaltenumbruch] Mhd.: Gewonheit ist diu ander nataure. (Haslan.) - Gewonheit wirt nimmer laz, si greifet vür nataure. (Krone.) (Zingerle, 55.) Böhm.: Zvyk (svyklost, obycej) jest druhe prirozeni. (Celakovsky, 221.) Engl.: Custom is a second nature. (Gaal, 724; Eiselein, 236.) Frz.: Coutume dure vaut nature. - Coutume est une autre nature. (Leroux, II, 207.) - L'accoutumance est une autre nature. (Kritzinger, 475a.) - L'habitude est une seconde nature. (Lendroy, 1063.) Holl.: Aanwenst wordt eene tweede natuur. (Harrebomee, I, 236; Bohn I, 305 u. 319.) It.: Il costume e una seconda natura. (Pazzaglia, 72, 2.) - L'abito e una seconda natura. (Bohn I, 105.) - L'uso si converte in nature. (Gaal, 724.) La natura non puo star contra 'l costume. - Quasi in natura l'uso si converte. (Pazzaglia, 360, 1.) Lat.: Consuetudine efficitur quasi altera natura. (Cicero.) (Binder II, 563.) - Consuetudo (usus) est altera natura. (Galenus.) (Binder I, 222; Demokritos, IV, 52; Faselius, 30; Gaal, 724; Philippi, I, 91; Schulblatt, 476; Seybold, 87; Wiegand, 394.) - Consuetudo quasi secunda natura dicitur. (Augustin.) (Binder II, 563.) Poln.: Nalog jest druga natura. - Nalog lamie przyrodzenie. (Celakovsky, 221.) Span.: La costumbre es otra naturaleza. (Bohn I, 226.) Ung.: A szokas termeszette valik. (Gaal, 724.) 68 Gewonheit ist ein Recht, das im Land gebohrn, erzogen vnnd erwachsen ist. - Lehmann, 314, 5. It.: Lunga usanza vince diritto ragione. (Gaal, 728.) 69 Gewonheit ist ein stählins Hemmet. - Henisch, 1608, 57; Petri, II, 338. Frz.: Accoutumance est loy bien dure. (Leroux, II, 169.) 70 Gewonheit ist ein zwang. - Lehmann, 314, 1. 71 Gewonheit ist König vber den verstand. - Lehmann, 318, 62. 72 Gewonheit macht all ding milter. - Henisch, 1608, 59. Böhm.: Co hanba a hrich, i to veslo v zvyk. (Celakovsky, 221.) Lat.: Ab assuetis non fit passio. (Gaal, 723.) 73 Gewonheit macht schwer ding leicht. - Henisch, 1608, 58; Petri, II, 338. Lat.: Quod male fers, assuesce, feres bene, multa vetustas lenit. (Gaal, 723.) 74 Gewonheit machts, dass ein Schaf dem andern folgt. - Lehmann, 317, 48. 75 Gewonheit vnd warheit gelten nicht gleich. - Henisch, 1479, 40; Petri, II, 338. 76 Gewonheit vnd zucht lassen nicht vbel gerathen. - Henisch, 1608, 61; Petri, II, 338. 77 Gewonheyt entschuldiget nit die sünd, sonder beschwerts vnd mehrts. - Franck, I, 67a; Simrock, 3643; Körte, 2159. 78 Gewonheyt ist ein gross gewalt. - Franck, I, 69a; Henisch, 1608, 53; Lehmann, II, 229, 117; Graf, II, 133. 79 Gewunnheit maket olles lichte. (Waldeck.) - Curtze, 342, 854. 80 Gut gewonheit ist wol zu dulden. - Henisch, 1608, 18; Petri, II, 364. Frz.: Il ne faut pas laisser perdre les bonnes coutumes. (Cahier, 464.) 81 Gute Gewohnheit erhält Fried' und Einigkeit. - Graf, 12, 150. 