wards durch Erziehung und Beispiel Grundsatz nichts zu glauben.
Demnach war der Besuch des Feldpredigers, den ich noch dazu als einen jovialischen Mann kann- te, das Unnöthigste, was man veranstalten konnte. Jch nahm mir vor, ihm kein Wort zu antworten, und bei dem, was er sagen würde, ganz zerstreut zu scheinen; dennoch konnte ichs nicht über mich gewinnen, einige Hiebe, die ihn selbst trafen, und spöttelnde Einwürfe zurück zu halten. Er setzte seine Besuche einige Zeit fort, hielt es aber, da er sahe, daß er nur die Zeit verdarb, für das Klügste, mich mir selbst zu überlassen.
Jch hatte mir vorgenommen, vor meinem Hin- scheiden meines Nahmens Gedächtniß durch eine That zu stiften, welche die Versammlung überra- schen und zeigen sollte, daß ich den Grundsätzen, nach denen ich bisher gehandelt, treu bliebe, sie doch aber nicht für die besten hielt. Einer der Un- terofficiere, hatte eine Physiognomie, die ich durch- aus nicht leiden konnte, ihm ahnete davon nichts, vielmehr glaubte er durch die Vermahnung und Sittensprüche, welche er bei seinen öftern Besuchen auskramte, mehr als sonst jemand zu meiner Be- kehrung beizutragen. Der Mann war mir als ein Heuchler bekannt, er war ein eigennütziger, un- barmherziger und verleumderischer Egoist, ein Chi- kaneur und Zänker, man wußte viel von heimlichen Lastern zu erzählen, die er ausübte, da er aber dar- über nie zur Rede gesetzt wurde, und öffentlich ei- nen gewissen moralischen Ernst behauptete, in sei- nem Dienst exact, und dem Chef der Compagnie, dem er auch hie und da nützlich war, nach dem Maule redete, so wurde er sehr in Ehren gehalten, hatte sich auch durch erhaltene Zulage und verschie- dene Nebeneinkünfte in Wohlstand versetzt, den er durch schmutzigen Geiz zu erhalten und zu vermeh- ren wußte.
Dieser Mann nun war es, an welchem ich die beschlossene letzte That ausüben wollte. Jch hatte
ihn
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wards durch Erziehung und Beiſpiel Grundſatz nichts zu glauben.
Demnach war der Beſuch des Feldpredigers, den ich noch dazu als einen jovialiſchen Mann kann- te, das Unnoͤthigſte, was man veranſtalten konnte. Jch nahm mir vor, ihm kein Wort zu antworten, und bei dem, was er ſagen wuͤrde, ganz zerſtreut zu ſcheinen; dennoch konnte ichs nicht uͤber mich gewinnen, einige Hiebe, die ihn ſelbſt trafen, und ſpoͤttelnde Einwuͤrfe zuruͤck zu halten. Er ſetzte ſeine Beſuche einige Zeit fort, hielt es aber, da er ſahe, daß er nur die Zeit verdarb, fuͤr das Kluͤgſte, mich mir ſelbſt zu uͤberlaſſen.
Jch hatte mir vorgenommen, vor meinem Hin- ſcheiden meines Nahmens Gedaͤchtniß durch eine That zu ſtiften, welche die Verſammlung uͤberra- ſchen und zeigen ſollte, daß ich den Grundſaͤtzen, nach denen ich bisher gehandelt, treu bliebe, ſie doch aber nicht fuͤr die beſten hielt. Einer der Un- terofficiere, hatte eine Phyſiognomie, die ich durch- aus nicht leiden konnte, ihm ahnete davon nichts, vielmehr glaubte er durch die Vermahnung und Sittenſpruͤche, welche er bei ſeinen oͤftern Beſuchen auskramte, mehr als ſonſt jemand zu meiner Be- kehrung beizutragen. Der Mann war mir als ein Heuchler bekannt, er war ein eigennuͤtziger, un- barmherziger und verleumderiſcher Egoiſt, ein Chi- kaneur und Zaͤnker, man wußte viel von heimlichen Laſtern zu erzaͤhlen, die er ausuͤbte, da er aber dar- uͤber nie zur Rede geſetzt wurde, und oͤffentlich ei- nen gewiſſen moraliſchen Ernſt behauptete, in ſei- nem Dienſt exact, und dem Chef der Compagnie, dem er auch hie und da nuͤtzlich war, nach dem Maule redete, ſo wurde er ſehr in Ehren gehalten, hatte ſich auch durch erhaltene Zulage und verſchie- dene Nebeneinkuͤnfte in Wohlſtand verſetzt, den er durch ſchmutzigen Geiz zu erhalten und zu vermeh- ren wußte.
Dieſer Mann nun war es, an welchem ich die beſchloſſene letzte That ausuͤben wollte. Jch hatte
ihn
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wards durch Erziehung und Beiſpiel Grundſatz
nichts zu glauben.
Demnach war der Beſuch des Feldpredigers,
den ich noch dazu als einen jovialiſchen Mann kann-
te, das Unnoͤthigſte, was man veranſtalten konnte.
Jch nahm mir vor, ihm kein Wort zu antworten,
und bei dem, was er ſagen wuͤrde, ganz zerſtreut
zu ſcheinen; dennoch konnte ichs nicht uͤber mich
gewinnen, einige Hiebe, die ihn ſelbſt trafen, und
ſpoͤttelnde Einwuͤrfe zuruͤck zu halten. Er ſetzte
ſeine Beſuche einige Zeit fort, hielt es aber, da er
ſahe, daß er nur die Zeit verdarb, fuͤr das Kluͤgſte,
mich mir ſelbſt zu uͤberlaſſen.
Jch hatte mir vorgenommen, vor meinem Hin-
ſcheiden meines Nahmens Gedaͤchtniß durch eine
That zu ſtiften, welche die Verſammlung uͤberra-
ſchen und zeigen ſollte, daß ich den Grundſaͤtzen,
nach denen ich bisher gehandelt, treu bliebe, ſie
doch aber nicht fuͤr die beſten hielt. Einer der Un-
terofficiere, hatte eine Phyſiognomie, die ich durch-
aus nicht leiden konnte, ihm ahnete davon nichts,
vielmehr glaubte er durch die Vermahnung und
Sittenſpruͤche, welche er bei ſeinen oͤftern Beſuchen
auskramte, mehr als ſonſt jemand zu meiner Be-
kehrung beizutragen. Der Mann war mir als ein
Heuchler bekannt, er war ein eigennuͤtziger, un-
barmherziger und verleumderiſcher Egoiſt, ein Chi-
kaneur und Zaͤnker, man wußte viel von heimlichen
Laſtern zu erzaͤhlen, die er ausuͤbte, da er aber dar-
uͤber nie zur Rede geſetzt wurde, und oͤffentlich ei-
nen gewiſſen moraliſchen Ernſt behauptete, in ſei-
nem Dienſt exact, und dem Chef der Compagnie,
dem er auch hie und da nuͤtzlich war, nach dem
Maule redete, ſo wurde er ſehr in Ehren gehalten,
hatte ſich auch durch erhaltene Zulage und verſchie-
dene Nebeneinkuͤnfte in Wohlſtand verſetzt, den er
durch ſchmutzigen Geiz zu erhalten und zu vermeh-
ren wußte.
Dieſer Mann nun war es, an welchem ich die
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/485>, abgerufen am 22.11.2024.
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