Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 12 Bier oder Wein, es muss getrunken sein.

13 Bier soll man gemachsam, Wein frisch einschenken. - Lehmann, II, 48, 43.

14 Bier und Brot im Haus ist besser als Gsottnes und Bratens draus. - Sutor, 140.

Lat.: Melius est vocare ad olera cum gaudio, quam ad vitulum saginatum cum odio.

15 Bier und Brot macht Wangen roth. - Sailer, 374; Grimm, I, 1822.

16 Bier und Mädchen haben viel Glück, das Bier trinkt man ohne Durst und die Mädchen heirathet man ungeprüft. (Finn.)

17 Bier vnd brot ist gut für Hungersnoth. - Henisch, 374.

18 Bier vnd brot macht manchen schalck gross. - Henisch, 524.

19 Breslauer Bier ist der Schlesier Malvasier.

Dies schlesische Sprichwort bezieht sich auf das ehemals so berühmte Bier, Scheps oder Schöps genannt, von dessen Lobe alle schlesischen Chroniken voll sind, und das seiner medicinischen Eigenschaften nicht weniger als seines ausserordentlichen Wohlgeschmacks wegen stark ins Ausland verführt wurde. Man sang von ihm:

Scheps steiget ins Gesicht,

Braucht keine Leiter nicht;

Er sitzet in der Stirn,

Wirkt Wunder im Gehirn.

Und ein anderer singt von denen, die Scheps trinken, Horaz' Ode an die Melpomene parodirend:

Sie brauchen keinen welschen Wein,

Nichts von Bacharach am Rhein,

Ihren Hals zu netzen;

Auch nichts vom kretenser Saft,

Schöps kann schon mit seiner Kraft,

Sie genug ergötzen.

Hier zu Bressel in der Stadt

Dieser Trank den Ursprung hat,

Von drei guten Sachen:

Hopfensamen, Weizgetreid,

Wohl im Wasser abgebräut,

Solch Getränke machen.

Es war zu jener Zeit Brauch, die Biere der verschiedenen Ortschaften durch sonderbare Namen, zum Theil durch deren Wirkung veranlasst, zu bezeichnen. Wie das breslauer Scheps hiess, so war ein zu Leipzig gebrautes Bier unter dem Namen Rastrum bekannt; man braute in Halle Puff und Muff, in Wittenberg Kukuk, in Halberstadt Broihan, in Goslar Gose (s. d.), in Kyritz Mord und Todtschlag, aber auch, wahrscheinlich als Medicin dagegen, ein "Friede und Einigkeit", in Benneckenstein am Harz Brauseput, in Buxtehude "Ich weiss nicht wie", in Stade Kater, in Schweidnitz Stier, in Kolberg Block, in Lizerode Auweh, in Grimma Bauchweh, in Dassel Hund, weil es im Leibe knurrte, in Osnabrück Bürste, in Erfurt Schlung, in Schöningen Todtenkopf, in Braunschweig Mumme (s. d.), in Güstrow Kniesenack, in Ratzeburg Rummeldaus, in Wettin Keuterling, in Delitzsch Kuhschwanz, in Boitzenburg Beit den Kerl, in Jena Dorfteufel, Maulesel, Klatsch und Menschenfett, in Eisleben Krabbel an der Wand, in Lübeck Israel, in Brandenburg Alter Klaus, in Wernigerode Lumpenbier, in Marburg Junker, in Zerbst Würze. (Vgl. Berckenmeyer, 329, ferner National-Zeitung, 1857, Beilage zu Nr. 95.) Was insbesondere den breslauer Scheps betrifft, so erwähne ich noch des Breslauer Erzähler, 1800, S. 471, sowie der Baierschen Biersympathien im Schweidnitzer Keller zu Breslau in der Breslauer Zeitung, 1839, Nr. 133; ferner Heinrich Knaur's Fünf Bücher von der göttlichen Gabe, der philosophischen, hochtheuern und wunderbaren Kunst Bier zu brawen (Erfurt 1573), der von dem breslauer Scheps sagt, dass man von demselben "esse und trinke und dass es dicke und fette Leute mache". Zur Geschichte des Biers vgl. Pilot (Rudolstadt 1862), Nr. 14, 15. Von dem breslauer Bier finden sich noch folgende lateinische Sprüche: O Scheps, Scheps, te libenter bibit omnis plebs. - Scheps caput ascendit, neque scalis indiget ullis, sessitat in stirnis mirabilis intus in hirnis. (Berckenmeyer, 319.) - Auch die Engländer wissen die Vorzüge des Biers in ihren Sprichwörtern zu rühmen.

Engl.: He that buys land, buys many stones; he that buys flesh, buys many bones, he that buys eggs, buys many shells; but he that buys good ale, buys nothing else. (Bohn II, 194.)

20 Danziger Bier ist stärker als der Ochsen vier.

Es soll früher alle Biere an Stärke übertroffen haben.

Engl.: Dunmow bacon, and Doncaster doggers, Monmouth caps, and Leinster wool, Derby ale and London beer. (Bohn II, 225.)

