Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 74 Wenn der Affe stehlen will, stellt er eine Schildwache aus.

Was gar nicht so dumm ist. Beschränkte Köpfe haben zuweilen auch einen gescheidten Einfall.

75 Wenn die Affen steigen, sagt der Holländer, sieht man den nackten Arsch. - Sprenger III.

So enthüllt mancher seine Blösse, der hinaufkommt.

76 Wirf dich vor einem elenden Affen (zur Zeit seiner Macht) nieder. (Aegypt.) - Burckhardt, 339.

Morgenländische Knechtsmoral. Wenn sich niemand vor einem "elenden Affen" niederwirft, so ist's mit seiner Macht aus.

*77 Affen ausnehmen.

Etwas Thörichtes unternehmen.

*78 Affen feil haben. - Grimm, I, 182.

*79 Affen scheren. - Murner, Nb., 13.

*80 Affen weisen. - Grimm, I, 182.

*81 Affe, was hast du für schöne Jungen! - Sprenger II.

Ironische Bewunderung von hässlichen Kindern und widerwärtigen Thaten.

*82 Das sind nur Affen. - Sprenger III.

Dumme Spielereien, Fratzen u. s. w.

*83 Den Affen aus dem Aermel springen lassen.

Seine Gesinnung zeigen. Diese Redensart ist, wie viele andere, von den weiten Aermeln entlehnt, die man ehedem trug und in denen man viel verbergen konnte.

*84 Den Affen geigen lehren. - Murner, Nb., 58.

"Ich lehr' vil eh'r einen Affen geygen, denn eine böse Zunge schweigen." (Murner.)

*85 Den Affen im Garn finden. - Murner.

*86 Den Affen legen. - Sprenger III.

Eine Summe Geldes zahlen.

*87 Den Affen mit Purpur kleiden. - Murner.

*88 Den Affen weisen.

*89 Der Affe springt ihm aus dem Aermel. - Sprenger III.

Er zeigt seine wahre Natur. Die Aeffchen mögen sich bei Schelmen in die weiten Aermel der Schlafröcke verstecken, und dann unerwartet zum Vorschein kommen, um zu kratzen oder irgendeinen Streich auszuführen, und dabei ihre wahre Natur zeigen.

*90 Ein Affe, der sich geschminkt hat.

Von einem eiteln alten Weibe, oder von jemand, der die schlechte Ursache seiner Rede mit viel Schmuck bemäntelt.

Lat.: Simia fucata. (Erasm., 861.)

*91 Einem einen Affen drehen (machen, nähen oder verbinden). - Grimm, I, 182.

Das Wort Affe wird im Mittelhochdeutschen sehr oft für Larve (z. B. noch jetzt der Affenwurm, d. h. die Larve der Wassermücke), Maske, Fratze gebraucht. So in der vorstehenden Redensart.

*92 Einen Affen haben. - Wurzbach II, 6.

Etwas zu viel getrunken haben.

*93 Einen Affen schleiern.

Etwas Schlimmes im Schilde führen.

Lat.: Monstrum alunt. (Ter.)

*94 Er gleicht eher einem Affen, als ein Domherr einer Tabackspfeife.

Von einem lächerlichen Menschen sagten die Alten: Es ist ein bärtiger oder ein geschwänzter Affe.

Lat.: Simia barbata seu caudata. (Erasm., 861.)

*95 Er hat den Affen erhascht. - Sprenger I.

Wenn man auf irgendeine Weise Geld bekommen hat. Nach den holländischen Schriftstellern Winschoten und Weiland soll das Wort aap eine Summe Geldes, einen Schatz bezeichnen.

*96 Er hat einen Affen in seinem Aermel. - Sprenger III.

Verbirgt seine Listigkeit.

*97 Er hat einen fetten Affen geerbt. - Sprenger III.

Ist durch die Gunst des Glücks zu Reichthum gelangt.

*98 Er hat sich einen Affen gekauft.

Hat sich betrunken. Auch hier hat das Wort Affe die mittelhochdeutsche Bedeutung Larve. Er hat sich zur Fratze gemacht.

*99 Er ist ein Aff' von Ripenscheit. (?)

*100 Er ist hurtig wie ein Affe.

Viele Sprünge, aber wenig Gedanken.

*101 Er ist sein Affe. - Sprenger IV.

Macht ihm alles nach.

*102 Er macht Affen.

Närrische Fratzen.

*103 Er macht's wie der Affe mit seinen Jungen.

Von übertriebenen Liebkosungen, oder wenn Erwachsene sich im Kinderspiel allzu närrisch geberden.

