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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Gauchfeder.

1 Er hat eine Gauchfeder gefressen, die er nicht verdauen kann. - Murner, Gäuchmode.

"Von dem gouch ein feder fressen, die er verdouwen nymmer kan." (Kloster, VIII, 942.)

*2 Die Gauchfedern verkaufen. - Murner, Gäuchmode.

"Ich muss der wyber nit vergessen, die auch mit geuchin sindt besessen, verkouffendt offt mit grosser schandt die fedren, die sy gerupffet handt." (Kloster, VIII, 946.)


Gauchgeschrei.

* Es ist (eitel) Gauchgeschrei. - Murner, Nb., 85.


Gauchheil.

Gauchheil ist vnter den kräutteren. - Henisch, 1373, 10.

"Geringe Leut trachten nach gross ehr vnd würde."


Gauchsberg.

* In den Gauchsberg (Schalksberg) hawen. - Eiselein, 209.


Gauchspeise.

Gauchspeis ist umsunst, wenn sie nicht gekocht ist mit Gunst. - Murner, Gäuchmode.


Gauchwäscher.

* Ein geuchwescher.

Einer, der den Narren die Kappe wäscht, sie durchhechelt. "Ein gouch kein rein hempt tragen kan, er muss vorhyn ein wescher han; wenn sy wyss hembder tragen wellen, so muss er jm ein wescher bestellen," (Kloster, VIII, 1084.)


Gauchzins.

* Den gouchzinss richten. - Murner, Gäuchmode.

"Der wyber tandt mit irem list handt mich so adlich zugerist, das ich zuerst gewillig bin den gouchzinss gern zu geben yn." (Kloster, VIII, 1070.)


Gauf.

* Er zeigt den gauff1 des fusses. - Henisch, 1374.

1) "Das mittel der hand oder des fuss, hole hand oder fuss." Er flieht.

Lat.: Volam pedis ostendit.


Gaugerichtsbarkeit.

Gaugerichtsbarkeit ist der Landleute freie Wahl. - Graf, 403, 12.

Die Obrigkeit war unsern Altvordern "ein lebendig ordnendes Recht, das Gesetz eine stumme Obrigkeit; das Gemeinwesen übertrug aber die Ausübung. Jeder Gau wählte sich seine Richter auf Lebenszeit oder bei frischer That für den einzelnen Fall." Das obige Sprichwort ist aus Fiducius' Beiträgen zur Geschichte Berlins (I, 84) entlehnt, wo es lautet: "Gogescop is der landlude frie kore."


Gaukelei.

Wer Gaukelei gibt, opfert dem Teufel.


Gaukelmann.

Das ist ein gauckelman, der gern schadt vnnd es nit mag thun. - Franck, I, 158a.


Gaukelmännlein.

* Das Gaukelmännlein kann solches nicht. - Eiselein, 209.


Gaukeln.

1 Gaukeln leyt am verschlahen. - Agricola II, 90.

"Gaukeln ist, der leüte augen blenden, das sy mainen, sy sehen das, das sy nit sehen."

*2 Ich maine du künnest Gaucklen. - Agricola II, 82.

"Also sagt man von ainem, der die leüte mit gelerten, senfften, guten geschleifften worten bereden kan, warzu er wil."


Gaukelprediger.

* Eines Gaukelpredigers Herz ist tiefer Weisheit leer.


Gaukelwitz.

Gaukelwitz macht grob Conzen spitz. - Eiselein, 209.


Gaukler.

Die Gaukler haben weisen Sinn, dass sie beim Pöbel umherziehn.


Gaul.

1 Auch der beste Gaul stolpert einmal. - Simrock, 3065; Eiselein, 210; Steiger, 259.

Engl.: The best horse stumbles.

