Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.Gelehrten gegenüber durch Orakelsprüche in ein wissenschaftliches Licht zu setzen, absehe, im allgemeinen nicht zu beklagen, bin ich vielmehr durch sie, wie durch eine grosse Anzahl brieflicher Mittheilungen aus allen Gegenden Deutschlands zur Fortarbeit ermuthigt worden, so muss ich doch um die Erlaubniss bitten, etwas bei einem ausländischen Urtheil zu verweilen, das völlig unbeachtet zu lassen mir deshalb nicht geeignet er scheint, weil es mit dem Verfahren in Verbindung steht, durch das ein deutscher Schriftsteller an der Hebung des deutschen Sprichwörterschatzes arbeitet und die literarische Ehre eines deutschen Mitbürgers im Auslande zu begründen sucht. In dem der ersten Lieferung beigegebenen Prospect bemerkte ich unter anderm, dass die vorherrschenden Verweisungen die auf das oben schon erwähnte Spreekwoordenboek der Nederlandschen taal von Harrebomee seien; ich fügte hinzu: "so viel mir bekannt, bisjetzt das einzige Werk, das sich nach Anlage und Vollständigkeit mit meinem Deutschen Sprichwörter-Lexikon vergleichen lässt". Nachdem ich angedeutet, wodurch das Harrebomee'sche Werk in seiner innern Einrichtung von dem meinigen abweiche, sagte ich: "Durch die treuen Hinweisungen auf Harrebomee's Spreekwoordenboek hat übrigens mein Deutsches Sprichwörter-Lexikon den sprachverwandten niederländischen Sprichwörterschatz allen Freunden desselben nahegeführt und aufgeschlossen." Aus diesen Zeilen kann nun wol niemand etwas anderes herauslesen als meine Freude darüber, dass der Sprichwörterschatz eines sprachverwandten Volks in einer der von mir befolgten ähnlichen Weise bearbeitet ist. Der gelehrte Holländer Harrebomee indess scheint eine Beleidigung darin erblickt zu haben und benutzt meine Auslassung über sein Werk zu einem Angriff auf meine Arbeit und auf mich selbst in einer Weise, die mir in Deutschland noch nicht vorgekommen ist. Nachdem er (vgl. Spreekwoordenboek, derde deel, aflevering 3 en 4, Utrecht 1863, Bl. LV) durch beigefügte Fragezeichen die von ihm befolgte Eintheilung der Sprichwörter, wie ich sie angegeben und wie sie, wovon sich jeder überzeugen kann, wirklich ist, angezweifelt hat, zieht er aus meinen Worten den Schluss, zu denen dieselben wahrlich nicht den entferntesten Anhalt bieten, ja trotz meiner ausdrücklichen und unzweideutigen Erklärung, "dass die beigefügten sinnverwandten nichtdeutschen Sprichwörter nur die Aufgabe haben, die Ideen eines vergleichenden Universal-Sprichwörterschatzes zu nähren und zunächst einen Blick in die Anschauung anderer Völker, wenn auch vorerst nur in einzelnen Punkten, thun zu lassen". Wie kann man aus diesen Worten folgern, dass ich den gesammten niederländischen Sprichwörterschatz meinem Deutschen Sprichwörter-Lexikon (gedurig) einverleiben wolle! Müsste ich dann nicht ebenso die Sprichwörterschätze anderer Völker vollständig aufnehmen? Und entstände auf diesem Wege ein deutsches Sprichwörter-Lexikon? Ist nun auch eine solche Schlussfolgerung aus meinen Worten geradezu unbegreiflich; so führt Herr Harrebomee sie doch mit einer mehr wunderlichen als gerechten Logik durch. Die erste Lieferung meines Lexikons hat das Unglück, seinem Experiment zur Unterlage zu dienen. Eine Lieferung ist 8 Bogen stark und zählt 32 Blätter. Um gründlich zu Werke zu gehen, nimmt der holländische Gelehrte die ersten 5 Blätter und zählt nicht