Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Ein thessalisches Weib. - Von Frauen, die Meisterinnen in schlimmen Sachen waren, z. B. Giftmischerinnen. (Thessala mulier. Erasm., 316.)

Eine thrazische Finte. - Die Thrazier, welche mit den Böotiern einige Tage Waffenstillstand geschlossen hatten, aber dennoch Einfälle in das gegnerische Gebiet machten, erwiderten auf den Vorwurf der Vertragsbrüchigkeit, der Waffenstillstand sei nur auf Tage, nicht für die Nacht geschlossen. (Thracicum commentum. Erasm., 426.)

Ein titanischer Blick (Anblick). - Ein ernster, furchtbarer. (Titanicus aspectus. Erasm., 545.)

Toulousisches Gold. - Von denen, die schwere Schicksale treffen, die auf eine traurige Weise zu Grunde gehen. Daher, dass der römische Consul sammt seinen Leuten, mit denen er Toulouse geplündert hatte, goldbeladen ein elendes Ende nahm. (Aurum habet Tolosanum. Erasm., 436.)

Trojanische List. - Von dem trojanischen Pferde entlehnt. (Superavit dolum Trojanum. Erasm., 737.)

Ein trojanisches Schwein. - Ein mit andern Thieren angefülltes, für die Tafel zubereitetes Schwein. Um kostbare Gastmähler, wie mit allerhand Delicatessen vollgestopfte Menschen zu bezeichnen. (Porcus Trojanus. Erasm., 577.)

Tyrrhenische Fesseln. - Verhasste, drückende Geschäfte. Von den Fesseln, mit denen die Tyrrhener ihre Gefangenen banden. (Vincula Tyrrhena. Erasm., 701.)

Ulysseische Schlauheit. - Um List und Verschlagenheit zu bezeichnen, weil Homer den Ulysses schlau und verschlagen darstellt. (Ulysseum commentum. Erasm., 433.)

Vatinischer Hass. - Todhass. Von Vatinius, der vom römischen Volke aufs äusserste gehasst wurde. (Odium Vatinianum. Erasm., 702.)

*4 Es ist ein hölzernes Gelächter.

*5 Ich meine, ich richte ein Gelächter an, sagt jener, ich fiel mit dem Essen zur Thür hinein. - Latendorf II, 18.

*6 Sich zum Gelächter machen.

Frz.: S'exposer a la risee. (Kritzinger, 297.)


Geladen.

1 Viele sind wol geladen, aber nicht alle erwischen den Braten. - Eiselein, 218.

*2 Er hat schief geladen.


Gelag.

1 Auf das Gelag folgt die Zeche.

2 Bei freiem Gelag ist wohlfeil zechen.

Holl.: Daar het vrij gelag is, is het goed gasten nooden. (Harrebomee, I, 216.)

3 Im Gelag müssen auch Narren seyn. - Petri, II, 399.

4 Inn gelagen vnd in schencken soll man niemands übel gedencken. - Henisch, 1451; Petri, I, 404.

*5 Das G'lach bezahlen. - Zeytbuch, CCXLIVa.

*6 Ins Gelag hineinleben.

Frz.: Ne se soucier de rien. (Kritzinger, 656.)

*7 Ins Gelag hineinreden. - Livländ. Idiot., 74.

Ohne Ueberlegung reden.

*8 'T Gelagg machen. - Stürenburg, 68.

Die Zeche bezahlen und zwar durch das Zusammenlegen des Geldes, wodurch das Wort entstanden.


Geläger.

* Er geht schwer zu Geläger. - Tendlau, 350.

Von jemand, der nicht leicht zu einem Entschluss kommen kann. Zu Geläger gehen = niederkommen.


Gelahrt (s. Gelehrt).

* Gelahrt, aber boshaft. - Eiselein, 222.

"Die Gelehrtesten sind etwa die allergrössten Buben und brauchen ihre Waffen zur Beschirmung der Ungerechtigkeit. Sind sie nicht frumm, so ist es der Gänse (s. d.) wegen." (Geiler.)

Frz.: Il n'est si grande folie que de sage homme.

Span.: Tonto, sin saber latin, nunca es gran tonto. (Eiselein, 223.)


Gelahrter (s. Gelehrter).

1 Ein Gelahrter in seinem Revier liest nur sein eigen Brevier. - Eiselein, 223.

"Unsere Stubengelehrten spinnen sich gleichsam ein und verpuppen sich darin; als schöne Schmetterlinge sieht man sie aber niemals." (Welt und Zeit, II, 96, 120.)

2 Kein Gelahrter ohne Schiefer. - Eiselein, 218.

Es geht nämlich "manchen Köpfen wie dem Branntwein in den Portweinflaschen, die Wissenschaften fressen mit der Zeit ihren gesunden Menschenverstand auf". (Welt und Zeit, IV, 153, 50.)


Gelahrtes.

Wo das Gelahrte anfängt, hört das Politische auf. - Eiselein, 223.


Gelahrtheit.

