Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 28 Wie kommt's, sagte das Ferkel zu seiner Mutter, dass dein Rüssel so lang ist? Wart' nur, mein Kind, sagte sie, du kommst nach. Die Neger in Surinam, um zu sagen: Wart' nur, es wird alles werden. Gut Ding will Weile haben u. s. w. 29 Wo der Ferkel viel sind, da ist das Gespül dünn. - Simrock, 2393. *30 Das Ferkel im Sacke kaufen. - Frischbier, 177a. *31 Ein blindes Ferkel hat eine Eichel gefunden. Frz.: Ce n'est pas mal vise pour un borgne. *32 Er wird das Ferkel wol waschen. Die Sache in Ordnung bringen. Holl.: Dat varken zal zich wel wasschen. (Harrebomee, II, 358.) *33 Junge Ferkel an kene ale. (Bolkenhain.) Wenn die Erziehung verwaister Kinder vernachlässigt wird. *34 Met feisten Fearken locken. (Westf.) Jemand beschwatzen. *35 Sie hat die Ferken genommen und die Sau liegen lassen. *36 Wat lopen de Färkes weer döör 't Korn! (Kleve.) - Firmenich, I, 382, 36. Was laufen die Schweine wieder durch das Korn! Um zu sagen: Was bist du wieder ausgelassen. Ferklein. Wenn das fercklein geboren wirdt, so soll der Sack berait sein. - Henisch, 1070. Fern. 1 Mancher fernst wol, vorm Mann iss er Noll. - Lehmann, 29, 35. 2 Von fern lügt man gern. - Körte, 1352 u. 1677. Daher sind auch viele Reisebeschreibungen halbe. Romane. 3 Was man fern holt, ist süss. Holl.: Dat men vere haelt is soete. Lat.: Quod procul affertur, hoc dulcius esse refertur. (Fallersleben, 174.) Ferne. 1 Aus der Fern lügt man gern. Frz.: De longues terres longues nouvelles. (Leroux, I, 58.) 2 Aus der Ferne ist gut lügen. - Simrock, 6646. 3 Besser aus der Ferne dingen, als in der Nähe ringen. Die Unterhandlungen sind vortheilhafter, wenn man freien Boden unter den Füssen hat, als wenn man sich in der Gewalt des Gegners befindet. 4 Besser in der Ferne einen Freund, als in der Nähe einen Feind. 5 De Födde1 brenget de Swädde2. (Soest.) - Firmenich, I, 348, 8. 1) Für Föerde, eigentlich Ferde, von fer, fern, die Ferne, Entfernung. 2) Für Swörde, von swar, schwer = Schwere. 6 Die Ferne macht aus einem silbernen Becher einen goldenen Kelch. 7 In der Ferne lieben ist besser, als in der Nähe hassen. 8 In der Ferne prasselt's noch. 9 In die Ferne ist gut lügen. Fr.: A beau mentir qui vient de loin. (Lendroy, 922; Leroux, II, 162.) It.: Da lunghe vie, lunghe bugie. - Ha bel dire bugie chi viene da lontano. (Pazzaglia, 36.) Lat.: Longinquitas redargui non potest. (Philippi, I, 228.) 10 Man sieht oft besser in die Ferne als in die Nähe. Poln.: Dalekie rzeczy upatrujemy a bliskich nie widziemy. (Wurzbach I, 237.) 11 Nur von der Ferne klingt die Trommel schön. 12 Verr1 hat nit ehr. - Franck, I, 9a; Gruter, III, 38; Sutor, 425; Henisch, 1074; Petri, II, 310; Lehmann, II, 174, 13; Körte, 1351. 1) Althochdeutsch ferro, mittelhochdeutsch verre, besonders durch die züricher Bibel, welche diese Form für das von Luther gewählte hochdeutsche fern vertauschte, in Brauch gekommen. (Vgl. Grimm, III, 1540.) - "Was weit hintan, das lässt man gahn." Aus den Augen, aus dem Sinn. 13 Wer in der Ferne pocht, schweigt in der Nähe. - Simrock, 2388; Körte, 1353. *14 Aus der Ferne will er das Haff aussaufen, und wenn er hinkommt, bezwingt er nicht einmal das Ufer. *15 Er kann in die Ferne sehen, aber er sieht nicht, was vor den Füssen liegt. [Spaltenumbruch] Fernglas. Wenn das Fernglas fleckig ist, so hat der hellste Himmel Wolken. Fernstes. Das Fernste zuerst, das Nächste zuletzt. - Graf, 215, 211. Von der Reihenfolge der Theilung mehrerer Erbgüter. Nach dem Schulzenrecht des westerlauwischen Frieslandes kamen die entferntest gelegenen Erbgüter zuerst zur Erbtheilung. Altfries.: Dat fyrste aller aerst ende dat nest aller lest. (Richthofen, Altfriesische Rechtsquellen, Berlin 1840.) Ferse. 