*104 Er ruft: Affe, was für schöne Junge hast du!

Wenn man jemand foppt, um ihn bei guter Laune zu erhalten, wie als wenn jemand dem Affen seine hässlichen Jungen lobt. Die Affen sollen für Schmeichelreden [Spaltenumbruch] nicht unempfindlich sein, es fühlen, wenn man sie oder ihre Jungen lobt; die Griechen hatten dafür die Redensart: Der schöne Pithon.

Lat.: Pithon formosus. (Erasm., 35.)

*105 Er sieht auf keinen Affen, wenn er aus Indien kommt. - Sprenger I, III.

Einmal: sie erregen seine Neugier nicht, und dann, er legt keinen grossen Werth darauf; wer aus Ostindien kommt, ist freigebig, er macht leicht einen Affen zum Geschenk, da es dort daran nicht fehlt. Nach andern, denen Affe Geld bedeutet (s. d.), kommt es dem, der Schätze in Ostindien erworben hat, auf eine Summe nicht an.

*106 Es einem Affen an den Hintern schreiben. - Murner, Nb.

Etwas auf eine schmuzige Weise veröffentlichen.

*107 Es ist der Affe von Heidelberg.

Auf der heidelberger Brücke steht ein steinerner Affe mit der Inschrift: "Was tuest mich angaffen, hast nie gesehn alt' Affen? Zu Heidelberg schau hin und her, du findest meinesgleichen mer."

*108 Es ist ein Affe in Purpur.

Von denen, deren niedriger Charakter trotz alles Putzes aus Gesicht und Handlungsweise erkannt wird.

Lat.: Simia in purpura. (Erasm., 251, 321, 863.)

*109 Es ist ein geschmückter Affe.

Von einem alten Weibe, die sich durch Schminke und Patz jung machen will. Oder von jemand, der seine verdächtige Handlungsweise mit schönen Beweggründen bemäntelt, oder "durch Bart und Pallium Heiligkeit heuchelt".

*110 Ich dachte, mich hätte der Affe gelaust (der Affe sollte mich lausen).

Von einem Affen gelaust werden, heisst eine zweideutige, mit mehr Schmerz als Wohlbehagen vermischte Empfindung haben.

*111 Ich dummer Aff', sitz' und gaff', je me ich gaffe, so minder ich schaffe.

*112 Ich flöhe Affen, willst du den Sack aufhalten? - Sprenger IV.

Als Antwort auf die Frage: "Was machst du?" Zur Abweisung lästiger Frager.

*113 Ich will nicht der Affe sein, der die Kastanien aus dem Feuer holt.

Um zu sagen, dass man sich nicht zu eigenem Schaden für andere aufopfern wolle. Man erzählt seinen nach Welschland fallenden Ursprung so, dass ein Affe seinen Herrn Kastanien mit der Gabel aus den Kohlen habe langen sehen, und später, als der Herr weggegangen und die Gabel mitgenommen, es mit den Fingern nachgemacht habe, wobei er sich nicht nur diese empfindlich verbrannt, sondern auch noch einen Denkzettel für die Näscherei erhalten habe.

*114 Ich will zu einem Affen werden.

*115 Jemand Affen drehen.

Ihn bei der Nase herumführen, ihn äffen.

*116 Sich einen Affen (Narren) an etwas fressen.

*117 Wie ein Affe mit seinen Jungen - Sprenger III.

spielt, so närrisch geberdet er sich.


Affect.

1 Affecten hindern Herz und Muth, dass man nicht sieht, was recht und gut.

2 Affecten sind böse Rathgeber; in Gerichts- und Rathsstuben muss man sie in den Winkel stossen.

3 Die Affecten wohnen im Bauch, die Vernunft im Hirn.

Leider regiert oft das Unterste das Oberste.

4 Wer den Affecten nachhängt, lässt die Wahrheit fahren und vergaukelt das Recht mit Unrecht.

5 Wie die Affecten sind, so ist die Sache.

Gross oder klein. Aus Maulwurfshügeln macht man grosse Berge und wieder aus Bergen ein Maulwurfshäuflein; ein Männlein auf dem Becher muss ein Riese und ein Riese wiederum ein Pastetonmännlein sein.

6 Wo die Affecten rauchen, da gibt's krumme Rathschläge und trübe Augen.

7 Wo die Affecten regieren, da ist kein Recht zu spüren.


Affectenrauch.

Wer Affectenrauch im Kopf hat, dem ist die Vernunft vernebelt.


Aeffen.

1 Aeffest du mich, so äff' ich dich.

Engl.: Claw me and I'll claw thee.

2 Wer sich äffen lässt, den narret man. - Pauli, 111a; Grimm, I, 183.


[Spaltenumbruch] 74 Wenn der Affe stehlen will, stellt er eine Schildwache aus.

Was gar nicht so dumm ist. Beschränkte Köpfe haben zuweilen auch einen gescheidten Einfall.

75 Wenn die Affen steigen, sagt der Holländer, sieht man den nackten Arsch.Sprenger III.

So enthüllt mancher seine Blösse, der hinaufkommt.

76 Wirf dich vor einem elenden Affen (zur Zeit seiner Macht) nieder. (Aegypt.) – Burckhardt, 339.

Morgenländische Knechtsmoral. Wenn sich niemand vor einem „elenden Affen“ niederwirft, so ist's mit seiner Macht aus.

*77 Affen ausnehmen.

Etwas Thörichtes unternehmen.

*78 Affen feil haben.Grimm, I, 182.

*79 Affen scheren.Murner, Nb., 13.

*80 Affen weisen. – Grimm, I, 182.

*81 Affe, was hast du für schöne Jungen!Sprenger II.

Ironische Bewunderung von hässlichen Kindern und widerwärtigen Thaten.

*82 Das sind nur Affen.Sprenger III.

Dumme Spielereien, Fratzen u. s. w.

*83 Den Affen aus dem Aermel springen lassen.

Seine Gesinnung zeigen. Diese Redensart ist, wie viele andere, von den weiten Aermeln entlehnt, die man ehedem trug und in denen man viel verbergen konnte.

*84 Den Affen geigen lehren.Murner, Nb., 58.

„Ich lehr' vil eh'r einen Affen geygen, denn eine böse Zunge schweigen.“ (Murner.)

*85 Den Affen im Garn finden.Murner.

*86 Den Affen legen.Sprenger III.

Eine Summe Geldes zahlen.

*87 Den Affen mit Purpur kleiden.Murner.

*88 Den Affen weisen.

*89 Der Affe springt ihm aus dem Aermel.Sprenger III.

Er zeigt seine wahre Natur. Die Aeffchen mögen sich bei Schelmen in die weiten Aermel der Schlafröcke verstecken, und dann unerwartet zum Vorschein kommen, um zu kratzen oder irgendeinen Streich auszuführen, und dabei ihre wahre Natur zeigen.

*90 Ein Affe, der sich geschminkt hat.

Von einem eiteln alten Weibe, oder von jemand, der die schlechte Ursache seiner Rede mit viel Schmuck bemäntelt.

Lat.: Simia fucata. (Erasm., 861.)

*91 Einem einen Affen drehen (machen, nähen oder verbinden).Grimm, I, 182.

Das Wort Affe wird im Mittelhochdeutschen sehr oft für Larve (z. B. noch jetzt der Affenwurm, d. h. die Larve der Wassermücke), Maske, Fratze gebraucht. So in der vorstehenden Redensart.

*92 Einen Affen haben.Wurzbach II, 6.

Etwas zu viel getrunken haben.

*93 Einen Affen schleiern.

Etwas Schlimmes im Schilde führen.

Lat.: Monstrum alunt. (Ter.)

*94 Er gleicht eher einem Affen, als ein Domherr einer Tabackspfeife.

Von einem lächerlichen Menschen sagten die Alten: Es ist ein bärtiger oder ein geschwänzter Affe.

Lat.: Simia barbata seu caudata. (Erasm., 861.)

*95 Er hat den Affen erhascht.Sprenger I.

Wenn man auf irgendeine Weise Geld bekommen hat. Nach den holländischen Schriftstellern Winschoten und Weiland soll das Wort aap eine Summe Geldes, einen Schatz bezeichnen.

*96 Er hat einen Affen in seinem Aermel.Sprenger III.

Verbirgt seine Listigkeit.

*97 Er hat einen fetten Affen geerbt.Sprenger III.

Ist durch die Gunst des Glücks zu Reichthum gelangt.

*98 Er hat sich einen Affen gekauft.

Hat sich betrunken. Auch hier hat das Wort Affe die mittelhochdeutsche Bedeutung Larve. Er hat sich zur Fratze gemacht.

*99 Er ist ein Aff' von Ripenscheit. (?)

*100 Er ist hurtig wie ein Affe.

Viele Sprünge, aber wenig Gedanken.

*101 Er ist sein Affe.Sprenger IV.

Macht ihm alles nach.

*102 Er macht Affen.

Närrische Fratzen.

*103 Er macht's wie der Affe mit seinen Jungen.

Von übertriebenen Liebkosungen, oder wenn Erwachsene sich im Kinderspiel allzu närrisch geberden.

*104 Er ruft: Affe, was für schöne Junge hast du!

Wenn man jemand foppt, um ihn bei guter Laune zu erhalten, wie als wenn jemand dem Affen seine hässlichen Jungen lobt. Die Affen sollen für Schmeichelreden [Spaltenumbruch] nicht unempfindlich sein, es fühlen, wenn man sie oder ihre Jungen lobt; die Griechen hatten dafür die Redensart: Der schöne Pithon.

Lat.: Pithon formosus. (Erasm., 35.)

*105 Er sieht auf keinen Affen, wenn er aus Indien kommt.Sprenger I, III.

Einmal: sie erregen seine Neugier nicht, und dann, er legt keinen grossen Werth darauf; wer aus Ostindien kommt, ist freigebig, er macht leicht einen Affen zum Geschenk, da es dort daran nicht fehlt. Nach andern, denen Affe Geld bedeutet (s. d.), kommt es dem, der Schätze in Ostindien erworben hat, auf eine Summe nicht an.

*106 Es einem Affen an den Hintern schreiben.Murner, Nb.

Etwas auf eine schmuzige Weise veröffentlichen.

*107 Es ist der Affe von Heidelberg.

Auf der heidelberger Brücke steht ein steinerner Affe mit der Inschrift: „Was tuest mich angaffen, hast nie gesehn alt' Affen? Zu Heidelberg schau hin und her, du findest meinesgleichen mer.“

*108 Es ist ein Affe in Purpur.

Von denen, deren niedriger Charakter trotz alles Putzes aus Gesicht und Handlungsweise erkannt wird.

Lat.: Simia in purpura. (Erasm., 251, 321, 863.)

*109 Es ist ein geschmückter Affe.

Von einem alten Weibe, die sich durch Schminke und Patz jung machen will. Oder von jemand, der seine verdächtige Handlungsweise mit schönen Beweggründen bemäntelt, oder „durch Bart und Pallium Heiligkeit heuchelt“.

*110 Ich dachte, mich hätte der Affe gelaust (der Affe sollte mich lausen).

Von einem Affen gelaust werden, heisst eine zweideutige, mit mehr Schmerz als Wohlbehagen vermischte Empfindung haben.

*111 Ich dummer Aff', sitz' und gaff', je me ich gaffe, so minder ich schaffe.

*112 Ich flöhe Affen, willst du den Sack aufhalten?Sprenger IV.

Als Antwort auf die Frage: „Was machst du?“ Zur Abweisung lästiger Frager.

*113 Ich will nicht der Affe sein, der die Kastanien aus dem Feuer holt.

Um zu sagen, dass man sich nicht zu eigenem Schaden für andere aufopfern wolle. Man erzählt seinen nach Welschland fallenden Ursprung so, dass ein Affe seinen Herrn Kastanien mit der Gabel aus den Kohlen habe langen sehen, und später, als der Herr weggegangen und die Gabel mitgenommen, es mit den Fingern nachgemacht habe, wobei er sich nicht nur diese empfindlich verbrannt, sondern auch noch einen Denkzettel für die Näscherei erhalten habe.

*114 Ich will zu einem Affen werden.

*115 Jemand Affen drehen.

Ihn bei der Nase herumführen, ihn äffen.

*116 Sich einen Affen (Narren) an etwas fressen.

*117 Wie ein Affe mit seinen JungenSprenger III.

spielt, so närrisch geberdet er sich.


Affect.

1 Affecten hindern Herz und Muth, dass man nicht sieht, was recht und gut.

2 Affecten sind böse Rathgeber; in Gerichts- und Rathsstuben muss man sie in den Winkel stossen.

3 Die Affecten wohnen im Bauch, die Vernunft im Hirn.

Leider regiert oft das Unterste das Oberste.

4 Wer den Affecten nachhängt, lässt die Wahrheit fahren und vergaukelt das Recht mit Unrecht.

5 Wie die Affecten sind, so ist die Sache.

Gross oder klein. Aus Maulwurfshügeln macht man grosse Berge und wieder aus Bergen ein Maulwurfshäuflein; ein Männlein auf dem Becher muss ein Riese und ein Riese wiederum ein Pastetonmännlein sein.

6 Wo die Affecten rauchen, da gibt's krumme Rathschläge und trübe Augen.

7 Wo die Affecten regieren, da ist kein Recht zu spüren.


Affectenrauch.

