Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.ich euch zu retten durch ein Feuer seyn gelauffen. Ach dencket ihr/ sprach sie/ daß mich mein Herr bey seinem grossen Gut/ nicht auch hertzlich liebet? Das mag wol seyn/ sprach dieser/ wir aber wären fast in gleichem Alter/ auch ohne beschwer der Stiff-Kinder gewesen/ nun wann nur das seyn könte/ ich wolte mir in der Welt keine grössere Glückseligkeit wünschen/ denn daß ich einmahl von euch der Liebe geniessen solte. Sie sprach darauff/ das kan geschehen / reuet euch nur Geld nicht/ es kan euch wiederfahren/ nach eurem begehren/ nur daß jhr mir zuvor gewisse zusaget. Solches versprach er ihr bey Treu und Ehr / darauf forderte sie zwey hungert Gulden von ihm/ welche sie nöthig bedurffte ohn wissen ihres Herren. Da der Jüngling dieser Frauen Geitzigkeit vernahm / ward er gleich in Traurigkeit bestürtzet/ daß alle ihr Sinn und Gemüthe nur bloß nach Gelde stunde/ und er hatte ohne diß zu vorn so viel auff sie gewaget / weil sie noch Jungfrau gewesen/ und fast gleich einen heimlichen Groll gegen ihr/ und dachte hin und her/ wie er ihre Geld-Begierligkeit möchte erfüllen. Ei- ich euch zu retten durch ein Feuer seyn gelauffen. Ach dencket ihr/ sprach sie/ daß mich mein Herr bey seinem grossen Gut/ nicht auch hertzlich liebet? Das mag wol seyn/ sprach dieser/ wir aber wären fast in gleichem Alter/ auch ohne beschwer der Stiff-Kinder gewesen/ nun wann nur das seyn könte/ ich wolte mir in der Welt keine grössere Glückseligkeit wünschen/ denn daß ich einmahl von euch der Liebe geniessen solte. Sie sprach darauff/ das kan geschehen / reuet euch nur Geld nicht/ es kan euch wiederfahren/ nach eurem begehren/ nur daß jhr mir zuvor gewisse zusaget. Solches versprach er ihr bey Treu und Ehr / darauf forderte sie zwey hungert Gulden von ihm/ welche sie nöthig bedurffte ohn wissen ihres Herren. Da der Jüngling dieser Frauen Geitzigkeit vernahm / ward er gleich in Traurigkeit bestürtzet/ daß alle ihr Sinn und Gemüthe nur bloß nach Gelde stunde/ und er hatte ohne diß zu vorn so viel auff sie gewaget / weil sie noch Jungfrau gewesen/ und fast gleich einen heimlichen Groll gegen ihr/ und dachte hin und her/ wie er ihre Geld-Begierligkeit möchte erfüllen. Ei- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0201" n="181"/> ich euch zu retten durch ein Feuer seyn gelauffen. Ach dencket ihr/ sprach sie/ daß mich mein Herr bey seinem grossen Gut/ nicht auch hertzlich liebet? Das mag wol seyn/ sprach dieser/ wir aber wären fast in gleichem Alter/ auch ohne beschwer der Stiff-Kinder gewesen/ nun wann nur das seyn könte/ ich wolte mir in der Welt keine grössere Glückseligkeit wünschen/ denn daß ich einmahl von euch der Liebe geniessen solte. Sie sprach darauff/ das kan geschehen / reuet euch nur Geld nicht/ es kan euch wiederfahren/ nach eurem begehren/ nur daß jhr mir zuvor gewisse zusaget. Solches versprach er ihr bey Treu und Ehr / darauf forderte sie zwey hungert Gulden von ihm/ welche sie nöthig bedurffte ohn wissen ihres Herren. Da der Jüngling dieser Frauen Geitzigkeit vernahm / ward er gleich in Traurigkeit bestürtzet/ daß alle ihr Sinn und Gemüthe nur bloß nach Gelde stunde/ und er hatte ohne diß zu vorn so viel auff sie gewaget / weil sie noch Jungfrau gewesen/ und fast gleich einen heimlichen Groll gegen ihr/ und dachte hin und her/ wie er ihre Geld-Begierligkeit möchte erfüllen. Ei- </p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0201]
ich euch zu retten durch ein Feuer seyn gelauffen. Ach dencket ihr/ sprach sie/ daß mich mein Herr bey seinem grossen Gut/ nicht auch hertzlich liebet? Das mag wol seyn/ sprach dieser/ wir aber wären fast in gleichem Alter/ auch ohne beschwer der Stiff-Kinder gewesen/ nun wann nur das seyn könte/ ich wolte mir in der Welt keine grössere Glückseligkeit wünschen/ denn daß ich einmahl von euch der Liebe geniessen solte. Sie sprach darauff/ das kan geschehen / reuet euch nur Geld nicht/ es kan euch wiederfahren/ nach eurem begehren/ nur daß jhr mir zuvor gewisse zusaget. Solches versprach er ihr bey Treu und Ehr / darauf forderte sie zwey hungert Gulden von ihm/ welche sie nöthig bedurffte ohn wissen ihres Herren. Da der Jüngling dieser Frauen Geitzigkeit vernahm / ward er gleich in Traurigkeit bestürtzet/ daß alle ihr Sinn und Gemüthe nur bloß nach Gelde stunde/ und er hatte ohne diß zu vorn so viel auff sie gewaget / weil sie noch Jungfrau gewesen/ und fast gleich einen heimlichen Groll gegen ihr/ und dachte hin und her/ wie er ihre Geld-Begierligkeit möchte erfüllen. Ei-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/201>, abgerufen am 16.07.2024. |