82 Gute Gewohnheit, gut Recht. - Ficker, 61, 51; Graf, 12, 147; Nering, V, 53. "Gewohnheit ist die älteste und ursprünglichste Offenbarungsform des Rechts." Der Verfasser des Sachsenspiegels sagt: "Diese Rechte hab' ich nicht selbst erdacht, es haben's vom Alter auf uns gebracht unsre guten Vorfahren." Dän.: Saedvane (gammel brug og vedtaegt) er den anden lov. (Prov. dan., 493.) 83 Gute Gewohnheit ist am Zehnten Gerechtigkeit. - Graf, 123, 340. Es galt nicht blos, den Zehent in seiner vorschriftsmässigen Grösse und Beschaffenheit zu verabreichen, es musste dies auch unter bestimmten Förmlichkeiten geschehen, auf welche sehr streng gehalten wurde und über die in zweifelhaften Fällen das Gewohnheitsrecht entscheiden musste. Mhd.: Gude wonheit is an der tegede rechtigheit. (Diplomat. Beiträge zur Geschichte der Stadt Berlin von Fidicin, I, 166.) 84 Gute Gewohnheit ist nichts Schlimmes. - Graf, 12, 149. Holl.: Goed gebruik is nooit kwaad. (Harrebomee, I, 210.)
[Spaltenumbruch] 44 Gewohnheit hat grosse Kraft. 45 Gewohnheit hat leichte Bürde. – Henisch, 1608, 51; Petri, II, 338; Körte, 2155; Simrock, 3635. It.: La catena non teme del fumo. (Gaal, 723.) Ung.: Minden tereh szokással megkönnyedik. (Gaal, 723.) 46 Gewohnheit ist der Natur Meister. Mhd.: Gewonheit is rîcher danne natûre. (Titurel.) (Zingerle, 55.) Lat.: Regina rerum omnium est consuetudo. (Lehmann, 314, 2.) 47 Gewohnheit ist der Verstand der Menge. 48 Gewohnheit ist die beste Deuterin des Rechts. – Graf, 12, 156; Klingen, 29a, 2. 49 Gewohnheit ist ein eisern Pfaid (Hemd, Kleid), wer sie auszieht, thut sich leid. – Gaal, 724; Simrock, 3637; Mayer, I, 192; Parömiakon, 464, 473, 477, 479, 516 u. 1846; Graf, 11, 134. Die Gewohnheit übt in so vielen Millionen gleich verbildeter Köpfe eine Macht aus, gegen die eine Opposition des freigeborenen und ungebundenen Genius sich kaum erheben kann, aber dennoch erheben soll. Böhm.: Zvyk má železnou košili. (Čelakovský, 221.) Frz.: Les habitudes contractées dans la jeunesse se quittent difficilement. Krain.: Navada ima železno srajco. (Čelakovský, 221.) 50 Gewohnheit ist eine leichte Bürde. – Lehmann, 314, 3. 51 Gewohnheit ist grosso Gewalt. – Graf, 11, 133. 52 Gewohnheit lindert alle Dinge (alles). – Simrock, 3636; Graf, 11, 137; Körte, 2356; Braun, I, 814. Wer sich zehn Jahre quälen lässt, ist im elften der Qualen gewohnt. „Gewohnheit ist dem Narrenfuss ein trockner Wassersteg, dem Weisen aber sperrt er oft des Stromes Segelweg.“ (W. Müller.) Dän.: Vane og venners samtale formilder sorg. (Prov. dan., 520.) 53 Gewohnheit macht alle Dinge leicht. It.: L'uso fa facile ogni difficoltà. (Pazzaglia, 360, 2.) 54 Gewohnheit macht das Hinken (Rauchen) schön. – Sprichwörtergarten, 246. 