etwa die von mir als sinnverwandt beigefügten holländischen Sprichwörter, durch die ein Blick in den holländischen Sprichwörterschatz gethan werden soll - das könnte auf eine ordinäre Uebereinstimmung mit meinem Prospect führen -, nein, Herr Harrebomee zählt alle die holländischen Sprichwörter, die ich nicht aufgenommen habe, obgleich sie im Holländischen wie im Deutschen vorhanden sind, und findet, dass ich bereits auf diesen 5 Blättern 12 holländische Sprichwörter ausgelassen habe. Zum Verständniss muss ich aber auf den Gegenstand näher eingehen, indem ich hoffe, derartige Auseinandersetzungen werden für die Folge nicht mehr nothwendig sein. Als das Manuscript zur ersten Lieferung in die Druckerei abging, war mir Harrebomee's Spreekwoordenboek noch nicht zugegangen; ich erhielt es aber während des Drucks derselben, der sich aus oben erwähnten Gründen verzögert hatte. Man darf nicht vergessen, dass ich in keiner Hauptstadt wohne, in deren bedeutenden Buchhandlungen jeden Augenblick die neu erschienenen Werke eingesehen werden können. Dem Sachkundigen werden die Schwierigkeiten begreiflich sein, die ich, am Fusse der Grossen Sturmhaube wohnend, zu überwinden habe, um mich in Besitz der nothwendigsten und unentbehrlichsten literarischen Hülfsmittel zur Herausgabe eines Werks, das sie wie das vorliegende in einem so ausgedehnten Masse in Anspruch nimmt, zu setzen. Aber ich erhalte sie, wenn auch manchmal etwas spät, wie dies auch mit dem Werke Harrebomee's der Fall war. Da bereits einige Bogen gedruckt waren, als ich es erhielt, und das Manuscript sich in der Druckerei befand, so konnte ich, was sich in der ersten Lieferung findet, nur in die Correcturbogen einfügen. Von der zweiten Lieferung ab wird man indess wenig holländische Sprichwörter, die mit deutschen sinnverwandt sind, vermissen. Nach dieser Vorausschickung kann das Verfahren Harrebomee's gegen mich erst verständlich werden. Während ihm die ganze erste Lieferung mit 32 Blättern oder 128 Spalten vorliegt, genügt es ihm, um sein Urtheil zu begründen, die ersten 5 Blätter durchzusehen, nicht sowol um die Sprichwörter zu zählen, welche sich vorfinden, sondern die, welche fehlen, während überhaupt erst Sp. 52, "Alt" 36 das erste Citat aus Harrebomee sich befindet, da bis dahin Gruter und Sprenger van Eijk als Quellen benutzt Gelehrten gegenüber durch Orakelsprüche in ein wissenschaftliches Licht zu setzen, absehe, im allgemeinen nicht zu beklagen, bin ich vielmehr durch sie, wie durch eine grosse Anzahl brieflicher Mittheilungen aus allen Gegenden Deutschlands zur Fortarbeit ermuthigt worden, so muss ich doch um die Erlaubniss bitten, etwas bei einem ausländischen Urtheil zu verweilen, das völlig unbeachtet zu lassen mir deshalb nicht geeignet er scheint, weil es mit dem Verfahren in Verbindung steht, durch das ein deutscher Schriftsteller an der Hebung des deutschen Sprichwörterschatzes arbeitet und die literarische Ehre eines deutschen Mitbürgers im Auslande zu begründen sucht. In dem der ersten Lieferung beigegebenen Prospect bemerkte ich unter anderm, dass die vorherrschenden Verweisungen die auf das oben schon erwähnte Spreekwoordenboek der Nederlandschen taal von Harrebomée seien; ich fügte hinzu: „so viel mir bekannt, bisjetzt das einzige Werk, das sich nach Anlage und Vollständigkeit mit meinem Deutschen Sprichwörter-Lexikon vergleichen lässt“. Nachdem ich angedeutet, wodurch das Harrebomée'sche Werk in seiner innern Einrichtung von dem meinigen abweiche, sagte ich: „Durch die treuen Hinweisungen auf Harrebomée's Spreekwoordenboek hat übrigens mein Deutsches Sprichwörter-Lexikon den sprachverwandten niederländischen Sprichwörterschatz allen Freunden desselben nahegeführt und aufgeschlossen.