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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 34 Gewalt, Gut vnd Geld den Pracht behelt. - Petri, II, 337.

35 Gewalt hat jetzt Recht vnd Recht keine Gewalt mer. - Opel, 376.

36 Gewalt hat kurze Füsse und muss oft dem Verstand weichen.

It.: La forza e buona, ma l'intendimento e meglio. (Pazzaglia, 139, 5.)

37 Gewalt hat nie lang vnd wol regiert. - Henisch, 1592, 43; Petri, II, 337.

38 Gewalt hilft nichts, wo Gerechtigkeit gilt.

Frz.: La force ne sert de rien, la ou regne la justice. (Kritzinger, 324a.)

39 Gewalt ist dess rechten Schirm vnnd Schild. - Lehmann, 305, 2.

40 Gewalt ist kein Recht. - Graf, 389, 557; Grimm, Weisth., III, 359.

Frz.: Force n'a pas droit. (Kritzinger, 324a.) - Force n'est pas droit. (Cahier, 740.)

Holl.: Geweld is geen regt. (Harrebomee, I, 235.)

41 Gewalt ist über Recht. - Schweiz, II, 216, 5.

42 Gewalt kann man mit Gewalt vertreiben. - Simrock, 3582.

Holl.: Geweld verdrijft men met geweld. (Harrebomee, I, 235.)

43 Gewalt macht balt (schnell) ein vertrag. - Lehmann, 309, 68; Simrock, 3581; Körte, 2122; Braun, I, 788; Graf, 228, 29.

44 Gewalt mag man wol mit Gewalt, Macht mit Macht wenden. - Graf, 390, 561.

Altfries.: Wyeld mey wyeld, macht mey macht moet ma kera. (Hettema, II, 58.)

45 Gewalt mit Weisheit ist gut.

46 Gewalt muss haben gross Gelt, gross Rüstung, guten Rath, beystand vnd Glück. - Lehmann, 310, 80.

47 Gewalt muss man mit Gewalt vertreiben. - Lehmann, II, 229, 110; Pistor., IX, 46; Siebenkees, 117; Bücking, 349; Eiselein, 235; Graf, 390, 559.

"Fragen, ob dies geschehen dürfe, heisst fragen, ob es nützlich sei, den Wolf zu tödten, der einen an der Gurgel gefasst hat." (Neuyorker Abendzeitung vom 12. Oct. 1850.) "Aber die Gewalt der Dummheit", sagt A. Ruge, "muss man mit der Gewalt der Vernunft vertreiben."

Altfries.: Wald mey wald wrdrywee. (Hettema, LVIII, 7.)

Lat.: Vim vi repellere. (Eiselein, 235.)

48 Gewalt nimmt dem Armen seine Decke.

49 Gewalt ohne Rath fellet mit ihrer macht vnnd that. - Mathesy, 34a; Petri, II, 337.

Böhm.: Sila bez rozumu sama se kazi (mari). (Celakovsky, 203.)

Engl.: Force without fore-cast is of little avail. (Bohn II, 357.)

Poln.: Sila bez rozumu sama sie kazi. (Celakovsky, 203.)

50 Gewalt, Raub, Krieg und Feuer nimmt sich selber aus, das treibt den Wirth mit seinen Gästen aus dem Haus. - Graf, 283.

Die durch Vertrag erworbenen Rechte der Parteien können nur durch die obigen Factoren, aber nicht durch einen Vertrag unter Dritten beeinträchtigt werden.

51 Gewalt sagt: Willst du nicht, so musst du wol.

52 Gewalt sol gütig sein. - Franck, I, 70a; Lehmann, II, 228, 7; Henisch, 1592, 47; Simrock, 3586.

Lat.: Satis est potuisse punire.

53 Gewalt soll dem Recht dienen.

Frz.: Il faut que force reste a justice. (Cahier, 739.)