55 Gewohnheit macht den Fehler schön. 56 Gewohnheit macht gute Arbeiter. 57 Gewohnheit macht harte Füsse. Holl.: Gewoonte maakt eelt (of: harde voeten). (Harrebomée, I, 236.) 58 Gewohnheit macht Schafkötel zu englisch Gewürz. Die Heiligkeit der Jaguirs und Fakirs in Hindostan besteht darin, dass sie alle ihre Speisen mit Kuhmist würzen. (Oettinger, Onkel Zebra, Leipzig 1846, S. 767.) 59 Gewohnheit nimmt den besten Speisen den Geschmack. 60 Gewohnheit, sagte die alte Frau zum Aal, da zog sie ihm die Haut ab. – Hoefer, 296. 61 Gewohnheit verdrängt ein Recht. – Graf, 12, 151; Klingen, 14b, 1. Frz.: Convenances (coutumes) vainquent loy. (Leroux, II, 206.) 62 Gewohnheit wächst mit den Jahren. – Simrock, 3638; Braun, I, 813; Graf, 11, 132; Eiselein, 236. Lat.: Taurum tollet, qui vitulum sustulerit. (Eiselein, 236.) 63 Gewohnheit will Recht sein (haben). – Simrock, 3639; Graf, 11, 130; Körte, 2160; Braun, I, 816; Petri, II, 338. Frz.: La coûtume est souvent un grand tyran. (Kritzinger, 186a.) 64 Gewohnheit will Recht werden. Span.: Costumbre hace ley. 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44 Gewohnheit hat grosse Kraft.
45 Gewohnheit hat leichte Bürde. – Henisch, 1608, 51; Petri, II, 338; Körte, 2155; Simrock, 3635.
It.: La catena non teme del fumo. (Gaal, 723.)
Ung.: Minden tereh szokással megkönnyedik. (Gaal, 723.)
46 Gewohnheit ist der Natur Meister.
Mhd.: Gewonheit is rîcher danne natûre. (Titurel.) (Zingerle, 55.)
Lat.: Regina rerum omnium est consuetudo. (Lehmann, 314, 2.)
47 Gewohnheit ist der Verstand der Menge.
48 Gewohnheit ist die beste Deuterin des Rechts. – Graf, 12, 156; Klingen, 29a, 2.
49 Gewohnheit ist ein eisern Pfaid (Hemd, Kleid), wer sie auszieht, thut sich leid. – Gaal, 724; Simrock, 3637; Mayer, I, 192; Parömiakon, 464, 473, 477, 479, 516 u. 1846; Graf, 11, 134.
Die Gewohnheit übt in so vielen Millionen gleich verbildeter Köpfe eine Macht aus, gegen die eine Opposition des freigeborenen und ungebundenen Genius sich kaum erheben kann, aber dennoch erheben soll.
Böhm.: Zvyk má železnou košili. (Čelakovský, 221.)
Frz.: Les habitudes contractées dans la jeunesse se quittent difficilement.
Krain.: Navada ima železno srajco. (Čelakovský, 221.)
50 Gewohnheit ist eine leichte Bürde. – Lehmann, 314, 3.
51 Gewohnheit ist grosso Gewalt. – Graf, 11, 133.
52 Gewohnheit lindert alle Dinge (alles). – Simrock, 3636; Graf, 11, 137; Körte, 2356; Braun, I, 814.
Wer sich zehn Jahre quälen lässt, ist im elften der Qualen gewohnt. „Gewohnheit ist dem Narrenfuss ein trockner Wassersteg, dem Weisen aber sperrt er oft des Stromes Segelweg.“ (W. Müller.)
Dän.: Vane og venners samtale formilder sorg. (Prov. dan., 520.)
53 Gewohnheit macht alle Dinge leicht.
It.: L'uso fa facile ogni difficoltà. (Pazzaglia, 360, 2.)
