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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 16 Mancher hält Fastnacht mit Freuden und muss zu Ostern Hunger leiden.

17 Nach der Fassnacht1 kompt allzeit die Faste oder die Marterwoche. - Henisch, 1016; Petri, II, 486; Sutor, 285; Lehmann, II, 422, 4; Simrock, 2279; Körte, 1289; Körte2, 1609.

1) Die Schreibung Fassnacht darf nicht verleiten, das Wort auf eine andere Wurzel als fasten zurückzuführen. Wie mitunter ein ungehöriges t angehängt wird (z. B. Habicht statt Habich), ist an andern Stellen ein nothwendiges ausgefallen. So ist Fassnacht nur eine Abstufung von Fastnacht, wie sie in mehreren andern Fällen vorkommt. (Vgl. Grimm, III, 1354.)

18 Wann die Fassnachten nass vnd dunckel, so wird eine nasse Erndte. - Henisch, 1016.

19 Wenn an der jungen Fastnacht1 die Sonne scheint, so gerathen die Kirschen. (Luzern.)

1) Der letzte Dienstag vor Fastnacht.

20 Wenn an Fastnacht die Sonne scheint, so kommt ein Winter nachgegreint. (Sachsen.) - Boebel, 58.

Frz.: De careme haute de froid n'aura faute. (Leroux, I, 63.)

21 Wenn an Fastnacht läuft das Wasser im Wagenreif (Gleis), so wächst der Flachs (lang) wie Pferdeschweif. (Bohrau.) - Boebel, 56.

22 Wenn die Fassnacht kalt vnd hell sind, so wirdt eine heisse vnd schöne Erndte. - Henisch, 1016.

23 Wenn nur Fastnacht in meiner Küche ist, mag mein Nachbar die ganze Woche Quatember haben. - Parömiakon, 1135.

24 Wenn's nach Fastnacht lange Eiszapfen gibt, wird der Flachs schön lang. - Simrock, 2284.

25 Wer die Fassnacht kann brauchen, gewinnt sein Brot ohne Händekauchen.

*26 Er ist offt in die Fassnacht gangen. - Franck, II, 97b; Sailer, 308.

Ist alt. (S. Eichel.)

*27 In der fassnacht gehn. - Franck, I, 49b.

*28 Seine Fastnacht fällt immer spät.

Er verweist, z. B. ein schlechter Zahler, immer auf die Zukunft.

Frz.: Il nous donne le careme bien haut. (Leroux, I, 64.)


Fastnachten.

* Er hat viel gefastnachtet. - Eiselein, 161.


Fastnachtfrost.

Fastnachtfrost holt sich die alte Mähre zur Kost.

Tödtet sie.


Fastnachtsliebe.

Fastnachtsliebe stirbt in den Fasten.


Fastnachtsmittwoch.

Wie am Fastnachtsmittwoch (s. Aschermittwoch) das Wetter war, so hält es sich das ganze Jahr (die ganze Fastenzeit). (Strehlen.) - Boebel, 58.


Fastnachtsschnee.

Fastnachtsschnee thut der Saat weh. (Oels.) - Boebel, 58.


Fastnachtstag.

Wie die drei letzten Fastnachtstage, so die Ostern. (Luzern.)


Fasttag.

1 Der Fasttag ist der Vorabend des Festtags.

2 Ein jegklicher fasttag muss drey frässtäge haben. - Henisch, 1015; Simrock, 2271.

Das Versäumte wieder einzubringen.

Frz.: Double jeaune, double morceau. (Gaal, 421.)

Holl.: Een vastendag maakt drie gulzige maaltijden. (Harrebomee, II, 361.)

3 Fasttag - Gasttag.

Holl.: Vastendagen zijn gastendagen. (Harrebomee, II, 361.)

4 Fasttag - Lasttag.

5 Jeder Fasttag hat drei Fresstage, sagte der Klosterkoch. - Klosterspiegel, 8, 14; Körte, 1300.


Fatsun.

