Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
Gemachgehen. Mit Gemachgehen kommt man auch weit. Gemachtes. Gemachtes sitzt auf dem Bänkel, Gedachtes erlebt Kinder und Enkel. Gemahlin. * Ist nicht gemahlen, ist von Natur so schön. - Frischbier, 1226. Ein Wortspiel, gebraucht, wenn man einen einfachen schlichten Mann nach seiner Gemahlin fragt. Gemahnen. Es gemant mich gleich, als wann man den Hunden, bain fürwirfft. - Agricola II, 159. Gemälde. 1 Ein Gemälde ist der Kinder vnd Leyen Schrifft. - Petri, II, 189. 2 Ein Gemälde mag auch ein Thier ergetzen. - Petri, II, 189. 3 Ein schön Gemälde ist eines schönen Rahmens werth. 4 Gemälde und Schlachten muss man von fern betrachten. It.: La pittura e la battaglia rimirale da lontano. (Pazzaglia, 220, 1.) Gemalt. * Nicht gemalt hat er's gesehen. Lat.: Ne pictum quidem vidit. (Cicero.) Gemar. Gehmerr leit nitt wytt vun Kolmerr. (Oberelsass.) Wortspiel mit den elsassischen Ortsnamen Gemar und Kolmar. "Wo das Volk nicht mit einer Erfahrungsregel, mit einem Spruche, mit einem Reime durchkommt, da greift es zu den Waffen des Witzes, des Humors, des Spottes und schlägt damit auf den einzelnen wie auf ganze Ortschaften los. (S. Eselsfresser.) Hierbei ist namentlich das Wortspiel erwünscht und geläufig. Ist man zu lange hinter dem Glase gesessen und der Vernünftigste der Genossenschaft bricht endlich in den Aufruf: >Geh' merr!< aus, so antwortet einer der noch Dürstenden: >Gemar leit nitt wytt vun Kolmerr<, schlägt vor, nicht zu gehen und bestellt noch eine Flasche." (Stöber, 187.) Gemäre. * A hot a ebjes Gemare. (Sprottau.) - Firmenich, II, 298, 29. Von langweiligem Reden und Thun. Gemärk. An den Gemärken erkennt man die Waaren. It.: Dalla marca si conosce la mercanzia. (Pazzaglia, 220, 1.) Gemein. 1 Allzu gemein macht klein. - Kirchhofer, 234. 2 Allzu gemein macht veracht. - Henisch, 46, 51; Petri, I, 9; Sailer, 114. 3 Das Gemein, das Unrein. 4 Die sich gar gemein macht, verlihret jhr credit. - Lehmann, 411, 6. 5 Es ist gemein, dass kein Unfall kommt allein. 6 Es ist gemein, dass man aus alten Lumpen einen neuen Rock macht. 7 Es ist ietzund gar gemein, dass mann ein Original in höchsten ehren hat, vnd die Copey verbrennt. - Lehmann, 864, 22. D. i. "die Herrn, deren Laster man beschreibt, betet man an, die Bücher vnd deren Autores werden verdampt." 8 Es ist nichts so gemein, als falsche Wort im guten Schein. - Lehmann, 334, 29. 9 Es ist nun worden gar gemein, dass die Fraw Herr im Hauss wil seyn. - Henisch, 1197, 43; Petri, II, 339. 10 Gar zu gemein, ist selten rein. - Pistor., IX, 70. 11 Gemein ist nicht rein. - Lehmann, 259, 4. 12 Gemein ist selten ein; allein mein oder lass gar sein. - Eisenhart, 398; Pistor., I, 31; Körte, 2001a; Eiselein, 224; Simrock, 3380. Gemeinschaftlicher Besitz einer Sache führt in der Regel zu Uneinigkeit. 13 Gemein mit wenigen und freundlich mit allen. Frz.: Sois familier a peu, ami a tous. (Kritzinger, 302b.) 14 Gemeyn ist vnreyn. - Franck, I, 87b; Gruter, I, 43; Petri, II, 333; Eiselein, 225; Sailer, 70; Simrock, 3381. [Spaltenumbruch] 15 Gemeyn ward nie reyn. - Franck, I, 85a; Kirchhofer, 183; Körte, 2002. 16 Mach' dich nicht gemein, willst du werth gehalten sein. - Gaal, 670. Lat.: Conditus in palea, a stupido comedetur asello. (Gaal, 670; Philippi, I, 88.) 