“ Aus diesen Zeilen kann nun wol niemand etwas anderes herauslesen als meine Freude darüber, dass der Sprichwörterschatz eines sprachverwandten Volks in einer der von mir befolgten ähnlichen Weise bearbeitet ist. Der gelehrte Holländer Harrebomée indess scheint eine Beleidigung darin erblickt zu haben und benutzt meine Auslassung über sein Werk zu einem Angriff auf meine Arbeit und auf mich selbst in einer Weise, die mir in Deutschland noch nicht vorgekommen ist. Nachdem er (vgl. Spreekwoordenboek, derde deel, aflevering 3 en 4, Utrecht 1863, Bl. LV) durch beigefügte Fragezeichen die von ihm befolgte Eintheilung der Sprichwörter, wie ich sie angegeben und wie sie, wovon sich jeder überzeugen kann, wirklich ist, angezweifelt hat, zieht er aus meinen Worten den Schluss, zu denen dieselben wahrlich nicht den entferntesten Anhalt bieten, ja trotz meiner ausdrücklichen und unzweideutigen Erklärung, „dass die beigefügten sinnverwandten nichtdeutschen Sprichwörter nur die Aufgabe haben, die Ideen eines vergleichenden Universal-Sprichwörterschatzes zu nähren und zunächst einen Blick in die Anschauung anderer Völker, wenn auch vorerst nur in einzelnen Punkten, thun zu lassen“. Wie kann man aus diesen Worten folgern, dass ich den gesammten niederländischen Sprichwörterschatz meinem Deutschen Sprichwörter-Lexikon (gedurig) einverleiben wolle! Müsste ich dann nicht ebenso die Sprichwörterschätze anderer Völker vollständig aufnehmen? Und entstände auf diesem Wege ein deutsches Sprichwörter-Lexikon? Ist nun auch eine solche Schlussfolgerung aus meinen Worten geradezu unbegreiflich; so führt Herr Harrebomée sie doch mit einer mehr wunderlichen als gerechten Logik durch. Die erste Lieferung meines Lexikons hat das Unglück, seinem Experiment zur Unterlage zu dienen. Eine Lieferung ist 8 Bogen stark und zählt 32 Blätter. Um gründlich zu Werke zu gehen, nimmt der holländische Gelehrte die ersten 5 Blätter und zählt nicht etwa die von mir als sinnverwandt beigefügten holländischen Sprichwörter, durch die ein Blick in den holländischen Sprichwörterschatz gethan werden soll – das könnte auf eine ordinäre Uebereinstimmung mit meinem Prospect führen –, nein, Herr Harrebomée zählt alle die holländischen Sprichwörter, die ich nicht aufgenommen habe, obgleich sie im Holländischen wie im Deutschen vorhanden sind, und findet, dass ich bereits auf diesen 5 Blättern 12 holländische Sprichwörter ausgelassen habe. Zum Verständniss muss ich aber auf den Gegenstand näher eingehen, indem ich hoffe, derartige Auseinandersetzungen werden für die Folge nicht mehr nothwendig sein. Als das Manuscript zur ersten Lieferung in die Druckerei abging, war mir Harrebomée's Spreekwoordenboek noch nicht zugegangen; ich erhielt es aber während des Drucks derselben, der sich aus oben erwähnten Gründen verzögert hatte. Man darf nicht vergessen, dass ich in keiner Hauptstadt wohne, in deren bedeutenden Buchhandlungen jeden Augenblick die neu erschienenen Werke eingesehen werden können. Dem Sachkundigen werden die Schwierigkeiten begreiflich sein, die ich, am