1 An den Fersen sihet man, ob einer mit dem Gesess könn zundel schlagen. - Gruter, III, 5; Lehmann, II, 35, 44. 2 Man muss dem nicht noch die Fersen auf den Rücken setzen, den man zu Boden geworfen hat. *3 An der Ferse der Arbeit. (Altgr.) Am Schluss. *4 An die Fersen gewachsen sein. - Grimm, III, 1545. Er war seiner Mutter an die Fersen gewachsen. *5 Bis auf die Ferse mit etwas kommen. (Altgr.) Zu Ende. *6 Die Ferse geben. - Grimm, III, 1545. D. h. den Sporn, mit der Ferse anspornen. *7 Die Fersen sehen lassen. - Körte, 1353. Fliehen. *8 Einem auf der Ferse sein (oder liegen). - Grimm, III, 1544. Ihn verfolgen. (S. Eisen.) *9 Einem auf die Ferse treten. Ihm unmittelbar folgen oder ihn verfolgen. *10 Einem den Fäaschem1 verlesen. (Rottenburg.) 1) Aus Misverständniss für Vers. *11 Einem die Fersen auf den Nacken setzen. *12 Einen lieber mit den Fersen als mit den Zehen sehen. *13 Er hat die Fersen gezeigt. Ist davongegangen, hat reissaus genommen. Holl.: De hielen toonen. It.: Mostrare il calcagno. Lat.: Tali pruriunt. - Talos scabere. (Bovill, III, 134-135.) *14 Er zeigt die Fersen und nie mehr die Zehen. Von dem, der fortgeht, um nie wiederzukommen. *15 Ich sahem lieber de Farssen ass de Zienen. - (Schles.) - Robinson, 135; Gomolcke, 556. *16 Mit den Fersen hinter sich hauen. - Grimm, III, 1544. Fliehen. *17 Mit den Fersen winken. - Schottel, 1118a. *18 Sich auf die Fersen machen. Frz.: Montrer le derriere dans une affaire. *19 Sich auf die Fersen verlassen. - Grimm, III, 1544. *20 Von der Ferse zum Kopfe zurückkehren. Fersenbeisser. Fersenbeisser und Kopftreter werden keine Freunde. - Luther. Der Kampf des Guten mit dem Bösen ist ein nie endender. Wenn einer Schlange der Kopf zertreten ist, so ist sofort wieder eine andere da. Fersengeld. 1 Das Fersengeld ist oft die beste Münze. - Parömiakon, 1573. *2 Fersengeld geben. - Franck, II, 48b; Eiselein, 166; Körte, 1333; Körte2, 1678; Mayer, I, 129; Parömiakon, 1139; Wurzbach II, 105. Auf eine schimpfliche Weise fliehen. Man hat dafür auch die Redensart: Das Hasenpanier ergreifen, oder man lässt den Fliehenden sagen: Ich fleuch dich nicht und sollte ich mich zu Tode laufen. Nach dem alemannischen Recht musste der, welcher seine Mitkämpfer in Gefahr verliess und dadurch in Lebensgefahr brachte, 160 Solidus als Strafe bezahlen, weil er dem Feinde die Fersen gezeigt hatte. In einigen Gegenden, z. B. in Schlesien, heisst: Einem Fersengeld geben, soviel als seinem Vormann auf die Fersen treten, um ihn zu schnellerm Gehen zu veranlassen. Die Franzosen sagen von jemand, der sich schnell aus dem Staube macht: Il a fait Gilles. Diese Redensart hat folgenden Ursprung: Als der Prinz Gilon von Languedoc die Nachricht erhielt, dass man ihn zum Könige erwählt habe, entzog er sich durch die Flucht der Annahme der Krone. Er wurde später als Saint-Gilles heilig gesprochen. Sein Name lebt übrigens noch in einer andern französischen Redensart: Il a le mal Saint-Gilles. Er hat die Krankheit des heiligen Gilles, d. h. einen Krebsschaden.
