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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 90 Mit den Füssen allein bewirthschaftet man das Land nicht. (Lit.)

91 Mit eigenen Füssen läuft man am weitesten.

92 Mit einem Fuss im Gerichtssaal, mit dem andern im Spital.

Holl.: Met den eenen voet in het hof, met den anderen in het gasthuis. (Harrebomee, I, 204.)

93 Mit unverdrossenen Füssen ist viel Geld sparen.

Lat.: Pedibus pecunia compensatur. (Philippi, II, 89.)

94 Moorwörteln Föt un Petersiljen Scho. (Holst.) - Schütze, III, 110.

Moorwörtel = Pastinak. Grosse Füsse und kleine Schuhe. Spott auf die Eiteln, die ihre grossen Füsse in enge Schuhe zwängen. (S. 57.)

95 Nem von Füssen vnnd deck den Kopff, von vnterthanen, das die Obrigkeit zu Leben hat. - Lehmann, 306, 32.

96 Netz die füss vnd angle, wiltu die fisch haben. - Franck, II, 41b.

97 Nicht jeder Fuss kann sammtene Schuhe tragen.

Die Basken sagen: Es ziemt nicht allen Füssen, rothe Schuhe zu tragen. Rothe Schuhe waren früher ein Zeichen von edler Geburt und hoher Würde. Die Grossen am französischen Hofe wurden Talons-rouges genannt. (Reinsberg IV, 19.)

98 Niemand zieht eines andern Fuss aus dem Feuer, um den eigenen hineinzulegen.

Dän.: Hoi skal ei tage en andens fod af ilden og saette min i steden. (Prov. dan., 552.)

99 Nimm die Füss' in Acht oder ich trete dich, sagte der Hahn zum Hengst. (S. Bein 61.) - Hoefer, 480.

100 Nimm die Füsse in die Hand.

Scherzhaft für: sei flink.

101 Ohn Füsse ist böss tanzen. - Petri, II, 503; Winckler, X, 92; XII, 45.

102 Rüch Futti namt kal Futti me. (Sylt.) - Johansen, 14.

Rauch- oder zottiger Fuss nimmt Kahlfuss mit, d. h. der Tod eines Hausthiers zieht, nach dem Volksglauben, den Tod eines in demselben Hause wohnenden Menschen nach sich.

103 Schlammige Füsse erlaufen mehr als staubige.

104 Schöner Fuss ist werth 'n Kuss.

Goethe in den Wahlverwandtschaften sagt: "Ein schöner Fuss ist eine grosse Gabe der Natur. Diese Anmuth ist unverwüstlich. Beobachtet man selbst eine alte Dame, die einen schönen Fuss hat, im Gehen, noch immer möchte man ihren Schuh küssen und die zwar etwas barbarische, aber doch tiefgefühlte Ehrenbezeigung der Sarmaten wiederholen, die nichts Besseres kennen, als aus dem Schuh einer geliebten Person ihre Gesundheit zu trinken." (Schütze, I, 131, 17.)

105 Schwache Füsse stolpern leicht. - Winckler, XVII, 57.

106 Viel Füsse thun's nicht, das Pferd hat vier und stolpert doch.

107 Vier Füsse mit weissen Zeichen brauchen keinen Zoll zu reichen. - Graf, 510, 188; Pistor., IV, 53; Simrock, 12007.

Zu den Thieren, für die kein Zoll zu entrichten war, gehörten die, deren vier Füsse weiss waren. (S. Federspiel 2.)

108 Vier weisse Füsse sind zollfrei. - Graf, 510, 187.

Holl.: Vier witte voeten zijn tolvrij. (Harrebomee, II, 399.)

109 Wä zom Fuss1 gebore es, küt net zom Fätmännche2. (Düren.) - Firmenich, I, 482, 3.

1) Eine kleine Münze = 1/4 Stüber.

2) 1/2 Stüber.