In Fatsun1 mag alles wesen. - Bueren, 736.

1) Holländisch fatsoen, Weise, Mode, Manier, die Art etwas zu machen. (Kramer, Holländ. Wb., Leipzig 1759, S. 454.)


Faul.

1 Faul, arm vnd doch verzehren, geschieht nit lang mit ehren. - Henisch, 1021.

It.: Chi non ha entrata, ne mestier, e va a spasso, ne va all' ospital a passo a passo. (Gaal, 422.)

[Spaltenumbruch] 2 Faul bekommt wenig ins Maul. - Parömiakon, 2372.

Frz.: Renard qui dort la grasse matinee, n'a pas la gueule emplumee.

3 Faul in der Jugend, fleissig im Alter.

4 Faul mästet gut.

Holl.: Vuil maakt vet. (Harrebomee, II, 425.)

5 Faul und gefrässig, sagt Lump, erhält den Leib.

Holl.: Lui, lekker en ligt zijn de drie voornaamste deugden van 't hoovaardige Sticht. - Lui, lekker en veel te meugen zijn drie dingen, die niet deugen. (Harrebomee, II, 40.)

6 Faul und gross ist doppelter Schade.

7 Faul vnd gefressig (diebisch und genäschig) ist gern beysammen. - Mathesy, I, 136b; Henisch, 1493.

8 Mancher ist so faul, er möchte gleich Käse melken von der Kuh.

9 Sei faul vnd beut ein kleine weil, die Armut kompt dir schon mit eil. - Henisch, 1022.

10 Sei nicht faul, die Krippe kommt nicht zum Gaul.

11 Sei nicht faul, wenn du nicht arm sein willst.

12 Sei nimmer faul, das Jahr hat ein gar grosses Maul. - Simrock, 2302; Körte, 1301.

13 Wer faul ist in der Jugend, muss arbeiten im Alter.

*14 A ies su faul, doss a stinckt. - Robinson, 171.

Holl.: Hij stinkt van vuiligheid. (Harrebomee, II, 425.)

*15 E äs fel woa1 de Jerd2. (Siebenbürg.- sächs.) - Frommann, V, 36, 86.

1) Wie.

2) Erde. - Sehr faul.

*16 Er ist faul wie die Sünde (wie Aas). - Sandvoss, 271.

*17 Er ist feuler denn mist. - Eyering, I, 802.

Eyering hat dafür auch die Redensart: Er ist strüt faul.

*18 Er ist ful wie ne Hund. (Luzern.)

*19 Er ist so faul, als er gross ist. - Henisch, 1018; Eyering, I, 802; II, 343.

Der Russe sagt dafür: Er ist zu faul zum Prügeln. Nur der Faule, sagt der russische Soldat, prügelt nicht; womit sie ihr trauriges Los schildern. Körperliche Mishandlungen sind bei ihnen so gewöhnlich, dass sie den geradezu für zu faul halten, der nicht prügelt. (Vgl. Russische Zustände, Leipzig 1849, S. 5.)

*20 Er ist so faul, dass ein anderer für ihn niesen muss, wenn er schnupft.

*21 Er ist so faul, dass er stincket wie Mist. - Henisch, 1018; Eyering, II, 343.

Holl.: Hij is zoo vuil, dat hij zijn eigen drek zou eten. (Harrebomee, II, 424.) - Hij stinkt van luiheid. (Harrebomee, II, 39.)

*22 Er ist so faul, er liesse sich (vom Wasser) die Augen ausschlagen, ehe er wegginge.

"Es ist mancher so faul, das wann er vnder dem thachtrieff leg, möchte er vor faulkeit die augen nicht zuthun, sonder liess sie jm der thachtrauff ausschlagen." (Geiler, Nsch., 97; Kloster, I, 737.)

*23 Er ist so faul wie ein Schäfer.