[Spaltenumbruch] 28 Wie kommt's, sagte das Ferkel zu seiner Mutter, dass dein Rüssel so lang ist? Wart' nur, mein Kind, sagte sie, du kommst nach. Die Neger in Surinam, um zu sagen: Wart' nur, es wird alles werden. Gut Ding will Weile haben u. s. w. 29 Wo der Ferkel viel sind, da ist das Gespül dünn. – Simrock, 2393. *30 Das Ferkel im Sacke kaufen. – Frischbier, 177a. *31 Ein blindes Ferkel hat eine Eichel gefunden. Frz.: Ce n'est pas mal visé pour un borgne. *32 Er wird das Ferkel wol waschen. Die Sache in Ordnung bringen. Holl.: Dat varken zal zich wel wasschen. (Harrebomée, II, 358.) *33 Junge Ferkel an kêne âle. (Bolkenhain.) Wenn die Erziehung verwaister Kinder vernachlässigt wird. *34 Met fîsten Fearken locken. (Westf.) Jemand beschwatzen. *35 Sie hat die Ferken genommen und die Sau liegen lassen. *36 Wat lopen de Färkes weer döör 't Korn! (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 36. Was laufen die Schweine wieder durch das Korn! Um zu sagen: Was bist du wieder ausgelassen. Ferklein. 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28 Wie kommt's, sagte das Ferkel zu seiner Mutter, dass dein Rüssel so lang ist? Wart' nur, mein Kind, sagte sie, du kommst nach.
Die Neger in Surinam, um zu sagen: Wart' nur, es wird alles werden. Gut Ding will Weile haben u. s. w.
29 Wo der Ferkel viel sind, da ist das Gespül dünn. – Simrock, 2393.
*30 Das Ferkel im Sacke kaufen. – Frischbier, 177a.
*31 Ein blindes Ferkel hat eine Eichel gefunden.
Frz.: Ce n'est pas mal visé pour un borgne.
*32 Er wird das Ferkel wol waschen.
Die Sache in Ordnung bringen.
Holl.: Dat varken zal zich wel wasschen. (Harrebomée, II, 358.)
*33 Junge Ferkel an kêne âle. (Bolkenhain.)
Wenn die Erziehung verwaister Kinder vernachlässigt wird.
*34 Met fîsten Fearken locken. (Westf.)
Jemand beschwatzen.
*35 Sie hat die Ferken genommen und die Sau liegen lassen.
*36 Wat lopen de Färkes weer döör 't Korn! (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 36.
Was laufen die Schweine wieder durch das Korn! Um zu sagen: Was bist du wieder ausgelassen.
Ferklein.
Wenn das fercklein geboren wirdt, so soll der Sack berait sein. – Henisch, 1070.
Fern.
1 Mancher fernst wol, vorm Mann iss er Noll. – Lehmann, 29, 35.
2 Von fern lügt man gern. – Körte, 1352 u. 1677.
Daher sind auch viele Reisebeschreibungen halbe. Romane.
3 Was man fern holt, ist süss.
Holl.: Dat men vere haelt is soete.
Lat.: Quod procul affertur, hoc dulcius esse refertur. (Fallersleben, 174.)
Ferne.
1 Aus der Fern lügt man gern.
Frz.: De longues terres longues nouvelles. (Leroux, I, 58.)
2 Aus der Ferne ist gut lügen. – Simrock, 6646.
3 Besser aus der Ferne dingen, als in der Nähe ringen.
Die Unterhandlungen sind vortheilhafter, wenn man freien Boden unter den Füssen hat, als wenn man sich in der Gewalt des Gegners befindet.
4 Besser in der Ferne einen Freund, als in der Nähe einen Feind.
5 De Födde1 brenget de Swädde2. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 8.
1) Für Föerde, eigentlich Ferde, von fer, fern, die Ferne, Entfernung.
2) Für Swörde, von swår, schwer = Schwere.
6 Die Ferne macht aus einem silbernen Becher einen goldenen Kelch.
7 In der Ferne lieben ist besser, als in der Nähe hassen.
8 In der Ferne prasselt's noch.
9 In die Ferne ist gut lügen.
Fr.: A beau mentir qui vient de loin. (Lendroy, 922; Leroux, II, 162.)
It.: Da lunghe vie, lunghe bugie. – Ha bel dire bugie chi viene da lontano. (Pazzaglia, 36.)
Lat.: Longinquitas redargui non potest. (Philippi, I, 228.)
10 Man sieht oft besser in die Ferne als in die Nähe.
Poln.: Dalekie rzeczy upatrujemy a bliskich nie widziemy. (Wurzbach I, 237.)
11 Nur von der Ferne klingt die Trommel schön.
12 Verr1 hat nit ehr. – Franck, I, 9a; Gruter, III, 38; Sutor, 425; Henisch, 1074; Petri, II, 310; Lehmann, II, 174, 13; Körte, 1351.
1) Althochdeutsch ferro, mittelhochdeutsch vërre, besonders durch die züricher Bibel, welche diese Form für das von Luther gewählte hochdeutsche fern vertauschte, in Brauch gekommen. (Vgl. Grimm, III, 1540.) – „Was weit hintan, das lässt man gahn.“ Aus den Augen, aus dem Sinn.
13 Wer in der Ferne pocht, schweigt in der Nähe. – Simrock, 2388; Körte, 1353.
*14 Aus der Ferne will er das Haff aussaufen, und wenn er hinkommt, bezwingt er nicht einmal das Ufer.
