Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 25 Wer oft (viel) ins Bad gehet, wird oft gezwaget1. - Simrock, 689. 1) Gewaschen. 26 Wer sich nicht vorm Bade schämt, darf sich auch nicht vorm Nacktsein schämen. 27 Wir sind im Bad, Gott geb' uns das Schwitzen. - Sprichwörterschatz, I, 98. *28 Das Bad (allein) austragen (austrinken, aussaufen, bezahlen) müssen. Für einen andern büssen müssen. Frz.: Payer la folle-enchere. - Payer les pots casses. *29 Das Bad für alle bezahlen müssen. *30 Das bad hat er jhm selbst gemacht (übergehängt, zubereitet). - Henisch, 169. Dän.: Han har selv ildet den badstue til sig. Frz.: Il a chauffe l'etuve pour lui-meme. *31 Das Bad muss jeder austrinken. Der Ton auf das; jeder muss sterben. *32 Ein Bad nehmen. - Eiselein., 50. *33 Einem das Bad gesegnen. - Grimm, I, 1070. Man rief dem Einsteigenden Prosit balneum zu; aber auch in übler Bedeutung für einen derb durchprügeln. - Konrad Baumgarten gesegnete dem Vogt von Wolfenschiess das Bad so, dass er ihn mit der Axt todtschlug. Und mit der Axt hab' ich ihm 's Bad gesegnet." (Schiller.) *34 Einem ein Bad bereiten (anlassen, aufgiessen, richten, rüsten). (S. Einbrocken.) - Wurzbach I, 1; II, 11. Hat oft den übeln Sinn von: nachstellen, Fallen legen, in Gefahr stürzen, weil der Nackte, Wehrlose überfallen und erschlagen werden kann, oder auch weil das Bad zu heiss bereitet wird. (Grimm, I, 1069.) - In der Schweiz wird diese sprichwörtliche Redensart, wie oben bemerkt, aus der Erzählung abgeleitet, wie der Vogt von Wolfenschiess von der Gattin Konrad Baumgarten's verlangt, sie möchte mit ihm ins Bad gehen; sie ist aber wol noch ältern Ursprungs. Wurzbach leitet sie aus der Sitte slawischer Völker ab, Schwitzbäder zu gebrauchen. Nach M. Gallus soll Boleslaus der Tapfere (992-1025) oft dergleichen Bäder gebraucht haben. Wenn er einen Jüngling bessern, aber auch gleichzeitig für begangene Fehler züchtigen wollte, so nahm er ihn mit ins Bad, in welchem er ihn eigenhändig mit der Ruthe hieb, ihm dabei gute Lehren gab und - mit einem neuen Kleide nach Hause schickte. Hierin soll die obige Redensart ihren Ursprung haben. *35 Einem ein Bad überthun. - Kirchhofer, 54. Einem einen schweren Handel oder eine böse Sache auf den Hals richten. *36 Einem ein sauberes Bad bereiten. Ihn in schlimme Händel verwickeln. Frz.: Mettre quelqu'un en de beaux draps blancs. (Lendroy, 141.) *37 Einen aus dem Bade ziehen. Ihn retten. *38 In solchem bad ist das die lacken1. - Murner, Vom luth. Narren; Kloster, X, 85. 1) Das Laken, oberdeutsch: Lailaken = Bett-, Badetuch u. s. w. *39 Man hat ihm ein heiss Bad übergehenkt. - Murner, Schelm., 41. *40 Sie gehören in Ein Bad. - Grimm, I, 1070. Verdienen dieselbe Behandlung, dieselbe Strafe. Bade (s. Allbott und Bate). Badegeld. *1 Einem das Badegeld schenken. - Kirchhofer, 53. Wer ins Bad, besonders nach Baden ging, dem wurde in alten Zeiten, namentlich von Freunden und Bekannten ein Geschenk an Geld gemacht, was später in Geschenke anderer Art, wie silberne oder goldene Becher, verwandelt wurde. Die Räthe machten den ins Bad gehenden Bürgermeistern, die Zünfte ihren Vorstehern u. s. w. dergleichen Geschenke, bis der Misbrauch den Gebrauch aufhob. *2 Was gibst zu badgelt? - Henisch, 169. Badeheller. Ein paar Badeheller sparen. - Fischart, Gesch. Badeknecht. Das ist vom Badeknecht. (Nürnberg.) D. h. eine Lüge, weil Badestuben und Badeknechte einen Ruf nach dieser Seite hatten. Bademutter. 