Nämlich jener, der Hunger über Hunger schrie, während sein Brot über ihn an einem Baume hing, das herunterzuholen er sich aber nicht entschliessen konnte.

*24 Er ist so faul wie Galgenholz.

*25 Er ist so faul wie Mist (wie ein Misthaufen). (Schles.)

*26 Er ist stinkend faul, aber beim Essen der erste. (Troppau.)

*27 Er ist zu faul, als dass er 's Maul aufthun möchte. - Mayer, II, 140.

Holl.: Hij is te lui, om zijn' adem te halen. (Harrebomee, I, 11; Bohn I, 326.)

*28 Er ist zu faul zum Essen.

*29 Es ist etwas faul im Staate Dänemark.

*30 Faul wie ein Esel.

*31 He is so ful as Eiersot.

*32 He is so faul, man sull em nig mit de Tang anfaten. (Holst.) - Schütze, IV, 248.

Von trägen, hauptsächlich schmuzigen Menschen, auch im moralischen Sinne.

*33 Hei is so fiul as öewerjarige Peardedreck. (Büren.)

Ausser den hier unter Faul aufgeführten Redensarten zur Bezeichnung des Faulseins gibt es noch viel andere, die unter andere Ueberschriften fallen, als: Er hat ein faul schelmsbein im rücken (das er sich dafür nicht mag bücken). Er bohrt nicht gern hartes Holz. Er bohrt das Bret gern, wo's am dünnsten ist. Er

[Spaltenumbruch] 16 Mancher hält Fastnacht mit Freuden und muss zu Ostern Hunger leiden.

17 Nach der Fassnacht1 kompt allzeit die Faste oder die Marterwoche.Henisch, 1016; Petri, II, 486; Sutor, 285; Lehmann, II, 422, 4; Simrock, 2279; Körte, 1289; Körte2, 1609.

1) Die Schreibung Fassnacht darf nicht verleiten, das Wort auf eine andere Wurzel als fasten zurückzuführen. Wie mitunter ein ungehöriges t angehängt wird (z. B. Habicht statt Habich), ist an andern Stellen ein nothwendiges ausgefallen. So ist Fassnacht nur eine Abstufung von Fastnacht, wie sie in mehreren andern Fällen vorkommt. (Vgl. Grimm, III, 1354.)

18 Wann die Fassnachten nass vnd dunckel, so wird eine nasse Erndte.Henisch, 1016.

19 Wenn an der jungen Fastnacht1 die Sonne scheint, so gerathen die Kirschen. (Luzern.)

1) Der letzte Dienstag vor Fastnacht.

20 Wenn an Fastnacht die Sonne scheint, so kommt ein Winter nachgegreint. (Sachsen.) – Boebel, 58.

Frz.: De carême haute de froid n'aura faute. (Leroux, I, 63.)

21 Wenn an Fastnacht läuft das Wasser im Wagenreif (Gleis), so wächst der Flachs (lang) wie Pferdeschweif. (Bohrau.) – Boebel, 56.

22 Wenn die Fassnacht kalt vnd hell sind, so wirdt eine heisse vnd schöne Erndte.Henisch, 1016.

23 Wenn nur Fastnacht in meiner Küche ist, mag mein Nachbar die ganze Woche Quatember haben.Parömiakon, 1135.

24 Wenn's nach Fastnacht lange Eiszapfen gibt, wird der Flachs schön lang.Simrock, 2284.

25 Wer die Fassnacht kann brauchen, gewinnt sein Brot ohne Händekauchen.

*26 Er ist offt in die Fassnacht gangen.Franck, II, 97b; Sailer, 308.

Ist alt. (S. Eichel.)

*27 In der fassnacht gehn.Franck, I, 49b.

*28 Seine Fastnacht fällt immer spät.

Er verweist, z. B. ein schlechter Zahler, immer auf die Zukunft.

Frz.: Il nous donne le carême bien haut. (Leroux, I, 64.)


Fastnachten.