54 Gewalt soll Erbarmen haben.

55 Gewalt soll haben Gnad'. - Kirchhofer, 224.

56 Gewalt streitet, aber das gute Recht trägt endlich den Sieg davon. - Lehmann, II, 229, 112.

57 Gewalt überwindet Recht.

58 Gewalt und Gnade sollen gehen auf Einem Pfade.

Mhd.: Gewalt der sol genaedic sein. (Singenberg.) - Swa reicher man gewaltic sei, da sol ouch gnade wesen bei. (Freidank.) (Zingerle, 54.) - Gewalt erbaermde haben sol. (Boner.) (Eiselein, 234.)

59 Gewalt und Gunst bricht Recht, Siegel und Kunst. - Estor, 49, 32; Graf, 389, 558.

60 Gewalt vnd Amptstub ist von Gott. - Petri, II, 337.

61 Gewalt vnd frevel bringt endtlich den Todt. - Henisch, 1592, 50; Petri, II, 337.

[Spaltenumbruch] 62 Gewalt vnd hochmut stürtzet manchen Mann vnnd Statt. - Henisch, 1592, 51; Petri, II, 337.

63 Gewalt vnd Ohnmacht hindern manchen, dass er nit thun kan, was er wil. - Petri, II, 337.

64 Gewalt vnd Weissheit mangelt (bissweilen), wenn man sie am nötigsten bedarff. - Lehmann, II, 229, 111.

65 Gewalt vnd zorn beysammen ist der todt. - Franck, I, 68b; Henisch, 1592, 55; Lehmann, II, 228, 109; Körte, 2108.

"Wer nur in der rohen Gewalt lebt, verdient auch nur durch rohe Gewalt zu sterben; und wer den Geist der Menschen nicht achtet, den wird dieser Geist erwürgen und sein Andenken geschändet bleiben."

66 Gewalt vnd zorn machen alle ding verworr'n. - Lehmann, 304, 1.

67 Gewalt vnd Zwang hat kein fortgang vnd weret nicht lang. - Lehmann, 935, 1.

68 Gewalt vnnd Lügen kan die lenge nicht tügen (taugen). - Petri, II, 337; Schottel, 1120a; Venedey, 135; Körte, 2115; Sailer, 71; Braun, I, 783; Simrock, 3579; Henisch, 1592, 54.

69 Gewalt will ihren Willen han.

Dän.: Ee vil vold sin villie haffae. (Prov. dan., 563.)

70 Gewalt wird leicht vermessen. - Simrock, 3533; Körte, 2116.

71 Gewalt wird nicht alt. - Lehmann, 305, 8; Simrock, 3578.

Luther: "Ich bin nicht so gar sehr alt, aber ich habe ihrer viel erlebet, die sich auf ihre Gewalt verliesen und darauf stolzierten, die itzt im Dreck liegen." (Werke, I, 533a.)

72 Gewalt zeigt den Mann. - Eiselein, 235.

73 Gewalt zwingt Seele und Gemüth nicht.

74 Grosse Gewalt, viel vnruhe. - Petri, II, 358.

75 Grosser gwalt kan nit werden alt. - Franck, I, 141a; Lehmann, II, 232, 176; Petri, II, 357; Henisch, 1592; Latendorf II, 15; Eiselein, 234; Ramann, I. Pred., IV, 8; Körte, 2110 u. 2598; Hertz, 45.

Was rohe Gewalt erworben hat, kann rohe Gewalt wieder wegnehmen; und wer sein Recht allein auf Gewalt stützt, den darf es auch nicht wundern, wenn ihm andere diese Stütze entziehen wollen. Reiche können allein durch Gerechtigkeit bestehen. Was die Gewalt erbaut, zerstört auch die Gewalt mit gleichem Recht, sowie das von gleichem Betruge umgeworfen wird, was Betrug geschaffen. "Was auf Gewalt beruht, stützt sich auf die schwächste und unzuverlässigste aller Grundlagen." (Jachmann, Reliquien, II, 82.)

Frz.: Ce qui est violent ne dure pas.