17 Was gemein ist, ist auch eigen. - Graf, 487, 25; Petri, II, 595. Um das Gemeingut hat jedes Mitglied der betreffenden Gesellschaft ein Anrecht. Mhd.: Was gemeyn ist, das ist eygen ouch. (Brandt, Nsch.) Dän.: Det er godt for menigheden at ingen misbruger sit egit. (Prov. dan., 413.) 18 Was gemein ist, wird bald veracht't. - Lehmann, 260, 43; Petri, II, 595; Heuseler, 364. 19 Was gemein wird, gilt nimmer, wenn's noch so köstlich wär'. - Heuseler, 364. 20 Was man ins Gemein sagt, ist niemand gesagt. - Chemnitius, II, 137. Es nimmt sich dessen niemand an. 21 Wer gemein ist, flucht in gestickten Stoffen. 22 Wer gemein sich macht, wird dadurch veracht't. - Gaal, 670. Engl.: Too much familiarity breeds contempt. (Gaal, 670.) Frz.: La familiarite engendre le mepris. (Gaal, 670.) 23 Wer sich macht gemein, hat kleinen Schein. 24 Wer sich zu sehr gemein macht, der verleuret sein ansehen. - Lehmann, 772, 9. 25 Wo man sich macht gemein, da wirdt die Freundtschafft klein. - Henisch, 1485, 44. 26 Zu gemein macht klein. Die Neger in Surinam sagen in dieser Beziehung warnend: Wenn du mit Negerkindern Kaffee trinkst und sie begegnen dir nachher auf der Strasse, so nennen sie dich Kaffeepapa. (Reinsberg III, 146.) *27 Dat is so gemeen as Kattenflesk, dat kruppt vun sik sülfst in de Pott. *28 Dat is so gemen asse Stratendrek. (Osnabrück.) *29 Es ist so gemein wie Corduanisch Schuhe. - Lehmann, 260, 42. *30 Es ist yhm also gemeyn vnd leufftig1 wie das Vatervnser. - Agricola I, 16. 1)Bekannt und allverbreitet. *31 Gemein, wie bei den Schwalben der Haberbrei. - Parömiakon, 3187. *32 Gemein, wie das Hutabziehen vor den (vor drei) stolzen Bawern. - Lehmann, 261, 50. *33 Sie haben's gemein, wie die ersten Christen. - Kirchhofer, 336. Gemeinde. 1 Der der gemeynde dient, hat ein bösen herren (Meister). - Franck, II, 171a; Tappius, 169a; Gruter, I, 14; Henisch, 1486, 15; Lehmann, II, 839, 247; Guttenstein, 98, 124; Petri, II, 693; Körte, 2006; Simrock, 3383. Frz.: Qui sert au commun a un mechant maeitre. (Gaal, 671.) Holl.: Die der ghemeinten dient, dient enen quaden heer. (Tunn., 11, 9; Bohn I, 308; Harrebomee, I, 228.) It.: Chi serve la communita, ha un cattivo padrone. (Pazzaglia, 332, 3.) Lat.: Pravo servit hero, qui vulgo servit iniquo. (Fallersleben, 235.) - Pro beneficentia Agamemnonem ulti sunt Archivi. (Tappius, 168b.) 2 Der dienet der Gemein, dessen Lohn ist klein. - Lehmann, II, 78, 65. 3 Der Gemeinde vorstehen, ist nicht müssig gehen. Lat.: Sacerdotium non est otium. 4 Die Gemein ist selten ein. - Petri, II, 835. 5 Die Gemein muss der Herrn Gelag zahlen. - Opel, 374. 6 Die (jüdische) Gemeinde bleibt Gemeinde, Bauer spann aus! - Tendlau, 1049. Ein Bauer hielt einst in Frankfurt a. M., nachdem längst die Judengasse sich gelichtet hatte und grossentheils von Nichtjuden bewohnt war, in derselben mit einem Wagen, vor welchen ein Pferd und ein Ochs gespannt waren, was nach 5 Mos. 22, 10 nicht gestattet ist. Man zwang den Bauer auszuspannen, was zu dem obigen Sprichwort Veranlassung gab. 7 Eine Gemeinde hat ein dickes Fell. Böhm.: Obec ma tvrdou (tlustou) siji. (Celakovsky, 358.) 8 Eine Gemeinde ist ein fauler Hauf. (Eifel.) In Bezug auf Fronarbeiten, die gemeinschaftlich gemacht werden sollen. Frz.: Une communaute n'est comme unite. (Leroux, I, 6.)