110 Was der Fuss thut, muss der Schuh entgelten. - Lehmann, 179, 2.

111 Was die Füss thun, muss der Kopff nicht entgelten. - Lehmann, 179, 7.

112 Was nicht Füss hat, das gehet nicht. - Lehmann, 386, 8.

113 Was nicht rechte Füsse hat, muss man nicht gleich übers Knie biegen. - Parömiakon, 860.

Empfiehlt reifere Erwägung und Prüfung.

114 Weil dir die Füsse noch los sind, so geh. - Simrock, 2961; Körte, 1717.

115 Wem die Füsse wehe thun, der muss im Bette bleiben.

116 Wem's in den Füssen juckt, der tanzt ohne Musik. - Sprichwörtergarten, 204; Scheidemünze, I, 4519.

[Spaltenumbruch] 117 Wenn der Fuss weg ist, wird die Binde vom Auge genommen. - Scheidemünze, I, 287.

118 Wenn die Füsse den Kopff regieren, so gehets vber vnnd vber (drüber und drunter). - Lehmann, 842, 9; Simrock, 8315; Sailer, 247.

119 Wenn die Füsse frieren, brennt der Kopf.

120 Wenn die Füsse gebunden sind, läuft die Zunge am meisten. - Eisenhart, 339; Pistor., VII, 84; Simrock, 2962; Graf, 228, 30; Eiselein, 661; Sailer, 255.

Wer sich in eines andern Gewalt befindet, lässt sich leicht bereitwillig finden, das einzugehen, was man von ihm verlangt, um seine Freiheit zu erhalten. Oder: Personen, die sich in dringender Noth befinden, sparen keine Beredsamkeit, um aus ihrem schlechten Zustande herauszukommen. Oder: Bedrängte Personen machen die wenigste Bedenklichkeit bei Schliessung eines Vertrags. Oder: Wer für seine Noth keine Rettung sieht, lässt seiner Zunge freien Lauf und schüttet seine Galle ohne Rückhalt über Personen aus, von denen er glaubt, dass sie an seinem Unglück schuld sind. Auch kann das Sprichwort von Trunkenen verstanden werden, die, je weniger sie auf ihren Füssen stehen können, um so freier die Zunge sich bewegen lassen. Auch hat es Rechtsgelehrte gegeben, welche es dahin gedeutet haben, dass Personen, mit der Fussgicht behaftet, nicht zu den Kranken zu rechnen seien, die Testamente nicht machen dürfen, weil das Podagra den Gebrauch der Seelenkräfte nicht hindere.

121 Wenn ein Fuss fällt (strauchelt), ist auch der andere in Gefahr (im fall). - Henisch, 990; Lehmann, 245, 27; Winckler, XV, 1.

Dän.: Naar en fod snubler, er den anden naer ved fald. (Prov. dan., 506.)

It.: Quando vediamo un piede sdrucciolare l'altro e in pericolo di cascare. (Pazzaglia, 289, 5.)

122 Wenn einem ein Fuss entschlüpfet, will jeder auf ihm reiten.

123 Wenn ok de Fot mutt Frost leien, so kann doch de Hals ken Dost leien. (Bremen.) - Köster, 255.

124 Wer an die Füsse friert, der schläft nicht fest.

125 Wer auf eignen Füssen stehen kann, sei kein Lehnstuhlmann.

126 Wer auf rechten Füssen steht, der darf frei reden. - Petri, II, 685.

127 Wer den Fuss hält, thut ebenso viel, als wer ihn schindet. (S. 40.) - Winckler, XIII, 19.

Von Operationen entlehnt.

Holl.: Alzooveel doet hij, die voet houdt, als die vilt. - Die voet houdt, vilt genoeg. (Harrebomee, II, 396.)

128 Wer den Fuss nicht hebt, stolpert auch über kleine Steine.

129 Wer den Fuss nicht will regen, darf auch die Hand nicht bewegen.

Wenigstens nicht in der Richtung von der Schüssel zum Munde.