21 Das Bier ist am besten, worin das wenigste Wasser ist.

22 Das Bier ist nicht für die Gänse gebraut.

Holl.: Het bier is voor de ganzen niet gebrouwd. (Harrebomee, I, 55.)

[Spaltenumbruch] 23 Das Bier riecht nach dem Fässchen schier.

24 Das Bier schmeckt gern nach dem Fass. - Henisch, 374; Simrock, 1088.

Lat.: Omne sua retinet vinum de vite saporem.

25 Das bier vnd der wein folget dem zapffen (d. h. dem Wirthshaus). - Agricola, 78; Lehmann, II, 57, 12; Körte, 623; Simrock, 1086; Eiselein, 77.

Nach Eiselein will man damit anzeigen, dass man Herberge und Nahrung wol gratis annehme, aber den Trunk aus dem Wirthshause dahin bezahlen wolle.

Holl.: Dat bier volgt den tap. (Harrebomee, I, 55.)

26 Das Bier wäre gut, hätte die Sau nicht den Zapfen gezogen. - Henisch, 374; Körte, 624.

27 Das Bier, welches der Krüger verschenkt, ist sauer. (Lett.)

28 Das ist Bier ohne Malz und Hopfen.

29 Dat 's en Bier, säd' de Gos, dor ging se von'n Messhof1 an de Pissrönn. (Ostfries.) - Hoefer, 383.

1) Mist- oder Düngerhof.

30 Der eine hat das Bier gebraut, der andere schenkt's aus.

Holl.: Dat biertje heeft de een gebrouwd, en de ander getapt. (Harrebomee, I, 55.)

31 Dies Bier ist ohne Zweifel ein Trank für den Teufel.

Von schlechtem Bier. Ursprünglich in Bezug auf ein westfälisches Kräuterbier (Gräsich?), das sonst als trefflich berühmt war, von dem aber der Cardinal Chigi, später Papst Alexander VII., der sich einige Zeit als päpstlicher Legat in dem westfälischen Flecken Langerich aufhielt, meinte: "Nur noch etwas Schwefel hinein und es sei ohne Zweifel ein Trank für den Teufel."

32 Ein gutes Bier ist die goslarsche Gose, doch wenn man meint, sie sei im Bauch, so ist sie in der Hose. - Berckenmeyer, 262.

33 Einbecker Bier ist ein stark Thier.

Es ist unter dem Namen Bock oder Bockbier bekannt und berühmt. Aus der Bezeichnung Ainpeckh oder Ainpöckh soll Bock geworden sein. (Wurzbach II, 39.)

34 Einer trinkt's Bier in der Schenke, der andere im Traum; der eine mit Hefen, der andere mit Schaum.

35 Er trinkt von Einem Stoff Bier dreimal. (Ostpreuss.)

D. h. an drei verschiedenen Tagen, der mehr als Sparsame.

36 Es war gut Bier, aber der Zapfen ist abgebrochen. - Lehmann, II, 145, 205; Simrock, 1087.

Holl.: Dat was goet bier, mer tis uut. (Fallersleben, 720.) Het was goed bier, maar de tap is nu uit. (Harrebomee, I, 55.)

Lat.: Jam est potata, sed erat cerevisia grata.

37 Gut Bier ist besser als schlechter Wein.

Engl.: Good ale is meat, drink and cloth. (Bohn II, 1.)

Holl.: Goed bier ist beter dan slechte wijn. (Harrebomee, I, 55.)

38 Gut Bier macht die Wangen roth und den Hintern bloss. - Henisch, 424.

Wenn man sich nämlich zum Bettler trinkt.

39 Halb Bier, halb Freud'. - Henisch, 374.

40 Hamburger Bier wollte gern mit dem Wein um die Wette laufen. - Henisch, 373.

41 Hat as ian Biir, sait hjü Gus, an do gingh hjü fan a Njoxstal tu't Edelseel (Ethesil). (Nordfries.) - Lappenkorb.

Es ist Ein Bier - nach ihrer Meinung Eine Sorte - sagte die Gans, und da ging sie vom Miststall zur Pissrinne. Sinn: Dem Schmuzbalg ist aller Schmuz gleich. (S. 29.)

42 Is dat Beer in'n Manne, is de Geest1 in'r Kanne. (Rastede.) - Firmenich, III, 27, 64; Eichwald, 112.

1) Verstand.

43 Je toller das Bier gebraut wird, desto besser schmeckt es (ihm). - Grimm, I, 1822.

44 Jung Bier gärt.

Holl.: Jong bier moet gesten. (Harrebomee, I, 56.)

45 Jung bier ist besser zu trincken, denn alter kofent1. - Henisch, 322.

1) Nachbier, Tischbier.

46 Komm mit mir auf ein Seidel Bier, sagte der Teufel zum Satan, als er ihn im Walde traf.

Sinn: Gleich sucht sich, gleich findet sich.

47 Nach Bieren gib potum, nach potum eile cacotum. - Fischart.

48 Naumburger Bier ist der Thüringer Malvasier.

[Spaltenumbruch] 12 Bier oder Wein, es muss getrunken sein.