Wer Affectenrauch im Kopf hat, dem ist die Vernunft vernebelt.


Aeffen.

1 Aeffest du mich, so äff' ich dich.

Engl.: Claw me and I'll claw thee.

2 Wer sich äffen lässt, den narret man.Pauli, 111a; Grimm, I, 183.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0047" n="[19]"/><cb n="37"/>
74 Wenn der Affe stehlen will, stellt er eine Schildwache aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Was gar nicht so dumm ist. Beschränkte Köpfe haben zuweilen auch einen gescheidten Einfall.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">75 Wenn die Affen steigen, sagt der Holländer, sieht man den nackten Arsch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So enthüllt mancher seine Blösse, der hinaufkommt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">76 Wirf dich vor einem elenden Affen (zur Zeit seiner Macht) nieder.</hi> (<hi rendition="#i">Aegypt.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 339.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Morgenländische Knechtsmoral. Wenn sich niemand vor einem &#x201E;elenden Affen&#x201C; niederwirft, so ist's mit seiner Macht aus.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*77 Affen ausnehmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Etwas Thörichtes unternehmen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*78 Affen feil haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimm, I, 182.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*79 Affen scheren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Nb., 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*80 Affen weisen. &#x2013; Grimm, I, 182.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*81 Affe, was hast du für schöne Jungen!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironische Bewunderung von hässlichen Kindern und widerwärtigen Thaten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*82 Das sind nur Affen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dumme Spielereien, Fratzen u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*83 Den Affen aus dem Aermel springen lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Seine Gesinnung zeigen. Diese Redensart ist, wie viele andere, von den weiten Aermeln entlehnt, die man ehedem trug und in denen man viel verbergen konnte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*84 Den Affen geigen lehren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Nb., 58.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ich lehr' vil eh'r einen Affen geygen, denn eine böse Zunge schweigen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Murner.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*85 Den Affen im Garn finden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*86 Den Affen legen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Summe Geldes zahlen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*87 Den Affen mit Purpur kleiden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*88 Den Affen weisen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*89 Der Affe springt ihm aus dem Aermel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er zeigt seine wahre Natur. Die Aeffchen mögen sich bei Schelmen in die weiten Aermel der Schlafröcke verstecken, und dann unerwartet zum Vorschein kommen, um zu kratzen oder irgendeinen Streich auszuführen, und dabei ihre wahre Natur zeigen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*90 Ein Affe, der sich geschminkt hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem eiteln alten Weibe, oder von jemand, der die schlechte Ursache seiner Rede mit viel Schmuck bemäntelt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Simia fucata. (<hi rendition="#i">Erasm., 861.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*91 Einem einen Affen drehen (machen, nähen oder verbinden).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimm, I, 182.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Wort Affe wird im Mittelhochdeutschen sehr oft für Larve (z. B. noch jetzt der Affenwurm, d. h. die Larve der Wassermücke), Maske, Fratze gebraucht. So in der vorstehenden Redensart.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*92 Einen Affen haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wurzbach II, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Etwas zu viel getrunken haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*93 Einen Affen schleiern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Etwas Schlimmes im Schilde führen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Monstrum alunt. (<hi rendition="#i">Ter.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*94 Er gleicht eher einem Affen, als ein Domherr einer Tabackspfeife.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem lächerlichen Menschen sagten die Alten: Es ist ein bärtiger oder ein geschwänzter Affe.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Simia barbata seu caudata. (<hi rendition="#i">Erasm., 861.