Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.er handle hierinnen GOttes eigne Sache. Als aber nichts desto weniger der Geschlechter schon also darvon gangen/ hat der gottselige Patriarch sich selber gestrafft/ und für unrecht erkänt/ daß er so hartköpsisch gewesen/ und nicht weichen wollen: Wann schon (sagt er bey jhme selbst) die Sache an ihr selber so gut/ daß sie besser nicht seyn könte/ soll ich darumb meynen/ daß GOtt eine solche hartnäckische Stetigkeit des Zorns gefallen könne? Nun gehet die Nacht jetzo daher/ und sollen wir die Sonne also über unseren Zorn lassen nieder gehen? Das wäre gottloß/ und wieder den Befehl deß Apostels. Hat also der fromme Patriarch unverzüglich eine zeimliche Anzahl der fürnehmbsten Priester zu dem Niceta geschickt/ ihme nicht mehr zu sagen/ als: Herr/ die Sonne ist bey dem Niedergang. Welche wenige Wort/ deß Nicetae Gemüt durch so unversehenen Angriff dermassen verendert/ und alle Halßstarrigkeit überwunden/ daß ihme seine Augen mit Wasser überschossen/ und sich deß weinens nicht enthalten können: Saumbt sich nicht lang/ sondern folget den Priestern bald auff dem Fuß nach/ eylete hinein zu seinem Patriarchen/ je ungestümmer/ je angenehmer/ und gleich: Heiliger Vater/ schreyt er auff/ hinfüro will ich unter eurem Gewalt seyn / darauff sie einander umbfangen/ und beyde mit einander zu gewünschter Einigkeit kommen. Ist also der er handle hierinnen GOttes eigne Sache. Als aber nichts desto weniger der Geschlechter schon also darvon gangen/ hat der gottselige Patriarch sich selber gestrafft/ und für unrecht erkänt/ daß er so hartköpsisch gewesen/ und nicht weichen wollen: Wann schon (sagt er bey jhme selbst) die Sache an ihr selber so gut/ daß sie besser nicht seyn könte/ soll ich darumb meynen/ daß GOtt eine solche hartnäckische Stetigkeit des Zorns gefallen könne? Nun gehet die Nacht jetzo daher/ und sollen wir die Sonne also über unseren Zorn lassen nieder gehen? Das wäre gottloß/ und wieder den Befehl deß Apostels. Hat also der fromme Patriarch unverzüglich eine zeimliche Anzahl der fürnehmbsten Priester zu dem Niceta geschickt/ ihme nicht mehr zu sagen/ als: Herr/ die Sonne ist bey dem Niedergang. Welche wenige Wort/ deß Nicetae Gemüt durch so unversehenen Angriff dermassen verendert/ und alle Halßstarrigkeit überwunden/ daß ihme seine Augen mit Wasser überschossen/ und sich deß weinens nicht enthalten können: Saumbt sich nicht lang/ sondern folget den Priestern bald auff dem Fuß nach/ eylete hinein zu seinem Patriarchen/ je ungestümmer/ je angenehmer/ und gleich: Heiliger Vater/ schreyt er auff/ hinfüro will ich unter eurem Gewalt seyn / darauff sie einander umbfangen/ und beyde mit einander zu gewünschter Einigkeit kommen. Ist also der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0720" n="700"/> er handle hierinnen GOttes eigne Sache. Als aber nichts desto weniger der Geschlechter schon also darvon gangen/ hat der gottselige Patriarch sich selber gestrafft/ und für unrecht erkänt/ daß er so hartköpsisch gewesen/ und nicht weichen wollen: Wann schon (sagt er bey jhme selbst) die Sache an ihr selber so gut/ daß sie besser nicht seyn könte/ soll ich darumb meynen/ daß GOtt eine solche hartnäckische Stetigkeit des Zorns gefallen könne? Nun gehet die Nacht jetzo daher/ und sollen wir die Sonne also über unseren Zorn lassen nieder gehen? Das wäre gottloß/ und wieder den Befehl deß Apostels. Hat also der fromme Patriarch unverzüglich eine zeimliche Anzahl der fürnehmbsten Priester zu dem Niceta geschickt/ ihme nicht mehr zu sagen/ als: Herr/ die Sonne ist bey dem Niedergang. Welche wenige Wort/ deß Nicetae Gemüt durch so unversehenen Angriff dermassen verendert/ und alle Halßstarrigkeit überwunden/ daß ihme seine Augen mit Wasser überschossen/ und sich deß weinens nicht enthalten können: Saumbt sich nicht lang/ sondern folget den Priestern bald auff dem Fuß nach/ eylete hinein zu seinem Patriarchen/ je ungestümmer/ je angenehmer/ und gleich: Heiliger Vater/ schreyt er auff/ hinfüro will ich unter eurem Gewalt seyn / darauff sie einander umbfangen/ und beyde mit einander zu gewünschter Einigkeit kommen. Ist also der </p> </div> </body> </text> </TEI> [700/0720]
er handle hierinnen GOttes eigne Sache. Als aber nichts desto weniger der Geschlechter schon also darvon gangen/ hat der gottselige Patriarch sich selber gestrafft/ und für unrecht erkänt/ daß er so hartköpsisch gewesen/ und nicht weichen wollen: Wann schon (sagt er bey jhme selbst) die Sache an ihr selber so gut/ daß sie besser nicht seyn könte/ soll ich darumb meynen/ daß GOtt eine solche hartnäckische Stetigkeit des Zorns gefallen könne? Nun gehet die Nacht jetzo daher/ und sollen wir die Sonne also über unseren Zorn lassen nieder gehen? Das wäre gottloß/ und wieder den Befehl deß Apostels. Hat also der fromme Patriarch unverzüglich eine zeimliche Anzahl der fürnehmbsten Priester zu dem Niceta geschickt/ ihme nicht mehr zu sagen/ als: Herr/ die Sonne ist bey dem Niedergang. Welche wenige Wort/ deß Nicetae Gemüt durch so unversehenen Angriff dermassen verendert/ und alle Halßstarrigkeit überwunden/ daß ihme seine Augen mit Wasser überschossen/ und sich deß weinens nicht enthalten können: Saumbt sich nicht lang/ sondern folget den Priestern bald auff dem Fuß nach/ eylete hinein zu seinem Patriarchen/ je ungestümmer/ je angenehmer/ und gleich: Heiliger Vater/ schreyt er auff/ hinfüro will ich unter eurem Gewalt seyn / darauff sie einander umbfangen/ und beyde mit einander zu gewünschter Einigkeit kommen. Ist also der
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/720>, abgerufen am 16.07.2024. |