* Er hat viel gefastnachtet.Eiselein, 161.


Fastnachtfrost.

Fastnachtfrost holt sich die alte Mähre zur Kost.

Tödtet sie.


Fastnachtsliebe.

Fastnachtsliebe stirbt in den Fasten.


Fastnachtsmittwoch.

Wie am Fastnachtsmittwoch (s. Aschermittwoch) das Wetter war, so hält es sich das ganze Jahr (die ganze Fastenzeit). (Strehlen.) – Boebel, 58.


Fastnachtsschnee.

Fastnachtsschnee thut der Saat weh. (Oels.) – Boebel, 58.


Fastnachtstag.

Wie die drei letzten Fastnachtstage, so die Ostern. (Luzern.)


Fasttag.

1 Der Fasttag ist der Vorabend des Festtags.

2 Ein jegklicher fasttag muss drey frässtäge haben.Henisch, 1015; Simrock, 2271.

Das Versäumte wieder einzubringen.

Frz.: Double jeûne, double morceau. (Gaal, 421.)

Holl.: Een vastendag maakt drie gulzige maaltijden. (Harrebomée, II, 361.)

3 Fasttag – Gasttag.

Holl.: Vastendagen zijn gastendagen. (Harrebomée, II, 361.)

4 Fasttag – Lasttag.

5 Jeder Fasttag hat drei Fresstage, sagte der Klosterkoch.Klosterspiegel, 8, 14; Körte, 1300.


Fatsun.

In Fatsun1 mag alles wesen.Bueren, 736.

1) Holländisch fatsoen, Weise, Mode, Manier, die Art etwas zu machen. (Kramer, Holländ. Wb., Leipzig 1759, S. 454.)


Faul.

1 Faul, arm vnd doch verzehren, geschieht nit lang mit ehren.Henisch, 1021.

It.: Chi non ha entrata, nè mestier, e va a spasso, ne va all' ospital a passo a passo. (Gaal, 422.)

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3 Faul in der Jugend, fleissig im Alter.

4 Faul mästet gut.

Holl.: Vuil maakt vet. (Harrebomée, II, 425.)

5 Faul und gefrässig, sagt Lump, erhält den Leib.

Holl.: Lui, lekker en ligt zijn de drie voornaamste deugden van 't hoovaardige Sticht. – Lui, lekker en veel te meugen zijn drie dingen, die niet deugen. (Harrebomée, II, 40.)

6 Faul und gross ist doppelter Schade.

7 Faul vnd gefressig (diebisch und genäschig) ist gern beysammen.Mathesy, I, 136b; Henisch, 1493.

8 Mancher ist so faul, er möchte gleich Käse melken von der Kuh.

9 Sei faul vnd beut ein kleine weil, die Armut kompt dir schon mit eil.Henisch, 1022.

10 Sei nicht faul, die Krippe kommt nicht zum Gaul.

11 Sei nicht faul, wenn du nicht arm sein willst.

12 Sei nimmer faul, das Jahr hat ein gar grosses Maul.Simrock, 2302; Körte, 1301.

13 Wer faul ist in der Jugend, muss arbeiten im Alter.

*14 A ies su faul, doss a stinckt.Robinson, 171.

Holl.: Hij stinkt van vuiligheid. (Harrebomée, II, 425.)

*15 E äs fêl woa1 de Jerd2. (Siebenbürg.- sächs.) – Frommann, V, 36, 86.

1) Wie.

2) Erde. – Sehr faul.

*16 Er ist faul wie die Sünde (wie Aas).Sandvoss, 271.

*17 Er ist feuler denn mist.Eyering, I, 802.

Eyering hat dafür auch die Redensart: Er ist strüt faul.

*18 Er ist ful wie ne Hund. (Luzern.)

*19 Er ist so faul, als er gross ist.Henisch, 1018; Eyering, I, 802; II, 343.

Der Russe sagt dafür: Er ist zu faul zum Prügeln. Nur der Faule, sagt der russische Soldat, prügelt nicht; womit sie ihr trauriges Los schildern. Körperliche Mishandlungen sind bei ihnen so gewöhnlich, dass sie den geradezu für zu faul halten, der nicht prügelt. (Vgl. Russische Zustände, Leipzig 1849, S. 5.)

*20 Er ist so faul, dass ein anderer für ihn niesen muss, wenn er schnupft.

*21 Er ist so faul, dass er stincket wie Mist.Henisch, 1018; Eyering, II, 343.

Holl.: Hij is zoo vuil, dat hij zijn eigen drek zou eten. (Harrebomée, II, 424.) – Hij stinkt van luiheid. (Harrebomée, II, 39.)

*22 Er ist so faul, er liesse sich (vom Wasser) die Augen ausschlagen, ehe er wegginge.

„Es ist mancher so faul, das wann er vnder dem thachtrieff leg, möchte er vor faulkeit die augen nicht zuthun, sonder liess sie jm der thachtrauff ausschlagen.“ (Geiler, Nsch., 97; Kloster, I, 737.)

*23 Er ist so faul wie ein Schäfer.

Nämlich jener, der Hunger über Hunger schrie, während sein Brot über ihn an einem Baume hing, das herunterzuholen er sich aber nicht entschliessen konnte.

*24 Er ist so faul wie Galgenholz.

*25 Er ist so faul wie Mist (wie ein Misthaufen). (Schles.)

*26 Er ist stinkend faul, aber beim Essen der erste. (Troppau.)

*27 Er ist zu faul, als dass er 's Maul aufthun möchte.Mayer, II, 140.

Holl.: Hij is te lui, om zijn' adem te halen. (Harrebomée, I, 11; Bohn I, 326.)

*28 Er ist zu faul zum Essen.

*29 Es ist etwas faul im Staate Dänemark.

*30 Faul wie ein Esel.

*31 He is so ful as Eiersot.

*32 He is so fûl, man sull em nig mit de Tang anfaten. (Holst.) – Schütze, IV, 248.

Von trägen, hauptsächlich schmuzigen Menschen, auch im moralischen Sinne.

*33 Hei is so fiul as öewerjarige Peardedreck. (Büren.)

Ausser den hier unter Faul aufgeführten Redensarten zur Bezeichnung des Faulseins gibt es noch viel andere, die unter andere Ueberschriften fallen, als: Er hat ein faul schelmsbein im rücken (das er sich dafür nicht mag bücken). Er bohrt nicht gern hartes Holz. Er bohrt das Bret gern, wo's am dünnsten ist. Er

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[[470]/0498] 16 Mancher hält Fastnacht mit Freuden und muss zu Ostern Hunger leiden. 17 Nach der Fassnacht1 kompt allzeit die Faste oder die Marterwoche. – Henisch, 1016; Petri, II, 486; Sutor, 285; Lehmann, II, 422, 4; Simrock, 2279; Körte, 1289; Körte2, 1609. 1) Die Schreibung Fassnacht darf nicht verleiten, das Wort auf eine andere Wurzel als fasten zurückzuführen. Wie mitunter ein ungehöriges t angehängt wird (z. B. Habicht statt Habich), ist an andern Stellen ein nothwendiges ausgefallen. So ist Fassnacht nur eine Abstufung von Fastnacht, wie sie in mehreren andern Fällen vorkommt. (Vgl. Grimm, III, 1354.) 18 Wann die Fassnachten nass vnd dunckel, so wird eine nasse Erndte. – Henisch, 1016. 19 Wenn an der jungen Fastnacht1 die Sonne scheint, so gerathen die Kirschen. (Luzern.) 1) Der letzte Dienstag vor Fastnacht. 20 Wenn an Fastnacht die Sonne scheint, so kommt ein Winter nachgegreint. (Sachsen.) – Boebel, 58. Frz.: De carême haute de froid n'aura faute. (Leroux, I, 63.) 21 Wenn an Fastnacht läuft das Wasser im Wagenreif (Gleis), so wächst der Flachs (lang) wie Pferdeschweif. (Bohrau.) – Boebel, 56. 22 Wenn die Fassnacht kalt vnd hell sind, so wirdt eine heisse vnd schöne Erndte. – Henisch, 1016. 23 Wenn nur Fastnacht in meiner Küche ist, mag mein Nachbar die ganze Woche Quatember haben. – Parömiakon, 1135. 24 Wenn's nach Fastnacht lange Eiszapfen gibt, wird der Flachs schön lang. – Simrock, 2284. 25 Wer die Fassnacht kann brauchen, gewinnt sein Brot ohne Händekauchen. *26 Er ist offt in die Fassnacht gangen. – Franck, II, 97b; Sailer, 308. Ist alt. (S. Eichel.) *27 In der fassnacht gehn. – Franck, I, 49b. *28 Seine Fastnacht fällt immer spät. Er verweist, z. B. ein schlechter Zahler, immer auf die Zukunft. Frz.: Il nous donne le carême bien haut. (Leroux, I, 64.) Fastnachten. * Er hat viel gefastnachtet. – Eiselein, 161. Fastnachtfrost. Fastnachtfrost holt sich die alte Mähre zur Kost. Tödtet sie. Fastnachtsliebe. Fastnachtsliebe stirbt in den Fasten. Fastnachtsmittwoch. Wie am Fastnachtsmittwoch (s. Aschermittwoch) das Wetter war, so hält es sich das ganze Jahr (die ganze Fastenzeit). (Strehlen.) – Boebel, 58. Fastnachtsschnee. Fastnachtsschnee thut der Saat weh. (Oels.) – Boebel, 58. Fastnachtstag. Wie die drei letzten Fastnachtstage, so die Ostern. (Luzern.) Fasttag. 1 Der Fasttag ist der Vorabend des Festtags. 2 Ein jegklicher fasttag muss drey frässtäge haben. – Henisch, 1015; Simrock, 2271. Das Versäumte wieder einzubringen. Frz.: Double jeûne, double morceau. (Gaal, 421.) Holl.: Een vastendag maakt drie gulzige maaltijden. (Harrebomée, II, 361.) 3 Fasttag – Gasttag. Holl.: Vastendagen zijn gastendagen. (Harrebomée, II, 361.) 4 Fasttag – Lasttag. 5 Jeder Fasttag hat drei Fresstage, sagte der Klosterkoch. – Klosterspiegel, 8, 14; Körte, 1300. Fatsun. In Fatsun1 mag alles wesen. – Bueren, 736. 1) Holländisch fatsoen, Weise, Mode, Manier, die Art etwas zu machen. (Kramer, Holländ. Wb., Leipzig 1759, S. 454.) Faul. 1 Faul, arm vnd doch verzehren, geschieht nit lang mit ehren. – Henisch, 1021. It.: Chi non ha entrata, nè mestier, e va a spasso, ne va all' ospital a passo a passo. (Gaal, 422.) 2 Faul bekommt wenig ins Maul. – Parömiakon, 2372. Frz.: Renard qui dort la grasse matinée, n'a pas la gueule emplumée. 3 Faul in der Jugend, fleissig im Alter. 4 Faul mästet gut. Holl.: Vuil maakt vet. (Harrebomée, II, 425.) 