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*95 Er hat den Affen erhascht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger I.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man auf irgendeine Weise Geld bekommen hat. Nach den holländischen Schriftstellern Winschoten und Weiland soll das Wort <hi rendition="#i">aap</hi> eine Summe Geldes, einen Schatz bezeichnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*96 Er hat einen Affen in seinem Aermel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Verbirgt seine Listigkeit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*97 Er hat einen fetten Affen geerbt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist durch die Gunst des Glücks zu Reichthum gelangt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*98 Er hat sich einen Affen gekauft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat sich betrunken. Auch hier hat das Wort Affe die mittelhochdeutsche Bedeutung Larve. Er hat sich zur Fratze gemacht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*99 Er ist ein Aff' von Ripenscheit. (?)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*100 Er ist hurtig wie ein Affe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Viele Sprünge, aber wenig Gedanken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*101 Er ist sein Affe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger IV.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Macht ihm alles nach.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*102 Er macht Affen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Närrische Fratzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*103 Er macht's wie der Affe mit seinen Jungen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von übertriebenen Liebkosungen, oder wenn Erwachsene sich im Kinderspiel allzu närrisch geberden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*104 Er ruft: Affe, was für schöne Junge hast du!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man jemand foppt, um ihn bei guter Laune zu erhalten, wie als wenn jemand dem Affen seine hässlichen Jungen lobt. Die Affen sollen für Schmeichelreden <cb n="38"/>
nicht unempfindlich sein, es fühlen, wenn man sie oder ihre Jungen lobt; die Griechen hatten dafür die Redensart: Der schöne Pithon.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pithon formosus. (<hi rendition="#i">Erasm., 35.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*105 Er sieht auf keinen Affen, wenn er aus Indien kommt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger I, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einmal: sie erregen seine Neugier nicht, und dann, er legt keinen grossen Werth darauf; wer aus Ostindien kommt, ist freigebig, er macht leicht einen Affen zum Geschenk, da es dort daran nicht fehlt. Nach andern, denen Affe  Geld bedeutet (s. d.), kommt es dem, der Schätze in Ostindien erworben hat, auf eine Summe nicht an.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*106 Es einem Affen an den Hintern schreiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Nb.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Etwas auf eine schmuzige Weise veröffentlichen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*107 Es ist der Affe von Heidelberg.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf der heidelberger Brücke steht ein steinerner Affe mit der Inschrift: &#x201E;Was tuest mich angaffen, hast nie gesehn alt' Affen? Zu Heidelberg schau hin und her, du findest meinesgleichen mer.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*108 Es ist ein Affe in Purpur.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, deren niedriger Charakter trotz alles Putzes aus Gesicht und Handlungsweise erkannt wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Simia in purpura. (<hi rendition="#i">Erasm., 251, 321, 863.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*109 Es ist ein geschmückter Affe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem alten Weibe, die sich durch Schminke und Patz jung machen will. Oder von jemand, der seine verdächtige Handlungsweise mit schönen Beweggründen bemäntelt, oder &#x201E;durch Bart und Pallium Heiligkeit heuchelt&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*110 Ich dachte, mich hätte der Affe gelaust (der Affe sollte mich lausen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Affen gelaust werden, heisst eine zweideutige, mit mehr Schmerz als Wohlbehagen vermischte Empfindung haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*111 Ich dummer Aff', sitz' und gaff', je me ich gaffe, so minder ich schaffe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*112 Ich flöhe Affen, willst du den Sack aufhalten?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger IV.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als Antwort auf die Frage: &#x201E;Was machst du?&#x201C; Zur Abweisung lästiger Frager.