Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.wort geben? Vnd da sie heimkamen/ da fragte sie der Käyser: Wo seine Tochter wäre: Da sagten sie ihm: Es hette sie eine Windtsbraut hingeführet. Da war ihm gar leid. Darnach ließ der Wind die Jungfraue bey dem holen Stein nieder/ bey Sanct Johannes Zelle/ daß ihr nie kein Leid geschah. Da stund sie vor dem Stein wol gekleider/ mit einer Krone und Gewand/ und wust nicht wo sie hin solte/ und sahe sich überall umb/ ob sie jemand sehe. Da sabe sie S. Johannes Zelle/ und sie sahe hinein/ da sahe sie ihm an seinen Gebet/ liegen auff der Erden/ als Er offt thät. Da ward sie gar froh/ und ruffte mit lauter Stimme/ und sprach: Lieber HErr/ last mich durch GOtt hinein. Da erschrack S. Johannes/ und stund auff/ und sahe sich umb. Da ruffet sie ihn aber/ und bat ihn fleißig/ daß er sie einließ/ da schweig er stille. Da sahe sie aber hinein/ und bat ihn zu den dritten mahl/ daß er sie einließ/ und sprach: Ich sehe wol/ daß du ein Christe bist/ darumb soltu mir helffen. Verlöhre ich mein Leben hier/ so were es deine Schuld/ und fressen mich die Thiere/ sol klag ich es am Jüngsten Tage über dich/ so müssestu am Jüngsten Tage für Gott darumb zur Buffe thun. Nach dem/ als die Jungsfrau lange schrey/ da gieng er zu der Thür/ und da er sie sahe/ da thät er ihr auff/ und fraget sie: Wer sie were/ und wie sie darkommen were: Da sprach sie: Es wort geben? Vnd da sie heimkamen/ da fragte sie der Käyser: Wo seine Tochter wäre: Da sagten sie ihm: Es hette sie eine Windtsbraut hingeführet. Da war ihm gar leid. Darnach ließ der Wind die Jungfraue bey dem holen Stein nieder/ bey Sanct Johannes Zelle/ daß ihr nie kein Leid geschah. Da stund sie vor dem Stein wol gekleider/ mit einer Krone und Gewand/ und wust nicht wo sie hin solte/ und sahe sich überall umb/ ob sie jemand sehe. Da sabe sie S. Johannes Zelle/ und sie sahe hinein/ da sahe sie ihm an seinen Gebet/ liegen auff der Erden/ als Er offt thät. Da ward sie gar froh/ und ruffte mit lauter Stimme/ und sprach: Lieber HErr/ last mich durch GOtt hinein. Da erschrack S. Johannes/ und stund auff/ und sahe sich umb. Da ruffet sie ihn aber/ und bat ihn fleißig/ daß er sie einließ/ da schweig er stille. Da sahe sie aber hinein/ und bat ihn zu den dritten mahl/ daß er sie einließ/ und sprach: Ich sehe wol/ daß du ein Christe bist/ darumb soltu mir helffen. Verlöhre ich mein Leben hier/ so were es deine Schuld/ und fressen mich die Thiere/ sol klag ich es am Jüngsten Tage über dich/ so müssestu am Jüngsten Tage für Gott darumb zur Buffe thun. Nach dem/ als die Jungsfrau lange schrey/ da gieng er zu der Thür/ und da er sie sahe/ da thät er ihr auff/ und fraget sie: Wer sie were/ und wie sie darkommen were: Da sprach sie: Es <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0179" n="159"/> wort geben? Vnd da sie heimkamen/ da fragte sie der Käyser: Wo seine Tochter wäre: Da sagten sie ihm: Es hette sie eine Windtsbraut hingeführet. Da war ihm gar leid.</p> <p>Darnach ließ der Wind die Jungfraue bey dem holen Stein nieder/ bey Sanct Johannes Zelle/ daß ihr nie kein Leid geschah. Da stund sie vor dem Stein wol gekleider/ mit einer Krone und Gewand/ und wust nicht wo sie hin solte/ und sahe sich überall umb/ ob sie jemand sehe. Da sabe sie S. Johannes Zelle/ und sie sahe hinein/ da sahe sie ihm an seinen Gebet/ liegen auff der Erden/ als Er offt thät. Da ward sie gar froh/ und ruffte mit lauter Stimme/ und sprach: Lieber HErr/ last mich durch GOtt hinein. Da erschrack S. Johannes/ und stund auff/ und sahe sich umb. Da ruffet sie ihn aber/ und bat ihn fleißig/ daß er sie einließ/ da schweig er stille. Da sahe sie aber hinein/ und bat ihn zu den dritten mahl/ daß er sie einließ/ und sprach: Ich sehe wol/ daß du ein Christe bist/ darumb soltu mir helffen. Verlöhre ich mein Leben hier/ so were es deine Schuld/ und fressen mich die Thiere/ sol klag ich es am Jüngsten Tage über dich/ so müssestu am Jüngsten Tage für Gott darumb zur Buffe thun.</p> <p>Nach dem/ als die Jungsfrau lange schrey/ da gieng er zu der Thür/ und da er sie sahe/ da thät er ihr auff/ und fraget sie: Wer sie were/ und wie sie darkommen were: Da sprach sie: Es </p> </div> </body> </text> </TEI> [159/0179]
wort geben? Vnd da sie heimkamen/ da fragte sie der Käyser: Wo seine Tochter wäre: Da sagten sie ihm: Es hette sie eine Windtsbraut hingeführet. Da war ihm gar leid.
Darnach ließ der Wind die Jungfraue bey dem holen Stein nieder/ bey Sanct Johannes Zelle/ daß ihr nie kein Leid geschah. Da stund sie vor dem Stein wol gekleider/ mit einer Krone und Gewand/ und wust nicht wo sie hin solte/ und sahe sich überall umb/ ob sie jemand sehe. Da sabe sie S. Johannes Zelle/ und sie sahe hinein/ da sahe sie ihm an seinen Gebet/ liegen auff der Erden/ als Er offt thät. Da ward sie gar froh/ und ruffte mit lauter Stimme/ und sprach: Lieber HErr/ last mich durch GOtt hinein. Da erschrack S. Johannes/ und stund auff/ und sahe sich umb. Da ruffet sie ihn aber/ und bat ihn fleißig/ daß er sie einließ/ da schweig er stille. Da sahe sie aber hinein/ und bat ihn zu den dritten mahl/ daß er sie einließ/ und sprach: Ich sehe wol/ daß du ein Christe bist/ darumb soltu mir helffen. Verlöhre ich mein Leben hier/ so were es deine Schuld/ und fressen mich die Thiere/ sol klag ich es am Jüngsten Tage über dich/ so müssestu am Jüngsten Tage für Gott darumb zur Buffe thun.
Nach dem/ als die Jungsfrau lange schrey/ da gieng er zu der Thür/ und da er sie sahe/ da thät er ihr auff/ und fraget sie: Wer sie were/ und wie sie darkommen were: Da sprach sie: Es
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/179>, abgerufen am 16.07.2024. |