*1 Sollt' all seine Gelahrtheit verkehrt werden in mithridatisches Gift, ich wollt' es trinken ohne Furcht. - Eiselein, 223.

[Spaltenumbruch] *2 Voll Gelahrheit bis an den Hals, nur der Kopf ist ein Esel geblieben. - Eiselein, 218.

Lat.: Barbae tenus sapientes. (Eiselein, 218.)


Gelassenheit.

* Die Gelassenheit selber. - Eiselein, 218.

Lat.: Oleo tranquillior. (Erasm., 618.)


Geläuf.

* Er hat 's gross Geläuf und 's kleine Einkommen. (Nürtingen.)


Geläufig.

* Es ist yhm also leufftig (geläufig) wie das Vatervnser. - Agricola I, 164; Kirchhofer, 133.


Geläute.

1 Dies Geläute wird das trübe Wetter bald vertreiben. - Parömiakon, 246.

Von irgendetwas, das uns eine bessere Gemüthsstimmung anstatt der trüben, in der wir uns befinden, zu geben vermag. Daher entlehnt, weil man früher bei Gewittern läutete, in der Meinung, das Wetter dadurch zu zertheilen oder zu vertreiben.

2 Ein gut geleut bricht die schwartze Donner Wolcken. - Lehmann, 361, 39.

3 Es ist ein falsches Geläute, wenn die Glocke (der Zunge) nicht mit dem Zeiger (des Herzens) übereinkommt. - Winckler, III, 5.

4 Ich höre das Geläute wol, aber ich weiss nicht, wo die Glocken hängen.

Holl.: Hij wist, war de klepel hing, maar had op het klokgelui niet gelet. (Harrebomee, I, 225.)

5 Wer über das Geläute reden (urtheilen) will, muss eine Glocke neben der andern hören. - Winckler, VI, 68.

*6 'S is a klens Galait. (Würzburg.) - Sartorius, 161.

Es ist nicht viel an der Sache, es sind ärmliche Verhältnisse. Die Redensart erklärt sich aus der Trauer- und Leichenordnung der Stadt Würzburg vom 6. Aug. 1783. (Vgl. Sammlung der Wirtzburg. Landes-Verordnungen, III, 291.)


Gelb.

1 O du liebe gel, fall mi doch ön mine Kehl. - Frischbier 2, 1198.

Wunsch des Faulen, der unter dem Birnbaume liegt, dass ihm die gelbe Birne in den Mund fallen solle.

*2 Du bist noch zuuil geel vmb den schnabel, dz du alte schälck fromm soltest machen. - Tappius, 38a.

*3 En Bötchen1 gel en de Mull2 sein. (Meurs.) - Firmenich, I, 400, 26.

1) Bischen.

2) Gelb im Maul.

*4 Er ist noch gelb umb den Schnabel. - Henisch, 1453.

Jung, unerfahren.

Holl.: Hij is nog geel om den bek. (Harrebomee, I, 211.)

*5 Geel wie ein wachss. - Agricola I, 602.

*6 Gel als ein Avenlock. - Laurenberg, II, 397.

Im Simplicissimus (I, 227) heisst es: "Die funckelnden augen, die vor schwärze klärer zwitzern als der russ vor meines knans ofenloch."

*7 Gel wie ein Tatter (Tatar). (Aachen.)

Von der Hautfarbe der Zigeuner entlehnt. Zingerle hat in Pfeiffer's Germania (Jahrg. IX, S. 385 fg.) Farbenvergleiche im Mittelalter zusammengestellt und zahlreiche Belege beigefügt. Auf die letztern verweisend, stelle ich hier aus obengenannter Zeitschrift die Farbenvergleiche zusammen: Gelb wie ein Todter. (S. 391.) Grün wie Gras, grasgrün. (S. 391.) Grün wie Klee. (S. 393.) Grün wie ein Smaragd. (S. 394.) Roth wie eine Rose, wie Blut, wie Feuer. (S. 395.) Er ist weiss wie Schnee, sie ist schneeweiss, sagt das Volk, um das hellste, reinste Weiss auszudrücken. In der mittelalterlichen Poesie ist dies Bild auch das älteste und beliebteste. (S. 385.) Er wurde bleich oder weiss wie Kreide, namentlich von Erblassenden. (S. 339.) Weiss wie eine Lilie. (S. 390.) Grüner als wie Gras und weisser als der Schnee. (Nibelungen.) (Eiselein, 257.)

*8 Gelbe wei anne Schmergel. (Schles.) - Frommann, III, 412, 455.

*9 Halb gelb, halb schwarz, nach der Reichsfarbe.

Von den Unentschiedenen, Lauen, den Doppelgängern und Allerweltsfreunden.

Frz.: Moitie figue, moitie raisin.

*10 He sprekt so gäl. - Danneil, 60; Mussäus, Mecklenb. Jahrb., 121, 19.

Er führt schmuzige Reden im Munde. (S. Mistwagen.)

*11 So geäl as 'ne Kwalster1. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 59, 61.