2 Auch der beste Gaul wird steif geritten.

3 Auf abgetriebenem Gaul reitet man nicht weit.

4 Binde den Gaul an einen Gerstensack, so läuft er nicht davon.

5 Darnach steht der gaul, wie er sein tag gangen. - Franck, I, 85a; Henisch, 1375, 3; Petri, II, 55.

6 De Giul haite, wo he hett, wenn 'e geut tuit. (Driburg.) - Firmenich, I, 362, 5.

Der Gaul heisse wie er will, wenn er nur gut zieht.

[Spaltenumbruch] 7 De Gaul säget: Bergauf reit' mich, bergab leit' mich, auf dem Gleichen schon' mich nicht, bei der Kripp' vergiss mich nicht. (Waldeck.) - Curtze, 316, 39.

8 Dem Gaule bricht der Gurt, wenn er im (seichten) Wasser schwimmen soll.

Auch wol scherzhafte Aufforderung zum Trinken. (Fischart, Gesch.)

9 Der Gaul crepirt, ehe der Hafer reif ist.

10 Der Gaul, der den Haber verdient, bekommt ihn nicht. (S. Pferd.) (Waldeck.) - Curtze, 345, 397; für Meiningen: Frommann, II, 409, 59; ostfriesisch bei Frommann, III, 429, 254; für Franken: Frommann, VI, 167, 103.

11 Der Gaul läuft am besten, wenn der Bauer betrunken ist. (S. Bauer 302.)

Die Russen sagen: Der Gaul des trunkenen Kutschers läuft 20 Werste in der Stunde.

12 Der Gaul muss pflügen, dass das Ross kann Hafer kriegen.

13 Der Gaul, so am meisten zieht, bekommt die meisten Hiebe. - Eiselein, 210.

Engl.: The horse that draws most, is most whipped.

14 Der Gaul verreckt, während das Gras wächst. - Eiselein, 209.

15 Ein alter Gaul ist schlägefaul.

16 Ein alter Gaul regt wenigstens die Ohren, wenn er hört aufblasen.

17 Ein blinder Gaul gehet geradezu. - Petri, II, 169; Simrock, 3070; Körte, 1792; Braun, I, 639.

18 Ein erhungerter Gaul schlägt nicht aus.

It.: Cavallo magro non tira calci. (Pazzaglia, 54, 11.)

19 Ein fleissiger Gaul wird nicht fett.

20 Ein Gaul, den wir muthwillig plagen, hat das Recht hinten auszuschlagen. - Eiselein, 209.

Lat.: Procul a pedibus equinis. (Eiselein, 209.)

21 Ein grosser Gaul achtet der Hündlein anbellen nicht. - Henisch, 1374.

22 Ein guter Gaul zieht dreimal. - Simrock, 3060; Eiselein, 209.

23 Ein voller Gaul springt. - Blum, 602; Bücking, 189; Kirchhofer, 360.

Einem hungrigen Gaul vergeht das Tanzen wol.

Lat.: Satietas nimia hircum facit petulcum. (Gaal, 587.)

24 Einem fleissigen Gaul gehört keine Spreu.

Man soll ihn mit gutem Hafer füttern, sagen die Russen. (Altmann V.)

25 Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul. - Lehmann, 290, 38; Lehmann, II, 236, 47; Gruter, III, 43; Hollenberg, II, 18; Pistor., VIII, 86; Hermann, II, 1; Steiger, 343; Simrock, 3058; Müller, 9, 4; Eisenhart, 247; Hillebrand, 103; Graf, 253, 171 u. 172; Bücking, 209; Kirchhofer, 293; Fallersleben, 480; Hertius, I, 54; Körte, 1788; Eiselein, 210; Mayer, I, 173; Braun, I, 638; Schmitz, 186, 56; Tunn., 17, 14; Lohrengel, I, 313; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 12; für Trier: Laven, 181, 45; für Henneberg: Frommann, II, 407, 5; für Franken: Frommann, VI, 167, 102; für Tirol: Frommann, VI, 36, 53.

