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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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liches und ungestaltes Angesichte / daß auch von Tage zu Tage immer heßlicher würde/ daß ihr selbest davon ein Grauen ankähme/ darumb wolte sie dessen nicht mehr gebrauthen.

1. Hierbey ist zu mercken/ daß die Zeit alle Ding an Menschen endert/ und daß desselben schöne Gestalt nicht allein durch Alter/ sondern auch anderer Vnfälle halben letzlich abnehmen kan/ und was menschliche Schönheit ein unbeständig Wesen sey.

2. Wenn dieses alle Hoffärtigen/ und die allzu sehr auff ihre Schönheit und Gesundheit bochen/ bedächten so würden sie sich anders anstellen und demüthiger erwetsen.

355.

Pachomii Schlaffen/ oder vielmehr wachen.

PAchomius hat nach viel außgestandener Arbeit in der Einöde/ eine neue weise zu schlaffen/ vielmehr zu wachen/ soll ich sagen/ erdacht. In funffzehen Jahren hat er keinen Schlaff zugelassen/ daß er sich in seiner Hütten hette niedergelegt/ sondern hat sich mitten in der Hütten oder Zell/ also nieder gesetzt/ daß er umb sich herumb gar nichts gehabt/ noch haben wöllen / daran Er sich hette können stützen/ oder anlehnen/ sondern frey in der Mitte geblieben/ damit nichts umb ihn we-

liches und ungestaltes Angesichte / daß auch von Tage zu Tage immer heßlicher würde/ daß ihr selbest davon ein Grauen ankähme/ darumb wolte sie dessen nicht mehr gebrauthen.

1. Hierbey ist zu mercken/ daß die Zeit alle Ding an Menschen endert/ und daß desselben schöne Gestalt nicht allein durch Alter/ sondern auch anderer Vnfälle halben letzlich abnehmen kan/ und was menschliche Schönheit ein unbeständig Wesen sey.

2. Wenn dieses alle Hoffärtigen/ und die allzu sehr auff ihre Schönheit und Gesundheit bochen/ bedächten so würden sie sich anders anstellen und demüthiger erwetsen.

355.

Pachomii Schlaffen/ oder vielmehr wachen.

PAchomius hat nach viel außgestandener Arbeit in der Einöde/ eine neue weise zu schlaffen/ vielmehr zu wachen/ soll ich sagen/ erdacht. In funffzehẽ Jahren hat er keinẽ Schlaff zugelassen/ daß er sich in seiner Hütten hette niedergelegt/ sondern hat sich mitten in der Hütten oder Zell/ also nieder gesetzt/ daß er umb sich herumb gar nichts gehabt/ noch haben wöllen / daran Er sich hette können stützen/ oder anlehnen/ sondern frey in der Mitte geblieben/ damit nichts umb ihn we-

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[685/0705] liches und ungestaltes Angesichte / daß auch von Tage zu Tage immer heßlicher würde/ daß ihr selbest davon ein Grauen ankähme/ darumb wolte sie dessen nicht mehr gebrauthen. 1. Hierbey ist zu mercken/ daß die Zeit alle Ding an Menschen endert/ und daß desselben schöne Gestalt nicht allein durch Alter/ sondern auch anderer Vnfälle halben letzlich abnehmen kan/ und was menschliche Schönheit ein unbeständig Wesen sey. 2. Wenn dieses alle Hoffärtigen/ und die allzu sehr auff ihre Schönheit und Gesundheit bochen/ bedächten so würden sie sich anders anstellen und demüthiger erwetsen. 355. Pachomii Schlaffen/ oder vielmehr wachen. PAchomius hat nach viel außgestandener Arbeit in der Einöde/ eine neue weise zu schlaffen/ vielmehr zu wachen/ soll ich sagen/ erdacht. In funffzehẽ Jahren hat er keinẽ Schlaff zugelassen/ daß er sich in seiner Hütten hette niedergelegt/ sondern hat sich mitten in der Hütten oder Zell/ also nieder gesetzt/ daß er umb sich herumb gar nichts gehabt/ noch haben wöllen / daran Er sich hette können stützen/ oder anlehnen/ sondern frey in der Mitte geblieben/ damit nichts umb ihn we-

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/705>, abgerufen am 01.07.2024.