54 Gewohnheit macht das Hinken (Rauchen) schön. – Sprichwörtergarten, 246.
55 Gewohnheit macht den Fehler schön.
56 Gewohnheit macht gute Arbeiter.
57 Gewohnheit macht harte Füsse.
Holl.: Gewoonte maakt eelt (of: harde voeten). (Harrebomée, I, 236.)
58 Gewohnheit macht Schafkötel zu englisch Gewürz.
Die Heiligkeit der Jaguirs und Fakirs in Hindostan besteht darin, dass sie alle ihre Speisen mit Kuhmist würzen. (Oettinger, Onkel Zebra, Leipzig 1846, S. 767.)
59 Gewohnheit nimmt den besten Speisen den Geschmack.
60 Gewohnheit, sagte die alte Frau zum Aal, da zog sie ihm die Haut ab. – Hoefer, 296.
61 Gewohnheit verdrängt ein Recht. – Graf, 12, 151; Klingen, 14b, 1.
Frz.: Convenances (coutumes) vainquent loy. (Leroux, II, 206.)
62 Gewohnheit wächst mit den Jahren. – Simrock, 3638; Braun, I, 813; Graf, 11, 132; Eiselein, 236.
Lat.: Taurum tollet, qui vitulum sustulerit. (Eiselein, 236.)
63 Gewohnheit will Recht sein (haben). – Simrock, 3639; Graf, 11, 130; Körte, 2160; Braun, I, 816; Petri, II, 338.
Frz.: La coûtume est souvent un grand tyran. (Kritzinger, 186a.)
64 Gewohnheit will Recht werden.
Span.: Costumbre hace ley. (Bohn I, 210.)
65 Gewonheit billigt alle ding, aber nit allzeit mit recht. – Henisch, 1608; Petri, II, 388; Graf, 11, 136.
66 Gewonheit bricht Aid vnnd Eisen. – Lehmann, 318, 68.
67 Gewonheit ist die andere Natur. – Luther, 372; Henisch, 1608; Petri, II, 338; Gruter, III, 44; Lehmann, II, 229, 116 u. 237, 55; Eyering, II, 666; Parömiakon, 2524; Bücking, 328; Hollenberg, I, 40; Bremser, 9; Lohrengel, I, 316; Simrock, 3633; Schlechta, 305; Eiselein, 236; Kirchhofer, 155; Körte, 2158; Braun, I, 815; Reinsberg VII, 77.
Die Araber sagen, sie sei die fünfte Natur, wobei sie die vier bekannten Temperamente voraussetzen. (Burckhardt, 133.) In Aegypten nennt man sie auch die Zwillingsschwester der Natur. (Burckhardt, 448; Reinsberg -II, 57.)
Mhd.: Gewonheit ist diu ander natûre. (Haslan.) – Gewonheit wirt nimmer laz, si grîfet vür natûre. (Krone.) (Zingerle, 55.)
Böhm.: Zvyk (svyklost, obyčej) jest druhé přirození. (Čelakovský, 221.)
Engl.: Custom is a second nature. (Gaal, 724; Eiselein, 236.)
Frz.: Coutume dure vaut nature. – Coutume est une autre nature. (Leroux, II, 207.) – L'accoutumance est une autre nature. (Kritzinger, 475a.) – L'habitude est une seconde nature. (Lendroy, 1063.)
Holl.: Aanwenst wordt eene tweede natuur. (Harrebomée, I, 236; Bohn I, 305 u. 319.)
It.: Il costume è una seconda natura. (Pazzaglia, 72, 2.) – L'abito è una seconda natura. (Bohn I, 105.) – L'uso si converte in nature. (Gaal, 724.) La natura non puo star contra 'l costume. – Quasi in natura l'uso si converte. (Pazzaglia, 360, 1.)
Lat.: Consuetudine efficitur quasi altera natura. (Cicero.) (Binder II, 563.) – Consuetudo (usus) est altera natura. (Galenus.) (Binder I, 222; Demokritos, IV, 52; Faselius, 30; Gaal, 724; Philippi, I, 91; Schulblatt, 476; Seybold, 87; Wiegand, 394.) – Consuetudo quasi secunda natura dicitur. (Augustin.) (Binder II, 563.)