Fusse der Grossen Sturmhaube wohnend, zu überwinden habe, um mich in Besitz der nothwendigsten und unentbehrlichsten literarischen Hülfsmittel zur Herausgabe eines Werks, das sie wie das vorliegende in einem so ausgedehnten Masse in Anspruch nimmt, zu setzen. Aber ich erhalte sie, wenn auch manchmal etwas spät, wie dies auch mit dem Werke Harrebomée's der Fall war. Da bereits einige Bogen gedruckt waren, als ich es erhielt, und das Manuscript sich in der Druckerei befand, so konnte ich, was sich in der ersten Lieferung findet, nur in die Correcturbogen einfügen. Von der zweiten Lieferung ab wird man indess wenig holländische Sprichwörter, die mit deutschen sinnverwandt sind, vermissen. Nach dieser Vorausschickung kann das Verfahren Harrebomée's gegen mich erst verständlich werden. Während ihm die ganze erste Lieferung mit 32 Blättern oder 128 Spalten vorliegt, genügt es ihm, um sein Urtheil zu begründen, die ersten 5 Blätter durchzusehen, nicht sowol um die Sprichwörter zu zählen, welche sich vorfinden, sondern die, welche fehlen, während überhaupt erst Sp. 52, „Alt“ 36 das erste Citat aus Harrebomée sich befindet, da bis dahin Gruter und Sprenger van Eijk als Quellen benutzt <TEI> <text> <front> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="XXVI"/> Gelehrten gegenüber durch Orakelsprüche in ein wissenschaftliches Licht zu setzen, absehe, im allgemeinen nicht zu beklagen, bin ich vielmehr durch sie, wie durch eine grosse Anzahl brieflicher Mittheilungen aus allen Gegenden Deutschlands zur Fortarbeit ermuthigt worden, so muss ich doch um die Erlaubniss bitten, etwas bei einem ausländischen Urtheil zu verweilen, das völlig unbeachtet zu lassen mir deshalb nicht geeignet er scheint, weil es mit dem Verfahren in Verbindung steht, durch das ein deutscher Schriftsteller an der Hebung des deutschen Sprichwörterschatzes arbeitet und die literarische Ehre eines deutschen Mitbürgers im Auslande zu begründen sucht.</p><lb/> <p>In dem der ersten Lieferung beigegebenen Prospect bemerkte ich unter anderm, dass die vorherrschenden Verweisungen die auf das oben schon erwähnte <hi rendition="#i">Spreekwoordenboek der Nederlandschen taal</hi> von <hi rendition="#i">Harrebomée</hi> seien; ich fügte hinzu: „so viel mir bekannt, bisjetzt das einzige Werk, das sich nach Anlage und Vollständigkeit mit meinem <hi rendition="#i">Deutschen Sprichwörter-Lexikon</hi> vergleichen lässt“. 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Um gründlich zu Werke zu gehen, nimmt der holländische Gelehrte die ersten 5 Blätter und zählt nicht etwa die von mir als sinnverwandt beigefügten holländischen Sprichwörter, durch die ein Blick in den holländischen Sprichwörterschatz gethan werden soll – das könnte auf eine ordinäre Uebereinstimmung mit meinem Prospect führen –, nein, Herr Harrebomée zählt alle die holländischen Sprichwörter, die ich <hi rendition="#i">nicht</hi> aufgenommen habe, obgleich sie im Holländischen wie im Deutschen vorhanden sind, und findet, dass ich bereits auf diesen 5 Blättern 12 holländische Sprichwörter ausgelassen habe.</p><lb/> <p>Zum Verständniss muss ich aber auf den Gegenstand näher eingehen, indem ich hoffe, derartige Auseinandersetzungen werden für die Folge nicht mehr nothwendig sein. 