13 Bier soll man gemachsam, Wein frisch einschenken.Lehmann, II, 48, 43.

14 Bier und Brot im Haus ist besser als Gsottnes und Bratens draus.Sutor, 140.

Lat.: Melius est vocare ad olera cum gaudio, quam ad vitulum saginatum cum odio.

15 Bier und Brot macht Wangen roth.Sailer, 374; Grimm, I, 1822.

16 Bier und Mädchen haben viel Glück, das Bier trinkt man ohne Durst und die Mädchen heirathet man ungeprüft. (Finn.)

17 Bier vnd brot ist gut für Hungersnoth.Henisch, 374.

18 Bier vnd brot macht manchen schalck gross.Henisch, 524.

19 Breslauer Bier ist der Schlesier Malvasier.

Dies schlesische Sprichwort bezieht sich auf das ehemals so berühmte Bier, Scheps oder Schöps genannt, von dessen Lobe alle schlesischen Chroniken voll sind, und das seiner medicinischen Eigenschaften nicht weniger als seines ausserordentlichen Wohlgeschmacks wegen stark ins Ausland verführt wurde. Man sang von ihm:

Scheps steiget ins Gesicht,

Braucht keine Leiter nicht;

Er sitzet in der Stirn,

Wirkt Wunder im Gehirn.

Und ein anderer singt von denen, die Scheps trinken, Horaz' Ode an die Melpomene parodirend:

Sie brauchen keinen welschen Wein,

Nichts von Bacharach am Rhein,

Ihren Hals zu netzen;

Auch nichts vom kretenser Saft,

Schöps kann schon mit seiner Kraft,

Sie genug ergötzen.

Hier zu Bressel in der Stadt

Dieser Trank den Ursprung hat,

Von drei guten Sachen:

Hopfensamen, Weizgetreid,

Wohl im Wasser abgebräut,

Solch Getränke machen.

Es war zu jener Zeit Brauch, die Biere der verschiedenen Ortschaften durch sonderbare Namen, zum Theil durch deren Wirkung veranlasst, zu bezeichnen. Wie das breslauer Scheps hiess, so war ein zu Leipzig gebrautes Bier unter dem Namen Rastrum bekannt; man braute in Halle Puff und Muff, in Wittenberg Kukuk, in Halberstadt Broihan, in Goslar Gose (s. d.), in Kyritz Mord und Todtschlag, aber auch, wahrscheinlich als Medicin dagegen, ein „Friede und Einigkeit“, in Benneckenstein am Harz Brauseput, in Buxtehude „Ich weiss nicht wie“, in Stade Kater, in Schweidnitz Stier, in Kolberg Block, in Lizerode Auweh, in Grimma Bauchweh, in Dassel Hund, weil es im Leibe knurrte, in Osnabrück Bürste, in Erfurt Schlung, in Schöningen Todtenkopf, in Braunschweig Mumme (s. d.), in Güstrow Kniesenack, in Ratzeburg Rummeldaus, in Wettin Keuterling, in Delitzsch Kuhschwanz, in Boitzenburg Bît den Kerl, in Jena Dorfteufel, Maulesel, Klatsch und Menschenfett, in Eisleben Krabbel an der Wand, in Lübeck Israel, in Brandenburg Alter Klaus, in Wernigerode Lumpenbier, in Marburg Junker, in Zerbst Würze. (Vgl. Berckenmeyer, 329, ferner National-Zeitung, 1857, Beilage zu Nr. 95.) Was insbesondere den breslauer Scheps betrifft, so erwähne ich noch des Breslauer Erzähler, 1800, S. 471, sowie der Baierschen Biersympathien im Schweidnitzer Keller zu Breslau in der Breslauer Zeitung, 1839, Nr. 133; ferner Heinrich Knaur's Fünf Bücher von der göttlichen Gabe, der philosophischen, hochtheuern und wunderbaren Kunst Bier zu brawen (Erfurt 1573), der von dem breslauer Scheps sagt, dass man von demselben „esse und trinke und dass es dicke und fette Leute mache“. Zur Geschichte des Biers vgl. Pilot (Rudolstadt 1862), Nr. 14, 15. Von dem breslauer Bier finden sich noch folgende lateinische Sprüche: O Scheps, Scheps, te libenter bibit omnis plebs. – Scheps caput ascendit, neque scalis indiget ullis, sessitat in stirnis mirabilis intus in hirnis. (Berckenmeyer, 319.) – Auch die Engländer wissen die Vorzüge des Biers in ihren Sprichwörtern zu rühmen.

Engl.: He that buys land, buys many stones; he that buys flesh, buys many bones, he that buys eggs, buys many shells; but he that buys good ale, buys nothing else. (Bohn II, 194.)

20 Danziger Bier ist stärker als der Ochsen vier.

Es soll früher alle Biere an Stärke übertroffen haben.

Engl.: Dunmow bacon, and Doncaster doggers, Monmouth caps, and Leinster wool, Derby ale and London beer. (Bohn II, 225.)