Auch: Geschenktem Gaulo non debes inspicere maulo. Man nimmt ihn an und pflügt damit so lange es geht. Aber der Geschenke sind mancherlei: die Büchse der Pandora, das Halsband der Hermione, die Eselsohren des Midas waren auch Geschenke; und über dem geschenkten goldenen Apfel des Paris ging Troja unter. Das Sprichwort will nicht sagen, dass es uns völlig gleichgültig sein müsse, was man uns schenke, und dass man jedes Geschenk annehmen müsse, sondern es will nur ausdrücken, dass man eine geschenkte Sache so annehmen müsse, wie sie ist und wegen gewisser derselben anklebenden Mängel keine Beschwerde führen, noch weniger Gewährleistung fordern dürfe. An eine geschenkte Sache kann man nicht die Ansprüche eines Kaufmannsgutes machen. Man muss sie nicht nach ihrem Werthe, sondern nach der Gesinnung, welche sie bietet, beurtheilen. Das kleinste Geschenk ist dankenswerth. Das Sprichwort ist vom Pferdehandel entlehnt. Der Pferdekäufer öffnet das Maul des Thiers, um das Alter desselben zu erfahren. wie er überhaupt die Mängel desselben aus Zähnen, Füssen und Augen beurtheilt. Das mit dem deutschen gleichlautende französische Sprichwort: A cheval donne, on no regarde point a la bouche (a la bride) (Lendroy, 389; Gaal, 588; Cahier, 344; Starschedel, 398; Kritzinger, 134), soll folgenden Ursprung

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Gauchfeder.

1 Er hat eine Gauchfeder gefressen, die er nicht verdauen kann.Murner, Gäuchmode.

„Von dem gouch ein feder fressen, die er verdouwen nymmer kan.“ (Kloster, VIII, 942.)

*2 Die Gauchfedern verkaufen.Murner, Gäuchmode.

„Ich muss der wyber nit vergessen, die auch mit geuchin sindt besessen, verkouffendt offt mit grosser schandt die fedren, die sy gerupffet handt.“ (Kloster, VIII, 946.)


Gauchgeschrei.

* Es ist (eitel) Gauchgeschrei.Murner, Nb., 85.


Gauchheil.

Gauchheil ist vnter den kräutteren.Henisch, 1373, 10.

„Geringe Leut trachten nach gross ehr vnd würde.“


Gauchsberg.

* In den Gauchsberg (Schalksberg) hawen.Eiselein, 209.


Gauchspeise.

Gauchspeis ist umsunst, wenn sie nicht gekocht ist mit Gunst.Murner, Gäuchmode.


Gauchwäscher.

* Ein geuchwescher.

Einer, der den Narren die Kappe wäscht, sie durchhechelt. „Ein gouch kein rein hempt tragen kan, er muss vorhyn ein wescher han; wenn sy wyss hembder tragen wellen, so muss er jm ein wescher bestellen,“ (Kloster, VIII, 1084.)


Gauchzins.

* Den gouchzinss richten.Murner, Gäuchmode.

„Der wyber tandt mit irem list handt mich so adlich zugerist, das ich zuerst gewillig bin den gouchzinss gern zu geben yn.“ (Kloster, VIII, 1070.)


Gauf.

* Er zeigt den gauff1 des fusses.Henisch, 1374.

1) „Das mittel der hand oder des fuss, hole hand oder fuss.“ Er flieht.

Lat.: Volam pedis ostendit.


Gaugerichtsbarkeit.

Gaugerichtsbarkeit ist der Landleute freie Wahl.Graf, 403, 12.

Die Obrigkeit war unsern Altvordern „ein lebendig ordnendes Recht, das Gesetz eine stumme Obrigkeit; das Gemeinwesen übertrug aber die Ausübung. Jeder Gau wählte sich seine Richter auf Lebenszeit oder bei frischer That für den einzelnen Fall.“ Das obige Sprichwort ist aus Fiducius' Beiträgen zur Geschichte Berlins (I, 84) entlehnt, wo es lautet: „Gogescop is der landlude frie kore.“


Gaukelei.

Wer Gaukelei gibt, opfert dem Teufel.


