Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.verstelleten. Wir mögen wol mit Warheit sagen; daß diese Leute einander nicht gleich seyn: Vnd ich glaube/ daß die/ so Verstand haben/ ihnen nicht folgen werden. Denn wer wolte ihnen gleich seyn? Derowegen mein vielgeliebtes Kind! Du seyest gleich ein Sohn oder eine Tochter/ so ist mein Will und Begehren/ daß du solche Eitelkeit fliehest. Bistu eine Tochter/ so bekenne ich/ daß diese Last dir viel verdrießlicher seyn wird, weil du schwächer bist/ und mehr darzu wirst angereitzet werden; Denn du wirst etwann andere sehen/ die du nicht so vor reich/ noch von solchem Geschlecht/ wie du bist/ hältst und doch stattlicher / als du/ daher gehen/ Da dir dann gar bald im Sinn kommen wird/ (wenn du solche stehest) daß du ihnen aufs wenigst gleich/ wo nicht stattlicher / zugehen begehren wirst. Aber glaube/ und sey meiner Reden eingedenck; Daß das Ende aller dieser Eitelkeit bitterer/ als Gall ist/ Wenn du zu deinen Jahren kömbst/ und an die Zeit dencken wirst/ die du/ nur dich zu schmücken / angewendet hast/ dadurch mehr/ dann der halbe Theil deines Lebens / dahingegangen/ so wird dichs nur betrüben/ daß du von allem/ daß du ausgeseet / nichts/ als Reu/ ernden kanst/ und daß eine Thorheit nur der andern gefolget. Gewißlich/ wann du die Vrsach dieses Elends erforschest/ wirstu finden/ daß dein verkehrter Will die erste und vornehmste gewesen: Du verstelleten. Wir mögen wol mit Warheit sagen; daß diese Leute einander nicht gleich seyn: Vnd ich glaube/ daß die/ so Verstand haben/ ihnen nicht folgen werden. Denn wer wolte ihnen gleich seyn? Derowegen mein vielgeliebtes Kind! Du seyest gleich ein Sohn oder eine Tochter/ so ist mein Will und Begehren/ daß du solche Eitelkeit fliehest. Bistu eine Tochter/ so bekenne ich/ daß diese Last dir viel verdrießlicher seyn wird, weil du schwächer bist/ und mehr darzu wirst angereitzet werden; Denn du wirst etwann andere sehen/ die du nicht so vor reich/ noch von solchem Geschlecht/ wie du bist/ hältst und doch stattlicher / als du/ daher gehen/ Da dir dann gar bald im Sinn kommen wird/ (wenn du solche stehest) daß du ihnen aufs wenigst gleich/ wo nicht stattlicher / zugehen begehren wirst. Aber glaube/ und sey meiner Reden eingedenck; Daß das Ende aller dieser Eitelkeit bitterer/ als Gall ist/ Wenn du zu deinen Jahren kömbst/ und an die Zeit dencken wirst/ die du/ nur dich zu schmücken / angewendet hast/ dadurch mehr/ dann der halbe Theil deines Lebens / dahingegangen/ so wird dichs nur betrüben/ daß du von allem/ daß du ausgeseet / nichts/ als Reu/ ernden kanst/ und daß eine Thorheit nur der andern gefolget. Gewißlich/ wann du die Vrsach dieses Elends erforschest/ wirstu finden/ daß dein verkehrter Will die erste und vornehmste gewesen: Du <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0730" n="710"/> verstelleten. Wir mögen wol mit Warheit sagen; daß diese Leute einander nicht gleich seyn: Vnd ich glaube/ daß die/ so Verstand haben/ ihnen nicht folgen werden. Denn wer wolte ihnen gleich seyn? Derowegen mein vielgeliebtes Kind! Du seyest gleich ein Sohn oder eine Tochter/ so ist mein Will und Begehren/ daß du solche Eitelkeit fliehest. Bistu eine Tochter/ so bekenne ich/ daß diese Last dir viel verdrießlicher seyn wird, weil du schwächer bist/ und mehr darzu wirst angereitzet werden; Denn du wirst etwann andere sehen/ die du nicht so vor reich/ noch von solchem Geschlecht/ wie du bist/ hältst und doch stattlicher / als du/ daher gehen/ Da dir dann gar bald im Sinn kommen wird/ (wenn du solche stehest) daß du ihnen aufs wenigst gleich/ wo nicht stattlicher / zugehen begehren wirst. Aber glaube/ und sey meiner Reden eingedenck; Daß das Ende aller dieser Eitelkeit bitterer/ als Gall ist/ Wenn du zu deinen Jahren kömbst/ und an die Zeit dencken wirst/ die du/ nur dich zu schmücken / angewendet hast/ dadurch mehr/ dann der halbe Theil deines Lebens / dahingegangen/ so wird dichs nur betrüben/ daß du von allem/ daß du ausgeseet / nichts/ als Reu/ ernden kanst/ und daß eine Thorheit nur der andern gefolget. Gewißlich/ wann du die Vrsach dieses Elends erforschest/ wirstu finden/ daß dein verkehrter Will die erste und vornehmste gewesen: Du </p> </div> </body> </text> </TEI> [710/0730]
verstelleten. Wir mögen wol mit Warheit sagen; daß diese Leute einander nicht gleich seyn: Vnd ich glaube/ daß die/ so Verstand haben/ ihnen nicht folgen werden. Denn wer wolte ihnen gleich seyn? Derowegen mein vielgeliebtes Kind! Du seyest gleich ein Sohn oder eine Tochter/ so ist mein Will und Begehren/ daß du solche Eitelkeit fliehest. Bistu eine Tochter/ so bekenne ich/ daß diese Last dir viel verdrießlicher seyn wird, weil du schwächer bist/ und mehr darzu wirst angereitzet werden; Denn du wirst etwann andere sehen/ die du nicht so vor reich/ noch von solchem Geschlecht/ wie du bist/ hältst und doch stattlicher / als du/ daher gehen/ Da dir dann gar bald im Sinn kommen wird/ (wenn du solche stehest) daß du ihnen aufs wenigst gleich/ wo nicht stattlicher / zugehen begehren wirst. Aber glaube/ und sey meiner Reden eingedenck; Daß das Ende aller dieser Eitelkeit bitterer/ als Gall ist/ Wenn du zu deinen Jahren kömbst/ und an die Zeit dencken wirst/ die du/ nur dich zu schmücken / angewendet hast/ dadurch mehr/ dann der halbe Theil deines Lebens / dahingegangen/ so wird dichs nur betrüben/ daß du von allem/ daß du ausgeseet / nichts/ als Reu/ ernden kanst/ und daß eine Thorheit nur der andern gefolget. Gewißlich/ wann du die Vrsach dieses Elends erforschest/ wirstu finden/ daß dein verkehrter Will die erste und vornehmste gewesen: Du
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |