Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.gem Zuge / kamen sie nicht weit/ da traff Er die Jungfrau mit ihren armen Vater in einem kleinen Dörfflein in einem Hause mit Stro gedecket/ an/ daß Sie gleich mit grosser Eyl von einem Brunnen mit einem Kruge Wasser kam/ begierig zu sehen / was vor tapffer Volck im Dorff vorüber züge/ so wol die neue Braut. Als sie aber der Fürst sahe/ ruffte Er sie zu ihm/ und sprach/ Helena/ wo ist dein Vater/ dem sie mit grosser Scham und gefärbtem Angesicht antwortet/ und sprach: Gnädigster Herr/ mein Vater ist im Hause/ der Fürst stieg vom Roß / gebot jederman/ daß sie sich nicht verrucken solten/ und gieng allein in daß Häußlein/ darinnen Er der Jungfrauen Vater fand/ zu dem sprach Er in beysein der Jungfrauen: Mein Jacob/ ich bin her kommen/ deine Tochter Helenam zu einem Gemahl zu nehmen/ doch will ich vor erst an ihr hören/ ob sie auch meine eheliche Haußfrau seyn/ und sich befleisigen/ nach meinem Willen zu leben / und in allen meinem Gebot folgen/ ja auch wegen alles des/ was ich begehre oder an ihr thete/ sich gar nicht betrüben/ sondern alle mein Wesen/ Beginnen und Fürnehmen ihr gefallen lassen/ und solches alles/ was ich von ihr begehre / mit Freuden ohne sauer sehen willig verrichten: Dieses alles sie zu thun gar willig war/ und sich alsbald gantz und gar seinen Willen untergab. Auff solches nahm sie der Fürst bey der Hand / gem Zuge / kamen sie nicht weit/ da traff Er die Jungfrau mit ihren armen Vater in einem kleinen Dörfflein in einem Hause mit Stro gedecket/ an/ daß Sie gleich mit grosser Eyl von einem Brunnen mit einem Kruge Wasser kam/ begierig zu sehen / was vor tapffer Volck im Dorff vorüber züge/ so wol die neue Braut. Als sie aber der Fürst sahe/ ruffte Er sie zu ihm/ und sprach/ Helena/ wo ist dein Vater/ dem sie mit grosser Scham und gefärbtem Angesicht antwortet/ und sprach: Gnädigster Herr/ mein Vater ist im Hause/ der Fürst stieg vom Roß / gebot jederman/ daß sie sich nicht verrucken solten/ und gieng allein in daß Häußlein/ darinnen Er der Jungfrauen Vater fand/ zu dem sprach Er in beysein der Jungfrauen: Mein Jacob/ ich bin her kommen/ deine Tochter Helenam zu einem Gemahl zu nehmen/ doch will ich vor erst an ihr hören/ ob sie auch meine eheliche Haußfrau seyn/ und sich befleisigen/ nach meinem Willen zu leben / und in allen meinem Gebot folgen/ ja auch wegen alles des/ was ich begehre oder an ihr thete/ sich gar nicht betrüben/ sondern alle mein Wesen/ Beginnen und Fürnehmen ihr gefallen lassen/ und solches alles/ was ich von ihr begehre / mit Freuden ohne sauer sehen willig verrichten: Dieses alles sie zu thun gar willig war/ und sich alsbald gantz und gar seinen Willen untergab. Auff solches nahm sie der Fürst bey der Hand / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0034" n="14"/> gem Zuge / kamen sie nicht weit/ da traff Er die Jungfrau mit ihren armen Vater in einem kleinen Dörfflein in einem Hause mit Stro gedecket/ an/ daß Sie gleich mit grosser Eyl von einem Brunnen mit einem Kruge Wasser kam/ begierig zu sehen / was vor tapffer Volck im Dorff vorüber züge/ so wol die neue Braut. Als sie aber der Fürst sahe/ ruffte Er sie zu ihm/ und sprach/ Helena/ wo ist dein Vater/ dem sie mit grosser Scham und gefärbtem Angesicht antwortet/ und sprach: Gnädigster Herr/ mein Vater ist im Hause/ der Fürst stieg vom Roß / gebot jederman/ daß sie sich nicht verrucken solten/ und gieng allein in daß Häußlein/ darinnen Er der Jungfrauen Vater fand/ zu dem sprach Er in beysein der Jungfrauen: Mein Jacob/ ich bin her kommen/ deine Tochter Helenam zu einem Gemahl zu nehmen/ doch will ich vor erst an ihr hören/ ob sie auch meine eheliche Haußfrau seyn/ und sich befleisigen/ nach meinem Willen zu leben / und in allen meinem Gebot folgen/ ja auch wegen alles des/ was ich begehre oder an ihr thete/ sich gar nicht betrüben/ sondern alle mein Wesen/ Beginnen und Fürnehmen ihr gefallen lassen/ und solches alles/ was ich von ihr begehre / mit Freuden ohne sauer sehen willig verrichten: Dieses alles sie zu thun gar willig war/ und sich alsbald gantz und gar seinen Willen untergab. Auff solches nahm sie der Fürst bey der Hand / </p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0034]
gem Zuge / kamen sie nicht weit/ da traff Er die Jungfrau mit ihren armen Vater in einem kleinen Dörfflein in einem Hause mit Stro gedecket/ an/ daß Sie gleich mit grosser Eyl von einem Brunnen mit einem Kruge Wasser kam/ begierig zu sehen / was vor tapffer Volck im Dorff vorüber züge/ so wol die neue Braut. Als sie aber der Fürst sahe/ ruffte Er sie zu ihm/ und sprach/ Helena/ wo ist dein Vater/ dem sie mit grosser Scham und gefärbtem Angesicht antwortet/ und sprach: Gnädigster Herr/ mein Vater ist im Hause/ der Fürst stieg vom Roß / gebot jederman/ daß sie sich nicht verrucken solten/ und gieng allein in daß Häußlein/ darinnen Er der Jungfrauen Vater fand/ zu dem sprach Er in beysein der Jungfrauen: Mein Jacob/ ich bin her kommen/ deine Tochter Helenam zu einem Gemahl zu nehmen/ doch will ich vor erst an ihr hören/ ob sie auch meine eheliche Haußfrau seyn/ und sich befleisigen/ nach meinem Willen zu leben / und in allen meinem Gebot folgen/ ja auch wegen alles des/ was ich begehre oder an ihr thete/ sich gar nicht betrüben/ sondern alle mein Wesen/ Beginnen und Fürnehmen ihr gefallen lassen/ und solches alles/ was ich von ihr begehre / mit Freuden ohne sauer sehen willig verrichten: Dieses alles sie zu thun gar willig war/ und sich alsbald gantz und gar seinen Willen untergab. Auff solches nahm sie der Fürst bey der Hand /
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/34>, abgerufen am 16.07.2024. |