1 Alte Bademütter und alte Aerzte sind die besten. - Henisch, 328. It.: Medico vecchio, e barbier giovane. Lat.: Antiquus bonus est medicus, tonsorque novellus. 2 Bademütter und Waschweiber reden viel an einem langen Sommertage. Holl.: Drie vroedvrouwen, drie besteedsters en drie waschvrouwen zijn te zamen negen koppelaarsters. (Harrebomee, I, 50.) [Spaltenumbruch] 3 Wenn die Bademutter das Kind zur Welt gefördert, hat, wird sie stets gerühmt, hätte sie auch den Schos der Kreissenden zerrissen. (Russ.) Baden (Name). 1 Baden, Wildbad und Zell fliessen aus Einer Quell. Um anzudeuten, dass die Heilbrunnen Liebenzell, Wildbad und Baden-Baden in ihren Hauptbestandtheilen (kohlensaures und schwefelsaures Natron, Eisenoxyd, Kieselerde, Kochsalz und kohlensauren Kalk) sehr ähnlich sind und eine gemeinsame unterirdische Quelle haben mögen. 2 Was zu Baden geschieht, muss man zu Baden liegen lassen. - Körte, 369; Kirchhofer, 15; Simrock, 693. Von dem, was sich jemand an einem Badeorte erlaubt haben mag, soll zu Hause nicht gesprochen werden. Die Bäder von Baden waren schon in uralten Zeiten ein Aufenthalt nicht nur kranker, sondern auch gesunder und froher Menschen, die von ihren Geschäften ausruhten und sich wol auch muthwilliger Laune überliessen. Das Sprichwort will nicht, dass dies im Heimatkreise der Betreffenden besprochen werde. Baden (Verbum). 1 Bade dich eh' es Nacht wird. Wol nur von dem Baden in freien Gewässern, wegen der dabei möglichen Gefahren zu verstehen. 2 Bad' gnug oder sitz' nicht (erst) ein. - Eiselein, 50; Henisch, 170. Alles ordentlich, genügend, gehörig oder gar nicht. 3 Bade nicht in allen Pfützen. 4 Baden ist mehr als waschen. 5 Baden wendet nicht allen Schaden. - Simrock, 692; Kirchhofer, 240. 6 Kalt baden macht (mag) Schaden (schaden). - Fischart. Ist hier von warmen Bädern die Rede, denen der erforderliche Wärmegrad abgeht. 7 Oft baden bekommt dem Leibe wohl, aber den Augen übel. Kann wol nicht vom Baden überhaupt und allen Bädern gelten; oder soll es vielleicht heissen: bekommt dem Beutel übel. 8 Wer am lengsten badet, lebt am lengsten. - Henisch, 170. Wie der, der am längsten suppt. Scherzwort. Lat.: Senecta hominum balnea calida. (Philostratus.) 9 Wer baden will einen Rappen (Raben) weiss, der verschwendet seinen Schweiss. 10 Wer selten badet, der verbrent gemeingklich den hindern. - Henisch, 170. 11 Wer vil badet, der wirt offt gezwagen. - Henisch, 170. 12 Wo baden Brauch ist, gehört Nacktheit zur Sitte. *13 Er badet wol - in Hosen. - Eiselein, 50. *14 Er ist ein wenig zu heiss gebadet. - Tappius, 86a; Sailer, 299. Er ist bald im Harnisch; von dem Schnellentzündbaren. Lat.: In fermento jacere. Bader. 1 Bader erkennt man an der Schürze. Man nimmt ihnen auch, wie Goethe bemerkt, nichts übel. 2 Bader geben sich oft für Wundärzte aus. Und nehmen's übel, wenn man sie nicht Doctor heisst und ihr Gebräu - Medicin. 3 Ein guter Bader gibt ein guten trincker. - Henisch, 168 (172 ist Druckfehler). *4 Aus einem Bader ein Bischof werden. Allgemein: aus einer unbedeutenden Stellung zu einer hohen Würde emporsteigen. Wahrscheinlich liegt dem Sprichworte eine geschichtliche Thatsache zum Grunde. Lat.: A remo ad tribunal. *5 Es ist ein Bader. (Altgr.) Bei den Griechen ein Schimpfwort; angewandt auf einen Menschen, der sich mehr als zuviel um anderer Leute Angelegenheiten bekümmert. Bei uns sagt man: Sein eigener Bader sein; d. h. für seinen eigenen Vortheil Sorge tragen, ohne auf die Gunst und Gefälligkeit anderer zu warten. Von den Bädern entlehnt, wo jeder, wenn der Bademeister nicht kam, selbst Wasser schöpfte. Lat.: Mihi ipsi balneum ministrabo. (Aristoph.) (Erasmus, 784.) *6 Es ist ein versoffener Bader. - Grimm, I, 1073. Badere. * Sie hatte nicht einmal die Badere1 an. - Eiselein, 51. 