76 Hab ich gewalt, ehr, gut vnd gelt, acht ich kein freundtschafft aller Welt. - Henisch, 1474, 6.

77 Hat Gewalt die Oberhand, ist das Recht ein blosser Tand.

78 Hätt' ich Gewalt wie du, sagte der Hornung zum Jänner, ich liesse erfrieren das Kalb in der Kuh.

79 In wess Gewalt das Kind sein Gut findet, von dem soll's es fordern. - Graf, 205, 160.

Die Erbfolge war im altdeutschen Recht ein für allemal durch Familienverbindung bestimmt und konnte durch Erbverträge und Testamente nicht abgeändert werden. Ein Verwandter war dem andern das Gut gleichsam erbrechtlich schuldig. Sollte auf irgendeine Weise einmal das Gut nicht in die Hände des rechten Erben gekommen sein, so war dieser, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, berechtigt, es zu fordern. (S. das Erbe 2 u. der Erbe 5.)

Mhd.: In wez gewat daz kint sin gut vindet, an dem sol ez sin gut vordern. (Schwabenspiegel.)

80 Je grösser gewald, je grösser vnglück. - Petri, II, 391.

81 Je höher gewalt, je höher abfall. - Henisch, 1592, 56.

82 Kein gewalt bleibt fest. - Henisch, 1592, 57.

83 Kein grösser gewalt auff Erden, dann der Mund (oder: der wort gewalt). - Henisch, 1592, 58.

84 Lässt Gewalt sich blicken, geht das Recht auf Krücken. - Körte, 2107 u. 2594; Simrock, 3573; Graf, 4, 60; Braun, I, 782; Eiselein, 235.

85 Lieber Gewalt, denn Unrecht. - Körte, 2120; Simrock, 3577; Braun, I, 784.

86 Man hält nicht lange die Gewalt, die man muss halten mit Gewalt. - Graf, 524, 306.

[Spaltenumbruch] 34 Gewalt, Gut vnd Geld den Pracht behelt.Petri, II, 337.

35 Gewalt hat jetzt Recht vnd Recht keine Gewalt mer.Opel, 376.

36 Gewalt hat kurze Füsse und muss oft dem Verstand weichen.

It.: La forza è buona, ma l'intendimento è meglio. (Pazzaglia, 139, 5.)

37 Gewalt hat nie lang vnd wol regiert.Henisch, 1592, 43; Petri, II, 337.

38 Gewalt hilft nichts, wo Gerechtigkeit gilt.

Frz.: La force ne sert de rien, là où regne la justice. (Kritzinger, 324a.)

39 Gewalt ist dess rechten Schirm vnnd Schild.Lehmann, 305, 2.

40 Gewalt ist kein Recht.Graf, 389, 557; Grimm, Weisth., III, 359.

Frz.: Force n'a pas droit. (Kritzinger, 324a.) – Force n'est pas droit. (Cahier, 740.)

Holl.: Geweld is geen regt. (Harrebomée, I, 235.)

41 Gewalt ist über Recht.Schweiz, II, 216, 5.

42 Gewalt kann man mit Gewalt vertreiben.Simrock, 3582.

Holl.: Geweld verdrijft men met geweld. (Harrebomée, I, 235.)

43 Gewalt macht balt (schnell) ein vertrag.Lehmann, 309, 68; Simrock, 3581; Körte, 2122; Braun, I, 788; Graf, 228, 29.

44 Gewalt mag man wol mit Gewalt, Macht mit Macht wenden.Graf, 390, 561.

Altfries.: Wyeld mey wyeld, macht mey macht moet ma kera. (Hettema, II, 58.)

45 Gewalt mit Weisheit ist gut.

46 Gewalt muss haben gross Gelt, gross Rüstung, guten Rath, beystand vnd Glück.Lehmann, 310, 80.

47 Gewalt muss man mit Gewalt vertreiben.Lehmann, II, 229, 110; Pistor., IX, 46; Siebenkees, 117; Bücking, 349; Eiselein, 235; Graf, 390, 559.