Gaukelmann.

Das ist ein gauckelman, der gern schadt vnnd es nit mag thun.Franck, I, 158a.


Gaukelmännlein.

* Das Gaukelmännlein kann solches nicht.Eiselein, 209.


Gaukeln.

1 Gaukeln leyt am verschlahen.Agricola II, 90.

„Gaukeln ist, der leüte augen blenden, das sy mainen, sy sehen das, das sy nit sehen.“

*2 Ich maine du künnest Gaucklen.Agricola II, 82.

„Also sagt man von ainem, der die leüte mit gelerten, senfften, guten geschleifften worten bereden kan, warzu er wil.“


Gaukelprediger.

* Eines Gaukelpredigers Herz ist tiefer Weisheit leer.


Gaukelwitz.

Gaukelwitz macht grob Conzen spitz.Eiselein, 209.


Gaukler.

Die Gaukler haben weisen Sinn, dass sie beim Pöbel umherziehn.


Gaul.

1 Auch der beste Gaul stolpert einmal.Simrock, 3065; Eiselein, 210; Steiger, 259.

Engl.: The best horse stumbles.

2 Auch der beste Gaul wird steif geritten.

3 Auf abgetriebenem Gaul reitet man nicht weit.

4 Binde den Gaul an einen Gerstensack, so läuft er nicht davon.

5 Darnach steht der gaul, wie er sein tag gangen.Franck, I, 85a; Henisch, 1375, 3; Petri, II, 55.

6 De Giul haite, wo he hett, wenn 'e gëut tuit. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 5.

Der Gaul heisse wie er will, wenn er nur gut zieht.

[Spaltenumbruch] 7 De Gûl säget: Bergauf reit' mich, bergab leit' mich, auf dem Gleichen schon' mich nicht, bei der Kripp' vergiss mich nicht. (Waldeck.) – Curtze, 316, 39.

8 Dem Gaule bricht der Gurt, wenn er im (seichten) Wasser schwimmen soll.

Auch wol scherzhafte Aufforderung zum Trinken. (Fischart, Gesch.)

9 Der Gaul crepirt, ehe der Hafer reif ist.

10 Der Gaul, der den Haber verdient, bekommt ihn nicht. (S. Pferd.) (Waldeck.) – Curtze, 345, 397; für Meiningen: Frommann, II, 409, 59; ostfriesisch bei Frommann, III, 429, 254; für Franken: Frommann, VI, 167, 103.

11 Der Gaul läuft am besten, wenn der Bauer betrunken ist. (S. Bauer 302.)

Die Russen sagen: Der Gaul des trunkenen Kutschers läuft 20 Werste in der Stunde.

12 Der Gaul muss pflügen, dass das Ross kann Hafer kriegen.

13 Der Gaul, so am meisten zieht, bekommt die meisten Hiebe.Eiselein, 210.

Engl.: The horse that draws most, is most whipped.

14 Der Gaul verreckt, während das Gras wächst.Eiselein, 209.

15 Ein alter Gaul ist schlägefaul.

16 Ein alter Gaul regt wenigstens die Ohren, wenn er hört aufblasen.

17 Ein blinder Gaul gehet geradezu.Petri, II, 169; Simrock, 3070; Körte, 1792; Braun, I, 639.

18 Ein erhungerter Gaul schlägt nicht aus.

It.: Cavallo magro non tira calci. (Pazzaglia, 54, 11.)

19 Ein fleissiger Gaul wird nicht fett.

20 Ein Gaul, den wir muthwillig plagen, hat das Recht hinten auszuschlagen.Eiselein, 209.

Lat.: Procul a pedibus equinis. (Eiselein, 209.)

21 Ein grosser Gaul achtet der Hündlein anbellen nicht.Henisch, 1374.

22 Ein guter Gaul zieht dreimal.Simrock, 3060; Eiselein, 209.

23 Ein voller Gaul springt.Blum, 602; Bücking, 189; Kirchhofer, 360.

Einem hungrigen Gaul vergeht das Tanzen wol.