130 Wer dir auf den Fuss tritt, wird dir bald auf den Kopf treten.

131 Wer eigene (gesunde) Füsse hat, braucht keine Krücke.

132 Wer einen fuss hinein kriegt, der denckt mit dem gantzen Leib hinnach zu folgen. - Henisch, 1322; Petri, II, 701.

133 Wer einen Fuss ins Frauen(Huren)haus setzt, hat den andern im Spital. - Lehmann, 104, 6; Simrock, 2631.

Holl.: Die den eenen voet in het hoerhuis zet, zet den anderen in het gasthuis. (Harrebomee, II, 396.)

Lat.: Scribatur portis meretrix est janua mortis. (Eiselein, 181.)

134 Wer einen lahmen Fuss hat, stösst überall an.

It.: Il piede dello stroppiato trova sempre qualche intoppo. (Pazzaglia, 289, 2.)

135 Wer einen schlimmen Fuss hat, dem bleibt kein Schuh gerade. - Scheidemünze, II, 189.

136 Wer geschwollene Füsse hat, dem sind Pantoffeln lieber als Schuhe.

137 Wer gesunde Füsse hat, was soll der kriechen!

138 Wer grosse Füsse hat, der muss auch grossen beschlag haben. - Petri, II, 855.

139 Wer grosse Füsse hat, versteit viel. (Emmenthal.) - Schweiz, I, 72, 17.

Wortspiel; er versteht insofern viel, als er viel Raum zum Stehen braucht, und nichts wachsen kann oder viel zertreten wird, wo er steht.

[Spaltenumbruch] 90 Mit den Füssen allein bewirthschaftet man das Land nicht. (Lit.)

91 Mit eigenen Füssen läuft man am weitesten.

92 Mit einem Fuss im Gerichtssaal, mit dem andern im Spital.

Holl.: Met den eenen voet in het hof, met den anderen in het gasthuis. (Harrebomée, I, 204.)

93 Mit unverdrossenen Füssen ist viel Geld sparen.

Lat.: Pedibus pecunia compensatur. (Philippi, II, 89.)

94 Moorwörteln Föt un Petersiljen Scho. (Holst.) – Schütze, III, 110.

Moorwörtel = Pastinak. Grosse Füsse und kleine Schuhe. Spott auf die Eiteln, die ihre grossen Füsse in enge Schuhe zwängen. (S. 57.)

95 Nem von Füssen vnnd deck den Kopff, von vnterthanen, das die Obrigkeit zu Leben hat.Lehmann, 306, 32.

96 Netz die füss vnd angle, wiltu die fisch haben.Franck, II, 41b.

97 Nicht jeder Fuss kann sammtene Schuhe tragen.

Die Basken sagen: Es ziemt nicht allen Füssen, rothe Schuhe zu tragen. Rothe Schuhe waren früher ein Zeichen von edler Geburt und hoher Würde. Die Grossen am französischen Hofe wurden Talons-rouges genannt. (Reinsberg IV, 19.)

98 Niemand zieht eines andern Fuss aus dem Feuer, um den eigenen hineinzulegen.

Dän.: Hoi skal ei tage en andens fod af ilden og sætte min i steden. (Prov. dan., 552.)

99 Nimm die Füss' in Acht oder ich trete dich, sagte der Hahn zum Hengst. (S. Bein 61.)Hoefer, 480.

100 Nimm die Füsse in die Hand.

Scherzhaft für: sei flink.

101 Ohn Füsse ist böss tanzen.Petri, II, 503; Winckler, X, 92; XII, 45.

102 Rüch Futti namt kâl Futti me. (Sylt.) – Johansen, 14.

Rauch- oder zottiger Fuss nimmt Kahlfuss mit, d. h. der Tod eines Hausthiers zieht, nach dem Volksglauben, den Tod eines in demselben Hause wohnenden Menschen nach sich.

103 Schlammige Füsse erlaufen mehr als staubige.

104 Schöner Fuss ist werth 'n Kuss.

Goethe in den Wahlverwandtschaften sagt: „Ein schöner Fuss ist eine grosse Gabe der Natur. Diese Anmuth ist unverwüstlich. Beobachtet man selbst eine alte Dame, die einen schönen Fuss hat, im Gehen, noch immer möchte man ihren Schuh küssen und die zwar etwas barbarische, aber doch tiefgefühlte Ehrenbezeigung der Sarmaten wiederholen, die nichts Besseres kennen, als aus dem Schuh einer geliebten Person ihre Gesundheit zu trinken.“ (Schütze, I, 131, 17.)

