Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.solchem fürnehmen die übermäßige grosse Liebe veruhrsacht hatte/ mit hoher Bitt (weil er ein Mörder worden) der Grafe wolle ihn entleiben/ damit er seines grossen Hertzenleids abkäme. Der Edle Grafe/ der diesen seinen Spieß-Gesellen hertzlich liebte/ und als seinen angebornen Bruder achtet/ kam auffs neue wider in solchen Kummer/ daß er ihm gleich falls den Todt wünschete/ der Ritter nahm Hut und Mandel ab/ und gab ihm das Rappier in die Hand/ und sprach: Ach sey doch unverzagt/ und suche mit meiner Wehr das falsche Hertz in meinem verfluchten Leibe/ denn ich bin Treuloß / auff daß mit meinem Blut besprenget werde das Grab derer/ welche ich mit meiner falschen Zunge ermordet habe/ (denn diese offenbahrung geschahe bey ihrem Grabe) weil wir nun beyde sie umb ihren Jungfräulichen Glimpf gebracht/ und zu Mördern worden seyn/ ich aber fürnehmlich der rechte uhrsacher bin/ darumb ach mein Bruder/ so verzeug nicht mir mein Recht zu thun / und mir also aus meiner Hertzen-Angst zu helffen. Der wehemütige Graf aber hätte selber nicht geblut/ wenn man ihn schon geschnitten/ gieng derwegen alsbald zu der Jungfrauen Vater/ zeiget ihm mit weinender Stimm den gantzen Handel an/ welches sich der Alte sambt alle den seinen höchlich freuete/ daß GOtt der HErr ihre Vnschuld so wunderlich an Tag bracht. Auff solches baht solchem fürnehmen die übermäßige grosse Liebe veruhrsacht hatte/ mit hoher Bitt (weil er ein Mörder worden) der Grafe wolle ihn entleiben/ damit er seines grossen Hertzenleids abkäme. Der Edle Grafe/ der diesen seinen Spieß-Gesellen hertzlich liebte/ und als seinen angebornen Bruder achtet/ kam auffs neue wider in solchen Kummer/ daß er ihm gleich falls den Todt wünschete/ der Ritter nahm Hut und Mandel ab/ und gab ihm das Rappier in die Hand/ und sprach: Ach sey doch unverzagt/ und suche mit meiner Wehr das falsche Hertz in meinem verfluchten Leibe/ denn ich bin Treuloß / auff daß mit meinem Blut besprenget werde das Grab derer/ welche ich mit meiner falschen Zunge ermordet habe/ (denn diese offenbahrung geschahe bey ihrem Grabe) weil wir nun beyde sie umb ihren Jungfräulichẽ Glimpf gebracht/ und zu Mördern worden seyn/ ich aber fürnehmlich der rechte uhrsacher bin/ darumb ach mein Bruder/ so verzeug nicht mir mein Recht zu thun / und mir also aus meiner Hertzen-Angst zu helffen. Der wehemütige Graf aber hätte selber nicht geblut/ wenn man ihn schon geschnitten/ gieng derwegen alsbald zu der Jungfrauen Vater/ zeiget ihm mit weinender Stimm den gantzen Handel an/ welches sich der Alte sambt alle den seinen höchlich freuete/ daß GOtt der HErr ihre Vnschuld so wunderlich an Tag bracht. Auff solches baht <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0094" n="74"/> solchem fürnehmen die übermäßige grosse Liebe veruhrsacht hatte/ mit hoher Bitt (weil er ein Mörder worden) der Grafe wolle ihn entleiben/ damit er seines grossen Hertzenleids abkäme. Der Edle Grafe/ der diesen seinen Spieß-Gesellen hertzlich liebte/ und als seinen angebornen Bruder achtet/ kam auffs neue wider in solchen Kummer/ daß er ihm gleich falls den Todt wünschete/ der Ritter nahm Hut und Mandel ab/ und gab ihm das Rappier in die Hand/ und sprach: Ach sey doch unverzagt/ und suche mit meiner Wehr das falsche Hertz in meinem verfluchten Leibe/ denn ich bin Treuloß / auff daß mit meinem Blut besprenget werde das Grab derer/ welche ich mit meiner falschen Zunge ermordet habe/ (denn diese offenbahrung geschahe bey ihrem Grabe) weil wir nun beyde sie umb ihren Jungfräulichẽ Glimpf gebracht/ und zu Mördern worden seyn/ ich aber fürnehmlich der rechte uhrsacher bin/ darumb ach mein Bruder/ so verzeug nicht mir mein Recht zu thun / und mir also aus meiner Hertzen-Angst zu helffen. Der wehemütige Graf aber hätte selber nicht geblut/ wenn man ihn schon geschnitten/ gieng derwegen alsbald zu der Jungfrauen Vater/ zeiget ihm mit weinender Stimm den gantzen Handel an/ welches sich der Alte sambt alle den seinen höchlich freuete/ daß GOtt der HErr ihre Vnschuld so wunderlich an Tag bracht. Auff solches baht </p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0094]
solchem fürnehmen die übermäßige grosse Liebe veruhrsacht hatte/ mit hoher Bitt (weil er ein Mörder worden) der Grafe wolle ihn entleiben/ damit er seines grossen Hertzenleids abkäme. Der Edle Grafe/ der diesen seinen Spieß-Gesellen hertzlich liebte/ und als seinen angebornen Bruder achtet/ kam auffs neue wider in solchen Kummer/ daß er ihm gleich falls den Todt wünschete/ der Ritter nahm Hut und Mandel ab/ und gab ihm das Rappier in die Hand/ und sprach: Ach sey doch unverzagt/ und suche mit meiner Wehr das falsche Hertz in meinem verfluchten Leibe/ denn ich bin Treuloß / auff daß mit meinem Blut besprenget werde das Grab derer/ welche ich mit meiner falschen Zunge ermordet habe/ (denn diese offenbahrung geschahe bey ihrem Grabe) weil wir nun beyde sie umb ihren Jungfräulichẽ Glimpf gebracht/ und zu Mördern worden seyn/ ich aber fürnehmlich der rechte uhrsacher bin/ darumb ach mein Bruder/ so verzeug nicht mir mein Recht zu thun / und mir also aus meiner Hertzen-Angst zu helffen. Der wehemütige Graf aber hätte selber nicht geblut/ wenn man ihn schon geschnitten/ gieng derwegen alsbald zu der Jungfrauen Vater/ zeiget ihm mit weinender Stimm den gantzen Handel an/ welches sich der Alte sambt alle den seinen höchlich freuete/ daß GOtt der HErr ihre Vnschuld so wunderlich an Tag bracht. Auff solches baht
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/94>, abgerufen am 22.06.2024. |