„Fragen, ob dies geschehen dürfe, heisst fragen, ob es nützlich sei, den Wolf zu tödten, der einen an der Gurgel gefasst hat.“ (Neuyorker Abendzeitung vom 12. Oct. 1850.) „Aber die Gewalt der Dummheit“, sagt A. Ruge, „muss man mit der Gewalt der Vernunft vertreiben.“

Altfries.: Wald mey wald wrdrywee. (Hettema, LVIII, 7.)

Lat.: Vim vi repellere. (Eiselein, 235.)

48 Gewalt nimmt dem Armen seine Decke.

49 Gewalt ohne Rath fellet mit ihrer macht vnnd that.Mathesy, 34a; Petri, II, 337.

Böhm.: Síla bez rozumu sama se kazí (maří). (Čelakovský, 203.)

Engl.: Force without fore-cast is of little avail. (Bohn II, 357.)

Poln.: Siła bez rozumu sama się kazi. (Čelakovský, 203.)

50 Gewalt, Raub, Krieg und Feuer nimmt sich selber aus, das treibt den Wirth mit seinen Gästen aus dem Haus.Graf, 283.

Die durch Vertrag erworbenen Rechte der Parteien können nur durch die obigen Factoren, aber nicht durch einen Vertrag unter Dritten beeinträchtigt werden.

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52 Gewalt sol gütig sein.Franck, I, 70a; Lehmann, II, 228, 7; Henisch, 1592, 47; Simrock, 3586.

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54 Gewalt soll Erbarmen haben.

55 Gewalt soll haben Gnad'.Kirchhofer, 224.

56 Gewalt streitet, aber das gute Recht trägt endlich den Sieg davon.Lehmann, II, 229, 112.

57 Gewalt überwindet Recht.

58 Gewalt und Gnade sollen gehen auf Einem Pfade.

Mhd.: Gewalt der sol genaedic sîn. (Singenberg.) – Swâ rîcher man gewaltic sî, dâ sol ouch gnâde wesen bî. (Freidank.) (Zingerle, 54.) – Gewalt erbaermde haben sol. (Boner.) (Eiselein, 234.)

59 Gewalt und Gunst bricht Recht, Siegel und Kunst.Estor, 49, 32; Graf, 389, 558.

60 Gewalt vnd Amptstub ist von Gott.Petri, II, 337.

61 Gewalt vnd frevel bringt endtlich den Todt.Henisch, 1592, 50; Petri, II, 337.

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63 Gewalt vnd Ohnmacht hindern manchen, dass er nit thun kan, was er wil.Petri, II, 337.

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65 Gewalt vnd zorn beysammen ist der todt.Franck, I, 68b; Henisch, 1592, 55; Lehmann, II, 228, 109; Körte, 2108.

„Wer nur in der rohen Gewalt lebt, verdient auch nur durch rohe Gewalt zu sterben; und wer den Geist der Menschen nicht achtet, den wird dieser Geist erwürgen und sein Andenken geschändet bleiben.“

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69 Gewalt will ihren Willen han.

Dän.: Ee vil vold sin villie haffae. (Prov. dan., 563.)

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71 Gewalt wird nicht alt.Lehmann, 305, 8; Simrock, 3578.

Luther: „Ich bin nicht so gar sehr alt, aber ich habe ihrer viel erlebet, die sich auf ihre Gewalt verliesen und darauf stolzierten, die itzt im Dreck liegen.“ (Werke, I, 533a.)

72 Gewalt zeigt den Mann.Eiselein, 235.

73 Gewalt zwingt Seele und Gemüth nicht.

74 Grosse Gewalt, viel vnruhe.Petri, II, 358.

75 Grosser gwalt kan nit werden alt.Franck, I, 141a; Lehmann, II, 232, 176; Petri, II, 357; Henisch, 1592; Latendorf II, 15; Eiselein, 234; Ramann, I. Pred., IV, 8; Körte, 2110 u. 2598; Hertz, 45.