105 Schwache Füsse stolpern leicht.Winckler, XVII, 57.

106 Viel Füsse thun's nicht, das Pferd hat vier und stolpert doch.

107 Vier Füsse mit weissen Zeichen brauchen keinen Zoll zu reichen.Graf, 510, 188; Pistor., IV, 53; Simrock, 12007.

Zu den Thieren, für die kein Zoll zu entrichten war, gehörten die, deren vier Füsse weiss waren. (S. Federspiel 2.)

108 Vier weisse Füsse sind zollfrei.Graf, 510, 187.

Holl.: Vier witte voeten zijn tolvrij. (Harrebomée, II, 399.)

109 Wä zom Fuss1 gebore es, küt net zom Fätmännche2. (Düren.) – Firmenich, I, 482, 3.

1) Eine kleine Münze = 1/4 Stüber.

2) 1/2 Stüber.

110 Was der Fuss thut, muss der Schuh entgelten.Lehmann, 179, 2.

111 Was die Füss thun, muss der Kopff nicht entgelten.Lehmann, 179, 7.

112 Was nicht Füss hat, das gehet nicht.Lehmann, 386, 8.

113 Was nicht rechte Füsse hat, muss man nicht gleich übers Knie biegen.Parömiakon, 860.

Empfiehlt reifere Erwägung und Prüfung.

114 Weil dir die Füsse noch los sind, so geh.Simrock, 2961; Körte, 1717.

115 Wem die Füsse wehe thun, der muss im Bette bleiben.

116 Wem's in den Füssen juckt, der tanzt ohne Musik.Sprichwörtergarten, 204; Scheidemünze, I, 4519.

[Spaltenumbruch] 117 Wenn der Fuss weg ist, wird die Binde vom Auge genommen.Scheidemünze, I, 287.

118 Wenn die Füsse den Kopff regieren, so gehets vber vnnd vber (drüber und drunter).Lehmann, 842, 9; Simrock, 8315; Sailer, 247.

119 Wenn die Füsse frieren, brennt der Kopf.

120 Wenn die Füsse gebunden sind, läuft die Zunge am meisten.Eisenhart, 339; Pistor., VII, 84; Simrock, 2962; Graf, 228, 30; Eiselein, 661; Sailer, 255.

Wer sich in eines andern Gewalt befindet, lässt sich leicht bereitwillig finden, das einzugehen, was man von ihm verlangt, um seine Freiheit zu erhalten. Oder: Personen, die sich in dringender Noth befinden, sparen keine Beredsamkeit, um aus ihrem schlechten Zustande herauszukommen. Oder: Bedrängte Personen machen die wenigste Bedenklichkeit bei Schliessung eines Vertrags. Oder: Wer für seine Noth keine Rettung sieht, lässt seiner Zunge freien Lauf und schüttet seine Galle ohne Rückhalt über Personen aus, von denen er glaubt, dass sie an seinem Unglück schuld sind. Auch kann das Sprichwort von Trunkenen verstanden werden, die, je weniger sie auf ihren Füssen stehen können, um so freier die Zunge sich bewegen lassen. Auch hat es Rechtsgelehrte gegeben, welche es dahin gedeutet haben, dass Personen, mit der Fussgicht behaftet, nicht zu den Kranken zu rechnen seien, die Testamente nicht machen dürfen, weil das Podagra den Gebrauch der Seelenkräfte nicht hindere.

121 Wenn ein Fuss fällt (strauchelt), ist auch der andere in Gefahr (im fall).Henisch, 990; Lehmann, 245, 27; Winckler, XV, 1.

Dän.: Naar en fod snubler, er den anden nær ved fald. (Prov. dan., 506.)

It.: Quando vediamo un piede sdrucciolare l'altro è in pericolo di cascare. (Pazzaglia, 289, 5.)

