Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.colaus/ der eine Richter/ den armen Sünder unterschiedlich an/ als solte er das Gesichte kennen/ deßgleichen blinckete der arme Sünder zu Zeiten mit den Augen nach Nicolao dem Richter/ als wolte er sagen/ lieber Gott/ kennestu mich denn nicht. Wie sie fast an den Ort / da die Execution geschehen solte/ kamen/ fragte Nicolaus/ ob er nicht aus Franckreich? Antwort Ja. Ob er nicht Franciscus hieß? Antwort Ja. Halt/ sagte der Richter Herr Nicolaus/ dieser ist der Thäter nicht/ sondern ich/ ich wil sterben. Franciscus sagte: Nein dieser ist es nicht/ ich bin der Thäter/ ich wil sterben. Dieses wehrete so ein weile/ biß endlich der rechte Thäter aus dem Haussen sprange/ alle Vmbstände erzehlete/ daraus zu spüren war/ daß er der Thäter sein muste/ dem denn auch sein Recht wiederfuhr. Nicolaus und Francißcus aber wurden für dem gantzen Rahe geführet/ da sie erzehlen musten die Vrsach / warumb einer für den andern hätte sterben wollen/ da denn die Shrsach offenbahret/ Francisco grosse Gaben gegeben/ und er wieder heim gesand wurde. 1. Vmb einen treuen Freund/ wenn Er recht treu ist/ ist es ein edeles Ding. Ein treuer Freund ist mit keinen Geld noch Gut zu bezahlen. Ein treuer Freund ist ein Trost des Lebens/ schreibt Syrach Cap. VI. v. 15. 16. 2. Heutiges Tages wird man schwerlich sol- colaus/ der eine Richter/ den armen Sünder unterschiedlich an/ als solte er das Gesichte kennen/ deßgleichen blinckete der arme Sünder zu Zeiten mit den Augen nach Nicolao dem Richter/ als wolte er sagen/ lieber Gott/ kennestu mich denn nicht. Wie sie fast an den Ort / da die Execution geschehen solte/ kamen/ fragte Nicolaus/ ob er nicht aus Franckreich? Antwort Ja. Ob er nicht Franciscus hieß? Antwort Ja. Halt/ sagte der Richter Herr Nicolaus/ dieser ist der Thäter nicht/ sondern ich/ ich wil sterben. Franciscus sagte: Nein dieser ist es nicht/ ich bin der Thäter/ ich wil sterben. Dieses wehrete so ein weile/ biß endlich der rechte Thäter aus dem Haussen sprange/ alle Vmbstände erzehlete/ daraus zu spüren war/ daß er der Thäter sein muste/ dem denn auch sein Recht wiederfuhr. Nicolaus und Francißcus aber wurden für dem gantzen Rahe geführet/ da sie erzehlen musten die Vrsach / warumb einer für den andern hätte sterben wollen/ da denn die Shrsach offenbahret/ Francisco grosse Gaben gegeben/ und er wieder heim gesand wurde. 1. Vmb einen treuen Freund/ wenn Er recht treu ist/ ist es ein edeles Ding. Ein treuer Freund ist mit keinen Geld noch Gut zu bezahlen. Ein treuer Freund ist ein Trost des Lebens/ schreibt Syrach Cap. VI. v. 15. 16. 2. Heutiges Tages wird man schwerlich sol- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0195" n="175"/> colaus/ der eine Richter/ den armen Sünder unterschiedlich an/ als solte er das Gesichte kennen/ deßgleichen blinckete der arme Sünder zu Zeiten mit den Augen nach Nicolao dem Richter/ als wolte er sagen/ lieber Gott/ kennestu mich denn nicht. Wie sie fast an den Ort / da die Execution geschehen solte/ kamen/ fragte Nicolaus/ ob er nicht aus Franckreich? Antwort Ja. Ob er nicht Franciscus hieß? Antwort Ja. Halt/ sagte der Richter Herr Nicolaus/ dieser ist der Thäter nicht/ sondern ich/ ich wil sterben. Franciscus sagte: Nein dieser ist es nicht/ ich bin der Thäter/ ich wil sterben. Dieses wehrete so ein weile/ biß endlich der rechte Thäter aus dem Haussen sprange/ alle Vmbstände erzehlete/ daraus zu spüren war/ daß er der Thäter sein muste/ dem denn auch sein Recht wiederfuhr. Nicolaus und Francißcus aber wurden für dem gantzen Rahe geführet/ da sie erzehlen musten die Vrsach / warumb einer für den andern hätte sterben wollen/ da denn die Shrsach offenbahret/ Francisco grosse Gaben gegeben/ und er wieder heim gesand wurde.</p> <p>1. Vmb einen treuen Freund/ wenn Er recht treu ist/ ist es ein edeles Ding. Ein treuer Freund ist mit keinen Geld noch Gut zu bezahlen. Ein treuer Freund ist ein Trost des Lebens/ schreibt Syrach Cap. VI. v. 15. 16.</p> <p>2. Heutiges Tages wird man schwerlich sol- </p> </div> </body> </text> </TEI> [175/0195]
colaus/ der eine Richter/ den armen Sünder unterschiedlich an/ als solte er das Gesichte kennen/ deßgleichen blinckete der arme Sünder zu Zeiten mit den Augen nach Nicolao dem Richter/ als wolte er sagen/ lieber Gott/ kennestu mich denn nicht. Wie sie fast an den Ort / da die Execution geschehen solte/ kamen/ fragte Nicolaus/ ob er nicht aus Franckreich? Antwort Ja. Ob er nicht Franciscus hieß? Antwort Ja. Halt/ sagte der Richter Herr Nicolaus/ dieser ist der Thäter nicht/ sondern ich/ ich wil sterben. Franciscus sagte: Nein dieser ist es nicht/ ich bin der Thäter/ ich wil sterben. Dieses wehrete so ein weile/ biß endlich der rechte Thäter aus dem Haussen sprange/ alle Vmbstände erzehlete/ daraus zu spüren war/ daß er der Thäter sein muste/ dem denn auch sein Recht wiederfuhr. Nicolaus und Francißcus aber wurden für dem gantzen Rahe geführet/ da sie erzehlen musten die Vrsach / warumb einer für den andern hätte sterben wollen/ da denn die Shrsach offenbahret/ Francisco grosse Gaben gegeben/ und er wieder heim gesand wurde.
1. Vmb einen treuen Freund/ wenn Er recht treu ist/ ist es ein edeles Ding. Ein treuer Freund ist mit keinen Geld noch Gut zu bezahlen. Ein treuer Freund ist ein Trost des Lebens/ schreibt Syrach Cap. VI. v. 15. 16.
2. Heutiges Tages wird man schwerlich sol-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/195>, abgerufen am 16.02.2025. |