Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.112. Eines Hertzogs von Sachsen heimliches lachen/ über einer Lothringischen Fürstin Nase. SEbastian Brant und D. Wigelius rühmen unter andern hohen Tugenden an Hertzog Wilhelmen zu Lothringen auch dieses trefflich wol. Als ein Fürst aus Sachsen zu ihm kommen/ den er als einen lieben Freund wol tractiret/ auch über Tisch mancherley seltzame Reden von Heyrathen und andern vorgefallen/ da siehet der Hertzog aus Sachsen des Fürsten Gemahl über Tisch an/ welche gar unförmlich gewesen/ und über aus eine grosse scheußliche Nase/ und weite schwartze Augen gehabt/ und dencket bey sich selbst: Ach! der gute Herr ist wol nicht selbest zur stelle gewesen/ im Anfang der Häyrath/ kan sich auch des Lachens nicht enthalten/ bitter derwegen umb Verzeibung/ daß sie ja nicht wollen meynen / als ob ihm an der Taffel was seltzames fürkommen. Die Fürstin aber bewegt sich im Zorn/ und gehet mit weinen vom Tische. Der Lothringer will durchaus wissen / was solches lachen in sich habe/ dieser Fürst aus Sachsen spricht: jhm sey ein Abentheuerliche abwesende Sachen eingefallen/ man wolle es ja nicht übel verstehen/ oder annehmen; Als aber in nach forschen nicht nach gelassen wird / und der 112. Eines Hertzogs von Sachsen heimliches lachen/ über einer Lothringischen Fürstin Nase. SEbastian Brant und D. Wigelius rühmen unter andern hohen Tugenden an Hertzog Wilhelmen zu Lothringen auch dieses trefflich wol. Als ein Fürst aus Sachsen zu ihm kom̃en/ den er als einen lieben Freund wol tractiret/ auch über Tisch mancherley seltzame Reden von Heyrathen und andern vorgefallen/ da siehet der Hertzog aus Sachsen des Fürsten Gemahl über Tisch an/ welche gar unförmlich gewesen/ und über aus eine grosse scheußliche Nase/ und weite schwartze Augen gehabt/ und dencket bey sich selbst: Ach! der gute Herr ist wol nicht selbest zur stelle gewesen/ im Anfang der Häyrath/ kan sich auch des Lachens nicht enthalten/ bitter derwegen umb Verzeibung/ daß sie ja nicht wollen meynen / als ob ihm an der Taffel was seltzames fürkommen. Die Fürstin aber bewegt sich im Zorn/ und gehet mit weinen vom Tische. Der Lothringer will durchaus wissen / was solches lachen in sich habe/ dieser Fürst aus Sachsen spricht: jhm sey ein Abentheuerliche abwesende Sachen eingefallen/ man wolle es ja nicht übel verstehen/ oder annehmen; Als aber in nach forschen nicht nach gelassen wird / und der <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0277" n="257"/> <p>112.</p> <p>Eines Hertzogs von Sachsen heimliches lachen/ über einer Lothringischen Fürstin Nase.</p> <p>SEbastian Brant und D. Wigelius rühmen unter andern hohen Tugenden an Hertzog Wilhelmen zu Lothringen auch dieses trefflich wol. Als ein Fürst aus Sachsen zu ihm kom̃en/ den er als einen lieben Freund wol tractiret/ auch über Tisch mancherley seltzame Reden von Heyrathen und andern vorgefallen/ da siehet der Hertzog aus Sachsen des Fürsten Gemahl über Tisch an/ welche gar unförmlich gewesen/ und über aus eine grosse scheußliche Nase/ und weite schwartze Augen gehabt/ und dencket bey sich selbst: Ach! der gute Herr ist wol nicht selbest zur stelle gewesen/ im Anfang der Häyrath/ kan sich auch des Lachens nicht enthalten/ bitter derwegen umb Verzeibung/ daß sie ja nicht wollen meynen / als ob ihm an der Taffel was seltzames fürkommen. Die Fürstin aber bewegt sich im Zorn/ und gehet mit weinen vom Tische. Der Lothringer will durchaus wissen / was solches lachen in sich habe/ dieser Fürst aus Sachsen spricht: jhm sey ein Abentheuerliche abwesende Sachen eingefallen/ man wolle es ja nicht übel verstehen/ oder annehmen; Als aber in nach forschen nicht nach gelassen wird / und der </p> </div> </body> </text> </TEI> [257/0277]
112.
Eines Hertzogs von Sachsen heimliches lachen/ über einer Lothringischen Fürstin Nase.
SEbastian Brant und D. Wigelius rühmen unter andern hohen Tugenden an Hertzog Wilhelmen zu Lothringen auch dieses trefflich wol. Als ein Fürst aus Sachsen zu ihm kom̃en/ den er als einen lieben Freund wol tractiret/ auch über Tisch mancherley seltzame Reden von Heyrathen und andern vorgefallen/ da siehet der Hertzog aus Sachsen des Fürsten Gemahl über Tisch an/ welche gar unförmlich gewesen/ und über aus eine grosse scheußliche Nase/ und weite schwartze Augen gehabt/ und dencket bey sich selbst: Ach! der gute Herr ist wol nicht selbest zur stelle gewesen/ im Anfang der Häyrath/ kan sich auch des Lachens nicht enthalten/ bitter derwegen umb Verzeibung/ daß sie ja nicht wollen meynen / als ob ihm an der Taffel was seltzames fürkommen. Die Fürstin aber bewegt sich im Zorn/ und gehet mit weinen vom Tische. Der Lothringer will durchaus wissen / was solches lachen in sich habe/ dieser Fürst aus Sachsen spricht: jhm sey ein Abentheuerliche abwesende Sachen eingefallen/ man wolle es ja nicht übel verstehen/ oder annehmen; Als aber in nach forschen nicht nach gelassen wird / und der
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