*15 Er kann in die Ferne sehen, aber er sieht nicht, was vor den Füssen liegt.
Fernglas.
Wenn das Fernglas fleckig ist, so hat der hellste Himmel Wolken.
Fernstes.
Das Fernste zuerst, das Nächste zuletzt. – Graf, 215, 211.
Von der Reihenfolge der Theilung mehrerer Erbgüter. Nach dem Schulzenrecht des westerlauwischen Frieslandes kamen die entferntest gelegenen Erbgüter zuerst zur Erbtheilung.
Altfries.: Dat fyrste aller aerst ende dat nest aller lest. (Richthofen, Altfriesische Rechtsquellen, Berlin 1840.)
Ferse.
1 An den Fersen sihet man, ob einer mit dem Gesess könn zundel schlagen. – Gruter, III, 5; Lehmann, II, 35, 44.
2 Man muss dem nicht noch die Fersen auf den Rücken setzen, den man zu Boden geworfen hat.
*3 An der Ferse der Arbeit. (Altgr.)
Am Schluss.
*4 An die Fersen gewachsen sein. – Grimm, III, 1545.
Er war seiner Mutter an die Fersen gewachsen.
*5 Bis auf die Ferse mit etwas kommen. (Altgr.)
Zu Ende.
*6 Die Ferse geben. – Grimm, III, 1545.
D. h. den Sporn, mit der Ferse anspornen.
*7 Die Fersen sehen lassen. – Körte, 1353.
Fliehen.
*8 Einem auf der Ferse sein (oder liegen). – Grimm, III, 1544.
Ihn verfolgen. (S. Eisen.)
*9 Einem auf die Ferse treten.
Ihm unmittelbar folgen oder ihn verfolgen.
*10 Einem den Fäaschem1 verlesen. (Rottenburg.)
1) Aus Misverständniss für Vers.
*11 Einem die Fersen auf den Nacken setzen.
*12 Einen lieber mit den Fersen als mit den Zehen sehen.
*13 Er hat die Fersen gezeigt.
Ist davongegangen, hat reissaus genommen.
Holl.: De hielen toonen.
It.: Mostrare il calcagno.
Lat.: Tali pruriunt. – Talos scabere. (Bovill, III, 134-135.)
*14 Er zeigt die Fersen und nie mehr die Zehen.
Von dem, der fortgeht, um nie wiederzukommen.
*15 Ich sahem lieber de Farssen ass de Zienen. – (Schles.) – Robinson, 135; Gomolcke, 556.
*16 Mit den Fersen hinter sich hauen. – Grimm, III, 1544.
Fliehen.
*17 Mit den Fersen winken. – Schottel, 1118a.
*18 Sich auf die Fersen machen.
Frz.: Montrer le derrière dans une affaire.
*19 Sich auf die Fersen verlassen. – Grimm, III, 1544.
*20 Von der Ferse zum Kopfe zurückkehren.
Fersenbeisser.
Fersenbeisser und Kopftreter werden keine Freunde. – Luther.
Der Kampf des Guten mit dem Bösen ist ein nie endender. Wenn einer Schlange der Kopf zertreten ist, so ist sofort wieder eine andere da.
Fersengeld.
1 Das Fersengeld ist oft die beste Münze. – Parömiakon, 1573.
*2 Fersengeld geben. – Franck, II, 48b; Eiselein, 166; Körte, 1333; Körte2, 1678; Mayer, I, 129; Parömiakon, 1139; Wurzbach II, 105.
Auf eine schimpfliche Weise fliehen. Man hat dafür auch die Redensart: Das Hasenpanier ergreifen, oder man lässt den Fliehenden sagen: Ich fleuch dich nicht und sollte ich mich zu Tode laufen. Nach dem alemannischen Recht musste der, welcher seine Mitkämpfer in Gefahr verliess und dadurch in Lebensgefahr brachte, 160 Solidus als Strafe bezahlen, weil er dem Feinde die Fersen gezeigt hatte. In einigen Gegenden, z. B. in Schlesien, heisst: Einem Fersengeld geben, soviel als seinem Vormann auf die Fersen treten, um ihn zu schnellerm Gehen zu veranlassen. Die Franzosen sagen von jemand, der sich schnell aus dem Staube macht: Il a fait Gilles. Diese Redensart hat folgenden Ursprung: Als der Prinz Gilon von Languedoc die Nachricht erhielt, dass man ihn zum Könige erwählt habe, entzog er sich durch die Flucht der Annahme der Krone. Er wurde später als Saint-Gilles heilig gesprochen. Sein Name lebt übrigens noch in einer andern französischen Redensart: Il a le mal Saint-Gilles. Er hat die Krankheit des heiligen Gilles, d. h. einen Krebsschaden.
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