21 Das Bier ist am besten, worin das wenigste Wasser ist.

22 Das Bier ist nicht für die Gänse gebraut.

Holl.: Het bier is voor de ganzen niet gebrouwd. (Harrebomée, I, 55.)

[Spaltenumbruch] 23 Das Bier riecht nach dem Fässchen schier.

24 Das Bier schmeckt gern nach dem Fass.Henisch, 374; Simrock, 1088.

Lat.: Omne sua retinet vinum de vite saporem.

25 Das bier vnd der wein folget dem zapffen (d. h. dem Wirthshaus).Agricola, 78; Lehmann, II, 57, 12; Körte, 623; Simrock, 1086; Eiselein, 77.

Nach Eiselein will man damit anzeigen, dass man Herberge und Nahrung wol gratis annehme, aber den Trunk aus dem Wirthshause dahin bezahlen wolle.

Holl.: Dat bier volgt den tap. (Harrebomée, I, 55.)

26 Das Bier wäre gut, hätte die Sau nicht den Zapfen gezogen.Henisch, 374; Körte, 624.

27 Das Bier, welches der Krüger verschenkt, ist sauer. (Lett.)

28 Das ist Bier ohne Malz und Hopfen.

29 Dat 's ên Bier, säd' de Gos, dôr ging se von'n Messhof1 an de Pissrönn. (Ostfries.) – Hoefer, 383.

1) Mist- oder Düngerhof.

30 Der eine hat das Bier gebraut, der andere schenkt's aus.

Holl.: Dat biertje heeft de een gebrouwd, en de ander getapt. (Harrebomée, I, 55.)

31 Dies Bier ist ohne Zweifel ein Trank für den Teufel.

Von schlechtem Bier. Ursprünglich in Bezug auf ein westfälisches Kräuterbier (Gräsich?), das sonst als trefflich berühmt war, von dem aber der Cardinal Chigi, später Papst Alexander VII., der sich einige Zeit als päpstlicher Legat in dem westfälischen Flecken Langerich aufhielt, meinte: „Nur noch etwas Schwefel hinein und es sei ohne Zweifel ein Trank für den Teufel.“

32 Ein gutes Bier ist die goslarsche Gose, doch wenn man meint, sie sei im Bauch, so ist sie in der Hose.Berckenmeyer, 262.

33 Einbecker Bier ist ein stark Thier.

Es ist unter dem Namen Bock oder Bockbier bekannt und berühmt. Aus der Bezeichnung Ainpeckh oder Ainpöckh soll Bock geworden sein. (Wurzbach II, 39.)

34 Einer trinkt's Bier in der Schenke, der andere im Traum; der eine mit Hefen, der andere mit Schaum.

35 Er trinkt von Einem Stoff Bier dreimal. (Ostpreuss.)

D. h. an drei verschiedenen Tagen, der mehr als Sparsame.

36 Es war gut Bier, aber der Zapfen ist abgebrochen.Lehmann, II, 145, 205; Simrock, 1087.

Holl.: Dat was goet bier, mer tis uut. (Fallersleben, 720.) Het was goed bier, maar de tap is nu uit. (Harrebomée, I, 55.)

Lat.: Jam est potata, sed erat cerevisia grata.

37 Gut Bier ist besser als schlechter Wein.

Engl.: Good ale is meat, drink and cloth. (Bohn II, 1.)

Holl.: Goed bier ist beter dan slechte wijn. (Harrebomée, I, 55.)

38 Gut Bier macht die Wangen roth und den Hintern bloss.Henisch, 424.

Wenn man sich nämlich zum Bettler trinkt.

39 Halb Bier, halb Freud'.Henisch, 374.

40 Hamburger Bier wollte gern mit dem Wein um die Wette laufen.Henisch, 373.

41 Hat as ian Biir, sait hjü Gus, an do gingh hjü fan a Njoxstal tu't Edelseel (Ethesil). (Nordfries.) – Lappenkorb.

Es ist Ein Bier – nach ihrer Meinung Eine Sorte – sagte die Gans, und da ging sie vom Miststall zur Pissrinne. Sinn: Dem Schmuzbalg ist aller Schmuz gleich. (S. 29.)

42 Is dat Beer in'n Manne, is de Geest1 in'r Kanne. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 64; Eichwald, 112.

1) Verstand.

43 Je toller das Bier gebraut wird, desto besser schmeckt es (ihm).Grimm, I, 1822.

44 Jung Bier gärt.

Holl.: Jong bier moet gesten. (Harrebomée, I, 56.)

45 Jung bier ist besser zu trincken, denn alter kofent1.Henisch, 322.

1) Nachbier, Tischbier.

46 Komm mit mir auf ein Seidel Bier, sagte der Teufel zum Satan, als er ihn im Walde traf.

Sinn: Gleich sucht sich, gleich findet sich.