1) Die grüngelbe Baumwanze, englisch knolster, vgl. hochdeutsch Qualster (zäher Schleim) und Qualle.

[Spaltenumbruch] Ein thessalisches Weib. – Von Frauen, die Meisterinnen in schlimmen Sachen waren, z. B. Giftmischerinnen. (Thessala mulier. Erasm., 316.)

Eine thrazische Finte. – Die Thrazier, welche mit den Böotiern einige Tage Waffenstillstand geschlossen hatten, aber dennoch Einfälle in das gegnerische Gebiet machten, erwiderten auf den Vorwurf der Vertragsbrüchigkeit, der Waffenstillstand sei nur auf Tage, nicht für die Nacht geschlossen. (Thracicum commentum. Erasm., 426.)

Ein titanischer Blick (Anblick). – Ein ernster, furchtbarer. (Titanicus aspectus. Erasm., 545.)

Toulousisches Gold. – Von denen, die schwere Schicksale treffen, die auf eine traurige Weise zu Grunde gehen. Daher, dass der römische Consul sammt seinen Leuten, mit denen er Toulouse geplündert hatte, goldbeladen ein elendes Ende nahm. (Aurum habet Tolosanum. Erasm., 436.)

Trojanische List. – Von dem trojanischen Pferde entlehnt. (Superavit dolum Trojanum. Erasm., 737.)

Ein trojanisches Schwein. – Ein mit andern Thieren angefülltes, für die Tafel zubereitetes Schwein. Um kostbare Gastmähler, wie mit allerhand Delicatessen vollgestopfte Menschen zu bezeichnen. (Porcus Trojanus. Erasm., 577.)

Tyrrhenische Fesseln. – Verhasste, drückende Geschäfte. Von den Fesseln, mit denen die Tyrrhener ihre Gefangenen banden. (Vincula Tyrrhena. Erasm., 701.)

Ulysseische Schlauheit. – Um List und Verschlagenheit zu bezeichnen, weil Homer den Ulysses schlau und verschlagen darstellt. (Ulysseum commentum. Erasm., 433.)

Vatinischer Hass. – Todhass. Von Vatinius, der vom römischen Volke aufs äusserste gehasst wurde. (Odium Vatinianum. Erasm., 702.)

*4 Es ist ein hölzernes Gelächter.

*5 Ich meine, ich richte ein Gelächter an, sagt jener, ich fiel mit dem Essen zur Thür hinein.Latendorf II, 18.

*6 Sich zum Gelächter machen.

Frz.: S'exposer à la risée. (Kritzinger, 297.)


Geladen.

1 Viele sind wol geladen, aber nicht alle erwischen den Braten.Eiselein, 218.

*2 Er hat schief geladen.


Gelag.

1 Auf das Gelag folgt die Zeche.

2 Bei freiem Gelag ist wohlfeil zechen.

Holl.: Daar het vrij gelag is, is het goed gasten nooden. (Harrebomée, I, 216.)

3 Im Gelag müssen auch Narren seyn.Petri, II, 399.

4 Inn gelagen vnd in schencken soll man niemands übel gedencken.Henisch, 1451; Petri, I, 404.

*5 Das G'lach bezahlen.Zeytbuch, CCXLIVa.

*6 Ins Gelag hineinleben.

Frz.: Ne se soucier de rien. (Kritzinger, 656.)

*7 Ins Gelag hineinreden.Livländ. Idiot., 74.

Ohne Ueberlegung reden.

*8 'T Gelagg machen.Stürenburg, 68.

Die Zeche bezahlen und zwar durch das Zusammenlegen des Geldes, wodurch das Wort entstanden.


Geläger.

* Er geht schwer zu Geläger.Tendlau, 350.

Von jemand, der nicht leicht zu einem Entschluss kommen kann. Zu Geläger gehen = niederkommen.


Gelahrt (s. Gelehrt).

* Gelahrt, aber boshaft.Eiselein, 222.

„Die Gelehrtesten sind etwa die allergrössten Buben und brauchen ihre Waffen zur Beschirmung der Ungerechtigkeit. Sind sie nicht frumm, so ist es der Gänse (s. d.) wegen.“ (Geiler.)

Frz.: Il n'est si grande folie que de sage homme.

Span.: Tonto, sin saber latin, nunca es gran tonto. (Eiselein, 223.)


Gelahrter (s. Gelehrter).

1 Ein Gelahrter in seinem Revier liest nur sein eigen Brevier.Eiselein, 223.

„Unsere Stubengelehrten spinnen sich gleichsam ein und verpuppen sich darin; als schöne Schmetterlinge sieht man sie aber niemals.“ (Welt und Zeit, II, 96, 120.)

2 Kein Gelahrter ohne Schiefer.Eiselein, 218.

Es geht nämlich „manchen Köpfen wie dem Branntwein in den Portweinflaschen, die Wissenschaften fressen mit der Zeit ihren gesunden Menschenverstand auf“. (Welt und Zeit, IV, 153, 50.)


Gelahrtes.