Lat.: Satietas nimia hircum facit petulcum. (Gaal, 587.)

24 Einem fleissigen Gaul gehört keine Spreu.

Man soll ihn mit gutem Hafer füttern, sagen die Russen. (Altmann V.)

25 Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul.Lehmann, 290, 38; Lehmann, II, 236, 47; Gruter, III, 43; Hollenberg, II, 18; Pistor., VIII, 86; Hermann, II, 1; Steiger, 343; Simrock, 3058; Müller, 9, 4; Eisenhart, 247; Hillebrand, 103; Graf, 253, 171 u. 172; Bücking, 209; Kirchhofer, 293; Fallersleben, 480; Hertius, I, 54; Körte, 1788; Eiselein, 210; Mayer, I, 173; Braun, I, 638; Schmitz, 186, 56; Tunn., 17, 14; Lohrengel, I, 313; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 12; für Trier: Laven, 181, 45; für Henneberg: Frommann, II, 407, 5; für Franken: Frommann, VI, 167, 102; für Tirol: Frommann, VI, 36, 53.

Auch: Geschenktem Gaulo non debes inspicere maulo. Man nimmt ihn an und pflügt damit so lange es geht. Aber der Geschenke sind mancherlei: die Büchse der Pandora, das Halsband der Hermione, die Eselsohren des Midas waren auch Geschenke; und über dem geschenkten goldenen Apfel des Paris ging Troja unter. Das Sprichwort will nicht sagen, dass es uns völlig gleichgültig sein müsse, was man uns schenke, und dass man jedes Geschenk annehmen müsse, sondern es will nur ausdrücken, dass man eine geschenkte Sache so annehmen müsse, wie sie ist und wegen gewisser derselben anklebenden Mängel keine Beschwerde führen, noch weniger Gewährleistung fordern dürfe. An eine geschenkte Sache kann man nicht die Ansprüche eines Kaufmannsgutes machen. Man muss sie nicht nach ihrem Werthe, sondern nach der Gesinnung, welche sie bietet, beurtheilen. Das kleinste Geschenk ist dankenswerth. Das Sprichwort ist vom Pferdehandel entlehnt. Der Pferdekäufer öffnet das Maul des Thiers, um das Alter desselben zu erfahren. wie er überhaupt die Mängel desselben aus Zähnen, Füssen und Augen beurtheilt. Das mit dem deutschen gleichlautende französische Sprichwort: A cheval donné, on no regarde point à la bouche (à la bride) (Lendroy, 389; Gaal, 588; Cahier, 344; Starschedel, 398; Kritzinger, 134), soll folgenden Ursprung

