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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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1. Hier siehet man/ wie der Teuffel die Leute verleitet/ daß auch Kinder sich an ihren leiblichen Eltern vegreiffen/ und mördliche Hand anlegen. O Boßheit! O unmensehheit! Thut doch dergleichen kein unvernünfftiges Thier/ daß es dem jenigen das Leben nehme/ so ihm das Leben gegeben.

2. Man lernet aber zugleich auch/ was es vor ein Ding umb das Gewissen sey/ wie das kan auffwachen und die Leute dahin treiben/ daß sie bekennen müssen/ was sie wol nimmermehr zubekennen gedacht hetten. Darumb nehm ein jedweder seiner wohl waar. Ein böses Gewissen/ ist gar ein unsanfftes Haupt-Küssen.

179.

Von des Ammonii Esel.

ES melden die Historien von dem Ammonio, dem gelehrten Philosopho und Schulmeister zu Alexandria, welcher deß Origenis Praeceptor gewesen/ daß er unter andern seinen Discipeln auch einen Esel gehabt/ der ihme in die Schule nachgefolget/ und alle Tage mit in seine Lection gangen ist. Solches aber hat nicht die Meynung gehabt/ als

1. Hier siehet man/ wie der Teuffel die Leute verleitet/ daß auch Kinder sich an ihren leiblichen Eltern vegreiffen/ und mördliche Hand anlegen. O Boßheit! O unmensehheit! Thut doch dergleichen kein unvernünfftiges Thier/ daß es dem jenigen das Leben nehme/ so ihm das Leben gegeben.

2. Man lernet aber zugleich auch/ was es vor ein Ding umb das Gewissen sey/ wie das kan auffwachen und die Leute dahin treiben/ daß sie bekennen müssen/ was sie wol nimmermehr zubekennen gedacht hetten. Darumb nehm ein jedweder seiner wohl waar. Ein böses Gewissen/ ist gar ein unsanfftes Haupt-Küssen.

179.

Von des Ammonii Esel.

ES melden die Historien von dem Ammonio, dem gelehrten Philosopho und Schulmeister zu Alexandria, welcher deß Origenis Praeceptor gewesen/ daß er unter andern seinen Discipeln auch einen Esel gehabt/ der ihme in die Schule nachgefolget/ und alle Tage mit in seine Lection gangen ist. Solches aber hat nicht die Meynung gehabt/ als

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[373/0393] 1. Hier siehet man/ wie der Teuffel die Leute verleitet/ daß auch Kinder sich an ihren leiblichen Eltern vegreiffen/ und mördliche Hand anlegen. O Boßheit! O unmensehheit! Thut doch dergleichen kein unvernünfftiges Thier/ daß es dem jenigen das Leben nehme/ so ihm das Leben gegeben. 2. Man lernet aber zugleich auch/ was es vor ein Ding umb das Gewissen sey/ wie das kan auffwachen und die Leute dahin treiben/ daß sie bekennen müssen/ was sie wol nimmermehr zubekennen gedacht hetten. Darumb nehm ein jedweder seiner wohl waar. Ein böses Gewissen/ ist gar ein unsanfftes Haupt-Küssen. 179. Von des Ammonii Esel. ES melden die Historien von dem Ammonio, dem gelehrten Philosopho und Schulmeister zu Alexandria, welcher deß Origenis Praeceptor gewesen/ daß er unter andern seinen Discipeln auch einen Esel gehabt/ der ihme in die Schule nachgefolget/ und alle Tage mit in seine Lection gangen ist. Solches aber hat nicht die Meynung gehabt/ als

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/393>, abgerufen am 26.05.2024.