Wo das Gelahrte anfängt, hört das Politische auf.Eiselein, 223.


Gelahrtheit.

*1 Sollt' all seine Gelahrtheit verkehrt werden in mithridatisches Gift, ich wollt' es trinken ohne Furcht.Eiselein, 223.

[Spaltenumbruch] *2 Voll Gelahrheit bis an den Hals, nur der Kopf ist ein Esel geblieben.Eiselein, 218.

Lat.: Barbae tenus sapientes. (Eiselein, 218.)


Gelassenheit.

* Die Gelassenheit selber.Eiselein, 218.

Lat.: Oleo tranquillior. (Erasm., 618.)


Geläuf.

* Er hat 's gross Geläuf und 's kleine Einkommen. (Nürtingen.)


Geläufig.

* Es ist yhm also leufftig (geläufig) wie das Vatervnser.Agricola I, 164; Kirchhofer, 133.


Geläute.

1 Dies Geläute wird das trübe Wetter bald vertreiben.Parömiakon, 246.

Von irgendetwas, das uns eine bessere Gemüthsstimmung anstatt der trüben, in der wir uns befinden, zu geben vermag. Daher entlehnt, weil man früher bei Gewittern läutete, in der Meinung, das Wetter dadurch zu zertheilen oder zu vertreiben.

2 Ein gut geleut bricht die schwartze Donner Wolcken.Lehmann, 361, 39.

3 Es ist ein falsches Geläute, wenn die Glocke (der Zunge) nicht mit dem Zeiger (des Herzens) übereinkommt.Winckler, III, 5.

4 Ich höre das Geläute wol, aber ich weiss nicht, wo die Glocken hängen.

Holl.: Hij wist, war de klepel hing, maar had op het klokgelui niet gelet. (Harrebomée, I, 225.)

5 Wer über das Geläute reden (urtheilen) will, muss eine Glocke neben der andern hören.Winckler, VI, 68.

*6 'S is a klêns Galait. (Würzburg.) – Sartorius, 161.

Es ist nicht viel an der Sache, es sind ärmliche Verhältnisse. Die Redensart erklärt sich aus der Trauer- und Leichenordnung der Stadt Würzburg vom 6. Aug. 1783. (Vgl. Sammlung der Wirtzburg. Landes-Verordnungen, III, 291.)


Gelb.

1 O du liebe gêl, fall mi doch ön mine Kehl.Frischbier 2, 1198.

Wunsch des Faulen, der unter dem Birnbaume liegt, dass ihm die gelbe Birne in den Mund fallen solle.

*2 Du bist noch zuuil geel vmb den schnabel, dz du alte schälck fromm soltest machen.Tappius, 38a.

*3 En Bötchen1 gêl en de Mull2 sîn. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 26.

1) Bischen.

2) Gelb im Maul.

*4 Er ist noch gelb umb den Schnabel.Henisch, 1453.

Jung, unerfahren.

Holl.: Hij is nog geel om den bek. (Harrebomée, I, 211.)

*5 Geel wie ein wachss.Agricola I, 602.

*6 Gêl als ein Avenlock.Laurenberg, II, 397.

Im Simplicissimus (I, 227) heisst es: „Die funckelnden augen, die vor schwärze klärer zwitzern als der russ vor meines knans ofenloch.“

*7 Gêl wie ein Tatter (Tatar). (Aachen.)

Von der Hautfarbe der Zigeuner entlehnt. Zingerle hat in Pfeiffer's Germania (Jahrg. IX, S. 385 fg.) Farbenvergleiche im Mittelalter zusammengestellt und zahlreiche Belege beigefügt. Auf die letztern verweisend, stelle ich hier aus obengenannter Zeitschrift die Farbenvergleiche zusammen: Gelb wie ein Todter. (S. 391.) Grün wie Gras, grasgrün. (S. 391.) Grün wie Klee. (S. 393.) Grün wie ein Smaragd. (S. 394.) Roth wie eine Rose, wie Blut, wie Feuer. (S. 395.) Er ist weiss wie Schnee, sie ist schneeweiss, sagt das Volk, um das hellste, reinste Weiss auszudrücken. In der mittelalterlichen Poesie ist dies Bild auch das älteste und beliebteste. (S. 385.) Er wurde bleich oder weiss wie Kreide, namentlich von Erblassenden. (S. 339.) Weiss wie eine Lilie. (S. 390.) Grüner als wie Gras und weisser als der Schnee. (Nibelungen.) (Eiselein, 257.)

*8 Gelbe wî anne Schmergel. (Schles.) – Frommann, III, 412, 455.

*9 Halb gelb, halb schwarz, nach der Reichsfarbe.

Von den Unentschiedenen, Lauen, den Doppelgängern und Allerweltsfreunden.

Frz.: Moitié figue, moitié raisin.

*10 He sprekt so gäl.Danneil, 60; Mussäus, Mecklenb. Jahrb., 121, 19.

Er führt schmuzige Reden im Munde. (S. Mistwagen.)