Was rohe Gewalt erworben hat, kann rohe Gewalt wieder wegnehmen; und wer sein Recht allein auf Gewalt stützt, den darf es auch nicht wundern, wenn ihm andere diese Stütze entziehen wollen. Reiche können allein durch Gerechtigkeit bestehen. Was die Gewalt erbaut, zerstört auch die Gewalt mit gleichem Recht, sowie das von gleichem Betruge umgeworfen wird, was Betrug geschaffen. „Was auf Gewalt beruht, stützt sich auf die schwächste und unzuverlässigste aller Grundlagen.“ (Jachmann, Reliquien, II, 82.)

Frz.: Ce qui est violent ne dure pas.

76 Hab ich gewalt, ehr, gut vnd gelt, acht ich kein freundtschafft aller Welt.Henisch, 1474, 6.

77 Hat Gewalt die Oberhand, ist das Recht ein blosser Tand.

78 Hätt' ich Gewalt wie du, sagte der Hornung zum Jänner, ich liesse erfrieren das Kalb in der Kuh.

79 In wess Gewalt das Kind sein Gut findet, von dem soll's es fordern.Graf, 205, 160.

Die Erbfolge war im altdeutschen Recht ein für allemal durch Familienverbindung bestimmt und konnte durch Erbverträge und Testamente nicht abgeändert werden. Ein Verwandter war dem andern das Gut gleichsam erbrechtlich schuldig. Sollte auf irgendeine Weise einmal das Gut nicht in die Hände des rechten Erben gekommen sein, so war dieser, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, berechtigt, es zu fordern. (S. das Erbe 2 u. der Erbe 5.)

Mhd.: In wez gewat daz kint sin gut vindet, an dem sol ez sin gut vordern. (Schwabenspiegel.)

80 Je grösser gewald, je grösser vnglück.Petri, II, 391.

81 Je höher gewalt, je höher abfall.Henisch, 1592, 56.

82 Kein gewalt bleibt fest.Henisch, 1592, 57.

83 Kein grösser gewalt auff Erden, dann der Mund (oder: der wort gewalt).Henisch, 1592, 58.

84 Lässt Gewalt sich blicken, geht das Recht auf Krücken.Körte, 2107 u. 2594; Simrock, 3573; Graf, 4, 60; Braun, I, 782; Eiselein, 235.