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*113 Ich will nicht der Affe sein, der die Kastanien aus dem Feuer holt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen, dass man sich nicht zu eigenem Schaden für andere aufopfern wolle. Man erzählt seinen nach Welschland fallenden Ursprung so, dass ein Affe seinen Herrn Kastanien mit der Gabel aus den Kohlen habe langen sehen, und später, als der Herr weggegangen und die Gabel mitgenommen, es mit den Fingern nachgemacht habe, wobei er sich nicht nur diese empfindlich verbrannt, sondern auch noch einen Denkzettel für die Näscherei erhalten habe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*114 Ich will zu einem Affen werden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*115 Jemand Affen drehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn bei der Nase herumführen, ihn äffen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*116 Sich einen Affen (Narren) an etwas fressen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*117 Wie ein Affe mit seinen Jungen</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">spielt, so närrisch geberdet er sich.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Affect.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Affecten hindern Herz und Muth, dass man nicht sieht, was recht und gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Affecten sind böse Rathgeber; in Gerichts- und Rathsstuben muss man sie in den Winkel stossen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die Affecten wohnen im Bauch, die Vernunft im Hirn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Leider regiert oft das Unterste das Oberste.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer den Affecten nachhängt, lässt die Wahrheit fahren und vergaukelt das Recht mit Unrecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wie die Affecten sind, so ist die Sache.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gross oder klein. Aus Maulwurfshügeln macht man grosse Berge und wieder aus Bergen ein Maulwurfshäuflein; ein Männlein auf dem Becher muss ein Riese und ein Riese wiederum ein Pastetonmännlein sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wo die Affecten rauchen, da gibt's krumme Rathschläge und trübe Augen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wo die Affecten regieren, da ist kein Recht zu spüren.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Affectenrauch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer Affectenrauch im Kopf hat, dem ist die Vernunft vernebelt.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aeffen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aeffest du mich, so äff' ich dich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Claw me and I'll claw thee.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer sich äffen lässt, den narret man.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pauli, 111<hi rendition="#sup">a</hi>; Grimm, I, 183.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[19]/0047] 74 Wenn der Affe stehlen will, stellt er eine Schildwache aus. Was gar nicht so dumm ist. Beschränkte Köpfe haben zuweilen auch einen gescheidten Einfall. 75 Wenn die Affen steigen, sagt der Holländer, sieht man den nackten Arsch. – Sprenger III. So enthüllt mancher seine Blösse, der hinaufkommt. 76 Wirf dich vor einem elenden Affen (zur Zeit seiner Macht) nieder. (Aegypt.) – Burckhardt, 339. Morgenländische Knechtsmoral. Wenn sich niemand vor einem „elenden Affen“ niederwirft, so ist's mit seiner Macht aus. *77 Affen ausnehmen. Etwas Thörichtes unternehmen. *78 Affen feil haben. – Grimm, I, 182. *79 Affen scheren. – Murner, Nb., 13. *80 Affen weisen. – Grimm, I, 182. *81 Affe, was hast du für schöne Jungen! – Sprenger II. Ironische Bewunderung von hässlichen Kindern und widerwärtigen Thaten. *82 Das sind nur Affen. – Sprenger III. Dumme Spielereien, Fratzen u. s. w. *83 Den Affen aus dem Aermel springen lassen. Seine Gesinnung zeigen. Diese Redensart ist, wie viele andere, von den weiten Aermeln entlehnt, die man ehedem trug und in denen man viel verbergen konnte. *84 Den Affen geigen lehren. – Murner, Nb., 58. „Ich lehr' vil eh'r einen Affen geygen, denn eine böse Zunge schweigen.“ (Murner.) *85 Den Affen im Garn finden. – Murner. *86 Den Affen legen. – Sprenger III. Eine Summe Geldes zahlen. *87 Den Affen mit Purpur kleiden. – Murner. *88 Den Affen weisen. *89 Der Affe springt ihm aus dem Aermel. – Sprenger III. Er zeigt seine wahre Natur. Die Aeffchen mögen sich bei Schelmen in die weiten Aermel der Schlafröcke verstecken, und dann unerwartet zum Vorschein kommen, um zu kratzen oder irgendeinen Streich auszuführen, und dabei ihre wahre Natur zeigen. *90 Ein Affe, der sich geschminkt hat. Von einem eiteln alten Weibe, oder von jemand, der die schlechte Ursache seiner Rede mit viel Schmuck bemäntelt. Lat.: Simia fucata. (Erasm., 861.) *91 Einem einen Affen drehen (machen, nähen oder verbinden). – Grimm, I, 182. Das Wort Affe wird im Mittelhochdeutschen sehr oft für Larve (z. B. noch jetzt der Affenwurm, d. h. die Larve der Wassermücke), Maske, Fratze gebraucht. So in der vorstehenden Redensart. *92 Einen Affen haben. – Wurzbach II, 6. Etwas zu viel getrunken