47 Nach Bieren gib potum, nach potum eile cacotum.Fischart.

48 Naumburger Bier ist der Thüringer Malvasier.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0216" n="[188]"/><cb n="375"/>
12 Bier oder Wein, es muss getrunken sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Bier soll man gemachsam, Wein frisch einschenken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 48, 43.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Bier und Brot im Haus ist besser als Gsottnes und Bratens draus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 140.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Melius est vocare ad olera cum gaudio, quam ad vitulum saginatum cum odio.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Bier und Brot macht Wangen roth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 374; Grimm, I, 1822.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Bier und Mädchen haben viel Glück, das Bier trinkt man ohne Durst und die Mädchen heirathet man ungeprüft.</hi> (<hi rendition="#i">Finn.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Bier vnd brot ist gut für Hungersnoth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 374.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Bier vnd brot macht manchen schalck gross.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 524.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Breslauer Bier ist der Schlesier Malvasier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies schlesische Sprichwort bezieht sich auf das ehemals so berühmte Bier, Scheps oder Schöps genannt, von dessen Lobe alle schlesischen Chroniken voll sind, und das seiner medicinischen Eigenschaften nicht weniger als seines ausserordentlichen Wohlgeschmacks wegen stark ins Ausland verführt wurde. Man sang von ihm:</p><lb/>
          <p rendition="#et">Scheps steiget ins Gesicht,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Braucht keine Leiter nicht;</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er sitzet in der Stirn,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wirkt Wunder im Gehirn.</p><lb/>
          <p rendition="#et">Und ein anderer singt von denen, die Scheps trinken, Horaz' Ode an die Melpomene parodirend:</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie brauchen keinen welschen Wein,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Nichts von Bacharach am Rhein,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihren Hals zu netzen;</p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch nichts vom kretenser Saft,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Schöps kann schon mit seiner Kraft,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie genug ergötzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et">Hier zu Bressel in der Stadt</p><lb/>
          <p rendition="#et">Dieser Trank den Ursprung hat,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von drei guten Sachen:</p><lb/>
          <p rendition="#et">Hopfensamen, Weizgetreid,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wohl im Wasser abgebräut,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Solch Getränke machen.</p><lb/>
          <p rendition="#et">Es war zu jener Zeit Brauch, die Biere der verschiedenen Ortschaften durch sonderbare Namen, zum Theil durch deren Wirkung veranlasst, zu bezeichnen. Wie das breslauer Scheps hiess, so war ein zu Leipzig gebrautes Bier unter dem Namen Rastrum bekannt; man braute in Halle Puff und Muff, in Wittenberg Kukuk, in Halberstadt Broihan, in Goslar  Gose (s. d.), in Kyritz Mord und Todtschlag, aber auch, wahrscheinlich als Medicin dagegen, ein &#x201E;Friede und Einigkeit&#x201C;, in Benneckenstein am Harz Brauseput, in Buxtehude &#x201E;Ich weiss nicht wie&#x201C;, in Stade Kater, in Schweidnitz Stier, in Kolberg Block, in Lizerode Auweh, in Grimma Bauchweh, in Dassel Hund, weil es im Leibe knurrte, in Osnabrück Bürste, in Erfurt Schlung, in Schöningen Todtenkopf, in Braunschweig  Mumme (s. d.), in Güstrow Kniesenack, in Ratzeburg Rummeldaus, in Wettin Keuterling, in Delitzsch Kuhschwanz, in Boitzenburg Bît den Kerl, in Jena Dorfteufel, Maulesel, Klatsch und Menschenfett, in Eisleben Krabbel an der Wand, in Lübeck Israel, in Brandenburg Alter Klaus, in Wernigerode Lumpenbier, in Marburg Junker, in Zerbst Würze. (Vgl. <hi rendition="#i">Berckenmeyer, 329</hi>, ferner <hi rendition="#i">National-Zeitung, 1857, Beilage zu Nr. 95.</hi>) Was insbesondere den breslauer Scheps betrifft, so erwähne ich noch des <hi rendition="#i">Breslauer Erzähler, 1800, S. 471,</hi> sowie der <hi rendition="#i">Baierschen Biersympathien im Schweidnitzer Keller zu Breslau</hi> in der <hi rendition="#i">Breslauer Zeitung, 1839, Nr. 133;</hi> ferner <hi rendition="#i">Heinrich Knaur's Fünf Bücher von der göttlichen Gabe, der philosophischen, hochtheuern und wunderbaren Kunst Bier zu brawen</hi> (Erfurt 1573), der von dem breslauer Scheps sagt, dass man von demselben &#x201E;esse und trinke und dass es dicke und fette Leute mache&#x201C;. Zur Geschichte des Biers vgl. <hi rendition="#i">Pilot (Rudolstadt 1862), Nr. 14, 15.