Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

herrlich Epigramma, sahe immer starck auff das Pappier/ wolte/ und wolte auch nicht den Junckern ansehen/ der Juncker aber sahe einen nach dem andern/ und auch das Gericht an/ war so böß / er hette bersten wögen. Endlich brach der Fürst loß/ und sagte: Was meinest du sey das Epigramma, das Gericht oder dieses Pappier? Run siehest du/ wie übel der daran ist/ der nicht studieret hat/ drumb laß deine Kinder/ nicht wie du thust/ so hin auffwachsen/ daß sie hernach bey Gesellchafften nicht wissen / ob sie verkaufst oder verrathen/ gleich wie jetzo du/ da dir dein viel erspartes Geld gleichwol nicht aus dem Traum helffen kan.

1. Ist eine seine Lehr vor Edelleute/ welche meinen/ es sey schon gnug/ wenn ihre Söhne nur die Füsse lerne über die Pferde hengen. Weit gefehlt. Wer ein rechter und dem Vaterland nützlicher Edelmann seyn will/ der muß mehr lernen / nemblich/ gute Künste und Sprachen muß er studiren/ die weisen zur Tugend an / und geben dem Adelichen Stand direchte Zierath.

2. Das erweget/ Ihr Jungen von Adel. Is vere nobilis est, quem nobilitat ipsa virtus. Reiten/ spielen/ stu-

herrlich Epigramma, sahe immer starck auff das Pappier/ wolte/ und wolte auch nicht den Junckern ansehen/ der Juncker aber sahe einen nach dem andern/ und auch das Gericht an/ war so böß / er hette bersten wögen. Endlich brach der Fürst loß/ und sagte: Was meinest du sey das Epigramma, das Gericht oder dieses Pappier? Run siehest du/ wie übel der daran ist/ der nicht studieret hat/ drumb laß deine Kinder/ nicht wie du thust/ so hin auffwachsen/ daß sie hernach bey Gesellchafften nicht wissen / ob sie verkaufst oder verrathen/ gleich wie jetzo du/ da dir dein viel erspartes Geld gleichwol nicht aus dem Traum helffen kan.

1. Ist eine seine Lehr vor Edelleute/ welche meinen/ es sey schon gnug/ wenn ihre Söhne nur die Füsse lerne über die Pferde hengen. Weit gefehlt. Wer ein rechter und dem Vaterland nützlicher Edelmann seyn will/ der muß mehr lernen / nemblich/ gute Künste und Sprachen muß er studiren/ die weisen zur Tugend an / und geben dem Adelichen Stand direchte Zierath.

2. Das erweget/ Ihr Jungen von Adel. Is verè nobilis est, quem nobilitat ipsa virtus. Reiten/ spielen/ stu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0498" n="478"/>
herrlich Epigramma, sahe immer starck                      auff das Pappier/ wolte/ und wolte auch nicht den Junckern ansehen/ der                      Juncker aber sahe einen nach dem andern/ und auch das Gericht an/ war so böß /                      er hette bersten wögen. Endlich brach der Fürst loß/ und sagte: Was meinest du                      sey das Epigramma, das Gericht oder dieses Pappier? Run siehest du/ wie übel                      der daran ist/ der nicht studieret hat/ drumb laß deine Kinder/ nicht wie du                      thust/ so hin auffwachsen/ daß sie hernach bey Gesellchafften nicht wissen /                      ob sie verkaufst oder verrathen/ gleich wie jetzo du/ da dir dein viel                      erspartes Geld gleichwol nicht aus dem Traum helffen kan.</p>
        <p>1. Ist eine seine Lehr vor Edelleute/ welche meinen/ es sey schon gnug/ wenn                      ihre Söhne nur die Füsse lerne über die Pferde hengen. Weit gefehlt. Wer ein                      rechter und dem Vaterland nützlicher Edelmann seyn will/ der muß mehr lernen /                      nemblich/ gute Künste und Sprachen muß er studiren/ die weisen zur Tugend an /                      und geben dem Adelichen Stand direchte Zierath.</p>
        <p>2. Das erweget/ Ihr Jungen von Adel. Is verè nobilis est, quem nobilitat ipsa                      virtus. Reiten/ spielen/ stu-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[478/0498] herrlich Epigramma, sahe immer starck auff das Pappier/ wolte/ und wolte auch nicht den Junckern ansehen/ der Juncker aber sahe einen nach dem andern/ und auch das Gericht an/ war so böß / er hette bersten wögen. Endlich brach der Fürst loß/ und sagte: Was meinest du sey das Epigramma, das Gericht oder dieses Pappier? Run siehest du/ wie übel der daran ist/ der nicht studieret hat/ drumb laß deine Kinder/ nicht wie du thust/ so hin auffwachsen/ daß sie hernach bey Gesellchafften nicht wissen / ob sie verkaufst oder verrathen/ gleich wie jetzo du/ da dir dein viel erspartes Geld gleichwol nicht aus dem Traum helffen kan. 1. Ist eine seine Lehr vor Edelleute/ welche meinen/ es sey schon gnug/ wenn ihre Söhne nur die Füsse lerne über die Pferde hengen. Weit gefehlt. Wer ein rechter und dem Vaterland nützlicher Edelmann seyn will/ der muß mehr lernen / nemblich/ gute Künste und Sprachen muß er studiren/ die weisen zur Tugend an / und geben dem Adelichen Stand direchte Zierath. 2. Das erweget/ Ihr Jungen von Adel. Is verè nobilis est, quem nobilitat ipsa virtus. Reiten/ spielen/ stu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/498
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/498>, abgerufen am 10.06.2024.