*11 So geäl as 'ne Kwalster1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 61.

1) Die grüngelbe Baumwanze, englisch knolster, vgl. hochdeutsch Qualster (zäher Schleim) und Qualle.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et2"><pb facs="#f0763" n="[735]"/><cb n="1469"/>
Ein thessalisches Weib. &#x2013; Von Frauen, die Meisterinnen in schlimmen Sachen waren, z. B. Giftmischerinnen. (Thessala mulier. <hi rendition="#i">Erasm., 316.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">Eine thrazische Finte. &#x2013; Die Thrazier, welche mit den Böotiern einige Tage Waffenstillstand geschlossen hatten, aber dennoch Einfälle in das gegnerische Gebiet machten, erwiderten auf den Vorwurf der Vertragsbrüchigkeit, der Waffenstillstand sei nur auf Tage, nicht für die Nacht geschlossen. (Thracicum commentum. <hi rendition="#i">Erasm., 426.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">Ein titanischer Blick (Anblick). &#x2013; Ein ernster, furchtbarer. (Titanicus aspectus. <hi rendition="#i">Erasm., 545.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">Toulousisches Gold. &#x2013; Von denen, die schwere Schicksale treffen, die auf eine traurige Weise zu Grunde gehen. Daher, dass der römische Consul sammt seinen Leuten, mit denen er Toulouse geplündert hatte, goldbeladen ein elendes Ende nahm. (Aurum habet Tolosanum. <hi rendition="#i">Erasm., 436.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">Trojanische List. &#x2013; Von dem trojanischen Pferde entlehnt. (Superavit dolum Trojanum. <hi rendition="#i">Erasm., 737.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">Ein trojanisches Schwein. &#x2013; Ein mit andern Thieren angefülltes, für die Tafel zubereitetes Schwein. Um kostbare Gastmähler, wie mit allerhand Delicatessen vollgestopfte Menschen zu bezeichnen. (Porcus Trojanus. <hi rendition="#i">Erasm., 577.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">Tyrrhenische Fesseln. &#x2013; Verhasste, drückende Geschäfte. Von den Fesseln, mit denen die Tyrrhener ihre Gefangenen banden. (Vincula Tyrrhena. <hi rendition="#i">Erasm., 701.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">Ulysseische Schlauheit. &#x2013; Um List und Verschlagenheit zu bezeichnen, weil <hi rendition="#i">Homer</hi> den Ulysses schlau und verschlagen darstellt. (Ulysseum commentum. <hi rendition="#i">Erasm., 433.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2">Vatinischer Hass. &#x2013; Todhass. Von Vatinius, der vom römischen Volke aufs äusserste gehasst wurde. (Odium Vatinianum. <hi rendition="#i">Erasm., 702.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Es ist ein hölzernes Gelächter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Ich meine, ich richte ein Gelächter an, sagt jener, ich fiel mit dem Essen zur Thür hinein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Latendorf II, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Sich zum Gelächter machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: S'exposer à la risée. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 297.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geladen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Viele sind wol geladen, aber nicht alle erwischen den Braten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 218.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er hat schief geladen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gelag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auf das Gelag folgt die Zeche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Bei freiem Gelag ist wohlfeil zechen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar het vrij gelag is, is het goed gasten nooden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 216.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Im Gelag müssen auch Narren seyn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 399.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Inn gelagen vnd in schencken soll man niemands übel gedencken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1451; Petri, I, 404.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Das G'lach bezahlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zeytbuch, CCXLIV<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Ins Gelag hineinleben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ne se soucier de rien. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 656.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Ins Gelag hineinreden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Livländ. Idiot., 74.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ohne Ueberlegung reden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 'T Gelagg machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stürenburg, 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Zeche bezahlen und zwar durch das Zusammenlegen des Geldes, wodurch das Wort entstanden.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geläger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er geht schwer zu Geläger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 350.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von jemand, der nicht leicht zu einem Entschluss kommen kann. Zu Geläger gehen = niederkommen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Gelahrt</hi> (s.  Gelehrt).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Gelahrt, aber boshaft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 222.