Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Maul/ und erschrickt. Kurtz / es war verlohren/ und beginnet ihm nun selbst zu grauen für dem Creutz des Esels/ doch verleiß er das Reich nicht gerne/ und sprach: Lieber Esel es gilt noch eines umb guter Gesellen willen/ aller guten Ding sollen drey seyn/ der Esel thets wol die helfft aus Furcht/ weil er allein mit ihm war/ und nahm es an. Der Löw sprach: Jenseit dem Berge ligt eine Mühle/ wer am ersten dahin kommet / sol gewonnen haben/ wiltu unten hin/ oder über den Berg lauffen? Der Esel sprach/ lauf du über den Berg/ der Löw/ als im letzten Kampff/ lieff was er Leibs lauffen konte. Der Esel bleib still stehen und dacht/ ich werde doch zum Spott/ und mache nur müde Beine/ so ich; lauffe so mercke ich wol/ der Löw gönnet mit die Ehre nicht/ so wil ich auch nicht umbsonst arbeiten. Als der Löwe über den Berg kommet/ so siehet er einen Esel für der Mühlen stehen/ Ey / (spricht er) hat dich der Teuffel bereit hergeführet/ wolan noch einmal zu rück an unsern Ort/ da er aber wieder hinüber kommet/ siehet er den Esel aber da stehen/ und muste dem Esel gewonnen geben und bekennen/ daß mit dem Creutz nicht zu schertzen ist. Also bleib der Esel König/ und regieret sein Geschlecht biß auff diesen Tag gewaltiglich in der Welt unter den Thieren. Maul/ und erschrickt. Kurtz / es war verlohren/ und beginnet ihm nun selbst zu grauen für dem Creutz des Esels/ doch verleiß er das Reich nicht gerne/ und sprach: Lieber Esel es gilt noch eines umb guter Gesellen willen/ aller guten Ding sollen drey seyn/ der Esel thets wol die helfft aus Furcht/ weil er allein mit ihm war/ und nahm es an. Der Löw sprach: Jenseit dem Berge ligt eine Mühle/ wer am ersten dahin kommet / sol gewonnen haben/ wiltu unten hin/ oder über den Berg lauffen? Der Esel sprach/ lauf du über den Berg/ der Löw/ als im letzten Kampff/ lieff was er Leibs lauffen konte. Der Esel bleib still stehen und dacht/ ich werde doch zum Spott/ und mache nur müde Beine/ so ich; lauffe so mercke ich wol/ der Löw gönnet mit die Ehre nicht/ so wil ich auch nicht umbsonst arbeiten. Als der Löwe über den Berg kommet/ so siehet er einen Esel für der Mühlen stehen/ Ey / (spricht er) hat dich der Teuffel bereit hergeführet/ wolan noch einmal zu rück an unsern Ort/ da er aber wieder hinüber kommet/ siehet er den Esel aber da stehen/ und muste dem Esel gewonnen geben und bekennen/ daß mit dem Creutz nicht zu schertzen ist. Also bleib der Esel König/ und regieret sein Geschlecht biß auff diesen Tag gewaltiglich in der Welt unter den Thieren. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0113" n="93"/> Maul/ und erschrickt. Kurtz / es war verlohren/ und beginnet ihm nun selbst zu grauen für dem Creutz des Esels/ doch verleiß er das Reich nicht gerne/ und sprach: Lieber Esel es gilt noch eines umb guter Gesellen willen/ aller guten Ding sollen drey seyn/ der Esel thets wol die helfft aus Furcht/ weil er allein mit ihm war/ und nahm es an.</p> <p>Der Löw sprach: Jenseit dem Berge ligt eine Mühle/ wer am ersten dahin kommet / sol gewonnen haben/ wiltu unten hin/ oder über den Berg lauffen? Der Esel sprach/ lauf du über den Berg/ der Löw/ als im letzten Kampff/ lieff was er Leibs lauffen konte. Der Esel bleib still stehen und dacht/ ich werde doch zum Spott/ und mache nur müde Beine/ so ich; lauffe so mercke ich wol/ der Löw gönnet mit die Ehre nicht/ so wil ich auch nicht umbsonst arbeiten. Als der Löwe über den Berg kommet/ so siehet er einen Esel für der Mühlen stehen/ Ey / (spricht er) hat dich der Teuffel bereit hergeführet/ wolan noch einmal zu rück an unsern Ort/ da er aber wieder hinüber kommet/ siehet er den Esel aber da stehen/ und muste dem Esel gewonnen geben und bekennen/ daß mit dem Creutz nicht zu schertzen ist. Also bleib der Esel König/ und regieret sein Geschlecht biß auff diesen Tag gewaltiglich in der Welt unter den Thieren.</p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0113]
Maul/ und erschrickt. Kurtz / es war verlohren/ und beginnet ihm nun selbst zu grauen für dem Creutz des Esels/ doch verleiß er das Reich nicht gerne/ und sprach: Lieber Esel es gilt noch eines umb guter Gesellen willen/ aller guten Ding sollen drey seyn/ der Esel thets wol die helfft aus Furcht/ weil er allein mit ihm war/ und nahm es an.
Der Löw sprach: Jenseit dem Berge ligt eine Mühle/ wer am ersten dahin kommet / sol gewonnen haben/ wiltu unten hin/ oder über den Berg lauffen? Der Esel sprach/ lauf du über den Berg/ der Löw/ als im letzten Kampff/ lieff was er Leibs lauffen konte. Der Esel bleib still stehen und dacht/ ich werde doch zum Spott/ und mache nur müde Beine/ so ich; lauffe so mercke ich wol/ der Löw gönnet mit die Ehre nicht/ so wil ich auch nicht umbsonst arbeiten. Als der Löwe über den Berg kommet/ so siehet er einen Esel für der Mühlen stehen/ Ey / (spricht er) hat dich der Teuffel bereit hergeführet/ wolan noch einmal zu rück an unsern Ort/ da er aber wieder hinüber kommet/ siehet er den Esel aber da stehen/ und muste dem Esel gewonnen geben und bekennen/ daß mit dem Creutz nicht zu schertzen ist. Also bleib der Esel König/ und regieret sein Geschlecht biß auff diesen Tag gewaltiglich in der Welt unter den Thieren.
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