1) Badehemd. 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Und mit der Axt hab' ich ihm 's Bad gesegnet.“ (Schiller.) *34 Einem ein Bad bereiten (anlassen, aufgiessen, richten, rüsten). (S. Einbrocken.) – Wurzbach I, 1; II, 11. Hat oft den übeln Sinn von: nachstellen, Fallen legen, in Gefahr stürzen, weil der Nackte, Wehrlose überfallen und erschlagen werden kann, oder auch weil das Bad zu heiss bereitet wird. (Grimm, I, 1069.) – In der Schweiz wird diese sprichwörtliche Redensart, wie oben bemerkt, aus der Erzählung abgeleitet, wie der Vogt von Wolfenschiess von der Gattin Konrad Baumgarten's verlangt, sie möchte mit ihm ins Bad gehen; sie ist aber wol noch ältern Ursprungs. Wurzbach leitet sie aus der Sitte slawischer Völker ab, Schwitzbäder zu gebrauchen. Nach M. Gallus soll Boleslaus der Tapfere (992-1025) oft dergleichen Bäder gebraucht haben. 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[Spaltenumbruch] 3 Wenn die Bademutter das Kind zur Welt gefördert, hat, wird sie stets gerühmt, hätte sie auch den Schos der Kreissenden zerrissen. (Russ.) Baden (Name). 1 Baden, Wildbad und Zell fliessen aus Einer Quell. Um anzudeuten, dass die Heilbrunnen Liebenzell, Wildbad und Baden-Baden in ihren Hauptbestandtheilen (kohlensaures und schwefelsaures Natron, Eisenoxyd, Kieselerde, Kochsalz und kohlensauren Kalk) sehr ähnlich sind und eine gemeinsame unterirdische Quelle haben mögen. 2 Was zu Baden geschieht, muss man zu Baden liegen lassen. – Körte, 369; Kirchhofer, 15; Simrock, 693. Von dem, was sich jemand an einem Badeorte erlaubt haben mag, soll zu Hause nicht gesprochen werden. Die Bäder von Baden waren schon in uralten Zeiten ein Aufenthalt nicht nur kranker, sondern auch gesunder und froher Menschen, die von ihren Geschäften ausruhten und sich wol auch muthwilliger Laune überliessen. Das Sprichwort will nicht, dass dies im Heimatkreise der Betreffenden besprochen werde. 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Lat.: A remo ad tribunal. *5 Es ist ein Bader. (Altgr.) Bei den Griechen ein Schimpfwort; angewandt auf einen Menschen, der sich mehr als zuviel um anderer Leute Angelegenheiten bekümmert. Bei uns sagt man: Sein eigener Bader sein; d. h. für seinen eigenen Vortheil Sorge tragen, ohne auf die Gunst und Gefälligkeit anderer zu warten. Von den Bädern entlehnt, wo jeder, wenn der Bademeister nicht kam, selbst Wasser schöpfte. Lat.: Mihi ipsi balneum ministrabo. (Aristoph.) (Erasmus, 784.) *6 Es ist ein versoffener Bader. – Grimm, I, 1073. 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25 Wer oft (viel) ins Bad gehet, wird oft gezwaget1. – Simrock, 689.
1) Gewaschen.
26 Wer sich nicht vorm Bade schämt, darf sich auch nicht vorm Nacktsein schämen.
27 Wir sind im Bad, Gott geb' uns das Schwitzen. – Sprichwörterschatz, I, 98.
*28 Das Bad (allein) austragen (austrinken, aussaufen, bezahlen) müssen.
Für einen andern büssen müssen.
Frz.: Payer la folle-enchère. – Payer les pots cassés.
*29 Das Bad für alle bezahlen müssen.
*30 Das bad hat er jhm selbst gemacht (übergehängt, zubereitet). – Henisch, 169.