85 Lieber Gewalt, denn Unrecht.Körte, 2120; Simrock, 3577; Braun, I, 784.

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[[823]/0851] 34 Gewalt, Gut vnd Geld den Pracht behelt. – Petri, II, 337. 35 Gewalt hat jetzt Recht vnd Recht keine Gewalt mer. – Opel, 376. 36 Gewalt hat kurze Füsse und muss oft dem Verstand weichen. It.: La forza è buona, ma l'intendimento è meglio. (Pazzaglia, 139, 5.) 37 Gewalt hat nie lang vnd wol regiert. – Henisch, 1592, 43; Petri, II, 337. 38 Gewalt hilft nichts, wo Gerechtigkeit gilt. Frz.: La force ne sert de rien, là où regne la justice. (Kritzinger, 324a.) 39 Gewalt ist dess rechten Schirm vnnd Schild. – Lehmann, 305, 2. 40 Gewalt ist kein Recht. – Graf, 389, 557; Grimm, Weisth., III, 359. Frz.: Force n'a pas droit. (Kritzinger, 324a.) – Force n'est pas droit. (Cahier, 740.) Holl.: Geweld is geen regt. (Harrebomée, I, 235.) 41 Gewalt ist über Recht. – Schweiz, II, 216, 5. 42 Gewalt kann man mit Gewalt vertreiben. – Simrock, 3582. Holl.: Geweld verdrijft men met geweld. (Harrebomée, I, 235.) 43 Gewalt macht balt (schnell) ein vertrag. – Lehmann, 309, 68; Simrock, 3581; Körte, 2122; Braun, I, 788; Graf, 228, 29. 44 Gewalt mag man wol mit Gewalt, Macht mit Macht wenden. – Graf, 390, 561. Altfries.: Wyeld mey wyeld, macht mey macht moet ma kera. (Hettema, II, 58.) 45 Gewalt mit Weisheit ist gut. 46 Gewalt muss haben gross Gelt, gross Rüstung, guten Rath, beystand vnd Glück. – Lehmann, 310, 80. 47 Gewalt muss man mit Gewalt vertreiben. – Lehmann, II, 229, 110; Pistor., IX, 46; Siebenkees, 117; Bücking, 349; Eiselein, 235; Graf, 390, 559. „Fragen, ob dies geschehen dürfe, heisst fragen, ob es nützlich sei, den Wolf zu tödten, der einen an der Gurgel gefasst hat.“ (Neuyorker Abendzeitung vom 12. Oct. 1850.) „Aber die Gewalt der Dummheit“, sagt A. Ruge, „muss man mit der Gewalt der Vernunft vertreiben.“ Altfries.: Wald mey wald wrdrywee. (Hettema, LVIII, 7.) Lat.: Vim vi repellere. (Eiselein, 235.) 48 Gewalt nimmt dem Armen seine Decke. 49 Gewalt ohne Rath fellet mit ihrer macht vnnd that. – Mathesy, 34a; Petri, II, 337. Böhm.: Síla bez rozumu sama se kazí (maří). (Čelakovský, 203.) Engl.: Force without fore-cast is of little avail. (Bohn II, 357.) Poln.: Siła bez rozumu sama się kazi. (Čelakovský, 203.) 50 Gewalt, Raub, Krieg und Feuer nimmt sich selber aus, das treibt den Wirth mit seinen Gästen aus dem Haus. – Graf, 283. Die durch Vertrag erworbenen Rechte der Parteien können nur durch die obigen Factoren, aber nicht durch einen Vertrag unter Dritten beeinträchtigt werden. 51 Gewalt sagt: Willst du nicht, so musst du wol. 52 Gewalt sol gütig sein. – Franck, I, 70a; Lehmann, II, 228, 7; Henisch, 1592, 47; Simrock, 3586. Lat.: Satis est potuisse punire. 53 Gewalt soll dem Recht dienen. Frz.: Il faut que force reste a justice. (Cahier, 739.) 54 Gewalt soll Erbarmen haben. 55 Gewalt soll haben Gnad'. – Kirchhofer, 224. 56 Gewalt streitet, aber das gute Recht trägt endlich den Sieg davon. – Lehmann, II, 229, 112. 57 Gewalt überwindet Recht. 58 Gewalt und Gnade sollen gehen auf Einem Pfade. Mhd.: Gewalt der sol genaedic sîn. (Singenberg.) – Swâ rîcher man gewaltic sî, dâ sol ouch gnâde wesen bî. (Freidank.) (Zingerle, 54.) – Gewalt erbaermde haben sol. (Boner.) (Eiselein, 234.) 59 Gewalt und Gunst bricht Recht, Siegel und Kunst. – Estor, 49, 32; Graf, 389, 558. 60 Gewalt vnd Amptstub ist von Gott. – Petri, II, 337. 61 Gewalt vnd frevel bringt endtlich den Todt. – Henisch, 1592, 50; Petri, II, 337. 62 Gewalt vnd hochmut stürtzet manchen Mann vnnd Statt. – Henisch, 1592, 51; Petri, II, 337. 63 Gewalt vnd Ohnmacht hindern manchen, dass er nit thun kan, was er wil. – Petri, II, 337. 