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Gemachgehen. Mit Gemachgehen kommt man auch weit. Gemachtes. Gemachtes sitzt auf dem Bänkel, Gedachtes erlebt Kinder und Enkel. Gemahlin. * Ist nicht gemahlen, ist von Natur so schön. – Frischbier, 1226. Ein Wortspiel, gebraucht, wenn man einen einfachen schlichten Mann nach seiner Gemahlin fragt. Gemahnen. Es gemant mich gleich, als wann man den Hunden, bain fürwirfft. – Agricola II, 159. Gemälde. 1 Ein Gemälde ist der Kinder vnd Leyen Schrifft. – Petri, II, 189. 2 Ein Gemälde mag auch ein Thier ergetzen. – Petri, II, 189. 3 Ein schön Gemälde ist eines schönen Rahmens werth. 4 Gemälde und Schlachten muss man von fern betrachten. It.: La pittura e la battaglia rimirale da lontano. (Pazzaglia, 220, 1.) Gemalt. * Nicht gemalt hat er's gesehen. Lat.: Ne pictum quidem vidit. (Cicero.) Gemar. Gehmerr leit nitt wytt vun Kolmerr. (Oberelsass.) Wortspiel mit den elsassischen Ortsnamen Gemar und Kolmar. „Wo das Volk nicht mit einer Erfahrungsregel, mit einem Spruche, mit einem Reime durchkommt, da greift es zu den Waffen des Witzes, des Humors, des Spottes und schlägt damit auf den einzelnen wie auf ganze Ortschaften los. (S. Eselsfresser.) Hierbei ist namentlich das Wortspiel erwünscht und geläufig. Ist man zu lange hinter dem Glase gesessen und der Vernünftigste der Genossenschaft bricht endlich in den Aufruf: ›Geh' merr!‹ aus, so antwortet einer der noch Dürstenden: ›Gemar leit nitt wytt vun Kolmerr‹, schlägt vor, nicht zu gehen und bestellt noch eine Flasche.“ (Stöber, 187.) Gemäre. * A hot a êbjes Gemare. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 29. Von langweiligem Reden und Thun. Gemärk. An den Gemärken erkennt man die Waaren. It.: Dalla marca si conosce la mercanzia. (Pazzaglia, 220, 1.) Gemein. 1 Allzu gemein macht klein. – Kirchhofer, 234. 2 Allzu gemein macht veracht. – Henisch, 46, 51; Petri, I, 9; Sailer, 114. 3 Das Gemein, das Unrein. 4 Die sich gar gemein macht, verlihret jhr credit. – Lehmann, 411, 6. 5 Es ist gemein, dass kein Unfall kommt allein. 6 Es ist gemein, dass man aus alten Lumpen einen neuen Rock macht. 7 Es ist ietzund gar gemein, dass mann ein Original in höchsten ehren hat, vnd die Copey verbrennt. – Lehmann, 864, 22. D. i. „die Herrn, deren Laster man beschreibt, betet man an, die Bücher vnd deren Autores werden verdampt.“ 8 Es ist nichts so gemein, als falsche Wort im guten Schein. – Lehmann, 334, 29. 9 Es ist nun worden gar gemein, dass die Fraw Herr im Hauss wil seyn. – Henisch, 1197, 43; Petri, II, 339. 10 Gar zu gemein, ist selten rein. – Pistor., IX, 70. 11 Gemein ist nicht rein. – Lehmann, 259, 4. 12 Gemein ist selten ein; allein mein oder lass gar sein. – Eisenhart, 398; Pistor., I, 31; Körte, 2001a; Eiselein, 224; Simrock, 3380. 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Gemachgehen.
Mit Gemachgehen kommt man auch weit.
Gemachtes.
Gemachtes sitzt auf dem Bänkel, Gedachtes erlebt Kinder und Enkel.
Gemahlin.
* Ist nicht gemahlen, ist von Natur so schön. – Frischbier, 1226.
Ein Wortspiel, gebraucht, wenn man einen einfachen schlichten Mann nach seiner Gemahlin fragt.