</hi> Von dem breslauer Bier finden sich noch folgende lateinische Sprüche: O Scheps, Scheps, te libenter bibit omnis plebs. &#x2013; Scheps caput ascendit, neque scalis indiget ullis, sessitat in stirnis mirabilis intus in hirnis. (<hi rendition="#i">Berckenmeyer, 319.</hi>) &#x2013; Auch die Engländer wissen die Vorzüge des Biers in ihren Sprichwörtern zu rühmen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He that buys land, buys many stones; he that buys flesh, buys many bones, he that buys eggs, buys many shells; but he that buys good ale, buys nothing else. (<hi rendition="#i">Bohn II, 194.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Danziger Bier ist stärker als der Ochsen vier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es soll früher alle Biere an Stärke übertroffen haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Dunmow bacon, and Doncaster doggers, Monmouth caps, and Leinster wool, Derby ale and London beer. (<hi rendition="#i">Bohn II, 225.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Das Bier ist am besten, worin das wenigste Wasser ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Das Bier ist nicht für die Gänse gebraut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het bier is voor de ganzen niet gebrouwd. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 55.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="376"/>
23 Das Bier riecht nach dem Fässchen schier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Das Bier schmeckt gern nach dem Fass.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 374; Simrock, 1088.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Omne sua retinet vinum de vite saporem.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Das bier vnd der wein folget dem zapffen (d. h. dem Wirthshaus).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola, 78; Lehmann, II, 57, 12; Körte, 623; Simrock, 1086; Eiselein, 77.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach Eiselein will man damit anzeigen, dass man Herberge und Nahrung wol gratis annehme, aber den Trunk aus dem Wirthshause dahin bezahlen wolle.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat bier volgt den tap. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 55.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Das Bier wäre gut, hätte die Sau nicht den Zapfen gezogen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 374; Körte, 624.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Das Bier, welches der Krüger verschenkt, ist sauer.</hi> (<hi rendition="#i">Lett.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Das ist Bier ohne Malz und Hopfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Dat 's ên Bier, säd' de Gos, dôr ging se von'n Messhof<hi rendition="#sup">1</hi> an de Pissrönn.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 383.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Mist- oder Düngerhof.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Der eine hat das Bier gebraut, der andere schenkt's aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat biertje heeft de een gebrouwd, en de ander getapt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 55.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">31 Dies Bier ist ohne Zweifel ein Trank für den Teufel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von schlechtem Bier. Ursprünglich in Bezug auf ein westfälisches Kräuterbier (Gräsich?), das sonst als trefflich berühmt war, von dem aber der Cardinal Chigi, später Papst Alexander VII., der sich einige Zeit als päpstlicher Legat in dem westfälischen Flecken Langerich aufhielt, meinte: &#x201E;Nur noch etwas Schwefel hinein und es sei ohne Zweifel ein Trank für den Teufel.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Ein gutes Bier ist die goslarsche Gose, doch wenn man meint, sie sei im Bauch, so ist sie in der Hose.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Berckenmeyer, 262.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">33 Einbecker Bier ist ein stark Thier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist unter dem Namen Bock oder Bockbier bekannt und berühmt. Aus der Bezeichnung Ainpeckh oder Ainpöckh soll Bock geworden sein. (<hi rendition="#i">Wurzbach II, 39.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">34 Einer trinkt's Bier in der Schenke, der andere im Traum; der eine mit Hefen, der andere mit Schaum.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Er trinkt von Einem Stoff Bier dreimal.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. an drei verschiedenen Tagen, der mehr als Sparsame.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">36 Es war gut Bier, aber der Zapfen ist abgebrochen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 145, 205; Simrock, 1087.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat was goet bier, mer tis uut. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 720.</hi>) Het was goed bier, maar de tap is nu uit. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 55.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Jam est potata, sed erat cerevisia grata.