haben. *93 Einen Affen schleiern. Etwas Schlimmes im Schilde führen. Lat.: Monstrum alunt. (Ter.) *94 Er gleicht eher einem Affen, als ein Domherr einer Tabackspfeife. Von einem lächerlichen Menschen sagten die Alten: Es ist ein bärtiger oder ein geschwänzter Affe. Lat.: Simia barbata seu caudata. (Erasm., 861.) *95 Er hat den Affen erhascht. – Sprenger I. Wenn man auf irgendeine Weise Geld bekommen hat. Nach den holländischen Schriftstellern Winschoten und Weiland soll das Wort aap eine Summe Geldes, einen Schatz bezeichnen. *96 Er hat einen Affen in seinem Aermel. – Sprenger III. Verbirgt seine Listigkeit. *97 Er hat einen fetten Affen geerbt. – Sprenger III. Ist durch die Gunst des Glücks zu Reichthum gelangt. *98 Er hat sich einen Affen gekauft. Hat sich betrunken. Auch hier hat das Wort Affe die mittelhochdeutsche Bedeutung Larve. Er hat sich zur Fratze gemacht. *99 Er ist ein Aff' von Ripenscheit. (?) *100 Er ist hurtig wie ein Affe. Viele Sprünge, aber wenig Gedanken. *101 Er ist sein Affe. – Sprenger IV. Macht ihm alles nach. *102 Er macht Affen. Närrische Fratzen. *103 Er macht's wie der Affe mit seinen Jungen. Von übertriebenen Liebkosungen, oder wenn Erwachsene sich im Kinderspiel allzu närrisch geberden. *104 Er ruft: Affe, was für schöne Junge hast du! Wenn man jemand foppt, um ihn bei guter Laune zu erhalten, wie als wenn jemand dem Affen seine hässlichen Jungen lobt. Die Affen sollen für Schmeichelreden nicht unempfindlich sein, es fühlen, wenn man sie oder ihre Jungen lobt; die Griechen hatten dafür die Redensart: Der schöne Pithon. Lat.: Pithon formosus. (Erasm., 35.) *105 Er sieht auf keinen Affen, wenn er aus Indien kommt. – Sprenger I, III. Einmal: sie erregen seine Neugier nicht, und dann, er legt keinen grossen Werth darauf; wer aus Ostindien kommt, ist freigebig, er macht leicht einen Affen zum Geschenk, da es dort daran nicht fehlt. Nach andern, denen Affe Geld bedeutet (s. d.), kommt es dem, der Schätze in Ostindien erworben hat, auf eine Summe nicht an. *106 Es einem Affen an den Hintern schreiben. – Murner, Nb. Etwas auf eine schmuzige Weise veröffentlichen. *107 Es ist der Affe von Heidelberg. Auf der heidelberger Brücke steht ein steinerner Affe mit der Inschrift: „Was tuest mich angaffen, hast nie gesehn alt' Affen? Zu Heidelberg schau hin und her, du findest meinesgleichen mer.“ *108 Es ist ein Affe in Purpur. Von denen, deren niedriger Charakter trotz alles Putzes aus Gesicht und Handlungsweise erkannt wird. Lat.: Simia in purpura. (Erasm., 251, 321, 863.) *109 Es ist ein geschmückter Affe. Von einem alten Weibe, die sich durch Schminke und Patz jung machen will. Oder von jemand, der seine verdächtige Handlungsweise mit schönen Beweggründen bemäntelt, oder „durch Bart und Pallium Heiligkeit heuchelt“. *110 Ich dachte, mich hätte der Affe gelaust (der Affe sollte mich lausen). Von einem Affen gelaust werden, heisst eine zweideutige, mit mehr Schmerz als Wohlbehagen vermischte Empfindung haben. *111 Ich dummer Aff', sitz' und gaff', je me ich gaffe, so minder ich schaffe. *112 Ich flöhe Affen, willst du den Sack aufhalten? – Sprenger IV. Als Antwort auf die Frage: „Was machst du?“ Zur Abweisung lästiger Frager. *113 Ich will nicht der Affe sein, der die Kastanien aus dem Feuer holt. Um zu sagen, dass man sich nicht zu eigenem Schaden für andere aufopfern wolle. Man erzählt seinen nach Welschland fallenden Ursprung so, dass ein Affe seinen Herrn Kastanien mit der Gabel aus den Kohlen habe langen sehen, und später, als der Herr weggegangen und die Gabel mitgenommen, es mit den Fingern nachgemacht habe, wobei er sich nicht nur diese empfindlich verbrannt, sondern auch noch einen Denkzettel für die Näscherei erhalten habe. *114 Ich will zu einem Affen werden. *115 Jemand Affen drehen. Ihn bei der Nase herumführen, ihn äffen. *116 Sich einen Affen (Narren) an etwas fressen. *117 Wie ein Affe mit seinen Jungen – Sprenger III. spielt, so närrisch geberdet er sich. Affect. 1 Affecten hindern Herz und Muth, dass man nicht sieht, was recht und gut. 2 Affecten sind böse Rathgeber; in Gerichts- und Rathsstuben muss man sie in den Winkel stossen. 3 Die Affecten wohnen im Bauch, die Vernunft im Hirn. Leider regiert oft das Unterste das Oberste. 4 Wer den Affecten nachhängt, lässt die Wahrheit fahren und vergaukelt das Recht mit Unrecht. 5 Wie die Affecten sind, so ist die Sache. Gross oder klein. Aus Maulwurfshügeln macht man grosse Berge und wieder aus Bergen ein Maulwurfshäuflein; ein Männlein auf dem Becher muss ein Riese und ein Riese wiederum ein Pastetonmännlein sein. 6 Wo die Affecten rauchen, da gibt's krumme Rathschläge und trübe Augen. 7 Wo die Affecten regieren, da ist kein Recht zu spüren. Affectenrauch. Wer Affectenrauch im Kopf hat, dem ist die Vernunft vernebelt. Aeffen. 1 Aeffest du mich, so äff' ich dich. Engl.: Claw me and I'll claw thee. 2 Wer sich äffen lässt, den narret man. – Pauli, 111a; Grimm, I, 183.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/47
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/47>, abgerufen am 23.11.2024.