5 Faul und gefrässig, sagt Lump, erhält den Leib. Holl.: Lui, lekker en ligt zijn de drie voornaamste deugden van 't hoovaardige Sticht. – Lui, lekker en veel te meugen zijn drie dingen, die niet deugen. (Harrebomée, II, 40.) 6 Faul und gross ist doppelter Schade. 7 Faul vnd gefressig (diebisch und genäschig) ist gern beysammen. – Mathesy, I, 136b; Henisch, 1493. 8 Mancher ist so faul, er möchte gleich Käse melken von der Kuh. 9 Sei faul vnd beut ein kleine weil, die Armut kompt dir schon mit eil. – Henisch, 1022. 10 Sei nicht faul, die Krippe kommt nicht zum Gaul. 11 Sei nicht faul, wenn du nicht arm sein willst. 12 Sei nimmer faul, das Jahr hat ein gar grosses Maul. – Simrock, 2302; Körte, 1301. 13 Wer faul ist in der Jugend, muss arbeiten im Alter. *14 A ies su faul, doss a stinckt. – Robinson, 171. Holl.: Hij stinkt van vuiligheid. (Harrebomée, II, 425.) *15 E äs fêl woa1 de Jerd2. (Siebenbürg.- sächs.) – Frommann, V, 36, 86. 1) Wie. 2) Erde. – Sehr faul. *16 Er ist faul wie die Sünde (wie Aas). – Sandvoss, 271. *17 Er ist feuler denn mist. – Eyering, I, 802. Eyering hat dafür auch die Redensart: Er ist strüt faul. *18 Er ist ful wie ne Hund. (Luzern.) *19 Er ist so faul, als er gross ist. – Henisch, 1018; Eyering, I, 802; II, 343. Der Russe sagt dafür: Er ist zu faul zum Prügeln. Nur der Faule, sagt der russische Soldat, prügelt nicht; womit sie ihr trauriges Los schildern. Körperliche Mishandlungen sind bei ihnen so gewöhnlich, dass sie den geradezu für zu faul halten, der nicht prügelt. (Vgl. Russische Zustände, Leipzig 1849, S. 5.) *20 Er ist so faul, dass ein anderer für ihn niesen muss, wenn er schnupft. *21 Er ist so faul, dass er stincket wie Mist. – Henisch, 1018; Eyering, II, 343. Holl.: Hij is zoo vuil, dat hij zijn eigen drek zou eten. (Harrebomée, II, 424.) – Hij stinkt van luiheid. (Harrebomée, II, 39.) *22 Er ist so faul, er liesse sich (vom Wasser) die Augen ausschlagen, ehe er wegginge. „Es ist mancher so faul, das wann er vnder dem thachtrieff leg, möchte er vor faulkeit die augen nicht zuthun, sonder liess sie jm der thachtrauff ausschlagen.“ (Geiler, Nsch., 97; Kloster, I, 737.) *23 Er ist so faul wie ein Schäfer. Nämlich jener, der Hunger über Hunger schrie, während sein Brot über ihn an einem Baume hing, das herunterzuholen er sich aber nicht entschliessen konnte. *24 Er ist so faul wie Galgenholz. *25 Er ist so faul wie Mist (wie ein Misthaufen). (Schles.) *26 Er ist stinkend faul, aber beim Essen der erste. (Troppau.) *27 Er ist zu faul, als dass er 's Maul aufthun möchte. – Mayer, II, 140. Holl.: Hij is te lui, om zijn' adem te halen. (Harrebomée, I, 11; Bohn I, 326.) *28 Er ist zu faul zum Essen. *29 Es ist etwas faul im Staate Dänemark. *30 Faul wie ein Esel. *31 He is so ful as Eiersot. *32 He is so fûl, man sull em nig mit de Tang anfaten. (Holst.) – Schütze, IV, 248. Von trägen, hauptsächlich schmuzigen Menschen, auch im moralischen Sinne. *33 Hei is so fiul as öewerjarige Peardedreck. (Büren.) Ausser den hier unter Faul aufgeführten Redensarten zur Bezeichnung des Faulseins gibt es noch viel andere, die unter andere Ueberschriften fallen, als: Er hat ein faul schelmsbein im rücken (das er sich dafür nicht mag bücken). Er bohrt nicht gern hartes Holz. Er bohrt das Bret gern, wo's am dünnsten ist. Er

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [470]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/498>, abgerufen am 22.11.2024.