Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.ALbertus Krantz/ so wol Hilbertus in seiner Cronica gedencken/ wie daß am Käyser Caroli Magni Hoffe ein junger Edelmann sich zu einer Braut am Schlosse / die da erst beyliegen solt/ in gestalt ihres Bräutigams gefunden/ und die Honigsüsse Liebe mit ihr gepfleget/ auch die Thür zuvor wol verwaret/ damit der rechte Bräutigam nicht nein kommen solte. Als derselbe aber kömbt/ und vermeinet/ mit seiner hertzlieben Braut frölich Beylager zu halten/ zeiget ers bald dem löblichen Käyser an/ welcher auch persöhnlich mit gehet/ und solches Augenscheinlich befindet/ da lässet der Räyser diesen unzüchtigen Menschen wegen solcher Verbrechung/ in einen tieffen Thurm sencken/ wil ihn also am Leibe und nicht am Leben straffen Was geschicht? Diesem wachsen aus GOttes Zorn und grosser Unruh seines Gewissens/ lebendige Würm und Maden im Leibe. Als solches angezeiget ward/ sprach der fromme Käyser; sehet zu lieben Herrn/ wenn wir nicht straffen wollen/ wie kan GOTT straffen/ der quälet den Leib viel hefftiger/ als die weltlichen Gerichte/ darumb lasse ein jeder ALbertus Krantz/ so wol Hilbertus in seiner Cronica gedencken/ wie daß am Käyser Caroli Magni Hoffe ein junger Edelmann sich zu einer Braut am Schlosse / die da erst beyliegen solt/ in gestalt ihres Bräutigams gefunden/ und die Honigsüsse Liebe mit ihr gepfleget/ auch die Thür zuvor wol verwaret/ damit der rechte Bräutigam nicht nein kommen solte. Als derselbe aber kömbt/ und vermeinet/ mit seiner hertzlieben Braut frölich Beylager zu halten/ zeiget ers bald dem löblichen Käyser an/ welcher auch persöhnlich mit gehet/ und solches Augenscheinlich befindet/ da lässet der Räyser diesen unzüchtigen Menschen wegen solcher Verbrechung/ in einen tieffen Thurm sencken/ wil ihn also am Leibe und nicht am Leben straffen Was geschicht? Diesem wachsen aus GOttes Zorn und grosser Unruh seines Gewissens/ lebendige Würm und Maden im Leibe. Als solches angezeiget ward/ sprach der fromme Käyser; sehet zu lieben Herrn/ wenn wir nicht straffen wollen/ wie kan GOTT straffen/ der quälet den Leib viel hefftiger/ als die weltlichen Gerichte/ darumb lasse ein jeder <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0543" n="523"/> <p>ALbertus Krantz/ so wol Hilbertus in seiner Cronica gedencken/ wie daß am Käyser Caroli Magni Hoffe ein junger Edelmann sich zu einer Braut am Schlosse / die da erst beyliegen solt/ in gestalt ihres Bräutigams gefunden/ und die Honigsüsse Liebe mit ihr gepfleget/ auch die Thür zuvor wol verwaret/ damit der rechte Bräutigam nicht nein kommen solte. Als derselbe aber kömbt/ und vermeinet/ mit seiner hertzlieben Braut frölich Beylager zu halten/ zeiget ers bald dem löblichen Käyser an/ welcher auch persöhnlich mit gehet/ und solches Augenscheinlich befindet/ da lässet der Räyser diesen unzüchtigen Menschen wegen solcher Verbrechung/ in einen tieffen Thurm sencken/ wil ihn also am Leibe und nicht am Leben straffen Was geschicht? Diesem wachsen aus GOttes Zorn und grosser Unruh seines Gewissens/ lebendige Würm und Maden im Leibe. Als solches angezeiget ward/ sprach der fromme Käyser; sehet zu lieben Herrn/ wenn wir nicht straffen wollen/ wie kan GOTT straffen/ der quälet den Leib viel hefftiger/ als die weltlichen Gerichte/ darumb lasse ein jeder </p> </div> </body> </text> </TEI> [523/0543]
ALbertus Krantz/ so wol Hilbertus in seiner Cronica gedencken/ wie daß am Käyser Caroli Magni Hoffe ein junger Edelmann sich zu einer Braut am Schlosse / die da erst beyliegen solt/ in gestalt ihres Bräutigams gefunden/ und die Honigsüsse Liebe mit ihr gepfleget/ auch die Thür zuvor wol verwaret/ damit der rechte Bräutigam nicht nein kommen solte. Als derselbe aber kömbt/ und vermeinet/ mit seiner hertzlieben Braut frölich Beylager zu halten/ zeiget ers bald dem löblichen Käyser an/ welcher auch persöhnlich mit gehet/ und solches Augenscheinlich befindet/ da lässet der Räyser diesen unzüchtigen Menschen wegen solcher Verbrechung/ in einen tieffen Thurm sencken/ wil ihn also am Leibe und nicht am Leben straffen Was geschicht? Diesem wachsen aus GOttes Zorn und grosser Unruh seines Gewissens/ lebendige Würm und Maden im Leibe. Als solches angezeiget ward/ sprach der fromme Käyser; sehet zu lieben Herrn/ wenn wir nicht straffen wollen/ wie kan GOTT straffen/ der quälet den Leib viel hefftiger/ als die weltlichen Gerichte/ darumb lasse ein jeder
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/543>, abgerufen am 29.06.2024. |