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">37 Gut Bier ist besser als schlechter Wein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Good ale is meat, drink and cloth. (<hi rendition="#i">Bohn II, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Goed bier ist beter dan slechte wijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 55.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">38 Gut Bier macht die Wangen roth und den Hintern bloss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 424.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man sich nämlich zum Bettler trinkt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">39 Halb Bier, halb Freud'.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 374.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">40 Hamburger Bier wollte gern mit dem Wein um die Wette laufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 373.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Hat as ian Biir, sait hjü Gus, an do gingh hjü fan a Njoxstal tu't Edelseel (Ethesil).</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Lappenkorb.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist Ein Bier &#x2013; nach ihrer Meinung Eine Sorte &#x2013; sagte die Gans, und da ging sie vom Miststall zur Pissrinne. Sinn: Dem Schmuzbalg ist aller Schmuz gleich. (S. 29.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">42 Is dat Beer in'n Manne, is de Geest<hi rendition="#sup">1</hi> in'r Kanne.</hi> (<hi rendition="#i">Rastede.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 27, 64; Eichwald, 112.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Verstand.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">43 Je toller das Bier gebraut wird, desto besser schmeckt es (ihm).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimm, I, 1822.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">44 Jung Bier gärt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Jong bier moet gesten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 56.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">45 Jung bier ist besser zu trincken, denn alter kofent<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 322.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Nachbier, Tischbier.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">46 Komm mit mir auf ein Seidel Bier, sagte der Teufel zum Satan, als er ihn im Walde traf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sinn: Gleich sucht sich, gleich findet sich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">47 Nach Bieren gib potum, nach potum eile cacotum.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">48 Naumburger Bier ist der Thüringer Malvasier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[188]/0216] 12 Bier oder Wein, es muss getrunken sein. 13 Bier soll man gemachsam, Wein frisch einschenken. – Lehmann, II, 48, 43. 14 Bier und Brot im Haus ist besser als Gsottnes und Bratens draus. – Sutor, 140. Lat.: Melius est vocare ad olera cum gaudio, quam ad vitulum saginatum cum odio. 15 Bier und Brot macht Wangen roth. – Sailer, 374; Grimm, I, 1822. 16 Bier und Mädchen haben viel Glück, das Bier trinkt man ohne Durst und die Mädchen heirathet man ungeprüft. (Finn.) 17 Bier vnd brot ist gut für Hungersnoth. – Henisch, 374. 18 Bier vnd brot macht manchen schalck gross. – Henisch, 524. 19 Breslauer Bier ist der Schlesier Malvasier. Dies schlesische Sprichwort bezieht sich auf das ehemals so berühmte Bier, Scheps oder Schöps genannt, von dessen Lobe alle schlesischen Chroniken voll sind, und das seiner medicinischen Eigenschaften nicht weniger als seines ausserordentlichen Wohlgeschmacks wegen stark ins Ausland verführt wurde. Man sang von ihm: Scheps steiget ins Gesicht, Braucht keine Leiter nicht; Er sitzet in der Stirn, Wirkt Wunder im Gehirn. Und ein anderer singt von denen, die Scheps trinken, Horaz' Ode an die Melpomene parodirend: Sie brauchen keinen welschen Wein, Nichts von Bacharach am Rhein, Ihren Hals zu netzen; Auch nichts vom kretenser Saft, Schöps kann schon mit seiner Kraft, Sie genug ergötzen. Hier zu Bressel in der Stadt Dieser Trank den Ursprung hat, Von drei guten Sachen: Hopfensamen, Weizgetreid, Wohl im Wasser abgebräut, Solch Getränke machen. Es war zu jener Zeit Brauch, die Biere der verschiedenen Ortschaften durch sonderbare Namen, zum Theil durch deren Wirkung veranlasst, zu bezeichnen. Wie das breslauer Scheps hiess, so war ein zu Leipzig gebrautes Bier unter dem Namen Rastrum bekannt; man braute in Halle Puff und Muff, in Wittenberg Kukuk, in Halberstadt Broihan, in Goslar Gose (s. d.), in Kyritz Mord und Todtschlag, aber auch, wahrscheinlich als Medicin dagegen, ein „Friede und Einigkeit“, in Benneckenstein am Harz Brauseput, in Buxtehude „Ich weiss nicht wie“, in Stade Kater, in Schweidnitz Stier, in Kolberg Block, in Lizerode Auweh, in Grimma Bauchweh, in Dassel Hund, weil es im Leibe knurrte, in Osnabrück Bürste, in Erfurt Schlung, in Schöningen Todtenkopf, in Braunschweig Mumme (s. d.), in Güstrow Kniesenack, in Ratzeburg Rummeldaus, in Wettin Keuterling, in Delitzsch Kuhschwanz, in Boitzenburg Bît den Kerl, in Jena Dorfteufel, Maulesel, Klatsch und Menschenfett, in Eisleben Krabbel an der Wand, in Lübeck Israel, in Brandenburg Alter Klaus, in Wernigerode Lumpenbier, in Marburg Junker, in Zerbst Würze. (Vgl. Berckenmeyer, 