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Da bereits einige Bogen gedruckt waren, als ich es erhielt, und das Manuscript sich in der Druckerei befand, so konnte ich, was sich in der ersten Lieferung findet, nur in die Correcturbogen einfügen. Von der zweiten Lieferung ab wird man indess wenig holländische Sprichwörter, die mit deutschen sinnverwandt sind, vermissen.</p><lb/> <p>Nach dieser Vorausschickung kann das Verfahren Harrebomée's gegen mich erst verständlich werden. Während ihm die ganze erste Lieferung mit 32 Blättern oder 128 Spalten vorliegt, genügt es ihm, um sein Urtheil zu begründen, die ersten 5 Blätter durchzusehen, nicht sowol um die Sprichwörter zu zählen, welche sich vorfinden, sondern die, welche fehlen, während überhaupt erst Sp. 52, „Alt“ 36 das erste Citat aus Harrebomée sich befindet, da bis dahin Gruter und Sprenger van Eijk als Quellen benutzt </p> </div> </front> </text> </TEI> [XXVI/0024]
Gelehrten gegenüber durch Orakelsprüche in ein wissenschaftliches Licht zu setzen, absehe, im allgemeinen nicht zu beklagen, bin ich vielmehr durch sie, wie durch eine grosse Anzahl brieflicher Mittheilungen aus allen Gegenden Deutschlands zur Fortarbeit ermuthigt worden, so muss ich doch um die Erlaubniss bitten, etwas bei einem ausländischen Urtheil zu verweilen, das völlig unbeachtet zu lassen mir deshalb nicht geeignet er scheint, weil es mit dem Verfahren in Verbindung steht, durch das ein deutscher Schriftsteller an der Hebung des deutschen Sprichwörterschatzes arbeitet und die literarische Ehre eines deutschen Mitbürgers im Auslande zu begründen sucht.
In dem der ersten Lieferung beigegebenen Prospect bemerkte ich unter anderm, dass die vorherrschenden Verweisungen die auf das oben schon erwähnte Spreekwoordenboek der Nederlandschen taal von Harrebomée seien; ich fügte hinzu: „so viel mir bekannt, bisjetzt das einzige Werk, das sich nach Anlage und Vollständigkeit mit meinem Deutschen Sprichwörter-Lexikon vergleichen lässt“. Nachdem ich angedeutet, wodurch das Harrebomée'sche Werk in seiner innern Einrichtung von dem meinigen abweiche, sagte ich: „Durch die treuen Hinweisungen auf Harrebomée's Spreekwoordenboek hat übrigens mein Deutsches Sprichwörter-Lexikon den sprachverwandten niederländischen Sprichwörterschatz allen Freunden desselben nahegeführt und aufgeschlossen.“
Aus diesen Zeilen kann nun wol niemand etwas anderes herauslesen als meine Freude darüber, dass der Sprichwörterschatz eines sprachverwandten Volks in einer der von mir befolgten ähnlichen Weise bearbeitet ist. Der gelehrte Holländer Harrebomée indess scheint eine Beleidigung darin erblickt zu haben und benutzt meine Auslassung über sein Werk zu einem Angriff auf meine Arbeit und auf mich selbst in einer Weise, die mir in Deutschland noch nicht vorgekommen ist. Nachdem er (vgl. Spreekwoordenboek, derde deel, aflevering 3 en 4, Utrecht 1863, Bl. LV) durch beigefügte Fragezeichen die von ihm befolgte Eintheilung der Sprichwörter, wie ich sie angegeben und wie sie, wovon sich jeder überzeugen kann, wirklich ist, angezweifelt hat, zieht er aus meinen Worten den Schluss, zu denen dieselben wahrlich nicht den entferntesten Anhalt bieten, ja trotz meiner ausdrücklichen und unzweideutigen Erklärung, „dass die beigefügten sinnverwandten nichtdeutschen Sprichwörter nur die Aufgabe haben, die Ideen eines vergleichenden Universal-Sprichwörterschatzes zu nähren und zunächst einen Blick in die Anschauung anderer Völker, wenn auch vorerst nur in einzelnen Punkten, thun zu lassen“.