Gemahnen.
Es gemant mich gleich, als wann man den Hunden, bain fürwirfft. – Agricola II, 159.
Gemälde.
1 Ein Gemälde ist der Kinder vnd Leyen Schrifft. – Petri, II, 189.
2 Ein Gemälde mag auch ein Thier ergetzen. – Petri, II, 189.
3 Ein schön Gemälde ist eines schönen Rahmens werth.
4 Gemälde und Schlachten muss man von fern betrachten.
It.: La pittura e la battaglia rimirale da lontano. (Pazzaglia, 220, 1.)
Gemalt.
* Nicht gemalt hat er's gesehen.
Lat.: Ne pictum quidem vidit. (Cicero.)
Gemar.
Gehmerr leit nitt wytt vun Kolmerr. (Oberelsass.)
Wortspiel mit den elsassischen Ortsnamen Gemar und Kolmar. „Wo das Volk nicht mit einer Erfahrungsregel, mit einem Spruche, mit einem Reime durchkommt, da greift es zu den Waffen des Witzes, des Humors, des Spottes und schlägt damit auf den einzelnen wie auf ganze Ortschaften los. (S. Eselsfresser.) Hierbei ist namentlich das Wortspiel erwünscht und geläufig. Ist man zu lange hinter dem Glase gesessen und der Vernünftigste der Genossenschaft bricht endlich in den Aufruf: ›Geh' merr!‹ aus, so antwortet einer der noch Dürstenden: ›Gemar leit nitt wytt vun Kolmerr‹, schlägt vor, nicht zu gehen und bestellt noch eine Flasche.“ (Stöber, 187.)
Gemäre.
* A hot a êbjes Gemare. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 29.
Von langweiligem Reden und Thun.
Gemärk.
An den Gemärken erkennt man die Waaren.
It.: Dalla marca si conosce la mercanzia. (Pazzaglia, 220, 1.)
Gemein.
1 Allzu gemein macht klein. – Kirchhofer, 234.
2 Allzu gemein macht veracht. – Henisch, 46, 51; Petri, I, 9; Sailer, 114.
3 Das Gemein, das Unrein.
4 Die sich gar gemein macht, verlihret jhr credit. – Lehmann, 411, 6.
5 Es ist gemein, dass kein Unfall kommt allein.
6 Es ist gemein, dass man aus alten Lumpen einen neuen Rock macht.
7 Es ist ietzund gar gemein, dass mann ein Original in höchsten ehren hat, vnd die Copey verbrennt. – Lehmann, 864, 22.
D. i. „die Herrn, deren Laster man beschreibt, betet man an, die Bücher vnd deren Autores werden verdampt.“
8 Es ist nichts so gemein, als falsche Wort im guten Schein. – Lehmann, 334, 29.
9 Es ist nun worden gar gemein, dass die Fraw Herr im Hauss wil seyn. – Henisch, 1197, 43; Petri, II, 339.
10 Gar zu gemein, ist selten rein. – Pistor., IX, 70.
11 Gemein ist nicht rein. – Lehmann, 259, 4.
12 Gemein ist selten ein; allein mein oder lass gar sein. – Eisenhart, 398; Pistor., I, 31; Körte, 2001a; Eiselein, 224; Simrock, 3380.
Gemeinschaftlicher Besitz einer Sache führt in der Regel zu Uneinigkeit.
13 Gemein mit wenigen und freundlich mit allen.
Frz.: Sois familier à peu, ami à tous. (Kritzinger, 302b.)
14 Gemeyn ist vnreyn. – Franck, I, 87b; Gruter, I, 43; Petri, II, 333; Eiselein, 225; Sailer, 70; Simrock, 3381.
15 Gemeyn ward nie reyn. – Franck, I, 85a; Kirchhofer, 183; Körte, 2002.
16 Mach' dich nicht gemein, willst du werth gehalten sein. – Gaal, 670.
Lat.: Conditus in palea, a stupido comedetur asello. (Gaal, 670; Philippi, I, 88.)
17 Was gemein ist, ist auch eigen. – Graf, 487, 25; Petri, II, 595.
Um das Gemeingut hat jedes Mitglied der betreffenden Gesellschaft ein Anrecht.
Mhd.: Was gemeyn ist, das ist eygen ouch. (Brandt, Nsch.)