329, ferner National-Zeitung, 1857, Beilage zu Nr. 95.) Was insbesondere den breslauer Scheps betrifft, so erwähne ich noch des Breslauer Erzähler, 1800, S. 471, sowie der Baierschen Biersympathien im Schweidnitzer Keller zu Breslau in der Breslauer Zeitung, 1839, Nr. 133; ferner Heinrich Knaur's Fünf Bücher von der göttlichen Gabe, der philosophischen, hochtheuern und wunderbaren Kunst Bier zu brawen (Erfurt 1573), der von dem breslauer Scheps sagt, dass man von demselben „esse und trinke und dass es dicke und fette Leute mache“. Zur Geschichte des Biers vgl. Pilot (Rudolstadt 1862), Nr. 14, 15. Von dem breslauer Bier finden sich noch folgende lateinische Sprüche: O Scheps, Scheps, te libenter bibit omnis plebs. – Scheps caput ascendit, neque scalis indiget ullis, sessitat in stirnis mirabilis intus in hirnis. (Berckenmeyer, 319.) – Auch die Engländer wissen die Vorzüge des Biers in ihren Sprichwörtern zu rühmen. Engl.: He that buys land, buys many stones; he that buys flesh, buys many bones, he that buys eggs, buys many shells; but he that buys good ale, buys nothing else. (Bohn II, 194.) 20 Danziger Bier ist stärker als der Ochsen vier. Es soll früher alle Biere an Stärke übertroffen haben. Engl.: Dunmow bacon, and Doncaster doggers, Monmouth caps, and Leinster wool, Derby ale and London beer. (Bohn II, 225.) 21 Das Bier ist am besten, worin das wenigste Wasser ist. 22 Das Bier ist nicht für die Gänse gebraut. Holl.: Het bier is voor de ganzen niet gebrouwd. (Harrebomée, I, 55.) 23 Das Bier riecht nach dem Fässchen schier. 24 Das Bier schmeckt gern nach dem Fass. – Henisch, 374; Simrock, 1088. Lat.: Omne sua retinet vinum de vite saporem. 25 Das bier vnd der wein folget dem zapffen (d. h. dem Wirthshaus). – Agricola, 78; Lehmann, II, 57, 12; Körte, 623; Simrock, 1086; Eiselein, 77. Nach Eiselein will man damit anzeigen, dass man Herberge und Nahrung wol gratis annehme, aber den Trunk aus dem Wirthshause dahin bezahlen wolle. Holl.: Dat bier volgt den tap. (Harrebomée, I, 55.) 26 Das Bier wäre gut, hätte die Sau nicht den Zapfen gezogen. – Henisch, 374; Körte, 624. 27 Das Bier, welches der Krüger verschenkt, ist sauer. (Lett.) 28 Das ist Bier ohne Malz und Hopfen. 29 Dat 's ên Bier, säd' de Gos, dôr ging se von'n Messhof1 an de Pissrönn. (Ostfries.) – Hoefer, 383. 1) Mist- oder Düngerhof. 30 Der eine hat das Bier gebraut, der andere schenkt's aus. Holl.: Dat biertje heeft de een gebrouwd, en de ander getapt. (Harrebomée, I, 55.) 31 Dies Bier ist ohne Zweifel ein Trank für den Teufel. Von schlechtem Bier. Ursprünglich in Bezug auf ein westfälisches Kräuterbier (Gräsich?), das sonst als trefflich berühmt war, von dem aber der Cardinal Chigi, später Papst Alexander VII., der sich einige Zeit als päpstlicher Legat in dem westfälischen Flecken Langerich aufhielt, meinte: „Nur noch etwas Schwefel hinein und es sei ohne Zweifel ein Trank für den Teufel.“ 32 Ein gutes Bier ist die goslarsche Gose, doch wenn man meint, sie sei im Bauch, so ist sie in der Hose. – Berckenmeyer, 262. 33 Einbecker Bier ist ein stark Thier. Es ist unter dem Namen Bock oder Bockbier bekannt und berühmt. Aus der Bezeichnung Ainpeckh oder Ainpöckh soll Bock geworden sein. (Wurzbach II, 39.) 34 Einer trinkt's Bier in der Schenke, der andere im Traum; der eine mit Hefen, der andere mit Schaum. 35 Er trinkt von Einem Stoff Bier dreimal. (Ostpreuss.) D. h. an drei verschiedenen Tagen, der mehr als Sparsame. 36 Es war gut Bier, aber der Zapfen ist abgebrochen. – Lehmann, II, 145, 205; Simrock, 1087. Holl.: Dat was goet bier, mer tis uut. (Fallersleben, 720.) Het was goed bier, maar de tap is nu uit. (Harrebomée, I, 55.) Lat.: Jam est potata, sed erat cerevisia grata. 37 Gut Bier ist besser als schlechter Wein. Engl.: Good ale is meat, drink and cloth. (Bohn II, 1.) Holl.: Goed bier ist beter dan slechte wijn. (Harrebomée, I, 55.) 38 Gut Bier macht die Wangen roth und den Hintern bloss. – Henisch, 424. Wenn man sich nämlich zum Bettler trinkt. 39 Halb Bier, halb Freud'. – Henisch, 374. 40 Hamburger Bier wollte gern mit dem Wein um die Wette laufen. – Henisch, 373. 41 Hat as ian Biir, sait hjü Gus, an do gingh hjü fan a Njoxstal tu't Edelseel (Ethesil). (Nordfries.) – Lappenkorb. Es ist Ein Bier – nach ihrer Meinung Eine Sorte – sagte die Gans, und da ging sie vom Miststall zur Pissrinne. Sinn: Dem Schmuzbalg ist aller Schmuz gleich. (S. 29.) 42 Is dat Beer in'n Manne, is de Geest1 in'r Kanne. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 64; Eichwald, 112. 1) Verstand. 43 Je toller das Bier gebraut wird, desto besser schmeckt es (ihm). – Grimm, I, 1822. 44 Jung Bier gärt. Holl.: Jong bier moet gesten. (Harrebomée, I, 56.) 45 Jung bier ist besser zu trincken, denn alter kofent1. – Henisch, 322. 1) Nachbier, Tischbier. 46 Komm mit mir auf ein Seidel Bier, sagte der Teufel zum Satan, als er ihn im Walde traf. Sinn: Gleich sucht sich, gleich findet sich. 47 Nach Bieren gib potum, nach potum eile cacotum. – Fischart. 48 Naumburger Bier ist der Thüringer Malvasier.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/216
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [188]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/216>, abgerufen am 21.11.2024.