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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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als einen Christen und Knecht Gottes ein weltsüchtiger Mensch fragen/ welches die seeligsten Leute wären? Wüste ich ihme in Warheit (aber in Christlichem Verstand) auch nicht besser zu antworten/ als daß ich mit Anaxagora sagte: Nemo sane ex iis, quos tu felices existimas, sed is, quem tu miserum credis, O! keiner unter denen/ die du für glückselig achtest/ sondern die du meynen soltest/ daß sie die aller unglückseligste weren/ sind die allerglückseligsten.

1. Die rechte Glückseligkeit muß nicht nach dem eusserlichen Ansehen geurtheilet werden.

2. Das zeiget auch Christus an/ wenn Er von seinen Aposteln/ welches doch arme einfältige und mehrentheils bey der Fischerey erzogene Leute wahren/ saget: Seelig sind die Augen/ so da sehen/ das ihr sehet/ Luc. 10.

115.

Ein Prälat bekömpt von seinem Narren eine Maulschellen.

EJn vornehmer Prälat solt an einem grossen Fest die Vesper anfahen/ und nach dem man das Vater unser in der stille gebetet/ fieng der Prälat die Vesper an zu fingen /

als einen Christen und Knecht Gottes ein weltsüchtiger Mensch fragen/ welches die seeligsten Leute wären? Wüste ich ihme in Warheit (aber in Christlichem Verstand) auch nicht besser zu antworten/ als daß ich mit Anaxagora sagte: Nemo sanè ex iis, quos tu felices existimas, sed is, quem tu miserum credis, O! keiner unter denen/ die du für glückselig achtest/ sondern die du meynen soltest/ daß sie die aller unglückseligste weren/ sind die allerglückseligsten.

1. Die rechte Glückseligkeit muß nicht nach dem eusserlichen Ansehen geurtheilet werden.

2. Das zeiget auch Christus an/ wenn Er von seinen Aposteln/ welches doch arme einfältige und mehrentheils bey der Fischerey erzogene Leute wahren/ saget: Seelig sind die Augen/ so da sehen/ das ihr sehet/ Luc. 10.

115.

Ein Prälat bekömpt von seinem Narren eine Maulschellen.

EJn vornehmer Prälat solt an einem grossen Fest die Vesper anfahen/ und nach dem man das Vater unser in der stille gebetet/ fieng der Prälat die Vesper an zu fingen /

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[263/0283] als einen Christen und Knecht Gottes ein weltsüchtiger Mensch fragen/ welches die seeligsten Leute wären? Wüste ich ihme in Warheit (aber in Christlichem Verstand) auch nicht besser zu antworten/ als daß ich mit Anaxagora sagte: Nemo sanè ex iis, quos tu felices existimas, sed is, quem tu miserum credis, O! keiner unter denen/ die du für glückselig achtest/ sondern die du meynen soltest/ daß sie die aller unglückseligste weren/ sind die allerglückseligsten. 1. Die rechte Glückseligkeit muß nicht nach dem eusserlichen Ansehen geurtheilet werden. 2. Das zeiget auch Christus an/ wenn Er von seinen Aposteln/ welches doch arme einfältige und mehrentheils bey der Fischerey erzogene Leute wahren/ saget: Seelig sind die Augen/ so da sehen/ das ihr sehet/ Luc. 10. 115. Ein Prälat bekömpt von seinem Narren eine Maulschellen. EJn vornehmer Prälat solt an einem grossen Fest die Vesper anfahen/ und nach dem man das Vater unser in der stille gebetet/ fieng der Prälat die Vesper an zu fingen /

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/283>, abgerufen am 18.05.2024.