122 Wenn einem ein Fuss entschlüpfet, will jeder auf ihm reiten.

123 Wenn ok de Fôt mutt Frost lîen, so kann doch de Hals kên Dost lîen. (Bremen.) – Köster, 255.

124 Wer an die Füsse friert, der schläft nicht fest.

125 Wer auf eignen Füssen stehen kann, sei kein Lehnstuhlmann.

126 Wer auf rechten Füssen steht, der darf frei reden.Petri, II, 685.

127 Wer den Fuss hält, thut ebenso viel, als wer ihn schindet. (S. 40.)Winckler, XIII, 19.

Von Operationen entlehnt.

Holl.: Alzooveel doet hij, die voet houdt, als die vilt. – Die voet houdt, vilt genoeg. (Harrebomée, II, 396.)

128 Wer den Fuss nicht hebt, stolpert auch über kleine Steine.

129 Wer den Fuss nicht will regen, darf auch die Hand nicht bewegen.

Wenigstens nicht in der Richtung von der Schüssel zum Munde.

130 Wer dir auf den Fuss tritt, wird dir bald auf den Kopf treten.

131 Wer eigene (gesunde) Füsse hat, braucht keine Krücke.

132 Wer einen fuss hinein kriegt, der denckt mit dem gantzen Leib hinnach zu folgen.Henisch, 1322; Petri, II, 701.

133 Wer einen Fuss ins Frauen(Huren)haus setzt, hat den andern im Spital.Lehmann, 104, 6; Simrock, 2631.

Holl.: Die den eenen voet in het hoerhuis zet, zet den anderen in het gasthuis. (Harrebomée, II, 396.)

Lat.: Scribatur portis meretrix est janua mortis. (Eiselein, 181.)

134 Wer einen lahmen Fuss hat, stösst überall an.

It.: Il piede dello stroppiato trova sempre qualche intoppo. (Pazzaglia, 289, 2.)

135 Wer einen schlimmen Fuss hat, dem bleibt kein Schuh gerade.Scheidemünze, II, 189.

136 Wer geschwollene Füsse hat, dem sind Pantoffeln lieber als Schuhe.

137 Wer gesunde Füsse hat, was soll der kriechen!

138 Wer grosse Füsse hat, der muss auch grossen beschlag haben.Petri, II, 855.

139 Wer grosse Füsse hat, versteit viel. (Emmenthal.) – Schweiz, I, 72, 17.

Wortspiel; er versteht insofern viel, als er viel Raum zum Stehen braucht, und nichts wachsen kann oder viel zertreten wird, wo er steht.