64 Gewalt vnd Weissheit mangelt (bissweilen), wenn man sie am nötigsten bedarff. – Lehmann, II, 229, 111. 65 Gewalt vnd zorn beysammen ist der todt. – Franck, I, 68b; Henisch, 1592, 55; Lehmann, II, 228, 109; Körte, 2108. „Wer nur in der rohen Gewalt lebt, verdient auch nur durch rohe Gewalt zu sterben; und wer den Geist der Menschen nicht achtet, den wird dieser Geist erwürgen und sein Andenken geschändet bleiben.“ 66 Gewalt vnd zorn machen alle ding verworr'n. – Lehmann, 304, 1. 67 Gewalt vnd Zwang hat kein fortgang vnd weret nicht lang. – Lehmann, 935, 1. 68 Gewalt vnnd Lügen kan die lenge nicht tügen (taugen). – Petri, II, 337; Schottel, 1120a; Venedey, 135; Körte, 2115; Sailer, 71; Braun, I, 783; Simrock, 3579; Henisch, 1592, 54. 69 Gewalt will ihren Willen han. Dän.: Ee vil vold sin villie haffae. (Prov. dan., 563.) 70 Gewalt wird leicht vermessen. – Simrock, 3533; Körte, 2116. 71 Gewalt wird nicht alt. – Lehmann, 305, 8; Simrock, 3578. Luther: „Ich bin nicht so gar sehr alt, aber ich habe ihrer viel erlebet, die sich auf ihre Gewalt verliesen und darauf stolzierten, die itzt im Dreck liegen.“ (Werke, I, 533a.) 72 Gewalt zeigt den Mann. – Eiselein, 235. 73 Gewalt zwingt Seele und Gemüth nicht. 74 Grosse Gewalt, viel vnruhe. – Petri, II, 358. 75 Grosser gwalt kan nit werden alt. – Franck, I, 141a; Lehmann, II, 232, 176; Petri, II, 357; Henisch, 1592; Latendorf II, 15; Eiselein, 234; Ramann, I. Pred., IV, 8; Körte, 2110 u. 2598; Hertz, 45. Was rohe Gewalt erworben hat, kann rohe Gewalt wieder wegnehmen; und wer sein Recht allein auf Gewalt stützt, den darf es auch nicht wundern, wenn ihm andere diese Stütze entziehen wollen. Reiche können allein durch Gerechtigkeit bestehen. Was die Gewalt erbaut, zerstört auch die Gewalt mit gleichem Recht, sowie das von gleichem Betruge umgeworfen wird, was Betrug geschaffen. „Was auf Gewalt beruht, stützt sich auf die schwächste und unzuverlässigste aller Grundlagen.“ (Jachmann, Reliquien, II, 82.) Frz.: Ce qui est violent ne dure pas. 76 Hab ich gewalt, ehr, gut vnd gelt, acht ich kein freundtschafft aller Welt. – Henisch, 1474, 6. 77 Hat Gewalt die Oberhand, ist das Recht ein blosser Tand. 78 Hätt' ich Gewalt wie du, sagte der Hornung zum Jänner, ich liesse erfrieren das Kalb in der Kuh. 79 In wess Gewalt das Kind sein Gut findet, von dem soll's es fordern. – Graf, 205, 160. Die Erbfolge war im altdeutschen Recht ein für allemal durch Familienverbindung bestimmt und konnte durch Erbverträge und Testamente nicht abgeändert werden. Ein Verwandter war dem andern das Gut gleichsam erbrechtlich schuldig. Sollte auf irgendeine Weise einmal das Gut nicht in die Hände des rechten Erben gekommen sein, so war dieser, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, berechtigt, es zu fordern. (S. das Erbe 2 u. der Erbe 5.) Mhd.: In wez gewat daz kint sin gut vindet, an dem sol ez sin gut vordern. (Schwabenspiegel.) 80 Je grösser gewald, je grösser vnglück. – Petri, II, 391. 81 Je höher gewalt, je höher abfall. – Henisch, 1592, 56. 82 Kein gewalt bleibt fest. – Henisch, 1592, 57. 83 Kein grösser gewalt auff Erden, dann der Mund (oder: der wort gewalt). – Henisch, 1592, 58. 84 Lässt Gewalt sich blicken, geht das Recht auf Krücken. – Körte, 2107 u. 2594; Simrock, 3573; Graf, 4, 60; Braun, I, 782; Eiselein, 235. 85 Lieber Gewalt, denn Unrecht. – Körte, 2120; Simrock, 3577; Braun, I, 784. 86 Man hält nicht lange die Gewalt, die man muss halten mit Gewalt. – Graf, 524, 306.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [823]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/851>, abgerufen am 21.11.2024.