Dän.: Han har selv ildet den badstue til sig.
Frz.: Il a chauffé l'étuve pour lui-même.
*31 Das Bad muss jeder austrinken.
Der Ton auf das; jeder muss sterben.
*32 Ein Bad nehmen. – Eiselein., 50.
*33 Einem das Bad gesegnen. – Grimm, I, 1070.
Man rief dem Einsteigenden Prosit balneum zu; aber auch in übler Bedeutung für einen derb durchprügeln. – Konrad Baumgarten gesegnete dem Vogt von Wolfenschiess das Bad so, dass er ihn mit der Axt todtschlug. Und mit der Axt hab' ich ihm 's Bad gesegnet.“ (Schiller.)
*34 Einem ein Bad bereiten (anlassen, aufgiessen, richten, rüsten). (S. Einbrocken.) – Wurzbach I, 1; II, 11.
Hat oft den übeln Sinn von: nachstellen, Fallen legen, in Gefahr stürzen, weil der Nackte, Wehrlose überfallen und erschlagen werden kann, oder auch weil das Bad zu heiss bereitet wird. (Grimm, I, 1069.) – In der Schweiz wird diese sprichwörtliche Redensart, wie oben bemerkt, aus der Erzählung abgeleitet, wie der Vogt von Wolfenschiess von der Gattin Konrad Baumgarten's verlangt, sie möchte mit ihm ins Bad gehen; sie ist aber wol noch ältern Ursprungs. Wurzbach leitet sie aus der Sitte slawischer Völker ab, Schwitzbäder zu gebrauchen. Nach M. Gallus soll Boleslaus der Tapfere (992-1025) oft dergleichen Bäder gebraucht haben. Wenn er einen Jüngling bessern, aber auch gleichzeitig für begangene Fehler züchtigen wollte, so nahm er ihn mit ins Bad, in welchem er ihn eigenhändig mit der Ruthe hieb, ihm dabei gute Lehren gab und – mit einem neuen Kleide nach Hause schickte. Hierin soll die obige Redensart ihren Ursprung haben.
*35 Einem ein Bad überthun. – Kirchhofer, 54.
Einem einen schweren Handel oder eine böse Sache auf den Hals richten.
*36 Einem ein sauberes Bad bereiten.
Ihn in schlimme Händel verwickeln.
Frz.: Mettre quelqu'un en de beaux draps blancs. (Lendroy, 141.)
*37 Einen aus dem Bade ziehen.
Ihn retten.
*38 In solchem bad ist das die lacken1. – Murner, Vom luth. Narren; Kloster, X, 85.
1) Das Laken, oberdeutsch: Lailaken = Bett-, Badetuch u. s. w.
*39 Man hat ihm ein heiss Bad übergehenkt. – Murner, Schelm., 41.
*40 Sie gehören in Ein Bad. – Grimm, I, 1070.
Verdienen dieselbe Behandlung, dieselbe Strafe.
Bade (s. Allbott und Bate).
Badegeld.
*1 Einem das Badegeld schenken. – Kirchhofer, 53.
Wer ins Bad, besonders nach Baden ging, dem wurde in alten Zeiten, namentlich von Freunden und Bekannten ein Geschenk an Geld gemacht, was später in Geschenke anderer Art, wie silberne oder goldene Becher, verwandelt wurde. Die Räthe machten den ins Bad gehenden Bürgermeistern, die Zünfte ihren Vorstehern u. s. w. dergleichen Geschenke, bis der Misbrauch den Gebrauch aufhob.
*2 Was gibst zu badgelt? – Henisch, 169.
Badeheller.
Ein paar Badeheller sparen. – Fischart, Gesch.
Badeknecht.
Das ist vom Badeknecht. (Nürnberg.)
D. h. eine Lüge, weil Badestuben und Badeknechte einen Ruf nach dieser Seite hatten.
Bademutter.
1 Alte Bademütter und alte Aerzte sind die besten. – Henisch, 328.
It.: Medico vecchio, e barbier giovane.
Lat.: Antiquus bonus est medicus, tonsorque novellus.
2 Bademütter und Waschweiber reden viel an einem langen Sommertage.
Holl.: Drie vroedvrouwen, drie besteedsters en drie waschvrouwen zijn te zamen negen koppelaarsters. (Harrebomée, I, 50.)
3 Wenn die Bademutter das Kind zur Welt gefördert, hat, wird sie stets gerühmt, hätte sie auch den Schos der Kreissenden zerrissen. (Russ.)