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Gelehrtesten sind etwa die allergrössten Buben und brauchen ihre Waffen zur Beschirmung der Ungerechtigkeit. Sind sie nicht frumm, so ist es der  Gänse (s. d.) wegen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Geiler.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'est si grande folie que de sage homme.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Tonto, sin saber latin, nunca es gran tonto. (<hi rendition="#i">Eiselein, 223.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Gelahrter</hi> (s.  Gelehrter).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein Gelahrter in seinem Revier liest nur sein eigen Brevier.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 223.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Unsere Stubengelehrten spinnen sich gleichsam ein und verpuppen sich darin; als schöne Schmetterlinge sieht man sie aber niemals.&#x201C; (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, II, 96, 120.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Kein Gelahrter ohne Schiefer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 218.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es geht nämlich &#x201E;manchen Köpfen wie dem Branntwein in den Portweinflaschen, die Wissenschaften fressen mit der Zeit ihren gesunden Menschenverstand auf&#x201C;. (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, IV, 153, 50.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gelahrtes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wo das Gelahrte anfängt, hört das Politische auf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 223.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gelahrtheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Sollt' all seine Gelahrtheit verkehrt werden in mithridatisches Gift, ich wollt' es trinken ohne Furcht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 223.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1470"/>
*2 Voll Gelahrheit bis an den Hals, nur der Kopf ist ein Esel geblieben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 218.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Barbae tenus sapientes. (<hi rendition="#i">Eiselein, 218.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gelassenheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Die Gelassenheit selber.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 218.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Oleo tranquillior. (<hi rendition="#i">Erasm., 618.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geläuf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat 's gross Geläuf und 's kleine Einkommen.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geläufig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist yhm also leufftig (geläufig) wie das Vatervnser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 164; Kirchhofer, 133.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geläute.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dies Geläute wird das trübe Wetter bald vertreiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 246.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von irgendetwas, das uns eine bessere Gemüthsstimmung anstatt der trüben, in der wir uns befinden, zu geben vermag. Daher entlehnt, weil man früher bei Gewittern läutete, in der Meinung, das Wetter dadurch zu zertheilen oder zu vertreiben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein gut geleut bricht die schwartze Donner Wolcken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 361, 39.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es ist ein falsches Geläute, wenn die Glocke (der Zunge) nicht mit dem Zeiger (des Herzens) übereinkommt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, III, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ich höre das Geläute wol, aber ich weiss nicht, wo die Glocken hängen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij wist, war de klepel hing, maar had op het klokgelui niet gelet. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 225.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer über das Geläute reden (urtheilen) will, muss eine Glocke neben der andern hören.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, VI, 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 'S is a klêns Galait.</hi> (<hi rendition="#i">Würzburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Sartorius, 161.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist nicht viel an der Sache, es sind ärmliche Verhältnisse. Die Redensart erklärt sich aus der Trauer- und Leichenordnung der Stadt Würzburg vom 6. Aug. 1783. (Vgl. <hi rendition="#i">Sammlung der Wirtzburg. Landes-Verordnungen, III, 291.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gelb.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 O du liebe gêl, fall mi doch ön mine Kehl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier <hi rendition="#sup">2</hi>, 1198.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wunsch des Faulen, der unter dem Birnbaume liegt, dass ihm die gelbe Birne in den Mund fallen solle.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Du bist noch zuuil geel vmb den schnabel, dz du alte schälck fromm soltest machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 38<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 En Bötchen<hi rendition="#sup">1</hi> gêl en de Mull<hi rendition="#sup">2</hi> sîn.