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[[681]/0709] Gauchfeder. 1 Er hat eine Gauchfeder gefressen, die er nicht verdauen kann. – Murner, Gäuchmode. „Von dem gouch ein feder fressen, die er verdouwen nymmer kan.“ (Kloster, VIII, 942.) *2 Die Gauchfedern verkaufen. – Murner, Gäuchmode. „Ich muss der wyber nit vergessen, die auch mit geuchin sindt besessen, verkouffendt offt mit grosser schandt die fedren, die sy gerupffet handt.“ (Kloster, VIII, 946.) Gauchgeschrei. * Es ist (eitel) Gauchgeschrei. – Murner, Nb., 85. Gauchheil. Gauchheil ist vnter den kräutteren. – Henisch, 1373, 10. „Geringe Leut trachten nach gross ehr vnd würde.“ Gauchsberg. * In den Gauchsberg (Schalksberg) hawen. – Eiselein, 209. Gauchspeise. Gauchspeis ist umsunst, wenn sie nicht gekocht ist mit Gunst. – Murner, Gäuchmode. Gauchwäscher. * Ein geuchwescher. Einer, der den Narren die Kappe wäscht, sie durchhechelt. „Ein gouch kein rein hempt tragen kan, er muss vorhyn ein wescher han; wenn sy wyss hembder tragen wellen, so muss er jm ein wescher bestellen,“ (Kloster, VIII, 1084.) Gauchzins. * Den gouchzinss richten. – Murner, Gäuchmode. „Der wyber tandt mit irem list handt mich so adlich zugerist, das ich zuerst gewillig bin den gouchzinss gern zu geben yn.“ (Kloster, VIII, 1070.) Gauf. * Er zeigt den gauff1 des fusses. – Henisch, 1374. 1) „Das mittel der hand oder des fuss, hole hand oder fuss.“ Er flieht. Lat.: Volam pedis ostendit. Gaugerichtsbarkeit. Gaugerichtsbarkeit ist der Landleute freie Wahl. – Graf, 403, 12. Die Obrigkeit war unsern Altvordern „ein lebendig ordnendes Recht, das Gesetz eine stumme Obrigkeit; das Gemeinwesen übertrug aber die Ausübung. Jeder Gau wählte sich seine Richter auf Lebenszeit oder bei frischer That für den einzelnen Fall.“ Das obige Sprichwort ist aus Fiducius' Beiträgen zur Geschichte Berlins (I, 84) entlehnt, wo es lautet: „Gogescop is der landlude frie kore.“ Gaukelei. Wer Gaukelei gibt, opfert dem Teufel. Gaukelmann. Das ist ein gauckelman, der gern schadt vnnd es nit mag thun. – Franck, I, 158a. Gaukelmännlein. * Das Gaukelmännlein kann solches nicht. – Eiselein, 209. Gaukeln. 1 Gaukeln leyt am verschlahen. – Agricola II, 90. „Gaukeln ist, der leüte augen blenden, das sy mainen, sy sehen das, das sy nit sehen.“ *2 Ich maine du künnest Gaucklen. – Agricola II, 82. „Also sagt man von ainem, der die leüte mit gelerten, senfften, guten geschleifften worten bereden kan, warzu er wil.“ Gaukelprediger. * Eines Gaukelpredigers Herz ist tiefer Weisheit leer. Gaukelwitz. Gaukelwitz macht grob Conzen spitz. – Eiselein, 209. Gaukler. Die Gaukler haben weisen Sinn, dass sie beim Pöbel umherziehn. Gaul. 1 Auch der beste Gaul stolpert einmal. – Simrock, 3065; Eiselein, 210; Steiger, 259. Engl.: The best horse stumbles. 2 Auch der beste Gaul wird steif geritten. 3 Auf abgetriebenem Gaul reitet man nicht weit. 4 Binde den Gaul an einen Gerstensack, so läuft er nicht davon. 5 Darnach steht der gaul, wie er sein tag gangen. – Franck, I, 85a; Henisch, 1375, 3; Petri, II, 55. 6 De Giul haite, wo he hett, wenn 'e gëut tuit. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 5. Der Gaul heisse wie er will, wenn er nur gut zieht. 7 De Gûl säget: Bergauf reit' mich, bergab leit' mich, auf dem Gleichen schon' mich nicht, bei der Kripp' vergiss mich nicht. (Waldeck.) – Curtze, 316, 39. 8 Dem Gaule bricht der Gurt, wenn er im (seichten) Wasser schwimmen soll. Auch wol scherzhafte Aufforderung zum Trinken. (Fischart, Gesch.) 