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[[650]/0678] 90 Mit den Füssen allein bewirthschaftet man das Land nicht. (Lit.) 91 Mit eigenen Füssen läuft man am weitesten. 92 Mit einem Fuss im Gerichtssaal, mit dem andern im Spital. Holl.: Met den eenen voet in het hof, met den anderen in het gasthuis. (Harrebomée, I, 204.) 93 Mit unverdrossenen Füssen ist viel Geld sparen. Lat.: Pedibus pecunia compensatur. (Philippi, II, 89.) 94 Moorwörteln Föt un Petersiljen Scho. (Holst.) – Schütze, III, 110. Moorwörtel = Pastinak. Grosse Füsse und kleine Schuhe. Spott auf die Eiteln, die ihre grossen Füsse in enge Schuhe zwängen. (S. 57.) 95 Nem von Füssen vnnd deck den Kopff, von vnterthanen, das die Obrigkeit zu Leben hat. – Lehmann, 306, 32. 96 Netz die füss vnd angle, wiltu die fisch haben. – Franck, II, 41b. 97 Nicht jeder Fuss kann sammtene Schuhe tragen. Die Basken sagen: Es ziemt nicht allen Füssen, rothe Schuhe zu tragen. Rothe Schuhe waren früher ein Zeichen von edler Geburt und hoher Würde. Die Grossen am französischen Hofe wurden Talons-rouges genannt. (Reinsberg IV, 19.) 98 Niemand zieht eines andern Fuss aus dem Feuer, um den eigenen hineinzulegen. Dän.: Hoi skal ei tage en andens fod af ilden og sætte min i steden. (Prov. dan., 552.) 99 Nimm die Füss' in Acht oder ich trete dich, sagte der Hahn zum Hengst. (S. Bein 61.) – Hoefer, 480. 100 Nimm die Füsse in die Hand. Scherzhaft für: sei flink. 101 Ohn Füsse ist böss tanzen. – Petri, II, 503; Winckler, X, 92; XII, 45. 102 Rüch Futti namt kâl Futti me. (Sylt.) – Johansen, 14. Rauch- oder zottiger Fuss nimmt Kahlfuss mit, d. h. der Tod eines Hausthiers zieht, nach dem Volksglauben, den Tod eines in demselben Hause wohnenden Menschen nach sich. 103 Schlammige Füsse erlaufen mehr als staubige. 104 Schöner Fuss ist werth 'n Kuss. Goethe in den Wahlverwandtschaften sagt: „Ein schöner Fuss ist eine grosse Gabe der Natur. Diese Anmuth ist unverwüstlich. Beobachtet man selbst eine alte Dame, die einen schönen Fuss hat, im Gehen, noch immer möchte man ihren Schuh küssen und die zwar etwas barbarische, aber doch tiefgefühlte Ehrenbezeigung der Sarmaten wiederholen, die nichts Besseres kennen, als aus dem Schuh einer geliebten Person ihre Gesundheit zu trinken.“ (Schütze, I, 131, 17.) 105 Schwache Füsse stolpern leicht. – Winckler, XVII, 57. 106 Viel Füsse thun's nicht, das Pferd hat vier und stolpert doch. 107 Vier Füsse mit weissen Zeichen brauchen keinen Zoll zu reichen. – Graf, 510, 188; Pistor., IV, 53; Simrock, 12007. Zu den Thieren, für die kein Zoll zu entrichten war, gehörten die, deren vier Füsse weiss waren. (S. Federspiel 2.) 108 Vier weisse Füsse sind zollfrei. – Graf, 510, 187. Holl.: Vier witte voeten zijn tolvrij. (Harrebomée, II, 399.) 109 Wä zom Fuss1 gebore es, küt net zom Fätmännche2. (Düren.) – Firmenich, I, 482, 3. 1) Eine kleine Münze = 1/4 Stüber. 2) 1/2 Stüber. 110 Was der Fuss thut, muss der Schuh entgelten. – Lehmann, 179, 2. 111 Was die Füss thun, muss der Kopff nicht entgelten. – Lehmann, 179, 7. 112 Was nicht Füss hat, das gehet nicht. – Lehmann, 386, 8. 113 Was nicht rechte Füsse hat, muss man nicht gleich übers Knie biegen. – Parömiakon, 860. Empfiehlt reifere Erwägung und Prüfung. 114 Weil dir die Füsse noch los sind, so geh. – Simrock, 2961; Körte, 1717. 115 Wem die Füsse wehe thun, der muss im Bette bleiben. 116 Wem's in den Füssen juckt, der tanzt ohne Musik. – Sprichwörtergarten, 204; Scheidemünze, I, 4519. 117 Wenn der Fuss weg ist, wird die Binde vom Auge genommen. – Scheidemünze, I, 287. 118 Wenn die Füsse den Kopff regieren, so gehets vber vnnd vber (drüber und drunter). – Lehmann, 842, 9; Simrock, 8315; Sailer, 247. 119 Wenn die Füsse frieren, brennt der Kopf. 120 Wenn die Füsse gebunden sind, läuft die Zunge am meisten. – Eisenhart, 339; Pistor., VII, 84; Simrock, 2962; Graf, 228, 30; Eiselein, 661; Sailer, 255. Wer sich in eines andern Gewalt befindet, lässt sich leicht bereitwillig finden, das einzugehen, was man von ihm verlangt, um seine Freiheit zu erhalten. Oder: Personen, die sich in dringender Noth befinden, sparen keine Beredsamkeit, um aus ihrem schlechten Zustande herauszukommen. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [650]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/678>, abgerufen am 25.11.2024.