Baden (Name).
1 Baden, Wildbad und Zell fliessen aus Einer Quell.
Um anzudeuten, dass die Heilbrunnen Liebenzell, Wildbad und Baden-Baden in ihren Hauptbestandtheilen (kohlensaures und schwefelsaures Natron, Eisenoxyd, Kieselerde, Kochsalz und kohlensauren Kalk) sehr ähnlich sind und eine gemeinsame unterirdische Quelle haben mögen.
2 Was zu Baden geschieht, muss man zu Baden liegen lassen. – Körte, 369; Kirchhofer, 15; Simrock, 693.
Von dem, was sich jemand an einem Badeorte erlaubt haben mag, soll zu Hause nicht gesprochen werden. Die Bäder von Baden waren schon in uralten Zeiten ein Aufenthalt nicht nur kranker, sondern auch gesunder und froher Menschen, die von ihren Geschäften ausruhten und sich wol auch muthwilliger Laune überliessen. Das Sprichwort will nicht, dass dies im Heimatkreise der Betreffenden besprochen werde.
Baden (Verbum).
1 Bade dich eh' es Nacht wird.
Wol nur von dem Baden in freien Gewässern, wegen der dabei möglichen Gefahren zu verstehen.
2 Bad' gnug oder sitz' nicht (erst) ein. – Eiselein, 50; Henisch, 170.
Alles ordentlich, genügend, gehörig oder gar nicht.
3 Bade nicht in allen Pfützen.
4 Baden ist mehr als waschen.
5 Baden wendet nicht allen Schaden. – Simrock, 692; Kirchhofer, 240.
6 Kalt baden macht (mag) Schaden (schaden). – Fischart.
Ist hier von warmen Bädern die Rede, denen der erforderliche Wärmegrad abgeht.
7 Oft baden bekommt dem Leibe wohl, aber den Augen übel.
Kann wol nicht vom Baden überhaupt und allen Bädern gelten; oder soll es vielleicht heissen: bekommt dem Beutel übel.
8 Wer am lengsten badet, lebt am lengsten. – Henisch, 170.
Wie der, der am längsten suppt. Scherzwort.
Lat.: Senecta hominum balnea calida. (Philostratus.)
9 Wer baden will einen Rappen (Raben) weiss, der verschwendet seinen Schweiss.
10 Wer selten badet, der verbrent gemeingklich den hindern. – Henisch, 170.
11 Wer vil badet, der wirt offt gezwagen. – Henisch, 170.
12 Wo baden Brauch ist, gehört Nacktheit zur Sitte.
*13 Er badet wol – in Hosen. – Eiselein, 50.
*14 Er ist ein wenig zu heiss gebadet. – Tappius, 86a; Sailer, 299.
Er ist bald im Harnisch; von dem Schnellentzündbaren.
Lat.: In fermento jacere.
Bader.
1 Bader erkennt man an der Schürze.
Man nimmt ihnen auch, wie Goethe bemerkt, nichts übel.
2 Bader geben sich oft für Wundärzte aus.
Und nehmen's übel, wenn man sie nicht Doctor heisst und ihr Gebräu – Medicin.
3 Ein guter Bader gibt ein guten trincker. – Henisch, 168 (172 ist Druckfehler).
*4 Aus einem Bader ein Bischof werden.
Allgemein: aus einer unbedeutenden Stellung zu einer hohen Würde emporsteigen. Wahrscheinlich liegt dem Sprichworte eine geschichtliche Thatsache zum Grunde.
Lat.: A remo ad tribunal.
*5 Es ist ein Bader. (Altgr.)
Bei den Griechen ein Schimpfwort; angewandt auf einen Menschen, der sich mehr als zuviel um anderer Leute Angelegenheiten bekümmert. Bei uns sagt man: Sein eigener Bader sein; d. h. für seinen eigenen Vortheil Sorge tragen, ohne auf die Gunst und Gefälligkeit anderer zu warten. Von den Bädern entlehnt, wo jeder, wenn der Bademeister nicht kam, selbst Wasser schöpfte.
Lat.: Mihi ipsi balneum ministrabo. (Aristoph.) (Erasmus, 784.)
*6 Es ist ein versoffener Bader. – Grimm, I, 1073.
Badere.
* Sie hatte nicht einmal die Badere1 an. – Eiselein, 51.
1) Badehemd.
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