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 400, 26.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Bischen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Gelb im Maul.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er ist noch gelb umb den Schnabel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1453.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Jung, unerfahren.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is nog geel om den bek. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 211.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Geel wie ein wachss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 602.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Gêl als ein Avenlock.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Laurenberg, II, 397.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im <hi rendition="#i">Simplicissimus (I, 227)</hi> heisst es: &#x201E;Die funckelnden augen, die vor schwärze klärer zwitzern als der russ vor meines knans ofenloch.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Gêl wie ein Tatter (Tatar).</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der Hautfarbe der Zigeuner entlehnt. <hi rendition="#i">Zingerle hat in Pfeiffer's Germania (Jahrg. IX, S. 385 fg.) Farbenvergleiche im Mittelalter</hi> zusammengestellt und zahlreiche Belege beigefügt. Auf die letztern verweisend, stelle ich hier aus obengenannter Zeitschrift die Farbenvergleiche zusammen: Gelb wie ein Todter. (S. 391.) Grün wie Gras, grasgrün. (S. 391.) Grün wie Klee. (S. 393.) Grün wie ein Smaragd. (S. 394.) Roth wie eine Rose, wie Blut, wie Feuer. (S. 395.) Er ist weiss wie Schnee, sie ist schneeweiss, sagt das Volk, um das hellste, reinste Weiss auszudrücken. In der mittelalterlichen Poesie ist dies Bild auch das älteste und beliebteste. (S. 385.) Er wurde bleich oder weiss wie Kreide, namentlich von Erblassenden. (S. 339.) Weiss wie eine Lilie. (S. 390.) Grüner als wie Gras und weisser als der Schnee. (<hi rendition="#i">Nibelungen.</hi>) (<hi rendition="#i">Eiselein, 257.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Gelbe wî anne Schmergel.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 412, 455.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Halb gelb, halb schwarz, nach der Reichsfarbe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von den Unentschiedenen, Lauen, den Doppelgängern und Allerweltsfreunden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Moitié figue, moitié raisin.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 He sprekt so gäl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 60; Mussäus, Mecklenb. Jahrb., 121, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er führt schmuzige Reden im Munde. (S.  Mistwagen.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 So geäl as 'ne Kwalster<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 59, 61.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Die grüngelbe Baumwanze, englisch <hi rendition="#i">knolster,</hi> vgl. hochdeutsch Qualster (zäher Schleim) und Qualle.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[735]/0763] Ein thessalisches Weib. – Von Frauen, die Meisterinnen in schlimmen Sachen waren, z. B. Giftmischerinnen. (Thessala mulier. Erasm., 316.) Eine thrazische Finte. – Die Thrazier, welche mit den Böotiern einige Tage Waffenstillstand geschlossen hatten, aber dennoch Einfälle in das gegnerische Gebiet machten, erwiderten auf den Vorwurf der Vertragsbrüchigkeit, der Waffenstillstand sei nur auf Tage, nicht für die Nacht geschlossen. (Thracicum commentum. Erasm., 426.) Ein titanischer Blick (Anblick). – Ein ernster, furchtbarer. (Titanicus aspectus. Erasm., 545.) Toulousisches Gold. – Von denen, die schwere Schicksale treffen, die auf eine traurige Weise zu Grunde gehen. Daher, dass der römische Consul sammt seinen Leuten, mit denen er Toulouse geplündert hatte, goldbeladen ein elendes Ende nahm. (Aurum habet Tolosanum. Erasm., 436.) Trojanische List. – Von dem trojanischen Pferde entlehnt. (Superavit dolum Trojanum. Erasm., 737.) Ein trojanisches Schwein. – Ein mit andern Thieren angefülltes, für die Tafel zubereitetes Schwein. Um kostbare Gastmähler, wie mit allerhand Delicatessen vollgestopfte Menschen zu bezeichnen. (Porcus Trojanus. Erasm., 577.) Tyrrhenische Fesseln. – Verhasste, drückende Geschäfte. Von den Fesseln, mit denen die Tyrrhener ihre Gefangenen banden. (Vincula Tyrrhena. Erasm., 701.) Ulysseische Schlauheit. – Um List und Verschlagenheit zu bezeichnen, weil Homer den Ulysses schlau und verschlagen darstellt. (Ulysseum commentum. Erasm., 433.) Vatinischer Hass. – Todhass. Von Vatinius, der vom römischen Volke aufs äusserste gehasst wurde. (Odium Vatinianum. Erasm., 702.) *4 Es ist ein hölzernes Gelächter. *5 Ich meine, ich richte ein Gelächter an, sagt jener, ich fiel mit dem Essen zur Thür hinein. – Latendorf II, 18. *6 Sich zum Gelächter machen. Frz.: S'exposer à la risée. (Kritzinger, 297.) Geladen. 1 Viele sind wol geladen, aber nicht alle erwischen den Braten. – Eiselein, 218. *2 Er hat schief geladen. Gelag. 1 Auf das Gelag folgt die Zeche. 2 Bei freiem Gelag ist wohlfeil zechen. Holl.: Daar het vrij gelag is, is het goed gasten nooden. (Harrebomée, I, 216.) 3 Im Gelag müssen auch Narren seyn. – Petri, II, 399. 