Wie kann man aus diesen Worten folgern, dass ich den gesammten niederländischen Sprichwörterschatz meinem Deutschen Sprichwörter-Lexikon (gedurig) einverleiben wolle! Müsste ich dann nicht ebenso die Sprichwörterschätze anderer Völker vollständig aufnehmen? Und entstände auf diesem Wege ein deutsches Sprichwörter-Lexikon? Ist nun auch eine solche Schlussfolgerung aus meinen Worten geradezu unbegreiflich; so führt Herr Harrebomée sie doch mit einer mehr wunderlichen als gerechten Logik durch. Die erste Lieferung meines Lexikons hat das Unglück, seinem Experiment zur Unterlage zu dienen. Eine Lieferung ist 8 Bogen stark und zählt 32 Blätter. Um gründlich zu Werke zu gehen, nimmt der holländische Gelehrte die ersten 5 Blätter und zählt nicht etwa die von mir als sinnverwandt beigefügten holländischen Sprichwörter, durch die ein Blick in den holländischen Sprichwörterschatz gethan werden soll – das könnte auf eine ordinäre Uebereinstimmung mit meinem Prospect führen –, nein, Herr Harrebomée zählt alle die holländischen Sprichwörter, die ich nicht aufgenommen habe, obgleich sie im Holländischen wie im Deutschen vorhanden sind, und findet, dass ich bereits auf diesen 5 Blättern 12 holländische Sprichwörter ausgelassen habe.
Zum Verständniss muss ich aber auf den Gegenstand näher eingehen, indem ich hoffe, derartige Auseinandersetzungen werden für die Folge nicht mehr nothwendig sein. Als das Manuscript zur ersten Lieferung in die Druckerei abging, war mir Harrebomée's Spreekwoordenboek noch nicht zugegangen; ich erhielt es aber während des Drucks derselben, der sich aus oben erwähnten Gründen verzögert hatte. Man darf nicht vergessen, dass ich in keiner Hauptstadt wohne, in deren bedeutenden Buchhandlungen jeden Augenblick die neu erschienenen Werke eingesehen werden können. Dem Sachkundigen werden die Schwierigkeiten begreiflich sein, die ich, am Fusse der Grossen Sturmhaube wohnend, zu überwinden habe, um mich in Besitz der nothwendigsten und unentbehrlichsten literarischen Hülfsmittel zur Herausgabe eines Werks, das sie wie das vorliegende in einem so ausgedehnten Masse in Anspruch nimmt, zu setzen. Aber ich erhalte sie, wenn auch manchmal etwas spät, wie dies auch mit dem Werke Harrebomée's der Fall war. Da bereits einige Bogen gedruckt waren, als ich es erhielt, und das Manuscript sich in der Druckerei befand, so konnte ich, was sich in der ersten Lieferung findet, nur in die Correcturbogen einfügen. Von der zweiten Lieferung ab wird man indess wenig holländische Sprichwörter, die mit deutschen sinnverwandt sind, vermissen.
Nach dieser Vorausschickung kann das Verfahren Harrebomée's gegen mich erst verständlich werden. Während ihm die ganze erste Lieferung mit 32 Blättern oder 128 Spalten vorliegt, genügt es ihm, um sein Urtheil zu begründen, die ersten 5 Blätter durchzusehen, nicht sowol um die Sprichwörter zu zählen, welche sich vorfinden, sondern die, welche fehlen, während überhaupt erst Sp. 52, „Alt“ 36 das erste Citat aus Harrebomée sich befindet, da bis dahin Gruter und Sprenger van Eijk als Quellen benutzt
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