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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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EIn Bürger zu Tuders kauffte auff eine Zeit ein baar Hünlein/ die wolt er heim schicken/ in dem siehet er ohngefähr am Marck den frommen Jacoponum/ den spricht er an/ lieber thue mir so viel zugefallen/ und trage mir die Hünlein heimb in mein Hauß/ mach mir aber keinen Possen. Jacoponus antwort/ trau du mir darumb/ ich wils in dein Hauß heimtragen/ wie du es befohlen. Mit diesen Worten geht er stracks Sanct Fortunati Kirchen zu/ alda dieser Bürger sein Begräbnüß hatte. In dieses Grab verbarg Jacoponas die Hünlein/ wie er mocht und kondte. Der Bürger kam heim/ fragt alsbald nach den Hünlein/ niemand wolt im Hauß darumb wissen/ sie hätten niemand nie gesehen. Da laufft der Bürger wiederumb gen Marckt/ und so bald er den Jacoponum sihet/ sagt er/ es ist mir wol vorgangen/ du könst deine Possen nicht lassen: Lieber/ wo seynd meine Hünlein. Jacoponus sprach/ ich habs in dein Hauß getragen/ wie du befohlen. Will doch/ spricht der Bürger/ bey mir daheim niemand darumb wissen/ komm mit mir/ sagt Jacoponus/ ich will dir den Glauben in die Händ geben. Führet also den Burger mit sich in die Kirchen zum Grab/ ruckt den Grabstein/ und sagt / lieber Freund/ ist dann diß nicht dein Hauß? Der Bürger konds nicht langnen / nahm die Hünlein zu sich/ und schöpffet eine gute Lehr darauß.

EIn Bürger zu Tuders kauffte auff eine Zeit ein baar Hünlein/ die wolt er heim schicken/ in dem siehet er ohngefähr am Marck den frommen Jacoponum/ den spricht er an/ lieber thue mir so viel zugefallen/ und trage mir die Hünlein heimb in mein Hauß/ mach mir aber keinen Possen. Jacoponus antwort/ trau du mir darumb/ ich wils in dein Hauß heimtragen/ wie du es befohlen. Mit diesen Worten geht er stracks Sanct Fortunati Kirchen zu/ alda dieser Bürger sein Begräbnüß hatte. In dieses Grab verbarg Jacoponas die Hünlein/ wie er mocht und kondte. Der Bürger kam heim/ fragt alsbald nach den Hünlein/ niemand wolt im Hauß darumb wissen/ sie hätten niemand nie gesehen. Da laufft der Bürger wiederumb gen Marckt/ und so bald er den Jacoponum sihet/ sagt er/ es ist mir wol vorgangen/ du könst deine Possen nicht lassen: Lieber/ wo seynd meine Hünlein. Jacoponus sprach/ ich habs in dein Hauß getragen/ wie du befohlen. Will doch/ spricht der Bürger/ bey mir daheim niemand darumb wissen/ komm mit mir/ sagt Jacoponus/ ich will dir den Glauben in die Händ geben. Führet also den Burger mit sich in die Kirchen zum Grab/ ruckt den Grabstein/ und sagt / lieber Freund/ ist dann diß nicht dein Hauß? Der Bürger konds nicht langnen / nahm die Hünlein zu sich/ und schöpffet eine gute Lehr darauß.

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[867/0887] EIn Bürger zu Tuders kauffte auff eine Zeit ein baar Hünlein/ die wolt er heim schicken/ in dem siehet er ohngefähr am Marck den frommen Jacoponum/ den spricht er an/ lieber thue mir so viel zugefallen/ und trage mir die Hünlein heimb in mein Hauß/ mach mir aber keinen Possen. Jacoponus antwort/ trau du mir darumb/ ich wils in dein Hauß heimtragen/ wie du es befohlen. Mit diesen Worten geht er stracks Sanct Fortunati Kirchen zu/ alda dieser Bürger sein Begräbnüß hatte. In dieses Grab verbarg Jacoponas die Hünlein/ wie er mocht und kondte. Der Bürger kam heim/ fragt alsbald nach den Hünlein/ niemand wolt im Hauß darumb wissen/ sie hätten niemand nie gesehen. Da laufft der Bürger wiederumb gen Marckt/ und so bald er den Jacoponum sihet/ sagt er/ es ist mir wol vorgangen/ du könst deine Possen nicht lassen: Lieber/ wo seynd meine Hünlein. Jacoponus sprach/ ich habs in dein Hauß getragen/ wie du befohlen. Will doch/ spricht der Bürger/ bey mir daheim niemand darumb wissen/ komm mit mir/ sagt Jacoponus/ ich will dir den Glauben in die Händ geben. Führet also den Burger mit sich in die Kirchen zum Grab/ ruckt den Grabstein/ und sagt / lieber Freund/ ist dann diß nicht dein Hauß? Der Bürger konds nicht langnen / nahm die Hünlein zu sich/ und schöpffet eine gute Lehr darauß.

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 867. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/887>, abgerufen am 16.07.2024.