4 Inn gelagen vnd in schencken soll man niemands übel gedencken. – Henisch, 1451; Petri, I, 404. *5 Das G'lach bezahlen. – Zeytbuch, CCXLIVa. *6 Ins Gelag hineinleben. Frz.: Ne se soucier de rien. (Kritzinger, 656.) *7 Ins Gelag hineinreden. – Livländ. Idiot., 74. Ohne Ueberlegung reden. *8 'T Gelagg machen. – Stürenburg, 68. Die Zeche bezahlen und zwar durch das Zusammenlegen des Geldes, wodurch das Wort entstanden. Geläger. * Er geht schwer zu Geläger. – Tendlau, 350. Von jemand, der nicht leicht zu einem Entschluss kommen kann. Zu Geläger gehen = niederkommen. Gelahrt (s. Gelehrt). * Gelahrt, aber boshaft. – Eiselein, 222. „Die Gelehrtesten sind etwa die allergrössten Buben und brauchen ihre Waffen zur Beschirmung der Ungerechtigkeit. Sind sie nicht frumm, so ist es der Gänse (s. d.) wegen.“ (Geiler.) Frz.: Il n'est si grande folie que de sage homme. Span.: Tonto, sin saber latin, nunca es gran tonto. (Eiselein, 223.) Gelahrter (s. Gelehrter). 1 Ein Gelahrter in seinem Revier liest nur sein eigen Brevier. – Eiselein, 223. „Unsere Stubengelehrten spinnen sich gleichsam ein und verpuppen sich darin; als schöne Schmetterlinge sieht man sie aber niemals.“ (Welt und Zeit, II, 96, 120.) 2 Kein Gelahrter ohne Schiefer. – Eiselein, 218. Es geht nämlich „manchen Köpfen wie dem Branntwein in den Portweinflaschen, die Wissenschaften fressen mit der Zeit ihren gesunden Menschenverstand auf“. (Welt und Zeit, IV, 153, 50.) Gelahrtes. Wo das Gelahrte anfängt, hört das Politische auf. – Eiselein, 223. Gelahrtheit. *1 Sollt' all seine Gelahrtheit verkehrt werden in mithridatisches Gift, ich wollt' es trinken ohne Furcht. – Eiselein, 223. *2 Voll Gelahrheit bis an den Hals, nur der Kopf ist ein Esel geblieben. – Eiselein, 218. Lat.: Barbae tenus sapientes. (Eiselein, 218.) Gelassenheit. * Die Gelassenheit selber. – Eiselein, 218. Lat.: Oleo tranquillior. (Erasm., 618.) Geläuf. * Er hat 's gross Geläuf und 's kleine Einkommen. (Nürtingen.) Geläufig. * Es ist yhm also leufftig (geläufig) wie das Vatervnser. – Agricola I, 164; Kirchhofer, 133. Geläute. 1 Dies Geläute wird das trübe Wetter bald vertreiben. – Parömiakon, 246. Von irgendetwas, das uns eine bessere Gemüthsstimmung anstatt der trüben, in der wir uns befinden, zu geben vermag. Daher entlehnt, weil man früher bei Gewittern läutete, in der Meinung, das Wetter dadurch zu zertheilen oder zu vertreiben. 2 Ein gut geleut bricht die schwartze Donner Wolcken. – Lehmann, 361, 39. 3 Es ist ein falsches Geläute, wenn die Glocke (der Zunge) nicht mit dem Zeiger (des Herzens) übereinkommt. – Winckler, III, 5. 4 Ich höre das Geläute wol, aber ich weiss nicht, wo die Glocken hängen. Holl.: Hij wist, war de klepel hing, maar had op het klokgelui niet gelet. (Harrebomée, I, 225.) 5 Wer über das Geläute reden (urtheilen) will, muss eine Glocke neben der andern hören. – Winckler, VI, 68. *6 'S is a klêns Galait. (Würzburg.) – Sartorius, 161. Es ist nicht viel an der Sache, es sind ärmliche Verhältnisse. Die Redensart erklärt sich aus der Trauer- und Leichenordnung der Stadt Würzburg vom 6. Aug. 1783. (Vgl. Sammlung der Wirtzburg. Landes-Verordnungen, III, 291.) Gelb. 1 O du liebe gêl, fall mi doch ön mine Kehl. – Frischbier 2, 1198. Wunsch des Faulen, der unter dem Birnbaume liegt, dass ihm die gelbe Birne in den Mund fallen solle. *2 Du bist noch zuuil geel vmb den schnabel, dz du alte schälck fromm soltest machen. – Tappius, 38a. *3 En Bötchen1 gêl en de Mull2 sîn. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 26. 1) Bischen. 2) Gelb im Maul. *4 Er ist noch gelb umb den Schnabel. – Henisch, 1453. Jung, unerfahren. Holl.: Hij is nog geel om den bek. (Harrebomée, I, 211.) *5 Geel wie ein wachss. – Agricola I, 602. *6 Gêl als ein Avenlock. – Laurenberg, II, 397. Im Simplicissimus (I, 227) heisst es: „Die funckelnden augen, die vor schwärze klärer zwitzern als der russ vor meines knans ofenloch.“ *7 Gêl wie ein Tatter (Tatar). (Aachen.) Von der Hautfarbe der Zigeuner entlehnt. Zingerle hat in Pfeiffer's Germania (Jahrg. IX, S. 385 fg.) Farbenvergleiche im Mittelalter zusammengestellt und zahlreiche Belege beigefügt. Auf die letztern verweisend, stelle ich hier aus obengenannter Zeitschrift die Farbenvergleiche zusammen: Gelb wie ein Todter. (S. 391.) Grün wie Gras, grasgrün. (S. 391.) Grün wie Klee. (S. 393.) Grün wie ein Smaragd. (S. 394.) Roth wie eine Rose, wie Blut, wie Feuer. (S. 395.) Er ist weiss wie Schnee, sie ist schneeweiss, sagt das Volk, um das hellste, reinste Weiss auszudrücken. In der mittelalterlichen Poesie ist dies Bild auch das älteste und beliebteste. (S. 385.) Er wurde bleich oder weiss wie Kreide, namentlich von Erblassenden. (S. 339.) Weiss wie eine Lilie. (S. 390.) Grüner als wie Gras und weisser als der Schnee. (Nibelungen.) (Eiselein, 257.) *8 Gelbe wî anne Schmergel. (Schles.) – Frommann, III, 412, 455. *9 Halb gelb, halb schwarz, nach der Reichsfarbe. Von den Unentschiedenen, Lauen, den Doppelgängern und Allerweltsfreunden. Frz.: Moitié figue, moitié raisin. *10 He sprekt so gäl. – Danneil, 60; Mussäus, Mecklenb. Jahrb., 121, 19. Er führt schmuzige Reden im Munde. (S. Mistwagen.) *11 So geäl as 'ne Kwalster1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 61. 1) Die grüngelbe Baumwanze, englisch knolster, vgl. hochdeutsch Qualster (zäher Schleim) und Qualle.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/763
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [735]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/763>, abgerufen am 23.11.2024.