Dän.: Det er godt for menigheden at ingen misbruger sit egit. (Prov. dan., 413.)
18 Was gemein ist, wird bald veracht't. – Lehmann, 260, 43; Petri, II, 595; Heuseler, 364.
19 Was gemein wird, gilt nimmer, wenn's noch so köstlich wär'. – Heuseler, 364.
20 Was man ins Gemein sagt, ist niemand gesagt. – Chemnitius, II, 137.
Es nimmt sich dessen niemand an.
21 Wer gemein ist, flucht in gestickten Stoffen.
22 Wer gemein sich macht, wird dadurch veracht't. – Gaal, 670.
Engl.: Too much familiarity breeds contempt. (Gaal, 670.)
Frz.: La familiarité engendre le mépris. (Gaal, 670.)
23 Wer sich macht gemein, hat kleinen Schein.
24 Wer sich zu sehr gemein macht, der verleuret sein ansehen. – Lehmann, 772, 9.
25 Wo man sich macht gemein, da wirdt die Freundtschafft klein. – Henisch, 1485, 44.
26 Zu gemein macht klein.
Die Neger in Surinam sagen in dieser Beziehung warnend: Wenn du mit Negerkindern Kaffee trinkst und sie begegnen dir nachher auf der Strasse, so nennen sie dich Kaffeepapa. (Reinsberg III, 146.)
*27 Dat is so gemeen as Kattenflesk, dat kruppt vun sik sülfst in de Pott.
*28 Dat is so gemên asse Strâtendrek. (Osnabrück.)
*29 Es ist so gemein wie Corduanisch Schuhe. – Lehmann, 260, 42.
*30 Es ist yhm also gemeyn vnd leufftig1 wie das Vatervnser. – Agricola I, 16.
1)Bekannt und allverbreitet.
*31 Gemein, wie bei den Schwalben der Haberbrei. – Parömiakon, 3187.
*32 Gemein, wie das Hutabziehen vor den (vor drei) stolzen Bawern. – Lehmann, 261, 50.
*33 Sie haben's gemein, wie die ersten Christen. – Kirchhofer, 336.
Gemeinde.
1 Der der gemeynde dient, hat ein bösen herren (Meister). – Franck, II, 171a; Tappius, 169a; Gruter, I, 14; Henisch, 1486, 15; Lehmann, II, 839, 247; Guttenstein, 98, 124; Petri, II, 693; Körte, 2006; Simrock, 3383.
Frz.: Qui sert au commun a un méchant maître. (Gaal, 671.)
Holl.: Die der ghemeinten dient, dient enen quaden heer. (Tunn., 11, 9; Bohn I, 308; Harrebomée, I, 228.)
It.: Chi serve la communità, ha un cattivo padrone. (Pazzaglia, 332, 3.)
Lat.: Pravo servit hero, qui vulgo servit iniquo. (Fallersleben, 235.) – Pro beneficentia Agamemnonem ulti sunt Archivi. (Tappius, 168b.)
2 Der dienet der Gemein, dessen Lohn ist klein. – Lehmann, II, 78, 65.
3 Der Gemeinde vorstehen, ist nicht müssig gehen.
Lat.: Sacerdotium non est otium.
4 Die Gemein ist selten ein. – Petri, II, 835.
5 Die Gemein muss der Herrn Gelag zahlen. – Opel, 374.
6 Die (jüdische) Gemeinde bleibt Gemeinde, Bauer spann aus! – Tendlau, 1049.
Ein Bauer hielt einst in Frankfurt a. M., nachdem längst die Judengasse sich gelichtet hatte und grossentheils von Nichtjuden bewohnt war, in derselben mit einem Wagen, vor welchen ein Pferd und ein Ochs gespannt waren, was nach 5 Mos. 22, 10 nicht gestattet ist. Man zwang den Bauer auszuspannen, was zu dem obigen Sprichwort Veranlassung gab.
7 Eine Gemeinde hat ein dickes Fell.
Böhm.: Obec má tvrdou (tlustou) šíji. (Čelakovský, 358.)
8 Eine Gemeinde ist ein fauler Hauf. (Eifel.)
In Bezug auf Fronarbeiten, die gemeinschaftlich gemacht werden sollen.
Frz.: Une communauté n'est comme unité. (Leroux, I, 6.)
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