Poln.: Nałog jest druga natura. – Nałog łamie przyrodzenie. (Čelakovský, 221.)
Span.: La costumbre es otra naturaleza. (Bohn I, 226.)
Ung.: A szokás természetté válik. (Gaal, 724.)
68 Gewonheit ist ein Recht, das im Land gebohrn, erzogen vnnd erwachsen ist. – Lehmann, 314, 5.
It.: Lunga usanza vince diritto ragione. (Gaal, 728.)
69 Gewonheit ist ein stählins Hemmet. – Henisch, 1608, 57; Petri, II, 338.
Frz.: Accoutumance est loy bien dure. (Leroux, II, 169.)
70 Gewonheit ist ein zwang. – Lehmann, 314, 1.
71 Gewonheit ist König vber den verstand. – Lehmann, 318, 62.
72 Gewonheit macht all ding milter. – Henisch, 1608, 59.
Böhm.: Co hanba a hřích, i to vešlo v zvyk. (Čelakovský, 221.)
Lat.: Ab assuetis non fit passio. (Gaal, 723.)
73 Gewonheit macht schwer ding leicht. – Henisch, 1608, 58; Petri, II, 338.
Lat.: Quod male fers, assuesce, feres bene, multa vetustas lenit. (Gaal, 723.)
74 Gewonheit machts, dass ein Schaf dem andern folgt. – Lehmann, 317, 48.
75 Gewonheit vnd warheit gelten nicht gleich. – Henisch, 1479, 40; Petri, II, 338.
76 Gewonheit vnd zucht lassen nicht vbel gerathen. – Henisch, 1608, 61; Petri, II, 338.
77 Gewonheyt entschuldiget nit die sünd, sonder beschwerts vnd mehrts. – Franck, I, 67a; Simrock, 3643; Körte, 2159.
78 Gewonheyt ist ein gross gewalt. – Franck, I, 69a; Henisch, 1608, 53; Lehmann, II, 229, 117; Graf, II, 133.
79 Gewunnheit mâket olles lichte. (Waldeck.) – Curtze, 342, 854.
80 Gut gewonheit ist wol zu dulden. – Henisch, 1608, 18; Petri, II, 364.
Frz.: Il ne faut pas laisser perdre les bonnes coutumes. (Cahier, 464.)
81 Gute Gewohnheit erhält Fried' und Einigkeit. – Graf, 12, 150.
82 Gute Gewohnheit, gut Recht. – Ficker, 61, 51; Graf, 12, 147; Nering, V, 53.
„Gewohnheit ist die älteste und ursprünglichste Offenbarungsform des Rechts.“ Der Verfasser des Sachsenspiegels sagt: „Diese Rechte hab' ich nicht selbst erdacht, es haben's vom Alter auf uns gebracht unsre guten Vorfahren.“
Dän.: Sædvane (gammel brug og vedtægt) er den anden lov. (Prov. dan., 493.)
83 Gute Gewohnheit ist am Zehnten Gerechtigkeit. – Graf, 123, 340.
Es galt nicht blos, den Zehent in seiner vorschriftsmässigen Grösse und Beschaffenheit zu verabreichen, es musste dies auch unter bestimmten Förmlichkeiten geschehen, auf welche sehr streng gehalten wurde und über die in zweifelhaften Fällen das Gewohnheitsrecht entscheiden musste.
Mhd.: Gude wonheit is an der tegede rechtigheit. (Diplomat. Beiträge zur Geschichte der Stadt Berlin von Fidicin, I, 166.)
84 Gute Gewohnheit ist nichts Schlimmes. – Graf, 12, 149.
Holl.: Goed gebruik is nooit kwaad. (Harrebomée, I, 210.)
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