9 Der Gaul crepirt, ehe der Hafer reif ist. 10 Der Gaul, der den Haber verdient, bekommt ihn nicht. (S. Pferd.) (Waldeck.) – Curtze, 345, 397; für Meiningen: Frommann, II, 409, 59; ostfriesisch bei Frommann, III, 429, 254; für Franken: Frommann, VI, 167, 103. 11 Der Gaul läuft am besten, wenn der Bauer betrunken ist. (S. Bauer 302.) Die Russen sagen: Der Gaul des trunkenen Kutschers läuft 20 Werste in der Stunde. 12 Der Gaul muss pflügen, dass das Ross kann Hafer kriegen. 13 Der Gaul, so am meisten zieht, bekommt die meisten Hiebe. – Eiselein, 210. Engl.: The horse that draws most, is most whipped. 14 Der Gaul verreckt, während das Gras wächst. – Eiselein, 209. 15 Ein alter Gaul ist schlägefaul. 16 Ein alter Gaul regt wenigstens die Ohren, wenn er hört aufblasen. 17 Ein blinder Gaul gehet geradezu. – Petri, II, 169; Simrock, 3070; Körte, 1792; Braun, I, 639. 18 Ein erhungerter Gaul schlägt nicht aus. It.: Cavallo magro non tira calci. (Pazzaglia, 54, 11.) 19 Ein fleissiger Gaul wird nicht fett. 20 Ein Gaul, den wir muthwillig plagen, hat das Recht hinten auszuschlagen. – Eiselein, 209. Lat.: Procul a pedibus equinis. (Eiselein, 209.) 21 Ein grosser Gaul achtet der Hündlein anbellen nicht. – Henisch, 1374. 22 Ein guter Gaul zieht dreimal. – Simrock, 3060; Eiselein, 209. 23 Ein voller Gaul springt. – Blum, 602; Bücking, 189; Kirchhofer, 360. Einem hungrigen Gaul vergeht das Tanzen wol. Lat.: Satietas nimia hircum facit petulcum. (Gaal, 587.) 24 Einem fleissigen Gaul gehört keine Spreu. Man soll ihn mit gutem Hafer füttern, sagen die Russen. (Altmann V.) 25 Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul. – Lehmann, 290, 38; Lehmann, II, 236, 47; Gruter, III, 43; Hollenberg, II, 18; Pistor., VIII, 86; Hermann, II, 1; Steiger, 343; Simrock, 3058; Müller, 9, 4; Eisenhart, 247; Hillebrand, 103; Graf, 253, 171 u. 172; Bücking, 209; Kirchhofer, 293; Fallersleben, 480; Hertius, I, 54; Körte, 1788; Eiselein, 210; Mayer, I, 173; Braun, I, 638; Schmitz, 186, 56; Tunn., 17, 14; Lohrengel, I, 313; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 12; für Trier: Laven, 181, 45; für Henneberg: Frommann, II, 407, 5; für Franken: Frommann, VI, 167, 102; für Tirol: Frommann, VI, 36, 53. Auch: Geschenktem Gaulo non debes inspicere maulo. Man nimmt ihn an und pflügt damit so lange es geht. Aber der Geschenke sind mancherlei: die Büchse der Pandora, das Halsband der Hermione, die Eselsohren des Midas waren auch Geschenke; und über dem geschenkten goldenen Apfel des Paris ging Troja unter. Das Sprichwort will nicht sagen, dass es uns völlig gleichgültig sein müsse, was man uns schenke, und dass man jedes Geschenk annehmen müsse, sondern es will nur ausdrücken, dass man eine geschenkte Sache so annehmen müsse, wie sie ist und wegen gewisser derselben anklebenden Mängel keine Beschwerde führen, noch weniger Gewährleistung fordern dürfe. An eine geschenkte Sache kann man nicht die Ansprüche eines Kaufmannsgutes machen. Man muss sie nicht nach ihrem Werthe, sondern nach der Gesinnung, welche sie bietet, beurtheilen. Das kleinste Geschenk ist dankenswerth. Das Sprichwort ist vom Pferdehandel entlehnt. Der Pferdekäufer öffnet das Maul des Thiers, um das Alter desselben zu erfahren. wie er überhaupt die Mängel desselben aus Zähnen, Füssen und Augen beurtheilt. Das mit dem deutschen gleichlautende französische Sprichwort: A cheval donné, on no regarde point à la bouche (à la bride) (Lendroy, 389; Gaal, 588; Cahier, 344; Starschedel, 398; Kritzinger, 134), soll folgenden Ursprung

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [681]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/709>, abgerufen am 25.11.2024.